Beschreibung
Eine junge Frau ändert ihr Leben.
Verträumt sitzt Irene am Fluss, beobachtet die Enten und die Schwäne. Die Sonne strahlt gleißend am Himmel. Es ist sehr, sehr heiß. Verträumt wirft sie Steine in den trübbraun schimmernden Strom. Beladene Schiffe gleiten geräuschvoll vorbei. Im Hintergrund fährt eine Horde Jugendlicher mit ihren Fahrrädern plärrend herum. Ihre Schuhe stellt sie auf die Kieselsteine, tritt vorsichtig in die Fluten des Flusses. Hinab mit mir... immer tiefer...keine Menschenseele... wird um mich trauern... wer liebt mich? Keiner! Ich bin doch bloß das kleine stinkende, ungezogene Göre, dass allem Gehorsam des Vaters widerspricht. Ja die Geschwister sind brav und gehorsam, sie tun, was der alte versoffene, grausame Mensch befiehlt - sie nicht! Sie will und kann so nicht mehr leben. Über und über voll ist ihr Körper von Ekzeme und Eiterpusteln. Sie ist rundlich und unansehnlich Ihre Haare sind fettig.
Erschrocken, zieht sie die Füße aus dem Wasser. Ich bin stark, denkt sich Irene. Die Fluten sehen mich nicht. Es wäre doch gelacht, wenn ich diesen alten, grausigen Menschen nicht besiege. Mag kommen was will, ohne die Irene. Los geht es. Sie läuft aus dem Wasser, zieht ihre Schuhe an und spaziert zu ihrem weißen Corsa zurück. Fröhlich fährt sie nach Hause. Sie wirft ihre Klamotten auf einen Haufen, duscht sich - kleidet sich fein ein und eilt davon. Weg!!!
Wohin nun? Es ist Samstagabend. In eine Disco oder in ein Bistro? Auf ein Fest? Erst einmal an eine Telefonzelle. Einladend steht das Telefonhäuschen im gelben Gewand am Straßenrand. Sie sucht Kleingeld aus ihrer Geldbörse und wählt die liebste Nummer ihres Lebens.
Eine Frauenstimme meldet sich: „Ja!“
Irene knallt die Gabel wieder auf. Mist denkt sie... wieder nur die Frau Mutter. Mit dieser will sie nicht sprechen, ihren Sohn hätte sie gerne gehört. So schlendert sie geknickt zu ihrem Wagen zurück. Wohin? Sie startet den Personenwagen, fährt los. Hunger hätte sie... sie hat seit heute Morgen nichts mehr gegessen. An einen Schnellimbiss! Sie kauft sich dort ein halbes Hähnchen mit einer Scheibe Brot. Verzerrt diese Speise sitzend in ihrem Fahrzeug. Sie starrt entsetzt auf ihre Armbandarm, verdammt erst 22.00 Uhr. Wohin? Sie steuert ihr Auto wahllos durch die Gegend. Von einer Ortschaft zur nächsten. Wo nur alle ihre früheren Freundinnen sind? Die Freundinnen sind verheiratet und ziehen jetzt ihre Kinder groß. Weinend rast sie auf der Landstraße dahin. Ihr Körper schmerzt, die Haut juckt. 23.00 Uhr. Noch mindestens eineinhalb Stunden muss Irene noch kreuz und quer durch die Gegend gondeln. Benzin unnutz verfahren. Sie wohnt mit ihren 34 Jahren noch zu Hause bei ihren Eltern. Drei Schwestern haben dieses vor langer Zeit verlassen. Sie hockt mit ihrer ältesten Schwester dort noch herum. Dort ist es unerträglich. Jeden Abend ein großes Theater. Der Vater ist chronischer Alkoholiker und die Mutter rat- und hilflos. Irene ist gefangen in einem Spinnennetz. Verzweifelung macht sich oft in ihrem Leben breit.
Bald ist wieder Winter, darauf freut sich Irene wie eine Schneekönigin. Weg von daheim - verreisen in das Gebirge. Einmal in ihrem Leben war sie bisher sehr mutig, sie riss eine Mauer ein, die sie nie mehr aufrichten kann. Sie fuhr an Weihnachten mit der damaligen Freundin Babette ins Gebirge. Dort sollte sich ihr Leben komplett ändern. Zuvor allerdings ging Irene durch die Hölle. An diesem Abend als sie wieder einmal alleine - wie schon so oft in ihrem Leben durch die Gegend fährt, erinnert sie sich an die Höllenqualen in ihrem Leben. Sie ist entschlossener denn je diesen Qualen zu entfliehen... alles hinter sich zu lassen. Ihre große Liebe erwidert ihre Liebe nicht... auf diesen Mann braucht sie nicht zu warten. Er stürzt sie nur noch weiter ins Unglück!!! Vorwärts Marsch Irene sagt ihr ihre innere Stimme. Du schaffst das, du bist stark. Sie war 6 Wochen auf Kur gewesen, dort wurde sie für diesen gravierenden Schritt in ihrem Leben vorbereitet. Das Familienschiff soll sinken... sie geht nicht mit unter.! Ihr Plan steht. - sie geht....!! Sie verlässt das Elternhaus!!! Alleine - ohne Begleitung! Sie ist stark und mutig! 34 Jahre Kampf und Entbehrung! Es reicht!!!