Zur gleichen Zeit war Laura zu Miranda zurückgekehrt. Den Anblick ihres Mannes konnte sie nicht weiter ertragen. Ohne jegliche Gefühlsregung ließ sich die Frau auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. Wie viele Welten sollten für sie bitte noch zusammenbrechen? Die Antwort wollte sie sich kaum vorstellen.
„Und hast du Jerold gefunden?“, wollte ihre Freundin wissen.
„Gefunden habe ich ihn …“
„Ja … und geht’s ihm gut?“
„Ich glaube nicht“, murmelte Laura in sich gekehrt. „Er hat keinerlei Emotionen mehr ...“
„Wie bitte?“
„Am Anfang, als ich ihn auf der Straße liegend gefunden habe, schien er noch ganz normal zu sein … nach nur ein paar Minuten jedoch veränderte sich seine gesamte Aura ...“
„Das wirst du dir nur eingebildet haben … Du standest schließlich unter Schock … Und wo ist er jetzt?“
„Kann ich nicht genau sagen … Ich bin weggelaufen.“
Miranda traute ihren Ohren nicht. „Habe ich mich gerade verhört? Du hast deinen Mann einfach zurückgelassen?“
„Das war nicht mehr mein Mann … und er wird es auch niemals wieder mehr sein … könnten wir es bitte darauf belassen …?“
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Unterdessen stand Bronschia der Herde von Dämonen direkt gegenüber. Jegliche Angst versuchte er so gut wie möglich zu unterdrücken. Ihm war klar, dass diese Kreaturen aus der Unterwelt überhaupt nicht einzuschätzen waren. Jeden Moment war es möglich von einer unbarmherzigen Dunkelheit ergriffen und wer weiß, wohin verfrachtet zu werden.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich mache ...“, murmelte er starr vor sich hin, während er sich vollen Mutes dem unheimlichen Geflüstere der Dämonen näherte. Seine Lippen waren steifgefroren, aber trotzdem versuchte er mit voller Ãœberwindungskraft etwas von sich zu geben.
„Ich weiß, dass ihr an unseren eingesammelten Gebeten interessiert seid“, begann Bronschia. „Mit Sicherheit gibt es eine gerechte Einigung, so dass beide Seiten voll und ganz zufrieden sind.“
„Du hast ganz schön Mut mit uns zu verhandeln“, flüsterte eine von den unzähligen pechschwarzen Schatten.
„Unser Vorschlag lautet folgendermaßen: Ihr überlasst uns die gestohlenen Gebete … und im Gegenzug dazu erschafft euch John einen Durchgang zur Dimension der Menschen. Damit könnt ihr mit den Seelen dieser Spezies machen, was ihr wollt.“
John und seine rechte Hand verfolgten das Geschehen aus sicherer Entfernung.
„Bronschia macht seine Sache recht gut“, gestand Astianu. „Ich hätte nicht gedacht, dass er diesen Drecksjob für uns erledigt.“
„Ich auch nicht, aber das ist momentan völlig irrelevant. Seine Naivität wird ihm am Ende zum Verhängnis. Das ist das Einzige, was zählt!“, kicherte John. „Nicht zu fassen, dass er mir mein Versprechen wirklich abgekauft hat … wie kann man nur so dumm sein?“
„Früher schien er ja das krasse Gegenteil gewesen zu sein“, erinnerte sich Astianu. „Ich habe gedacht, dass solche gravierenden Änderungen immer nur auf Menschen zutreffen würden ...“
„Er hat wahrhaftig komplett die Seiten gewechselt … die Konsequenzen wird er sich niemals ausmalen können!“
Im selben Moment war eine unerträgliche Totenstille aufgetreten. Alle Blicke der Dämonen waren auf Bronschia gerichtet. Ihm war klar, dass jetzt alles passieren konnte.
„Nicht gerade eine sehr angenehme Situation“, sagte er zu sich selbst. „Nichts bleibt mir erspart ...“
„Wir sind einverstanden“, ertönte im Moment eine Stimme von ihnen. „Sorgt dafür, dass der Durchgang zur Menschenwelt innerhalb von drei Stunden bereitsteht! Ansonsten überlegen wir es uns ganz anders!“
Bronschia schnaufte erleichtert auf. Ehe er sich versah, haben sich die Dämonen wieder in die unendliche Dunkelheit zurückgezogen. Dieses Aufeinandertreffen hatte er sich wahrlich ganz anders vorgestellt.
„Man kann mit ihnen ja doch verhandeln ...“, lächelte er. „War doch gar nicht so schwer ...“
„So sieht es wohl aus“, meinte John zufrieden. „Wir sind dir zu ewigem Dank verpflichtet. Ich muss dich wirklich loben.“
Bronschia sah nun die Stunde der Wahrheit gekommen. „Lob mich nicht, sondern erfülle deinen Teil der Abmachung! Ich hoffe doch sehr, dass du ihn nicht vergessen hast ...“
„In einer Sache kann ich dich beruhigen: Vergessen habe ich ihn nicht!“, grinste John. „Aber leider halte ich nicht sehr viel von Abmachungen. Irgendwie steht mir das nicht.“
„Verdammt … das kannst du nicht tun …“, stotterte Bronschia wieder am ganzen Körper. „Du hast es versprochen!“
„Ach, du willst ein Versprechen?“, meinte John. „Okay, ich gebe dir hiermit ein Versprechen, das sich dieses Mal zu hundertprozentiger Sicherheit als wahr herausstellen wird: Ich werde die Menschheit an den Rand der Hölle bringen … und noch viel weiter, du dreckiges Schleimgehäuse!“
Jetzt waren Johns Soldaten nicht länger am zögern und begannen damit auf den wehrlosen Bronschia wie wild einzuschlagen.
„Prügelt ihn meinetwegen bis zur Unkenntlichkeit!“, rief John. „Lasst ihn aber noch am Leben, meine Freunde. Der Dämon will schließlich noch etwas an ihm zu knabbern haben!“
Nach diesen Worten begab sich John an einen ruhigen Ort hinter einer riesigen alleinstehenden Wolke. Voller Konzentration schloss er die Augen und schon katapultierte es ihn in eine grün leuchtende Paralleldimension. Mit vorsichtigen und zittrigen Flügelschlägen bahnte sich der Engel den Weg durch einen dicken Nebel – bis er schließlich an einer schwarzen Silhouette eines Kopfes ankam.
„Mein Herr“, begann John mit einer respektvollen Verbeugung. „Unser Ziel ist zum Greifen nah. Schon sehr bald wird der Pfad zur Schöpferdimension wieder begehbar sein.“
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Fortsetzung folgt
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