Fantasy & Horror
Lord of Darkness

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"Lord of Darkness"
Veröffentlicht am 29. Juli 2012, 60 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

ICH - bin hier nicht wichtig...... Hier zählen einzig und allein die Worte, Deine, Meine, Eure, Unsere... Denn nur die Worte erfüllen die Bücher - voll von Geschichten und Gedichten - mit wundersamem Leben......
Lord of Darkness

Lord of Darkness

Beschreibung

Eine unheimliche Gestalt verfolgt Marc in seinen Träumen bis er nicht mehr weiß, was Traum und Wirklichkeit ist. Das Schicksal hat ihm eine besondere Aufgabe zugeteilt...... Hier die ersten beiden Kapitel meines noch unvollendeten Werkes. Weitere Kapitel sind in Arbeit - werden aber nur dann veröffentlicht, wenn es wirklich von jemandem gelesen werden möchte.....

1. Kapitel: \"Träume\"

      Marc wusste nicht was auf einmal mit ihm los war. Er konnte es selbst nicht so richtig einordnen. Das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, ließ ihn nicht mehr los. Obwohl er sich alleine in seiner Wohnung aufhielt, herrschte in ihm diese beklemmende Unruhe. Er konnte die Anwesenheit von etwas dunklem, bedrohlichen, nicht greifbarem förmlich spüren. Trotz der übertrieben hochgedrehten Heizung fröstelte ihn doch zusehends. Es war immerhin schon Mai und draußen sangen die Vögel voller Freude über die bereits schon kräftig wärmenden Sonnenstrahlen.
Nervös griff Marc nach seinen Sportklamotten. In der Hoffnung, dieses beängstigende Gefühl loszuwerden, machte er sich auf, um ein paar Runden zu joggen. Er lief in Richtung Schlosspark. Dieser lag gleich um die Ecke seiner zentral gelegenen Zwei-Zimmer-Wohnung. Inmitten der Großstadthektik bot der Schlosspark eine Oase der Ruhe. Verschlungene Wege durchzogen das dichte Grün das zum Teil aus mehrere Hundert Jahre altem Nadelgehölz, seltenen Ahornen und uralten, mächtig anmutenden Eichen bestand. Inmitten des Parks öffnete sich der dichte Wuchs des Unterholzes und gab den Blick auf einen überraschend natürlich wirkenden, aber künstlich angelegten kleinen See frei. Dieser wurde von einer satten grünen Wiese umrahmt auf der die verschiedensten Frühlingsblumen um die Wette blühten. Das Schilf, das teilweise das Ufer säumte, bot Schutz für zahlreiche Vertreter aus der Tierwelt. Enten kümmerten sich liebevoll um ihren erst vor wenigen Tagen geschlüpften Nachwuchs und die Schwäne zogen hoheitsvoll ihre Bahnen durch das seichte Wasser.
Hier konnte Marc normalerweise entspannen und seine innere Ruhe wiederfinden. Doch diesmal war alles anders. Während er eifrig seine Runden drehte kam er doch innerlich nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, seine Nervosität und dieses unerklärliche Gefühl einer unsichtbaren Bedrohung verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. Irgendetwas schien langsam aber sicher seinem Körper sämtliche Kraft zu entziehen.
Eigentlich war er ein durchtrainierter Mann im besten Alter. Erst vor zwei Wochen feierte er seinen fünfunddreißigsten Geburtstag. Er war sehr stolz auf seinen athletischen Körper der ihm schon einige Komplimente eingebracht hatte, und auch auf seine Kondition. Umso mehr beunruhigte es ihn, dass er schon nach einer halben Stunde Atemschwierigkeiten bekam. Bei seinen sonst üblichen Joggingrunden durch den Park hielt er mindestens eineinhalb Stunden ohne größere Probleme durch. Was war nur los mit ihm?Die Dämmerung brach langsam herein und Marc beschloss, sich auf den Heimweg zu machen und sich erst mal ein gemütliches Abendessen zu genehmigen. Er schlug also bei seiner nächsten Runde den Weg nach Hause ein. An der Haustüre angekommen schaffte er es jedoch nicht einmal mehr den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken. Ein stechender Schmerz bohrte sich tief in seine Brust. Als ob ihm jemand das Herz bei lebendigem Leib herausreißen wolle. Mit weit aufgerissenen Augen registrierte er den kaum erkennbaren länglichen Schatten der sich durch seine Brust zu bohren schien. Das letzte das er sah war diese ekelerregende, schemenhafte Fratze die sich am Ende des Schattens bildete. Dann sackte er kraftlos in sich zusammen.

Er wusste nicht so recht ob er wach war oder ob er phantasierte. Tiefe Dunkelheit, nur durch einen weit entfernt zu scheinenden Lichtklecks unterbrochen, umgab ihn. Er machte sich sofort auf um dieser alles umfassenden Dunkelheit zu entfliehen und marschierte zielstrebig in Richtung des Lichts. Dieses wurde langsam grösser und entwickelte auf Marc eine immer stärker werdende Anziehungskraft. Eine seltsame Wärme und Behaglichkeit ging davon aus. Je näher er kam desto stärker erhellte dieses merkwürdige Licht die Umgebung, die aus einer dunklen Röhre zu bestehen schien, welche sich in Richtung des Lichtes trichterförmig öffnete. Plötzlich wurde der Weg von einem dunklen, mächtigen Schatten unterbrochen. Er spürte die Kälte die ihn von einer Sekunde auf die Andere eisig umhüllte. Es gab keine Möglichkeit an diesem finsteren Schatten vorbeizukommen. Nebelschwaden lösten sich wie Tentakel aus dieser grauen Masse und hüllten ihn ein. Wie Stahlfesseln legten sie sich um seinen Körper. Weder vor noch zurück konnte er seinen Weg fortsetzen. Der finstere Schatten veränderte nach und nach seine Form und nahm allmählich eine menschenähnliche Gestalt an. Sie war in einen mittelalterlichen, wallenden und mit einer ausladenden Kapuze versehenen Umhang gekleidet. Unter der Kapuze konnte Marc nach und nach eine hässliche, widerliche Fratze erkennen die sich aus dem schwarzen Nebel bildete. Narben und Furchen, die über die Dauer von Jahrhunderten entstanden zu sein schienen, überzogen die Wangen. Rot glühende Augen lagen in tiefen, eingefallenen Augenhöhlen. Eine schmale, kerzengerade und spitz gewachsene Nase über einem Mund der keine Lippen zu besitzen schien. Schwarze, verfilzte Haare umrahmten diese abstoßende Erscheinung und fielen in langen Strähnen auf unsichtbare Schultern.
„Lange schon habe ich auf euch gewartet“, begann die Fratze mit hohler, dunkler Stimme zu ihm zu sprechen, "das Reich der Finsternis erwartet euch. Wehrt euch nicht, es hat sowieso keinen Zweck. Umso leichter ist es. Vertraut mir.“
„Was..., wer..., wer bist du?“ fand Marc endlich seine Sprache zurück.
„Alle Antworten die ihr benötigt hält das Reich der Finsternis für euch bereit. Folgt mir...“
Marc wusste nicht so richtig wie ihm geschah. Doch eins stand für ihn fest: Auf keinen Fall wollte er dieser Fratze folgen. Und schon gar nicht in die Finsternis.
„Wo auch immer du mich hinbringen willst. Auf keinen Fall werde ich dir folgen“, erwiderte er der Fratze etwas energischer. Dieser entsprang darauf hin ein schallendes Gelächter wie es in der Hölle nicht schauriger ertönen könnte.
„Ha, ha, ha. Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, dass ihr überhaupt irgendeinen Einfluss auf die Dinge nehmen könnt. Ihr amüsiert mich.“
Die Nebelfesseln, die sich um Marcs Körper geschlungen hatten, begannen sich enger um seinen Körper zu ziehen. Marc bemerkte sofort den starken Druck der auf seinen Brustkorb ausgeübt wurde. Das Atmen fiel ihm zusehends schwerer.
„Was willst Du von mir?“ stöhnte Marc kraftlos.
„Dass ihr ....“
Weiter kam die Fratze nicht mehr. Es begann sich plötzlich alles um die Beiden zu drehen. Als ob ein Wirbelsturm den dunklen Schatten erfasst hätte wurde er durch die Luft geschleudert und verschwand plötzlich ins Nichts aus dem er so plötzlich erschienen war.
Auch Marc spürte auf einmal ein Zerren am ganzen Körper. Es schmerzte überall. Eine unsichtbare Macht riss ihn aus dieser unwirklichen Umgebung. Alles geschah in solch rasantem Tempo, so dass er nicht die geringste Chance hatte auch nur irgendetwas dagegen zu unternehmen.


„Marc! Marc! Wach endlich auf!“
Diese Stimme. Marc überlegte woher er diese Stimme kannte. Was war eigentlich los hier?
Marc konnte seine Augen nur mühsam öffnen und seine Umgebung nur schwer erkennen. Graue Schleier vernebelten seine Augen. Als er sich langsam an das schummrige Licht gewöhnt hatte erkannte er Laura, seine derzeitige Lebens-Abschnitts-Gefährtin – wie man heute so zu sagen pflegt.
„Was ist passiert? Wo bin ich?“ fragte er sie mit erschöpfter Stimme.“
„Mein Gott, du hattest einen furchtbaren Alptraum. Du hast wie wahnsinnig geschrien und um dich geschlagen. Ich hatte große Mühe dich wach zu kriegen.“
Erst jetzt bemerkte Marc dass er schweißgebadet in seinem Bett lag. Er versuchte sich an seinen Traum zu erinnern. Aber vergebens, er wusste nicht mehr, wovor er sich so gefürchtet hatte.
Obwohl die Uhr erst ein Uhr zeigte quälte er sich ins Bad und nahm eine kurze Dusche um sich dann sogleich wieder in seinem Bett zu verkriechen.
Laura war ebenfalls noch wach und sehr aufgewühlt. So hatte sie ihren Marc noch nie erlebt. War er doch immer so ausgeglichen und schlief Nacht für Nacht wie ein Baby. Nun lag er wieder neben ihr auf der Seite. Sie umarmte ihn zärtlich und während sie noch über das gewesene nachdachte schliefen beide dann überraschend schnell wieder ein.

Am nächsten Morgen war alles wie immer. Der nächtliche kleine Schreck war schon längst wieder vergessen. Um 6.30 Uhr schreckte der Wecker die beiden aus dem Schlaf.
„Guten Morgen mein Schatz“, flüsterte Laura ihm ins Ohr, „bist du schon munter?“
Laura war schon überraschend fit. Mit katzenhaften Bewegungen begann sie ihn zu streicheln.
„Na, na, schon so aufgekratzt heute Morgen?“ erwiderte Marc. „Wenn du so weitermachst kann ich für nichts garantieren.“
Marc drehte sich zu Laura um und begann ihre Liebkosungen zu erwiedern. Erst zart und vorsichtig, dann immer fordernder, um schon kurze Zeit später in die tiefsten Abgründe der Ekstase einzutauchen.          
                                                

Nach einem nicht besonders aufregenden Arbeitstag kam Marc am späten Nachmittag ziemlich ausgeglichen nach Hause. Laura hatte schon ein exotisches Thaigericht für ihn vorbereitet. Marc liebte die asiatische Küche. Besonders die thailändische, die er auf seinen vielen Asienreisen ausgiebig kosten durfte, hatte es ihm sehr angetan. Er ging kurz ins Bad um sich ein wenig frisch zu machen und zog sich dann seine Freizeitklamotten an um gemeinsam mit Laura auf der Terrasse das grüne Thai-Curry mit Huhn und Reis zu genießen. Es war ein sehr schöner, warmer Abend. Die Mai-Sonne hatte sich den ganzen Tag schon gezeigt und entsprechend angenehm waren die Temperaturen.
Marc war sehr stolz auf seine kleine Wohnung. Vor allem auf diese gen Süden gelegene Dachterrasse. Sie war für Marc so etwas wie eine kleine Zuflucht aus dem hektischen und manchmal recht grauen Alltag. Hier oben im 10. Stock konnte man fast die ganze Innenstadt überblicken und obwohl die Wohnung in der Stadtmitte lag bekam man in dieser Höhe überraschend wenig von dem hektischen Verkehrslärm mit. Die Einrichtung war eine Mischung aus kühler Moderne und rustikaler Zeitlosigkeit. Marc liebte das nüchterne Ambiente während Laura mehr auf die rustikale Gemütlichkeit Wert legte. Laura liebte diese kleinen, unnötigen Accessoires die eigentlich eh nur als Staubfänger dienen und die Marc deshalb abgrundtief hasste. Er war für die klare Linie. Kühle Eleganz ohne Schnickschnack. Diese Tatsache artete jedoch so manches Mal in heftige Auseinandersetzungen aus.
Obwohl Marc seine Wohnung eigentlich alleine bewohnte war er doch so gut wie nie ungestört. Laura hatte ihn die letzten Monate immer mehr in Beschlag genommen. Man könnte auch sagen, sie war ohne große Worte einfach bei ihm eingezogen. Marcs Kleiderschrank bot in der Zwischenzeit kaum mehr Platz für seine eigenen Sachen und sein Bad erinnerte bereits mehr an einen Kosmetiksalon als an das Bad eines Junggesellen. In den wenigen Stunden die Marc alleine in seinem kleinen Reich verbrachte grübelte er immer wieder über die Tatsache, dass er von Laura total überrumpelt wurde. Sie waren jetzt erst sechs Monate zusammen und sie gestaltete schon sein komplettes Leben. Sie entschied was gekocht wird, wann ausgegangen wird, wie der Abend oder das Wochenende gestaltet wird. Und sie war es auch, die entschied wann und wofür Geld auszugeben war. Nun – Laura hatte schon fast die totale Kontrolle über Marc erlangt. Zumindest empfand er dies so. Dieses extreme Klammern wirkte auf ihn mehr und mehr befremdend. Laura – eigentlich eine rassige, südländisch anmutende Frau die mit ihren dreiunddreißig Jahren in der Blüte ihres Lebens stand und für die sich die meisten Männer den Hintern aufgerissen hätten. Hochgewachsen - dunkles, langes und glänzendes Haar das in großen Locken bis knapp zu den Hüften fiel, und eine Figur, auf die so manches Model neidisch gewesen wäre. Aus ihrem sehr markanten und etwas kühl wirkenden Gesicht leuchteten die mandelförmigen und strahlend blauen Augen so klar wie das Karibische Meer. Ihre hohen Wangenknochen unterstützten dabei noch die südländische Ausstrahlung. Diese Augen konnten Eis zum schmelzen bringen aber auch das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Marc bemerkte zunächst nichts Besonderes. Wie jeden Abend begab er sich nochmals kurz unter die Dusche und putzte sich anschließend die Zähne. Und doch spürte er tief in seinem Innern dass irgendetwas anders war als sonst. Er spürte wieder dieses unerklärliche Unbehagen, diese dunkle, unbegreifliche Bedrohung. Sein Herz begann wieder zu rasen und er begann beängstigend hektisch zu atmen. Im durch den heißen Wasserdampf angelaufenen Spiegel über dem Waschbecken glaubte er einen dunklen Schatten erkennen zu können. Sofort erinnerte er sich an seinen Traum der letzten Nacht.
„War das letzte Nacht doch kein Traum?“ schoss Marc in den Kopf.
„Hey Mann, das war nur ein Traum, o.k.? Fang jetzt bloß nicht an zu spinnen“, versuchte er sich jedoch gleich wieder selbst zu beruhigen.
„Marc! Wo bleibst Du denn?“ vernahm er plötzlich die schläfrige Stimme von Laura aus dem Schlafzimmer. Marc drehte sich kurz zur Tür.
„Ich komme gleich mein Schatz!“ rief er ihr zu und wendete sich wieder dem Spiegel zu. Alles war wieder normal. Oder doch nicht?
Marc wollte sich darüber jetzt erst mal keine weiteren Gedanken machen. Er war ziemlich müde und wollte eigentlich nur noch in sein Bett. Und schlafen - sofern Laura dies zuließ. Nun, an diesem Abend war Gott sei Dank auch Laura mal genauso müde wie er. Als er ins Schlafzimmer zurück kam war sie schon sanft am schlummern.
„Glück gehabt“, dachte er sich, „endlich mal ein Abend ohne Sex.“
Ja - auch Männern kann es manchmal zu viel werden.

Mitten in der Nacht erwachte Marc durch das Pochen seines eigenen Herzens. Es schlug in irrem Tempo und er spürte sein Blut mit jedem Herzschlag durch seine angespannten Adern strömen. Etwas versuchte ihm den Atem zu nehmen. Etwas unbegreifliches, etwas unfassbares, etwas, das nicht real zu sein schien, und doch einfach da war. Regungslos lag er auf dem Rücken und war nicht fähig sich zu bewegen. In der Dunkelheit der Nacht begann er plötzlich etwas wahrzunehmen das noch schwärzer zu sein schien als alles bisher gekannte. Dieses Etwas schien das absolute Nichts zu verkörpern, dass alles um sich herum in sich verschlingt und nie wieder loslässt. Es begann sich ihm zu nähern und Marc spürte wieder diese furchtbare Kälte die ihm das Blut in den Adern förmlich gefrieren ließ und die ihm schon so bekannt vorkam. Er konnte in der Dunkelheit keine genauen Umrisse wahrnehmen, dafür breitete sich aber ganz allmählich ein fürchterlicher Gestank im Raum aus. Ein leichter Hauch von Schwefel lag in der Luft der sich mit einem noch weit unangenehmeren, fauligen und modrigen Gestank vermischte. Die Schwärze, wie Marc dieses Etwas in Gedanken bezeichnete, schwebte langsam über ihn hinweg und Marc stockte der Atem. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen denn aus der Schwärze schälte sich ganz langsam diese grässliche Fratze die er noch aus seinem letzten Traum in Erinnerung hatte. War es denn ein Traum? Nachdem was Marc hier gerade erlebte begann er daran stark zu zweifeln. Alles war zu real.
„Laura! Wach doch bitte auf und erlöse mich hier aus diesem schrecklichen Traum“, schoss es ihm durch den Kopf.
Laura schien sich jedoch im absoluten Tiefschlaf zu befinden und da Marc sowieso wie versteinert in seinem Bett lag wurde sie auch durch Nichts aus ihrem Schlaf gerissen. 

„Macht euch keine Gedanken“, hämmerte plötzlich diese hohle, dunkle und doch kräftige Stimme, die Marc schon seltsam vertraut vorkam, durch seinen Kopf, „ich bin nur gekommen um euch an das Reich der Finsternis zu erinnern.“
Marc konnte diesmal nichts darauf erwidern. Seine Lippen blieben fest verschlossen. Doch sein Herz und seine Gedanken rasten.
„Das Reich der Finsternis erwartet euch und ich werde nicht eher ruhen bis ich euch eurer Bestimmung übergeben habe.“
Kalter Schweiß begann in Strömen aus Marcs Poren zu rinnen.
„Oh Gott, hilf mir doch!“ schoss es durch Marcs Gedanken.
„Bleibt ganz ruhig, denn auch er wird euch nicht von eurer Aufgabe entbinden können.“

„Nein! Nein! Lass mich doch in Ruhe!“ waren die verzweifelten Schreie die Laura urplötzlich aus ihrem Tiefschlaf rissen.
„Marc! Um Gottes Willen! Was ist denn los? Bist du verrückt geworden?“
Erst als sie das Licht anknipste bemerkte Laura, dass Marc starr und schweißgebadet in seinem Bett lag und seine Augen voller Entsetzen zur Schlafzimmerdecke blickten. Sie begann vorsichtig und leise auf ihn einzureden um ihn wieder in die wirkliche Welt zurückzuholen. Zart streichelte sie seine Wangen und küsste ihn zaghaft auf die schweißnasse Stirn. Langsam veränderte sich der starre Blick und Marc begann wieder etwas ruhiger zu atmen.
„Na, wieder beruhigt?“ sagte Laura mit sanfter Stimme.
„Ja, es geht schon wieder. Ich hatte denselben Traum wie gestern und doch irgendwie anders. Ich kann es nicht so recht in Worte fassen.....“
„Jetzt gehst du dich erst mal duschen und ich kümmere mich um dein Bett. Ist ja alles ganz nass hier. Und dann wird weiter geschlafen. Es ist schließlich mitten in der Nacht. O.K. mein Großer?“
„Danke Schatz, das ist sehr lieb von dir.“
„Schleim nicht rum und geh ins Bad, wir wollen doch weiter schlafen. Oder hast du noch was anderes vor.....???“

Am nächsten Morgen erwachte Marc total gerädert. Gott sei Dank war es Samstag und laut Wetterbericht sollte es ein sonniges Wochenende werden. Laura und er hatten schon längere Zeit geplant aufs Land hinauszufahren und sich in einem kleinen, romantischen Hotel mal wieder so richtig verwöhnen zu lassen. So richtige Lust darauf wollte aber im Moment noch nicht aufkommen. Die Nacht hing ihm noch ziemlich heftig in den Gliedern und außerdem war es gerade mal 6.00 Uhr morgens.
Trotz seiner Müdigkeit verließ Marc sein warmes Bett um eine kurze, kalte Dusche zu nehmen. Meistens bewirkte das kleine Wunder. Na also, wer sagt‘s den, danach sah die Welt doch schon wieder ganz anders aus. Um Längen besser gelaunt machte sich Marc auf den Weg zum Briefkasten um die Zeitung und den Beutel mit den bereits angelieferten, frischen Brötchen und Croissants zu holen. Der Brötchenservice war so ein kleiner Luxus den er sich fast nicht mehr wegdenken konnte. Seit es diesen Service gab wurde auch bei Marc regelmäßig gefrühstückt.
Wieder in der Wohnung angekommen war auch schon der Kaffee, den er zuvor aufgesetzt hatte, durchgelaufen. Kurz noch den Tisch gedeckt und dann die schwierigste Aufgabe des Tages erledigt: Laura musste noch aufgeweckt werden.
Diese Aufgabe war wirklich nicht ganz einfach. Laura war wohl der schlimmste Morgenmuffel den Marc je erlebt hatte. Vor allem am Wochenende, wenn es keinen für sie triftigen Grund gab aufzustehen. Sie musste nicht zur Arbeit und alles andere konnte schließlich warten. Nun denn, Marc startete auf jeden Fall wieder einmal den Versuch, den Samstagmorgen ohne Streit zu beginnen.
„Guten Morgen mein Schatz“, flüsterte er ganz sanft ins Ohr.
„Das Frühstück ist fertig.“
„Was willst du denn schon um diese Uhrzeit? Es ist doch noch mitten in der Nacht! Lass mich bitte schlafen!“ erwiderte Laura schlaftrunken, aber mit dem ihr eigenen, nicht zu überhörenden Unterton der bedeutet: Lass mir meine Ruhe!
Marc ließ aber nicht locker:
„Schatz, der Kaffee ist heiß, die Brötchen ganz frisch und die Croissants noch ganz warm. Außerdem wollen wir doch heute raus aufs Land. Das Wetter soll fantastisch werden. Genauso, wie wir es uns gewünscht haben.“
„Lass mich bitte noch ein bisschen schlafen. So früh müssen wir ja wohl noch nicht losfahren, oder?“
„O.K. du hast noch eine halbe Stunde Gnadenfrist.
Marc gab erst einmal auf, setzte sich an den gedeckten Frühstückstisch in der Küche und genoss den frischen Kaffee. Dazu gönnte er sich ein Croissant mit Butter und seiner Lieblingsmarmelade Rhabarber-Vanille.
„So könnte eigentlich jeder Morgen beginnen“, dachte sich Marc.
„Ein leckeres Frühstück, strahlender Sonnenschein und weit und breit keine Arbeit in Sicht. Daran könnte ich mich sofort gewöhnen.“

Die halbe Stunde Gnadenfrist war vorbei. Marc startete einen neuen Versuch seine Laura aus dem Bett zu kriegen.
„Riecht das nicht lecker?“ fragte er Laura und hielt ihr ein Croissant dicht unter die Nase.
„Spinnst Du? Das krümelt doch alles ins Bett!“ erwiderte sie mit ihrem typischen, genervten Unterton.
„Also gut, du hast gewonnen. Lass mich erst mal unter die Dusche und dann sehn wir weiter.“
„Na also, geht doch“, murmelte Marc leise vor sich hin als Laura im Badezimmer verschwunden war.Etwa eine Stunde später konnte der Wochenendtrip endlich starten. Laura war in der Zwischenzeit auch wieder wesentlich umgänglicher, so dass es doch noch ein vielversprechender Tag werden konnte. Der Straßenverkehr meinte es an diesem Morgen ebenfalls ganz gut mit den Beiden. Ohne irgendwelche Staus hatten sie nach kurzer Zeit das Stadtzentrum hinter sich gelassen und fuhren auf der Landstraße in Richtung Süden. Die gewohnte, leicht hügelige Landschaft veränderte schon nach einer halben Stunde Fahrzeit deutlich ihr Gesicht. Saftige Wiesen erstreckten sich über schmale Täler die von mächtigen, dicht bewaldeten Berghängen umgeben waren. Da es noch relativ früh am Morgen war, zauberte die Sonne ihr unvergleichliches, goldenes Licht über die gesamte Landschaft. Beide genossen diesen Anblick und sie hatten keine Eile ihr kleines Hotel zu erreichen. Gemächlich ließen sie die Landschaft an sich vorbeiziehen. Erst gegen Abend erreichten sie ihr Ziel. Ein kleines, romantisches Fünfsternehotel direkt am See, umgeben von dichten Wäldern. Der Empfang war sehr herzlich und nachdem das Zimmer bezogen und die Reisetasche ausgepackt war, war es auch schon Zeit, das erlesene Fünf-Gang-Abend-Menü mit begleitenden Weinen und gedämpftem Kerzenschein zu genießen.    
                                                      

Etwas in diesem Raum, an dieser romantischen Atmosphäre stimmte nicht. Marc und Laura schienen es selbst gar nicht wahrzunehmen. Etwas umgab die Beiden, etwas Bedrohliches, Beängstigendes und doch nicht Sicht- oder Greifbares. Auch die Kellner im Restaurant hatten ein seltsames, beklemmendes Gefühl wenn Sie an Marc und Lauras Tisch bedienen mussten. Beide Kellner spürten diese seltsame Kälte die wie eine geheimnisvolle Aura die beiden Gäste umgab, bzw., von diesen beiden Gästen auszugehen schien. Franz, einer der beiden Kellner, bemerkte plötzlich ein leichtes Flimmern in der Luft. Direkt neben Mark erschien für den Bruchteil einer Sekunde ein dunkler Schatten der in derselben Sekunde auch schon wieder verschwunden war. Franz rieb sich kurz die Augen und schob dieses Flimmern auf seine beginnende Müdigkeit. Schließlich arbeitete er schon seit sechs Uhr früh. Da konnten einem die Augen schon manchmal einen kleinen Streich spielen. Aber war es denn wirklich nur die Müdigkeit? Hatte Franz nicht einfach Dinge gesehen, die er eigentlich gar nicht sehen sollte?
Franz selbst machte sich darüber jedoch keine Gedanken. Seine Schicht war bald zu Ende und das war das einzige das um diese Uhrzeit noch für ihn zählte. Was kümmerten ihn schon die Gäste. Er war hier schließlich nur der Kellner. Gut, die Gäste sollten natürlich zufriedengestellt werden. Aber mehr auch nicht, war seine Devise. Die meisten reisten eh schon einen Tag später wieder ab.

Marc und Laura genossen im Anschluss an dieses fürstliche Menü noch einen kleinen Espresso.
„Vielen Dank Franz, Sie haben uns wirklich wunderbar verwöhnt“, lobte Laura den Kellner.  „Und sie waren sehr aufmerksam.“
„Danke, meine Dame, es hat mich sehr gefreut, dass ich heute Abend für sie zu Diensten sein durfte. Kann ich noch etwas für sie tun?“
„Nein Franz, wir werden uns jetzt auf unser Zimmer begeben und dieses hoffentlich vor morgen Mittag nicht mehr verlassen.“
Laura macht mit dieser Bemerkung den Kellner doch sehr verlegen.
„Da.., dann wünsch ich ihnen eine angenehme gute Nacht.“ bekam er gerade noch über die Lippen bevor ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.


Es war fast Mitternacht als Laura und Marc ihr Hotelzimmer betraten. Sie waren nach dem Essen doch noch auf einen Drink an der gemütlichen Hotelbar hängen geblieben. Entsprechend war nun auch der Alkoholpegel der beiden leicht über Normal und sie wirkten beschwingt und heiter. Marc bemerkte sofort dieses verführerische Leuchten in Lauras Augen. Es bedeutete für ihn mit großer Sicherheit, dass noch lange nicht an Schlaf zu denken sein werde. Ohne eine weitere Vorwarnung stürzte sich Laura auch schon auf ihn und begann mit ihren flinken kleinen Fingern sein Hemd aufzuknöpfen. Eh er sich versah lag er mit nacktem Oberkörper auf dem Bett und Laura machte sich schon an dem Reißverschluss seiner Hose zu schaffen. Dieser war natürlich kein Hindernis für sie. Wie immer nahm sich Laura das was sie wollte. Und vor allem wie sie es wollte. In Sachen Sex war sie unerbittlich. Marcs Wünsche waren in diesem Moment zweitrangig. Sie gierte nach Befriedigung und wenn diese Gier mit ihr durchging gab es kein Halten mehr. Marcs Hose lag kurz darauf irgendwo in der Ecke des Zimmers während Laura ihr Gesicht in seinen Lenden vergraben hatte. Und weiß Gott, wenn sie "Ihn" auf diese Art und Weise liebkoste konnte auch Marc nicht mehr an sich halten. Das Zimmer war erfüllt von ihren Seufzern und ihrem Stöhnen, während Sie sich nach und nach mit immer ausgefalleneren Liebesspielen gegenseitig verwöhnten. Nachdem sie Stunden später den Gipfel der Lust erklommen hatten, zumindest kam ihnen die Zeit so lange vor, sanken ihre erschöpften und nassgeschwitzten Leiber kraftlos in sich zusammen. Mit zufriedenen und glücklichen Gesichtern gleiteten sie hinüber in ihren wohlverdienten Schlaf.
 

Marc konnte den Schatten der sich an seinem Bettrand niedergelassen hatte nur schwer wahrnehmen.
„Ich dachte schon, ihr werdet heute gar nicht mehr fertig“, beschwerte sich dieser. „Ich habe meine Zeit schließlich auch nicht gestohlen, ich will euch heute nämlich auf einen kleinen Ausflug mitnehmen.“
Marc glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Sein Herzschlag schien sich gleich zu überschlagen und kalter Schweiß rann über seine Stirn.
„Verschwinde endlich aus meinen Träumen“, entgegnete er dem Schatten nachdem er all seinen Mut zusammengenommen hatte.
„Aus euren Träumen? Ich bin kein Traum. Ich bin so real wie das kleine Luder das neben euch liegt. Seit einer Ewigkeit habe ich darauf gewartet. Nun, die Zeit ist endlich reif und die jahrtausendealte Prophezeiung wird sich erfüllen. Ihr seid der Schlüssel. Es ist eure Bestimmung, euer Schicksal. Ich werde euch ins Reich der Dunkelheit begleiten. Dort werdet ihr die Erklärung finden und endlich erfahren, was das Schicksal für euch bereit hält.“
Marc lag wie gelähmt in seinem Bett. Nicht einmal den kleinen Finger konnte er bewegen und der kalte Schweiß rann ihm immer noch in Strömen aus allen Poren.
„Ich kann mich nicht mehr bewegen! Was hast Du mit mir gemacht?“
 

„Hey, schrei nicht so rum. Du bist schließlich nicht alleine hier und außerdem nicht in deinen eigenen vier Wänden.“ Laura schüttelte Marc kurz aber heftig bis dieser hellwach in seinem Bett saß.
„Oh Gott, schon wieder dieser Alptraum. Hört das denn gar nicht mehr auf? Ich glaube ich muss langsam zu einem Psycho-Doc. Jede Nacht träume ich den gleichen Müll und es wird jede Nacht schlimmer. Außerdem scheint der Traum sich täglich fortzusetzen. Hast Du sowas auch schon einmal erlebt?“
„Um ehrlich zu sein – nein. Bis jetzt ticken meine Rädchen im Oberstübchen noch alle im gleichen Takt mein Lieber. Ein Psycho-Doc scheint mir aber auch bei Dir noch nicht angebracht zu sein. Wegen so ein paar läppischen Träumen ist das wohl etwas übertrieben. Und jetzt schlaf endlich. Wir wollen dieses Wochenende doch eigentlich genießen, oder?“
„Oh, vielen Dank für deine einfühlsamen Worte. Lass dich nicht länger von mir stören“, entgegnete Mark und löschte die Nachttischlampe die Laura zuvor angeknipst hatte. Er drehte sich zur Seite und versank nach kurzem Grübeln in einen ruhigen, tiefen und traumlosen Schlaf.

Gedankenverloren saß Marc am Frühstückstisch und kaute lustlos auf seinem Marmeladebrötchen.
„Was ist los mit dir heute Morgen?“ fragte ihn Laura etwas besorgt.
„Es tut mir Leid wenn ich heute Nacht etwas gereizt reagiert habe. Verzeihst du mir?“
"Schon gut, das ist es nicht. Mich beschäftigt nur dieser immer wiederkehrende Traum. Jede Nacht wird der Traum intensiver. Diese Kreatur, sie will mir irgendetwas mitteilen...“
„Etwas mitteilen? Ich glaube jetzt übertreibst du aber ein wenig. Bitte bleib auf dem Boden der Realität. Das ist nur ein Traum, mein Schatz. O.K.?"
„Du hast ja Recht. Vielleicht mache ich mir wirklich zu viele Gedanken darüber. Lass uns weiter frühstücken und dann diesen sonnigen Tag genießen. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
                                                            


Dunkelheit. Wohin die Augen auch blickten, nichts als Dunkelheit und Schwärze. Und trotzdem konnte man die Bewegung erkennen. Zwei grau schimmernde, unheimliche Nebelgestalten schälten sich aus dem Nichts. Sie schienen eine seltsame, eigene Leuchtkraft zu besitzen die sie aber nur schwach von dem dunklen Nichts hervorheben konnte. Ihre hässlichen Fratzen waren jedoch deutlich zu erkennen. Die darin liegenden, rot leuchtenden Augen schienen ganz leicht zu pulsieren. Wallende Nebelschwaden bildeten die Körper die ständig die Form zu verändern schienen.
„Morcan, wie kommst du voran mit deiner Mission?“ hallte die krächzende, hohl klingende Stimme der etwas größeren Gestalt durch die Dunkelheit.
„My Lord, er ist noch nicht soweit. Es wird noch eine Weile dauern. Habt Geduld, Ihr wisst, dass er sich nicht dagegen wehren kann. Er ist der Auserwählte. Es ist seine Bestimmung. Er kann ihr nicht entgehen“, antwortete die kleinere Gestalt, die offensichtlich den Namen Morcan trug.
„Ich habe aber keine Geduld mehr!“ Drohend und zornig erhob der als Lord angesprochene die Stimme während seine Augen immer heftiger glühten.
„Bringe ihn endlich zu mir!“
„My Lord, er ist noch immer ein Gefangener des Lichtes. Vergesst das nicht. Er hat noch keine Ahnung davon, welche Aufgabe die Hohen Fürsten und Ältestenräte schon vom Anbeginn der Zeit für ihn vorbestimmt hatten. Erst muss er begreifen, dass er dieser Bestimmung ohne Wenn und Aber zu folgen hat. Es wird nicht mehr allzu lange dauern und er wird Euch zu Füssen liegen.“
„Das hoffe ich für Dich. Nun geh mir aus den Augen und erledige, was dir aufgetragen wurde.“
Die Gestalt Morcans verblasste langsam und der Lord blieb alleine zurück.

„Wie lang muss ich denn noch warten?!“ schrie er in die Dunkelheit.
„Es bleibt nicht mehr viel Zeit! Schatten der Finsternis – ich befehle euch - kümmert euch darum, dass die Prophezeiung ihre Erfüllung findet...!“
Ein Raunen und Stampfen erfüllte die abgestandene, verbrauchte und modrig stinkende Luft. Der Boden bebte. Hitze und Schwefeldämpfe breiteten sich aus. Die Dunkelheit hüllte jedoch den Mantel des Unsichtbaren über die ganze Szenerie, so dass man nur erahnen konnte was sich darin verborgen hielt...

 

2. Kapitel: \"Zweifel\"

 

     „Marc? Hallo? Marc? Bitte wach doch endlich auf mein Schatz.“
Lauras verängstigte Stimme wurde ganz allmählich wieder von Marc wahrgenommen. Noch konnte er sie nicht richtig zuordnen. Jedoch wusste er ganz sicher, dass ihm diese Stimme sehr vertraut war. Langsam begann er seine Augen zu öffnen und erkannte Laura, die sich über ihn gebeugt hatte und sanft seine Wangen streichelte.

„Hallo mein Schatz. Schön, dass ich dich wieder habe.“ Laura kullerten die Tränen über die Wangen und sie küsste ihn zaghaft auf die Stirn.

„Wo bin ich? Was ist passiert? Mein Kopf fühlt sich an, als ob eine Dampfwalze darüber gefahren wäre.“

„Du bist hier in der Marienklinik und du liegst nicht so ganz falsch mit deinen Vermutungen. Es war zwar keine Dampfwalze, die dich niedergewalzt hat, aber ein mächtiger Ast, der durch den Sturm Anfang letzter Woche von einer alten, morschen Eiche abgebrochen war, hat dich niedergeschmettert“, erklärte ihm Laura.
„Letzte Woche? Wie lange liege ich denn schon hier?“
„Heute ist der dreizehnte Tag nach deinem Unfall. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob du überhaupt je wieder aufwachen wirst.“ Laura kämpfte erneut mit den Tränen. Ganz zaghaft kehrte Marcs Erinnerungsvermögen zurück.  

Es war wieder mal so ein verfluchter Scheißtag. Diese drückende Hitze, sie war kaum zu ertragen, war höchst ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Es war gerade mal zehn Uhr vormittags und das Thermometer zeigte bereits dreißig Grad Celsius. Marc war gerade mit dem Auto unterwegs. Er musste noch einige Dinge besorgen und quälte sich deshalb bei dieser Affenhitze durch den Stadtverkehr. Der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht während er sich auf die ewige Suche nach einem Parkplatz begab. In dieser verfluchten Stadt war dies eine absolute Mangelware. Zwar war hier und da ein Parkhaus vorhanden, aber bei den Preisen, die man dort zu bezahlen hatte, zogen es dann doch die meisten Autofahrer vor, ihr Auto gegebenenfalls ins Parkverbot zu stellen. Ein Strafzettel war in den meisten Fällen günstiger als das Parkticket. Nachdem Marc zum zehnten Mal die Innenstadt durchquert hatte und immer wieder im Kreis gefahren war, konnte er endlich einen Parkplatz ergattern. Dieser war sogar auch noch günstig gelegen. Alle seine Besorgungen konnte er von hier aus erledigen so dass sich eine weitere Parkplatzsuche erübrigte. Laura hatte ihn Gott sei Dank mit ihrer Anwesenheit verschont, so konnte er sich voll und ganz auf seine Besorgungen konzentrieren und diese auch zügig erledigen. Marc wollte so schnell es nur ging wieder nach Hause und es sich auf seiner Dachterrasse gemütlich machen. Mal wieder einen Tag alleine in der Wohnung zu verbringen musste schließlich in vollen Zügen genossen werden.


Vollbepackt mit seinen Einkäufen machte sich Marc kurze Zeit später wieder auf den Weg zu seinem Auto. Ein paar feine Leckereien für ein Dinner for One und mal wieder etwas Flottes zum Anziehen hatte er sich soeben gegönnt. Kurz bevor Marc jedoch sein Auto erreichen konnte bemerkte er, dass sich der Himmel direkt über ihm in raschem Tempo verdunkelt hatte.

„Scheint wohl ein kräftiges Gewitter im Anflug zu sein. Nichts wie weg hier“, dachte Marc und begann einen Gang zuzulegen. Erst jetzt registrierte er diesen seltsamen Schatten der sich auf der schmutzig weißen Hauswand auf der gegenüberliegenden Straßenseite abzeichnete. Der Schatten schien sich im gleichen Tempo wie Marc zu bewegen. Als Marc kurz innehielt, stoppte auch der Schatten und er konnte diesen kaum mehr von den Schmutzflecken der Hauswand unterscheiden. Marc glaubte an eine optische Täuschung und setzte seinen Weg fort. Schließlich hatte er nicht die Absicht, in dieses offensichtlich gleich beginnende Unwetter zu geraten. Er wollte es auf jeden Fall vorher noch nach Hause schaffen.

Noch bevor er sein Auto erreichen konnte, wurde er von heftigen Sturmböen erfasst, die ihn wie ein unsichtbarer Mantel einhüllten. Mit unglaublicher Kraft wurde Marc plötzlich zu Boden gerissen. Als er versuchte, sich wieder Orientierung zu verschaffen, begann er an seinem Verstand zu zweifeln. Der Schatten, den er kurz zuvor an der Hauswand gegenüber gesehen zu haben glaubte, war direkt über ihm. Die Gestalt, die sich aus dem Schatten herauskristallisierte, schien riesige Dimensionen zu haben. Zwei glutrote Augen starrten ihn aus einer abstoßenden Fratze durchdringend an.

„Es ist soweit, die Zeit ist reif. Euer Schicksal wird sich nun bald erfüllen. Bereitet euch auf eure Bestimmung vor. Ihr seid für ein hohes Amt geboren worden. Ihr seid der Auserwählte. Der Lord erwartet euch mit großer Ungeduld.“
Die Worte brannten sich in Marcs Schädel und er erkannte sofort die finstere Gestalt aus seinen Träumen. Er glaubte, sein Hirn müsste jeden Moment explodieren.
„Wie kann das sein? Ich liege nicht in meinem Bett, ich bin doch hellwach! Oder träume ich das etwa alles?“ Marcs Gedanken überschlugen sich und alles um ihn herum begann sich wild im Kreise zu drehen.
„So ist dass also, wenn man den Verstand verliert...“ waren Marcs letzte Gedanken ehe er bewusstlos zu Boden sank.

Nachdem Marcs Genesung schnelle Fortschritte machte, wurde er schon wenige Tage später wieder nach Hause entlassen. Marc erwähnte mit keiner Silbe, was seiner Erinnerung nach wirklich passiert war, da er selbst an seinem Verstand zweifelte. Erst mal musste er noch die nervenden Kopfschmerzen loswerden, die ihn noch immer begleiteten. Ansonsten hatte er Gott sei Dank keine Verletzungen zurückbehalten. Die Wunde am Kopf war gut verheilt und nur eine kleine Narbe an der linken Stirnseite erinnerte an seinen Unfall. Laura behandelte ihn natürlich wie ein rohes Ei und bemutterte ihn von Morgens bis Abends unentwegt wie eine Glucke. Es dauerte auch nicht lange, bis ihm dies mächtig auf den Sack ging und er überlegte sich, wie er Laura davon abbringen konnte. Er wollte so schnell wie möglich wieder mit seiner Arbeit beginnen. Schließlich fühlte er sich fit und nur Zuhause rum sitzen war für ihn vergeudete Zeit. Also nahm er sich vor, sich erst mal telefonisch im Büro zu melden um sich nach dem aktuellen Stand der Dinge zu erkundigen. Als Laura kurz zum Einkaufen außer Haus musste konnte er sich in Ruhe um seinen Job kümmern.


Marc arbeitete als Chefredakteur des ortsansässigen Boulevardblattes „VIP's Inside“ das sich hauptsächlich mit Klatsch und Tratsch über berühmte Persönlichkeiten beschäftigte. Er war verantwortlich für die Abteilung Film und Fernsehen und hatte dadurch natürlich sehr viel Kontakt zu den entsprechenden Promis. Diese waren ihm jedoch nicht immer ausgesprochen wohlgesinnt, da die Storys, die Marc so manches Mal veröffentlichte, nicht unbedingt dem entsprach, was die darin genannten gerne über sich lesen wollten. Aber Marc war damit sehr erfolgreich. Die Auflage des Blattes war führend in der Branche und Marc war dadurch in den VIP-Kreisen von dem einen oder anderen für seine Artikel sehr gefürchtet. Dies störte ihn jedoch nicht sonderlich, denn er arbeitete nach dem Grundsatz, dass nur veröffentlicht wird, was auch wirklich Hand und Fuß hat. Alles wurde bis ins Kleinste recherchiert, wobei ihm hierbei seine vielen Kontakte äußerst hilfreich waren. Mit Gerüchten alleine gab sich Marc nicht zufrieden und so konnte ihm niemand vorwerfen, etwas Falsches behauptet zu haben oder gar Jemanden verleumdet zu haben.

„Hallo Günter, Marc hier, wie steht‘s denn bei euch?“
„Hi, Marc du altes Haus! Schön was von dir zu hören. Wie geht's dir denn? Hast du soweit alles gut überstanden?“
 In der Stimme von Marcs Chef hörte man die Freude über den Anruf, konnte aber auch die Sorge um seinen wichtigsten Mitarbeiter förmlich spüren.
„Mir geht's wieder sehr gut. Soweit ist alles überstanden. Aber mir fällt jetzt langsam die Decke auf den Kopf. Sag mir lieber, wie es bei euch aussieht. Ich möchte so bald wie möglich ins Büro kommen. Am besten gleich morgen.“
„Von mir aus gleich jetzt! Die Arbeit quillt über! Die Gerüchteküche brodelt. Außerdem gibt sehr viele interessante News aus der Society, die unbedingt noch recherchiert werden müssen.“
„Du machst mich neugierig. Ich bin in einer halben Stunde bei dir und schau mir die Fälle mal an.“
„Darfst du dich denn schon wieder hinters Steuer setzten? Ich kann dich auch gerne abholen?“
„Nein, nein, lass nur. Bin wieder völlig hergestellt. Bis gleich.“ 

Die Unterlagen stapelten sich auf Marcs Schreibtisch. Er hasste diese Unordnung. So etwas war er nicht gewohnt, obwohl er damit ein absoluter Außenseiter war. Ein guter Journalist beherrschte das eigene Chaos. Für Ordnung blieb in diesem Job eigentlich gar keine Zeit, denn nichts ist so schnelllebig wie das Leben der High Society. Ein guter Journalist muss sein Klientel gut im Auge behalten um sofort auf besondere, und auch überraschende Ereignisse reagieren zu können. Aber trotz diesen Anforderungen hatte Marc die Gabe, das ständige Chaos so zu sortieren, dass gar keine Unordnung aufkam. Er war diesbezüglich ein echtes Phänomen. 

Marc wurde von seinen Kolleginnen und Kollegen herzlichst begrüßt. Er war sehr beliebt bei allen und die Freude über seine Wiederkehr war wirklich ehrlich gemeint. Nachdem er die vielen Hände geschüttelt und all die guten Wünsche entgegengenommen hatte, konnte er sich endlich an seinem Schreibtisch über das Chaos her machen. In einem wilden Durcheinander stapelten sich die Informationen und Gerüchte über die verschiedensten Promis. Die meisten davon interessierten Marc nicht sonderlich da diese sich hauptsächlich nur mit irgendwelchen Schönheitsoperationen von irgendwelchen zweitklassigen Promis beschäftigten, die mit allen Mitteln dafür Sorge tragen wollten, dass sie nicht völlig aus den Medien verschwanden. Frisch aufgespritzte Lippen oder ein frischoperierter Busen waren es jedoch heutzutage nicht mehr wert, darüber auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Aber auch solche Meldungen wurden nicht einfach im Papierkorb entsorgt. Nein, er führte genau Buch über „seine“ Promis. Über jeden Einzelnen hatte er eine Akte angelegt die er peinlich genau mit sämtlichen Informationen fütterte die er nur kriegen konnte. Somit war er für alle Fälle über alles genauestens informiert und er hatte bei außergewöhnlichen Vorkommnissen oder Skandalen alle Infos über den entsprechenden Promi sofort griffbereit. 

Nach 2 Stunden des Sortierens und Ablegens in den entsprechenden Akten blieb nur noch ein kleines Häufchen mit den wirklich wichtigen Themen übrig. Ein bekanntes Schauspielerehepaar ließ sich nach der Blitzhochzeit in Las Vegas vor 3 Monaten schon wieder scheiden. Bei einem Schäferstündchen mit seinem Lover wurde ein bekannter Politiker von seiner Ehefrau in Flagranti erwischt und aus der High Society soll ein allseits bekannter Multimillionär plötzlich pleite sein. Es gab noch einige solcher Meldungen. Aber seltsamerweise erregten sie nicht so richtig Marcs Interesse. Bisher hatte er sich auf solche Storys förmlich gestürzt und sich sofort an die Recherchen gemacht. Doch diesmal blieb die sonst umgehend aufsteigende Neugierde vollkommen aus. Er bemerkte seine eigene Gleichgültigkeit und nahm sich deshalb nochmals die ganzen Unterlagen vor, um fest zu legen, um welchen Fall er sich zuerst kümmern sollte.

Nachdem er die Unterlagen fast durch hatte wurde er plötzlich stutzig. Er las eine Notiz über einen gewissen Sartano Marcon. Diese war nicht sehr ergiebig. Es wurde nur erwähnt, dass in der Szene seit einigen Tagen ein neuer Name im Gespräch war. Beim ersten Sichten der Unterlagen war ihm dieser Name gar nicht aufgefallen. Sartano Marcon, was war das für ein Name? Irgendwo hatte er diesen schon einmal gehört. Aber wo? Und wer genau war dieser Mann? Dieser Name erweckte in Marc ein unangenehmes Gefühl das er nicht beschreiben und auch nicht zuordnen konnte. Sofort machte er sich an die Arbeit und stellte über sein Notebook eine W-LAN-Internetverbindung her. Dank dieser neuen DSL-Technik ging dies alles sehr flott und er konnte sich auf die Suche nach Informationen über diesen Santano Marcon machen. Aber als ob dieser nie existiert hätte fand er weder bei Google, noch bei sonst einer Suchmaschine einen Eintrag über diesen Mann. Und trotzdem ließ ihn das Gefühl nicht los, diesen Mann zu kennen. Sartano Marcon, seit einigen Tagen offensichtlich Stammgast in dem High-Society-Club "The Royals". Die Notiz gab sonst leider nicht viel her. Marc musste sich wohl oder übel selbst in die Szene begeben um mehr über diesen geheimnisvollen Fremden zu erfahren. Er übergab seiner Sekretärin die restlichen Unterlagen zum einsortieren in seine Ablage und machte sich mit der Notiz über Sartano Marcon erst Mal auf den Weg nach Hause.

 

Auf dem Heimweg fiel ihm ein, dass er sich bei Laura nicht einmal abgemeldet hatte. Das könnte Ärger geben. Aber sie wird es verkraften, dachte er sich, schließlich war er ein erwachsener Mann, der alt genug war, seine Entscheidungen alleine zu treffen. Lauras Dominanz war Marc schon eine Weile ein Dorn im Auge. Es galt diese zu unterbinden und Laura auch mal in ihre Schranken zu weisen. Sie musste endlich lernen, dass er nicht ständig nach ihrer Pfeife tanzen wollte und er seine Entscheidungen auch ganz gut alleine treffen konnte – und dass er außerdem fähig war, diese Entscheidungen auch selbst zu verantworten. Was dachte sie eigentlich von ihm? Er war schließlich kein kleines Kind mehr, dem sie ständig vorschreiben konnte, was es zu tun und zu lassen hatte. Er konnte verstehen, dass sie es ja auch nur gut mit ihm meinte. Sie machte sich eben Sorgen, dass ihm was passieren könnte. Sein Job war zwar nicht sonderlich gefährlich aber so manches Mal, wenn er wieder ein unangenehmes Geheimnis einer prominenten Persönlichkeit aufgedeckt hatte, konnte es durchaus auch einmal zu kritischen Begegnungen kommen. Dazu fiel ihm spontan die Geschichte mit dem Boxprofi vor zwei Jahren ein. Marc hatte herausbekommen, dass der große Erfolg des großen Helden komplett erkauft war. Sämtliche großen Siege waren in Absprache mit dem jeweiligen Gegner und gegen Zahlung zweistelliger Millionenbeträge zu Stande gekommen. Als Marc seinen Bericht veröffentlichte war dies der Beginn des wohl größten Boxskandals in der Geschichte des Profiboxens. Er selbst konnte sich jedoch für die folgenden Monate nicht mehr alleine auf die Straße trauen. Die Boxmafia trachtete nach seinem Leben. Wochenlang konnte er sich nur unter Polizeischutz aus dem Haus trauen. Gott sei Dank konnten alle beteiligten Personen dingfest gemacht werden so dass er sich nach Abschluss des Prozesses wieder frei bewegen konnte. Doch was wird sein, wenn alle wieder auf freiem Fuße sein werden? Darüber wagte er noch gar nicht nachzudenken. Außerdem war dafür auch noch mindestens zehn Jahre Zeit, denn so lange war das geringste Strafmaß, welches in dem sechs Monate dauernden Prozess verhängt wurde. Da sämtliche Angeklagte bei der Justiz keine Unbekannten mehr waren, erhielten die meisten von ihnen die entsprechenden Höchststrafen.  

Marc parkte wie immer in der Tiefgarage und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Es war doch etwas später geworden als er eingeplant hatte. Als er seine Wohnung betrat lief er direkt in die Arme seiner vor Wut schäumenden Laura.
„Wo – Warst – Du“, zischte sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
„Im Büro, wieso?“
„Bist du jetzt völlig durch geknallt? Da liegt der Herr hier wochenlang halbtot in der Ecke und kaum geht’s ihm wieder ein klein wenig besser, muss er auch schon wieder so tun als ob nichts gewesen wäre! Wie stellst du dir das denn vor?“
„Jetzt mach aber mal halblang. Ich wollte doch...“
„Stopp! Jetzt rede ich“, unterbrach sie ihn gleich wieder. „Du hältst es nicht einmal für notwendig, mir Bescheid zu geben. Nicht mal einen Anruf war ich dir wert. Nein, ich komme nach Hause und finde eine leere Wohnung vor, nicht mal eine Nachricht hast du mir hinterlassen. Es könnte schließlich weiß Gott was passiert sein, oder?“
„Du hast ja recht, aber ich dachte...“
„Das mit dem Denken ist wie immer so eine Sache“, fuhr sie ihm energisch ins Wort. „Du solltest nicht versuchen zu denken, du solltest ganz einfach handeln, was in diesem Fall bedeutet hätte, mir wenigstens kurz anzurufen!“

Marc erschrak vor dem energischen, fast schon hasserfüllten Gesichtsausdruck von Laura. Ihre Mimik verfinsterte sich zusehends während sie ihn immer noch weiter zur Schnecke machte. Ihm wurde zusehends unbehaglicher. Lauras Gesicht begann sich vor seinen Augen zu verändern. Langsam, ganz langsam verschwamm ihr Gesicht immer mehr. Ihre Konturen begannen zu zerfließen wie bei  einem plötzlich heraufziehenden Herbstnebel der alles in ein unheimliches und bedrohliches Szenario taucht, und man nicht gleich erkennen kann, was sich dahinter verbirgt. Der Nebel breitete sich weiter über Lauras fantastischem Körper aus und vor seinen Augen veränderte sich auch dieser zu einer unförmigen, wabernden, grauen Masse. Dort, wo sich noch vor wenigen Augenblicken Lauras Gesicht befand, starrte er nun in die ihm bereits vertraute Fratze. Glühende Augen starrten ihn unentwegt an als schienen sie auf eine Reaktion zu warten.
„Oh Gott! Was passiert hier eigentlich? Bin ich jetzt tatsächlich verrückt geworden?“ Marcs Kopf schien zu explodieren. Er spürte, wie seine Sinne schwanden. Dann wurde es, wie so oft in den letzten Monaten, von einem Augenblick auf anderen dunkel um ihn herum. Das Letzte, das er noch wahrnahm, war das beruhigende Gefühl, diesen Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Dann sackte sein Körper reglos in sich zusammen... 

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen sanft auf Marcs schlafendes Gesicht und zauberten eine angenehm freundliche Stimmung in den Raum. Die Vögel waren schon voll in ihrem Element und sangen munter ihre fröhliche Morgenmelodie. Marcs Augen zuckten und er begann sich in den Laken zu räkeln und zu strecken. Dunkle Augenringe umrahmten seine noch halb geschlossenen Lider. Sein Schädel brummte und er hatte Mühe, sich langsam in seinem Nachtlager aufzurichten und sich zu erheben. Kraftlos schleppte er sich auf die Toilette. Seine morgendliche Erektion sowie sein körperlicher Zustand verhinderten jedoch, das er seine Blase, wie er es sonst immer tat, im Stehen entleeren konnte – er musste sich setzen, wollte er nicht hinterher den Putzteufel spielen. Laura wäre bei diesem Anblick begeistert gewesen, mahnte sie ihn doch mit schöner Regelmäßigkeit wegen diesem Thema an.

Nachdem Marc seine Blase endlich entleert hatte schlich er immer noch schlaftrunken ins Badezimmer um sich dort direkt unter die Dusche zu begeben. Eine kalte Dusche schien ihm äußerst angebracht um wenigstens so einigermaßen zu sich zu kommen. Der klare und sanfte Regen aus der erst kürzlich installierten Regendusche ergoss sich sanft über Marcs athletischen, aber im Augenblick so müden Körper. Er genoss das zarte Streicheln der feinen Wasserstrahlen und spürte, wie die Lebensgeister langsam wieder von seinem Körper Besitz ergriffen. Vorsichtig drehte er den Temperaturregler mehrmals im Wechsel hoch und wieder runter bis ihm wohlige Schauer über seinen Rücken liefen und er sich so richtig munter fühlte.
Nachdem er sich abgetrocknet hatte pflegte er sich noch ausgiebig mit einer exklusiven Bodylotion. Körperpflege war ihm äußerst wichtig und wurde täglich konsequent und ausgiebig praktiziert. Marc war sonst eigentlich kein eitler Zeitgenosse. Stinknormale Jeans, T-Shirt und Flatterhemden gehörten genauso zu seiner Garderobe wie der gepflegte Abendanzug aus feinem Zwirn. Er sah dies alles in allem doch sehr entspannt. Aber die Körperpflege durfte nie zu kurz kommen und hatte manchmal schon fast etwas Rituelles an sich.  

 „Was ist nur los mit dir?“ flüsterte er plötzlich seinem Spiegelbild entgegen und er starrte tief in seine Augen. War da nicht etwas Irres in seinem Blick?
„Spinner“, dachte er, „du siehst aus wie immer. Vielleicht ein wenig mitgenommen von den unruhigen Nächten, aber sonst passt alles.“
Und trotzdem glaubte er einfach nicht mehr daran, dass alles so war wie es sein sollte. Tief in seinem Inneren spürte er, dass die „Erscheinungen“ nicht einfach so in seinen Träumen stattfanden. Die Intensität mit der er dies alles wahrnahm und die vielen, ständig wiederkehrenden Details nährten in ihm die Erkenntnis, dass es sich hier um ein viel ernsteres Phänomen handeln könnte.
Was sollte die ganze Geschichte mit dieser geheimnisvollen Bestimmung? Was wollte diese seltsame Gestalt die ihm immer wieder in seinen Träumen - sind es denn wirklich "nur" Träume?  - erschien? Und wer oder was ist dieser mysteriöse Lord der angeblich schon so lange auf ihn gewartet haben soll?

Plötzlich kehrte die Erinnerung an den vorangegangenen Abend zurück. Und mit ihr keimten in Marc zum ersten Mal Zweifel auf. Zweifel an Laura.
„Zweifel an Laura? Jetzt muss ich wohl doch bald zu einem Psychiater.  Was konnte Laura denn schon mit den ganzen Vorgängen zu tun haben?“
Marc war zunächst entsetzt über seine eigenen Gedanken.
„Mhm, seit Laura vor wenigen Monaten in mein Leben getreten ist, hat sich aber doch so einiges verändert. Ja - sie hat eigentlich mein ganzes Leben umgekrempelt. Und war das wirklich immer nur in meinem Sinne?“ fragte sich Marc weiter. Er versuchte, so gut es aus seiner Sicht eben ging, die Zeit mit Laura objektiv zu betrachten. Er musste sich eingestehen, dass seit Laura in sein Leben trat, nichts mehr so war wie zuvor. Rein gar nichts. Von heute auf morgen hatte er sein ganzes Leben auf diese Frau ausgerichtet, und das war nun für seine Verhältnisse äußerst ungewöhnlich. Bei seinen bisherigen Beziehungen war dies sonst eigentlich immer genau andersherum gewesen. Alle mussten nach seiner Pfeife tanzen. Von nix und niemandem ließ er sich vorschreiben was er wie und wann zu tun hatte. Er lebte seine Vorstellung des Lebens mit all den sich daraus ergebenden Konsequenzen und wer nicht mitziehen wollte hatte eben Pech gehabt. Selbst all die negativen Eigenschaften die man einem ausgeprägten Egoisten zuschreiben würde hatte er in sich vereint. Ohne Rücksicht auf Verluste durchpflügte er den Acker des Lebens.
Doch mit Laura an seiner Seite veränderte sich sein Blickwinkel auf die Dinge. Die Vergangenheit verblasste förmlich um ihn herum und Laura wurde sein absoluter Lebensmittelpunkt, ganz so, als ob es vorher nichts anderes, geschweige denn andere Frauen, gegeben habe. Wie war dies nur möglich? Diese Frage konnte er sich einfach nicht erklären. Und wie hatte sie es nur fertig gebracht, ihn so um den Finger zu wickeln? 

Marc verspürte ein großes Unbehagen. Wie war es nur möglich dass ihm seine eigene Vergangenheit so nach und nach immer fremder wurde?

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SirTallamore
ICH - bin hier nicht wichtig......

Hier zählen einzig und allein die Worte, Deine, Meine, Eure, Unsere...

Denn nur die Worte erfüllen die Bücher - voll von Geschichten und Gedichten - mit wundersamem Leben......

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Gast Lord of Darkness - Freue mich auf die Fortsetzung :-)

Du musst allerdings aufpassen, dass der am Anfang schon voll aufgezogene Spannungsbogen das Buch mit der Zeit nicht langweilig wirken lässt. Lass zwischendurch auch ruihig etwas unvorhergesehenes passieren und versuche durch einen passenden Übergang in einen weiteren Spannungsbogen zu wechseln.
Ausserdem würde es mich freuen wenn ich noch mehr Hintergrundinfos zum Hauptcharakter bekommen könnte.

Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Lord of Darkness - Also.... wann kommt die Fortsetzung - bin schon echt gespannt !!???

Ich hoffe Du kannst den toll aufgebauten Spannungsbogen halten oder
durch einen Neuen ersetzen.
Pass aber auf, dass Du Deine Leser nicht unterschätzt, z.B. an der Stelle, als die zwei "Dunklenen Mächte" sich unterhalten .... da musst Du nicht
nochmal extra aufklären wie der eine heißt.

Angie
Vor langer Zeit - Antworten
SirTallamore Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 29.07.2012 - 21:07 Uhr) Bin gespannt wies weitergeht

lg
E:W


Freut mich E:W. Das 2. Kapitel ist so gut wie fertig und wird die nächsten Tage online gehen.

LG

Sir Wolf Tallamore
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Bin gespannt wies weitergeht

lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
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