Fantasy & Horror
Ken no Kage - Schatten des Schwertes

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"Ken no Kage - Schatten des Schwertes"
Veröffentlicht am 06. August 2012, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Ken no Kage - Schatten des Schwertes

Ken no Kage - Schatten des Schwertes

Blutbespritzes Mädchen

Ein Ruf hallte durch die Nacht: „Herr, sie ist ausgebrochen!“
„Tötet sie. Wenn wir dieses Wesen nicht vernichten, ist das das Ende der Menschheit. Holt die Bogenschützen und weckt meine besten Krieger.“, Die Ruhe, die in der Stimme des Feldherren Iori    Mikage mitschwang, war seltsam angesichts der Bedrohung, die grade durch das Schloss wütete. Ein siegessicheres Lächeln zuckte über die scharfkantigen Gesichtszüge des Kriegers und mischte sich mit kalter Berufserfahrung.
Nun lebte Iori schon seit 15 Jahren an diesem Hof, aber er hatte „das Wesen“, das er töten lassen wollte, noch nie mit eigenen Augen gesehen. Ob es nun Furcht oder einfach nur Desinteresse war, war ungewiss. Hätte man den Feldherren gefragt, hätte er bestimmt auf Zweiteres plädiert und damit argumentiert, dass es keinen Unterschied mache, ob er wisse, was er töten sollte, sobald die Zeit gekommen war.
Dieses Wesen brach grade mit brachialer Kraft durch die Wand des Schlosses, das die Bogenschützen bereits mit Pfeilen in Brand gesetzt hatten, in Hoffnung, die Bedrohung darin würde dem Inferno ebenfalls zum Opfer fallen. Doch diese Hoffnung erstarb als weitere Schreie die Stille der Vollmondnacht durchschnitten.
Langsam wich die Siegessicherheit aus dem Gesicht Ioris und die Ruhe aus seiner Stimme: „Jetzt tötet sie endlich!“
„Sie ist zu schnell, Herr! Wir bekommen sie nicht zu Fassen!“, rief einer der Soldaten und wurde noch im selben Atemzug von einer Klinge durchbohrt.
Ca. 20 Meter hinter dem grade zu Boden gehenden Soldaten stand eine junge Frau, deren wohlproportionierter Körper mit Blut verschmiert war und deren langes, schneeweißes Haar wirr im kühlen Nachtwind wehte.
Einige Schauer durchzuckten Feldherr Mikage und doch stieg gleichzeitig ein starkes Verlangen in dem Mann auf. Zitternd, teils vor Furcht, teils vor Anspannung, legte er eine Hand an seinen Schwertgriff: „Komm nicht näher!“
„Ich habe deinem Herren treu gedient und jeden seiner Feinde in die Hölle geschickt, und dieser ganze Wirbel um mich ist der Dank für meine Dienste?! Ersticken sollen er und seine Männer an den Lügen, die über ihre Lippen kommen!“, die Stimme der Frau war voller Schatten, aber dennoch  samtweich, genau wie ihre Bewegungen, als sie langsam auf den Feldherren zukam.
Dieser war trotz seiner 20 Jahre Berufserfahrung völlig überfordert mit der Situation. Auch, wenn er es sich nie eingestehen würde, hinderte ihn das Aussehen seines Gegenübers ihn am Angriff. In seinem Kopf war es einfach nicht kompatibel, dass eine so hübsche junge Frau ein Monster sein könnte.
Schließlich war die blutbesudelte Schöne bei ihm angekommen. Es dauerte nur wenige Sekunden, und doch lief für den Feldherren alles in Zeitlupe ab. Er sah jedes Detail. Ihre Graugrünen Augen, die klauenbewehrte Hand, die sich insgesamt vier Mal durch seinen Torso bohrte, das Blut, das aus den Wunden quoll und den Boden, der immer näher kam...

Verstoßener Ronin

 

Langsam rieselten Schneeflocken vom bleigrauem Himmel.

Es war Mitte Dezember in dem kleinen, heruntergekommenen Dorf und eiskalt.

Im Eingang der Schmiede des alten Kurosaki saß eine junge Frau, jene Frau, die den Feldherren Iori Mikage getötet hatte. Ihr noch immer blutbefleckter Körper war in eine dünne Decke gehüllt, die aber angesichts der eisigen Temperaturen nicht viel brachte.

Starkes Zittern schüttete den schlanken Körper der jungen Frau und auch die Schmiede, in der der junge Lehrling des alten Kurosaki grade ein glühendes Eisen bearbeitete, schenkte der Frau, die fast noch im Mädchenalter war, nicht die erwünschte Wärme.

Der ehemals so wilde Blick der grün-grauen Augen war gebrochen und leer. Die feingeschwungenen Lippen waren mittlerweile fast blau.

Trotz des erbärmlichen Anblicks, den die Frau bot, gingen alle, die an der Schmiede vorbeikamen nur kopfschüttelnd weiter.

Dabei ging von ihr momentan nichts gefährliches aus. Sie hätte wahrscheinlich für etwas Essbares oder eine zweite Decke alles getan.

Ihre Lunge brannte mittlerweile angesichts der Kälte und der vielen Schneeflocken, die sie bereits eingeatmet hatte, bei jedem Atemzug. Lange würde die Weißhaarige es nicht mehr aushalten und erfrieren.

Sie kauerte sich zusammen und legte den Kopf auf ihre Knie, als sich ein spöttischer Ruf über das allgemeine Murmeln und Handeln erhob: „Schaut mal! Da kommt der edle Samurai!“

Schallendes Gelächter brach aus, als ein junger Mann, etwa 19, die Straße entlang ging.

Seine Kleidung war teilweise schon zerrissen und sehr abgetragen und sein schwarzes, schulterlanges Haar stand wirr zu allen Seiten hin ab. Das Einzige an dem Mann, dass an einen Samurai erinnerte, war das gut gepflegte Katana an seiner Hüfte. Scheinbar war er ein Ronin, ein herrenloser Samurai. Solche Männer besaßen in der Gesellschaft kein Ansehen und keine Ehre mehr.

Unter dem Gelächter der Dorfbewohner bahnte sich der Ronin seinen Weg durch das Dorf. Mit den schmalen Lippen stumme Flüche formend und mit gesenktem Haupt kam er ebenfalls an der Schmiede vorbei und brachte Mikages Mörderin damit auf die Idee, ihn zu bestehlen. Belangen würde sie dafür ja keiner.

Mit durch die Kälte steifen Gliedmaßen erhob die Weißhaarige sich und folgte dem Ronin mit etwas Abstand.

Etwas stutzte sie, als der ehemalige Samurai im Wald, der in einem schillernden Weiß erschien,verschwand. Hatte er denn kein Haus oder eine Familie, bei der er leben konnte? Kurz zweifelte die junge Frau und war kurz davor, ihr Vorhaben aufzugeben. Diese Idee verwarf sie aber, hungrig wie sie war, schnell wieder.

Aber da hatte sie ihr Opfer schon verloren. Leise, zischende Flüche kamen über ihre aufgesprungenen Lippen, als sie sich suchend in der fremden Welt, die man den winterlichen Wald nannte, umsah.

Als sie sich etwas drehte, wurde von hinten eine Klinge an ihre Kehle gedrückt und ein Arm legte sich um ihre Taille

„Wieso zur Hölle verfolgst du mich?!“, zischte eine raue, leicht heisere Stimme direkt neben ihrem Ohr.

Ihr Herz begann zu rasen, als sie zur Antwort ansetzte: „Ich.. habe mich verlaufen...“

Ruckartig wurde die Klinge von ihrer Kehle entfernt und sie herumgerissen. Erschrocken schaute sie direkt in das Gesicht des Ronins, das zu einer Maske aus Wut und Hass verzerrt war.

Schließlich seufzte der junge Mann und ließ sie los: „Geh nach Hause, zu deiner Familie. Dies ist kein Ort für kleine Mädchen.“

„Welche Familie?!“, fragte sie und schaute dem Ronin in die Augen, „Ich bin auf der Reise. Darf ich nach Eurem Namen fragen?“

„Der tut doch nichts zur Sache. Für die Bastarde da draußen bin ich eh nur ein namenloses Nichts.“, entgegnete der junge Mann hart und steckte sein Katana weg, „Jetzt hau schon ab. Nochmal verschone ich dich nicht.“

„Natürlich. Dafür bin ich Euch und Eurer Gutmütigkeit auch dankbar, aber verlangt nicht auch diese Gutmütigkeit, dass ihr mir wenigstens Unterkunft für eine Nacht gewährt? Ansonsten werde ich erfrieren.“, die ehemals so weiche Stimme der jungen Frau war nur noch ein leises Krächzen.

Der Kiefer des jungen Ronin spannte sich an: „Eine Nacht. Morgen bist du verschwunden, ist das Klar?!“

„Ich danke Euch. Ich heiße übrigens Chikage.“, stellte die Weißhaarige sich vor und verbeugte sich. Damit, dass sie ihren Namen nannte, hoffte sie, dass auch der ehemalige Samurai seinen Namen verriet.

„Naoki.“, murmelte der Ronin. Dies war nicht sein wirklicher Name, aber der erste, der ihm einfiel, „Jetzt komm. Es wird bald dunkel.“

Abschätzend blickte Naoki auf den Horizont, wo die blasse Dezembersonne schon langsam unterging.

Chikage nickte, obwohl ihr Nacken durch die Kälte steif war und bei jeder Bewegung schmerzte: „Ist es da, wo Ihr wohnt denn auch warm?“

„Wärmer als hier draußen alle Male.“, meinte der junge Mann nur und ging in Richtung Osten, auf ein Gebirge zu, wo der Schnee immer höher wurde.

Für den hochgewachsenen Naoki stellte der hohe Schnee kein Problem da.

Bei der knapp 1,50 Meter großen Chikage sah das schon ganz anders aus. Ihre Schritte wurden immer tapsiger, je höher der Schnee wurde, die Nebelwölkchen, die ihr Atem in der Luft erzeugte, wurden immer größer und immer öfter stürzte die junge Frau.

„Jetzt beeile dich schon! Ich habe nicht die Zeit, auf dich zu warten!“, rief Naoki gegen den sich anbahnenden Schneesturm an.

„Ich kann nicht mehr...“, die Stimme der Weißhaarigen war noch krächzender geworden und es fiel der jungen Frau schwer, die Augen noch offen zu halten. Zu sehr zehrten die Kälte und der Hunger an ihren Kräften. Mit jedem Schritt wurde ihr Gang zittriger und unsicherer.

Mit dieser scheinbaren Schwäche entlockte sie Naoki einen genervten Seufzer: „Das darf doch wohl nicht wahr sein...!“

Bevor die hübsche Frau noch einmal stürzen konnte, stand der Ronin schon neben ihr und hob sie hoch. Da sie zitterte wie Espenlaub und ihre Lippen bereits hellblau waren, zog der Schwarzhaarige seinen etwas unfreiwilligen Gast eng an seine Brust, um sie zu wärmen.

Chikage verringerte den Abstand zu Naoki instinktiv noch etwas und lehnte den Kopf an seine Brust. So konnte sie seinem Herzschlag lauschen, der sie eigentümlicher Weise an ein Wiegenlied aus ihrer Kindheit erinnerte. Mit diesen Erinnerungen vor Augen schlief sie bald in seinen Armen ein.

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MeiAkatsuki

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MeiAkatsuki Re: -
Zitat: (Original von RosaSaftflasch am 07.08.2012 - 01:46 Uhr) Sehr schön, wird es dazu denn eine Fortsetzung geben?

Ja, wird es. ich arbeite dran
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