Kurzgeschichte
Tut sie es oder nicht?

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"Tut sie es oder nicht?"
Veröffentlicht am 14. Juli 2012, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Autorenhomepage: www.kleiner-falke.de
Tut sie es oder nicht?

Tut sie es oder nicht?

 

Da stand sie nun, wie schon so oft. Ganz oben. Sie war wieder einmal an ihrem Ziel angekommen. Wieder pochte ihr Herz bis zum Hals. Sie spürte wie in ihr das Adrenalin in ihr hochstieg. Dieses Gefühl kannte sie gut. Doch dieses Mal wollte sie nicht wieder umkehren und hinabsteigen. Sie wollte es tun. Ganz fest hatte sie es sich für diesen Tag vorgenommen.

Was hatte sie in ihrem jungen Leben schon groß vorzuweisen? Nichts. Sie war ein Feigling. Genau so sahen sie die Anderen. Und sie wollte ihnen endlich das Gegenteil beweisen.

Es war heiß. Die Sonne brannte auf ihre Haut. Mittlerweile stand sie schon einige Minuten nur so da. Hin und wieder tippelte sie zum Abgrund uns sah hinunter.

Er war so verdammt hoch. Es überfielen sie ihre üblichen Zweifel. Doch was wäre es für eine Schande, wenn sie die Treppe wieder herunter klettern würde. Jeder würde sie auslachen, wie immer.

Unten standen die Anderen. Sie riefen ihren Namen und feuerten sie an. Ihre Knie zitterten. Dann drehte sie sich um. Die Menschenmenge hinter wurde immer größer. Genervt bedrängten sie sie.

Wie sehr hätte sie sich in diesem Moment gewünscht, dass auch nur einer unter ihnen gewesen wäre, der sie davon abhielt. Der einfach nur sagte: „Komm, geh wieder runter. Es ist doch nichts dabei“. Stattdessen bedrängten sie sie. „Los jetzt, mach schon, spring endlich!“

„Nein, dieses Mal nicht“, sagte sie leise zu sich. Sie blickte nur noch einmal hinunter. Schließlich ging sie einige Schritte zurück. Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. Letztendlich nahm sie Anlauf. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

Dann spürte sie den freien Fall. Sie tat es, endlich. Sie fühlte dieses Kribbeln im Bauch. Dieses unglaubliche Kribbeln. Als war wie Achterbahnfahren, nur irgendwie anders, freier.

Doch plötzlich war alles vorbei. Es war vollbracht.

Die meisten Leute würdigten dieses Geschehen keines Blickes. Sie wussten nicht, was dort eben passiert war. Andere wiederum jubelten und applaudierten.

Mit einem Mal tauchte sie wieder auf. Das Wasser tropfte in ihre Augen. Sie fühlte sich erleichtert, fast schon erlöst. Dann sah sie nach oben. Dort standen einige an dem Rand, an dem sie gerade stand und blickten teilnahmslos hinunter.

Sie aber war unendlich stolz auf sich. Endlich hat sie es getan. Endlich war sie kein Feigling mehr, denn sie hat sich getraut von diesem bedrohlichen Zehn-Meter-Brett zu springen.

 

 

  

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MarieLue Gut beschrieben ... - ... was alles so im Kopf herumschwirrt, wenn man sich überwinden möchte. Hat mir gefallen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
rumpi und - nun kann sie stolz auf sich sein. tapferes mädchen.

glg,karsten
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: - Vielen Dank. Das ist es doch was das Leben ausmacht.
LG kleines Falke
Zitat: (Original von minimaus21 am 16.07.2012 - 13:53 Uhr) Ich finde die Kurzgeschichte gelungen, das ist genau mein Geschmack! Real, und genau so ging es mir auch schon mal. Man kann sich gut in die Person einfühlen.

Vor langer Zeit - Antworten
minimaus21 Ich finde die Kurzgeschichte gelungen, das ist genau mein Geschmack! Real, und genau so ging es mir auch schon mal. Man kann sich gut in die Person einfühlen.
Vor langer Zeit - Antworten
KleinerFalke Re: Sichtweisen -
Zitat: (Original von Oskar am 15.07.2012 - 00:04 Uhr) So ist es eben im Leben, das was für den einen der mutigste Schritt seines
bisherigen Lebens ist, versinkt in alltäglichkeit für Andere die diesen Schritt schon zuvor wagten. Doch der persönliche Tiumpf über seine Ängste wir immer bleiben. Gut getroffen.

Olaf

So ist es wohl. Den inneren Schweinehund zu überwinden ist nicht immer leicht. Wohl dem, der den Mut dazu hat.

Vielen Dank.

LG
Melanie
Vor langer Zeit - Antworten
Oskar Sichtweisen - So ist es eben im Leben, das was für den einen der mutigste Schritt seines
bisherigen Lebens ist, versinkt in alltäglichkeit für Andere die diesen Schritt schon zuvor wagten. Doch der persönliche Tiumpf über seine Ängste wir immer bleiben. Gut getroffen.

Olaf
Vor langer Zeit - Antworten
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