Amerika. Wilder Westen, im Jahre 1879. Ein Krieg bahnt sich an zwischen Zwei Ranches und mittendrin Zwei Wesen die dort nicht das geringste zu suchen haben. Finden Sie zusammen und können Sie den Krieg verhindern? Gefühle entscheiden wie es einem gerade ergeht! Geschichten erzeugen Gefühle: Traurigkeit, Glückseligkeit, Zufriedenheit, Leidenschaft und viele mehr. Tage, die turbolenter, mit solchen Gefühlen, nicht sein könnten!
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Ich durfte es mir nicht zur Gewohnheit werden lassen immer die Abende zu versäumen, in dem ich mich theatralisch davon machte, obwohl der Zweite Morgen genauso wohltuend begann. Blackout. Das war wirklich ärgerlich. Was hatte ich wieder versäumt und wann bin ich eingeschlafen?
Der Raum war nur schwach erleuchtet. Zu meiner Rechten, auf dem kleinen Nachttisch stand eine Öllampe mit kleiner Flamme. Mein Blick schweifte einmal durch das ganze Zimmer. Mein Wintermantel hing an der Garderobe und meine Kleidung lag auf der Truhe vor dem Bett. Ich sah nicht welche Wäschestücke es genau waren und daher kontrollierte ich meinen Oberkörper, hob die Decke an und stellte erstaunt fest das ich nackt war. Wieso trug ich keine Unterwäsche? Eine noch dringlichere Frage drängte sich mir auf. Wer hatte mich ausgezogen?
Ich versuchte den gestrigen Tag Revue passieren zu lassen und schloss die Augen. Der Morgen mit Matti und Bill, das unangenehme Zusammentreffen mit Mary Lou, der Ausflug mit Racy und den Pferden, das Kräftemessen mit Chris, das Vergnügen mit Bill zusammen zu arbeiten, das sehr interessante Gespräch mit Racy und Bill...
Bill sein Versuch zu erklären: Racys errötendes Gesicht. Ich lächelte.
Bill sein Versuch zu erklären: Bilder einer Version zweier Menschen. Meine Stirn legte sich in Falten.
Bill sein Versuch zu erklären: Racys Version zweier Menschen. Ich sah sie!
Bill sein Versuch zu erklären: Zwei Menschen umschlungen mit Armen und Beinen. Mein Kopf warf sich auf die andere Seite.
Bill sein Versuch zu erklären: Begierig wurden Küsse gestohlen. Mein Körper spannte sich an.
Bill sein Versuch zu erklären: Rote und schwarze Haare in einem wilden Tanz vereint. Ich stöhnte auf.
Bill sein Versuch zu erklären: Wie das Sehnen und Verlangen sie blind für alles machte. Ich krallte meine Finger in das Laken.
Bill sein Versuch zu erklären: Ihre verschwitzten Körper die nach mehr verlangten. Ich warf den Kopf hin und her und sah das die roten Haare den Tanz mit den schwarzen Haaren unterbrach und wie der Kopf sich nach hinten zurück bog.
Ich hatte die Augen weit auf gerissen und mein Oberkörper war in die Höhe geschnellt, ich keuchte, als ob ich keine Luft mehr bekommen würde, versuchte meine Gefühle zu ordnen und spürte gleichzeitig wie ein starkes Kribbeln durch meinen Körper gezogen war, wie mein Körper gebebt hatte. Benommen hatte ich meinen Kopf geschüttelt, strich mit einer Hand meine verschwitzten Haare aus dem Gesicht. Mehrere unterschiedliche Gefühle stürmten auf mich ein. Ich vergleiche sie miteinander und hatte die verschiedene Muster erkannt, doch es war immer dasselbe Gefühl, nur in ab geschwächteren Formen, nicht intensiv genug, nur ein kleines kratzen an der Oberfläche. Das jetzige Gefühl war wie ein Rausch gewesen, wie der Fluss, der sich immer seinen Weg suchen würde, wie die Pflanzen der Sonne jeden Morgen entgegensahen, wie der Regen die ersehnte Nässe für den ausgetrockneten Boden brachte, ein Rausch so alt wie die Erde selber. Es war einfach fantastisch gewesen, wie sich das Gefühl entwickelt hatte, wie die Spannung in meinem Körper zu diesem kribbelnden Rausch heran gewachsen war.
War das Bills Erklärung gewesen? Das konnte ich nicht glauben. Auf mich wirkte das gerade sehr frustrierend.
Die Erkenntnis war kein erschreckender Schock gewesen. Das Verlangen war schon mehrfach da gewesen, sie berühren zu dürfen, doch kannte ich seine Bedeutung noch nicht. Ihre Version, zweier sich liebender Menschen hatte mir den richtigen Stoff gegeben und ich hatte ihre Version zu meiner gemacht.
Wenn mich jemand gehört hätte, wie ich jetzt kicherte, würden sie denken ich führte etwas im Schilde, doch ich verstand warum Racy das Thema so unangenehm gewesen war, wie sie sich angestellt hatte aus Angst man könnte ihr Verlangen sehen.
" Hör auf, hör auf, hör auf. Das reicht erst mal. Ob Bill etwas bemerkt hatte?
Bill! "
Ich wusste er war verletzt worden. Die schwarze Wolkenfront schoss wie ein Blitz durch meinen Kopf. Ich erinnerte mich an die wilde Fahrt. Sofort war ich auf den Beinen und zog nur die Jeans an. Meine Gedanken gingen die Erinnerungen durch wie wir ihn verarztet hatten. Bestimmt war er immer noch im Haus und jetzt hörte ich das Geräusch. Es kam von den Fenstern und ich war mir sicher das der Sturm da draußen immer noch tobte, die Fensterläden bekamen keine Ruhe und wurden gegen die Wand geschlagen. Ich verließ mein Zimmer und eilte den Flur entlang. Meine Beinen flogen förmlich die Treppen hinunter, doch ich machte kein einziges Geräusch. Ich betrat den Wohnraum und sah ihn auf der Couch liegen. Emy hockte auf einen kleinen Schemel neben der Couch und ihr Kopf ruhte auf ihren Arm, den sie quer über Bills Mitte gelegt hatte. Christian besetzte das andere Ende der Couch, mit Bill seinen Füssen auf dem Schoß. Carl, Mary Lou und Matti saßen auf der großen anderen Couch. Körper an Körper geschmiegt. Racy lag zusammen gekauert in dem Ohrensessel zu Bills Kopf. Alle schliefen tief und fest. Es war ein wundervolles und friedliches Bild das es mein Herz rührte und ich eine tiefe Zuneigung für diese Familie empfand. Nie geahnte Gefühle ergriffen von mir besitzt und mein Herz wurde unsagbar schwer. Es ließ sich nicht abschütteln, doch waren sie mir vertrauter als irgendetwas anderes auf dieser Welt und das ergab keinen Sinn. Ich wusste ich gehörte nicht zu ihnen und würde es wahrscheinlich nie werden und das lag nicht an ihnen. Ich war es. Es war nicht so das ich nicht wollte, doch aus irgendeinen Grund, den ich noch nicht kannte, existierte da eine Barriere und ich stand auf der anderen Seite. Diese Erkenntnis machte mich traurig. Mir wollte nicht einfallen was das zu bedeuten hatte und ich so die Barriere einreißen könnte.
Ich hatte nicht gemerkt das ich wie erstarrt dastand und mich nicht gerührt hatte. Diese Sehnsucht war zu schwer zu ertragen und machte noch weniger Sinn.
Vielleicht hatte ich ein schlimmes Schicksal hinter mir und sehnte mich einfach nur nach einem Leben wie es diese Familie lebte.
War ich ein Mann gewesen der wie ein Vagabund gelebt hatte?
Hatte ich kein zu Hause zu dem ich zurück kehren könnte?
Wenn ich diese Fragen mit einem Ja beantworten würde, dann wäre das eine sinnvolle Erklärung für mich warum ich mich nach Racy, nach dieser Familie sehnte. Ich musste nur meine Barriere einreißen und wenn es das letzte wäre was ich tun würde. Sie waren schon in meinem Herzen, was nicht leicht zu verstehen war, nun wollte ich meine Ungewissheit und Zweifel los werden.
Würde ich es schaffen?
Ich wollte fest daran glauben, denn es war möglich das es kein zurück mehr geben würde. Kein zurück.
Eine ungewisse Zukunft und Probleme gab es reichlich. Mir schoss das Wort Abenteuer durch den Kopf mit mir noch unbekannten Ausmaß. Etwas gewaltiges kam auf mich zu. Ich war bereit mich ihm zu stellen.
Es gab kein zurück und wenn ich noch so sehr leiden würde, das war mein Leben.
Kein zurück, Barriere, kein zurück, Barriere!
Meine Augen rasten hin und her und mir fiel das Atmen schwer.
Kein zurück, wegen der Barriere! Es gab also ein Leben vor diesem hier! Ich konnte wählen!
Kein zurück, wenn die Barriere weiterhin bestehen würde. Also ging es gar nicht um diese Familie? Worum dann?
Mein plötzliches auftauchen, kein zurück! Die Barriere war mein verschwundenes Gedächtnis. Mir wurde heiß und kalt zu gleich. Ich zitterte und glaubte dass das die Lösung sein müsste.
Ich konnte zurück!
Die nächsten Fragen forderten ihre Antworten.
Wie war ich dann hier hingekommen?
Was versucht mir mein Kopf zu verheimlichen?
Was spielte diese Familie für eine Rolle?
Wieso war ich jetzt Racy begegnet?
Ich war mir sicher dass das auch mit ihr zu tun haben musste. Wegen ihr, kein zurück, die Barriere! Wollte ich noch zurück?
Ja!
Ich zuckte zusammen. Mein Kopf zuckte hin und her. Schmerzende Stiche schossen wie heiße Pfeile durch ihn hin durch. Mein Herz blutete. Mein Arm hob sich vor mein Gesicht, berührte ihn aber nicht. Ich durfte nicht weiter. Mein Herz weinte, mein Körper schmerzte, weil ich den Weg nicht sehen konnte. Racy war meine Lösung oder die Erklärung.
Nur wie oder warum war sie es?
Ich ließ los, für diesen Moment. Mir war übel und ich musste aufgeben. Ich hob den Arm wieder runter und mein Blick richtete sich auf Bill. Mir fiel wieder ein warum ich hier herunter gekommen war. Meine Starre löste sich und ich atmete mehrere Male ein und aus. Ich ging weiter in den Wohnraum, um mir Bill genauer anzuschauen. Leise, um niemanden zu wecken, schlich ich an der Couch vorbei, auf denen die Ryders gelegen haben und konnte es nicht lassen kurz Racy zu beobachten. In dem Moment lächelte sie. Ich dachte sie wäre wach geworden, doch sie lächelte im Schlaf. Mir liefen die Tränen ohne mein zu tun über die Wangen. Sie war der Schlüssel.
Ich wischte mir die Tränen fort und lächelte, trotz meiner Traurigkeit, empfand ich auch Glück. Glück sie gefunden zu haben. Ich könnte es nicht besser getroffen haben, weil ich wusste das sie etwas für mich empfand und mein Zwiespalt wurde dadurch umso größer. Ich wollte wissen warum sie etwas für mich empfand und wieso sie in mir Gefühle auslöste, das Verlangen weckte, bei ihr zu sein, obwohl ein anderer Teil von mir fort wollte.
Meine Beine blieben zwischen dem Tisch und der Couch stehen, als Sitzgelegenheit beschloss ich den Tisch zu benutzen. So würde ich Emy nicht stören und konnte in Ruhe Bill ansehen. Er atmete gleichmäßig ein und aus und seine Gesichtsfarbe schien normal zu sein. Ich war kein Doc, so konnte ich auch keine Diagnose stellen, ich riskierte es seine Stirn zu berühren, um mir sicher zu sein, das er kein Fieber bekommen hatte. Das hatte ich schon gelernt, Fieber konnte ein Todesurteil sein. Vorsichtig berührte ich ihn und konnte mit Gewissheit sagen das sich seine Stirn normal anfühlte. Ich zog meine Hand zurück und schaute in Bill seine Augen. Er war wach. Mein rechter Arm hatte sein Gesicht verdeckt. Ich schreckte zusammen und Bill grinste mich mit einem schiefen Grinsen an. Ich beugte mich wieder zu ihm hin, mit den Armen auf die Knie gestützt. Ich lächelte ihn an und war unendlich erleichtert.
"Musst du mich so erschrecken?"
„Dann wäre es doch nicht lustig.“
Wir flüsterten und Bill zwinkerte mir zu. Ich lachte ihn mich hinein. Mir war als würde mir eine große Last von den Schultern genommen. Eine Erleichterung packte mich und ich war kurz davor in Tränen aus zu brechen. Ich musste mehrere mal schlucken.
„Wie fühlst du dich?“
„Beschießen. Wegen dir hab ich einen Kater.“
Ich musste mir die Hand vor dem Mund halten, da ich das Lachen nicht unterdrücken konnte. Meinem Herzen wurde die Schwere abgenommen. Es war einfach sich Bill zu öffnen und allen Zweifel beiseite zu schieben. Er machte es mir einfach und dafür empfand ich großen Dank. Ich konnte ihm niemals das zurück geben was er mir unbewusst gerade geschenkt hatte. Aber ich würde ihn nie enttäuschen. Er sollte nie an mir Zweifeln und sich immer auf mich verlassen können.
Bill sein Lachen ging in einem schmerzlichen Stöhnen über. Sofort war ich wieder ernst.
„Hast du große Schmerzen?“
Ich suchte den Tisch ab und fand ein kleines Fläschchen.
„Ist dass das Schmerzmittel? Soll ich dir etwas geben?“
„Das ist eine gute Idee. Ich glaube die Schmerzen werden schlimmer.“
„Wie viel bekommst du davon?“
„Mary Lou hat mir einen Löffel gegeben.“
„Dann machen wir das doch auch.“
Ich schraubte die kleine Flasche auf und befüllte den kleinen Löffel mit der Flüssigkeit. Schon der Geruch ließ erahnen, dass das nicht schmecken konnte. Den Löffel nicht aus den Augen lassend beförderte ich ihn in Richtung Bill seinen Mund.
„Sag mal AAAAA.“
„Du Spinn....“
Das letzte Wort konnte er nur noch nuscheln da ich ihm den Löffel in den Mund geschoben hatte. Bill verzog das Gesicht.
„Scheint nicht zu schmecken oder warum ziehst du so ein Gesicht?“
„Nmmm...dnnnn... Löschhhhl....auschhh.....meiinnäämm....Mnndd.“
„Du solltest den Löffel aus dem Mund nehmen. Du nuschelst!“
Leise kichernd nahm ich ihn wieder an mich.
„Wenigstens hat einer von uns seinen Spaß. Warte ab bis ich wieder auf den Beinen bin. Man darf alte Männer nicht so quälen.“
Bill gluckste und verzog prompt das Gesicht.
„Ich bin froh das es dir besser geht. Du hast mir eine Scheiß Angst eingejagt! Mach das nie wieder!"
„Versprochen. Ich kündige es demnächst vorher schriftlich an. Wie wäre das?“
„Du dämlicher Hund.“
Wir grinsten uns an und plötzlich wurde Bill ganz ernst und schaute auf Emy.
„Ich werde auf Ewig in deiner Schuld stehen!“
„Wieso das? Jeder mit solch intelligenten Pferden hätte den Weg zurück gefunden.“
„Das mein ich nicht. Ich rede von Emy.“
„Wieso Emy? Was hat sie damit zu tun?“
Ich verstand nicht das geringste. Er hatte sich nicht den Kopf gestoßen, so viel war sicher. Bill sein Gesicht wurde ärgerlich und mir war es ein Rätsel.
„Ich meine, du Dummkopf, das du sie gerettet hast.“
Mein Kopf ging hin und her und ein unangenehmer Schmerz breitete sich in ihm aus. Er war etwas schwächer, aber hatte ihn vorhin schon einmal gehabt, weil ich versuchte mich zu erinnern.
„Bill, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst.“
„Was soll das heißen, du weißt nicht wovon ich rede? Lass die Scherze, Mann!“
Bill war nun wirklich sauer und ich schaute bestimmt dumm aus der Wäsche.
„Ich mache keine Scherze.“
So sehr ich mich auch bemühte, keine Bilder oder Gedanken wollte mein Kopf mir zeigen, was Bill da andeutete. Meine Hand fuhr automatisch zu meinem Kopf, um so den Schmerz zu finden, doch er ging nicht weg.
„Ich weiß wirklich nicht was du meinst?
Wann soll ich Emy gerettet haben?“
Der Schmerz wurde immer schlimmer je mehr ich versuchte eine Erinnerung zu finden. Ich fing an zu keuschen. Der Schmerz schien meinen Kopf zerquetschen zu wollen. Jemand berührte mich und ich hörte die Stimmen wie aus weiter Ferne.
„Bill, was ist los?“
Das war Emys Stimme.
„Ich weiß es nicht. Wir haben uns unterhalten.“
„Hat er Schmerzen? Ethan?“
Ich spürte Emys Atem auf meinen Händen die vor meinem Gesicht lagen. Sie sprach mich erneut an.
„Ethan?“
Ich öffnete meinen Mund, doch mein Verstand wollte die Worte nicht heraus bringen. Ich sackte seitlich weg, auf der Mitte des Tisches zu. Ich presste die Hände an beiden Seiten meines Kopfes. Ich dachte ich würde gleich sterben. Es konnte nicht anders sein. Der Schmerz wollte mich bei lebendigen Leibe auffressen.
„Oh Gott, was hat er nur?“
„Nimm die kleine Flasche Emy und gib Ethan davon einen Löffel. Chris? Chris?“
Mein Kopf fuhr in die Richtung wo Chris gesessen haben musste. Ich konnte nicht mehr klar sehen. Alles verschwamm vor meinen Augen. Trotz des alles zerfressenden Schmerzes brachte ich kein Ton heraus. Etwas bewegte sich.
„Was... was ist?“
„Hilf Emy!“
Ich sah das sich etwas größeres bewegte und auf mich zu kam.
„Emy was hat er?“
„Es sieht aus als ob er große Schmerzen hätte. Halt seinen Kopf still.“
Chris nahm mit Gewalt meine Hände von meinem Kopf und drückte sie an den Seiten meines Körpers. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Chris legte seine Hände nun dort hin wo vorher meine Hände waren und drückte mich leicht nach hinten, spürte etwas kaltes an meine Lippen und schmeckte dann das furchtbarste was ich jemals kosten musste. Ich hustete, weil ich das widerliche Zeug falsch runter geschluckt hatte. Der Schmerz war noch da, die Flüssigkeit ran meine Kehle hinab und je weiter sie kam, umso mehr ebbte der Schmerz ab, für meinen Geschmack nicht schnell genug. Ich presste die Zähne aufeinander. Jetzt hörte ich Racys Stimme. Sie war viel näher als ich vermutet hatte.
„Was ist den passiert? Ethan!“
Ich schloss meine Augen und Chris lockerte seinen Griff. Als nächstes hörte ich auch die Stimmen der restlichen Familie. Ich hatte alle wach gemacht.
„Chris, lass uns Ethan in den Sessel heben.“
Das kam von Carl und plötzlich hing ich in der Luft, um im nächsten Moment im weichen Polster des Sessels zu sitzen. Sie lehnten meinen Kopf gegen die Kopfstütze.
„Ethan, Mann, geht es wieder?“
Ich hörte die Sorge in Bill seiner Stimme und hörte wie er vor Schmerzen aufstöhnte.
„Bleibst du gefälligst liegen Mister!“
Emy war bestürzt. Was immer Bill getan hatte verursachte ihm unnötige Schmerzen und schien Emy sauer zu machen. Ich wagte es die Augen zu öffnen und stöhnte auf. Es war wohl besser sie noch geschlossen zu lassen.
-Ethan, was hast du?-
Ich spürte ihre Hände und hörte sie gleichzeitig aufstöhnen. Sie spürte meinen Schmerz, ich konnte es nicht verhindern und dachte sie lässt mich wieder alleine. Racy behielt ihre Hände um meine geschlossen.
„Nein.“
Ich wusste nicht ob ich es laut oder in Gedanken ausgesprochen hatte, wollte nicht das sie meine Schmerzen ertragen musste, doch Racy antwortete mir in Gedanken.
-Ich bleibe bei dir.-
-Zu groß... der.....Schmerz.-
Sie schüttelte energisch den Kopf.
„Sei nicht albern.“
Doch ihre Stimme verriet sie. Sie presste die Worte förmlich heraus.
-Racy!-
„Halt die Klappe!“
Ich schaffte es zu Grinsen, doch tat es weh. Racy stöhnte erneut auf.
„Racy, was hat er?“
Sie drehte ihren Kopf in Chris seine Richtung und bemerkte das sie die ganze Zeit angestarrt wurden, doch es war kein feindliches Starren, sondern waren ihre Blicke teilweise besorgt und neugierig.
„Sein Kopf fühlte sich eine Zeit lang so an als würde man ihm hunderte von Nadeln in ihn hinein stecken.Es wird aber langsam besser. Das Schmerzmittel wird sich bald voll entfaltet haben.“
„Oh nein. Das ist meine Schuld!“
Bill schloss gequält die Augen.
„Bill......nein!“
„Doch Ethan, ich hätte nicht so empfindlich reagieren dürfen. Du siehst die Welt anders als wir alle, daran hätte ich denken sollen. Es tut mir so leid Kumpel.“
„Ist...OK.“
Es war nicht Racy die ihn fragte, sondern Chris.
„Wieso ist das deine Schuld?
Hast du ihm eine verpasst?“
„Nein, du Esel. Ich habe ihn zu stark bedrängt. Ich wollte mich bedanken dafür das er Emy gerettet hat. Doch schien er keine Ahnung zu haben was ich meinte. Ich wurde sauer und sagte das er keine Scherze machen sollte und dann fing es an.“
Racy spürte wie der Schmerz immer schwächer wurde.
„Ethan.“
-Kannst du noch mal an das Gespräch zwischen dir und Bill denken?-
-Ich ..versuche..es.-
Langsam zogen die Bilder durch meinen Kopf, ich wartete das der Schmerz an derselben Stelle wieder auf flammte, doch er wurde immer weniger und die Bilder wurden klarer und ich startete erneut den Versuch meine Augen zu öffnen. Ich blinzelte mehrfach und erkannte dann das Racy vor mir kniete. Sie sah ein bisschen verschwitzt aus und wirkte dennoch erleichtert.
-Es ist vorbei.-
-Ja, dank des Schmerzmittels.-
-Das war die widerliche Flüssigkeit?-
-Ja, lecker was?-
Racys Lachen wirkte befreit und ich grinste sie an.
„Sie tun es schon wieder!“
Wir schauten in Mattis Richtung, der mit verschränkten Armen da stand und aussah, als ob er das Schmerzmittel getrunken hätte.
-Sie wissen es?-
Sie schaute mir wieder in die Augen. Mein Körper war noch nicht völlig bereit sich zu entspannen. Dadurch tat mir jede Faser, jeder Muskel weh.
-Ja, ich hatte gestern Abend eine Menge zu erklären.-
-Warum?-
-Du kannst dich nicht erinnern.-
-Nein, hat das was mit Emy zu tun?-
-Ja, ich erzähle es dir später.-
-Und was denken sie?-
-Weiß ich nicht genau. Emy und Bill wussten es ja. Mary Lou nickte nur. Carl äußerte keine Meinung und Chris und Matti glaubten mir nicht. Anscheinend tun sie es jetzt.-
„Hört auf damit!“
Matti war sauer und offensichtlich eifersüchtig.
„Ist ja gut. Tut mir leid.“
Alle starrten uns immer noch an und ich fühlte mich auch genötigt etwas zu sagen.
„Ich möchte mich auch in aller Form entschuldigen. Das war sehr unhöflich und ich werde versuchen immer daran zu denken.“
In diesem Moment knurrte mein Magen so laut das es jeder hören konnte. Ich war verlegen und schaute zu Bill hinüber.
„Lust auf ein Sandwich?“
Er grinste mich an.
„Wehe du machst es nicht richtig.“
„Ich denke ich kriege das hin.“
Ich schaute die anderen an.
„Hat noch jemand Hunger?“
Nur einer beantwortete mir meine Frage, Chris sein Magen. Er grinste über das ganze Gesicht und wir alle fingen an zu lachen.
„Was denn? Essen ist wichtig!“
Mary Lou kam zu mir und reichte mir die Hand.
„Komm, ich werde dir helfen.“
„Danke Ms. Ryder.“
Sie hob überrascht eine Augen braue und lächelte mich dann herzlich an.
„Du hast gestern von alleine angefangen mich Mary Lou zu nennen. Belassen wir es doch dabei Ethan.“
„Ja M´am, ähm, ich meine Mary Lou.“
Sie zwinkerte mir zu und Racy stand auf, um mir Platz zu machen.
„Ich helfe mit.“
„Gut.“
Ich schenkte ihr ein liebevolles Lächeln und versuchte dann auf zu stehen. Jeder konnte sehen das ich nicht sicher stehen würde. Meine Beine zitterten.
„Lasst den Mann sich doch ausruhen. Ich übernehme das für dich.“
Chris half mir, von sich aus, das ich mich wieder hinsetzte. Ich war baff und er sah es mir an.
„Glaub ja nicht dass das zur Gewohnheit wird. Du hast was gut bei mir.“
Er nickte in die Richtung in der Bill lag und Emy auf dem Schemel hockte.
„Ich danke dir trotzdem Christian.“
„Mann, deinen Kopf will ich wirklich nicht haben. Chris reicht.“
Er schüttelte mit gespielten Entsetzen seinen Kopf und hackte sich bei Racy und Mary Lou ein.
„Können wir? Ich habe Hunger meine Damen.“
Erneut brachen alle in schallendes Gelächter aus. Dann wurde es wieder still. Meine Beine zitterten immer noch leicht und Emy schloss daraus das mir kalt war. Sie stand auf und verschwand. Carl und Matti saßen wieder auf der großen Couch und nur Carl schien in Gedanken versunken zu sein. Matti hatte angefangen auf einem Blatt zu malen oder zeichnen. Von meinem Platz aus konnte ich das nicht erkennen. Dann stand Emy wieder vor mir und breitete eine Decke vor mir aus. Ich ergriff sie und legte sie mir bis zur Mitte. Sie umschloss meine Beine und das Zittern ließ augenblicklich nach.
„Ich danke dir Emy.“
„Nichts zu danken.“
Ihr Blick überraschte mich. Ihre Augen sprühten förmlich vor Bewunderung. Ich nahm an das hatte etwas mit ihrer Rettung zu tun. Was hatte ich bloß getan, das die anderen mit bekommen hatten wie ich mit Racy über die Gedanken reden konnte? Da Racy es anscheinend wusste würde sie mir es später erzählen. Und das später hatte mich geärgert.
Emy hatte sich wieder zu Bill gesetzt und ließ ihn nicht aus den Augen. Er hatte die Augen geschlossen. Ich war angetan von diesem Bild und wurde durch das Gekicher und das klirren von Geschirr, das aus der Küche kam, abgelenkt. Mein Blick wollte in die Richtung schauen blieb aber bei Carl hängen, der beobachtete mich. Ich hielt aus Neugierde seinen Blick stand und verzog keine Mine. Es war kein sich gegenseitiges Anstarren, wer die größere Macht besaß, eher hatte ich das Gefühl als ob Carl etwas suchte und ich wollte wissen ob er es fand. Wir wurden unterbrochen da Chris plötzlich uns die Sicht versperrte. Er stellte Zwei Teller auf dem Tisch, schnappte sich Zwei Sandwich und gesellte sich wieder zu dem Ohrensessel der auf der anderen Seite des Tisches stand. Er grinste uns an und biss in ein Sandwich hinein. Carl stand von der Couch auf und reichte mir den Teller. Ich sah ihm dabei zu und nahm ein Sandwich vom Teller. Ich sah ihm in die Augen und nickte kaum merklich, er erwiderte das Nicken. Dann kamen Racy und Mary Lou zurück in den Wohnraum und jeder von ihnen hatte Zwei Teller in den Händen, die sie auch auf dem Tisch abstellten. Racy schnappte sich das Kissen das neben mir auf den Ohrensessel lag, legte es zwischen meinen Füssen, griff sich ein Sandwich und setzte sich dann auf das Kissen und lehnte ihren Rücken an der Sessel. Mattis Augen verengten sich und das war auch die einzige Reaktion die gezeigt wurde, wo sie es sich gemütlich gemacht hatte. Emy nahm ein Sandwich und rüttelte an Bill seiner gesunden Schulter.
„Wach auf du Murmeltier.“
Bill blinzelte mehrere Mal und ergriff dann das Sandwich.
„Danke dir.“
Emy nahm sich auch eines. Mary Lou hatte sich währenddessen wieder neben Carl gesetzt. Ich sah nun mein Sandwich an und biss hinein. So aßen wir alle schweigend unser Sandwich.
Es wäre still gewesen wenn die Fensterläden nicht ständig durch den Sturm gegen das Haus geschlagen wurden. Jeder hing seinen Gedanken nach, so schien es mir. Niemanden war zum reden zu mute. Carl war einmal aufgestanden um Holz nach zu legen, damit das Feuer auch weiterhin den Wohnraum warm hielt. Bill beobachtete Emy beim schlafen. Mary Lou tat es ihr gleich. Ihre Gesichter konnte ich sehen. Sie sahen entspannt und friedlich aus. Mir fiel ein das Racy die ganze Zeit über still gewesen war und die Vermutung lang nahe das sie zu meinen Füssen eingeschlafen war.
-Racy?-
Wie ich es mir gedacht hatte. Sie schlief tief und fest. Chris bearbeitete ein Stück Holz mit seinem Messer und Matti war weiterhin mit Blatt und Feder beschäftigt. Sie schienen nicht müde zu sein. Carl starrte die Decke an und das schon seitdem er das Holz nach gelegt hatte. Ich konnte nicht in Worte fassen wie sehr ich dieses Beisammensein genoss. Und es hatte sich etwas verändert. Ihr Einstellung meiner Person gegenüber hatte sich geändert. Ich durfte jetzt Mary Lou sagen und für Chris war es eine Beleidigung gleich gekommen als ich ihm mit vollen Namen angesprochen hatte. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, das mich nicht mehr alle ablehnten. Carl hatte mit mir kommuniziert, ohne Worte. Es war eine kleine Geste des guten Willens gewesen als er mein Nicken erwiderte. Für mich war mein Nicken eine stumme Bitte gewesen, die Carl beantwortet hatte und das war ein guter Anfang.
Carl nahm seinen Blick von der Decke und schaute abwechselnd Bill, Emy und Chris an. Er sah zum Schluss zu mir und fing an zu erzählen.
"Christian und Bill waren von Anfang an unzertrennlich, dafür sorgte schon Chris selber. Ihr Verhältnis entwickelte sich so, als ob sie schon immer Brüder gewesen wären, so gut verstanden und ergänzten Sie sich. Aber das hatte die lange Zeit des Zusammenarbeiten auf der Ranch geschaffen. Bill war damals Vierundzwanzig Jahre alt. Zehn Jahre älter wie Christian. Und Zehn Jahre sind sie nun auf der Ranch. Denn du musst wissen, das wir alle nach und nach hier unsere Wurzeln geschlagen haben."
Er sah wieder Bill an.
"Darf ich?"
"Ja. Erzähl du. Ich bin müde."
"Danke dir."
"Bill hatte Christian aus der Gosse geholt. Er war damals in Colorado unterwegs gewesen und bemerkte nicht wie er die Grenze nach Wyoming über querte. Sein Pferd und sein Körper waren müde und als die erste Stadt in Sicht kam, beschloss er für ein paar Tage Rast zu machen. Reitet ein Mann, alleine, in eine Stadt, wird er begafft und beobachtet, ob er wohl Freund oder Feind war. Bill war das egal gewesen, schon zu oft hatte er solche Augenblicke über sich ergehen lassen müssen und so bekam er nicht mit wie ein vierzehn jähriger Junge ihn bewundert mit dem Blick gefolgt war.
Bill sehnte sich nach einem Bett. Mehr wollte er heute nicht mehr tun, nur alle viere von sich strecken.
Die Stadt war nicht sehr groß. Die Häuser konnte man an fünf Fingern ab zählen. Doch jetzt hatte er keinen Blick dafür. Greek, sein damaliger Mustang, ritt Zielsicher zu den Ställen. Immer der Nase nach und das zu Recht. Hier stank es.
Wenige Minuten später erreichten sie den Stall. Es wurde schon dunkel und so erschreckten sich Pferd und Reiter als wie aus dem nichts ein kleiner dicklicher Mann mit Glatze aus dem Schatten des Stalls trat.
"Ruhig Greek. Alles Ok."
Er streichelte mehrere Male über seinen Hals und sattelte ab und nahm Mustang an die Zügel und trat vor dem dicklichen Mann.
"Kümmern sie sich um mein Pferd."
"Das macht fünfundzwanzig Cent Cowboy."
Bill kramte in seiner Weste und beförderte die gewünschten fünfundzwanzig Cent heraus. Er schnippte sie in Richtung des Mannes, der sie ohne mit der Wimper zu zucken auf fing. Er klopfte Greek noch mal gegen den Hals und drehte sich dann um, Richtung Hotel.
Er durch lief wieder dasseleb Zenario. Alle Blicke folgten ihn. Keiner sprach ihn an und das war ihm nur Recht. Sein Gang war stark und sicher, so betrat er das Hotel. Bratengeruch stieg ihm in die Nase, doch er war zu müde und verhungern würde er nicht. Er steuerte den Tresen an und ignorierte die Gäste die links von ihm am Essen waren.
Keiner da.
Er schaute auf dem Tresen und so die Glocke. Sie war doch laut genug, das es nur Sekunden dauerte bis eine gut gebaute Frau, in den dreißigern, aus einem Nebenraum kam. Da sie frischen Bratengeruch mit brachte, war sich Bill sicher dass das die Küche war.
Bill nahm seinen Stetson ab.
"Guten Abend M`am. Ich brauche ein Zimmer für zwei Tage."
Auch dieses mal war es keine Frage. Bill hatte schmerzlich lernen müssen das wenn man etwas will, niemals danach fragen sollte.
"Willst du etwas? Dann sag es und frag nicht wie ein dämlicher Hund. Nur Hunde winseln."
Diese harte und gnadenlose Stimme gehörte seinem Vater. Sie würde ihm immer sagen was er zu tun hatte und genauso würde sie ihm sein Leben lang verfolgen.
Sie musterte Bill von Kopf bis Fuß. Es hätte ihm normalerweise nichts ausgemacht, doch stieg ihm langsam der Ekel in den Hals. Die Frau kaute auf irgend etwas herum und machte ihre herunter gekommene Aussehen perfekt.
"Wer will ein Zimmer?"
Bill blieb ganz gelassen, soweit es sein rumorender Magen zu ließ..
"Mein Name Bill Masterson, M`am."
Sie hatte den Blick nicht abgewendet und lächelte ihn nun an. Ihr linker Arm bewegte sich und die linke Hand schon ihm das Gästebuch hin.
"Geht doch Hübscher und trag dich bitte hier ein."
Bill seufzte innerlich und griff nach der Feder. Er trug seinen Namen ein und während er das Tat ließ in die Frau nicht aus den Augen.
"Solltest du noch irgend etwas brauchen dann Ruf nach Sally."
Sie drehte sich halb um und nahm wahllos einen Zimmerschlüssel vom Board.
Bill setzte seinen Steson wieder auf.
"Danke M`am. Ich brauche jetzt nur Schlaf."
Damit drehte er sich um, verließ das Hotel um die Außentreppe nach oben zu steigen, wo die einzelnen Zimmer lagen. Er fand sein Zimmer schnell, schloss auf und trat ein, machte die Türe wieder zu und schloss sie ab. Seine Gürtelschnalle, inklusive Colts, sowie seine Kleidung ließ er einfach fallen und stieg ins Bett. Genüsslich seufzte er auf, streckte sich aus und war augenblicklich ein geschlafen.
Bill verschlief einen halben Tag. Er war einfach zu lange unterwegs gewesen. Sein Magen weckte ihn und das war auch gut so. Neben dem Essen wünschte er sich noch eine Rasur und ein Bad. Er schwang seine Beine aus dem Bett und stand auf. Er reckte sich und ließ die Knochen einmal Knacken. Danach griff er zu seinen Sachen.
"Oh Mann, die haben auch mal besser gerochen."
Er zog sie dennoch an, da seine Satteltasche bei Greek war.
"Die hab ich doch glatt vergessen."
Fertig angezogen entriegelte er die Türe und ging nach unten. Außer ein paar Männern am Tisch war niemand da.
Er verließ das Hotel und ging in Richtung der Ställe. Einen Tag später verhielten sich die Einwohner der Stadt genauso idiotisch wie gestern auch schon. Doch diesmal war Bill ausgeruhter und bemerkte seinen zweiten Schatten sofort, der ihn zu den Ställen folgte. Greek stand in einer Box ganz hinten im Stall und kaute vor sich hin. Er sah Bill kommen und schmieß einmal seinen Kopf in die Luft. Bill grinste.
Er schaute sich nach dem dicklichen Mann um und fand ihn erst als er den Stall auf der anderen Seite wieder verlassen hatte. Jetzt brauchte er nur noch seine Satteltasche in dem er ein frisches Hemd, Unterbekleidung und eine Jeans auf bewahrte. Sein Blick ging mehrfach durch den Stall sah sie aber nicht. Greek schnaubte ein paar Mal und warf den Kopf zurück. Er ging zur Box, öffnete sie und schaute hinein. Ganz vorne, in der rechten Ecke lag sie. Er hob sie auf und schloss die Box wieder.
Mit der Satteltasche auf der Schulter ging er hinüber zu der Waschküche. Laugenwasser stieg ihm in die Nase und er hatte nichts dagegen auch so zu riechen. Etwas links vom Haus bearbeitete eine zierliche Frau Schmutzwäsche, obwohl sie selber so aussah das sie ein Bad vertragen könnte. Ihr klebten mehrere Strähnen im Gesicht. Ein Mann kam aus der Waschküche mit einen kleinem Korb unter dem Arm. Er brachte ihn zu der zierlichen Frau. Anscheinend noch mehr Arbeit. Der Mann stellte den Korb ab und drehte sich in die Richtung des Stalles und sah Bill auf sich zu kommen. Er zuckte nicht zusammen beugte sich aber leicht nach unten, so, als ob er etwas schweres auf den Rücken tragen würde. Er hob einen Arm zur Begrüßung.
"Morgen Sir. Bei mir bekommen sie alles was sie sich wünschen. Rasur, ein Bad oder frische Kleider."
Der Mann stutzte kurz und korrigierte sich.
"Oder alles zusammen."
Und dann lachte er aus vollem Hals. So komisch fand Bill seine Aussage gar nicht, aber das Lachen ließ ihn breit Grinsen.
"Sie haben gute Augen. Was schulde ich ihnen?"
"Achtzig Cent."
Bill übergab den Mann sein Geld.
"Dann kommen sie mal mit. Hier drinnen können sie sich ausziehen. Um die Wäsche kümmert sich Rachel. Die Rasur machen wir nach dem Bad."
Bill legte seine Kleidung ab und nahm seine Wertsachen an sich. Er schaute zu wie dampfendes Wasser in einen großen Zuber geschüttet wurden. Der Mann kontrollierte das Wasser und nickte.
"So, nun können sie rein."
Das ließ sich Bill nicht zwei Mal sagen. Er glitt in den Zuber und stöhnte genüsslich auf. Das Bad dauerte nicht lange. Frisch gebadet setzte er sich auf den Frisierstuhl und ließ sich seinen Bart einseifen. Der Mann wetzte die Linge, schärfte sie und setzte dann an Bills Hals an.
Nach einer Stunden war Bill sauber und rasiert.
Vergnügen bedeutete auch etwas anständiges im Magen zu haben.
"Wann wird meine Wäsche fertig sein?"
"Bestimmt Morgen Sir. Wollen sie wieder abreisen?"
"Ja, ich bin nur auf der Durchreise."
"Also ist ihnen Morgen Recht, Sir?"
"Ja."
Bill verließ den Laden und ging zurück zum Hotel. Er setzte sich an einem freien Tisch und sofort war Sally zur Stelle. Sie mußte an einem Fenster gestanden haben und ihn kommen sehen.
"Sag ich doch das sie ein Hübscher sind. Willkommen zurück unter den Lebenden. Hunger?"
"Ja."
"Es gibt Schweinebraten."
"Immer her damit."
Sally grinste und kaute gleichzeitig.
Kaum war sie durch die Tür in die Küche verschwunden tauchte sie auch schon wieder auf und stellte einen vollen Teller vor Bill. Sein Magen knurrte jetzt laut und deutlich.
"Na dann hau mal rein Cowboy."
Und schon war sie wieder verschwunden. Bill griff nach der Gabel und ließ es sich schmecken. Es hätte noch besser geschmeckt, wenn sein zweiter Schatten nicht ständig heimlich durch das Fenster schauen würde.
Als Bill fertig war brachte er seinen leeren Teller in die Küche und bat Sally im noch eine Portion fertig zu machen. Sie hob überrascht eine Augen braue tat aber das warum Bill sie gebeten hatte. Er setzte sich nun mit dem Gesicht zum Fenster und senkte leicht den Kopf. Als der Junge wieder durch das Fenster spähte hob Bill seinen Arm und winkte den Jungen zu sich rein. Doch der Junge kam nicht. Bill nahm Teller und Gabel und verließ das Hotel, um den Jungen zu suchen. Er hatte so eine Ahnung. Er ging in die kleine Gasse hinein und stellte den Teller und die Gabel auf eine alte Kiste. Dann verzog er sich schnell auf die Veranda des Hotel und nun war der der Beobachter. Bill spähte in die Gasse und er brauchte nicht lange zu warten. Der Junge kam unter dem Haus hervor und verschlang alles was auf dem Teller war. Der Junge spürte Bills Blick, schaute auf, ließ die Gabel fallen und verschwand wieder unter dem Haus. Bill holte sich den Teller, plus Gabel und brachte alles zurück zu Sally. Er bedankte sich höflich und machte ihr Komplimente über ihr Essen.
"Wann ziehst du weiter?"
"Morgen. Sobald schon?"
"Ja. Ich suche Arbeit und ich habe einen Tipp bekommen wo es welche gibt."
"Und wohin soll die Reise gehen?"
"Nach Torrington."
"Ah. Torrington. Das ist nicht mehr weit. Ein drei Tages ritt gen Norden."
"Wie heisst eigentlich die Stadt hier?"
"Horse Creek. Wieso?"
"Ich habe gestern Abend das Schild gar nicht mehr lesen können."
"Ah. OK."
Damit überließ Bill Sally wieder ihre Arbeit und ging zum Stall. Bill wollte sich gerade Fragen wo sein zweiter Schatten war, da tauchte der Junge auf. Bill stand vor Greeks Box und ließ ihn raus um ihn zu striegeln und gab ihm noch etwas Wasser. Er sollte so fit wie möglich für die nächsten Tage sein. Während Bill beschäftigt war schlich der Junge näher an sie heran. Greek zeigte keine Reaktion, darum glaubte Bill zu wissen, das keine Gefahr von dem Jungen aus ging.
Als Bill glaubte das der Junge ihn gut hören müsse, sprach er ihn an.
"Hast du auch ein Pferd?"
Es blieb still.
"Hast du keinen Mund zum antworten?"
Wieder Stille. Bill war sich nun nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch da war. Da hörte er ein leises Husten.
"Nun, rede schon."
"Nein Sir. Ich hab kein Pferd."
"Hast du schon einmal ein Pferd gestriegelt?"
"Ja Sir."
"Na dann komm her und zeig es mir."
Der Junge trat zögernt auf Greek zu und stellte sich neben Bill. Der reichte ihm die Bürsten und der Junge nahm sie an. Greek zeigte seine Zuneigung in dem er an das Haar des Jungen zupfte, was ihm wiederum zum Lächeln brachte. Tüchtig ging er ans Werk. Nach circa zehn Minuten wurden sie gestört. Ein Mann stürmte in den Stall.
"Mills! Hier steckst du also. Was hast du hier zu suchen?"
Er riss den Jungen brutal am Arm herum, der erschrocken die Bürsten fallen ließ. Der Mann hob den Arm, um den Jungen, den er Mills genannt hatte, zu schlagen. Bill regierte sofort und fing den Arm noch in der Luft auf. Der Mann stierte Bill böse an.
"Was glauben sie was sie da tun? Mischen sie sich nicht ein."
"Aber sie tun das richtige. Ja?"
"Das geht nur mich und den Jungen etwas an. Er ist mein Mündel und verantwortlich für ihn."
"Und da sind Schläge die richtige Erziehungsmethode?"
"Zum letzten Mal Cowboy. Halten sie sich aus meinen Angelegenheiten heraus."
Leider hatte dieser Widerling Recht. Bill durfte sich nicht ein mischen. Der Junge tat ihm Leid. Er wußte welche körperlichen und seelische Schmerzen der Junge ertragen mußte.
Er ließ den Arm des Mannes los. Der packte Mills fest am Arm und schleifte ihn halb hinter sich her, so, das es die ganze Stadt sehen konnte. Greek stampfte wütend mit den Vorderhufen.
"Ich weiß mein Guter. Den alten Sack sollte man Mal zwanzig Peitschenhiebe verpassen. Doch leider sind mir die Hände gebuden, aber so wie ich den Jungen kenne, werden wir ihn wieder sehen."
Und Bills Plan stand fest.
"Wenn der Junge kommt, gehst du mit ihm. Wir sehen uns Morgen."
Er sattelte Greek und verließ den Stall.
Der Abend dämmerte und es war Zeit noch einmal feste Nahrung zu sich zu nehmen. Nach dem Essen machte Bill einen letzten Spaziergang durch die kleine Stadt. Er hoffte den Jungen noch einmal zu sehen. Die Schmiede lag genau auf der anderen Seite von der Stadt, in Sichtweite. Von hier aus sah man, in einer kleineren Entfernung, den Fluss. Bill entscheidet sich, ihn sich einmal an zu schauen.
Der Fluss war ordentlich breit und trug genug Wasser. Bill entschied sich ein Stückchen nach Rechts zu laufen. Flussaufwärts. Es dauerte nicht lange da hörte er das Knacken von Zweigen.
"Komm heraus Junge."
Der Junge trat aus den Schatten der Bäume, dabei hielt er den Kopf gesenkt und der Stetsen verdeckte sein Gesicht.
"Ist alles in Ordnung mit dir?"
"Ja. Geht schon."
Bill biss die Zähne zusammen. Von dem Jungen kam wieder sein leises Husten.
"Komm her Junge."
Er tat wie ihm geheißen wurde und als er vor Bill stand, nahm er den Stetsen ab und Bill hob sein Gesicht an, in dem er vorsichtig sein Kinn anhob. Er sah das rechte Auge zu geschwollen und wo ein makelloser Mund gewesen ist, jetzt eine hässliche Platz wunde war.
Bill sah dem Jungen direkt in die Augen.
"Ein Mann hat immer zwei Optionen. Sich seinem Schicksal fügen oder es selber in die Hand zu nehmen. Deine Optionen sind folgende, entweder zu läßt dich weiter schlagen und demütigen oder du wirst heute Nacht in dem Stall ein brechen und das Pferd stehlen das du vorhin gestriegelt hast. Sein Name ist Greek und er wartet auf dich. Er weiß was er tun muß. Ich werde am Morgen ganz normal auf brechen und du weißt was die Leute hier denken werden. Halte dich von den Straßen fern. Greek wird mich finden und bringt dich zu mir. Das ist deine Option."
Der Junge schaute Bill mit seinem gesunden Auge an. Er hatte Bills Rede sofort verstanden. Die Entscheidung lag bei ihm und da konnte Bill ihm nicht helfen.
"Deine Entscheidung. Man sieht sich."
Damit ließ er ihn stehen und Bill ging in den Saloon. Sally hatte er vor Stunden die Nachricht hinter lassen, die ihr mitteilte, das sie ihn spätestens um Acht Uhr morgens wecken sollte. Wenn sein Plan gelingen sollte, durfte ihn niemand mit dem Jungen sehen und der Saloon war das beste Alibi. Bill verbrachte den ganzen Abend und die halbe Nacht im Saloon. Torkelnd stieg er die Treppen nach oben und legte sich aufs Ohr.
Sally weckte ihn pünktlich um Acht. Sein Schädel brummte. Er wusch sich auf dem Zimmer, zog sich an, warf die Satteltasche über die Schulter und ging, mit Blei in den Füßen, nach unten zum Frühstück. Sein Magen hieß das Essen willkommen. Als er fertig war bat er Sally einen guten Beutel mit Proviant ein zu packen. Und er hoffte das er sich in Sally nicht geirrt hatte und sie ihm reichlich ein packen würde, das es für zwei Mann reichen könnte. Er irrte sich nicht.
"Sollte ich wieder in den Süden ziehen ist meine erste Adresse dein Hotel Sally."
Die Münzen klirrten als er seine Rechnung bezahlte.
"Gute Reise Cowboy."
Bill machte sich auf dem Weg zum Stall. Die Tore waren offen und der dickliche Mann lief aufgeregt im Stall hin und her. Bevor Bill am Stalleingang angekommen war, traten zwei Männer aus dem Schatten. Der Sheriff und der Mann der als Mündel für den Jungen verantwortlich war. Der dickliche Mann sah nun auch Bill und kam zum Eingang gerannt. Der Sheriff konnte sich denken was der Mann vor hatte und hob den Arm, zum Zeichen das sich der Dicke zurück halten sollte.
"Guten Morgen Herr..?"
"Bill Masterson Sheriff."
"Herr Masterson. Leider muß ich mit ihnen reden."
Bills Blick ging in den Stall.
"Was gibt es Sheriff?"
"Nun ja, wie soll ich es sagen. Ihr Pferd wurde gestohlen."
Bill zog vor Ãœberraschung seine rechte Augen braue hoch.
"Mein Pferd? Wie konnte jemand mein Pferd stehlen?"
Mittlerweile hatten auch andere Menschen den Sheriff und die kleine Versammlung am Stall bemerkt und die die schon auf den Beinen waren kamen neugierig näher. Jeder wollte der erste sein, der eine gute Geschichte zu erzählen hatte.
Der Blick des Sheriff ging nun zu dem dicklichen Mann.
"Das Tor. Es stand heute Morgen offen und das Schloss ist kaputt. Die Box in dem ihr Pferd stand ist verschwunden."
"Und wie kommen sie den darauf das mein Pferd gestohlen wurde?"
Nun schaute der Sheriff den hageren Mann an.
"Mason?"
Ich tat nun ungeduldig, da der Mann nicht reden wollte. Da ergriff der Sheriff wieder das Wort.
"Mason Ross kam heute Morgen zu mir, um sein Mündel als vermisst zu melden. Er wollte meine Hilfe um den Bengel zu suchen. Nur Minuten später kam Stuart Brown herein gestürmt und erzählte, das ein Pferd aus dem Stall verschwunden wäre. Es stellte sich heraus das es ihr Pferd ist."
"Und nun denken sie das der Junge mein Pferd gestohlen hat?"
"Ja."
"Warum?"
"Wie Mason mir berichtete, fehlen sämtliche Sachen von Mills. Kleidung, Stiefel, Bilder, einfach alles hat der kleine Dieb mit genommen."
"Und für sie steht fest es war der Junge."
"Ja. Er hat beim stehlen ihres Pferdes ein Bild verloren und Mason kann mit Sicherheit sagen, das es Mills gehörte."
Bill trat einige Schritte in den Stall, blieb dann stehen und drehte sich langsam um.
"Die Box ist leer. Wo waren sie eigentlich... wie war gleich noch mal ihr Name?"
"Brown Sir. Stuart Brown."
"Wo waren sie Mister Brown? War es nicht ihre Aufgabe sich um mein Pferd zu kümmern?"
"Ja Sir. Ich weiß nicht. Es tut mir wirklich Leid."
Aus dem Zuschauerpulk hörte man eine Stimme.
"Du warst im Saloon Stu. Gib es zu."
Und der Zuschauerpulk lachte.
"Warst wahrscheinlich bei Kitti, was?"
Wieder schallendes Gelächter. Bill konnte das nur recht sein, doch verzog er keine Mine. Er schob beide Seiten des Mantels nach hinten und legte somit die Colts frei. Ein Raunen ging durch die Menschen und sie wichen ein Stück zurück, nur nicht weit genug, so dass sie noch alles hören konnten. Bill sein Gesicht zeigte eine berechnende Härte. Er baute sich vor den drei Männern auf. Seine Stimme war sehr beherrscht und strahlte die Härte aus die auch sein gesicht überzogen hatte. Er ließ keinen Zweifel daran, wenn er nicht bekam was er wollte, wurden Köpfe rollen.
"So wir ich das sehe Sheriff, haben wir hier zwei Schuldige."
Bill legte seine Hände auf die Colts. Ein deutliches Zeichen.
"Natürlich können wir auf den Richter warten und den Jungen suchen. Gesetz ist Gesetz. Währenddessen mache ich eine Liste von meinen gestohlenen Sachen. Pferd, Sattel, Zaumzeug, zwei Gewehre mit Munition... oder aber Mister Brown und Mister Ross ersetzen so viel wie sie können. Zu mindestens Pferd, Sattel und Zaumzeug benötige ich sofort um weiter ziehen zu können. Die Gewehre, Munition und den Kleinkram können sie mit Münzen bezahlen. Was sagen die Herren zu meinem Vorschlag, nur bedenken sie, mit dem Richter wird es teurer für sie."
Jetzt schauten beide Bill an, als ob er sie bestehlen wollte.
"Ich warte genau eine Stunde im Saloon auf die Herren."
Damit drehte sich Bill um, ging auf den Menschenpulk zu, die sich für ihn teilte, damit ein Durchgang zum Saloon entstand. Die Leute folgten ihn und verteilten sich in den um liegenden Häusern. Keiner wollte verpassen wie die Geschichte enden würde. Bill war zu Frieden.
Es dauerte keine Stunde und Mister Brown und Mister Ross tauchten im Saloon auf.
"Ähm Sir?"
"Ich komme."
Bill legte eine Münze auf den Tresen und bezahlte sein Bier. Er verließ langsam den Saloon, alles im Augenwinkel beobachtend. Er staunte nicht schlecht, als er das Pferd sah. Bill ging die Stufen des Saloons hinab, direkt auf das Pferd zu. Er streichelte ihm dem Kopf, überprüfte erst das Zaumzeug und dann schob er dem Pferd eine Lippe nach oben, um die Zähne frei legte.
"Ich tu dir nicht weh."
Er bückte sich um den ersten Hufen mit Eisen zu begutachten. Das tat er nach einander mit jedem Huf. Danach nahm er sich den Sattel vor. Bill drehte sich wortlos zu den drei Männern um und hielt die Hand auf. Erst legte Mister Brown ein paar Münzen hinein und dann Mister Ross. Er überflog die Münzen und war äußerst zu frieden. Der Aufenthalt in Horse creek hatte sich für ihn gelohnt.
"Meine Herren. Ich bedaure diese Umstände. Für mich ist die Sache hiermit geregelt."
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Er schwang sich in den Sattel, tippte sich an die Hutkrempe und gab dem Pferd die Sporen. Bill ritt zügig aus der Stadt Richtung Norden. Es dauerte eine Stunde als ein Reiter sich zu ihm gesellte. Das Pferd wieherte freudig und warf den Kopf auf und ab. Bill bremste sein Pferd und Greek blieb ebenfalls stehen.
"Na mein Junge. Wusste ich doch das ich dich wiedersehen würde."
Bill hatte ein fettes Grinsen im Gesicht. Auch der Junge versuchte zu Grinsen, was ihm aber misslang.
"Stu hat ihnen wirklich sein bestes Pferd gegeben?"
Der Junge war inzwischen von Greek herunter geklettert und stand nun bewundernd vor dem Pferd. Es sah so aus als ob die beiden sich kannten. Das Pferd schmiegte seinen Kopf gegen die Brust des Jungen.
"Er hat es nicht mir gegeben. Es ist deines. Und das hier gehört auch dir."
Bill reichte ihm die Dollar Scheine und die Münzen und der Junge sah ihn erstaunt an. Fast ungläubig starrte er auf das viele Geld in Bill seiner Hand.
"Nimm es. Ich finde die Stadt schuldet dir etwas!"
Der Junge nahm Bill das Geld aus der Hand und steckte es sich in die Jackentasche. Er konnte nicht sprechen, so gerührt war er, denn er wollte sich nicht verraten, wie dankbar er Bill war. Er nickte.
"Da du jetzt dein eigenes Pferd hast, verstaue deine Sachen in deinen eigenen Satteltaschen."
Und wieder musste Bill über sein ganzes Gesicht Grinsen. Ihm hatte die Aktion einen riesigen Spaß gemacht. Er war sich der Gefahr immer bewusst gewesen, sein Plan hätte schief gehen können.
Jetzt konnte der Junge, mit feuchten Augen, auch Grinsen.
"Ja Sir."
Es dauerte gar nicht lange. Er war geübt darin.
"Was wirst du jetzt tun Junge?"
Bill wollte ihn auf keinen Fall drängen mit ihm zu reiten. Er sollte selber entscheiden wie es für ihn weiter gehen sollte. Doch konnte sich Bill nicht vorstellen das er so mutig sein würde.
"Wo wollen sie den hin Sir?"
"Also das Sir lass mal weg. Ich bin Bill und nicht Sir. Ich bin auf den Weg nach Torrington."
Erwartungsvoll schaute der Junge Bill an.
"Ich weiß nicht wohin ich soll."
Das hatte Bill erwartet.
"Dann mach ich dir einen Vorschlag. So lange du nicht weißt wohin du gehen willst, kannst du dich mir anschließen."
"Ja, das gefällt mir."
Der Junge nickte eifrig und war begeistert. Beide sattelten auf und ritten gemächlich weiter.
"Da müssen aber noch ein paar geklärt werden."
"Was denn?"
"Dein Name ist Mills?"
"Ja."
"Ab jetzt nicht mehr."
"Wieso das?"
"Weil auf den Fahndungsplakat Mills Ross stehen wird."
"Ach so. Stimmt. Ich bin ein Pferdedieb."
"Das spielt keine Rolle. Du brauchst einen neuen Namen."
"Christian:"
"Christian?"
"Ja. So will ich ab jetzt heißen. Christian."
"Wie du willst. Und wie alt bist du?"
"Ich bin Zwölf."
"Nein. Jetzt bist du Vierzehn und mein Cousin. Christian Masterson."
Christian schaute Bill ernst in das Gesicht, doch die Tränen konnte er nicht mehr aufhalten. Zaghaft lächelte er und nickte bedächtig.
Christian hatte nie nach seinen eigenen Weg gesucht und so blieben sie zusammen. Bill hatte aus Christian einen guten Mann gemacht. Er wusste nicht das geringste über seine Vergangenheit. Christian blieb stumm, trotz Bill seine zahlreichen Versuche, ihm zum reden zu bringen. Bill musste sich mit den Informationen, die er hatte, zu Frieden geben.
“Da gibt es nicht viel zu erzählen Bill.”
Das war alles was Christian zu diesem Thema sagte. Carl hatte so deutlich vor Augen, wie Bill und Christian damals auf die White Horse Ranch kamen. Der eine suchte Saisonarbeit und der andere wollte es unbedingt lernen. Elisabeth und Mary Lou ließen Sie nie wieder fort. Bill hätte gar nicht fragen brauchen. Elisabeth und Mary Lou hätten Sie nie ziehen lassen. Christian war zu jung mit seinen Zwölf Jahren, um wie ein Vagabund zu leben.
Bill wollte vor diesen Menschen keine Geheimnisse haben und so erzählte er die wahre Geschichte zwischen Christian und sich. Das veranlasste Elisabeth und Mary Lou nur noch mehr auf die beiden Männer auf zu passen.
“Natürlich könnt ihr hier bleiben. Ehrlich gesagt Bill, hatten wir uns schon über Euch Beide unterhalten und wir waren uns sofort einig, dass Ihr bleiben solltet. Wir hätten es nie über das Herz bringen können, Euch gehen zu lassen.”
“Das ist zu gütig von dir Elisabeth und natürlich gilt das auch für Euch alle. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen und meine Sorgen haben sich soeben in Luft aufgelöst. Ich kann Euch gar nicht sagen wie dankbar wir für diese Geste sind.”
Beide, Bill und Christian hatten verlegen den Kopf gesenkt.
Racy ging auf die Beiden zu und nahm Sie einfach in die Arme, soweit es ihre kleinen Ärmchen zuließen. Elisabeth und Mary Lou standen die Tränen in den Augen. Sogar Daniel und Carl mussten mehrfach schlucken. Sie drehte sich ganz stolz herum, nachdem sie die Umarmung beendet hatte.
“Jetzt habe ich noch einen Bruder und einen Onkel mehr.”
"Durch Racy und Matthew ihre Zuneigung fügten sich Bill und Christian schnell in den Alltag auf der Ranch ein. Die Greens stellten den Beiden Holz zur Verfügung damit sie sich noch vor den kommenden Winter ihr eigenes Haus bauen konnten. Bill war das am Anfang gar nicht Recht, doch Daniel hatte die Ausschlag gebenden Argumente. Sich erst das Geld für Holz zu verdienen dauerte zu lange und der Winter kam schnell. Also schlug Daniel ihm einen Handel vor. Erst das Holz und dann das Geld. Sie Beide konnten es ab arbeiten. Daniel hatte nichts zu verlieren, da sie das Holz nicht von der Ranch weg schaffen konnten und sollten Bill und Christian sich doch entschließen weiter zu ziehen, so hätten sie das Haus bezahlt allein durch den Aufbau und sie hätten nie Schulden gemacht und das Haus war Eigentum der Ranch. Darauf ließ sich Bill ein und Christian hatte seine erste Lektion gelernt.
"Hast du kein Geld bleibt dir nur ein guter Handel."
Alle mussten herzlich Lachen und somit waren Sie in der Familie aufgenommen. Racy nahm Christian sofort unter ihre Fittiche.
Christian wurde für Matthew ein großer Bruder. Sowie Christian Bill in Horse Creek nach geschlichen ist, so machte es jetzt Matthew. Christian machte die Situation nicht das geringste aus. Er fühlte sich durch seine Aufmerksamkeit bedeutender, wie ein Mann. Man könnte sagen dass dasselbe zwischen Bill und Christian passierte. Christian hielt sich die ersten Monate an Bill. Was er tat tat Christian auch. Bill schloss den Jungen in sein Herz. Er brachte ihm alles bei an Wissen das er gelernt hatte.
Es wurden viel Abende an dem Bill am Kamin saß und den Jüngsten seine Abenteuer erzählte und sie hingen ihm begierig an den Lippen. Die Erwachsenen hätten nie zu gegeben das sie Bills Geschichten auch sehr interessant fanden. Die Frauen hatten aber Bill gebeten Geschichten aus dem Saloon nicht zu deutlich zu erzählen. Wenn die Kinder danach fragten, sagte er immer:
"Ihr seit noch Grün hinter den Ohren."
"Durch Bill und Christian vergrößerte sich die Familie und man spürte deutlich wie sehr alle danach strebten.Ich war von der Geschichte fasziniert gewesen."
"Das ist eine traurige und gleichzeitig auch eine schöne Geschichte."
Ich war sehr ergriffen, wendete meinen Blick von Carl ab und sah erst zu Bill, der mir zu zwinkerte und dann zu Chris. Er nickte mir zu.
"Jetzt kennst du unsere Geschichte."
In Chris seinem Blick lass ich eine Trauer über die Vergangenheit die vor der Ranch passierte. Er teilte unbewusst seinen Schmerz und so wurde er auch meiner, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ihm alles wieder fahren war.
"Bill, du solltest meine Geschichte erzählen."
Wir sahen überrascht zu Emy die in diesen Moment den Kopf hob und ihn an sah.
"Ethan kann auch meine Geschichte erfahren, da du auch mein Retter warst."
Sie lächelte Bill liebevoll an und sah dann mir ernst in die Augen.
"Magst du sie hören?"
"Ja, gerne."
"Bill?"
"Also gut: Ihr Onkel wollte Sie, vor ihrer neuen Zukunft bei mir, an einem Saloonbesitzer verkaufen. Ich war auf dem Weg nach Columbus in Nebraska gewesen. Ich hatte eine Rast in North Platte gemacht und saß nun in einem Saloon. Der dritte Whiskey stand vor mir. Es interessierte mich recht wenig wer hier ein und ausging, wenn dieser schmierige und verkommene Farmer diskreter vorgegangen wäre. Er fragte mehrere Gäste wer der Besitzer des Saloon wäre und ich saß, zu meinem Glück gerade neben Ihm. Da ich nicht an dem Gespräch teilhaben wollte, rückte ich einen Hocker weiter und bekam nur Bruchstückhaft mit worum es ging. Ich hörte Wörter wie, noch Jungfrau, Fünfzehn, richtige Schönheit. Mir wurde schnell klar das es sich um ein Mädchen handeln musste, das dieser Kerl, als Hure verkaufen wollte. Ich kann dir sagen, mir wurde so richtig schlecht, von dem Gerede.
Harry Jenkins haderte und er sprach so laut das ich, was er sagte, alles verstehen konnte.
”Sie wäre bestimmt eine Bereicherung für meine Damen, aber mein Haus ist voll. Alle Zimmer sind belegt. Doppelt, wenn Du verstehst was ich meine.”
Und zwinkerte dem Farmer zu.
" Guter Harry! Er lügt ohne tot um zu fallen. "
Hatte ich mir gedacht und hab heimlich gelacht. Der Farmer ließ nicht so schnell locker, aber ich war es Leid zu zu hören. Also zahlte ich meine Drinks und wollte endlich weiter nach Hause, zu meiner Familie. Ich verließ den Saloon und ging zu Mustang, der geduldig auf mich gewartet hatte. Ich blieb seitlich beim Mustang stehen, so dass ich aus dem Augenwinkel heraus einen Planwagen, in einer Gasse, rechts neben dem Saloon, stehen sah. Ich schaute nur ganz kurz hin, musste aber noch einmal hinschauen, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Noch während ich hinsah ging ich auch schon auf dem Wagen zu.
Ein Mädchen saß am hinterem Ende von dem Wagen. Mit schwarzen Haaren und leuchtend blauen Augen. Sie stach so brisant heraus, da Ihre Haut so hell war wie Porzellan.
" Sie starrt mich an. "
Sie schaute nicht weg. Weder Angst noch Scheu lag in Ihrem Blick. Eher Bewunderung und offene Neugierde.
“Hey Cowboy, was machst Du da an meinem Wagen?”
Ich wendete den Blick von dem Mädchen ab und sah den Farmer auf mich zu kommen, den, den ich gerade noch im Salon gesehen hatte. Ich schaute wieder in die Richtung des Wagens, doch das Mädchen war verschwunden.
" Das ist Sie also, das Mädchen, das Er verkaufen will. Sie sieht viel zu jung aus für so ein Schicksal. Ich verwette meinen letzten Lohn das sie noch jünger als Racy ist. Doch warum sollte mich das interessieren? Ich bin nicht für Sie verantwortlich. "
"Ich hab dich was gefragt Cowboy."
“Ich hab da im Wagen ein Mädchen gesehen. Ist es das was Du dem alten Jenkins verkaufen wolltest?”
Ich bemühte mich nicht zu interessiert zu wirken. Es sollte sich banal und unwichtig anhören, also schaute ich ihm auch nicht direkt in die Augen. Mein Blick ließ ich auf dem Wagen gerichtet.
“Was geht das dich an, Cowboy?”
“Willst Du Sie etwa nicht mehr verkaufen, ja oder nein?”
Als ich den Satz ausgesprochen hatte wusste ich was ich tun hatte. Mit dem Wissen um Sie, was der Farmer mit ihr geplant hatte, ging ihr Schicksal mich nun doch etwas an. Mit dem Wissen konnte ich nicht mehr leben, ohne mir Selbstvorwürfe zu machen. Es war dasselbe Gefühl wie damals bei Christian.
Der Farmer schien zu überlegen, ob der ich genug Geld dabei hatte. Es konnte ihm ja eigentlich egal sein, wer das junge Mädchen kaufte.
Nun schaute ich Ihm direkt in die Augen und der Farmer wusste dass der ich es ernst meinte.
“Dreißig Dollar! Scheine oder Nuggets. Ist mir egal.”
Er spuckte mir seinen zerkauten Kautabak vor die Füße und stemmte seine behandschuhten Hände in die Hüften. Wie ich schon sagte, bei diesem Mann wurde mir übel.
“Du bekommst Fünfzehn Dollar und Du bist Sie los!”
Der Farmer schaute mich ungläubig an und seine Augen flogen zwischen Planwagen und mir hin und her.
“Zwanzig, mein letztes Angebot.“
Ein weiterer Schwall Kautabak flog in Richtung meiner Stiefel. Es vergingen nur wenige Sekunden.
“Siebzehn Dollar und keinen Cent mehr."
"Ok. Abgemacht!”
“Wir sind uns einig.”
Der Farmer rieb sich gierig die Hände.
“Hast Du einen Vertrag, Farmer?”
“Nö, brauchst Du einen?”
“Nur wenn Du vor hast mich zu linken. Sobald Du das Geld hast gehört Sie mir. Das ist Dir doch klar. Oder?”
“Natürlich. Ist doch Ehrensache. Ich bin froh, wenn ich Sie endlich los bin. Hab Sie viel zu lange durchgefüttert.”
Es widerte mich an, so über das Mädchen zu sprechen, aber es schien mir bei diesem Farmer besser zu sein.
“Ich rate Dir, halte dein Wort oder Du fängst Dir eine Kugel ein.”
“Nein, nein Cowboy. Wo denkst Du hin! Geschäft ist Geschäft!”
Dabei grinste er übers ganze Gesicht und entblößte faulige Zähne. Und da waren nicht mehr viele vorhanden. Ich schob meinen Ledermantel zur Seite und griff mir in die Weste, dabei wendete ich mich halb ab, sodass der Farmer nicht mitbekommen sollte, wie viel Geld ich bei mir hatte. Seine Gier stand im ins Gesicht geschrieben. Während ich also das Geld abzählte, rief dieser Narr nach dem Mädchen.
“Emily! Bewege deinen faulen Hintern aus dem Wagen!”
Einige Leute, die an der Gasse vorbei gehen wollten, bekamen das Gebrüll des Farmers mit und schauten neugierig zu uns herüber.
“Farmer halt dein Maul! Wir können keine Zeugen gebrauchen und erst recht nicht den Sheriff. Du verstehst?”
Habe ich ihm gesagt und bevor der Farmer sich verteidigen konnte wurde meine Aufmerksamkeit auf dem Wagen gelenkt, da Emy aus dem Wagen heraus geklettert kam. Mit einem Satz stand Sie auf Ihre Beine und schaute mich erwartungsvoll an. Sie machte den Eindruck als ob sie wüsste was passiert war.
Ich muss gestehen das ich sie für einen kurzen Moment fassungslos angestarrt haben musste.
" Sie ist wirklich noch ein Kind. Unfassbar! "
Ich schüttelte vor lauter entsetzten darüber den Kopf.
"Stimmt was nicht Cowboy?"
"Alles in Ordnung. Zerbreche dir nicht meinen Kopf!"
" Was soll ich mit einem Kind anfangen? ""
Bill sah kurz entschuldigend zu Emy, die wiederum grinste ihn nur an.
"Also reichte ich dem Farmer das Geld und wendete mich an Emy.
“Geh zu dem hell braunen Mustang.”
Und nickte in die Richtung wo der Mustang angebunden war.
“Oh wie niedlich. Es sieht so aus als ob Er lange weiße Stiefel an hat. Meint Ihr den?”
Sie beschrieb die weißen vorder- und Hinterläufe.
“Ja, das ist meiner.“
Emy machte einen kleinen Hüpfer und rannte, so schnell ihre Beine sie trugen, zu Mustang. Mit dem nächsten Atemzug wandte ich mich an den Farmer.
“Denk dran Farmer. Keine faulen Tricks.”
Der Farmer beachtete mich kaum, da er sein Geld zählte. Es kam ein gemurmeltes, “Klar doch.”
Ich ließ ihn stehen und folgte Emy zu. Ich schaute nicht schlecht, als ich ah, das Emy schon auf dem Rücken des Pferdes saß. Das gefiel mir, sie hatte keine Angst. Sie war damals sehr tapfer gewesen. Also sattelte ich auf und zerbrach mir kurz den Kopf darüber wohin es jetzt gehen sollte. Mein Geld reichte nicht mehr aus, um über den Winter in Columbus bleiben zu können Ich fällte schnell die Entscheidung und es ging zurück zur Ranch.
Nach Vier Tagen waren wir dann endlich am Tor der Ranch. Ich stieg ab und ging auf die Tore zu, öffnete Sie ein Stück und Mustang ging hindurch. Ich verschloss Sie wieder und drehte mich zu den Beiden um.
“Bis zu den Häusern ist es nicht weit. Was meinst du, lassen wir Mustang seinen Willen? Sonst haben wir keine ruhige Minute mehr. Er will so schnell wie möglich nach Hause.”
"Darf ich den Rest weiter erzählen Bill?"
"Wenn du magst Emy. Natürlich."
Also. Bill wollte Mustang laufen lassen und ich hatte nichts dagegen ein zu wenden. Ich beugte mich nach vorne und dankte Mustang dafür das er mich mit genommen hatte. Ich stieg ab und Mustang zupfte an meinen Haaren.
“Du musst den Sattel aber mitnehmen. Der ist mir zu schwer.”
Ich grinste über das ganze Gesicht und Bill kniff ein Äuglein. Mustang wieherte. Er gab Mustang einen Klaps auf die hinter Backe und er preschte davon. Bill streckte seine Hand nach mir aus und ich nahm sie kopfnickend an. So gingen wir schweigend los und wir hatten mehr als die Hälfte des Weges hinter uns gebracht, als Christian, Daniel und Carl auf uns zu gestürmt kamen. Anders kann man es nicht beschreiben, denn Ihr Tempo glich einer Hetzjagd.
Bill stöhnte auf und ich schaute ihn fragend an.
“Sie denken mir wäre etwas passiert, da Mustang alleine aufgetaucht ist. Daran habe ich gar nicht gedacht.”
“Oh je.”
Die Gesichter der Dreien war dennoch zum brüllen komisch.
“Das glaube ich jetzt nicht!”
Christian schüttelte ungläubig den Kopf.
“Bill?”
Daniel konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken.
“Da reist Er ab um zu seiner M´um zu reiten und kommt Acht Tage später mit einer Frau zurück!”
Carl konnte es nicht fassen, denn er erkannte sofort wie alt ich erst sein musste. Bill hatte mich nicht schnell genug vor Carl seinen Augen verstecken können. Doch Bill war plötzlich nicht mehr zum lachen zumute. Er schaute den Dreien erschrocken und dann wütend in die Gesichter. Bill kochte nun so vor Wut, über diese absurde Unterstellung, er hätte sich ein Mädchen zu seiner Gespielin mitgebracht.
“Und jetzt haltet ihr drei mal die Klappe. Ihr denkt gerade wie unreife Raufbolde. Es ist nicht so wie ihr denkt!”
Er sprach mit so einer Ãœberzeugung seine Verachtung aus, dass erst alle Drei ihn verwundert anschauten.
Noch wenige Augenblicken, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, brach Carl in lachen aus, Christian war nun wütend, weil er die Meinung mit Carl teilte und die hatte man ihnen förmlich an sehen können. Beide hatten Bill kein Wort geglaubt. Nur Daniel sah da mehr. Ich, die hinter Bill zu Flucht gesucht hatte, verlor meine Geduld. Ich war auch richtig wütend. Diese Ungerechtigkeit schreit bis weit in den Himmel hinein. Nun trat ich vor den Drei Männern.
“Ihr solltet Euch schämen, so von Bill, euren Freund zu sprechen. Die guten Worte die er für Euch hatte scheinen überhaupt nicht zu zu treffen. Bill hat das nicht verdient. Er hat mich gerettet!”
Carl sein Lachen verstummte augenblicklich und alle Drei starrten mich an. Bill seine Wut steigerte sich noch und ich bemerkte es, denn er war kurz davor mir meine Hand zu zerquetschen. So gut vermochte ich ihn einzuschätzen. Ich schaute zu ihm hinauf und zupfte seine Hand nach unten. Er schaute zu mir hinab und bewunderte meinen Mut und meine Stärke und lockerte seinen Griff von ganz alleine, ohne das ich es ihm sagen musste. Ich lächelte ihn ermutigend an. Damit wollte ich ihm zu verstehen geben, dass er das richtige getan hatte. Doch in denselben Moment sah er auch meine Zweifel.
“Ich glaube ich weiß woran du gerade denkst und ich kann dir sagen das du auf dem Holzweg bist. Mach dir keine Sorgen.“
Bill hatte sich leicht zu mir herunter gelehnt und es mir zu geflüstert, denn diese Worte waren nur für mich bestimmt gewesen. Wir schenkten uns gegenseitig ein aufmunterndes und herzliches Lächeln. Christian, Daniel und Carl schauten Bill und mich sichtlich überrascht an, da sie keinerlei Ahnung hatten was zwischen uns beiden vor sich gehen war. Doch mein Mut sprach für sich und die Drei entspannten sich. Daniel reagierte als erster und stieg ab. Er kam auf mich zu und reichte mir seine Hand.
“Ich möchte mich in aller Form entschuldigen, für unser beschämendes Verhalten. Komm, steig auf mein Pferd und erzähl uns deine Geschichte.”
Ich sah schüchtern zu Bill, der wiederum grinste mich an und nickte mir zu.
“Hi, ich bin Emily und Sie müssen Daniel Green sein, ja?”
“Ich grüße dich auch Emily und du hast Recht, ich bin Daniel.”
“Ich danke Ihnen für das freundliche Angebot und möchte es gerne annehmen.”
“Dann komm.”
Verstohlen musterte ich die anderen Zwei von der Seite, doch keiner der beiden hatte sich auch nur einen Zentimeter bewegt. Daniel führte mich zu Remus. Er wollte mir gerade behilflich sein, da schwang ich mich schon in den Sattel. Daniel sah erstaunt zu mir auf.
“Hat Ihr Pferd auch einen Namen so wie Mustang einen hat, Sir?”
“Ja Emily. Dieser Bursche heißt Remus, aber bitte, nenne mich Daniel und lass das alberne Sir weg.”
Ich streichelte Remus seinen Hals.
“Hey Remus, ich hoffe es ist dir recht mich zu tragen?”
Als Antwort wieherte Remus und hob und senkte seinen Kopf.
“Ich danke dir.”
Christian, Daniel und auch Carl gafften, wie dumme Hühner. Bill räusperte sich.
“Ok, können wir dann jetzt los?”
Die Drei schauten verlegen zu Boden. Carl stieg von seinem Pferd ab um nicht respektlos mir gegenüber zu sein. Nur Christian stellte sich mal wieder quer. Er blieb wo er war. Fest in seinem Sattel. Dann setzten wir Fünf uns in Bewegung.
“Dann erzähl mal Emily! Aus welchem Dreck hat dich Bill denn gerettet oder wäre raus gezogen das bessere Wort? Wie scheinst du das wohl geschafft zu haben?”
Christians Stimme war durchtränkt von boshafter Verachtung.
„Christian!!!! Was sollte diese dämliche und boshafte Frage? Kaum bin ich weg und du vergisst deine Manieren?”
“Christian, das war definitiv, das gemeinste was ich je aus deinem Mund gehört habe. Welcher Teufel reitet dich gerade das du deine Zunge und deinen Verstand nicht im Zaum halten kannst?“
Nun schaltete sich auch Carl ein.
“Bill ein bisschen aufzuziehen ist die eine Sache, aber ein Mädchen zu beleidigen, ohne ihre Geschichte zu kennen, das ist sogar unter deiner Würde.”
“Hört auf! Christian, du wirst dich sofort bei Emily entschuldigen. So ein Benehmen dulde ich nicht!”
Daniel seine Worte waren Gesetz. Christian schaute trotzig zu mir herüber.
“Entschuldigung.”
Weder klang es aufrichtig noch sagte Christian es direkt in meine Richtung. Bill trat auf Christian, was ihn vor Schreck zurück zucken lies, denn Bill stand die blanke Wut ins Gesicht geschrieben.
“So einfach kommst Du mir nicht davon. Darüber reden wir noch einmal!”
Christian nickte und trabte ein Stückchen vorne weg. Man konnte ein leises Fluchen von ihm vernehmen, doch sprach er zu leise, sodass man ihn hätte verstehen können. Bill schaute hinauf zu mir. Mein Gesicht war sehr traurig. Er konnte in Ihm lesen, wie in einem offenen Buch. Ich war zutiefst verletzt. Es hatte mir sehr weh getan, dass sie mich ablehnten.
“Da nun alle ihre Manieren wieder gefunden haben, werden wir weiter gehen und sobald du magst Emily, kannst du uns deine Geschichte erzählen.”
Daniel schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, doch ich schaute ihn nicht an. Die einzige Antwort die er bekam war ein kurzes Nicken. Alle warteten auf eine weitere Reaktion, doch auch nach Fünf Minuten sagte ich kein einziges Wort. Bill war auf meine linke Seite gegangen und schaute immer wieder mit einem sehr besorgten Gesicht zu mir auf. Mein Blick blieb nach vorne gerichtet und ausdruckslos. Bill wandte seinen Blick wieder von mir ab und starrte zu Boden. Ich hatte ihn aus den Augenwinkel beobachtet und so sah ich auch das er seine Hände zu Fäusten ballte.
Carl und Daniel die nebeneinander her gegangen waren, kannten Bill lang genug, um zu wissen, was da in Bill gerade vor sich ging. Sie sahen sich wissend an. Daniel nickte Carl zu, daraufhin ließ sich Carl etwas nach hinten fallen und fädelte sich mit Gringo zwischen Christian und Bill wieder ein. Carl grinste, das weiß ich noch ganz genau, nur warum wusste ich damals noch nicht.“
„Emy hat mich Tage später gefragt und ich antwortete ihr. Ich sagte: ich hatte mich wie ein Stück Huhn zwischen zwei Brote gefühlt.“
Alle lachten und als mir das Sandwich ein fiel, lachte ich umso lauter mit. Als wir uns beruhigt hatten sprach Emy weiter.
„Bill bekam es mit, verdrehte seine Augen und dankte Carl trotzdem, dafür, dass Sie so Sorgsam sind, indem er ihm zu nickte. So gingen wir schweigend bis Christians halbfertiges Haus in Sicht kam. Bill war trotz allem stolz auf Christian. Es hatte in deinen Augen aufgeblitzt.“
Sie zwinkerte Bill, er lächelte Chris an und er lächelte zurück, nur das sein Lächeln seine Augen nicht erreichten. Das war mir schon vorhin aufgefallen, bei Carl seiner Geschichte über Bill und ihm selber. Da war ein Schmerz, den auch Emy in den Augen hatte. Ihre Vergangenheit war immer noch sehr stark präsent bei ihnen. Emy unterbrach meine Grübelei und begann erneut die Geschichte zu erzählen.
„Von außen war es fertig. Es schütze vor Wind und Wetter. Noch immer wurde kein Wort gesprochen. Wir mussten dann nach rechts, um das kleine Wäldchen herum gehen und dann sahen wir das Haupthaus und den Pferdestall unserer Tiere. Mustang ließ sich nicht in den Stall bringen. Racy konnte man vom weitem schimpfen hören. Sonst war niemand zu sehen. Mustang bemerkte die auf Sie zu kommende Gruppe und kam zu Bill zurück. Als Racy sah wohin Mustang davon ritt war sie los gerannt.
“Mom, Mary Lou!”
Sie schrie nach ihnen so laut wie sie nur konnte und rannte uns entgegen. Ihr Gesicht strahlte vor Glück als sie sah das Bill bei uns war. Und dann sah sie dass ein fremdes Mädchen auf Remus saß. Sie blieb stehen. Sie konnte nun alle Gesichter erkennen. Sie erzählte mir später das sie versucht hatte aus unseren Gesichtern schlau zu werden.
Dann rannte Racy wieder los, mitten hinein, in Bill seine ausgebreiteten Arme.
“Es tut mir so Leid dass ihr die falschen Schlüsse gezogen habt, als Mustang alleine zurückkehrte. Daran hatte ich nicht gedacht. Er war so unruhig, da wollte ich Ihn nicht länger warten lassen.”
“Ist schon gut. Du bist wieder da und gesund, nur das ist wichtig.“
Racy sah als erstes mich und dann Bill an. Ein kleines Kichern entschlüpfte ihr.
“Was ist so lustig Kleines?“
“Sei mir nicht böse. Du hast nicht oft die Ranch verlassen, aber wenn du es getan hast, bist du nie alleine wiedergekommen. Und jetzt auch nicht. Du solltest ein Mann Gottes werden. Du sammelst verlorene Schafe.”
Nachdem Sie das los war, ließ Sie Bill einfach stehen und kam zu mir. Ich hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und plötzlich stand sie vor mir und reichte mir ihre Hand.
“Ich glaube, ich wäre Bill sehr böse gewesen, wenn er noch einen Mann mit auf die Ranch gebracht hätte, doch er war klug genug und hat mir eine Schwester mitgebracht.”
Ich schaute Racy so erschrocken an, das alle lachen mussten, außer Christian. Er sah Racy verständnislos an. Als ich endlich verstand was genau Racy mit den Worten sagen wollte, stahl sich aus meinem linken Auge eine kleine Träne.
“Ich heiße Racy, aber sage bitte nur Racy. Mein Name wird nur voll ausgesprochen, wenn ich Mist gebaut habe. Ich freue mich wirklich dass du da bist. Jetzt habe ich endlich eine kleine Schwester, wenn du magst. Moment, wie alt bist Du denn und wie heißt Du?”
Ich konnte erkennen dass es Racy ernst war, mit dem was sie sagte. Das brachte mich aus der Fassung. Ein wild fremdes Mädchen nannte mich ihre Schwester und war glücklich darüber das ich da war. Ich konnte es einfach nicht verstehen, doch machten mich ihre Worte sehr glücklich und ich weinte drauf los. Es schüttelte mich, ich sah sie an und im nächsten Moment stürzte ich mich in ihren Armen. Racy verlor das Gleichgewicht und landete mit mir auf ihren Po.“
Als die anderen sich die Erinnerung in den Kopf zurück riefen und ich mir das Bildlich vorstellte, brachen wir alle in Lachen aus. Mir liefen die Tränen aus den Augen, da meine Vorstellung, von Racy ihrem Gesichtsausdruck, zu komisch war.
Emy war die erste die sich wieder fasste.
“Hab ich etwas falsches gesagt?”
“Nein, das glaube ich nicht.”
Bill standen die Tränen in den Augen, so wie jetzt auch, nur nicht vor Belustigung, sondern vor Rührung und er hatte sich neben Racy hin gehockt. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und streichelte meine Haare.
“Es ist alles gut Emily. Mach dir bitte keine Sorgen. Jetzt bist Du zu Hause.”
“Ihr Name ist Emily?”
“Ja.”
“Wenn ich darf Emily, nenne ich dich Emy. Ich mag keine langen Namen. Christian ist Chris und Matthew ist Matti. Leider beharrt Mary Lou auf ihren vollen Namen.”
Mein Tränenstrom wollte nicht enden. Mein Körper wurde immer wieder durchgeschüttelt.
“Bill, nimm Emy auf dem Arm. Racy muss langsam aufstehen. Der Boden ist zu kalt.”
Daniel übernahm Racy ihren Kosename für mich. Ich hörte dann Bill reden.
“Ich glaube jetzt macht Mustang keine Probleme mehr, richtig mein Junge?”
Er wieherte zur Bestätigung.
“Wehe dir nicht Mustang.”
Racy nahm ihre Arme von mir und Bill nahm mich behutsam auf seine Arme und drückte mich fest an seinem Körper. Dann waren wir Richtung Haupthaus, gegangen, wo Elisabeth und Mary Lou auf uns warteten. Sie nahmen mich genauso herzlich auf wie Racy es getan hatte. Und so blieb ich."
"Das wir auch niemals bereut haben."
Nun war die Traurigkeit aus Chris seinen Augen verschwunden und er strahlte Emy glücklich an. Ein wunderbares Gefühl durch flutete mich, weil ich die Zuneigung und Liebe in ihren Blicken sah und ich fragte mich gleichzeitig wie Carl, Mary Lou und Matthew ihre Geschichte war. Ich konnte meine Neugierde nicht bremsen und so richtete sich meine Frage an Carl.
"Darf ich fragen wie ihr die Ranch gefunden habt?"
Es war still geworden, bedrückend still. Matthew schaute mich böse an.
"Das geht dich nichts an!"
Mir fiel auf das er mich mit Du angesprochen hatte.
"Sei nicht so unhöflich Matti! Es liegt doch wohl nahe, wenn wir die Geschichten von unseren Reise hier hin erzählen, das Ethan auch an die eure interessiert ist."
"Bill hat Recht Matthew. Zügel dich und denk an dein Benehmen."
Carl wiss Matthew in seine Schranken. Chris bot sich an die Geschichte der Ryders zu erzählen und Carl nickte als Zustimmung.
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"Matthew war Zwei Jahre und ihr Baby Mathilda Sechs Monate. Sie hatten es mit letzter Kraft nach Torrington geschafft. Ein Schneesturm war auf gezogen und dadurch wurden sie gezwungen in Torrington zu bleiben. Sie waren in einer schrecklichen Verfassung und ihre Situation war lebensbedrohlich. In ganz Torrington gab es nicht ein freies Zimmer und nicht genügend Vorräte die die Händler her geben wollten.
Sie mussten in ihrer Not im Planwagen schlafen. Carl probierte immer wieder ein Zimmer zu bekommen, doch vergeblich. Er legte seine Hoffnung darin das wenn der Schneesturm erst einmal vorüber gezogen war, einige Menschen weiter ziehen würden. Also ging er nach zwei schrecklichen langen Tagen, erneut in die Stadt und fragte überall herum.
Das Glück schien nicht auf seiner Seite zu sein. Das Unglück nahm seinen Lauf, denn ihr Baby wurde krank. Es bekam Fieber. Carl suchte den Doc auf, doch konnte er nicht viel tun. Als der sechste Tag begann waren die Ryders der Verzweiflung nahe.
Carl war wieder in der Stadt und wieder hörte er nur ablehnende Worte. Aus purer Verzweiflung ging er in den Saloon und nahm einen Drink. Und noch einen, und noch einen, bis er betrunken war. Eine Stunde später betrat ein Ranger den Saloon.
"Hi, Daniel. Na lässt du dich auch mal wieder in der Stadt blicken?"
"Cliff, warum auch nicht. Wie ich sehe lebst du immer noch."
"Der Cowboy muss erst noch geboren werden der mich unter die Erde bringt. Erst muss ich euch Gesindel noch das Geld aus der Tasche ziehen."
"Hast dich nicht verändert Cliff. Immer einen lockeren Spruch auf Lager. Ist dein Gedächtnis genauso gut wie dein Mundwerk?"
"Einen Scotch. Kommt sofort."
"Danke."
Daniel drehte den Tresen den Rücken zu und schaute sich im Saloon um, während er auf seinen Drink wartete. Er kannte soweit alle Gesichter. Auch den Mann der den Tisch zum schlafen benutzte?
Daniel hörte wie Cliff das Glas auf den Tresen abstellte und drehte sich halb um.
"Sag mal Cliff, wer ist der Cowboy da am Tisch?"
"Welcher Cowboy?"
"Der, der da am schlafen ist?"
"Ah, Der. Der ist neu hier. Ist mit seiner Familie hier gelandet. Fragt ständig nach einem Zimmer. Die hausen in ihrem Planwagen, bei Joe am Stall."
"Schlechtes Wetter um im Planwagen zu leben."
"Wenn sagst du das. Ich habe von Miss Vivien gehört, dass das Baby Fieber bekommen hat. Wehe denen die haben irgend eine Krankheit mit gebracht."
"Glaube mir, wenn es so wäre hättest du sie doch schon längst."
Darüber musste Cliff laut Lachen. Die Beiden mochten sich schon immer und respektierten sich. Niemand nahm den anderen die Anspielungen krumm.
"Und du sagst niemand kann sie aufnehmen?"
"Ja."
"Was ist mit dem Pfarrer Crowford?"
"Der sagt, die Kirche ist voll und auf eine Seuche legt er auch keinen Wert."
"Mmmh."
"Cliff, ich habe Durst!"
"Komme ja schon. Man sieht sich Daniel."
"Man sieht sich Cliff."
Cliff wurde weg gerufen und Daniel beobachtete den Fremden. Nach seinem Haar zu beurteilen hatte er noch kein hohes Alter erreicht. Er überlegte hin und her, ob sein Plan eine gute Idee wäre, doch nun kannte er einmal sein Schicksal und das ließ ihn nicht mehr los.
Er legte zwei Münzen auf den Tresen und ging zum Tisch an dem der Fremde schlief. Er rüttelte den Mann mehrfach an der Schulter. Der aber schlief tief und fest.
-Dann halt anders.-
Hatte Daniel gedacht.
Er packte sich den Mann und warf ihn über seine Schulter. Die Saloongäste sahen dem Schauspiel zu und gingen hinter Daniel her, als er mit dem Mann den Saloon verließ. Er hörte das Gemurmel, aber es interessierte ihn nicht. Die Treppen waren zum Glück gefegt, so das sie frei von Eis und Schnee waren. Es fehlte ihm noch das er ausgerutscht wäre und sich zum Gespött machte. Er setzte den Fremden auf die Treppe, nahm sich eine Handvoll Schnee und rieb es ihm durch sein Gesicht. Der Mann wurde prustend und fluchend wach und wollte auf die Füße kommen. Sein benebelter Kopf war dagegen ein Hindernis und seine Beine wollten nicht und gaben nach. Daniel fing ihn leise fluchend auf.
Cliff stand nun auch am Eingang.
"Daniel, was treibst du denn da?"
"Ich erledige die Aufgabe von Pfarrer Crowford und rette dem armen Teufel hier seine Seele."
Alle versammelten brachen in Gelächter aus und zogen sich in den Saloon zurück.
"Ich hoffe für dich du weist was du da tust."
"Ich werde es erleben Cliff."
Cliff ging schlürfend in seinen Saloon zurück. Daniel hörte nur noch das Klavier.
Er schleifte den Mann zu seinem Pferd und hievte in auf dessen Rücken.
"Bringen wir dich zu deinem Weib."
Daniel setzte sich in Bewegung. Er kam nur langsam durch den Schnee.
"Dieses Wetter ist nicht für die Füße geeignet."
Er ging in Richtung der Ställe und als er ankam ging er rechts um sie herum. Noch ein ganzes Stück hinter den Ställen stand der Planwagen, ohne Schutz. Dem Wind und Wetter ausgesetzt. Sein Pferd wieherte und kündigte sie frühzeitig an. Die Plane des Wagens wurde ein Stückchen angehoben und ein Kopf schaute heraus.
" Das wird wohl seine Frau sein. "
Das war Daniel seine Vermutung gewesen.
Der Kopf zuckte zurück und die Plane öffnete sich. Mit flinker Bewegung kletterte die Frau herunter und kam angerannt.
"Mein Gott Carl. Was ist passiert?"
"Guten Tag M´am. Mein Name ist Daniel Green und ihren Mann, Carl? habe ich im Saloon vor gefunden."
Die Frau sah Daniel erschrocken an.
"Aber er trinkt doch keinen Schnaps. Wie konnte er nur."
"Nun ja M´am. Er wollte wohl seine Sorgen ertränken."
Daniel war nun verlegen. Das schienen anständige Menschen zu sein, wenn der Mann der Carl hieß nie Alkohol trank. Die Frau schaute zwischen ihren Mann und Daniel hin und her, bis sie plötzlich Daniel erschrocken anschaute.
"Ähm, danke Sir...Das sie ihn nach Hause gebracht haben. Was schulde ich ihnen, Mister...?"
"Daniel Green M´am. Sie schulden mir gar nichts. Und Cliff, der Saloonbesitzer hat nichts von einer offenen Rechnung gesagt."
"Nun ja....Dann haben sie vielen Dank Mister Green."
"Oh bitte M´am. Keinen Dank."
Es entstand ein unangenehmes Schweigen und Daniel ahnte das es der Frau peinlich war , das es ihr nicht gelingen wwürde ihren betrunkenen Mann in den Planwagen zu tragen.
"M´am, wenn sie möchten helfe ich ihnen gerne ihren Mann in den Planwagen zu heben."
Die Frau schaute verlegen zu Boden.
"Bitte sagen sie Mary Lou. Ich bin Mary Lou Ryder und das ist mein Mann Carl Ryder. Und ja, sie wären eine große Hilfe."
"Gerne M´am, ähm, Mary Lou."
Zusammen gingen sie zurück zum Planwagen. Mary Lou öffnete die Klappe und ließ sie herunter. Daniel brachte sein Pferd seitlich vor dem Wagen zum stehen. Er hievte sich den Mann wieder auf die Schulter und ließ ihn rückwärts in den Wagen plumpsen Mary Lou zog an den Schultern ihres Mannes damit die Beine die Klappe nicht behinderten. Daniel schaute ihr zu und bemerkte den kleinen Jungen der sich hinter einer Kiste versuchte zu verstecken. Im selben Moment hörte er ein Baby wimmern. Mary Lou eilte zum Baby und drückte es an sich.
"Wie sie sehen haben wir zwei Kinder. Der Junge da heißt Matthew und unser Baby Mathilda. Sie hat seit zwei Tagen Fieber."
Sie schaute Daniel schnell ins Gesicht. Sie war sehr ängstlich.
"Sie ist aber bestimmt nicht anstrengend."
Beeilte sie sich schnell zu sagen.
"Das glaube ich auch nicht Mary Lou. Deswegen habe ich ihnen ihren Mann gebracht. Ich habe erfahren in welch einer Situation sie stecken. Das es kein freies Zimmer gibt. Ich wollte ihnen anbieten mich auf meine Ranch zu begleiten. Wir haben genug Gästezimmer. So werden sie kaum den Winter über leben."
Mary Lou sah Daniel überrascht und schüttelte ihren Kopf. Entweder hat sie nicht verstanden was er gesagt hatte oder sie konnte es nicht glauben. Daniel sah Matthew an und danach das Baby auf ihren Armen.
"Mary Lou, ich bitte sie, denken sie an ihr Baby. Es muss aus der Kälte raus."
Ihr liefen die Tränen über die Wangen. Sie konnte nur Nicken.
Jetzt überlegte er wie er sie am schnellsten zur Ranch brachte.
"Hören sie zu Mary Lou. Ich werde mein Pferd an ihren Wagen festbinden und den Wagen steuern und sie kümmern sich um ihre Familie. Haben sie mich verstanden?"
"Ja."
Man konnte sie kaum verstehen. Daniel wollte keine Zeit mehr verlieren. Schnell hatte er sein Pferd am Wagen angebunden, da eilte er zu den Ställen und hämmerte gegen Joe seine Tür. Der aber öffnete nicht die Tür. Er sprach durch die Türe.
"Wer ist da?"
"Hier ist Daniel Joe. Mach auf."
Die Türe wurde geöffnet.
"Daniel? Was machst du denn in der Stadt?"
"Hi Joe. Hör mal. Ich habe wirklich keine Zeit. Du beherbergst die Pferde dieser Leute dort, oder?"
"Ja. Die sind bei mir im Stall. Wieso fragst du?"
"Ich nehme die Familie mit auf meine Ranch. Hier können sie nicht bleiben. Ihr Baby ist krank und wird vermutlich sterben. So wie alle von ihnen, wenn sie nicht bald in ein Haus geschafft werden. Zeig mir ihre Pferde und sag mir was sie dir schulden."
"Bist du verrückt geworden?"
Doch Joe sah an Daniels Gesicht das ihm nicht zum spaßen war.
"Ok Ok. Wie du willst. Ist dein Haus und dein Geld. Sie schulden mir sechs Tage."
Daniel kramte ein paar Münzen hervor und gab sie Joe.
"Und jetzt komm, bring mich zu den Pferden."
Joe ging voraus zu den Toren und öffnete sie. Daniel folgte ihm zu den zwei Boxen in dem die Tiere standen. Es sah die leeren Eimer und dir Troge waren auch leer. Staubtrocken.
"Wann hattest du vor den Tieren neues Wasser und Futter zu geben?"
"Ja, das hatte ich gerade vor."
Daniel schaute Joe mit starrem und ernsten Blick ins Gesicht.
"Das kannst du deiner M´um erzählen. Dein Versäumnis kannst du wieder gut machen. Du hilfst mir die Pferde vor den Wagen zu spannen."
Joe wollte sich schon weigern und öffnete den Mund, doch Daniels Gesichtsausdruck ließ ihn stumm bleiben und so spannten sie zusammen die Tiere vor dem Wagen. Mary Lou und Matthew hatten still schweigend zu geschaut. Daniel kletterte auf dem Bock und ließ die Zunge schnalzen. Sofort setzten sich die Pferde in Bewegung. Mit den Zügeln lenkte er die Pferde in die richtige Richtung. Die Fahrt dauerte für Daniels Geschmack eine halbe Ewigkeit. Sie passierten die Tore der White Horse Ranch und waren eine halbe Stunde später am Haupthaus angekommen. Little Sue war die erste die aus dem Haus kam. Als sie Daniel auf dem Bock erkannte rannte sie zurück ins Haus und Sekunden später kamen Elisabeth, Little Sue und Keith herbei geeilt.
Daniel lenkte den Wagen seitlich zur Tür.
"Daniel, wo hast du den Wagen her?"
"Eli, Schatz, ich erkläre dir alles später, doch jetzt müssen wir uns beeilen. Little Sue, du richtest zwei Gästezimmer her und heize ordentlich die Zimmer, bring auch frisches Wasser hinauf. Eli, du holst das Fiebermittel, Keith, du kommst mit mir.
Es wurden keine Fragen gestellt. Keith ging mit Daniel zur Rückseite des Wagens. Er kletterte auf den Wagen und hob die Plane weg. Daniel öffnete die Klappe.
"Mary Lou. Kommen sie. Das ist Keith. Er wird ihnen beim aussteigen behilflich sein."
EagleWriter Geschafft^^ und gleich weiter mit Teil 9 |
EagleWriter Auf gehts zu Kapitel 8. Bin gespannt lg E:W |