Beschreibung
Gedankengänge einer pubertierenden Nachteule, verfasst 2002.
Die Schönheit der Nacht
Die Nacht ist vieles in einem für Mensch und Tier. Sie hat angenehme Seiten, aber auch weniger angenehme für die, die sie nicht verstehen. Für diese Menschen ist die Dunkelheit der Nacht nichts weiter als das Gegenstück zum Tage. Sie empfinden Angst, Kälte und Unsicherheit, weil sie, statt das Dunkel zu respektieren, es nicht einmal richtig kennenlernen wollen. Was sie nicht kennen, macht sie unsicher, was sie unsicher macht, fürchten sie, und was sie fürchten, das meiden sie. Viele Menschen jedoch verehren die Nacht und das, was sie mit sich bringt:
Das leichte Wehen des Windes, was einen in Trance versetzt;
die traumatische Stille, die die Nachtwesen wie eine Liebhaberin liebkost;
das leise Rascheln der Bäume im Wind, das wie ein flehendes Flüstern nach einer unerfüllten Sehnsucht klingt;
der Ruf der Eule im Wald, Fragen die nicht beantwortet werden;
der Schatten der Fledermäuse, die im Mondlicht tanzen;
das Heulen der Wölfe, welche den Mond anbeten;
der Kaum hörbare Klageruf der Toten, deren gefangene Seelen die Freiheit wünschen;
das fahle Mondlicht, das den Menschen seine Wurzeln spüren lässt.
Wer ein klein wenig Dunkelheit in sein Herz lässt, wird schnell lernen, dass die nächtliche Stille und die unendlichen Weiten des Dunkels ein Gefühl von Freiheit schenken. Wer kein Liebhaber der Nacht ist, wird dies nie verstehen.