Beschreibung
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist Rays Motto. Sein verbrecherischer Geschäftsführer war da wohl anderer Meinung! Also muss Ray nun bei der jungen Frau, die sich selber als Zirkusprinzesssin bezeichnet,zu Kreuze kriechen. Kann er vielleicht auch wieder gut machen, was ihr angetan wurde? Oder hatte sie eigentlich von vornherein nie die Absicht, seßhaft zu werden?!
Etwas irritiert sah Ray, der natürlich keine Ahnung hatte, dass sie einiges von seinem Gespräch mit den Eltern mitbekommen hatte, sie an. Wusste sie etwas doch, dass er ihre Lage heute morgen bemerkt hatte? Aber selbst wenn, er konnte keinen Fehler in seinem Verhalten finden!
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Sachlich unterbreitete sie ihm das Ergebnis der Bestandsaufnahme und er kam zu dem Schluss, auf diesen Ton vorerst einzugehen. Bei ihrer Begegnung in Pardsburg hatte sie ihm ja gesagt, dass sie keine Zukunft in einer Beziehung sehen würde, weil sie nicht zusammen passten. Das musste er ihr austreiben! Und das wahrscheinlich ganz behutsam. Deswegen ging er auf ihren geschäftlichen Ton ein und sie sprachen in Ruhe darüber, was in absehbarer Zeit mit dem Sandcastle passieren sollte.
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Sie kamen überein, die nächsten Wochen noch zu öffnen und diese Zeit für die Gewinnung von Kunden zu nutzen, solange die Tagestemperaturen noch angenehm waren. Für eine gründliche Renovierung war im Winter noch genügend Zeit und Ray hatte kein Problem mit dem jetzigen Zustand.
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Über ihren Block hinweg sah Cassie ihn unter halb gesenkten Lidern an. Ja, so kannte sie ihn, es war kaum zu fassen, was für ein toller Kerl er war, wenn man einmal seine Familie erlebt hatte. Wie hatte sie ihm nur jemals vorwerfen können, er sei ein Snob?! Aber es war ja für einen guten Zweck gewesen.......
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Die folgende Zeit war für Beide sehr arbeitsam. Ray stellte Cassie alle Mittel für das Sandcastle zur Verfügung und sie arbeitete hart, um das Lokal zu einem beliebten Platz zu machen. Zusätzlich schaute sie noch ab und zu im Sunset vorbei, um ihm den letzten Schliff zu geben, dabei stellte sie aber zu ihrer Freude fest, dass Ray den Laden inzwischen sehr gut in der Hand hatte.
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Im Gegenzug schaute er täglich auch bei ihr vorbei, was sie aber überhaupt nicht als Kontrolle empfand – denn zu meckern hatte er nie etwas. Kurz, es waren äußerst ausgefüllte Tage, in denen auch das morgendliche Schwimmen immer seltener wurde, nicht zuletzt auch wegen der sinkenden Temperaturen.
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Die Gäste, hauptsächlich Familien, nahmen das Angebot des kinderfreundlichen Restaurants sehr gerne in Anspruch. Es machte Cassie großen Spaß, sich so oft es ging persönlich um ihre jüngsten Gäste zu kümmern. Damit hatte sie ja auch vom Zirkus her viel Erfahrung, versuchte dabei immer, eine betont kindische Attitüde zu vermeiden, denn Kinder spürten, ob man es ernst mit ihnen meinte.
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Manchmal ertappte sie sich auch bei dem Gedanken an eigene Kinder. Doch wie sollte das gehen? Selber war sie zwar quasi unterwegs groß geworden, wusste also daher, welche Opfer für ein Kind neben den schönen Seiten dazu gehörten: Ständig wechselnde Städte und Freunde, wöchentlich eine andere Schule, später lange Trennungen von den Eltern zugunsten der Ausbildung...
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Im Nachhinein wollte sie diese Zeit nicht missen. Andererseits war sie sich selbst nicht im Klaren, ob sie zum Zirkus zurück kehren würden. Und außerdem gehörte zum Kinderkriegen auch noch der passende Mann, den sie nicht hatte!
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Viele Eltern äußerten auch des Öfteren ihr Bedauern darüber, dass der Winter kam und die Kinder nicht mehr schwimmen konnten; so gut wie alle aber versprachen, im nächsten Frühjahr wieder zu kommen, sobald das Meer warm genug war.
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„Vielleicht wäre es sogar keine schlechte Idee, irgendwann in Zukunft einen beheizbaren Pool zu bauen”, dachte Cassie bei einem von Rays Besuchen laut nach und er nickte.
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Alles, was sie hier halten würde, war ihm recht. Denn so sehr er sich auch bemühte, ihre Beziehung blieb leider überaus geschäftsmäßig, ihr Ton ihm gegenüber immer korrekt und sie blockte jeden Versuch der Annäherung regelmäßig ab.
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So langsam begann er an seinem Charme zu zweifeln. Oder an ihrer Zuneigung zu ihm. Waren ihre Worte am Ende gar keine Schutzbehauptung gewesen? Würde sie nur so lange bleiben, wie ihr die Arbeit noch Spaß machte und dann wieder weiter ziehen? Das Projekt, zusätzlich zur Renovierung noch eine kleine Badelandschaft zu planen, könnte so einen Abschied aber sicherlich heraus zögern.
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Beim Hinausgehen kam ihm ein kleiner Junge entgegen, der selbstvergessen an seinem Eis schleckte. Plötzlich sprang ein mittelgroßer Hund bellend über den Weg, worüber der Junge sich so erschreckte, dass er prompt sein Eis fallen ließ.
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Da stand er nun vor Ray und seine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Reflexartig kniete der blonde Mann sich zu dem Jungen runter und erkannte intuitiv das Problem:
Weniger der Verlust der Eiscreme als vielmehr die Scham, so dumm auf den Hund reagiert zu haben, ärgerte den Kleinen. Wollte er doch so gern zu den Großen gehören und nun das!!
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Freundlich lächelte Ray ihn an und sah dann dem Hund nach. „Du liebe Zeit, wo kam der denn her?”, meinte er laut, „ich dachte schon, der springt mich jetzt an.”
Mit großen Augen sah das Kind ihn an. „Du auch, Onkel?”
Der Große nickte. „Und dabei bin ich so viel größer als du. Was meinst du, soll ich dir ein neues Eis holen? Du wartest hier”,fügte er noch an, denn er wollte ja nicht den Eindruck eines Kinderschänders erwecken.
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Der Bengel hatte wirklich etwas niedliches an sich. Als Ray sich wieder aufrichtete, bemerkte er plötzlich Cassie, die ein paar Meter entfernt stand. Ihr Blick traf ihn wie ein Donnerschlag, auch wenn sie ihn blitzartig wieder abwendete. Er hatte darin gelesen, was er wissen musste und ging vergnügt pfeifend zum Eisstand.
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