Beschreibung
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist Rays Motto. Sein verbrecherischer Geschäftsführer war da wohl anderer Meinung! Also muss Ray nun bei der jungen Frau, die sich selber als Zirkusprinzesssin bezeichnet,zu Kreuze kriechen. Kann er vielleicht auch wieder gut machen, was ihr angetan wurde? Oder hatte sie eigentlich von vornherein nie die Absicht, seßhaft zu werden?!
Ganz sacht berührte er ihre Lippen, die gerade ein „Weil” formten, dann jedoch verstummten, weil Cassie staunend den Kuss erwiderte. Staunend über die Gefühle, die dieser Kuss wieder einmal in ihr auslöste, so dass er rasch leidenschaftlicher wurde.
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Eng schloss Ray die Arme um sie, hielt Cassie fest und würde sie am liebsten nie mehr wieder los lassen. Wenn sie es zuließ.
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Doch nach einigen Augenblicken löste Cassie den Kuss, schob Ray ein Stück von sich fort. Der erkannte, dass es besser war, dem nach zu geben und ließ Cassie frei.
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Ihr Atem ging etwas schneller, als sie ihm kurz in die Augen sah und dann die Lider senkte. „Warum fängst du wieder damit an? War es nicht gut so, wie es war?!”
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„Gut ja, aber es kann doch noch besser sein!”, sagte er und hätte sich wegen dieser Plattitüde am liebsten selbst geohrfeigt. Hastig redete er weiter. „Cassie, ich muss ganz ehrlich mit dir sein: Unsere Freundschaft ist etwas wunderbares und ich habe die letzten Tage genau so genossen wie anscheinend du auch. Aber..”, jetzt trat er sogar freiwillig einen Schritt zurück, um sie nicht zu bedrängen, „eins musst du wissen: Ich liebe dich.”
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Jetzt war es raus. Wie würde sie reagieren? Was er in ihren Augen zu lesen glaubte, machte ihm Mut, auch wenn ihre folgenden Worte andere waren.
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„Oh Ray, das geht doch einfach nicht!”, rief sie, schlüpfte flink an ihm vorbei und rannte beinahe auf die Tür zu. Dort griff sie nach ihrem Mantel, hielt jedoch noch einmal kurz inne und sah sich zu ihm um. „Ray, bitte glaub mir, du bist der wundervollste Mann, den ich je getroffen habe! Aber wir beide als Paar, nein, das … wage ich einfach nicht! Es ist wohl besser, wenn ich kündige...”
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Damit war sie zur Tür hinaus verschwunden und hinterließ einen seligen, schmunzelnden Mann in diesem Zimmer. Sieh an, die Frau, die sich in 20 m Höhe ohne Probleme von Trapez zu Trapez schwang, hatte Angst, sich dem realen Leben zu stellen. Hatte Angst, eine Beziehung mit all ihren Konsequenzen zu führen.
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Von einer plötzlichen inneren Gelassenheit erfüllt griff Ray nun ebenfalls nach seinem Mantel und verließ das Haus. Er würde sie schon noch überzeugen, das Wagnis ein zu gehen.
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Er sah, wie Cassie zu ihrem Trailer lief und folgte ihr langsam, während sie sich auf die Treppe dort Wohnwagens setzte. Die Holzstufen waren noch nicht ganz so kalt wie das Geländer, an das er sich dann lehnte und ihr kopfschüttelnd zu verstehen gab, dass er sich nicht so leicht abschütteln ließ.
Cassie verdrehte kurz die Augen, weil er ihr gefolgt war und beide sagten erst mal nichts. Plötzlich sprang sie auf, ging ins Innere und hantierte dort herum. Mit einem kleinen Seufzer setzte Ray sich nun auch auf eine Stufe, lehnte sich wieder an und streckte die Beine lang aus. Diesmal war er fest entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen. Sie musste einfach bei ihm bleiben!
Ein paar Minuten später trat sie wieder nach draußen, in der Hand zwei dampfende Tassen Tee. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie ihn da so sitzen sah, die Beine lang ausgestreckt, die Hände in den Taschen seines kurzen Mantels, den Kragen keck aufgestellt... Dicke Atemwolken sandte er aus, während er ihr irgendwie herausfordernd entgegen schaute. Er war ohne Zweifel der attraktivste Mann, den sie je getroffen hatte, und auch der netteste. War es da ein Wunder, dass sie sich fürchterlich in ihn verliebt hatte?
Kein Zweifel, er mochte sie auch, wollte sie als mehr als nur als gute Freundin, aber was war mit ihrem geschäftlichen Verhältnis? Und seiner Familie?
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War es nicht doch wieder einmal Zeit, weiter zu ziehen?
Vorsichtig setzte sie sich, eine Stufe über seinen Beinen, deren Wärme sie beinahe wahrzunehmen meinte, stellte langsam die Tassen auf der Plattform ab und schob eine in seine Nähe. Er quittierte das mit einem Nicken und lächelte dann, ließ aber die Hände in den Taschen. „Also?“, sagte er und legte den Kopf schräg.
„Was: ‚Also’?“, gab sie zurück.
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Geduldig wiederholte er: „Also, willst du wirklich weg? Weg von dem hier, was du mir geholfen hast, aufzubauen? Was wir noch aufbauen wollten? Hat dich so plötzlich die Abenteuerlust gepackt?!“ Der leise Spott, der in seiner Stimme mitschwang, wurde durch den bittenden Blick aus seinen Augen gemildert.
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„Ich weiß es nicht genau. Ich bin vom fahrenden Volk, erinnerst du dich? Die treibt es immer weiter...“
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Er lehnte sich jetzt ein wenig nach vorne. Seine Hände in den Manteltaschen waren zu Fäusten geballt, so angespannt fühlte er sich. „Aber ich verstehe einfach nicht, was dein Problem ist. Liegt es an … meiner Familie? Oder habe ich etwas Falsches gesagt oder getan...?“
Mit geschlossenen Augen schüttelte sie kurz den Kopf. „Ja. Nein. Wir beide, wir sind doch Produkte unserer Herkunft. Und du bist mein Chef. Ich denke halt, das geht einfach nicht...“
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Seine Stimme war nur ein Hauch, als er fragte: „WAS genau geht nicht?“
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