Romane & Erzählungen
E & R Gesucht und Gefunden Kapitel 9 - Gesucht und Gefunden

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"E & R Gesucht und Gefunden Kapitel 9 - Gesucht und Gefunden "
Veröffentlicht am 29. Juli 2012, 84 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Eine offene Seele ...
E & R Gesucht und Gefunden Kapitel 9 - Gesucht und Gefunden

E & R Gesucht und Gefunden Kapitel 9 - Gesucht und Gefunden

Beschreibung

Amerika. Wilder Westen, im Jahre 1879. Ein Krieg bahnt sich an zwischen Zwei Ranches und mittendrin Zwei Wesen die dort nicht das geringste zu suchen haben. Finden Sie zusammen und können Sie den Krieg verhindern? Lerne, was Er dir beibringen kann! Höre, was Er dir zu sagen hat! Nehme, was Er dir zu geben wird!

Lehrstunden Kapitel 9.1

 

Ich starrte in die Flammen, als die ersten kleinen Erinnerungsfetzen mir durch den Kopf jagten. Sie schwirrten im Kreis und ich versuchte sie zu ignorieren. Ich wollte nicht noch einmal diese Schmerzen ertragen müssen und da Racy an meinem Körper angelehnt war, würde sie Sie sofort spüren und es würde si,e wahrscheinlich, wach machen. So sehr ich auch versuchte sie zu ignorieren, sie ließen mir keine Ruhe, mein Instinkt schaltete sich ein und in derselben Sekunde hatte ich aufgegeben.

Der erste Erinnerungsfetzen war hier im Haus entstanden. Racy stand vor mir, ihre Körperhaltung war verkehrt und sah nach Verteidigung aus, nein! Sie war kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Das war alles andere als logisch. Was könnte sie dazu gebracht haben, das es sie in solch ein Wut versetzt hatte? Ich bekam keine Antwort und ich suchte auch nicht wirklich nach einer.

Der zweite Erinnerungsfetzen zeigte mein eigenes ich, wie ich draußen im Schneesturm mit Emy und ihrem Wallach Fino spazieren gegangen war, eine Vorstellung der Unmöglichkeit. Wir waren in keiner Weise geschützt. Dieser Erinnerungsfetzen schien mich verhöhnen zu wollen. Vielleicht wollte mir so mein Gehirn die Erinnerungen ohne Schmerzen zeigen.

Kein Schmerz.

Das war eine Überraschung. Entweder wirkte noch das Schmerzmittel oder mein Verstand hatte es geschafft. Was mir nicht wirklich half, denn bis jetzt waren sie nicht erklärbar.

Der letzte Erinnerungsfetzen zeigte Racy und mit mir im Stall. Sie hatte Emy im Arm, in derselben Decke wie sie Sie auch auf Fino an sich gehabt hatte. Sie hockte mit ihr auf dem Boden und ich kniete halb über ihr, unsere Gesichter waren sich ganz nahe und es sah aus als ob wir uns gleich küssen würden. Ein kleiner Lichtblick, denn so könnte es wirklich passiert sein.

Mehr bekam ich nicht zusammen und das war mehr als frustrierend.

 

„Wie viel Schäden der Schneesturm wohl angerichtet hat?“

Carl sein Blick war wieder auf die Zimmerdecke gerichtet, als er die Frage stellte und so an niemanden bestimmten. Chris antwortete ihm.

„Schwer zu sagen. Kommt auch darauf an wie lange er noch anhält.“

„Für mich hört es sich so an als ob er nicht so schnell nach lassen wird.“

Matti war genauso im Verhalten wie Carl. Er unterbrach sein Tun nicht, während er gesprochen hatte. Ich hörte ihnen interessiert zu.

„Das einzige was mir Sorgen macht ist der Grenzzaun. Jeder Schaden kostet Zeit, die wir nicht haben.“

Es waren Worte der Wahrheit und der Sorge die Chris ausgesprochen hatte.

„Du hast Recht Chris. Hoffen wir auf das beste. Es ist gut zu wissen das du da bist Ethan. Wer weiß was uns nach dem Schneesturm für Schäden erwarten. Nun zählt jede helfende Hand.“

„Ihr könnt euch auf mich verlassen. Ich werde selbstverständlich helfen und den Grenzzaun übernehme ich gerne. Bill war ein guter Lehrer.“

„Ernsthaft?

Du willst freiwillig am Grenzzaun arbeiten?“

Chris sah mich ungläubig an.

„Warum denn nicht? Mir hat die Arbeit Spaß gemacht. Es wird zwar ohne Bill anders sein, aber ich kriege das schon hin.“

„Du glaubst doch nicht das ich dich alleine lasse, he?“

Mein Blick schaute überrascht in Bill seine Richtung.

„Sag bloß du benutzt deine einzige gesunde Schulter, damit deine einzige gesunde Hand mir das Händchen halten kann?“

Bill verdrehte die Augen und wir anderen lachten.

„Erwartet ja nicht von mir das ich den ganzen Tag hier auf der Couch liegen bleibe. Das könnte euch so passen! Nachher werde ich eine Klatschweiber wie Mary Lou und Emy!“

„Trägst du auch eine Schürze?“

Matti schien etwas auf zu tauen.

„Ja, um sie dir um die Ohren zu hauen,du Bürschchen.“

Wieder lachten wir alle auf. Ich merkte das Racy sich zu meinen Füssen bewegte. Carl sah es auch.

„Da scheint jemand wach zu werden.“

Als Zustimmung gähnte Racy herzhaft und streckte die Arme weit von sich.

„Ihr habt mich wach gemacht. Was ist denn so lustig?“

„Wir stellen uns gerade vor wie Bill Matti mit einer Schürze jagt.“

Erneut brachen wir in schallendes Gelächter aus und so wurden auch Mary Lou und Emy wach. Emy war während der Geschichte von Chris über die Ryders ein geschlafen, Mary Lou etwas später.

Wir verbrachten die nächsten Stunden damit alte und lustige Erinnerungen aus zu graben. Die Atmosphäre war einzig artig, man hörte die Liebe, Bewunderung, Spott und Trauer aus dessen Geschichten heraus. Jeder trug eine Geschichte bei. Ich blieb außen vor.

Racy spürte meine traurige Stimmung, in die ich hinein gerutscht war und drückte meine Hand.

Chris sein Magen entschied sich irgendwann das es Zeit war zu Essen, in dem er laut knurrte. Ein erneuter Grund für uns herzhaft zu lachen. Ich sah in vielen Gesichtern die verborgenen Lachfältchen erscheinen. Keinen ihrer Gesichter sah man Kummer an, sie wirkten wie befreit und glücklich.

Während des Essens, das Mary Lou mit Hilfe von Racy und Emy zu bereitet hatte, kamen wir auf dem Schneesturm zu sprechen.

„Wie gut das wir schon angefangen hatten die Dächer zu kontrollieren.“

Carl sah besorgt zur Decke hinauf.

„Und ihr habt mich für einen Taugenichts gehalten, als ich euch das vorgeschlagen hatte.“

Christian zog einen Schmollmund und tat so als ob er beleidigt wäre. Da ich neben ihm saß bekam ich deswegen einen Seitenknuff von ihm und er zwinkerte mir zu. Ich tat absichtlich böse.

„He Mann, ich halte dich nicht für einen Taugenichts, nur für einen Hornochse.“

Ich sah zu Racy und zwinkerte ihr zu und sie fing laut an zu lachen. Chris sah mich verständnislos an.

„Wenn du mich nicht angefangen hättest Ethan zu nennen, anstatt der Fremde, dann hätte ich zukünftig nach dem Hornochse gefragt.“

Chris sah zu Racy und die zuckte mit den Schultern und grinste ihn mit einem breiten Grinsen an. Und plötzlich, als ob ein rostiger Cent endlich auf dem Boden fallen würde, machte es bei Chris im Kopf klick.

„Jetzt verstehe ich. Eure Hirnsache. Racy kam auf die Idee das du mich einen Hornochse nennen könntest. Sie hat es dir also erzählt!“

Nun spielte er den Bösewicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Racy hielt sich die Hand vor dem Mund, damit das lachen nicht zu laut klang.

„OK OK, ich hab es nicht anders verdient.“

Er hob zum Zeichen das er sich ergab die Hände und grinste uns an. Durch unser Geplänkel hatten wir nicht mitbekommen wie Carl und Bill das Gespräch ohne uns fortsetzten.

„Die Schäden könnten beachtlich sein, was meinst du Bill?“

„Da ich weiß wie Ethan am Zaun gearbeitet hat, denke ich das er unsere kleinste Sorge wäre. Schlimmer wären die Ställe und die Häuser.“

„Ja. Es wäre gut zu wissen in welchen Zustand sie gerade sind, wegen der Tiere.“

Wir hörten nun alle zu und teilten die Sorgen. Die Stärke des Schneesturmes machte es unmöglich vor die Türe zu gehen, um die Häuser und Ställe zu kontrollieren.

-Sie haben Recht. Die Tiere könnten verletzt werden, wenn ein Dach ein stürzen würde oder die Mauer könnten beschädigt werden, so das sie ins Freie gelangen. Pferde und Schafe sind Fluchttiere. Sie würden in einem beschädigten Stall nicht bleiben. Bricht unter den Schafen Panik aus trampeln sich sich tot.-

Racy konnte mir nicht viele ihrer Vorstellungen zeigen, doch es war erschreckend zu wissen, das wir hier machtlos herum sitzen würden. Mir kam ein Geistesblitz.

-Racy, du kannst kontrollieren, ob in den Ställen alles OK ist!-

-Ich denke eher nicht Ethan. Sogar ich komme nicht gegen solch einen Schneesturm an.-

-Da hast du recht, aber gilt das nur für draußen, nicht aber in Häusern oder Ställen.-

"Du lieber Himmel! Du hast recht! Wieso sind wir nicht schon viel früher darauf gekommen?“

Racy war so plötzlich aufgesprungen das ihr Stuhl umgekippt war und sich die anderen dadurch ziemlich erschreckt hatten.

„Was meinst du? Worauf hätten wie früher kommen sollen?“

„Bill, Racy meint, das sie die Häuser und Ställe, ohne Gefahr für sich selber, kontrollieren kann.“

Bill schlug sich gegen den Kopf als er meine Worte verstand und die anderen fingen an zu murmeln.

„Ich fange sofort an. Zuerst den Stall von unseren Pferden.“

Und sie war weg. Nicht nur ich starrte den Platz an wo Racy gerade noch gestanden hatte. Jetzt konnten wir nur noch warten. Carl war aufgestanden und lief hin und her, Matti ging in den Wohnraum und setzte sich wieder auf seinen Platz und nahm Feder und Papier zur Hand, Mary Lou und Emy räumten den Tisch ab und säuberten das Geschirr, Chris trommelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte und starrte einen imaginären Punkt an, der sich irgendwo vorn ihm befinden musste und Bill kontrollierte seinen Verband.

Mich machte das Warten nervös. Der Gedanke das sie da draußen war gefiel mir ganz und gar nicht. Ich konnte ihre Gedanken nicht hören und so wusste ich nicht, ob es ihr gut ging.

Ich hörte die Standuhr im Wohnraum ticken. Mir entfuhr ein genervtes Stöhnen. Ich neigte meinen Kopf und fuhr mit beiden Händen in den Haaren.

Chris warf mir einen Seitenblick zu.

„Alles OK mit dir?“

„Nein.“

„Was ist los? Dein Kopf wieder?“

„Nein, das ist es nicht.“

„Was hast du dann?“

„Es ist wegen Racy. Da macht sich jemand Sorgen.“

Er sah erst zu Bill, der wiederum nickte wissend in meine Richtung und Chris sah mich mit einem schelmischen Lächeln an.

„Dich hat es ja wirklich erwischt. Du tust mir Leid Kumpel.“

Ich musste mehrfach über seine Worte nachdenken, doch mir wollte keine Erklärung für seine Worte und sein Verhalten ein fallen.

„Was hat mich erwischt?“

„Die Liebe. Ist doch glasklar!“

„Ich verstehe immer noch nicht.“

„Ethan, du hast dich verliebt.“

„Hab ich das?“

„Ja Mann, und wie!“

Bill und Chris lachten leise vor sich hin und sahen mich dabei an. Ich fand es nicht lustig, eher aufschlussreich und auch verwirrend.

„Ist das gut oder schlecht?“

Den Krach den die beiden veranstalteten, durch ihr stampfen mit den Füßen und ihr lautes Lachen, dröhnten mir in den Ohren. Irgendetwas war mir entgangen an ihren Worten, doch ich fand den Sinn nicht. Carl trat zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Sie meinen damit das Racy ständig in deinen Gedanken ist. Es hat sich bei dir ein Gefühl entwickelt, sodass die Welt sich nur noch um sie dreht.“

Ich sah Carl an und mir fiel das Gespräch ein das Racy, Bill und ich auf der Weide hatten.

„Jetzt verstehe ich. Racy hat das auf der Weide erwähnt. Sie meinte das die Frauen uns Männern ständig im Kopf herum spucken würden.“

Mein Blick suchte den von Bill.

„Also will ich Sex mit Racy haben?

Aber wieso nannte es Chris dann „verliebt“ sein?

Ist es dasselbe?“

Wie sollte ich auch ahnen das ich auf den Holzweg mit meiner Überlegung war. Im nach hinein konnte ich über die Situation lachen, aber das folgende Szenario war nicht wirklich lustig gewesen.

„Du Bastard!“

Ich hörte wie Matthew aus den Wohnraum gestürmt kam und ehe er die Küche erreichte, war ich auf gesprungen, hatte ich mich in einer Verteidigungshaltung positioniert, ein Bein nach hinten ausgestellt, leicht die Knie gebeugt, den Oberkörper nach vorne ausgerichtet, ihn angespannt und meine Arme leicht am Oberkörper angewinkelt.

Kurz bevor Matthew mich erreichte wusste ich schon wie ich ihn zu Boden bringen würde. Ich sah sein Hass verzerrtes Gesicht und empfand in der Sekunde nicht das geringste. Carl reagierte schnell und stellte sich seinen Sohn sofort in den Weg und packte ihn an die Schulter. Chris kam Carl zur Hilfe und packte sich Matthew von hinten. Ich bewegte mich keinen Zentimeter von der Stelle, sondern beobachtete, ob die beiden mit ihrem Vorhaben erfolgreich waren. Sein Blick wollte mich töten und er tobte weiter, obwohl die beiden ihn fest umklammerten. Sie schleppten ihn zurück in den Wohnraum, von dort aus hörte ich Carl seine Stimme, wie er leise auf Matthew ein redete. Einen Moment später kam Chris zurück in die Küche.

„Besser wir lassen das Thema!“

Ich stand immer noch in meiner Verteidigungspositionen, bis Bill wieder zu Reden begonnen hatte.

„Es ist gut Ethan, Matthew wird sich schon beruhigen.“

Ich suchte seinen Blick, er nickte mir zu und ich stellte mich wieder bequem hin, doch musste ich mehrfach meinen Körper bewegen und es knackte an jeder erdenklichen Stelle. Die Anspannung wollte nicht so schnell aus meinem Körper weichen. Wie Chris es vorgeschlagen hatte, unterließen wir das Thema und so sprach niemand ein Wort, sondern wir setzten uns wieder und warteten.

Racy kam mit einem Windstoß zurück. Sie sah vollkommen verängstigt aus. Ich sprang von meinem Stuhl auf und ging schnell zu ihr. Carl und Matthew kamen aus dem Wohnraum, als ich sie an sprach.

„Racy, was ist passiert?“

Sie schaute mir kurz in die Augen, die kaum still zu stehen schienen und dann richtete sie ihren Blick auf Chris. Er verstand und sprang gleichzeitig mit Bill auf die Füße, Carl und Matthew blieben hinter Chris stehen und Mary Lou und Emy beendeten für diesen Moment ihre Arbeit und drehten sich zu uns um. Chris kam auf mich zu, wollte an mir vorbei, damit er genau vor Racy stehen konnte, doch ich stellte mich so hin, das er an mir nicht vorbei kam. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Chris sah wütend aus und so ließ ich ihn nicht in Racys Nähe.

„Sag schon, was ist?“

„Jemand ist in deinem Haus.“

Er hob überrascht eine Augen braue, vielleicht dachte er, sie würde sagen, das sein Haus zerstört war, immerhin standen ein paar Bäume so dicht am Haus, die mit Leichtigkeit bei solch einen Sturm um fallen könnten. Die Information schien jetzt bei ihm angekommen zu sein, denn sein Gesicht wurde wieder wütend.

„Es ist jemand in meinem Haus?“

Er wollte einen Schritt weiter gehen, doch ich versperrte ihm nun die komplette Sicht auf Racy. Ich baute mich Regelrecht vor ihm auf und ballte die Hände zu Fäuste. Wer der größte Mann auf der Ranch war, war nun geklärt. Ich musste meinen Kopf leicht senken um mit Chris direkten Augenkontakt zu bekommen.

Meine Wahrnehmung veränderte sich. Ganz anders, nicht annähernd so wie es bei Matthew gewesen war. Ich wusste das Bill hinter mir war und Emy die Seite gewechselt hatte und nun neben Bill stand. Ich hörte noch intensiver die vielen Herzen im Raum, die nun schneller schlugen, durch meinen Anblick. Matthew befand sich zwischen Mary Lou und Chris, Carl hatte sich seitlich zu Chris gestellt. Bill zog Racy von mir weg und trat einen Schritt auf mich zu und legte mir eine Hand auf den Rücken. Ich ließ es geschehen und es kamen Worte aus meinem Mund. Ich fühlte nichts.

„Chris, wenn du deine Wut an jemanden auslassen willst dann bei mir. Racy wirst du nicht anrühren, ist das klar?“

Meine Stimme hatte sich auch leicht verändert, doch mir war, als ob ich noch da wäre.

„Christian! Willst du ernsthaft Racy die Schuld geben? Du bedrohst sie!“

Carl stand nun zwischen Chris und mir. Er sah Carl an.

„Natürlich nicht!“

„Dann reiß dich mal gefälligst zusammen!“

Damit drehte sich Carl zu mir um und sah mir in die Augen.

„Lass Racy bitte erklären was sie genau gesehen hat.“

Meine Überraschung war groß. Ich verstand nicht warum mich Carl darum gebeten hatte.

„Natürlich Carl.“

Er war ein sehr guter Beobachter und reagierte bei mir mit dem richtigen Instinkten.

„Nimm es mir nicht übel, ich wusste nicht genau was du tust wenn ich versucht hätte an dir vorbei zukommen. Es ehrt dich das du Racy beschützt. Nur wollte ich nicht die nächste Zielscheibe deiner Wut werden.“

Ich dachte eine Zeit lang über Carl seine Worte nach, zu lange für Racys Geschmack. Sie kam nach vorne, stellte sich neben mir, legte eine Hand auf meinem Arm und erzählte was passiert war.

„In Chris seinem Haus bin ich zum Schluss gewesen. Ich landete in seinem Wohnraum und wollte gerade durch das Haus laufen, da hörte ich plötzlich aus seinem Schlafzimmer jemanden Schnarchen.“

„Das hört sich so an, als ob du einen neuen Mitbewohner hast Chris.“

Bill sah mit heiterem Blick zu Chris hinüber.

„Na toll.“

Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen.

„Vielleicht ist es jemand von unseren Freunden und hat es nur noch bis Chris sein Haus geschafft?“

Racy war ganz außer sich. Ich spürte wie dieser Gedanke sie zum zittern brachte.

„Nehmen wir einmal an es ist einer unserer Freunde?

Wer von ihnen wäre so ein Narr im Winter eine lange Reise zu treten?“

Obwohl Bill die ganze Familie angesprochen hatte schaute er nur Carl an.

„Das ist eine gute Frage und ich denke niemand würde eine solche Reise auf sich nehmen, außer, er selber wäre in Schwierigkeiten und ist auf der Flucht.“

„Das ist eher unwahrscheinlich Carl. Wir haben nur gute und ehrliche Freunde.“

„Ich werde noch einmal zum Haus springen, zu mindestens sollten wir ausschließen das es einer von unseren Freunden ist.“

„Die Idee gefällt mir gar nicht.“

Ich schaute Racy böse an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich will nicht das du dich noch einmal in Gefahr begibst.“

„Das werde ich nicht Ethan. Der Mann lag im Schlafzimmer und ich tauche im Wohnraum auf. Bevor er überhaupt reagieren könnte bin ich schon wieder weg.“

„Nichts für ungut Ethan, aber ich finde die Idee gut. Ich will wissen wer in meinem Haus ist. Könnte ich was Racy kann würde ich es selber machen, also gibt es keine andere Alternative.“

Mein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Bill klopfte mir auf die Schulter.

„Sie schafft das schon Ethan. Ich gebe dir mein Wort!“

Ich sah nur Racy an.

-Bist du dir sicher?-

-Ja. Ich werde kein größeres Risiko eingehen als nötig.-

-Versprich es mir!-

Sie überbrückte den einen Schritt der uns trennte und legte ihre Hände auf meine Arme.

-Ich verspreche es.-

-Ich kann nicht sagen das mich das glücklich macht, aber gut, ich vertraue dir das du keine unnötigen Risiken eingehen wirst.-

Während ich das sagte kam ich ihr mit meinem Kopf entgegen, setzte eine harte Mine auf und fixierte sie mit meinem Blick.

-Denk dran. Rein und raus, sonst komme ich dich holen!-

Racys Lächeln war ernst, doch ihre Augen waren unergründlich.

-Ich werde auf mich aufpassen und auch gesund zurück kommen.-

Es lag etwas in ihrem Blick was ich nicht verstand.

„Bin gleich wieder zurück.“

Und wieder starrte ich auf einen leeren Platz. Alle anderen hatten uns beobachtet.

„Was könnte im schlimmsten Fall passieren?“

Ich konnte meine innere Unruhe nicht verbergen.

„Das es keiner unsere Freunde ist?“

„Na ganz toll Emy. Das ist nicht hilfreich.“

Matthew war verärgert und irgendwie beunruhigte mich das umso mehr, denn es hatte mir bewusst gemacht, das die Gefahr real ist und ich nicht der einzige war der die Gefahr auch ernst genug nahm.

„Kommt schon. Unsere Racy weiß schon was sie tut und wenn der Fremde schläft ist es für sie umso leichter. Und ich finde sich unnötig Sorgen zu machen ist nicht hilfreich. Lasst uns lieber ein Partie Poker spielen. Bill, sollen wir den Männern einmal zeigen wie man richtig pokert?“

„He, ich kann Poker spielen!“

„Und warum schlage ich dich dann ständig? Wie viel schuldest du mir noch einmal Chris?“

Alle mussten laut lachen, weil sie wussten das Chris gegen Bill nie eine Chance hatte. Chris Gesicht nahm einen verärgerten Ausdruck an.

„Lass uns spielen!“

Mary Lou und Emy waren in der Küche geblieben, während wir anderen in den Wohnraum gegangen waren.

„Ich hol die Karten!“

„Kannst es wohl kaum erwarten das ich dir noch mehr Geld aus den Taschen ziehen, was Chris?“

„Warte es nur ab alter Mann!“

Bill lachte herzhaft auf. Carl und Matthew setzten sich wieder auf ihre Couch und Bill winkte mich zu sich.

„Komm her Ethan! Ich bring dir das Pokern bei!“

Ich war schon sehr gespannt was als nächstes passieren würde, doch behielt ich im Hinterkopf das Racy noch nicht da war. Chris setzte sich in seinem Sessel und hielt etwas in seinen Händen.

„Weißt du was das hier ist Ethan?“

„Du sagtest etwas von Karten Chris, dann nehme ich mal an, das sind die in deinen Händen?“

„Richtig. Ich werde sie jetzt mischen.“

Chris mischte die Karten und Bill erklärte mir die Karten, nannte Kombinationsmöglichkeiten und auf was ich achten musste.

„Am besten schaust du mir ein paar Runden zu und wenn du eine Frage hast, dann stelle sie mir ja nicht laut, sondern flüstere sie mir ins Ohr. Du darfst niemals dein Blatt erwähnen!“

Die nächsten Zehn Minuten hörte ich die wildesten Flüche und Beschimpfungen, sodass Mary Lou ständig die Männer zur Ordnung rufen musste. Und Racy war immer noch nicht da. Meine Konzentration war weg, ich stand auf, lief hin und her und war kurz davor das Haus zu verlassen.

„Das dauert zu lange, oder?

Wenn sie nur heraus finden will, wer der Fremde ist, wäre sie doch schon wieder da?

Und sagt mir jetzt nicht ich solle mir keine Sorgen machen. Ihr muss etwas passiert sein!“

„Ethan hat nicht so unrecht. Sie ist schon sehr lange weg.“

„Ja Bill. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als nach zu schauen. Ich halte es für am besten wenn wir beide gehen Chris. Du würdest die anderen nur verrückt machen, wenn ich dich hier zurück lasse. Los, wir machen uns fertig. Sohn, hol uns Zwei Gewehre!“

Carl erwähnte mit keiner Silbe was mich betraf und anscheinend wollte er mich nicht dabei haben.

„Ich komme mit!“

„Nein Ethan. Nimm es mir nicht übel, aber ich denke nicht das deine Gesundheit das zu lässt. Mir wäre es lieber du passt hier mit auf.“

„Ich bleibe auf keinen Fall hier!“

Ich bildete mir ein das er mich nicht dazu zwingen konnte. Schon die Vorstellung wie in einem Käfig hier gefangen herum zu sitzen machte mich halb wahnsinnig. Doch Carl sah das anders. Sein Gesicht wurde ernst, fast schon wütend. Ich konnte es deutlich aus seiner Stimme heraus hören.

„Hör mir mal gut zu! Du bist in diesem Fall ein zu großes Risiko! Ich kann mich nicht um dich kümmern, wenn du da draußen zusammen brichst! Und wir sind uns doch einig das unsere Sorge Racy gilt, also sei vernünftig und warte hier.“

Seine Worte ergaben für mich Sinn, doch es lag anscheinend nicht in meiner Natur mich unter zu ordnen. Er sah das ich nicht einsichtig sein würde.

„Willst du dich jetzt mit mir an legen?“

Er kam auf mich zu und stellte sich genau vor mir. Ich sah in seinen Augen keine Angst, nur wilde Entschlossenheit und in dem Moment fegte ein kleiner Luftzug an uns vorbei.

„Was ist denn mit euch?“

Wie auf Kommando treten wir uns alle um. Racy stand im Eingang der Küche und sah verwundert zu uns herüber. Da niemand ihr antwortete sprach sie weiter.

„Gibt es ein Problem?“

-Ethan, was ist los?-

-Ich sollte eigentlich die Fragen stellen, wie zum Beispiel wo du so lange gesteckt hast? Wir haben uns Sorgen gemacht und dachten dir wäre etwas passiert, also wollten wir nach dir schauen.-

Wir konnten uns nicht weiter unterhalten da uns Chris unterbrach.

„Mensch Racy, dir geht es gut!

Wo hast du nur so lange gesteckt?

Wer ist denn jetzt in meinem Haus?“

Sie schaute von mir zu Chris und ließ dann ihren Blick einmal durch alle Gesichter gehen.

„Mit mir ist alles in Ordnung.“

„Ja, das sieht man. Was hat denn nun so lange gedauert?“

Carl seine Worte bewirkten bei Racy das sie über das ganze Gesicht strahlte.

„Ihr werdet nie erraten wer in dein Haus ist Chris!“

„Nun, wenn wir es nicht erraten können dann verrate es uns doch!“

Racy streckte Matthew die Zunge heraus.

„Du Spielverderber.“

„Racy! Sag es!“

„Schon gut, schon gut, es ist George. Nun zu Frieden?“

„Wie jetzt?

Unser George?“

„Wie viele Georges kennst du denn Chris? Natürlich unser George.“

„Aber was macht er in meinem Haus?“

„Chris! Durch den plötzlichen Schneesturm hat er es nur noch bis zu deinem Haus geschafft. Doc Fields hat ihn aus der Stadt mit genommen und am Tor abgesetzt, der bestimmt bei den Forsters den Schneesturm aus sitzen muss.“

„George ist also schon auf der Ranch. Und warum ist er schon so früh auf gebrochen? Das ist nicht sein typisches Verhalten.“

Mary Lou schüttelte verwundert ihren Kopf.

„Das wäre meine nächste Ãœberraschung. George siedelt zu uns auf die Ranch. Er hat Santa Fe für immer verlassen.“

Ein Raunen ging durch das Haus. Ich konnte in jedem Gesicht lesen dass das sehr überraschend für sie alle kam. Meine Neugierde war geweckt, doch wollte ich mich in das Gespräch nicht einmischen. Emy war es die die entscheidende Frage stellte.

„Das verstehe ich nicht. George würde niemals einfach so aus Santa Fe weg ziehen! Hat er gesagt warum?“

Ein Schatten legte sich auf Racys Gesicht. Es gab einen Grund.

„Du hast Recht Emy. Es gibt einen Grund. Quincy ist tot. Er wurde bei einer Schießerei getötet.“

Ich sah betroffene und traurige Gesichter. Anscheinend hatte sie diesen Quincy gekannt.

„Der arme George!“

„Du lieber Himmel!“

„Das ist furchtbar!“

„Der arme George!“

„Jetzt hat er niemanden mehr!“

„Keine Wunder das er umsiedeln will.“

„Wie muss er nur leiden!“

„Erst seine Frau Trudi und jetzt Quincy!“

„Wie schrecklich!“

Sie redeten alle wild durcheinander.

„Wie lange ist Quincy tot?“

Bill richtete seine Frage direkt an Racy und berührte sie dabei an ihrer Schulter.

„Es ist letzten Herbst passiert. Kurz nachdem er zu Hause angekommen war. Ihr wisst ja. Quincy blieb immer bei den Sullivans wenn George bei uns arbeitete. Er hatte sich einer Bande Outlaws angeschlossen und bei einem treffen gab es wohl Streit. Es passierte vor dem Saloon in Santa Fe. George hat erst alles in Santa Fe geregelt und dann kam auch schon der Winter, keine Postkutsche fuhr mehr, sonst wäre er schon letztes Jahr zurück gekommen.“

„Und wie geht es ihm Racy?“

„Es geht ihm so gut das er sich über mich lustig gemacht hat. Sobald der Schneesturm nach lässt kommt er zu uns rüber. Genug Vorräte sind auch da. Chris, er lässt dich ganz recht herzlich Grüßen.“

Sie grinste über das ganze Gesicht.

„Na toll. Hat er meinen Schinken angerührt?“

„Er wird dir einen neuen besorgen.“

Typisch Chris. Er dachte nur ans Essen.

„Nun gut.“

Carl sah entspannt aus über diese Entwicklung.

„Was ist eigentlich mit unseren Häusern und den Ställen Racy?“

Wir hatten vollkommen vergessen Racy danach zu fragen.

Was hatte sie beim Kontrollgang gesehen?

Waren alle Häuser und Ställe OK?

Die eigentliche Gründe, wodurch Racy George gefunden hatte. Emy erinnerte uns durch ihre Frage wieder daran.

„Alles in bester Ordnung. Ich konnte keine Schäden entdecken und den Tieren geht es soweit gut. Die Schafe sind ruhig und die Pferde hatten sich gefreut mich zu sehen. Eins sage ich euch, das Ausmisten machen Emy und ich nicht alleine. In den Ställen stinkt es furchtbar.“

Das angewiderte Gesicht von Racy brachte uns erneut zum Lachen.

„Dann wollen wir mal hoffen dass das auch so bleibt. Ich schlage vor, das wir uns noch für ein paar Stunden Schlaf gönnen. Vielleicht ist der Schneesturm bis dahin abgeklungen und dann brauchen wir die Kraft.“

Die Worte klangen vernünftig. Mary Lou hatte Recht. Bald würde der nächste Tag beginnen, das konnten wir wenigstens feststellen, indem wir auf die Uhren schauten. Leider bekam ich keine Gelegenheit mehr mich mit Racy zu unterhalten und wir unterließen auch unseren Gedankenaustausch, da wir niemanden verärgern wollten. Wer wo schlief war schnell geregelt. Emy und Racy wurden nach oben geschickt, sie schliefen bei Racy im Zimmer, während Chris und ich Bill halfen die Treppen zu meistern, damit er die nächsten Stunden bequemer lag, in einem Bett, und nicht auf der Couch. Er bekam mit Chris das zweite Gästezimmer. Carl und Matthew holten Zwei Feldbetten aus dem hinteren Lager, dafür mussten sie durch die Küche. Sie waren für Mary Lou und Carl gedacht. Matthew musste sich mit der längsten Couch begnügen.

Nachdem Chris und ich Bill in sein Bett geholfen hatten, sagten wir uns gute Nacht und ich war in mein Zimmer gegangen. Ich hatte sehr viel nach zu denken über meinen ersten richtigen Abend. Meine Kleider ließ ich dieses mal achtlos auf den Boden liegen und machte noch schnell ein Feuer im Kamin an. Ich machte es mir im Bett bequem und mein letzter Gedanke galt Racy.



Der Schneesturm sollte Sechs Tage anhalten, viel Zeit, viele Stunden um sich kennen zu lernen. Mein Gedächtnis blieb weiterhin wie ein Sieb. Es kamen keine neuen Erinnerungen hin zu. Emy, Racy und ich versuchten sooft wie möglich meinem Geheimnis auf die Spur zu kommen und die anderen halfen oft mit und stellten verrückte und die wildesten Spekulationen auf. Es gab leider bei jeder neuen Spekulation Argumente die dagegen sprachen. So verbrachten wir auch die Zeit mit anderen Aktivitäten, zum Beispiel las mir Racy jeden Abend aus einem Buch vor oder sie zeigte mir wie man mit einem Stück Holz um ging. Chris arbeitete gerade an einem kleinen Engel, doch wollte er nicht verraten für wem es gedacht war. Ich spielte mit den Männern Poker und es stellte sich heraus, das ich mich recht geschickt an stellte. Zumindest bleib Chris weiterhin der große Verlierer.

Und dann kam der Sechste Tag. Das erste was ich am Morgen bemerkte war das die Fensterläden nicht mehr gegen das Haus schlugen. Ich stand auf und öffnete das Fenster, um die Läden danach zu entriegeln. Die Sonne war kurz davor auf zu gehen und der Himmel war ohne eine einzige Wolke. Ich sah die Straße entlang die vom Haus weg führte und dort, in der Ferne, tanzte ein schwarzer Punkt auf und ab. Je länger ich den Punkt beobachtete desto größer wurde er. Irgendwann erkannte ich das der schwarze Punkt ein schwarzer Schatten war und dieser schwarze Schatten zu einem Mann gehören musste und ich war mir ziemlich sicher das George auch schon bemerkt hatte das der Schneesturm vorbei war. Ich drehte mich und wusch mich in aller Eile, Gesicht, Hals, Oberkörper und was sonst noch alles gewaschen werden musste. Die Seife roch besser wie ich. Danach zog ich recht flott meine Kleidung an, schlich aus dem Zimmer, hinunter zur Haupttür. Ich öffnete sie so leise wie es mir möglich war und trat hinaus ins Freie. Damit die eisige Luft nicht ins Haus strömen konnte schloss ich sie schnell wieder zu. Die frische Luft tat gut und es würde seine Zeit dauern bis sie die Haut erreichen würde. Ich nahm mir deshalb vor George entgegen zu gehen, denn er war immer noch ein gutes Stück weit weg. Die Entfernung war doch größer als ich zu Anfang gedacht hatte. Ich war schon eine geraume Zeit unterwegs und hatte George immer noch nicht erreicht. Es vergingen mindestens Fünfzehn Minuten bis wir uns auch erkennen konnte. Jetzt konnte ich auch sehen das George schwer beladen gewesen war. Sofort beschleunigte ich meine Schritte, um ihm zu Hilfe zu eilen. Bevor ich ihn erreicht hatte blieb er stehen.

„Dich schickt der Himmel Junge! Mein hab und Gut will mich zu Grabe tragen!"

Er grinste mich an und schnaubte wie ein Pferd.

„Warum hast du denn nicht gewartet bis Racy nach dir gesehen hätte, George. Wir wären mit dem Wagen gekommen und du hättest dich nicht so abmühen müssen.“

George hatte mich überrascht angeschaut.

„Anscheinend werde ich senil! Woher kennen wir uns mein Junge?“

Ich wurde verlegen. George war einfach ein toller Mann gewesen. Seine Worte taten unschuldig doch seine Augen straften ihn lügen. Er war ein kluger Mann, der nur in die Jahre gekommen war, aber ich kaufte ihm sein „Senil sein“ nicht ab.

„George, du weißt nur zu gut das wir uns nicht kennen, aber ich stelle dir mich gerne vor. Mein Name ist Ethan. Ich weiß das du George bist, weil ich ein Besucher der White Horse Ranch bin. Ich war dabei als Racy zurück kam und uns erzählte das du in Chris seinem Haus gestrandet warst.“

Er hatte mich die ganze Zeit mit einem offenem Gesicht beobachtet und nun war sein Gesicht mit einem Schmunzeln versehen.

„Du bist ein kluger Junge Ethan! Dir entgeht anscheinend nicht das geringste! Das ist gut. So eine Beobachtungsgabe braucht jeder gute Mann!“

Ich wäre beinahe in schallendes Gelächter ausgebrochen, denn die Art wie George redete war als würde ein Vater zu seinem Sohn sprechen, nur noch ein bisschen verrückter.

„Nun erzähl Mal Junge. Seit wann bist du auf der Ranch?“

Als ich George in die Augen geschaut hatte flossen die Worte nur so aus mir heraus. Ich erzählte ihm alles, ließ kein Detail weg und während ich erzählte deutete er auf sein Gepäck und ich verstand. Ich hatte zu gepackt, wir setzten uns in Bewegung und während das alles geschehen war, hatte ich nicht auf gehört zu erzählen. Er hörte mir still zu, nur ab und zu warf er einen Blick in meine Augen, doch die meiste Zeit kämmte er mit seiner Hand die Haare in seinem Gesicht.

Ich kam zum Ende und es wurde still. Es war immer noch ein gutes Stück zu laufen, da George sein Alter es nicht schneller zu gelassen hatte. Mir wurde es langsam mulmig zu mute. Er sagte kein Wort und ich ließ ihm Zeit zum Denken. Das war aber gar nicht so einfach, denn das Warten machte mich unsicher und ärgerte mich auch gleichzeitig. Ich verstand nicht, warum er keine Worte für meine Erzählung fand.

Nun waren wir an der Haupttür angekommen und ich war immer noch im unklaren. Er hatte die Türe geöffnet, ging hinein und wäre ich ihm nicht nach gegangen, so hätte er mich vor der Türe stehen lassen. Sein Verhalten war mir unerklärlich. Ich war noch mit seinem Gepäck und der Türe beschäftigt, als ich aus der Küche hörte, wie George sein Namen laut ausgerufen wurde. Ich brachte sein Gepäck in den Flur, das den Wohnraum von der Küche trennte und sah zu wie Mary Lou und Emy George begrüßten. Sie waren laut genug das man es in dem oberen Stockwerk auch hören konnte, denn es polterte und nur einige Minuten später stürzten Chris und Matthew die Treppen hinunter. Ich fühle mich fehl am Platz, also lehnte ich mich gegen den Türrahmen des Wohnraumes, nachdem ich meinen Mantel und den Stetsen neben der Verandatür an den Kleiderständer gehängt hatte, verschränkte meine Arme vor der Brust und war ein stiller Beobachter. Die Rahmen beider Räume waren so groß das ich alles sehen konnte, da sie sich genau gegenüber lagen. Mary Lou schenkte George eine große Tasse Kaffee ein, als Bill, der sich auf Carl stützte, die Treppe herunter kam. Racy folgte ihnen auf dem Fuß. Bill und Carl waren in die Küche gegangen, während Racy bei mir stehen blieb. Sie hackte sich ein und schaute wie ich dem Schauspiel in der Küche zu.

-Hast du gut geschlafen?-

-Ja, das habe ich.-

Sie schaute zu mir herauf und runzelte die Stirn.

-Warum siehst du mich so an?-

-Weil irgendetwas nicht stimmt. Ist irgend was?-

-Nein, es ist alles in Ordnung.-

-Ethan. Sieh mich an. Ich weiß das etwas mit dir nicht stimmt, also sag es, denn du kannst es eh nicht lange für dich behalten.-

Mein Blick verweilte in ihren.

-Es ist nur das ich aus George nicht schlau werde.-

-Wieso? Was ist passiert?-

Ich erzählte ihr meine Begegnung mit George und als ich am Schluss an kam grinste sie mich freudig an.

-Racy bitte.-

-Du machst dir unnötige Gedanken, aber wie konntest du auch erahnen das George so denkt oder handelt. So ist George Ethan. Du hast ihn zum Nachdenken gebracht und dann wird er immer still. Wir alle erhalten nie sofort eine Antwort. Er nimmt sich einfach die Zeit die er brauch. Warte es einfach ab, wenn du es am wenigsten erwartest wird er dir sagen was er denkt.-

Wir wurden aus unseren Gedanken gerissen, da George herzhaft lachte und Bill eine Mine aufgesetzt hatte, als ob er Sauerampfer gegessen hätte. Irgendetwas lustiges war passiert, denn alle hatten einen heiteren Gesichtsausdruck, nur Bill nicht. Racy legte ihren Kopf gegen meinen Arm. Ohne Stiefel war sie noch ein Stückchen kleiner. Sie schaute in die Küche und hatte ein seliges Lächeln auf den Lippen. Ich senkte meinen Kopf so weit herab das ich ihr einen Kuss auf die Haare geben konnte, hob den Kopf wieder an und schaute zurück in die Küche. Matthew hatte alles gesehen, so hatte es den Anschein, denn seine Hände waren geballt. George war gerissen genug, um zu beobachten und zu handeln. Er hatte Matthew Reaktion und deren Blickrichtung gesehen. George verstand sofort und kam mit einem gütigen Lächeln auf Racy und mich zu.

„Da ist ja mein neuer Freund. Das ist ein feiner Junge Racy Lee Green. Ein wahrer Gentleman. Er sah wie ich mich mit meinem Hab und Gut abschuftete und eilte mir zur Hilfe. Ja ja, ich sag es euch. Ein feiner Junge ist der Ethan.“

Alle sahen vor Überraschung zu mir hin. Nur Racy wusste Bescheid, also klärte ich die anderen auf.

„Mein Fenster geht zur Straße und ich habe nur geholfen.“

„Oh hört, bescheiden ist er auch noch! Guter Junge, guter Junge! Aber sagt mal, müsst ihr nicht langsam los?“

„Doch George. Du hast wie immer recht. Wir frühstücken nur noch und dann sind wir fort.“

„Richtig so. Mir wird bestimmt nicht langweilig. Macht euch um mich keine Sorgen. Ich werde mich um Bill kümmern.“

„Ja wo denkst du hin George! Ich kann mich um sich selber kümmern!“

„Sei nicht beleidigt mein Junge. Jedem von uns hätte dasselbe passieren können! Von einem Pickel in den Rücken gestochen zu werden ist schon was ernstes! Ja ja! Das stand bestimmt schon in der Zeitung: Mann von einem fliegenden Pickel erstochen!“

Erneut brachen alle in grölende Gelächter aus, sogar Bill musste schmunzeln.

„So, aber jetzt genug! Lasst uns frühstücken, damit ihr bald aufbrechen könnt!“

George war eine Naturgewalt. Keiner wäre auf die Idee gekommen ihn in Frage zu stellen.

Racy sah noch einmal zu mir auf und ich schaute ihr in die Augen. Ein heftiges Kribbeln fuhr durch meinen Körper das auch sie spürte. Ein trauriger Ausdruck lag in ihren Augen und ihre Gefühle gaben ihren Augen Recht. Sie entzog mir ihren Arm und wollte gerade in die Küche gehen, doch erwischte ich noch ihren Arm.

-Racy! Bitte! Was macht dich so traurig?-

-Nicht jetzt Ethan!-

-Warum nicht jetzt?-

-Weil sie etwas mitbekommen könnten, deshalb, also bitte ich dich, hör auf!-

Sie war in die Küche gegangen und setzte sich an ihren Platz. Langsam betrat auch ich die Küche und setzte mich auf den freien Platz, Racy gegenüber, die gegenüber liegende Stirnseite des Tisches.

Es war ein fröhliches Beisammensein. George erzählte lustige Geschichten. Niemand schien zu bemerken das Racy und ich nicht ganz anwesend waren und wenn George einmal nicht erzählte fing ich seinen Blick ein und seine Stirn runzelte sich. Dann lächelte ich ihn leicht an und sein Blick wanderte zu Racy, sie hob den Kopf aber nicht einmal.

„Dann werde ich dir wohl das Schießen bei bringen, mein Junge!“

Ich blinzelte verwirrt.

„Wie bitte?“

„Ein Waschechter Cowboy muss mit einem Colt umgehen müssen! Wie willst du denn in Zukunft dein Haus und Hof beschützen?“

Bill kam mir zur Hilfe.

„George, Ethan wird bleiben und uns auf der Ranch helfen. Er wird uns so schnell nicht verlassen."

„Das sag ich doch!“

Ich war zu tiefst erschrocken, denn ich verstand was George sagte und hörte Racys Gedanken.

Sie wollte mich nicht!

Sie würde mich nie wollen!

Sie liebte mich!

Sie wollte das nicht!

 

Lehrstunden Kapitel 9.2

 

Sie sah keine Zukunft für uns.

Sie weigerte sich an uns zu glauben.

Und ich bekam keine Luft mehr. Sie schaute zu mir und ihre Traurigkeit war zum greifen nah, wie schwerer Rauch in der Luft durch den man nicht atmen konnte. Ich sprang vom Stuhl auf. In meinem Kopf drehte sich alles.

„Ähm, ich... ich entschuldige mich. Ich muss...Mal raus an die frische Luft.“

Flucht!

Ich dachte wie ein Tier und wollte flüchten. Während ich aus dem Haus stürmte, schnappte ich mir im vorbei gehen Mantel, Stetsen, den Stallschlüssel und war so schnell aus dem Haus wie ich gekonnt hatte. Als ich die Verandaaufgang hinab geeilt war schlug mir die eisige Kälte wie eine Faust ins Gesicht. Ich konnte im ersten Moment keine Luft holen und mir wurde so schlecht, das mein Magen rebellierte und das Würgen mein Frühstück wieder ans Tageslicht beförderte. Ich keuchte und würgte gleichzeitig, jemand hatte die Verandatür geöffnet, ich wollte niemanden sehen.

„Weg.....geh weg...!“

Keuchend schleppte ich mich zum Stall. Meine Finger hatten Schwierigkeiten den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Sie zitterten wie verrückt und ich bekam sie nicht unter Kontrolle. Ich hörte wie Schnee unter ein paar Stiefeln knirschte.

“Nein!“

Ich wollte niemanden sehen.

„Ich werde dich nicht alleine lassen mein Freund.“

Bill!

„Geh, bitte!“

„Hast du vergessen das wir einen Zaun kontrollieren müssen? Ich werde dich begleiten!“

Bill seine Worte halfen mir und das Atmen wurde leichter.

„Du bist so stur. Deine Verletzung ist noch nicht verheilt!“

„Um meine Verletzung mache ich mir Sorgen, klar? Und jetzt gib mir den Schlüssel!“

„Hab ich den eine Wahl?“

„Nein mein Freund. Ich bin dir was schuldig und deswegen lasse ich dich nicht alleine ziehen. Emy macht schon alles fertig. Sogar sie lässt mich gehen ohne ein Murren.“

„Hier, nimm ihn.“

„George hat Recht. Du bist ein gescheiter Junge.“

„Ha Ha! Was man von dir nicht behaupten kann.“

„Rede nicht so viel und öffne mit mir lieber die Tore. Wir nehmen Mustang und Emma.“

Wir hatten den Stall betreten und wurden von allen Pferden freudig begrüßt, doch nur Zwei Pferde scharrten mit den Hufen.

„Kommen wir mit dem Wagen überhaupt durch den tiefen Schnee?“

„Wir werden den Zaun erst Mal auskundschaften. Ich habe eine Karte in meiner Satteltasche auf der wir die Stellen markieren werden wo eine Reparatur notwendig ist.“

„Und du bist dir sicher das du das mit deiner Schulter hin bekommst?“

„Ja, bin ich und jetzt hol die Pferde aus der Box!“

Ich tat was er mir auf trug, aber glücklich war ich darüber nicht. Ich wollte nicht die Schuld dafür tragen, falls seine Wunde wieder zu schmerzen anfing, oder sogar sich wieder öffnete. Doch gegen Bill hatte ich keine Chance. Er wollte niemanden etwas beweisen, er wollte nur für mich da sein.

Mustang ging auf Bill zu und schnupperte an seiner Schulter.

„Das heißt mein Freund, in nächster zeit gibt es keine wilden Ausritte, nur gemächlich oder du musst im Stall bleiben.“

Mustang schüttelte seinen Kopf und ich war mir sicher das dieses Pferd jedes einzelne Wort verstanden hatte. Emma zupfte an meinen Haaren als ich ihr Tor öffnen wollte. Sie kam langsam heraus und stellte sich geduldig neben Mustang. Ich sattelte beide Pferde und Bill unterhielt sich mit ihnen. Als ich fast fertig war kam Emy in den Stall. Sie sagte nicht ein Wort. Bill nahm ihr die Satteltasche ab und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln das sie nur zu gerne erwiderte. Ich wendete meinen Blick ab. Ich fühlte mich wie ein Eindringling und wurde gleichzeitig traurig, weil ich es nie erfahren würde.

Wie es war bedingungslos geliebt zu werden.

Nicht von der Frau die ich liebte. Ich hatte für einen kurzen Moment die Augen geschlossen und mir waren die Tränen über die Wangen gelaufen. Doch ich missgönnte den beiden ihr Glück nicht, auch wenn Bill dazu anscheinend noch nicht stehen wollte. Racy vermutete das Bill wartete bis Emy Achtzehn Jahre alt geworden war.

„So, können wir los?“

Bill riss mich aus meinen Gedanken und schnell wischte ich die Tränen fort. Ich hatte meinen Stetsen tiefe ins Gesicht gezogen und sattelte auf. Mustang setzte sich in Bewegung und Emma folgte ihm ohne das ich sie dazu auffordern musste. Wir waren nicht am Haus vorbei geritten, sondern hielten uns gen Westen. Bill sagte nicht ein Wort und das war mir Recht. Ich genoss den Ritt in vollen Zügen und erkundete die Umgebung. Es war alles weiß. Als wenn wir in einer anderen Welt reiten würden. Die Natur sah in Weiß wunderschön aus, auch wenn ich wusste wie Tödlich der Schnee sein könnte. Ich sah besorgt in Bill seine Richtung.

„Wie geht es deiner Schulter?“

„Und wie geht es deinem Kopf?“

„Wieso meinem Kopf? Ich verstehe nicht!“

„George seine Worte haben irgendetwas ausgelöst und das nicht nur bei dir. Glaubst du ich habe Racys trauriges Gesicht nicht gesehen? Aber ich werde dich nicht drängen mir zu erzählen was da genau passiert ist, zwischen ihr und dir.“

Ich schaute stur gerade aus und Bill nickte, als ob er meine Reaktion verstand.

Unser Weg führte uns laut Karte zu der Stelle wo wir vor Sechs Tagen hastig und in höchster Eile aufgebrochen waren. Unsere Aufgabe war an sich ganz leicht, doch hatte wir nicht damit gerechnet das so viel Schnee gefallen war, sodass man den Grenzzaun teilweise nur an einem Stück herausragendes Holz erkennen konnte.

„Ein Vorteil hat der ganze Schnee.“

Den Vorteil erkannte ich nicht da wir unsere Aufgabe nicht erfüllen konnten.

„Dann verrate ihn mir. Ich sehe keine Möglichkeit den Zaun zu kontrollieren oder hast du etwa vor ihm vom Schnee zu befreien?“

„Wo denkst du hin? Nein, ich meine, der viele Schnee hat den Zaun vor dem Wind geschützt. So hoffe ich es. Wäre in jedem Falle weniger Arbeit.“

„Und was machen wir jetzt?“

„Wir reiten ihn trotzdem ab. Wenn wir Glück haben liegt der Schnee überall so hoch.“

„Wie du meinst.“

Wir ließen die Pferde den Weg bestimmen. Sie hatten das bessere Gespür. Teilweise war der Schnee so hoch das wir ein paar Mal auf der anderen Seite des Zaunes geritten waren. Man konnte nur erahnen wie diese Umgebung einmal aus gesehen haben musste. Jetzt sah man nur noch Weiß. Kleine Hügel, große Hügel und auf ebener Strecke, wo die Sonne den Schnee berührte, glitzerte er wie tausend Kristalle. Langsam näherten wir uns dem Fluss und an seinem Ufer endete der Zaun. Die Pferde bogen von alleine nach links, dem Fluss entlang und kamen nach eine gefühlten Ewigkeit zur Brücke.

„Ich reite vorweg und du schaust das du in meiner Spur bleibst!“

„Wie du meinst Bill.“

Mustang setzte sich nur widerwillig in Bewegung und Emma wartete bis Mustang auf der anderen Seite stand, ehe sie einen Huf vor dem anderen setzte.

Ich bemerkte das Bill mich immer Mal wieder von der Seite her musterte. Ihm lag anscheinend etwas auf der Seele. Ich konnte nicht behaupten das mir die Stille missfiel. Es war wunderbar durch die verschneite Landschaft zu reiten, auch bei dieser eisigen Kälte. Im Augenwinkel sah ich wie sich Bill sein Kopf wieder in meine Richtung bewegte hatte, um mir aber sicher zu sein, das er nicht eher etwas auf meiner linken Seite beobachtete, schaute ich nach links und suchte die Umgebung ab. Doch alles war normal, ich sah nichts. Also hatte ich beschlossen Bill direkt an zu schauen und erwischte ihn dabei wie er mich anstarrte. Er wendete sich ab und blickte nach vorne um im nächsten Moment nach rechts zu schauen. Ich musste dennoch schmunzeln. Er musste schon sagen was er wollte und da hing etwas in der Luft.

Wir erreichten den Zaun und die Pferde schlugen den Weg nach links ein. Er führte erst gerade aus in den Westen und führte einige Zeit später nach links weiter. Kaum hatten wir die Biegung passiert bemerkte ich wieder seinen Blick auf mich ruhen. Ich sah ihn nicht an.

„Bill, wenn du nicht gleich sagst was du sagen willst, dann jage ich dich über die Weide! Also, spucke es endlich aus!“

Von meiner linken Seite kam ein leises Lachen.

„Eigentlich warte ich darauf das du anfängst zu reden.“

Ich schaute ihn verwundert an.

„Mir ist nicht nach reden. Ich genieße den Ausritt und ich wüßte auch nicht über was ich reden sollte!“

„Bist du dir sicher? Mir war so als bräuchtest du einen Ratschlag von einen Mann der sich mit Frauen auskennt.“

Ich brauchte ihn nicht an zu sehen um mir die Bestätigung zu holen das er über das ganze Gesicht am Grinsen war und ich wusste auch über welche Frau, ich seiner Meinung nach, dringend einen Ratschlag bräuchte.

„Da ich weiß das du keine Ruhe geben wirst, schlage ich vor du sagst schnell was du zu sagen hast, bevor ich es mir noch anders überlege.“

Meine Stimmung sollte sich genervt anhören, aber auf der anderen Seite brannte ich förmlich darauf seine Meinung zu hören. Keiner kannte Racy besser außer Bill. Vielleicht noch Emy, aber aus einem für niemanden erkennbaren Grund hatten Racy und Bill eine besondere Beziehung zu einander, von der ich profitieren könnte. So zumindest war meine Hoffnung.

„Nun gut, dann höre auch gut zu:

Erstens, Racy hat sich auch in dich verliebt. Das sieht jeder.

Zweitens, hat sie Angst, denn alle die sie liebte, ob Mensch oder Tier, hat sie verlassen.

Drittens und das ist das wichtigste, braucht sie Zeit sich an ihre Gefühle zu gewöhnen. Sie muss sich sicher sein das du nicht auch wieder verschwindest und das ist der schwierige Teil: du kannst gar nichts tun. Es liegt ganz alleine an Racy. Hast du das verstanden?“

„Ich denke schon.“

Doch konnte Bill erkennen das da mehr war.

„Willst du mir nicht erzählen was vorhin im Haus passiert ist? Ich habe verstanden was George gesagt hat, denn auch er hatte verstanden was zwischen Racy und dir passiert war.“

„Weil ich es ihm erzählt habe.“

„Wirklich?“

„Ja, er fragte mich wie lange ich schon auf der Ranch bin oder wie ich es mich hier hin verschlagen hatte und da sagte ich ihm alles. Es war so einfach. Die Worte kamen aus meinem Mund, ohne das ich sie stoppen wollte.“

„Ja, so eine Wirkung hat George. Und was hat er gesagt?“

„Nicht das geringste. Kein einziges Wort.“

„Also hat er sich Zeit gelassen und dir seine Ãœberlegung am Tisch gesagt.“

Ich sah Bill erschrocken an und konnte nicht glauben was er da andeutete.

„Ethan, George ist kein einfältiger Mann. Wenn er sagt du bist der künftige Herr dieser Ranch, dann wird das auch so passieren.“

„Das mag schon sein, doch sieht das Racy anders.“

Traurigkeit durchflutete mich und Bill hörte uns sah es.

„Jetzt gib ja nicht so schnell auf. Racy kommt schon noch zur Besinnung.“

„Und wenn es dann schon zu spät ist?“

„Warum sollte es zu spät sein?“

„Ich weiß es nicht genau. Es ist ein Gefühl das mich fühlen lässt wie wichtig unsere Verbindung ist. Und vorhin, als sie mich ablehnte, bekam ich keine Luft mehr. Ich hatte richtig Angst, das ich plötzlich tot um fallen würde.“

„Eure Verbindung, ja! Dein Ankommen auf der Ranch! Die Art wie ihr eure Verbindung findet! Der Abend an dem du Emy und mich gerettet hast! Die Begabungen und die Ähnlichkeit zwischen euch!“

Bill machte eine kurze Pause. Seine Aufstellung müsste sich für Fremde anhören, als ob ein verrückter Mensch am Werk wäre.

„Wir gehen heute Abend aus! Lass uns zu Franky gehen und ein Bier trinken!“

Sein Stimmungsumschwung konnte ich nicht nachvollziehen und so runzelte sich meine Stirn.

„Du wirst sehen. Das wird bei Racy Wunder bewirken und am besten nehmen wir Chris und Matti auch mit.“

„Wer ist Franky?“

„Er betreibt einen Saloon in Torrington. Es wird ordentlich was los sein, da der Schneesturm endlich vorbei ist. Sechs Tage ohne Abwechslung können eine verdammt lange Zeit sein. Bist du dabei?“

„Warum nicht.“

Nach Zwei Stunden hatten wir die Westseite ab geritten und Schäden konnten wir keine sehen. Das hieße warten bis die Schmelze begann und der Frühling sich durch setzte.

Bill sein Gesicht zeigte nun immer öfter und das deutlich, das seine Wunde ihm zu schaffen machen musste, da er eindeutig Schmerzen hatte. Wir brachten die Pferde in den Stall und freuten uns schon auf die Wärme im Haupthaus. Als wir die Türen öffneten hieß sie uns willkommen. Wir schlüpften schnell hinein, zogen Mäntel, Stetsen und Handschuhe, sowie den Schal aus und setzten uns an den Kamin. Zu erst dachten wir, es wäre niemand da, doch wenige Augenblicke später hörten wir mehrere Stimmen aus der Waschküche. Im selben Moment verzog Bill wieder sein Gesicht.

„Du hast heute eindeutig übertrieben. Sind die Schmerzen sehr schlimm?“

„Auf jeden Fall werden sie nicht weniger.“

„Nun, dann hab mir dir auf die Couch und wir ziehen dir das Hemd aus. Mal sehen was der Verband sagt.“

Ich hatte Bill geholfen auf zu stehen und zu zweit war das Hemd schnell aus gezogen. Der Verband sah gut aus, dennoch wollte ich mir die Wunde an sehen. So vorsichtig wie möglich befreite ich Bill von ihm und war erleichtert das die Wunde weiterhin gut verheilt war. Ich nahm Bill seine Schultern und drehte ihn einmal, sodass er mit dem Rücken zur Couch stand. Er setzte sich langsam, drehte seinen Oberkörper und schwang die Beine auf die Couch.

„Ich sage Emy Bescheid sie soll dir das Schmerzmittel geben.“

Bill nickt nur und ich bekam Schuldgefühle. Dieser Dickschädel! Er hätte zu Hause bleiben sollen. Das einzige was von ihm noch kam war ein Nicken, denn er hatte seine Augen geschlossen und ich bemerkte das seine Atmen etwas schneller als gewöhnlich war. Ich verließ den Wohnraum, durchquerte die Küche und betrat die Waschküche. Emy mühte sich mit der Wäsche ab, während George, mit geschlossenen Auge, eine Pfeife im Mund, im Schaukelstuhl saß und leise, etwas vor sich hin murmelte. Als Emy kurz inne hielt, um nach George zu schauen, war ihr Blick an mir hängen geblieben.

„Könntest du bitte Bill das Schmerzmittel geben?! Der Ausritt war doch zu viel für ihn.“

Emy sprang vom kleinen Schemel auf, der mit einem leisen Krachen um fiel und rannte, ohne ein Wort zu sagen, an mir vorbei.

„Wenn es uns einmal richtig erwischt hat sind wir wie Marionetten, ohne es zu merken. Unser Leben dreht sich dann ausschließlich nur noch um eine Person. Der Person, für die wir unser Leben geben würden, für die wir durch das Feuer gehen würden, der wir alles geben was uns möglich ist.“

Damit öffnete er seine Augen und schaute mich direkt an, als ob er wusste wo ich stand oder die ganze Zeit schon die Augen offen gehabt hatte. Er fixierte mich mit einem wissenden Blick. Es hatte kein Spott oder eine Belustigung in ihnen gegeben. Dieser alte Mann wusste genau wovon er sprach.

„Kannst du mit einem Colt um gehen, mein Junge?“

„Nein, Sir.“

„Das ist nicht gut. Wir sollten das ändern.“

George wälzte sich aus dem Schaukelstuhl und machte sich auf dem Weg die Waschküche zu verlassen. Lief durch die Küche und steuerte den Flur an und war bei seinem Gepäck stehen geblieben.

„Nimm mein Gepäck. Wir bringen es nach oben.“

Ich tat was er mir auf trug. Er marschierte voraus und ich passte mich seinen Schritt an und folgte ihm die Treppe nach oben. Ehe ich mich versah standen wir in meinem Zimmer. Er ging zum Schrank, öffnete ihn und deutete auf die leeren Kleiderbügel.

„Wir packen jetzt meine Koffer aus! Was ich dir gebe hängst du auf die Kleiderbügel!“

„Ist gut George.“

So waren wir die nächste halbe Stunde damit beschäftigt seine Koffer und die Zwei Seesäcke aus zu packen. Als er kurz davor war den letzten Inhalt des zweiten Bündel hervor zu holen hielt er inne und winkte mich zu sich.

„Den hatte ich für meinen Sohn gekauft und nun braucht er ihn nicht mehr. Aber du Junge wirst ihn brauchen! Nimm ihn, er gehört dir!“

Er überreichte mir einen Revolvergürtel, in Schwarz. Das Leder füllte sich weich und glatt an. Er glänzte wie ein neues Cent Stück. Die schwarzen Revolverhalfter waren mit silbernen Nieten verziert, die Gürtelschnallen glänzten und zeigte ein Symbol, wenn sie geschlossen waren. Zwischen den Revolverhalfter erkannte ich die kleinen Ösen für die Patronen. Ich war sprachlos. Der Gürtel musste eine Menge Geld gekostet haben.

„George, bitte verstehe mich nicht falsch. Er ist wirklich einmalig, doch kann ich so ein wertvolles Geschenk nicht annehmen!“

„Rede keinen Unsinn Junge. Ich brauche ihn nicht!“

„Aber du kennst mich doch gar nicht! Wäre er nicht ein besseres Geschenk für Chris oder Matti?“

„Jetzt hör mir mal gut zu! Mein Gürtel, meine Entscheidung und jetzt höre auf die wie ein Weib auf zu führen! Leg ihn doch mal an.“

Es lag eine Härte und Güte in seinen Augen und wenn ich mich nicht täuschte, machte ihm das ganze hier auch noch Spaß. Bevor er mich weiter gängeln konnte legte ich mir den Gürtel um die Hüfte.

„Da hole mich doch der Teufel! Meinem Sohn wäre er viel zu groß gewesen!“

George haute sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und sah dann wieder auf den Gürtel.

„Er ist wie für dich gemacht. Fehlt nur noch eine Kleinigkeit.“

Er packte sich das Bündel und wühlte in ihm herum. Seine Hand kam zum Vorschein und er legte einen Revolver auf das Bett. Wieder steckte er seine Hand in den Sack und beförderte noch einen hervor.

„Das sind Zwei Smith & Wesson Revolver. Nimm sie mal in die Hände und spüre die Griffe.“

Er überreichte mir die beiden Revolver und eine nach der anderen Hand schloss sich um den Griff. Sie waren kühl, weiß und ich ließ meine Finger mal fester und mal weicher zu packen. Ich löste jeden einzelnen Finger um die Griffe aus zu testen, damit ich sie perfekt in den Händen halten konnte.

„Fühlt sich gut an, was Junge?“

„Ja, es ist ein eigenartiges Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, die Kühle der Griffe, die schwere der Revolver und wie meine Finger mit den Griffen spielen. Es fühlt sich mehr als gut an!“

Ich grinste George direkt in sein Gesicht. Er sah zu Frieden aus, ob es an meinem Anblick war oder meine Reaktion auf die beiden Revolver vermochte ich nicht zu sagen.

George wischte seine Uhr aus der Weste und begutachtete die Zeiger. Dann schaute er mich wieder an, obwohl, er sah meine Hände mit den Revolvern.

„Gut! Jetzt bist du ein Mann!“

Er sah mir streng in die Augen, denn er ahnte wohl, das ich protestieren wollte. Das war einfach zu viel. Der Gürtel und die Revolver!

„Wir haben noch genügend Zeit bis zum Abendessen. Du musst das Schießen lernen und wir fangen gleich damit an!“

Bei George würde es nie einen Widerspruch geben. Ich musste mich geschlagen geben, denn ich hatte keine Chance gegen seine Sturheit.

Ich steckte die Revolver in ihre Halfter und folgte George nach unten. Bill saß auf der Couch, umzingelt von unzähligen Kissen und hatte einen Becher in der Hand. Er sah uns entgegen, sein Blick wanderte zu meiner Hüfte und er stieß einen Pfiff aus.

„Ich hab mich schon gefragt, wo ihr beiden steckt und wie ich sehe gibt es Geschenke.“

Er grinste über das ganze Gesicht.

„Ich hab mir gedacht, das man den Jungen nicht so herum laufen lassen kann! Er sieht aus wie eine wandelnde Zielscheibe aus ohne Revolver! Und jetzt wird er auch schießen lernen! Wir sind vorne!“

George wandte sich ab, nahm seinen Mantel, schlüpfte hinein und marschierte zur Tür. Bill hielt sich ein Kissen vor dem Mund, doch konnte ich sein Lachen hören. Ich wendete mich ab und tat es George gleich und zog meinen Mantel an, setzte den Stesen auf, band mir den Schal um den Hals und drehte mich wieder um.

„Du bist nicht zu beneiden Kumpel. Er ist der härteste Lehrer, aber auch der beste. Wir alle haben von ihm das Schießen gelernt, sogar ich. Ich dachte damals ich wäre gut, doch George lehrte mich eines besseren. Lerne von ihm und verzweifel nicht.“

Bill zwinkerte mir zu und beschäftigte sich wieder mit deinem Becher.

„Ich werde mein bestes geben.“

Bill schaute mich wie ein Engel über seinen Becherrand hinweg an und ich wusste das er innerlich lachte.

Nach einer Stunde wollte ich aus reiner Verzweiflung das George mein nächster Zielgegenstands war. Er trieb mich in den Wahnsinn und ich ihn anscheinend auch. Er gab mir Anweisungen und seiner Meinung nach hörte ich nicht zu und so verfehlte ich immer mein Ziel. Ich visierte mein neues von ihm vorgegebenes Ziel an und zog den Finger zurück. Der Schuss ging ab und der alte Schuh von George hatte sich nicht bewegt und ehe ich wusste wie mir geschah hatte er mir eine über den Kopf gezogen, sodass mein Stetsen in den Schnee gefallen war.

„Du hast den Arm nicht nah genug an deinen Körper! Deine Augen sagen deinem Körper von ganz alleine in welche Richtung du dich drehen musst! Deine Augen sind der Colt, nur funktioniert das, wenn du denn Arm nah am Körper hast! Jetzt schau noch einmal zu! Konzentriere dich, fixiere mit den Augen dein Ziel und drück ab!“

Der Schuss fiel und der alte Schuh machte einen riesigen Satz nach oben und kam mehrere Meter weiter hinten zu Boden.

„Jetzt du! Denk an meine Worte!“

Seine jetzigen Worte klangen eher wie eine Drohung. Ich wusste wie ich die Kugel meinem Willen unterwerfen konnte, doch das würde zu lange dauern. Diese Schulung musste ich so überstehen. George verdrehte seine Augen, denn für seinen Geschmack war ich einfach zu langsam. Ich schloss für einen Moment die Augen, sammelte meine Konzentration, fixierte den Schuh, befahl und drückte gleichzeitig die Kugel aus dem Revolver. Der Schuh machte einen kleinen Hüpfer, ich hatte getroffen. Hinter uns grölten und klatschten die anderen. Weder George noch ich hatten bemerkt das wir beobachtet wurde.

George nahm das nicht zur Kenntnis.

„Das war der Anfang, heißt aber noch lange nicht das du jetzt jedes mal triffst! Du wirst jeden Tag üben! Und was du auch nicht vergessen darfst ist das ziehen der Revolver aus dem Halfter. Doch das über wir erst, wenn du immer triffst! Nun dann! Ich habe Hunger!“

Und ich war durch gefroren, denn die Kälte spürte ich erst, als ich mich wieder richtig bewegte. George verschwand im Haus und mein Empfangskomitee wartete und bestand aus Chris, Bill und Carl. Von Racy war weit und breit nichts zu sehen.

Sie begutachteten meine Revolver und meinen Gürtel. Ich sehnte mich nach Racy! Seit Stunden hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen und ich spürte wie sehr sie mir fehlte. Als wir rein gingen suchte ich ich die Räume mit meinen Blick nach ihr ab. Sie war nicht im Wohnraum und als ich die Küche betrat war sie hier auch nicht. Alle waren schon in der Küche verteilt und halfen den Tisch zu decken, die Schüssel mit dem Essen zu füllen oder unterhielten sich. Ich wollte nicht fragen wo sie sein könnte, das missfiel mir. Der Tisch war gedeckt, alle setzten sich auf ihren Stuhl und George übernahm das Gebet. Racy kam nicht.

Es war ein Festschmaus gewesen. Die gute Laune war ansteckend gewesen und George erzählte einer seiner Berühmten Geschichten. Anscheinend mochte George ebenso gerne wie der Rest der Familie eine gute Pokerrunde zu schätzen. Meine Gedanken schweiften aber immer wieder zu Racy. Keiner erwähnte sie mit einer Silbe. Ich war mir sicher das alle wussten wo sie war. Bill meldete sich zu Wort und sah mich dabei an.

„Wir müssen unseren Ausflug zu Franky verschieben. Ich habe zwar keine Schmerzen mehr, doch wenn ich heute noch einmal in den Sattel steige bin ich Morgen keine große Hilfe.“

Natürlich hatte ich Verständnis für Bill und es machte mir auch nichts aus zu warten.

„Mach dir keine Vorwürfe Bill. Deine Gesundheit geht vor!“

„Wolltet ihr beide heute in die Stadt?“

Die Worte waren mit einen scharfen Unterton durch tränkt und Chris sein Gesicht wirkte beleidigt. Bill war überrascht und schaute mit gerunzelter Stirn Chris an.

„Ja, das war mein Plan gewesen und ich hatte gehofft das du und Matti uns begleitet. Bestimmt ist der Saloon heute Abend gut gefüllt. Der Schneesturm hat alle Ranger und Städter in ihren Häusern gefangen gehalten.“

„Ach so. Verstehe. Ein Ausflug in die Stadt wäre eine gute Idee gewesen.“

Chris war verlegen. Ihm und uns allen war sehr wohl bewusst das er die falschen Schlüsse gezogen hatte.

„Und warum sollte der Ausflug jetzt nicht mehr statt finden? Bill ist doch nicht der einzige der mit euch in die Stadt reiten kann! Ich muss eh so bald wie möglich hin. Meine Cheyenne und der Wagen sind noch beim alten Red Ted!“

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf George.

„Wer ist Sharon?“

„Meine Stute! Feines altes Mädchen! Ich bin mir sicher das sie den Weg zur Ranch nicht mehr geschafft hätte. Diesmal war die Strecke zu anstrengend für sie gewesen! Deswegen steht sie beim alten Red Ted im Stall und wartet auf mich!“

„Ein seltsamer Name für einen Mann! Red Ted! Warum wird er so genannt?“

„Das wirst du nachher schon sehen mein Junge! Dann ist das also beschlossen! Nachdem Essen putzt ihr Drei euch heraus! Ich will mich mit euch nicht bloß stellen! Chris, wir holen dich an deinem Haus ab!“

Das Matti und ich einmal dasselbe Gesicht zeigten war ein Wunder.

„Bist du dir sicher dass das eine gute Idee ist, George? Er weiß ja so gut wie nichts, noch nicht einmal seinen Familien Name kennt er! Wir sollten ohne ihn reiten George, Chris, du und ich!“

George fing an zu lachen an und verschluckte sich, da er gerade ein Stück Fleisch im Mund hatte. Mary Lou füllte sein Glas neu mit Wasser und wir anderen warteten bis er sich wieder beruhigt hatte. Er trank das Glas in einem Zug leer und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Dann stellte er das Glas zurück auf dem Tisch.

„Du bist ein entfernter Verwandter von mir! Von einer Kusine aus dem Osten! Aus den Nördlichsten Teil Minnesotas! Du warst auf der Beerdigung von meinem Sohn Quincy und hast dich mir angeschlossen! Dein vollständiger Name ist Ethan Caelestis, mit Vorfahren aus England! Reicht dir das Matthew?“

Wir warteten gespannt auf Mattis Reaktion, doch er entschied sich, das sein Essen ihm wichtiger war, daher kam kein Widerspruch von seiner Seite. Er wusste das es keine Argumente gegen George geben könnte.

In Gedanken spielte ich mit meinem vollständigen Namen und aus irgendeinen Grund machte er mich glücklich. Er war so Real wie ich es war.

„Ethan Caelestis? Klingt nicht übel.“

Als Carl das gesagt hatte war sein Blick auf seinem Teller geblieben und er aß seelenruhig weiter.

„Wo du dir immer diese Ideen hervor holst wirst du wohl mit ins Grab nehmen, he?“

Ãœber diese Aussage von Bill mussten wir anderen Lachen.

„Da gibt es kein großes Geheimnis! Ich hab ihn angesehen und der Name war da. Ganz einfach!“

 

Das Essen war beendet. Wir brachten unsere Teller zum Spülplatz, Matti und Chris sagten den anderen Gute Nacht und verließen das Haus. George und ich warteten auf das warme Wasser das Mary Lou für uns ausgesetzt hatte, dann gingen auch wir auf unser Zimmer, denn mir war bewusst geworden das ich mir das Zimmer mit George teilen werde, so lange Emy und Bill das zweite Gästezimmer besetzten.

Ich mühte mich mit dem kleinen Kessel ab, um kein unnötiges Wasser zu verschütten und trug ihn in die kleine Badestube. George nahm sich die Kehle, als ich den Kessel abstellte und das eisige Wasser mit dem dampfenden zu vermischen. Ich ließ ihn alleine, damit er sich in Ruhe waschen konnte, währenddessen begutachtete ich meine Kleider. Mein weißes Hemd war fleckig und roch sehr streng. Das konnte ich unmöglich heute Abend tragen. Ich trat zum Schrank und öffnete ihn. Auf der rechten Seite waren mehrere Ablagen. Ich fand ein sauberes weißes Hemd, Jeans, Socken und saubere Unterwäsche. Ich legte alles auf das Bett und setzte mich daneben, um darauf zu warten das George die Badestube wieder frei geben würde. Ich hörte ein leises Summen aus der Badestube. Es hatte wie eine Melodie geklungen. Wie gebannt hörte ich zu. Es kostete mich einiges an Mühe zu zu hören, denn seine Stimme wurde Mal lauter und Mal leiserer. Dann verstummt sie ganz und die Türe hatte sich öffnet.

„Du kannst dich jetzt waschen!“

„Ich danke dir.“

Ich nahm die Kleidung und betrat die Badestube, mischte mir neues Wasser, entkleidete mich, wusch meinen Körper mit dem Schwamm ab, der neben der Schüssel lag und denn ich vorher ordentlich mit der Seife ein geschäumt hatte. Spülte anschließend mehrere Male mit klaren Wasser die Seife ab und mit einem Handtuch trocknete ich meine Haut, kämmte meine Haare und band es mit einem Lederriemen hinten zusammen. Ich tat das alles in Windeseile, denn es war hier furchtbar kalt und so schlüpfte ich im Handumdrehen in die Kleidung. Zum Schluss füllte ich die Schüssel mit kaltem Wasser und wusch mir Gesicht, Ohren und ging mit dem Finger über die Zähne, spülte mehrere Male meinen Mund aus und entschied das damit genug getan war. Ich trat wieder ins Zimmer und ein in sich gekehrte George sah aus dem Fenster.

„Ich bin fertig.“

Er drehte sich zu mir um und musterte mich.

„Hast du keinen Schlips?“

„Bitte was?“

Seine Hand fuhr zur Brust und wedelte mit einem länglichen Stoff herum.

„Das hier ist ein Schlips!“

„Nein, so etwas besitze ich nicht.“

„Ohne geht es nicht! Dann wirst du einen von meinen tragen.“

Er ging zum Schrank, seine Hand wusste wo er hin langen musste und reichte mir ein schwarzes Stück Stoff. Ich nahm es ihm ab und hielt es prüfend vor mir in die Luft.

„Einfach den Kopf durch die Schlinge und dann zu ziehen.“

So wie es sich anhörte war es ganz einfach, also folgte ich den angegebenen Ablauf und stellte mich dann vor dem Spiegel. Ich sah keine Verbesserung, aber ich vertraute auf George.

Wir waren soweit fertig und nahmen noch die Mäntel und Stetsen, bevor wir nach unten gingen. Als wir uns Racys Zimmer näherten verlangsamte ich meinen Gang und lauschte angestrengt, ob ich aus ihrem Zimmer Geräusche vernahm. Es war alles still und so folgte ich George, mit Angst vermischten Zweifeln, nach unten. Matthew artete bereits und so zögerten wir nicht lange, verabschiedeten uns, verließen das Haus und steuerten den Stall an. Wir entschieden uns mit Vier Pferden zu reiten. Emma für mich, Mustang für George, Caleiope für Chris und Maya für Matthew. Jeder von uns nahm sich eine Öllampe für den Heimweg mit. Auf den Pferden pfeift uns der eisige Wind um die Stetsen und bald darauf erreichten wir das Haus von Chris. Matthew stieß einen grellen Pfiff aus und eine Minute später kam Chris aus dem Haus, grüßte uns, sattelte auf und wir machten uns auf den Weg nach Torrington. Unterwegs erzählte jeder von ihnen eine Geschichte über Die Stadt und den Menschen die dort lebten. Am liebsten redeten sie über Frankys Saloon, obwohl sie betonte das es mehrere in der Stadt gab, doch Franky war der beste und über die Vergnügungshäuser wie sie Chris sie nannte George hatte dagegen gehalten.

„Ein Haus voller Huren, also sind es Hurenhäuser!“

„Was sind Vergnügungshäuser oder wie du sie nennst Hurenhäuser?“

„Dort wird ein Greenhorn zum Mann gemacht!“

„Was George meint Ethan ist, das dort ein junger Mann mit einer Frau den Beischlaf ausüben kann, ohne sie heiraten zu müssen, aber harte Dollar musst du bezahlen.“

Chris verdrehte die Augen und ließ seine Zunge seitlich aus den Mund hängen.

„Beischlaf? Verstehe.“

„Wirklich? Hast du denn schon einmal bei einer Frau im Bett gelegen?“

Das war das erste Mal das mich Matthew ohne Wut, wüsten Beschimpfungen oder einen Colt bedrohend, angesprochen hatte. Ich versuchte meine Überraschung zu verbergen und verhielt mich so normal wie ich konnte.

„Ich weiß es nicht. Es könnte sein, aber diese Erinnerung oder das Wissen, fehlt mir. Hast du denn schon?“

„Nein! Meine M´a würde mich um bringen!“

George und Chris lachten laut auf, ich nicht und konnte daher gut sehen das Matthew leicht rot wurde.

„Mach dir nichts draus Matthew. Du weißt es wenigstens. Ich dagegen bin ein Greenhorn? In allem.“

Ich zwinkerte ihm zu und ich sah so etwas wie Dankbarkeit. Und ich setzte noch einmal nach.

“Und du Chris? Bist du auch noch ein Greenhorn?“

„Nein! Ich hab schon sehr oft das Bett mit einer Frau geteilt.“

Sein selbstgefälliges Grinsen war dann doch ansteckend und wir grinsten mit ihm. Mit dem Schalk im Nacken ritten wir durch das Tor der Ranch und waren jetzt auf der Straße nach Torrington.



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kkm1979
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EagleWriter Re: Re: -
Zitat: (Original von kkm1979 am 06.08.2012 - 23:30 Uhr)
Zitat: (Original von EagleWriter am 06.08.2012 - 23:25 Uhr) Auch Kapitel Neun bleibt so spannend wie die vorherigen Kapitel.
Dein Schreibstil ist wirklich toll und man kann das ganze flüssig lesen.

Mal gespannt was außer einem Schneesturm noch so passiert ^^

lg
E:W



George ist ein Liebling von mir persönlich : )))
Lese 10 : ) Das Kapitel hat mir unglaublichen Spaß gemacht und hat Lachanfälle verursacht : )))


GLG
kkm : )))



Dann kann ich mich ja schon freuen ^^
Vor langer Zeit - Antworten
kkm1979 Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 06.08.2012 - 23:25 Uhr) Auch Kapitel Neun bleibt so spannend wie die vorherigen Kapitel.
Dein Schreibstil ist wirklich toll und man kann das ganze flüssig lesen.

Mal gespannt was außer einem Schneesturm noch so passiert ^^

lg
E:W



George ist ein Liebling von mir persönlich : )))
Lese 10 : ) Das Kapitel hat mir unglaublichen Spaß gemacht und hat Lachanfälle verursacht : )))


GLG
kkm : )))
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Auch Kapitel Neun bleibt so spannend wie die vorherigen Kapitel.
Dein Schreibstil ist wirklich toll und man kann das ganze flüssig lesen.

Mal gespannt was außer einem Schneesturm noch so passiert ^^

lg
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