Es war einmal ein rosa Teddybär. Er hatte weiches Fell und niedliche kleine Knopfaugen. Wenn man ihn sanft auf den Bauch drückte, konnte man ein leises Brummen hören. Der Teddybär war nicht besonders groß, etwa 30 cm, also eigentlich perfekt für ein keines Mädchen von 5 Jahren.
Der Teddybär wurde in feines Papier eingewickelt und einem kleinen Mädchen unter den Weihnachtsbaum gelegt. Durch die Umrisse, die der Teddybär in das Papier warf, war leicht zu erkennen, was sich unter dem buntem Papier befand. Das Mädchen packte zunächst seine anderen Geschenke aus. Einen Puppenwagen, Rollschuhe, einen blauen Ball, ein Buch und zwei Rasseln. Zum Schluss war der Teddybär an der Reihe. Kaum ausgepackt, lag er auch schon wieder unter dem Baum. Dem Mädchen gefiel die Farbe nicht, auch wenn es rosa war, die Farbe, die viele kleine Mädchen mögen.
So lag er da, unbeachtet, ungeliebt. Für einen Teddybären war das eigentlich die Höchststrafe.
Irgendwann wurde der Teddybär aufgehoben und in ein Zimmer getragen. Es war das Zimmer des kleinen Mädchens. Dort wurde er zwischen Puppen, Kissen und anderen Stofftieren in ein Regal gestellt, wo er nun blieb, immer noch unbeachtet und ungeliebt. Sein Fell hätte noch so weich sein können, er hätte das Mädchen auch noch so gut trösten können, wenn es traurig war, die rosa Farbe macht es ihm unmöglich.
Jahre vergingen, das Mädchen war nun schon längst groß und über den Teddybären legte sich eine dicke Staubschicht. Er war jetzt nicht mehr ganz rosa, eher grau-rosa, aber egal, welche Farbe er auch immer gehabt hätte, das Mädchen hatte nun ohnehin kein Interesse mehr an einem Teddybären.
Eines Tages kam die Mutter des kleinen Mädchens in das Zimmer. Sie hatte einen großen schwarzen Sack in der einen Hand. Sie griff gezielt die Puppen, Kissen und Stofftiere und verfrachtete sie in den Sack. Auch der Teddybär wurde gepackt, vom Herzen her noch ganz neu, ungeliebt, aber nun schon Abfall.
Der Sack kam in den kalten Keller. Es war dunkel und der Teddybär begann zu träumen, wie es sein könnte, wenn ihn jemanden liebte, wenn er für ein Mädchen die Welt bedeuten würde, wenn er trösten könnte, wann immer es etwas zu trösten geben würde oder auf Reisen mitgenommen und Nacht für Nacht in einem Arm liegen könnte.
Es kam Bewegung ins Spiel. Es rumpelte und polterte, irgendwo hupte ein Auto, man konnte eine Fahrradklingel hören. Plötzlich war da ein Licht und eine große Hand. Die Hand griff nach Stofftier, Kissen oder Puppe. Irgendwann auch nach dem Teddybär. Ein Gesicht betrachtete ihn, eine zweite Hand klopfte ihn ab, befreite vom Staub. Er bekam ein Preisschild und erfuhr so, dass er nun 5 Euro wert war. Wieder wurde er in ein Regal gestellt und wieder war er neben anderen Stofftieren und Puppen, nur die Kissen fehlten diesmal.
Viele Hände begriffen fortan den rosa Teddybären, irgendwann verfing sich ein Fingelnagel in seinem Fell, riss ihm einen Faden aus, ein kleines aber sichtbares Loch entstand. Nun war er nicht nur rosa, sondern hatte auch noch ein Loch. Sein Preis wurde geändert, 4 Euro, 3 Euro, 2 Euro, aber es fand sich kein Käufer.
Nach einigen Jahren wurde der rosa Teddybär in einen Wagen geworfen, der voll war mit allerhand Überbleibseln - Sachen, die keiner kaufen wollte, nicht mal hier.
Wie sollte es nun weiter gehen, mit dem rosa Teddybären? Er wollte sein Herz vergeben, doch keiner wollte es, alle lehnten ihn ab, wegen seiner rosa Farbe, die er sich nicht mal selbst erwählte. Keiner interessierte sich für seine Knopfaugen, dem weichem Fell oder dem leisen Brummen. Er war ein rosa Teddybär.