Gedichte
Und ginge es um Leben und Tod

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"Und ginge es um Leben und Tod"
Veröffentlicht am 17. Juli 2012, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: farconville / FreeDigitalPhotos.net
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Und ginge es um Leben und Tod

Und ginge es um Leben und Tod

Einleitung

Über den Dünkel im Dienst. Sag zum Service leise Abschied. Muß mir mal Luft verschaffen.

Ein neues Programm, schickes Grafikdesign.
Der Kunde: „Wo geb ich mein Kennwort jetzt ein?“
Entwickler: „Na weiß man doch, Alt, Shift, F10,
plus Mausklick, dann freundlich den Scanner ansehn.
So macht das heut jeder, der was auf sich hält, so loggt man sich ein in Geräte von Welt. Das ist allerneueste Technologie!
Der dämliche Kunde rafft sowas doch nie.“

 

Visite im Krankenhaus. Voll ist der Raum.
Das Bein ist kurz wichtig, der Mensch drüber kaum.
Sie murmeln Latein, nennen Studien aus Dings.
Der schwache Patient flüstert „Rechts, rechts, nicht links!“
Auch hätte er gerne ganz kurz nur gefragt, wie lange die Nadel im Hals ihn noch plagt. Doch weg sind sie, geben ihm die Therapie
vom feinsten. Der blöde Patient rafft das nie.

 

Routineverhandlung, Familiengericht.
Mit Bürgern spricht man als Jurist eher nicht.
Der Richter, die Anwälte reden im

Code,
als wäre die Kundschaft hier längst mausetot.
Die sollte wohl wissen, was grad vor sich geht;
ihr Leben, ihr Geld stehn doch auf dem Tapet.
Doch wirft man sich Scherze zu voll Ironie:
Die blöden Mandanten hier raffen das nie.

 

Wir alle sind Dienstleister, leben vom Geld
der Kundschaft, egal, ob uns das nun gefällt.
Das Geld heißt mal Steuer, Gebühr, Honorar,
mal Kassenbeitrag. Aber immer ist klar:
Nicht die sind für uns da, nein nein, umgekehrt.
Die Einsicht bleibt vielen nur leider verwehrt.
Sie halten sich selbst für ein Supergenie.
So gern es mir leid tut: Die raffen das nie.

 

Was ist, steckt der Kunde mal ernsthaft in Not?
Was ist beim Verdacht, er schlug jemanden tot?
Wenn eure Scheiß-Software Raketen zündet?
Wenn erst die Sektion meine Krankheit findet,
die Statik des Neubaus ganz umwerfend ist,
der Kasten von euch falsche Giftwerte

mißt?
Na was schon, ich brauche nicht viel Phantasie:
Ihr habt euern Stil, und den ändert ihr nie.






© 2012 Brubeckfan

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Hörbuch

Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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FLEURdelaCOEUR 
Das ist auch heute noch voll aktuell - leider!
Aber du glaubst doch, dass du dich beruflich immer voll einsetzt?
Ich glaube das von mir auch, bin überzeugt davon! (Früher natürlich, bin ja längst im Ruhestand ...)
Aber da sind wir schon mal zwei, mit vollem Einsatz. Und bestimmt nicht die einzigen ;-))

Zuversichtliche Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Na jedenfalls behandle ich niemanden von oben herab, wie die "Eliten" in den skizzierten Erlebnissen ihre Kundschaft.
Und wie das so ist, ein Blasierter schädigt gleich das Ansehen der ganzen Innung.
Wie hieß das mal so schön: "Empört Euch!". Tja ...

Vielen Dank für alles!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ja so sind wir.. Überzeugt davon nur das Beste zu bekommen für unser Geld, wird man letztlich doch betrogen.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Hallo Harry,
derlei "Elitäre" gibts in allen Sparten. Wir können nur mißtrauisch sein, eigenes Denken nicht abstellen und uns wenigstens hin und wieder wehren. (Was bei einer Dienstbeschwerde gegen einen Richter z.B. höchst schwierig ist.)
Gruß & Dank!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE 
Hallo Gerd,
das sind Worte, denen ich gern zustimme. Toll geschrieben.
Lieben Sonntagsgruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Vielen Dank, liebe Gerlinde.
Du also auch ...
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Traurig, aber wahr -
Zitat: (Original von MarionG am 07.08.2012 - 06:53 Uhr) Toll geschrieben.
Liebe Grüße
Marion

Dankeschön, Marion.
Kopf hoch, Faust raus, ...

Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Traurig, aber wahr - Toll geschrieben.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Es ist so traurig - Liebe Simone,

ja warum lassen wir das zu? Die einen sind zu bequem oder sahen zu viele TV-Serien. Andere sind zu krank und schwach und daher ausgeliefert. Und ausgeliefert sind wir aber denen alle meist, was hab ich vom rhetorischen Sieg, wenn der Typ daraufhin seinen Ermessensspielraum nach unten ausnutzt. Also schöön weiblich-diplomatisch bleiben...

Und die alten Zeiten, das frag ich mich auch manchmal. Ob wir da nicht idealisieren, ob nicht immer schon mit höherem Einkommen sich die Sicht auf Mitmenschen änderte.
Übrigens besteht meine Firma noch immer hauptsächlich aus beigetretenen Bürgern, und das Klima ist noch immer sehr "östlich". Ja!
Übrigens kenn ich auch Ärzte, die 48 Stunden am Tisch standen und danach immer noch Zeit und freundliche Worte für mich hatten.
Hier gings mir eben um die Versauer der Innungen.

Danke fürs Gedicht!

Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Re: Tja, Gerd, ... -
Zitat: (Original von pekaberlin am 21.07.2012 - 18:18 Uhr) ... aber wir wollen doch beschissen werden.
Jeder kennt doch einen genialen Arzt, Anwalt oder IT-Fachmann! Und wenn du fragst, warum er (sie) das meint, kommt die Antwort: Der versteht mich eben!
Du hast Recht, besser wir verstünden, was sie tun!
Liebe Grüße Peter

Nö, will ich nicht.
Nö, kenn ich nicht.
Ich möchte vom Experten kein Schnellstudium, aber die Lage und möglichen Alternativen soll er mir erklären. Was einer versteht, kann er auch in Umgangssprache formulieren. Und er soll mich behandeln, als sei ich ein Mensch.
So anspruchsvoll bin ich eben.

Tschüs,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
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