Herr F. war einst null Jahre alt. Er lag in einem Bauch. Er wurde erwartet. Seine Mutter freute sich auf ihn. Sein Vater machte sich Sorgen, ob alles gut gehen würde. Er lag da im Fruchtwasser, gespiesen von der Plazenta, er wartete darauf, ins Leben zu treten, ohne zu wissen, was das ist - das Leben.
Herr F. war einst 10 Jahre alt. Er tollte herum mit anderen Kindern. Er vergass Hausaufgaben, zerriss sich die Hosen beim Bäumeklettern, erhielt zuhause eine Abreibung. Es ängstigte seine Eltern, wenn er mal wieder die Zeit vergass und zu spät nach Hause kam. Sie wollten nur sein Bestes.
Herr F. war einst 14 Jahre alt. Er war nicht mehr Kind und noch nicht Mann. Er war verwirrt. Er wusste nicht, was er am nächsten Wochenende tun sollte, aber man verlangte von ihm, zu wissen, was er mit seinem Leben tun wollte.
Herr F. war 20. Er war 30. Er war 40. Es gab Kurven, es gab Sackgassen, es gab Abzweigungen. Er nahm eine davon.
Herr F. ist 73 Jahre alt. Er hat 7 Kinder mit seiner Frau und 6 Enkelkinder, die gleichzeitig seine eigenen Kinder sind. Gezeugt mit seiner Tochter in einem Verliess, in das er sie vor 24 Jahren sperrte. In Kellerräumen, in denen auch seine Enkel, die seine Kinder sind, dahin vegetierten.
Herr F. ist 73 Jahre alt. Jeder kennt ihn. Jeder weiss alles über ihn. Seine Mutter lebt längst nicht mehr. Seine Mutter, die ihn einst getragen hat, die sich auf ihn freute, die ihm das Leben schenken wollte. Die ihn glücklich sehen wollte. So wie jede Mutter.