Ein langer Arbeitstag im Garten liegt hinter mir. Die blaue Stunde hat begonnen. Die Beine hoch gelagert sitze ich bequem im Sessel. Ein Wollkissen stützt meinen Rücken. Die Zähne spielen mit einem Zahnstocher, sie haben seine Spitzen weich gekaut, so, als wollten sie ihn entwaffnen. Die Augen schauen geradeaus auf das virtuelle weiße Blatt. Unbeobachtet tippen die Finger flink auf die Tasten. Ständig warten sie auf Befehle, sie sind so willig, so bereit, was immer an Aufgaben vom obersten Chef aufgetragen wird, umgehend auszuführen. Der menschliche Körper ist ein gigantisches Wunderwerk. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, schenkt man ihm Aufmerksamkeit.
Dem Körper Aufmerksamkeit zu schenken – nicht nur bei Schmerzen – ist sehr wohltuend.
Tief einatmen, - fühlen, wie die Bauchdecke sich hebt. Mit leicht geöffnetem Mund ausatmen - haaaaaaaaaaaah – Stille – bis erneut die Luft tief in mich einströmt. Ich werde ruhig, gedankenlos, entspannt. Ein angenehmes Seins-Gefühl erfüllt mich.
Das bin ich.
Ich lebe.
Ich bin.
Es strömt das Leben in mich, durch mich, aus mir.
Einfach sein mit dem Leben.
Den Körper auf diese Weise wahrzunehmen ist eine ganz besondere Erfahrung. Dieses lebendige Strömen im Körper, der Rhythmus des Herzschlages, das Schließen und Öffnen der Lider. Die Schwere, die sich in Leichtigkeit auflöst. Ein tiefes Ein- und Ausatmen.
Mit etwas Übung kann selbst das Atmen der Hautzellen wahrgenommen werden. Es gibt Zeitgenossen, die bezeichnen dies als Humbug. Ein zauberhafter Humbug antworte ich ihnen und lächle, weil ich weiß wie es ist, es erfahren habe.
Wann immer ich dem Körper Aufmerksamkeit schenke, entziehe ich meinen Gedanken Energie.
Es wird stiller im Kopf, wohltuend ruhig. Eine angenehme Wärme und wohlige Schwere wird fühlbar. Ich bin angenehm wohliges Sein, das sich mehr und mehr seiner Quelle nähert.
Der Quelle, die sich sich Leben nennt, die ich bin, die sich durch mich zum Ausdruck bringt, wie durch alles, das mich umgibt.
Alle Anspannungen weichen. Es ist als würden sie mit jedem Ausatmen ausgespült.
Das nächste Einatmen nimmt den freien Raum kraftvoll ein.
So folgt die Aufmerksamkeit dem Atem, nimmt ihn wahr.
Unmerklich löst sich für wenige Momente die Aufmerksamkeit auf.
Dies ist jedoch erst in dem Moment wahrnehmbar, wenn sie wieder auftaucht.
Einige kurze Augenblicke gab es mich nicht mehr.
Wie neugeboren, voller Freude und neuer Energie, tue ich was getan werden soll.
Treu begleitet von meinem Atem.
Einatmen ~ Ausatmen ~ Leben