Es war ein mal ein wunderschöner Schmetterling, mit großen bunten Flügeln und ausdrucksvollen Augen. Wer in sie sah, hatte das Gefühl, mit Leben aufgeladen zu werden. Dann gab es da noch einen Marienkäfer.
Die beiden sahen sich über beinahe ein ganzes Jahr, schienen ihrem Schicksal entkommen zu wollen, doch an einem schönen Sommermorgen, trafen sich ihre Worte, ihre Blicke, ihre Stärken genauso wie ihre Schwächen. Plötzlich war nichts mehr so, wie es mal war, denn es gab jetzt für sie den jeweils anderen.
Als sie sich ansahen, erkannten sie, dass ihnen beiden etwas fehlte, dass beide etwas durch ihr bisheriges Leben verloren hatten.
Dem Schmetterling fehlte das Rot, das er so sehr an sich mochte. Der Marienkäfer vermisste einen seiner Punkte, ohne ihn war er nicht mehr komplett, ohne ihn fühlte er sich leer und verloren.
Nun wäre es ein Leichtes gewesen, hätte der eine dem anderen einfach das gegeben, was ihm fehlte, aber das Leben ist manchmal nicht einfach und schon gar nicht die ganz besonderen Dinge darin.
Sie tauschten nicht einfach Punkte oder Farben aus, denn beide suchten das einzig Wahre, das Reine, Uneintauschbare, Sichere, Schöne, Einzigartige. Sie fühlten sich nicht besonders, obwohl sie es waren, vielleicht nicht für andere, aber für sich.
Ein Punkt für eine Farbe, ein fairer Tausch eigentlich, erschien ihnen nicht richtig, denn sie suchten ja letztlich nicht das Gleiche, gingen andere Wege, verfolgten unterschiedliche Ziele und wünschten sich nicht die gleichen Schätze.
Beide hätten die Macht gehabt, dem anderen zu komplettieren, ihn zu erneuern und zu verwandeln. Sie trafen sich, gaben einander mehr, als sie sich erträumten, merkten, wie gut sie für einander waren, welchen Sonnenschein sie sich auch im größten Regen erstrahlen lassen konnten.
Sie sprachen die Worte, die sie schon immer hören wollten, erfüllten die Wünsche, die sie sich erhofft hatten. Da war immer noch der Punkt, der fehlte und das Rot, das verloren ging.
Sie beschäftigten sich damit, was sein könnte oder was gewesen war, ob es richtig oder falsch sei, was sie taten. Sie sahen nicht, dass sie sich trugen. Sie waren vielleicht von ihren Gefühlen erschlagen, suchten nach Haken im Buch der Wünsche, auch wenn dort keine waren.
Eines Tages bemerkte der Marienkäfer, dass all sein Rot verschwunden war und der Schmetterling hatte keinen einzigen Punkt mehr, nicht einmal den kleinsten. Jetzt konnten sie sich nicht mehr das geben, was sie im Stande gewesen wären. Der Tausch war nicht mehr möglich. Nun hätten sie sich verlieren können, aber sie taten es nicht.
Sie bemerkten, welch Geschenk es war, dass sie sich kannten, dass sie sich bereits mehr gegeben hatten, als Punkte oder Farben jemals hätten bewirken können. Sie waren es, die sich durch einen einzigen kleinen Funken, den sie sich oft einander schickten, glücklicher machen konnten, als alle anderen Dinge es auf dieser Welt hätten schaffen können. Ihr Licht strahlte heller, als jede Sonne, führte zu mehr Zielen, als der Mond es hätte ausrichten können.
Nun waren sie etwas für sich, was sie letztlich beide erlangen wollten. Das Glück.