Kurzgeschichte
Vier Tage im Oktober

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"Vier Tage im Oktober"
Veröffentlicht am 24. Juli 2012, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

ich spiele sehr gerne Baseball und schreibe seit etwa einem jahr Kurzgeschichten, die mir plötzlich einfallen...
Vier Tage im Oktober

Vier Tage im Oktober

 

Zwischen Hoffen und Bangen war kurz Zeit für einen Kaffee. Götter in weiß huschten an ihm vorbei. Irgendwo klingelte immer wieder ein Telefon. Das grelle Licht erschien ihm immer künstlicher, je länger er sich hier aufhielt. Nirgendwo war eigentlich mal Raum, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Dr. Marx sagte ihm immer wieder, dass man nicht viel mehr machen könne, als abzuwarten. Die Zeit müsse nun für einen spielen. Doch er wollte nicht einfach nur dasitzen und zusehen, wie alles aus seinen Händen glitt. Er wollte etwas tun. Irgendwas. Aber was sollte er tun? Nichts, was in seiner Macht stand, hätte an der Situation etwas ändern können. Es war so, wie es war.

 

 

Gedanken schossen ihm in den Kopf, hätte er sie doch bloß nicht mitgenommen, oder wären sie woanders hingefahren. Dann wäre das alles nicht passiert, dann wäre jetzt noch alles so, wie vor einigen Tagen. Er versuchte zu schlafen, kauerte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett, schloss die Augen. Für kurze Momente driftete er in die Traumwelt ab, wachte aber immer wieder auf.

Ein neuer Tag begann, sollte er endlich Klarheit bringen? Er sprach mit ihr, sah, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, es war noch Leben in ihr. Wie viel war nicht auszumachen. Dr. Marx sprach wieder mit ihm, sagte, dass man nicht viel sagen könne, bevor sie nicht aus dem Koma erwachen würde. Er schwankte immer wieder zwischen Hoffnung und Aufgabe, hielt es beinahe nicht mehr aus. Was, wenn sie sterben würde? Wenn er sie mehr sehen, berühren, umarmen, küsse können? 

 

 

Wenn das alles hier und so enden soll, einfach so, ohne Vorbereitung, Erklärung, eigentlich ohne Sinn? Er fühlte eine unheimliche Leere in sich, war aufgewühlt. Die Nacht brach irgendwann über ihn hinein. Sein Körper rebellierte gegen ihn, zwang ihn endlich zu schlafen.

Als er aufwachte, blickte er zunächst auf den Monitor, der die wichtigsten Daten zeigte. Herzschlag, Blutdruck, Sauerstoffsättigung usw. Er versuchte die Zahlen zu hypnotisieren. Wenigstens lebte sie noch. Er erinnerte sich, wie sie vor 4 Tagen losgefahren waren. Einfach so, ohne wirkliches Ziel. Sie verstanden sich auch ohne große Worte, waren eine wirkliche Einheit, brauchten sich nur anzusehen, um zu wissen, was der andere gerade brauchte. Diese Leichtigkeit war plötzlich dahin. Ein kurzer Augenblick reichte, um alles zu zerstören und nun waren sie hier. Warum hatte es nicht ihn getroffen, warum sie? 

 

Nicht alles im Leben macht immer Sinn, nicht auf alle Fragen bekommt man eine Antwort. Manches passiert einfach so, ohne Bedeutung für die Zukunft, es verändert vielleicht die Vergangenheit, lässt sie wertvoller erscheinen, man fragt sich nur, was diese Gegenwart soll.

Er wünschte sich, er könne die Uhr zurückdrehen, könne die Stunden mit ihr nochmals erleben, sie mehr genießen als er es getan hatte. Den Wert ihrer Begegnung stärker schätzen und einfach einen anderen Weg fahren, dem Teufel aus dem Weg gehen. Vielleicht sollte das aber auch alles so passieren, vielleicht wäre es passiert, egal, was er oder sie auch immer an jenem Abend getan hätten. Vielleicht war es einfach Schicksal.

 

Seine Gedanken wurden von einem schrillen Warnton zerrissen. Irgendwer drängte ihn zur Seite. Es herrschte eine aufgeregte Betriebsamkeit um ihn herum. Er nahm alles wie durch ein Milchglas hindurch wahr. Und dann war da nur noch Stille.

 

 

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baseballgeek
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