Die Erklärung
Ich dachte über Jills Worte nach, aber mir fiel nichts ein. Während ich auf meinem Bett saß ging ich alle Möglichkeiten durch, wo ich die vier schon einmal gesehen haben könnte, aber ich kam zu dem Schluss, dass ich noch nie etwas von ihnen gehört hatte. Am nächsten Morgen trafen sich alle Teilnehmer des Camps in dem Essensraus, der an das Hauptgebäude angrenzte. Nachdem ich mir etwas zu Essen genommen hatte gesellte ich mich zu Jill, Nina und noch einem anderen Jungen. Als sich alle gesetzt hatten, trat Chris vor: „Guten Morgen. Ich möchte heute noch jemanden begrüßen, nämlich die drei jungen Herren und die Dame am Ausgang. Sie sind gestern zu uns gestoßen.“  Einige sagten im Vorbeigehen „Hallo.“, die anderen nickten ihnen kaum merklich zu. Als wir gegessen hatten und uns auf den Weg nach draußen machten, sah ich ihn am Ausgang stehen. Er blickte mich an. Wartete er etwa auf mich? Ich zögerte und überlegte kurz einen anderen Weg einzuschlagen, entschloss mich jedoch dazu einfach zu tun, als hätte ich nichts bemerkt. Wir gingen an ihm vorbei. „Hey.“, sagte er leise. Im ersten Moment konnte ich nicht anders, als mich umzusehen und mich du vergewissern, dass er mich meinte, was jedoch unverkennbar war. Ich drehte mich zu ihm um und zog so erschrockene Blicke von Jill und Nina auf mich. Verunsichert sah ich in seine Augen. „Können wir uns treffen?“, fragte er ernst. Ich musste schlucken. „Ja.“, brachte ich dann heraus. „In zwei Stunden.“ Es war zwar keine Frage aber ich antwortete trotzdem: „Okay.“ Dann wandte er sich ab und verschwand schnell hinter einer Wand. Jill und Nina waren voraus gegangen  und erwarteten mich am Strand, der im Schein der Sonne begann zu glitzern. Der Wind, ließ im Wasser kleine Wellen entstehen, die sich leise an dem Sand brachen. „Wir wollen gleich Volleyball spielen gehen.“, sagte Nina. Sie schienen das Geschehene nicht zu beachten, doch ich bemerkte den leisen Unterton in Ninas Stimme, der mir sagte, ich solle mich von ihm fern halten. Ich ging jedoch nicht weiter darauf ein. „Ich komme mit.“, stimmte ich schließlich zu, um die Zeit zu überbrücken.
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Ich wusste nicht, wo ich ihn treffen sollte, also entschied ich, zum Eingang zu gehen. Ich setzte mich auf die Wiese, entschloss mich dann jedoch mich hin zu legen. Ich beobachtete die wenigen Wolken am Himmel und sah, wie sie langsam weiter zogen, während ich das kühle Gras unter mir spürte. Ich dachte schon er kommt nicht, als er auch nach einer Weile noch nicht aufgetaucht war. Doch dann merkte ich, wie sich ein großer Schatten über mir ausbreitete und mir die Sicht auf den Himmel nahm. Ich richtete mich auf. „Hey.“ „Schön, dass du gekommen bist.“, begrüßte er mich sanft und setzte sich neben mich. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte er neugierig. „Lia.“, entgegnete ich kurz. „Lia? Ein schöner Name.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Wir schwiegen ein paar Minuten. „Warum bist du eigentlich hier?“ Ich konnte die Frage einfach nicht zurück halten. Nachdem Jill angedeutet hatte, dass mit ihm etwas nicht stimmte, zerbrach ich mir den Kopf darüber, weshalb er im Camp war. Seine Miene verfinsterte sich wieder und er sah mich an, doch er antwortete nicht. Dann stand er auf und ich hatte Angst er würde jetzt gehen, weil ich etwas Falsches gesagt hatte. Doch dann schlug er vor: „Lass uns ein paar Meter gehen. Vielleicht am Strand entlang.“ Wir gingen neben einander, doch einige Male bemerkte ich, wie er sich umsah, als suche er jemanden.  Ich verstand nicht, was er tat. „Warum siehst du dich immer um?“, fragte ich entschlossen. „Ich beobachte nur die Menschen.“, erwiderte er stur, doch ich wusste, dass er log. „Wen suchst du? Deine Freunde?“, hakte ich nach. „Sie sind nicht meine Freunde.“, entgegnete er nachdenklich, aber auch sehr ernst, was mich zum Schweigen brachte.
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Jill und ich waren auf dem Weg zu dem kleinen, abgelegenen Teil des Strandes. Es war wunderschön hier, der blaue Himmel spiegelte sich im Wasser und die großen Bäume boten uns Schatten. Wir waren ganz allein dort. „Du hast dich eben mit ihm getroffen?“, durchbrach sie die Stille. Ich zögerte, doch ich war mir sicher, dass sie es eh schon wusste. „Ja.“, gab ich leise zu. „Lia, hör zu, ich würde mich nicht mit ihm treffen.“, versuchte sie mir zu erklären. „Warum nicht?“, fragte ich traurig jedoch ebenso empört. „Aber liest du denn keine Zeitung? Dann solltest du nämlich wissen, wer das ist.“ Da wurde mir erst klar, dass ich immer noch nicht wusste, wie er hieß. Ich sah sie fragend an. „Also, ich erklär es dir. Das sind Marc und seine Gang, bestehend aus Jason, Phil und das Mädchen ist Lucy. Sie sind vor ein paar Wochen von der Polizei erwischt worden, wie sie unerlaubt auf dem Gelände des stillgelegten Bergwerkes waren. Sie haben dort eine Party gefeiert und das schön öfters. Von der Polizei wurden sie nur verwarnt, doch ihre Eltern zwangen sie dazu mit ins Camp zu fahren. Nur aus diesem Grund sind sie hier.“, erzählte Jill mir, während ich stumm daneben saß. „Aber“, ich brach ab, „so schlimm ist das doch gar nicht. Außerdem ist er nett zu mir.“ „Ja, das glaube ich.“, brachte sie hervor und ich sah sie verwirrt an. „Sie wollen, dass du das denkst, damit sie dich rum kriegen. Das ist der Grund, warum ich nichts mit denen zu tun haben will.“, sagte sie entschlossen.Â