Beschreibung
Oder auch die neue Methode a la Sebastian Fitzek: Einen Roman rückwärts schreiben. Yeah Yeah!
Ich zog mir den dunklen Mantel noch enger zu und hoffte, dass Ben zu Hause war.
"Esther?"
"Kann ich zu dir?"
Ben blickte sich kurz im Hausflur um und nickte. Als ich seine Wohnung betrat, gab er mir einen langen Kuss auf den Mund. Seine Hand strich vorsichtig über meinen Rücken, während ich ihn immer noch umarmte.
"Sieh mich an"; meinte er dann, "und sag mir, was passiert ist."
Ich antwortete nicht und Ben konnte sich wohl alles denken. Er schwieg, als er mir den Mantel langsam über die Schultern abstreifte. Ich befürchtete, dass meine Beine mir jeden Moment den Dienst versagen würden und Ben schien das zu bemerken.
"Komm mit ins Wohnzimmer, Esther."
Ich setzte mich langsam auf Bens Sofa und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Meine Bauchschmerzen wurden immer unerträglicher. Ben legte mir eine Decke über die Schultern und setzte sich neben mich.
"Ich lass dich nicht mehr zu ihm gehen."
Ich sah, dass ihm das Wasser in die Augen stieg.
"Warum hat er dir das wieder angetan?"
"Er hat wieder getrunken", antwortete ich.
Beschämt schaute ich noch zu Boden und hielt mir beide Hände vor den Bauch. Ja, ich schämte mich, dass ich so etwas mit mir machen ließ. Regelmäßig. Und wofür ich mich noch viel mehr schämte war die Tatsache, dass ich nicht wusste, warum ich bei ihm blieb.
Ben legte seine Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich hab mit jemandem gesprochen, dem ich vertraue, Esther."
"Was heißt das?"
"Es gibt eine Möglichkeit. Und zwar nur eine."
Ben stand auf und reichte mir ein Glas Orangensaft, das ich dankend annahm.
"Flipp nicht aus, wenn ich dir das jetzt sage. Ich hab mit meinem Chef geredet, ziemlich lange."
"Mit Sorbach?"
"Genau."
Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder besorgt sein sollte. Vermutlich entschied ich mich dann für eine Art Zwischending. Ich wusste, dass mein Bruder immer gut auf Sorbach zu sprechen war, aber trotzdem behagte mir der Gedanke nicht. Immerhin war Maximilian Sorbach ein Fremder, wenn auch der hochrespektierte Chef meines Bruders und Bens.
"Du weißt, ich vertrau ihm zu hundert Prozent. Er könnte ja mein Vater sein und für mich ist er es irgendwie auch. Na, ja, sowas Ähnliches."
"Hör auf dich dafür zu rechtfertigen. Es ist ja okay."
"Gut, Esther. Also hör mir jetzt ganz genau zu."
Ben nahm meine Hände und kniete sich vor mir nieder.
"Ich liebe dich. Und zwar so sehr, dass du es dir wahrscheinlich nicht vorstellen kannst."
Ich lachte verlegen und bedankte mich.
"Eine Affäre mit dir reicht mir nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Ehrlich gesagt hat sie mir nie gereicht, aber das weißt du ja."
"Mir auch nicht."
"Wir wollen euer Haus morgen stürmen und deinen Mann drankriegen. Das ist die einzige Chance, die wir noch haben. Beziehungsweise die einzig legale."
"Wie bitte?" Zu behaupten ich wäre in diesem Moment erschrocken gewesen war schlichtweg untertrieben. "Stürmen?"
"Genau. Natürlich, wenn die Kleine außer Reichweite ist. Mach dir darum keinen Kopf."
Ein Haus stürmen - das kannte ich bis jetzt aus Actionfilmen. Dass es mich selbst mal treffen würde, daran hatte ich noch nie im Leben einen Gedanken verschwendet.
"Ich wollte dich damit eigentlich nicht überfallen, sondern dir alles in Ruhe erklären. Tja, Plan gescheitert."
"Ich bin gerade ein bisschen nervös, Ben. Über was hast du mit Sorbach alles gesprochen?", wollte ich wissen.