Der Plot eines von mir erdachten Comics wandelte sich irgendwie ganz selbstständig immer mehr und mehr zu einer eigenständigen Geschichte..Ich hoffe es kann Euch unterhalten auch wenn es erst der Anfang ist.
"Alles was war und alles was sein wird beginnt mit dem ersten und endet mit dem letzten Atemzug"
Palimey zog ihren Handschuh aus und schloss mit zwei Fingern die entsetzt blickenden Augen des toten Mannes vor ihr.
Es war ein guter Tod gewesen den er sterben durfte. Er hatte hart gekämpft und nahezu verbissen mit dem Schwert auf sie eingeschlagen, fast hätte sie Spaß gehabt einen so guten Gegner gefunden zu haben. Wenn er nicht Seele Nummer 327 gewesen wäre.
Sie seufzte und ließ sich im Schneidersitz neben dem Toten nieder. Der Sand war warm und rieselte sanft durch ihre Finger.
Diesen Teil ihres "Jobs" fand sie schlicht und ergreifend langweilig. Sterbenslangweilig, korrigierte sie in Gedanken und grinste obgleich des morbiden Vergleichs. Die kleine Frau schüttelte den Kopf und sagte laut zu dem Gefallenen:" Ich mach den Mist schon zu lang, weißt du?...Nicht das es sich nicht lohnt aber es hinterlässt so seine Spuren...Ich meine...ach siehst du da gehts wieder los ich spreche mit meiner Beute!! Kannst du nicht endlich anfangen dich zu wandeln, verdammt?"
Ihre Stimme verhallte im Wind der sie umgebenden Wüste. Mit verschränkten Armen ließ sie sich nach hinten fallen , schaute in den Himmel und gähnte herzhaft. Ihre Augen fielen zu, nach zwei Tagen Verfolgungsmarsch kein Wunder, doch Müdigkeit konnte sie sich beim besten Willen nicht leisten, gerade jetzt nicht.
Der Leichnam begann zu atmen.
"Na endlich!", flüsterte sie und zog eine kleine Sichel aus ihrem Gurt.
Zitternd öffneten sich die Augen des Mannes und suchten ihren Blick..seine Lippen bewegten sich und kaum hörbar, doch tief schnarrend drangen endlich die ersehnten Worte zu ihr hoch: "Ashmatral...ich bin Ashmatral!
Sie lächelte ihn an und hob ihre Sichel, kaum hörbar klickte der Blut-Juwel unter ihrem Daumen und der Stab nahm die doppelte Länge ihrer Selbst an.
"Gewesen, Kumpel, Gewesen."korrigierte sie ihn und stieß ihm das Speerende bis zum Anschlag in den Brustkorb. Ein unmenschlicher Schrei zerriss die Stille der einsetzenden Dämmerung und sie trieb den Speer wieder und wieder in das Herz des Mannes. Endlich erstarben auch die letzten Würgelaute und sie fiel erschöpft auf die Knie, den blutverschmierten Stab als Stütze nutzend. Das bis eben noch sanft schimmernde Rot des Juwels am Griff pulsierte erst schnell und hämmernd, dann immer rythmischer und schließlich nur noch sanft vibrierend bis es wieder kalt und leblos erstarrte.
Palimey ließ ihren Sensenspeer wieder auf Sichelgröße zusammenfahren und hakte ihn ein. Der nun zum zweiten Mal Ermordete zerfiel vor ihren Füßen zu glimmender Asche.
"Nummer 327", keuchte sie und ging durch die einsetzende Finsternis hinaus in die Wüste.
.1.
Der Mond schien voll und silbern auf sie hinab und ließ ihren Schatten lang über die immer sanfter abfallenden Dünen tanzen. Bald hätte sie es geschafft, die ersten Grasbüschel stießen durch den Sand. Sie fror erbärmlich trotz ihres Kapuzen-Ponchos aus Yard Fell. Palimey kuschelte sich tiefer in ihren Schal und schritt schneller aus. Sie war am Ende, völlig fertig aber eine Rast konnte sie erst einlegen wenn sie den Rand des kleinen Bambuswaldes erreicht hatte wo ihr bester Freund auf sie wartete. Beim Gedanken an Elvien lächelte sie und mobilisierte ihre letzten Kräfte für einen kurzen Lauf. Endlich konnte sie die schwarzen Umrisse der Grüngewächse ausmachen und pfiff leise in die Nacht.
Ein blöckender Laut antwortete und zwischen den Bambuspflanzen brach ein Ungetüm hervor.
Palimey fiel vornüber auf die Knie, übermannt von Schwäche und hob schützend die Arme vor ihr Gesicht als auch schon der riesige Schatten über sie glitt, gefolgt von einer armlangen Zunge begleitet von einem herzhaften Schnurren.
Lachend rollte sie auf den Rücken, streckte die Hände in das lange Fell ihres Begleiters, zog sich mit schmerzenden Gelenken auf den Rücken und fiel im Sattel fast schlagartig in einen tiefen Schlaf. Kurz bevor sie endgültig einschlief kraulte sie das Ungetüm zwischen den Ohren und flüsterte: " Nach Hause Elvien, zu Mama". Elvien, eines der letzten Monster auf ganz Al - Navaria, schnurrte tief auf und verfiel in leichten Trab.
Barkomar, die " Stadt der Gefundenen" genannt, lag vier Tagesreisen von der Wüste entfernt inmitten grüner, riesiger Urwälder.
Kleine aus Holz und Stein gewachsene Häuser standen auf einer Lichtung, geschäftiges Treiben auf dem Dorfplatz, feilschende Händler und tratschende Frauen, spielende Kinder, duftender Rauch aus den Kammern der Vorratsräume und das dröhnende Lachen der Männer umgaben Palimey und Elvien beim Eintreffen.
Zielsicher steuerte der zottige Riese ein Haus am Rande der kleinen Stadt an. Vor der Tür beugte er seinen Kopf und blökte.Schlagartig schwang die Tür so schwungvoll auf das sie gegen die Lehmwand prallte und Elvien erschrocken zurückwich.
" Du Stinkvieh, habe ich dir nicht gesagt du sollst verdammt nochmal endlich baden? Da bekommt man ja Brechreiz!!" schallte es der erwachenden Palimey entgegen.
Grinsend glitt die aus dem Sattel, sprang das Stück zum Boden hinunter und umarmte die rundliche Frau." Hey Mama, ich freu mich auch dich zu sehen", flüsterte sie in das ergrauende braune Haar.
"Bei den Ahnen, Kind!" rief die Frau , hielt Palimey von sich und rümpfte die Nase. " Das bist ja DU!", lachte sie und schob ihre Ziehtochter vor sich in das Haus.
"Bevor du mir nochmal gegenüber stehst, begegnest du erstmal Seife, Wasser und Öl...und das in mehrfacher Ausgabe!!"
Ergeben hob Palimey die Hände zur Decke und nickte. Noch im Flur schmiss sie ihre Kleidung bei jedem Schritt von sich und stieg die Treppe hoch.
Hinter ihr zeterte ihre Mutter bei jedem fetzen Stoff, es fielen Sätze wie " nicht waschen, da hilft nur verbrennen" oder " Das ist keine Hose, das ist definitiv Fell!" und zu guter Letzt ihr Lieblingsspruch:" Ich habe kein Kind , ich habe ein Haustier!"
Palimey drehte sich nackt auf dem Treppenabsatz um und lächelte zu der Frau hinunter." Schön wieder daheim zu sein, Ma".
Talia, ihre Ziehmutter hob einen Strumpf auf, blickte mit nacktem Entsetzen darauf und wandte sich dann zu der jungen Frau.
"Ach Pali", seufzte sie," Ohne dich ist das hier kein Heim , sondern nur ein Haus"
"Ein Haus mit besonderem Aroma" rief ihr ihre Tochter entgegen und brachte sich mit einem Hechtsprung ins Bad vor dem fliegendem Schuh in Sicherheit.
Leise lachend sammelte Talia den Rest der verschlissenen Sachen auf und legte mit spitzen Fingern den Waffengürtel auf ein Regal.
"Was`n beschissener Job, Schätzchen, was`n beschissener Job".
Palimey schrubbte sich so oft ab das sie das Gefühl hatte nur noch aus roten Pusteln zu bestehen, erst dann ließ sie sich das duftende Bad ein und weichte sich regelrecht darin auf.
Nach einem Auftrag wie diesen fühlte sie sich immer schmutzig, so schmutzig das Wasser sie nicht reinigen konnte , aber es minderte wenigstens die äußerlichen Spuren. Zwar hatte sie stets ihre magischen Reinigungszauber bei sich, doch sie musste sie eintauschen gegen Proviant, den Elvien leider für einen Snack gehalten hatte.
Das Wasser bis zur Nasenspitze aufgeschäumt betrachtete Pali das Badezimmer. Es hatte sich nichts geändert, die Wurzeln des Mari-Baumes der als Grundmaterial des Hauses diente waren weder verzogen noch gewachsen oder verdörrt. Dabei war sie bestimmt einen vollen Weiß Mond Zyklus fort gewesen.
Wohlig lehnte sie sich zurück und genoss die vertraute Umgebung. Hier war sie zwar nicht geboren, aber aufgewachsen, es war ihr Zuhause.
Im Spiegel gegenüber des Badezubers konnte man nur allzu deutlich die Beweise sehen das sie keine geborene Barkomanerin war.
Durch das Leben hauptsächlich im Wald waren die Barkomanen blass, Palimey hingegen war seit sie denken konnte und zu jeder Jahreszeit bronze-farbig.
Sie war entgegen ihrer Mitbewohner auch nicht groß und schmal, sondern klein und kräftig, oft wurde sie als Moppelchen bezeichnet, jedoch nur aus sanften Spott oder auch aus Neid der anderen Barkoman-Frauen die neidisch waren auf die Kurven. Ihre eigenen Haare waren silbrig, ein leicht violetter Schimmer zog sich durch die Wellen, die meisten Barkomanen waren schwarz bis dunkelblond, nur in Ausnahmefällen wurde ein Kind geboren mit blondem Haar. Das was jedoch die Barkomanen insgeheim an Palimey fürchteten waren ihre Augen. Ein helles Türkis, das sich bei einem ihrer Temperamentsausbrüche schlagartig in eisblau wandelte und dann kalt wie Eis wirkte. Diese Augen waren es auch stets die ihre Opfer als letztes sahen.
Eine Narbe zog sich unter ihrem linken Auge quer über die Wange, der verzweifelte Versuch eines Sterbenden sein Leben mit einer Scherbe seines Dolches zu retten..Es war sein letzter Versuch gewesen. Er starb ohne Augen.
Palimey achtete stets darauf nicht allzu viele ihrer Narben zu zeigen, es erschreckte immer wieder die Kinder des Städchens.
Sie konnte sich nicht mehr erinnern woher diese Narben alle stammten, viele hatte sie schon als Talia und ihr Mann Ruven sie vor Ewigkeiten schlafend an einer Schlucht fanden. Oft dachte sie das es so wohl auch besser sei.
Grade wickelte sie sich in ein großes vorgewärmtes Waldschaf- Vlies, als es donnernd gegen die Tür klopfte.
"Pali bist du wieder ein annehmbares Wesen?" dröhnte es durch die Tür.
Sie riss die Tür auf und versank sogleich in einer haarigen, breiten Brust umschlungen von zwei baumstarken Armen.
"Hey Pa" nuschelte sie in das Hemd, " hab dich auch vermisst".
"Na das will ich ja wohl hoffen Fohlen, ich hab mich nämlich wochenlang mit deiner Ma unterhalten müssen, UNTERHALTEN mit WORTEN und SÄTZEN!!"dröhnte Ruven, klemmte sich seine Tochter wie einen Sack unter den Arm und marschierte hinunter Richtung Küche.
Pali lachte und war glücklich. Wenn sie gewusst hätte wie kurz dieses Glück noch anhalten würde, hätte sie es nicht als so selbstverständlich angesehen.