Amerika. Wilder Westen, im Jahre 1879. Ein Krieg bahnt sich an zwischen Zwei Ranches und mittendrin Zwei Wesen die dort nicht das geringste zu suchen haben. Finden Sie zusammen und können Sie den Krieg verhindern? Ein Sturm zieht auf! Im Verstand, im Herzen! Verletzungen müssen versorgt werden! Ist das die Wahrheit oder eine Halluzination? Was man glaubt zu sehen, zu hören, zu fühlen?
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“Wenn du Hilfe brauchst sag Bescheid Bill. Sobald mein Dach fertig ist, könnte ich dir helfen.”
“Das werde ich tun. Danke dir, doch wolltest du nicht dein Haus weiter aus bauen?”
“Die Pläne stehen. Nur wann ich anfange weiß ich noch nicht.”
“Für wie viele Zimmer hast du dich jetzt entscheiden?”
“Für vier. Zwei auf jeder Seite.”
“Warum so viele?”
“Ich will eine große Familie haben.”
“Das sind ja ganz neue Töne von dir.”
“Jeder kann doch seine Meinung ändern, oder nicht?”
“Doch natürlich.”
“Ich werde schon noch eine Frau finden.”
“Daran glaube ich fest Chris.”
“Also kann ich dann auch eine große Familie haben.”
“Mach kleine Schritte. Sonst verlierst du zu schnell die Hoffnung.”
“Lass mir mal meine Hoffnung, alter Mann.”
“Musst du gerade sagen Grünschnabel. Ich bin in meinen besten Jahren. Du dagegen bist gerade einmal aus den Windeln heraus. Ich bin noch lange nicht alt.”
“Na klar. Wer hat von uns beiden denn die grauen Haare? Die kommen bestimmt von vielen Denken oder was?”
“Chris Chris Chris, du mit deiner zügellosen Zunge. Sei vorsichtig!”
“Oh! Wer klappert denn da mit seinen Zähnen. Jetzt habe ich abbb….”
Bevor Chris seine stichelnden Worte komplett aussprechen konnte, lag er auch schon auf dem Boden, wurde einmal herum gewirbelt und eher Chris auch nur bewusst wurde, wie ihm geschah, kniete Bill hinter ihm, seinen Arm um Christian seinen Hals geschlungen und behielt ihm in den Schwitzkasten. Bill konnte nicht anders und brach in Lachen aus. Es war ein so herzliches Lachen das Chris, wenn auch stark beeinträchtigt, mitlachen musste. Es hörte sich eher so an, als ob Chris ersticken würde. Chris beruhigte sich schneller, denn ihm war diese Situation äußerst peinlich.
“Du weißt…schoonn,…alter Mann…dass das… unfair von dir war!”
Chris wollte es so ernst wie möglich sagen, doch durch seine missliche Lage, konnte er es nur heraus pressen und so verfehlte seine Worte ihre Wirkung, denn Bill prustete erneut los. Er brauchte eine Weile bis er sich wieder ein kriegte.
“Ich hatte dich gewarnt, dein loses Mundwerk im Zaum zu halten.”
Bill wischte sich die Tränen weg die während seines Lachanfalls über seine Wangen gelaufen waren. Chris stöhnte.
“Jetzt lass mich endlich los. Du hattest deinen Spaß.”
“Aber nicht bevor ich das noch getan habe.”
Bill hatte seine linke Hand zu einer Faust geballt und rieb mit seinem Knöchel gegen Christians Kopfhaut, der dadurch laut aufschrie.
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“AH!”
Bill musste kichern und gab dann nach und ließ ihn los. Doch er wäre nicht Christian gewesen, hätte er sich das gefallen lassen. Er nutzte die Gelegenheit, da Bill für einen Moment sich eine Hand über die Augen gelegt hatte und so den Angriff von ihm nicht kommen sah. Er warf Bill, rücklings zu Boden. Dann setzte er sich selbstgefällig auf Bill seinen Brustkorb und mit einen triumphierenden Grinsen im Gesicht sah er dessen verdutztes Gesicht. Bill schaute Christian, Stolz und eine tiefe Zuneigung durchströmten ihn. Doch er sah auch den Schalk in Christians Augen und das reichte für ihn, um erneut in ein schallendes Lachen auszubrechen. Diese Reaktion hatte Christian nicht erwartet und so stutzte er für einen Moment, um über sein Lachen nachzudenken. So passte er nicht auf und Bill gab seinen Oberkörper einen so kräftigen Ruck nach oben, sodass Christian über Bill seinen Kopf hinweg flog. Man hörte einen dumpfen Aufprall, ein Stöhnen und danach folgten die schlimmsten Schimpfworte die man nur in einer Bar aufschnappen konnte.
Bill lachte. Es fühlte sich fantastisch an. Das hatte ihm gefehlt. Christian hatte ihm gefehlt. Dadurch dass er älter wurde, ging an ihm viel verloren. Das hier, das beisammen sein und das spielerische Raufen, hatten Bill doch sehr gefehlt. Das merkte er jetzt deutlicher den je.
“Bill, hör auf zu lachen.”
Doch Bill verstand Christian falsch und so schüttelte ein erneuter Lachanfall Bill seinen Körper. Christian verdrehte die Augen.
“Oh Mann. Bill hör doch mal auf. Ich mein es ernst.”
Bill stutzte. Es lag dieser Unterton in Christians Stimme der ihn inne halten ließ. Doch ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, als er sich zu Christian ganz umdrehte.
“Hast du etwa schon genug?
Gibst du auf?”
“Ja, ist klar. Du hast gewonnen, alter Mann. Deine grauen Haare haben mich besiegt. Aber das meinte ich nicht. Leg mal deine Hand auf dem Boden und sag mir was du fühlst!”
Bill nickte und wusste sofort Bescheid. Er tat es Christian nach, ohne ein Wort legte er seine Hand flach auf den Boden. Normalerweise funktioniert es am besten, für Anfänger, wenn der Boden unbedeckt war. Da hier aber Weideland war und sie nicht im geringsten daran interessiert waren, Schnee und Gras erst zu entfernen, musste es auch so funktionieren. Und das tat es. Bill schloss noch zusätzlich die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Es war kaum zu spüren. Ein Stadtmensch hätte vermutlich nur dumm geguckt und nichts bemerkt. Cowboys aber, wie Bill und Christian, mussten das lernen, um sich schützen zu können. Das gehörte zum Überlebendstraining dazu. Was Christian und Bill spürten waren Vibrationen die über die Erde weiter geleitet wurden. Erfahrene Cowboys oder Indianer konnten diese Vibrationen über mehrere Meilen weit spüren und aus ihnen lesen. Sie wurden ausgelöst durch Tiere. Große Tierherden wie die von Pferde, dem Bison oder von Rindern. War solch eine Herde in Rage versetzt worden, die blindlings drauf los stürmte, müssten sie sich schützen, indem sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Die Vibrationen sagte ihnen, was für eine Herde da unterwegs war, wie groß sie sein könnte und auch aus welcher Richtung sie kommen würden. Ohne dieses Wissen schwebte man in Lebensgefahr. Dies war mit den häufigsten Todesursachen für Cowboys. Die sinnlosen und albernen Schießereien ausgeschlossen. Sie gehörten einfach zum Alltag dazu und kein Hahn krähte nach einem toten Cowboy, der versucht hatte, beim Pokern, zu betrügen.
“Es sind Pferde, aber es können nicht viele sein. Zu wenig Hufschläge und eine zu schwache Vibration.”
Christian drehte seinen Kopf in die Richtung aus der er die Pferde vermutete.
"Sie kommen von der Ranch. Kann das sein?"
Bill schaute zu Christian und blickte dann in die Richtung der Ranch. Er wusste das er Recht haben könnte, doch warf das wieder Rätsel auf.
“Du hast Recht Bill. Ich meine, es sind vielleicht Zwei oder Drei Pferde und beschlagen dazu. Also keines von den Wildpferden.”
“Mmh, ja. Gut erkannt Chris. Es sind Zwei Pferde und hast du auch eines von Ihnen erkannt?”
"Bist du sicher das es nur Zwei sind?"
Christian stutzte einen Moment.
“Wie erkannt?
Glaubst Sie sind von uns?"
Er schaute Bill mit prüfendem Blick in das Gesicht.
"Du hast eine Ahnung, stimmts? Wenn du eine Ahnung hast, dann Spuk sie schon aus.”
“Ha Ha. Da siehst du mal, was das Alter für ein Vorteil hat. Ich meine eines davon ist Grysbo. Die Art und Weise wie die Stärke und die Hufen auf dem Boden aufkommen, ja, ich bin mir sicher, dass das eine Pferd Grysbo ist.”
“Moment!“
Christian schloss die Augen und legte beide Hände auf dem Boden.
“Und wieder ein Punkt für den alten Mann. Du hast Recht. Es ist der Rhythmus der Vorderhufe.
Aber warum ist das Grysbo?
Sollte Er nicht zu Hause sein?”
“Es ist schon seltsam. Nach seinen Hufschlägen zu urteilen reitet Ihn jemand, aber Er läßt sich nur von Racy reiten, die wiederum bei Ethan sein sollte.”
“Du willst doch nicht sagen das...”
“Chris!”
“Ja ja, ist ja schon gut, aber du gibst mir doch Recht. Sie würde Ihn doch nicht alleine lassen? Diesen Fremden. Sie hat mit Mary Lou diese dämliche Vereinbarung."
Christian holte seine Uhr hervor.
"Sieh auf die Uhr. Es ist gerade erst Elf. Das Mittagessen bringt Sie uns bestimmt nicht, das macht doch Emy, außer Sie wäre verhindert.
Komisch, was könnte Emy daran hindern uns selber das Essen zu bringen?
Glaubst du es ist etwas passiert?”
“Deine Gedankengänge gefallen mir nicht. Du verurteilst Racy schon wieder und siehst Gespenster wo es wahrscheinlich gar keine gibt. Racy würde für uns alles tun. Sie liebt uns. Und wenn es Emy wäre, warum reitet Sie dann auf Grysbo? Nein, Emy ist es nicht.”
“Ja ja. Sie liebt uns.”
“Oh Chris, komm schon. Du weißt genau wie ich das meine. Tut mir leid dass ich das Thema angeschnitten habe. Aber deine Situation ist dieselbe wie die von Matthew. Sie kann doch nichts für Eure Gefühle, die ihr für Sie habt. Ihr seid für Sie Brüder und Sie liebt Euch wie Brüder.”
“Ist ja schon gut Bill. Ich bin wieder still. Lassen wir das.”
“Mach dir lieber Gedanken darüber, welches das andere Pferd sein könnte. Ich habe da wieder eine Ahnung.”
 Die hatte Bill tatsächlich. Es war zwar eigentlich absurd, doch glaubte er das Racy auf Grysbo unterwegs war und ich auf Emma ritt und aus irgendeinen Grund auf den Weg zu ihnen waren. Doch er hatte recht. Ich lag nicht im Bett. Ich war unterwegs und machte mit Racy einen Ausflug. Ich war gerade einen Tag wach und kerngesund. Das sich mein Körper so schnell erholen würde hatte keine von uns gedacht.
 “Emma?”
 “Yep, da bin ich mir sicher. Sie hat einen sehr weichen Aufschlag. Sie tänzelt förmlich.”
 Während Sie ihre Meinungen austauschten, hatte Bill sich zu Christian gesellt und stand nun neben ihm. Christian hockte noch immer, mit der flachen Hand am Boden.
 “Wer könnte Emma wohl reiten?”
 “Keine Ahnung.”
 Bill sagte kein Wort von dem was er zu wissen glaubte. Er wollte die Ruhe so lange wie möglich genießen.
 “Sie kommen näher. Sie sind nicht mehr sehr weit weg, dann werden wir es wissen. Da bin ich aber mal gespannt. Jeder von uns hat sein eigenes Pferd. Wer ist mit Emma unterwegs?”
 Christian erhob sich und seine Augen weiteten sich. Er brauchte keine Antwort mehr. Er presste seine Lippen aufeinander und verschränkte seine Arme vor der Brust.
 “Grübel nicht soviel Chris, sonst bekommst du doch noch graue Haare und das zu früh.”
 "Ich brauch nicht zu überlegen. Ich weiß es bereits und so wie dein scharfer Verstand es bestimmt auch schon erraten hat, aber mir es nicht sagen will."
 Er knuffte Bill in die Seite.
“Nein danke, die grauen Haare überlasse ich lieber dir.”
Sie standen nebeneinander und schauten gen Süden. Mustang und Caleilope spielten etwas abseits von Ihnen und das war ein sicheres Zeichen dafür dass keine Gefahr drohte.
“Als erstes müßten wir Racy und Grysbo sehen. Sie läßt Ihm bestimmt seinen Willen. Nach seinen Hufschlägen zu urteilen, jagen die beiden wie die Irren über das Land.”
Er schüttelte den Kopf über seine Äußerung und Bill mußte darüber Grinsen. Er wusste wie sicher Racys Reitstil war. Ihr würde mit Grysbo nie etwas passieren. Auf jeden Fall nicht beim Reiten. Ein lauter Schrei ertönte und erreichte die beiden, als Racy in Sichtweite kam. Und wie Sie schon richtig vermutet hatten, war Ihr Tempo halsbrecherisch.
“Das ist interessant. Racy hat gute Laune.”
Bill und Christian schauten sich an und wunderten sich nicht ohne Grund. So ausgelassen war Racy das letzte Mal gewesen als ihre Eltern noch lebten und das war Jahre her. Diesen Ruf hatten sie da auch das letzte Mal gehört. Bill seine Stirn legte sich in Falten.
“Ja, sieht ganz danach aus.”
“Das ist einfach unfassbar. Hat er sie verhext?”
“Woher soll ich das wissen. Racy hat sich verändert, wie jeder von uns. Warten wir doch einfach ab wie sich das ganze entwickelt. Wollen wir denn nicht alle das Racy glücklich wird? Ich finde wenn Ethan es schafft unsere alte Racy zurück zu bringen, ist das eine gute Nachricht.”
“Die einzigen zwei guten Nachrichten wären jetzt, dass der Forster tot und der Fremde weg ist.”
“Chris! Bei dir ist wohl jede Vernunft begraben oder?
Bekommst du eigentlich nicht mit was du da sagst?”
“Jetzt sag mir nicht, du würdest dich nicht freuen wenn der Forster tot wäre?”
“Du weißt genau dass ich den Forster nicht meine. Ethan ist auf der Ranch. Und ich bin mir ziemlich sicher dass er uns auch nicht so schnell verlassen wird. Ich glaube dass er Emma reitet und auch gleich hier auftauchen wird. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo du zeigen kannst das du nicht so ein Scheißkerl bist, wie du es schon seit Wochen demonstrierst, sonst wirst du dir alles kaputt machen und damit meine ich deine Freundschaft zu Racy. Ich finde, du brauchst endlich eine Frau an deiner Seite.”
Damit war dieses Thema erst einmal vom Tisch. Racy jagte den kleinen Hang hoch. Grysbo bremste auf seine typische Art, abrupt und in der letzten Sekunde. Durch dieses Manöver wurde Erde und Gras aufgewirbelt, das Bill und Christian gegen die Beine prallte.
“Na danke Grysbo. Jetzt sehe ich wirklich so aus als ob ich gearbeitet hätte.”
Christian maulte, weil an Bill seiner Vermutung, das ich auch auf dem Weg hier her war, etwas Wahres dran sein könnte, denn das untermauert seine eigene. Racy stieg von Grysbo ab.
“Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen Chris?”
“Wer reitet Emma?”
“Ach so. Doch keine Laus. Hi Bill.”
-Das fängt ja gut an. Es Ihnen auf eine schonende Art zu sagen fällt wohl flach. Verlange ich zu viel Verständnis? Ihr Misstrauen ist berechtigt, denn Sie wissen nicht was ich weiß. Ja klar!
Und was weiß ich selber?
Das ich ein Gefühl habe?
Das Ethan und mich anscheinend etwas Außergewöhnliches verbindet?!
Ich könnte Ihnen alles erklären, doch wie würden Sie reagieren?
Dieser Weg wäre am einfachsten. Aber wäre es auch das Richtige?
Ich brauche Antworten und das bald. Wie Chris mich ansieht, als ob ich etwas angestellt habe. Hi Hi, sein Kopf wird ganz Rot. Armer Chris, ich wünsche mir so sehr das er glücklich ist.-
Sie hatte Grysbo vom Sattel und Zaumzeug befreit und gab Ihm jetzt einen Klaps und Grysbo gesellte sich zu Mustang und Caleilope.
“Und, wer reitet nun Emma?
Ist es der Fremde?
Kommt Er auch?”
“Ja, es ist der fremde Besucher und Er heißt Ethan. Merk dir das endlich oder soll er mich demnächst fragen, wo ist den der große Hornochse? Er ist gesund und wir beide hatten langeweile, also hab ich beschlossen mit ihm aus zu reiten, um ihm ein bisschen die Ranch zu zeigen. Ist das jetzt verboten oder nicht schicklich für mich, wenn ich mit ihm alleine unterwegs bin?"
Christian war der Mund vor Wut offen stehen geblieben und starrte Racy an, dann jedoch presste er wieder die Lippen zusammen.
“Aber findest du nicht Racy, dass das nicht etwas zu früh für Ihn ist? Er könnte wieder krank werden, denn ich glaube dass er noch nicht gesund sein kann. Ich dachte er soll leben? Das ist sehr riskant von dir zu denken er wäre über den Berg.”
Christian sah verwundert zu Bill.
"Hast du ne Meise?
Wieso machst du dir Sorgen um seine Gesundheit?
Kann uns doch egal sein! Lass sie doch Bill."
“Hör auf Chris!"
“Du kannst dich wirklich nicht zusammen reißen Chris, oder? Bill, du brauchst dir keine Sorgen machen. Ethan geht es sehr gut. Er erholt sich unglaublich schnell und kann essen wie zwei Männer. Zur Vorsorge nimmt er noch das Fiebermittel, aber du wirst es ja gleich selber sehen. Er sieht aus, als ob er nie krank gewesen wäre. Ich habe meine Arbeiten für heute erledigt, falls das jetzt als nächstes kommt. Wir wissen was wir tun."
“Wir?”
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