Dies war die zweite Geschichte, die ich geschrieben habe, die man der Läne nach wirklich als "Geschichte" bezeichnen kann. Ich habe lange überlegt, ob ich sie euch zum Lesen gebe, und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ihr es wert seid, die Story nicht irgendwann an einen Verlag zu schicken. Also viel Spaß beim Lesen!
   „Cut!“, rief der Regisseur, Harry Segelberger. Er knöpfte sein weiß-grün kariertes Hemd auf, sodass man das schwarze T-Shirt darunter sehen konnte, und fächelte sich mit der Hand Luft zu. Dann wandte er sich an seine Hauptdarsteller: „Ihr sollt doch nicht die echten Blumen pflücken, sondern die Plastikblumen, die wir extra zu diesem Zweck ins Gras gelegt haben!“ Wütend schritt er zu seinem Stuhl zurück und murmelte: „Wieso musste ich mir auch billige Amateure holen?“
  „Mann, Segelberger ist echt grausam!“, empörte sich Maja, als er außer Hörweite war. Sie hatte die weibliche Hauptrolle im Film Späte Erbschaft bekommen und fand, man könne mit dem Star des Films, also mit ihr, etwas freundlicher umgehen. Es war immerhin erst ihr zweiter Film.
  „Hast irgendwie schon Recht.“, stimmte Filmpartner Ben ihr zu, „Aber du wolltest doch Ratschläge, oder? Dein erster Film war echt ein totaler Flop und ...“
   „Hör auf darüber zu reden!“, fuhr Maja ihn an, „Es war nicht meine Schuld, dass die mich in eine uralte Opernsängerin verwandelt haben ohne mich vorher zu fragen, ob ich überhaupt singen kann.“
  „Oh, ja.“, amüsierte sich Ben, „Das war lustig.“
  Maja schaute ihn finster an und knurrte: „Das war überhaupt nicht lustig! Das war einfach nur grausam! Das war ...“
  „Hört auf zu quatschen!“, unterbrach sie der Regisseur, „Wir machen weiter. Alles auf Anfang! Und dieses Mal pflückt ihr die Plastikblumen!“ Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch und rief dann: „Action!“
  „Schau mal! Sind das nicht die allerschönsten Blumen, die du je gesehen hast?“, sprudelte der Text aus Maja heraus.
  Sie gingen beide in die Hocke und nahmen die Plastikblumen aus dem Gras. Als sie kurze Zeit später wieder aufstanden, beide mit je einem riesigen Plastik-Blumenstrauß, nahmen sie sich an der Hand und rannten auf eine kleine Holzhütte zu. Majas geblümtes Sommerkleid und ihre dunkelblonden, langen, korkenzieherlockigen Haare flatterten im Laufwind.
  Strahlend lief er auf Maja und Ben zu und erklärte: „Weil ihr so gut wart, habt ihr euch eine Pause verdient. Für den Rest des Tages habt ihr frei. Morgen drehen wir die letzte Szene.“
  Er wandte sich um und rief auch den anderen zu: „Wir machen Schluss für heute! Schafft die Ausrüstung in die Hütte! Wir drehen dort morgen noch die Szene, in der Maja und Ben den Brief lesen. Bis morgen!“ Er stieg in sein Auto, Maja und Ben stiegen dazu, und der Fahrer fuhr los.
  Der Fahrer hielt an, Maja und Ben verabschiedeten sich und stiegen aus.
  Sie gingen direkt ins Hotel und holten sich an der Rezeption ihre Zimmerschlüssel.
  Gemeinsam fuhren sie im Fahrstuhl nach oben und gingen den Flur entlang zu ihren Zimmern, die direkt nebeneinander lagen. Sie verabschiedeten sich, schlossen die Türen auf und verschwanden in ihren Zimmern.
  Maja ließ sich in ihrem Zimmer erst einmal mit dem Rücken aufs Bett fallen und seufzte. Nach drei Minuten stand sie auf, ging zu ihrem Schrank, zog ein helles, grau-rosa gestreiftes Nachthemd heraus und machte sich damit auf den Weg ins Badezimmer. Dort duschte sie, putzte sich danach die Zähne, zog das Nachthemd an, verließ das Badezimmer wieder und schmiss sich aufs Bett. Sie war müde wie schon lange nicht mehr und schlief sofort ein, nachdem sie sich unter die Bettdecke gekuschelt hatte. Es war ihr vollkommen egal, dass es noch nicht einmal sieben Uhr war.
  Bens erster Blick, als er sein Zimmer betreten hatte, viel auf die Digitaluhr auf seinem Nachttisch: Es war erst sechs Uhr. Viel zu früh um einfach schlafen zu gehen. Also setzte er sich vor den kleinen Fernseher und schaltete ihn an. Er schaute sich ein Fußballspiel an, das ihn überhaupt nicht interessierte. Um kurz nach sieben Uhr hörte er leise Majas Schnarchen durch die Wand. Als das Fußballspiel um kurz vor acht Uhr endlich fertig war, zog er sich seinen in verschiedenen Grautönen karierten Schlafanzug an und legte sich ins Bett. Wider Erwarten schlief auch er sofort ein.
   Am nächsten Morgen klopfte Maja um halb acht Uhr an Bens Zimmertür und flüsterte: „Ich bin’s, Maja. Mach auf Ben, bitte.“
  „Geh’ weg!“, kam Bens verschlafene Stimme aus dem Hotelzimmer, „Ich will ausschlafen!“
  „Wenn du noch frühstücken willst, solltest du jetzt aufstehen!“, erklärte Maja, immer noch im Flüsterton.
  Ein Poltern aus dem Zimmer, ein „Autsch!“ von Ben und dann ein „Nichts passiert, bin nur aus dem Bett gefallen!“, fünf Minuten später hörte Maja ein Klicken im Schloss der Hotelzimmertür, die Tür wurde aufgerissen und Ben stürmte heraus. In Jeans und schwarzem T-Shirt.
Eindeutig sehr eilig angezogen.
   „Damit bekomm’ ich dich immer aus dem Bett!“, meinte Maja stolz, dieses Mal aber nicht mehr im Flüsterton.
  „Ja, ja. Stolzes Mädchen, schätz dich glücklich!“ Ben ärgerte sich darüber, dass es Maja immer wieder gelang, ihn zu locken. Doch er hatte seinen Ärger schnell vergessen und forderte: „Jetzt lass uns frühstücken gehen, ich bin am Verhungern!“
  Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen sie aus dem Hotel und warteten auf das Auto, dass sie zur Hütte in den Bergen bringen sollte.
Es dauerte nicht lange bis der Wagen kam. Sie stiegen ein und zwanzig Minuten später vor der Holzhütte wieder aus.
  Harry Segelberger war schon da. Er und die Filmcrew bauten die Kameras, Scheinwerfer, Mikrofone und Dekoration, die man in der Hütte brauchte, auf. Die Zelte, in denen sich die Schauspieler umziehen und schminken konnten standen schon auf der Wiese vor dem kleinen Holzhaus.
  „Guten Morgen!“, rief Maja dem Regisseur zu und auch Ben begrüßte ihn. Segelberger grüßte gut gelaunt zurück und wies ihnen die Zelte zu, in denen die beiden auch augenblicklich verschwanden.
  Nach einer halben Stunde kamen sie wieder heraus und der Dreh der letzten, für den Film benötigten Szene konnte beginnen.
  „Action!“, rief Segelberger, nachdem er auf seinem Stuhl Platz genommen hatte.
  Maja kam die kleine Treppe aus dem oberen Stockwerk nach unten. Am Ende er Treppe stand Ben und als Maja von der drittletzten Stufe sprang, fing er sie auf. Sie lachten beide, Ben stellte Maja auf den Boden und gab ihr einen Brief.
  „Für mich?“, fragte Maja, wie sie es aus dem Skript auswendig gelernt hatte.
  „Es steht dein Name auf dem Umschlag.“ Ben nahm ihr kurz den Brief aus der Hand, drehte ihn um und gab ihn Maja wieder zurück. Tatsächlich stand dort, mit dem Computer geschrieben, Leonie, der Name des Mädchens, das Maja in diesem Film spielte.
  Maja öffnete den Brief und zog ein weißes Blatt Papier heraus. Auch der Text darauf war mit einem Computer geschrieben worden. Doch Maja wunderte sich. Hieß es nicht, das Papier würde leer sein und sie müsse den auswendig gelernten Text aufsagen? Sie überflog die ersten paar Zeilen und stutzte. Der Text war vollkommen anders als der, den sie gelernt hatte. Aber vielleicht hatte man den Text kurzfristig geändert. Sie beschloss, vom Papier abzulesen: „Liebe Leonie,“ Maja blickte auf und sah, wie Segelberger die Worte, die sie gerade gesagt hatte, mit den Lippen formte. Sie las weiter: „da dein erster Film ein totaler Flop war,
möchte ich dir anbieten, dir und Tim zu helfen, für diesen Film eine ganze Menge Awards zu bekommen. Ãœberlege es dir bitte, ein Unbekannter.“ Maja sah auf. Tim war der Name von Bens Rolle. Sie entdeckte, dass Segelberger total geschockt war und war sich nun sicher: Die Änderung des Textes war keine Absicht! Der Regisseur war wie eingefroren und konnte nicht einmal mehr Cut rufen.
  Als er nach einigen Sekunden wieder geistig anwesend war, fragte er: „Was sollte das?“
  „Ich hab’ nur gelesen, was auf dem Zettel steht.“, verteidigte sich Maja.
  „Aber auf dem Zettel steht nichts, verflixt noch mal!“, flippte Harry Segelberger aus.
  „Doch!“, kam Ben Maja zu Hilfe, „Da steht genau der Text, den Maja gerade vorgelesen hat.“
  „Zeig!“, forderte der Regisseur Ben auf, der Maja den Brief inzwischen aus der Hand genommen hatte, „Sonst glaub’ ich euch gar nichts.“
  „Hier!“ Ben übergab den Brief, „Da steht’s schwarz auf weiß.“
  Segelberger überflog den kurzen Text und wurde blass.
  Zwei der Techniker kamen herüber. Es waren die Brüder Mario und Ivo Gardener.
  „Was ist los?“, fragte Mario.
  Wortlos drückte Segelberger ihm den Brief in die Hand. Ivo schaute seinem Bruder über die Schulter und las mit.
  „Hä?“, bemerkte Ivo, „Was findet ihr an dem Brief so schlimm? Auch wenn ihr ihn nicht geschrieben habt und es nicht der Text ist, den Maja auswendig gelernt hat, muss es doch nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten.“ Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Platz und zog seinen Bruder hinter sich her. Dem fiel der Zettel aus der Hand. Kurz bevor das Papier auf dem Boden landete, schnappte Maja es sich. Es hatte bestimmt etwas zu bedeuten, da war Maja sich sicher.
  Harry Segelberger hatte inzwischen wieder Farbe im Gesicht und brachte sogar ein gestammeltes „Alles auf Anfang!“ heraus.
  Man gab Maja ein weißes Papier, das sie in den Umschlag steckte. Sie ging die Treppe nach oben.
  Der Regisseur setzte sich auf seinen Stuhl und flüsterte, immer noch ein wenig geschockt: „Action!“
  Maja kam erneut die Treppe herunter und nachdem sie erneut den Brief geöffnet hatte, sagte sie den gelernten Text auf: „Liebe Leonie, ich vererbe dir hiermit meine Villa in Los Angeles. Ich habe dich immer gemocht und hoffe, du wusstest und weist es. Deine Großtante Emily King.“ Sie ließ den Brief sinken, schaute Ben an und fiel ihm um den
Hals. Dann rief sie: „Wow, ist das nicht klasse? Jetzt müssen wir nicht mehr hier in der kleinen Hütte wohnen. Aber keine Sorge, wir nutzen sie
trotzdem noch als Ferienhäuschen.“
  Maja und Ben fielen sich überglücklich in die Arme und Harry Segelberger rief: „Cut!“ Er war plötzlich wieder ganz in seinem Element und überhaupt nicht mehr blass, „Und jetzt, Maja und Ben, fahrt ihr zurück zum Hotel. Der Dreh ist nun offiziell beendet und sobald Luke Mayer den Film zusammengeschnitten hat, ist Premiere. Also geht am Besten noch Klamotten einkaufen. In den Klamotten, die ihr gerade tragt, könnt ihr nämlich nicht zu so einer edlen Feier. Vor allem nicht, weil ihr die Stars in diesem Film seid. Dir, Maja, stehen zwar das hellblaue Top und die kurze, hellgraue Jeans, und dir, Ben, steht das orangefarbene T-Shirt, und die schwarze Hose passt meiner Meinung nach auch wirklich gut dazu, aber mit solchen Klamotten könnt ich nicht auf die Filmpremiere. Ich rufe euch übrigens erst einen Tag vor der Premiere an, also haltet euch bereit und nehmt euch nichts Langfristiges vor. Tschüss.“
  Mit diesen Worten verschwand er und half beim Aufräumen.
  Maja und Ben fuhren zurück ins Hotel und verabredeten im Fahrstuhl auf dem Weg nach oben, sich in einer halben Stunde am Hoteleingang zu treffen, um Premiere-Klamotten kaufen zu gehen.
  Als Maja eine Viertelstunde später, nur mit einem Badetuch bekleidet, aus dem Badezimmer kam, wickelte sie sich noch ein Handtuch um die nassen Haare und schaltete den Fernseher an. Sie fand einen Musiksender, wo gerade die Top 100 liefen.
  Da klopfte es an der Tür.
  „Wer ist da?“, fragte Maja.
  „Ich bin’s!“, rief eine Stimme von außen, „Ben! Mach auf!“
  „Moment.“ Maja zog sich schnell ein paar Freizeitklamotten an, Jogginghose und ausgeleiertes T-Shirt, und öffnete Ben die Tür.
  „Sieh mal!“ Ohne Begrüßung kam Ben in ihr Hotelzimmer gestürmt, „Das hat mir jemand unter der Tür durchgeschoben.“ Er gab ihr einen weißen Umschlag auf dem sein Name stand.
  Maja betrachtete den Brief und bemerkte: „Kein Absender, keine Briefmarke und vor allem kein Poststempel. Der Brief kam nicht mit der Post!“
  „Das war mir auch schon klar.“ Ben fuhr sich mit der Hand durch seine dunkelbraunen, glatten, etwas längeren Haare, „Wenn er mit der Post gekommen wäre, hätte man ihn mir unten an er Rezeption gegeben. Aber lies mal, was auf dem Papier steht, das im Umschlag drin ist!“
   Maja öffnete den Umschlag und zog ein weißes Blatt heraus. Der Text darauf war mit einem Computer geschrieben worden und sie las ihn vor: „Lieber Ben, der Brief in der Holzhütte war nur der Anfang. Vertrau’ mir.
Ein Unbekannter.“ Sie sah Ben an.
  Der hatte die Augenbrauen hochgezogen und lächelte sie an: „Von wegen es muss doch nicht gleich etwas schlimmes bedeuten, wie Ivo gesagt hat.“
   „In keinem der Briefe war bis jetzt eine Drohung!“ Maja warf einen Blick auf den Fernseher. Gerade waren die Top 5 angelaufen. „Raus!“ Sie schob Ben zur Tür, hinaus aus dem Hotelzimmer, und schloss die Tür hinter ihm. Die Top 5 musste sie sehen und hören, schließlich wollte sie wissen, was aktuell war.
  Allein im Zimmer tauschte sie die Jogginghose gegen einen schwarzen Jeans-Minirock und das T-Shirt gegen ein hellrosa Top und einen engen, pinkfarbenen Gürtel mit schwarzer Schnalle. Dazu zog sie ein silbernes Fußkettchen und schwarze Flip-Flops an. Sie hatte gerade die Haare hochgesteckt, als die Top 5 zu Ende waren.
  Nachdem Maja den Fernseher ausgeschaltet hatte, nahm sie sich ihre silber-schwarze Handtasche und verließ damit das Hotelzimmer.
  Fünf Minuten wartete Maja am Hoteleingang auf Ben, dann kam er. Warum hatte er so lange gebraucht? Er hatte die gleiche dunkelgraue Stoffhose an wie vorhin, als er in ihr Zimmer gekommen war, und das grün-blau gemusterte T-Shirt war auch dasselbe Oberteil. Es war nichts an ihm verändert, wieso hatte es also so lange gedauert?
  Maja beschloss, nicht zu fragen und begrüßte Ben: „Hey, können wir los?“
  „Klar! Wohin willst du zuerst?“ Ben schaute sich um. Die ganze Straße war voller Hotels und Klamottenläden, sonst nichts.
  „Ich würde gerne zuerst ins B&C.“ Maja zeigte auf das große Gebäude über dessen breitem Eingang in hellgrün-hellrosa verschlungener Schrift B&C stand, die Abkürzung für Beauty & Clothes. Durch die vielen, großen Glasfenster konnte man gut ins Innere des Ladens sehen.
  Kurze Zeit später standen Maja und Ben zwischen Klamotten in allen möglichen Farben.
  „Soll ich einen Anzug anziehen, oder ist das zu elegant?“, überlegte Ben laut.
  „Keine Ahnung.“, gab Maja ihre Unwissenheit zu, „Ich zieh’ auf jeden Fall ein kurzes Kleid an. Aber in welcher Farbe?“
  „Wie wär’s mit einem braunen Kleid mit lila Punkten?“, scherzte Ben.
  „In den Farben kannst du ja deinen Anzug kaufen, aber ich will ein schönes Kleid! Eins, in dem ich mich auch sehen lassen kann.“ Maja schlenderte weiter zwischen den Kleiderständern umher und entdeckte plötzlich ein, ihrer Meinung nach, wunderschönes Kleid: dunkelblau, elegant, einfacher Schnitt und, vor allem: kurz.
  Sie suchte ihre Größe heraus und legte es über ihren Arm. Nachdem Maja noch zwei andere Kleider, genauso kurz wie das erste nur ein Kleid in schwarz und das andere in weiß, gefunden hatte, verschwand sie in einer Umkleidekabine.
  Zuerst probierte sie das schwarze Kleid an. Sie stellte sich damit vor den Spiegel und drehte sich einmal um sich selbst. Dann trat sie vor die Kabine, wo Ben auf sie wartete.
  Als er Maja in dem rabenschwarzen Kleid sah, fragte er belustigt: „Gehst du auf eine Filmpremiere oder zu einer Beerdigung?“
  „Hey!“, fuhr Maja ihn an, „Ãœber Beerdigungen macht man keine Witze, klar?“
  „Is’ ja gut, is’ ja gut! Reg’ dich doch nicht immer gleich so auf!“, versuchte Ben, Maja zu beruhigen, „Ich mein’ ja nur, dass du das Kleid lieber nicht nehmen solltest! Es ist ein bisschen zu dunkel, find’ ich!“
  „Na gut!“, seufzte Maja und ging zurück in die Umkleidekabine.
  Als sie, mit dem weißen Kleid bekleidet, wieder heraus kam, meinte Ben nur: „Und wen, wenn ich fragen darf, heiratest du?“
  „Hast du auch gute Kommentare?“, regte Maja sich auf, „Aber ich hab’s schon verstanden: Das Kleid auch nicht!“
  „Versteh’ mich bitte nicht falsch.“, wollte Ben die Situation retten, „Das Kleid ist wirklich wunderschön, aber es passt, meiner Meinung nach, eher zu einer Hochzeit, als zu einer Filmpremiere.“
  „Du verstehst echt nichts von Mode!“, zischte Maja und zeigte dabei auf den Anzug in Bens Hand, den er sich gerade in seiner Größe geholt hatte, „Braun mit lila Punkten? Das is’ nich’ wirklich dein Ernst, oder?“
  „Wieso?“, grinste Ben, „Du hast doch vorhin, nachdem ich gesagt habe, du sollst dir ein Kleid in den Farben besorgen, selbst gesagt in den Farben könne ich ja meinen Anzug kaufen.“
  „Das war ein Witz!“ Maja zog den Vorhang der Umkleide auf und wollte schon hinein gehen. Dann wandte sie sich aber doch noch einmal zu Ben um und riet ihm: „Häng’ den Anzug zurück! Glaub’ mir, ist besser!“
  Ben brachte den Anzug zurück und holte sich eine dunkle Jeans, ein blautürkis-dunkelgrau gestreiftes T-Shirt und eine schwarze, edel aussehende, ärmellose Jacke. Damit betrat er die Umkleidekabine neben der, in der Maja war.
  Gerade betrachtete sich Maja, mit dem dunkelblauen Kleid am Körper, im Spiegel. Da sah sie eine Hand, die unter dem Vorhang hindurch einen weißen Umschlag zu ihr in die Kabine schob. Sie erschrak fürchterlich und hob wenig später, als die Hand verschwunden war, den Umschlag auf. Maja öffnete ihn und las den Brief. Sie trat während des Lesens aus der Umkleidekabine, wo sie auf Ben traf.
  „Was hast du da für einen Brief?“, fragte Ben augenblicklich.
  „Bei der Filmpremiere sehen wir uns, versprochen. Ein Unbekannter.“, las Maja vor. Dann blickte sie von dem Brief auf und sah Ben an.
  „Wo hast du den Brief her?“, fragte Ben weiter.
  „Den hat mir jemand unter dem Vorhang durch in die Kabine geschoben.“, erklärte Maja.
  „Und du hast die Hand nicht geschnappt?“ Ben war fassungslos.
  „Ich hatte Panik!“, gab Maja zu, „Dass war echt voll gruselig! Ich hab’ mich im Spiegel angeguckt und dann kam von hinten diese Hand. Ich konnte ja nicht wissen, was die Hand von mir wollte.“
  „Ich versteh dich ja!“ Ben legte Maja die Hände auf die Schultern und schaute ihr fest in die Augen, „Ich hätte in deiner Situation wahrscheinlich genauso gehandelt.“
  „Nein!“ Maja stieß Ben von sich weg. „Du hättest ganz anders gehandelt. Du traust dich nur nicht, mir ins Gesicht zu sagen, dass du mich für einen Angsthasen hältst.“
  Maja verzog sich in die Umkleidekabine, zog ihre eigenen Klamotten wieder an, hängte das schwarze und das weiße Kleid zurück, bezahlte das dunkelblaue Kleid und verließ das B&C.
  Ben stand, wieder in seinen eigenen Klamotten, denn er hatte sich umgezogen, an der Kasse und bezahlte Jeans, T-Shirt und Jacke.
  Maja war aus dem B&C heraus und direkt ins Hotel gegangen, hatte sich an der Rezeption ihren Zimmerschlüssel geben lassen und war mit dem Fahrstuhl in das Stockwerk gefahren, in dem ihr Zimmer lag.
  Jetzt betrat sie ihr Zimmer, warf die Tasche mit dem Kleid auf den Boden und sich selbst aufs Bett. Sie schüttelte die Flip-Flops von den Füßen und zog sich die Haarspange aus den Haaren, mit der ihre tolle Frisur gehalten worden war. Majas Kopf viel aufs Kopfkissen und blieb dort liegen bis das Telefon klingelte.
  „Ja bitte?“, fragte Maja in den Hörer.
  „Maja?“, kam eine bekannte Stimme aus dem Telefon, „Ich bin’s, Harry! Ich wollte nur sagen, dass die Premiere schon morgen ist.“
  „Schon morgen?“ Maja machte ein verduztes Gesicht, was Segelberger am anderen Ende allerdings nicht sehen konnte.
  „Ja!“ Der Regisseur klang stolz und meinte: „Ich habe mit Luke Mayer gesprochen und er hat gesagt, er beeilt sich und hat den Film morgen früh fertig zusammengeschnitten. Er will die ganze Nacht durcharbeiten.“
  „Na hoffentlich überarbeitet er sich nicht.“ Maja holte Luft, um sich zu verabschieden.
  In diesem Moment fügte Segelberger hinzu: „Sag’ bitte auch Ben Bescheid! Ich hab’ versucht, ihn zu erreichen, aber an der Rezeption hat man mir gesagt, dass Ben nicht auf seinem Zimmer sei. Weißt du vielleicht, wo er ist?“
  „Nein!“ Majas Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Tschüss!“ Dann legte sie auf.
  Warum hatte sie ihren Regisseur belogen? Natürlich wusste sie ungefähr, wo Ben war. Entweder war er im B&C oder schon auf dem Weg ins Hotel. In seinem Hotelzimmer war er jedenfalls nicht, sonst hätte Segelberger ihn ja telefonisch erreicht. Außerdem hatte sie keinen Schlüssel im Schloss von Bens Hotelzimmertür gehört. Vielleicht hatte sie gesagt, sie wisse nicht wo Ben sei, weil sie nicht wollte, dass Harry Segelberger wusste, dass sie sich gestritten hatten.
  Während Maja noch nachdachte, klopfte es an ihrer Zimmertür. Sie öffnete die Tür und schaute Ben direkt in die Augen. Am liebsten hätte sie ihm die Tür gleich wieder vor der Nase zugeschlagen. Aber Maja war so geschockt wie Harry Segelberger am Vormittag, als sie den ‚Erpresserbrief’ vorgelesen hatte.
  „Was willst du?“ Maja schaute Ben wütend an.
  „Zwei Dinge.“, erklärte Ben, „Erstens: Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Du hattest Recht. Es ist bestimmt gruselig, wenn eine Hand von hinten unter einem Vorhang durchgeschoben wird, du nicht weißt, was sie von dir will und sie dir dann einen Brief hinlegt. Und mit Brief kommen wir zu Punkt zwei: Das hier hat man mir an der Rezeption überreicht.“ Er holte einen weißen Briefumschlag hinter seinem Rücken hervor und zog ein weißes Blatt Papier heraus.
  Maja nahm es ihm aus der Hand. Sie schnappte Ben, zog ihn in ihr Hotelzimmer und schloss die Tür hinter ihm. Es musste ja nicht jeder von den Briefen und dem Unbekannten, der sie schrieb, etwas mitbekommen. Dann las Maja den Brief vor: „Ihr werdet mich bei der Premiere erkennen. Ich werde eine schwarze Baseballkappe tragen, auf der in weißen Buchstaben ‚Späte Erbschaft  Der Film’ stehen wird. Ein Unbekannter.“ Sie sah auf und meinte: „Immerhin wissen wir jetzt, wie wir den Unbekannten bei der Filmpremiere erkennen können.“
  „Bist du noch sauer auf mich?“ Ben legte den Kopf schief, grinste breit und klimperte mit den Wimpern.
  „Nein, bin ich nicht!“, gab Maja zu, „Nicht mehr so richtig. Aber wie kannst du so schnell vom Thema ablenken? Das ist der vierte komische Brief, der von einem Unbekannten geschrieben wurde. Und das innerhalb weniger Stunden. Du musst doch zugeben, dass das merkwürdig ist.“
  „Ich muss gar nichts!“ Ben hatte mit seiner Grimasse aufgehört.
  „Ach übrigens, Segelberger hat vorhin angerufen.“, fiel Maja ein.
  „Jetzt lenkst du aber vom Thema ab!“, erkannte Ben, kam dann aber wieder auf Segelbergers Anruf zurück, „Was wollte er?“
  „Uns sagen, dass die Premiere schon morgen ist.“ Maja setzte sich auf ihr Bett, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
  „Schon morgen?“ Ben war fassungslos.
  Genervt von Bens Ton öffnete Maja die Augen und bog langsam den Kopf wieder in die normale Position. „Gibt’s ein Problem damit?“, seufzte sie.
  „Nein.“, erklärte Ben, „Ich war nur überrascht, dass Mayer den Film so schnell fertig hat.“
  „Haben will.“, stellte Maja richtig.
  „Was?“ Ben schüttelte kurz den Kopf und fuhr sich dann mit der Hand durch die Haare, um die Frisur wieder zu richten. Im Licht der Deckenlampe glänzten die dunkelbraunen Haare orange-gold.
  „Nicht hat sondern haben will. Oder zumindest versucht, ihn fertig zu haben. Er weiß ja nicht, ob er’s schafft.“ Maja blickte auf ihre nackten Füße. Sie waren ein wenig bläulich-lila geworden und Maja glaubte, sie kaum noch zu spüren. Hier im Hotelzimmer war es nicht besonders warm. „Armer Luke. Wegen uns macht er sich die Mühe und arbeitet die ganze Nacht durch.“ Maja seufzte laut.
  „Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. Tu ich ja auch nicht.“ Ben lachte, wurde aber schnell wieder ernst, als er Majas schuldig aussehendes Gesicht sah. „Hey, er hat freiwillig diesen Job angenommen. Er schneidet freiwillig Filme zusammen. Auch wenn er dafür Geld bekommt, es macht ihm Spaß. Glaub’ ich zumindest.“
  „Hey!“ Maja hatte eine Idee, „Lass uns doch zu ihm fahren. Vielleicht können wir ihm irgendwie helfen.“
  „Oder wir lenken ihn ab und er schafft es nicht, den Film bis morgen fertig zu haben.“, stellte Ben eine zweite Möglichkeit auf.
  „Na gut!“, gab Maja sich geschlagen, „Du hast recht.“
  Ben forderte Maja auf, vom Bett aufzustehen, und fragte dann: „Wollen wir in den Aufenthaltsraum des Hotels gehen? Ich hab’ gehört, da kann man alle möglichen Bücher lesen, alle möglichen Spiele spielen, an der Bar Cocktails trinken, im Internet surfen,...“
  „Schon gut, schon gut, schon gut!“, lachte Maja, „Du hast mich! Auch wenn ich meinen Laptop selbst dabei hab’. Ich komm’ mit!“
  „Super!“, freute sich Ben.
  Nachdem Maja ihre Flip-Flops wieder angezogen hatte, verließen die beiden Majas Hotelzimmer und diese schloss die Tür hinter ihnen ab.
  Im Fahrstuhl zählte Ben auf, was sie im Aufenthaltsraum alles machen könnten: „Wir könnten Mensch ärgere dich nicht, Halma, Dame, Schach oder ein Kartenspiel spielen oder irgendein Buch lesen. Vielleicht gibt es auch Comichefte oder deine Magazine mit dem neuesten Klatsch und Tratsch aus Hollywood.“
  „Ich würde gerne erst mal was trinken.“, erklärte Maja, „’ne Cola.“
  Der Fahrstuhl hielt in der Lobby. Maja und Ben mussten nach links und einen Gang entlang gehen. Als sie vor einer großen Tür standen, öffnete diese sich vollkommen automatisch und gab den Blick auf Sofas, Sessel, vollgestopfte Bücherregal und Schränke frei. Eine kleine Bar stand an der Wand und der junge Mann mit den kurzen schwarzen Haaren, der dahinter stand, schüttelte Becher, verzierte Gläser mit Früchten, Schirmchen, Strohhalmen, Zuckerrändern und vielem mehr und verteilte die fertigen Cocktails an die Leute, die vor der Bar auf hohen Stühlen saßen, miteinander redeten, hin und wieder an ihren Gläsern nippten und den Eindruck machten, als gäbe es keine Probleme auf der Welt.
  Auch auf den Sesseln und Sofas saßen Leute. Sie lasen Bücher, Zeitschriften, tippten etwas in die Tastaturen ihrer Laptops oder spielten allein oder mit anderen Personen Karten und andere Spiele.
  „Wow.“ Maja sah sich staunend um und zog Ben zur Bar, wo sie zwei freie Hocker entdeckt hatte.
  Der schwarzhaarige Mann, Maja schätzte ihn auf höchstens 25 Jahre, kam zu ihnen: „Hi, mein Name ist Roberto.“ Roberto rollte das ‚R’ in seinem Namen, was Maja sehr beeindruckte. „Was darf ich ihnen bringen?“, fragte Roberto.
  „Zwei Cola.“, bestellte Ben.
  „Okay!“ Roberto nahm zwei Gläser und eine Flasche Cola. Mit Hilfe eines Wasser-Zitronensaft-Gemischs und mit Lebensmittelfarbe gefärbtem Zucker zauberte er Zuckerränder an die Gläser und schenkte vorsichtig Cola hinein. Er steckte Strohhalme dazu und kleine bunte Schirmchen. Mit einem „Cola de Roberto!“, ausgesprochen mit italienischem Akzent, und einer eleganten Drehung servierte Roberto Maja und Ben ihre Colas. Dann wandte er sich anderen Bargästen zu.
  „Lecker!“, bemerkte Maja, nachdem sie einen Schluck probiert hatte.
  „Es ist Cola. Nichts Besonderes und auch keine andere Marke, als in Restaurants oder anderen Bars.“ Ben verstand nicht, warum es Maja leckerer schmeckte, als sonst.
  „Der Zuckerrand macht es so lecker!“, sagte Maja bestimmt.
  „Der Zuckerrand?“ Ben zog die Augenbrauen hoch, „Nicht etwa Roberto?“
  „Was machen wir, wenn wir unsere Gläser leer getrunken haben?“ Maja nahm noch einen kleinen Schluck Cola, „Wie wär’s mit einer Partie Schach?“
  „Wie wär’s mit bezahlen?“, fragte Ben.
  Roberto, der zufällig zugehört hatte, kam zu ihnen: „Geht aufs Haus!“ Dann wandte er sich an Maja und wollte wissen: „Gibst du mir deine Handynummer?“
  „Nein!“, rief Maja entsetzt. Sie nahm ihr Glas in die Hand und obwohl sie fürchterlichen Durst hatte, schüttete sie den Inhalt in Robertos Gesicht. Die Cola verteilte sich auch in seinen Haaren, auf seinem weißen T-Shirt, der schwarzen Krawatte, seinen Arm-, Bauch- und Beinmuskeln und seiner langen schwarzen Stoffhose.
  „Dummes Girly!“, schrie Roberto.
  Langsam wurden die anderen Hotelgäste aufmerksam, standen auf und kamen näher.
  „Was ist denn das für ein Benehmen?“, rief eine Frau in einem langen, dunkellila Kleid, „In so einem vornehmen Hotel!“ Sie schnappte sich ihren Mann und ihre Kinder und verließ den Aufenthaltsraum. Viele Gäste folgten der Familie und während die meisten Leute durch die Tür verschwanden, schnappten Maja, Ben und Roberto noch manch böse Bemerkung auf.
  „Ich dachte, in diesem Hotel wäre gutes Benehmen oberstes Gesetz!“, empörte sich ein Mann im feinen braunen Anzug.
  „Hat das Mädchen nicht einmal in irgendeinem schlechten Film mitgespielt? Ich wette, der nächste Film wird nach diesem Vorfall noch weniger Geld einbringen, als der erste.“, murmelte eine junge blonde Frau in quietschblauen Jeans und dickem, grellgrünem Strickpulli.
  „Da wette ich nicht dagegen!“, gab eine andere junge Frau, die der ersten zum verwechseln ähnlich sah, die gleiche Hose aber einen dicken grellorangefarbenen Strickpulli trug und wohl die Zwillingsschwester sein musste, zurück.
  „Schlechter Klamottengeschmack!“, meinten Roberto und Maja wie aus einem Mund. Sie sahen sich an und lachten.
  Als alle Leute, bis auf Maja, Ben und Roberto, aus dem Aufenthaltsraum verschwunden waren, nahm Maja eine herumliegende Serviette, beugte sich über die Bar und versuchte, Robertos Krawatte sauber zu bekommen. „Sorry, sorry, sorry!“, murmelte sie dabei immer wieder.
  „Is’ schon gut, war nur Cola.“, beruhigte Roberto sie.
  „Nur Cola?“ Maja legte die mittlerweile klatschnasse Serviette beiseite, „Sorry, ich weiß nich’, was über mich gekommen is’. Aber wenn jemand sagt, dass ich meine Cola umsonst bekomme und es kurze Zeit später so aussieht, als sei das nur so, wenn dieser jemand dafür meine Handynummer erhält, werde ich nun mal wütend.“
  „Kann ich verstehen!“ Roberto lächelte, „Gibst du mir jetzt deine Handynummer?“
  „Als Entschädigung?“ Maja stand von dem Hocker auf, auf dem sie die ganze Zeit gesessen hatte, „Na gut.“
  „Danke!“ Beeindruckt folgte Robertos Blick Majas Hand, die sich eine Serviette und einen Kugelschreiber hinter dem Tresen hervorangelte und mit schnellen, eleganten Bewegungen einige Zahlen aufschrieb.
  „Hast du morgen Abend schon was vor?“ Ben trank seelenruhig seine Cola.
  „Nee, wieso?“ Roberto nahm ein Geschirrtuch unter dem Tresen hervor und trocknete sein Gesicht und seine Haare ab. Er warf einen Blick auf sein T-Shirt und meinte: „Das könnte Flecken geben, aber egal.“ Dann schaute er wieder zu Ben.
  „Ich,“ Ben warf Maja einen Blick zu und sie nickte, „das heißt, WIR wollten dich fragen, ob du vielleicht morgen zur Premiere unseres neuen Films kommen möchtest?“
  „Oh, mit Film und Premiere habt ihr mich an etwas erinnert. Mein Dad hat gesagt, ich soll morgen auf die Premiere seines neuen Films mitkommen. Wie konnte ich das nur vergessen. Ich bin so dämlich, so dämlich. Dämlich, dämlich, dämlich!“ Roberto schlug sich mit der flachen Hand gegen die immer noch etwas feuchte Stirn.
  „Nein, nein!“, beruhigte Maja ihn, „Du bist nicht dämlich! Du bist nur im Besitz eines scheinbar vollen Terminkalenders.“
  „Können wir noch irgendwas helfen?“, fragte Ben. Der Tresen und Roberto waren beide klatschnass.
  Majas Blick folgte Bens. Sie wusste, dass sie mit ihrer Aktion ihren und Bens Ruf in den Keller gezogen hatte: „Ja, Aufräumen ist das Mindeste was wir tun können!“ Sie klappte ein Holzbrett mit Hilfe der an ihm befestigten Scharniere hoch und trat zu Roberto hinter die Bar.
  Kurze Zeit später waren alle drei damit beschäftigt, Cola aufzuwischen. Roberto hatte Maja und Ben gezeigt, wo sie die Geschirrtücher finden konnten.
  Nachdem der Tresen trocken war, verschwand Roberto in das Hinterzimmer der Bar. Wenig später kam er in einer dunkelbraunen, langen Freizeithose mit vielen Hosentaschen und einem schwarzen Jeansgürtel wieder heraus. Seinen Oberkörper bedeckte ein dunkelgrünes T-Shirt. In weißen Buchstaben stand Cola-King darauf und daneben war eine Colaflasche zu sehen. Er schien erleichtert, endlich trockene Klamotten zu tragen. In seinen weiß-schwarzen Flip-Flops schlurfte er zum Tresen, holte sich noch ein Geschirrtuch darunter hervor und trocknete damit seine rabenschwarzen Haare. Es dauerte nicht besonders lange, da seine Haare nicht länger als 5cm waren.
  Eine Stunde später, es war bereits fast 18 Uhr, verließen Maja, Ben und Roberto den Aufenthaltsraum. Sie hatten noch die benutzten Gläser gespült, die schmutzigen und nassen Servietten in den Müll geworfen und danach die gespülten Gläser wieder ordentlich in die Glasschränke an der Wand hinter der Bar gestellt. Niemand war nach dem Cola-Vorfall mehr in den Aufenthaltsraum gekommen.
  „Ist es denn in Ordnung, dass du den Aufenthaltsraum jetzt schon abschließt?“, wollte Maja von Roberto wissen, als dieser gerade die automatische Tür mit Hilfe eines Codefelds und dem dazugehörigen Code von außen verschloss.
  „Ich hätte sowieso um 18 Uhr Feierabend, also in wenigen Minuten. Dann hat der Aufenthaltsraum eben einmal etwas früher geschlossen, ist doch egal!“ Roberto schien sich keinerlei Sorgen über Ärger zu machen, den er bekommen könnte.
  Zu dritt gingen sie in die Lobby bis kurz vor die Rezeption. Hier wollten sie sich voneinander verabschieden. Maja und Ben hatten Hunger und wussten, dass es ab 18 Uhr ein großes Abendessen im Speisesaal gab. Auch Roberto musste gehen. Um 18.30 Uhr gab es bei ihm zu Hause ebenfalls Abendessen.
  Doch sie kamen nicht zum Verabschieden. Ein Mann im schwarzen Anzug und mit hellbraunen, streng zurückgekämmten Haaren kam zu ihnen.
  „Oh nein!“ Roberto sah verlegen zu Boden.
  „Was ist?“, fragte Maja, „Kennst du den Mann? Wer ist es?“
  „Roberto!“, empörte sich der Mann, „Was machen sie denn schon hier in der Lobby? Haben sie nicht erst um 18 Uhr Feierabend?“
  „Na ja, wissen sie...“, stammelte Roberto.
  „Noch mal.“ Maja war geduldig, „Wer ist das?“
  „Ich bin der Manager dieses Hotels!“, kam der Mann Roberto zuvor, „William van Adlerson, meine Vorfahren kommen aus England, ich wollte es nur erwähnt haben. Und wer, wenn ich fragen darf, seid ihr?“
  „Wir sind Maja und Ben.“, antwortete Ben.
  „Maja und Ben?“ Herr van Adlerson machte ein fragendes Gesicht.
  „Schauspieler!“, erklärte Maja, „Wir wohnen in diesem Hotel!“
  „Wie schön!“, rief der Manager überaus freundlich.
  „Es tut mir leid, dass ich schon hier in der Lobby bin, obwohl es noch nicht 18 Uhr ist.“, entschuldigte sich Roberto, „Aber es war niemand mehr im Aufenthaltsraum und ich war mir sicher, dass niemand mehr kommen würde!“
  „Wie konnten sie sich so sicher sein, Roberto?“ William van Adlerson schüttelte langsam den Kopf, ohne dabei den Blick von Roberto zu wenden.
  „Ich bin schuld!“, gab Maja zu, „Ich hab’ meine Cola verschüttet und die Leute im Aufenthaltsraum fanden das irgendwie ... ich weiß auch nicht ... irgendwie ... komisch ... oder ekelhaft. Jedenfalls haben sie es nicht gerne gesehen. Daraufhin sind alle aus dem Aufenthaltsraum verschwunden und niemand ist zurückgekommen. Und dass wenige Minuten vor Aufenthaltsraumschluss noch jemand kommt, fanden wir unwahrscheinlich. Also haben wir alles sauber gemacht und aufgeräumt und sind dann aus dem Aufenthaltsraum rausgegangen. Roberto hat abgeschlossen und jetzt sind wir hier in der Lobby.“
  „Fantastisch!“ Van Adlerson klatschte in die Hände, „Eine Mischung aus Witz und Märchen. Im Ernst, wieso sollte niemand im Aufenthaltsraum sein?“
  „Es ist die Wahrheit!“, stimmte nun auch Ben zu.
  „Drei zu eins, ich bin überstimmt!“, gab William van Adlerson sich geschlagen, „Aber dafür kommst du, Roberto, morgen eine halbe Stunde früher zur Arbeit!“
  „Ich hab’ morgen frei!“ Roberto wurde plötzlich so selbstbewusst, wie er hinter der Bar im Aufenthaltsraum auch schon gewesen war.
  „Dann eben übermorgen.“ Genervt schritt der Manager zu seinem Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
  „Viel Spaß morgen Abend bei der Filmpremiere deines Vaters!“, verabschiedete Ben sich von Roberto.
  „Danke!“ Roberto schaute Maja an, „Ich wünsche euch auch viel Glück bei eurer Filmpremiere.“
  „Danke!“ Maja lächelte.
  „Tschüss!“ Ben zog Maja in Richtung Fahrstuhl.
  Roberto verließ die Lobby durch den Hoteleingang.
  Als Maja und Ben mit dem Fahrstuhl nach oben zu ihren Hotelzimmern fuhren, schwiegen sie beide.
  Auf einmal meinte Ben: „Wieso hast du Roberto Cola ins Gesicht geschüttet?“
  „Keine Ahnung.“, gab Maja zu, „Er war so aufdringlich.“
  „Egal!“ Ben verwarf das Thema ‚Roberto’, „Unser Ruf ist ohnehin im Keller.“
  Der Fahrstuhl hielt und Maja rannte zu ihrem Hotelzimmer. Ben kam langsam hinterher.
  „Ich hab’ gewonnen!“, rief Maja stolz.
  „Und was hast du gewonnen?“ Ben schloss die Tür seines Hotelzimmers auf, „Die kindischsten Eigenschaften der Welt?“
  „Blödmann!“ Auch Maja schloss die Hotelzimmertür auf. Doch im Gegensatz zu Ben trat sie sofort ein.
  Ben wusste, er hatte irgendetwas vergessen und da fiel es ihm ein. Er rannte aus seinem Zimmer und klopfte an Majas Tür.
  „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Maja hatte die Tür geöffnet und Ben schief grinsend davor stehen sehen.
  „Wir haben was vergessen!“, klärte er Maja auf.
  „Und was soll das gewesen sein?“ Maja war genervt.
  „Abendessen!“, war das einzige Wort, das Ben sagte. Aber dann fügte er hinzu: „In fünf Minuten in der Lobby!“
  Maja sah ihm kopfschüttelnd hinterher, als Ben wieder in seinem Hotelzimmer verschwand.
  „Er wird immer verrückter!“, bemerkte sie. Dann stellte sie sich vor ihren Kleiderschrank und öffnete die Türen.
  Wenig später trat Maja in einem langen, hellblauen Kleid aus ihrem Zimmer und ging zum Fahrstuhl. Als die Türen sich öffneten und Maja schließlich in der Fahrstuhlkabine stand, drückte sie auf den Knopf Lobby.
  Ben hatte bereits seit einer Minute gewartet, wie er Maja erzählte, und war heilfroh gewesen, als er sie endlich aus dem Fahrstuhl hatte kommen sehen.
  Zusammen schlenderten die beiden zum Speisesaal, wo ein riesiges Abendessen aufgebaut worden war.
  „Mensch, sieht das lecker aus!“ Maja nahm sich einen Teller und lief den Tisch entlang, auf dem das Essen stand. Hin und wieder nahm sie sich etwas: Eine Scheibe Brot, etwas Butter, Wurst, Käse und zum Schluss ein Stück Wassermelone.
  Ben saß bereits mit einem Teller voller Brötchen und Wurst am Tisch, als Maja zu ihm kam und sich auf den Stuhl neben ihm setzte.
  „Isst du das alles?“ Maja bestrich ihr Brot mit Butter und legte den Käse darauf. Die Wurstscheibe rollte sie zusammen und biss herzhaft hinein.
  „Natürlich!“ Ben schaute Maja an. Wie konnte sie nur so eine Frage stellen?
  „Oh.“ Maja widmete sich wieder ganz ihrem Brot, „Okay!“
  Nach dem Abendessen gingen sie in ihre Hotelzimmer und sahen, jeder für sich, ein wenig fern.
  Maja ging um 21 Uhr schlafen und Ben um 23 Uhr.
  Am nächsten Morgen wurde Maja um 7.30 Uhr vom schrillen klingeln des Telefons geweckt.
  „Was?“, gähnte sie schlaftrunken.
  „Ich will dich und Ben so früh wie möglich im Celebration Cinema sehen. Spätestens um 12 Uhr mittags. Um 14 Uhr ist eine Pressekonferenz angesetzt, merk ’s dir!“ Die Person, zu der die Stimme gehörte, schien schon hellwach zu sein.
  „Wer?“, stöhnte Maja, „Wer ist da?“
  „Harry Segelberger, dein absoluter Lieblingsregisseur!“, rief die Stimme.
  „Hätte nicht gedacht, dass mein Lieblingsregisseur mich mal um 7.30 Uhr morgens weckt, um mir meinen heutigen Terminplan zu präsentieren.“, scherzte Maja, wurde dann aber schnell wieder ernst, „Wir werden da sein!“
  „Gut, bis dann!“ Segelberger legte auf.
  Nachdem Maja geduscht, sich angezogen, ihre Zähne geputzt und mit Ben gefrühstückt hatte, war es schon fast 11 Uhr. Sie hatte Ben erzählt, was der Regisseur am Telefon gesagt hatte.
  Um 11.45 Uhr trafen Maja und Ben sich in der Hotellobby.
  Maja trug das kurze, dunkelblaue Kleid und dazu dunkelblaue Riemensandalen mit hohen Absätzen. Die Haare hatte sie mit Hilfe eines Glätteisens geglättet und die Augen mit Kajal, Wimperntusche und Lidschatten kunstvoll betont. In der Hand hielt sie ihre silberne Lieblingshandtasche, die wunderbar zu dem silbernen Schal passte, der um ihren Hals hing, und den silbernen Armkettchen an ihrem Handgelenk.
  Aber auch Ben hatte sich herausgeputzt. Er hatte das blautürkis-dunkelgrau gestreifte T-Shirt und die schwarze, ärmellose Jacke, die so edel aussah, es aber eigentlich gar nicht war, angezogen und die dunkle Jeans. Seine Füße steckten in dunkelgrauen Nikes und seine Haare waren ordentlich gekämmt und gleichzeitig ein wenig durcheinander.
  „Schick!“, bemerkte Maja.
  „Ebenfalls!“, meinte Ben.
  Sie gaben die Zimmerschlüssel an der Rezeption ab und verließen das Hotel. Draußen wartete eine weiße Limousine, selbstverständlich mit Fahrer.
  Maja und Ben stiegen ein und waren zehn Minuten später im Celebration Cinema.
  Sie stolzierten über einen roten Teppich zum Hoteleingang. Hunderte Fotografen machten Fotos und hunderte Fans jubelten und kreischten. Maja und Ben gaben Autogramme. Über dem Kinoeingang hing ein riesiges Plakat mit der Aufschrift Späte Erbschaft  Der Film  Premiere: HEUTE. Außerdem waren Maja und Ben auf dem Plakat zu sehen.
  In der Eingangshalle des Hotels kam ihnen Segelberger entgegen: „Meine Hauptdarsteller!“
  Hinter dem Regisseur trat ein junger Mann hervor, den Maja und Ben kannten. Harry Segelberger stellte ihn vor: „Maja, Ben, das ist mein Sohn: Roberto Segelberger!“
  „Roberto!“, platzte es aus Maja heraus, „Na, hast du die Cola wieder aus deinen Haaren und den Klamotten rausbekommen?“
  „Ja, danke der Nachfrage.“ Roberto fuhr sich nervös mit der Hand durch die schwarzen Haare.
  „Ihr kennt euch?“ Harry nahm seinen Sohn an der Schulter und meinte, ohne auf eine Antwort zu warten: „Roberto hat noch was für euch.“
  Roberto zog zwei Baseballkappen hinter seinem Rücken hervor und setzte sie Maja und Ben auf die Köpfe. Die Kappen waren schwarz und in weißen Buchstaben stand Späte Erbschaft  Der Film darauf.
  „Hä?“ Maja verstand das nicht. Nur der Erpresser wollte doch eine solche Baseballkappe tragen.
  „Wir haben diese Kappen bedrucken lassen und verteilen sie nun an jeden, der zur Pressekonferenz oder zur Filmpremiere kommt.“ Harry Segelberger setzte auch seinem Sohn und sich selbst je eine der Kappen auf. Dann wandte er sich noch einmal an Maja und Ben: „Gefallen euch die Kappen etwa nicht? Liegt es an der Farbe? Oder an der Aufschrift? Sagt es mir, dann kann ich es ändern!“
  „Nein, nein!“, wimmelte Ben ab, „Aber ... wissen sie ... der Brief in der Hütte war nicht der einzige Brief dieser Sorte und ...“
  „... und im letzten Brief hat der Unbekannte geschrieben, dass wir ihn bei der Filmpremiere an der Baseballkappe erkennen können. Aber wenn jeder eine solche Kappe trägt, wird es schwer für uns.“, schloss Maja Bens Satz.
  „Na ja,“, fiel Ben ein, „wir können die Frauen und Mädchen ausschließen!“
  „Wieso?“, fragte Maja und schaute Ben mit schiefgelegtem Kopf an.
  „Is’ doch klar!“ Ben fand, dass Maja auf dem Schlauch stand, „In den Briefen steht immer ein Unbekannter und nicht eine Unbekannte.“
  „Du hast recht!“, gab Maja zu.
  „Wir haben extra für euch zwei Zimmer herrichten lassen. Mit Spiegel, Schminktisch, und so weiter.“ Harry war stolz, dass es ihm in so kurzer Zeit gelungen war, im Kino die Premiere anzumelden und Zimmer herrichten zu lassen.
  „Spiegel? Schminktisch?“ Bens Gesicht machte deutlich, dass er davon nicht allzu begeistert war.
  „Cool!“, fand Maja, „Wo sind die Zimmer?“
  „Ivos Freundin Fiona Ashley wird euch hinführen.“, erklärte der Regisseur und zeigte auf eine Frau, die etwas jünger war als der Techniker Ivo. Sie hatte hellblonde, lange, ganz glatte Haare und trug die Mitarbeiteruniform des Kinos: Ein schwarzer Minirock, ein schwarzes T-Shirt und dazu eine goldene, ärmellose Weste mit einem kleinen Namensschild. Fiona Ashley stand darauf und der Name des Kinos, Celebration Cinema. Und auch Fiona trug eine der Baseballkappen.
  „Hi!“, rief Fiona, „Folgt mir bitte!“
  Maja und Ben folgten Ivos Freundin. Plötzlich wollte Maja wissen: „Arbeitest du hier?“
  „Ja.“ Fiona schloss zwei nebeneinanderliegende Zimmer auf und Ben betrat das eine sofort und zog die Tür hinter sich zu.
  „Ich will mich für Ben entschuldigen.“, lachte Maja, „Komm’ doch noch ein bisschen mit in meine Garderobe.“ Mit den Fingern machte sie Anführungszeichen um die Garderobe.
  Maja und Fiona betraten das Zimmer. Es war weiß tapeziert, hatte einen dunkelgrauen, fast schwarzen Parkettboden und eine schwarze Holzdecke. Unter dem Fenster gegenüber der Tür stand ein Sofa mit Zebramuster, einem schwarzen und einem weißen Kissen. Ein Kühlschrank stand in der Ecke rechts neben der Tür, an der Wand links neben der Tür stand ein schwarzer Schminktisch mit Spiegel, an dessen Rahmen kleine Lichter die Spiegelfläche und den Schminktisch in ein warmes Licht tauchten. Vor dem Schminktisch stand ein schwarzer Holzstuhl mit weißem Polster.
  Maja setzte sich auf das Zebrasofa und klopfte neben sich auf die Sitzfläche um Fiona zu zeigen, dass sie sich ebenfalls setzen sollte.
  Als die beiden nebeneinander saßen, entwickelte sich nach und nach ein Gespräch.
  „Noch mal zu deiner Frage vorhin.“, meinte Fiona, „Ja, ich arbeite hier, nach was sieht es denn sonst aus?“
  „Stimmt!“, gab Maja zu, „Ich dachte nur ...“
  „Was dachtest du?“ Fiona schaute Maja fragend an.
  „Ich dachte, weil Ivo ja dein Freund ist, und er ist doch Techniker beim Film, und da dachte ich, du hättest einen anspruchsvollen Job.“
  „In einem Kino zu arbeiten ist ein sehr anspruchsvoller Job, ob du es mir glaubst oder nicht. Wenn ein Kinobesucher unzufrieden ist, oder wenn man einem Besucher eine Karte für den falschen Film verkauft, oder ...“, zählte Fiona auf.
  „Schon gut, schon gut, ich glaub’s dir ja!“ Maja hob abwehrend die Hände.
  „Aber Ivo ist trotzdem mein Freund und er mag mich so, wie ich bin und akzeptiert auch, wo ich arbeite.“
  „Und ihre Eltern?“, fragte Maja weiter.
  „Duzen wir uns doch. Ich meine, ich duze dich ja schon die ganze Zeit, aber ...“
  „Okay!“ Maja streckte Fiona die Hand hin, „Maja!“
  Fiona schüttelte Maja die Hand und sagte: „Fiona! Aber du wolltest wissen, wo meine Eltern arbeiten. Meine Mutter ist Assistentin vom Chef eines Modelabels und mein Vater Filmkritiker!“
  „Filmkritiker?“ Maja riss erschrocken die Augen auf, „Könnte er Schauspielern helfen, mit einem Film richtig groß rauszukommen?“
  „Ja, ich glaube, dass würde er auf jeden Fall schaffen. Wieso fragst du?“
  Maja erzählte Fiona von den Briefen, die Ben und sie seit gestern bekamen. Sie erzählte, wo sie welchen Brief gefunden hatten und was im jeweiligen Brief gestanden hatte. Zum Schluss zog sie die Briefe aus ihrer Handtasche, in die sie sie vorsichtshalber gesteckt hatte.
  „Das ist nicht die Handschrift meines Vaters.“, sagte Fiona, nachdem sie einen flüchtigen Blick auf die Briefe geworfen hatte.
  „Okay, aber kennst du vielleicht jemanden, dem die Handschrift gehören könnte?“ Maja ließ nicht locker.
  „Nein!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen aus Fionas Mund, „Ich muss dann auch weiter.“ Ivos Freundin stand vom Zebrasofa auf und ging auf die Tür zu. Dabei fiel ihr ein Zettel aus der Rocktasche.
  Maja hob ihn auf und las: „Lieber Ivo, ich würde gerne am Mittwoch mit dir Eis essen gehen. Was hältst du davon? Deine Fiona.“ Sie sah Fiona an, die stehen geblieben war und sich umgedreht hatte. Maja verglich den Brief an Ivo mit den Briefen des Unbekannten: Es war exakt dieselbe Handschrift. „Du?“, schrie Maja, „Aber du bist eine Unbekannte!“
  „Ja!“, gab Fiona zu, „Ich hab’ euch die Briefe geschrieben. Mit ein Unbekannter wollte ich euch verwirren. Wenn der Film ein Hit geworden wäre, wäre Ivo als Techniker berühmt geworden. Ich sah keine andere Möglichkeit, als Ben und dir die Briefe zu schicken.“
  „Und du wollte
Alociir77 Re: Re: - Ach so.. jetzt ist es klar, danke.. ;) Zitat: (Original von Seraphina am 27.07.2012 - 09:52 Uhr) Zitat: (Original von Alociir77 am 26.07.2012 - 21:29 Uhr) Puh, jetzt hab ich auch endlich den ganzen Text geschafft.. ;) Ich find die Idee toll und es ist auch gut geschrieben, das einzige was mich persönlich stört ist, dass alles zeitlich aneinander gereiht ist.. ich würde zum Beispiel eine Szene im Fahrstuhl auslassen und dann gleich in der Lobby weiter machen.. ;) Und ich versteh nicht ganz wieso Fiona nicht wollte das Ivo berühmt wird?! Aber sonst ist es wirklich eine tolle Geschichte.. ;) Lg die Giraffe Fiona wollte das genaue Gegenteil: Sie wollte, dass der Film und somit Ivo berühmt wird. Und sie wollte helfen und hat deshalb die briefe geschrieben. Natürlich hätte sie auch einfach zu ihrem Vater gehen und sagen können: "Hey Dad, du musst dem Film eine gute Kritik geben, denn mein Freund soll als Techniker berühmt werden." Aber sie wusste ja nicht, wie andere Filmkritiker den Filom bewerten würden, und wenn die Kritik ihres Vaters aus alles anderen herausgestochen wäre, wäre das aufgefallen und Maja und Ben wären früher oder später darauf gekommen. Deshalb wollte Fiona vorher ihr Einverständnis haben. Ich weiß, manche Szenen sind irgendwie überflüssig, aber als ich die Geschichte geschrieben hab, wollt ich sie einfach so lang wie möglich kriegen :D Im Nachhinein ist mir jetzt aber auch klar, dass lang nicht immer gut ist :D Es freut mich, dass dir die Geschichte trotzdem gefallen hat (auch wenn sie etwas lang ist) :D LG Phinchen |
Seraphina Re: - Zitat: (Original von Alociir77 am 26.07.2012 - 21:29 Uhr) Puh, jetzt hab ich auch endlich den ganzen Text geschafft.. ;) Ich find die Idee toll und es ist auch gut geschrieben, das einzige was mich persönlich stört ist, dass alles zeitlich aneinander gereiht ist.. ich würde zum Beispiel eine Szene im Fahrstuhl auslassen und dann gleich in der Lobby weiter machen.. ;) Und ich versteh nicht ganz wieso Fiona nicht wollte das Ivo berühmt wird?! Aber sonst ist es wirklich eine tolle Geschichte.. ;) Lg die Giraffe Fiona wollte das genaue Gegenteil: Sie wollte, dass der Film und somit Ivo berühmt wird. Und sie wollte helfen und hat deshalb die briefe geschrieben. Natürlich hätte sie auch einfach zu ihrem Vater gehen und sagen können: "Hey Dad, du musst dem Film eine gute Kritik geben, denn mein Freund soll als Techniker berühmt werden." Aber sie wusste ja nicht, wie andere Filmkritiker den Filom bewerten würden, und wenn die Kritik ihres Vaters aus alles anderen herausgestochen wäre, wäre das aufgefallen und Maja und Ben wären früher oder später darauf gekommen. Deshalb wollte Fiona vorher ihr Einverständnis haben. Ich weiß, manche Szenen sind irgendwie überflüssig, aber als ich die Geschichte geschrieben hab, wollt ich sie einfach so lang wie möglich kriegen :D Im Nachhinein ist mir jetzt aber auch klar, dass lang nicht immer gut ist :D Es freut mich, dass dir die Geschichte trotzdem gefallen hat (auch wenn sie etwas lang ist) :D LG Phinchen |
Alociir77 Puh, jetzt hab ich auch endlich den ganzen Text geschafft.. ;) Ich find die Idee toll und es ist auch gut geschrieben, das einzige was mich persönlich stört ist, dass alles zeitlich aneinander gereiht ist.. ich würde zum Beispiel eine Szene im Fahrstuhl auslassen und dann gleich in der Lobby weiter machen.. ;) Und ich versteh nicht ganz wieso Fiona nicht wollte das Ivo berühmt wird?! Aber sonst ist es wirklich eine tolle Geschichte.. ;) Lg die Giraffe |