Latrinalia
Marc’s Magen rebellierte. Eine ziemlich ungünstige Situation, nachts mitten auf der beschissenen Autobahn, fand er. Der starke Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe des Mercedes B-200 Turbo. Verbissen hielt er Ausschau nach einem Hinweisschild irgendeiner Raststätte oder einem WC. Doch nichts, rein gar nichts dessen zeigte sich auf dieser scheiß Autobahn. Ja, scheiß Autobahn. Er musste Lachen.
Dann im Augenwinkel sah er ein Schild vorbeihuschen und er war sich sicher das WC erkannt zu haben. Marc drosselte das Tempo und schaute wachsam zur rechten Fahrbahnseite um die Ausfahrt nicht zu verpassen. Und endlich der erlösende Hinweis. WC 300m.
Er machte keine Anstalten in eine Parklücke, auf dem sonst leeren Platz, zu fahren, sondern hielt direkt vor der öffentlichen Toilette, sprang aus dem Wagen und stürmte hinein. Marc machte sich trotz seines starken Bedürfnisses die Mühe, den Toilettensitz mit Papier zu bedecken. Dann ließ er sich nieder. Vom Druck befreit, harrte er noch einen Moment aus und las einige Klosprüche an den Wänden der Kabine. Ich lutsche Schwänze für Euros, hieß es in einem, eine Handynummer war direkt daneben geschrieben. Ich habe hier geschissen! Direkt darunter stand in anderer Handschrift: Ich auch! Marc griff in die Innentasche seiner Jacke um seinen Kugelschreiber herauszuholen, als sein Blick auf einen in Augenhöhe geschriebenen Satz traf. DU WIRST STERBEN! , stand dort in glänzend, roten Buchstaben geschrieben.
Die massive Deckenplatte des Toilettengebäudes löste sich lautlos, rauschte herab und spaltete seinen Schädel in der Mitte. Zuckend kippte Marc’s Körper vornüber auf den gefliesten Boden. Hirnmasse vermischt mit Blut rutschte gemächlich in die Richtung eines Abflusses im Boden, der für Säuberungsarbeiten bestimmt war. Die Glieder des Leichnams zappelten noch einen Moment lang, dann blieb er regungslos.
Ein weiterer Spruch in rot an der Wand lautete: Na? Zuviel versprochen?