Beschreibung
Hier wurden schon einzelne Kapitel zusammengefügt.
Der Rest kommt später. Würde mich wie immer über Anregungen sehr freuen. Liebe Grüße
Prolog
Und wieder schmetterte ihre Faust gegen die Wand. Die Augen voller Tränen, doch der Blick leer. So leer. Sie hatten sich geschworen, für immer zusammenzubleiben. Doch jetzt ist nichts davon übrig. Nichts von dem, was je gewesen ist.
Sie war wütend. So wütend. Am meisten auf sich selbst. Immer wieder schnellte ihre geballte Hand gegen das Gemäuer. Doch sie fühlte keinen Schmerz mehr. Schon seit Jahren nicht mehr. Und sie wünschte es sich doch so sehr. Wo war die Zeit geblieben, in der sie unbeschwert lachen konnte? So richtig echt aus tiefstem Herzen? Mit ihm zusammen? Eine einsame Träne bahnte sich einen Weg über ihre blasse Wange. Keine Träne der Wut. Es war vielmehr eine Träne der Einsamkeit. Wo war die Zeit hin? Scheiße, wo war die Zeit hin?
Ihre Hände zitterten. Langsam sackte sie auf dem Fußboden zusammen.
Keiner war mehr da. Nur sie. Ganz allein. Keiner, der sie hätte in den Arm nehmen können. Keiner, der hätte sagen können: “Es wird alles gut, Baby.“. Keiner. Und es fühlte sich so beschissen an, obwohl sie kaum noch irgendetwas fühlte. Oder vielleicht gerade deshalb.
Es war ein scheiß Gefühl, nichts mehr fühlen zu können.
Kapitel 1
Man kann den Zug schon hören. Das Hupen wird immer lauter. Die Schienen quietschen – ein Geräusch, das viele Menschen wahnsinnig macht. Für Jamie ist es ein Geräusch der Erleichterung.
Es weht ein kühler Wind in dieser wolkenlosen Nacht.
Die alte Kirchenuhr hat gerade 10 geschlagen, als der Interregio-Express endlich einfährt.
Es ist kaum jemand da. Ein älterer Mann mit Hornbrille und einer Zeitung in der Hand, die leicht im Wind raschelt. Ein junges Paar, fast noch Kinder, dass sich schmerzlich voneinander verabschiedet.
Jamie wirft einen letzten Blick zurück.
Das alles wird bald Vergangenheit sein. Bald wird sich hier niemand mehr an dich erinnern. Mit der letzten Lautsprecheransage griff schließlich auch sie nach ihrer Tasche. Sie enthielt nur das Nötigste. Wahrscheinlich hatte sie in der Eile die Hälfte vergessen einzupacken. Aber was machte das für einen Unterschied? Sie wollte neu anfangen. Warum dann nicht gleich mit einer neuen Tube Zahnpasta oder einem neuen Paar Socken? All diese Dinge kann man ersetzen. Doch ein kaputtes Herz nicht. Ja, die Zeit heilt Wunden – aber Narben bleiben und von Zeit zu Zeit platzt auch eine schon verheilt geglaubte Verletzung wie aus dem Nichts wieder auf.
Und manchmal – dann, wenn sich diese verdammte Leere wieder auszubreiten droht - will man einfach nur weg.
Kapitel 2
Den kleinen Papierfetzen noch in der Hand, zog sich Sam seine Jacke über. Hastig schlüpfte er in seine abgetragenen Sneakers. Ein schneller Ruck und die Wohnungstür fällt mit einem, für diese Uhrzeit, viel zu lautem Knall ins Schloss.
Ganz und gar außer Atem fand er sich an der immer noch stark befahrenen Hauptstraße wieder. Erneut las er den mittlerweile völlig zerknitterten Zettel. Seine Hände zitterten als er ihre vertraute Handschrift wahrnahm. „Sorry, ich bin weg. Mach dir keinen Kopf.“
Ein leiser Schrei entfuhr ihm. Keinen klaren Gedanken zu fassen war er mehr in der Lage.
„Was soll das Jamie? Wo bist du? Verdammte scheiße, wo steckst du?“