Beschreibung
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist Rays Motto. Sein verbrecherischer Geschäftsführer war da wohl anderer Meinung! Also muss Ray nun bei der jungen Frau, die sich selber als Zirkusprinzesssin bezeichnet,zu Kreuze kriechen. Kann er vielleicht auch wieder gut machen, was ihr angetan wurde? Oder hatte sie eigentlich von vornherein nie die Absicht, seßhaft zu werden?!
Am späten Nachmittag stand Cassie vor den Flügeltüren des Restaurants, das nicht mehr ganz ihres war, aber irgendwie auch wieder doch  --  ein seltsames Gefühl. Hinter ihr standen ein paar Leute, die beim Aufräumen und Putzen helfen sollten. Beim Öffnen der Türen kam ihnen ein Schwall abgestandene Luft entgegen, es war gut, dass hier endlich etwas passierte.
Nachdenklich sah die neue Geschäftsführerin sich um. Ray hatte ihr freie Hand gelassen und sie überlegte, ob dem Lokal eine gründliche Renovierung nicht doch gut tun würde. Das war bei ihrem Versuch erst mal auf der Strecke geblieben, da der Zustand der Räume ihren Bedürfnissen vorerst gereicht hatte.
Nun aber war Ray der neue Besitzer und auch, wenn das Sandcastle eine etwas andere Klientel als das Sunset anlocken sollte, würde man die Qualität der Einrichtungen kritisch miteinander vergleichen. Allerdings war es schon Herbst, wenn man überhaupt schon in diesem Jahr noch ein paar Kunden locken wollte, war eigentlich keine Zeit für eine Schließung zwecks Renovierungsarbeiten. Umbau und gleichzeitiger Betrieb vielleicht?
Cassie schüttelte den Kopf. Nein, das waren Dinge, die sie unbedingt noch mit dem neuen Besitzer klären musste und dies so schnell wie möglich! Also mit Rayleigh Gotha Lornton III., der für sie schon länger einfach nur Ray war. Ray.... Verflixt, warum hatte sie eigentlich zugestimmt?
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Eigentlich hatte sie sich doch schon so heroisch losgesagt... Aber die Aussicht, ihren ursprünglichen Traum wenigstens indirekt doch noch zu verwirklichen, war zu verlockend gewesen!
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Außerdem hatte Ray sich gar nicht mehr in eine bestimmte Richtung geäußert. Vielleicht war ja auch er zur Vernunft gekommen und nur noch an einer geschäftlichen Zusammenarbeit interessiert! Das wäre natürlich das Beste.
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Sie gab dem Putzteam noch ein paar Anweisungen, dann zog sie sich rasch einen ihrer Hosenanzüge an, denn sie wollte gleich an diesem Abend einiges mit Ray besprechen.
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So langsam erlangte Cassie ihre innere Haltung wieder zurück.
Wo war denn bloß ihre emanzipierte Seite gewesen in der letzten Zeit? Es war doch eigentlich nicht ihre Art, sich wimmernd wegen eines Jungen in eine Zimmerecke zu verkriechen.
~Klar, weil eure Manege keine Ecken hat!~, munkelte jemand in ihrem Kopf, doch sie warf ihn hinaus.
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Das Sunset war gut gefüllt, aber der Teil vom Personal, der sie noch nicht getroffen hatte, nahm sich trotzdem die Zeit, Cassie einer nach dem anderen kurz und freudig zu begrüßen. Dann ging sie zielstrebig Richtung Rays Büro, fest entschlossen, keine großen Gefühle mehr zu zu lassen. Gleichzeitig hoffte sie, dass dieser Vorsatz auch noch halten würde, sobald sie Ray von Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen würde!
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Doch dazu kam es vorerst gar nicht.
Kurz vor der Bürotür, die etwas offen stand, hörte sie laute Stimmen, darunter auch Rays. Also hatte er wohl gerade eine Besprechung, deswegen hatte sich Cassie schon weggedreht, als sie plötzlich stutzte. Sie hatte ihren Namen gehört, aber in welchem Tonfall!
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Sie zögerte kurz, denn sie wollte keine Lauscherin sein. Doch was da an ihr Ohr drang, war einfach zu fesselnd!
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„Also noch mal, du hast was getan? Nicht nur, dass du diese Klitsche nebenan gekauft hast, du hast sie auch noch dieser Zigeunerin übereignet?!?”, drang eine schrille Frauenstimme nach außen.
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„Mutter”, hörte sie dann Ray mit einem durchaus amüsierten Unterton sagen, „jetzt wirst aber mal zur Abwechslung du ausfällig! Miss Zanzini kommt aus einem Wanderzirkus. Und selbst wenn, was wäre daran so schlimm? Jedenfalls habe ich sie als Geschäftsführerin engagiert, sonst nichts...”
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„Sonst nichts, jaja... Ich denke, wenn wir dir einen Assistenten aussuchen, der sich in unseren Kreisen auskennt, dann wird auch dein anderer kleiner Laden sicher auch gut laufen.”
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Ray schien nun hin und her zu gehen. „Also wirklich, warum sollte ich meine beste Mitarbeiterin auswechseln? Du hast sie noch nicht erlebt, Mutter, ihr kann so schnell keiner das Wasser reichen.”
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„Ja, das hört man oft, dass Leute aus diesen Kreisen eine gewisse Raffinesse besitzen. Dennoch ist es doch so, dass die grundlegende Erziehung von Kindesbeinen an durch keinen Kurs der Welt ersetzt werden kann.”
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„Mutter!”, rief Ray jetzt ehrlich entsetzt aus. „Du solltest mit deinen Vorurteilen vorsichtiger sein. Cassiopeia ist nämlich nicht nur der beste Maître, den man sich denken kann, sondern auch eine ideale Geschäftsführerin. Ihre Ausbildung ist hervorragend, daran dürftest selbst du nichts aus zu setzen haben!”
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„Ja, wir haben schon gehört, dass sie in Harvard war. Und dort gekellnert hat...”
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„Ja und?”
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„Und wir haben noch andere Dinge gehört...”
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„Aha?!”
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„Nun ja, Kendra hat mir da so etwas erzählt... Ãœber dich und diese Frau...“
Spätestens jetzt konnte sich Cassie nicht mehr vom Fleck rühren. Auch Rays Stimme klang alarmiert, als er nachsetzte „Was soll denn das bitte heißen? Was hat diese kleine … Was hat Kendra erzählt?!“