Beschreibung
Ich bin eigentlich ganz normal aufgewachsen, nette Eltern, nette Schwester, normale Geldverhältnisse, Schulzeit war ok, Lehre gemacht, normal gute Intelligenz, etwas mangelndes Selbstbewußtsein - aber ok - damit konnte ich gut leben. Geändert hat sich alles, als ich meinen Mann kennenlernte.
Das Kennenlernen
Ja das Kennenlernen - manchmal denke ich "will ich mich da überhaupt dran erinnern", aber ok - es ist passiert und hat alles in meinem Leben verändert. Ich weiss noch, ich war 26 Jahre alt, arbeitete in Köln in einer Unternehmensberatung und hatte seit 4 Monate in meiner Lieblingsstadt in der ich wie schon erwähnt auch arbeitete auch eine wunderschöne kleine Wohnung gefunden. Direkt in der Nähe des Kölner Zoos, ich liebte die Atmosphäre. Aber ich möchte mal gar nicht abschweifen. Obwohl wenn ich an diese wunderschöne Stadt denken passiert mir das schon mal desöfteren.
Auf jeden Fall war der Schicksalstag der 30 Dezember 1993. Ich sas in meiner schönen, kleinen gemütlichen Wohnung und schaute Fern, als ein guter Freund vorbeischaute und mich zu einem Discobesuch überredete. Warum auch nicht, ich war jung, hatte keinen Freund, wollte Spaß. Wir zogen also los in eine nette In-Disco. Es war ein netter Abend. Ein wenig wurde getanzt, Cola getrunken - weil Alkohol hasste ich und tue es heute noch um so mehr. Irgendwann so gegen 2.00 Uhr forderte mich ein Freund von meinem Bekannten zum Tanzen auf. Er war lustig, charmant, nicht unbedingt mein Typ aber darauf kommt es ja nicht immer an. Wir lachten, tanzten, unterhielten uns. Am Ende kam es zu einer Verabredung für den Silvesterabend.
An diesem frühen Morgen auf dem Weg nach Hause war ich ziemlich aufgekratzt, Marc gefiel mir ganz gut und ich freute mich auf den kommenden Abend. Mein Bekannter aber holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er warnte mich "Kathy, bitte lass die Finger von dem Typ, ich kenne ihn zu gut, er ist ein Windhund, hat eine Frau nach der anderen, du bist einfach viel zu lieb für ihn, er wird der fürchterlich weh tun" ha ha dachte ich nur, da ist wohl mal wieder einer eifersüchtig. Natürlich habe ich diese Warnung komplett ignoriert. Das macht man so wenn man denkt man schwebt auf Wolke sieben.
Der ganze Mist fing dann eigentlich schon am späten nachmittag des 31.12. an. Ich hatte Marcs Telefonnummer und wollte ihn erreichen. Aber am anderen Ende des Telefons blieb es stumm. Meine Stimmung sank immer mehr. Ich wußte ja nicht wie es weitergehen sollte. Wir waren ja verabredet für den Abend. Aber ich wußte nicht wo, wie, wann und überhaupt. Und trotzdem war ich so blöde und sagte noch meiner besten Freundin ab mit der ich eigentlich auf einer Party gehen wollte. Sie war unheimlich verletzt und zeigte doch so viel Verständnis. Wenn ich da heute noch drüber nachdenke muss ich mich vor Scham schütteln.
Irgendwann um 20.00 Uhr ging Marc dann endlich ans Telefon. Charmant wie immer. Flirtete mit mir, lachte, machte Spässe. Aber von Treffen und Party war keine Rede mehr. Ich weiß auch nicht warum ich es einfach damals nicht schaffte zu fragen was nun Sache ist. Keine Ahnung, ich tat es einfach nicht. Irgendwann sagte er "So Maus ich muss Schluss machen, habe gestern wohl doch zu viel getrunken und will nur noch schlafen" ich war so verdutzt das ich nur noch gute Nacht sagen konnte und auflegte. Spätestens da hätte ich die ganze Sache überdenken müssen, die Warnung meines Bekannten wieder hervorholen müssen. Aber was tat ich? Nichts, war traurig, heulte, legte mich ins Bett und schlief bis Neujahr durch.
Eigentlich hätte ich ja jetzt schlau sein müssen. Aber nein wenn ich das gewesen wäre, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und diese ganze Geschichte aufschreiben. Es kam wie es kommen mußte und wie es tagtäglich 10.000 Tausend Frauen passiert, ich wartete sehnsüchtig auf einen Anruf, war nervös und innerlich total angespannt. Gegen meiner Natur versuchte ich Marc zu erreichen. Aber Stunden über Stunden erfolglos. Eigentlich war ich ja bei meinen Eltern zum Neujahrscafe eingeladen. Das hatte ich aber abgesagt. Weil ich hoffte ja auf einen Anruf und den wollte ich nicht verpassen. Handys waren noch nicht in Mode - bei mir zumindest nicht. Den ganzen Tag blieb das Telefon stumm. Doch dann - ich weiss nicht mehr was die Uhr anzeigte - klingelte es. Endlich kam der ersehnte Anruf. Kurz und schmerzlos "Na frohes neues Jahr - hast du heute abend Zeit? Bin mit Freunden verabredet, wir gehen in eine Disco". Ich sagte sofort zu obgleich ich auch entteucht war. Lieber hätte ich Marc natürlich alleine getroffen. Ich ging zur Disco, er stellte mich seinen Freunden vor, tanzte, trank eine menge Alkohol, rauchte. Alles was mir die ich ursprünglich vom platten Land kam, zuwieder war. Aber egal - Liebe macht bekanntlich blind. Der erste Kuss, Fummellei im Auto und von da an waren wir zusammen.
Die ersten Jahre
Marc und ich lernten uns so wie das halt normal ist immer besser kennen, und ich merkte schon eigentlich von Anfang an, das wir nicht wirklich zueinander passten. Ich die wohlbehütete, anständige etwas schüchterne und vielleicht auch ein wenig biedere Frau mit einem bodenständigem Job in einer Unternehmensagentur. Und Marc, in Köln aufgewachsen, lustig, charmant, eigenen Kopf, und immer bedacht das der Spaß nicht zu kurz kam. Mich hat das irgendwie fasziniert das er so anders war als ich und auch alle meine Freunde. Aber es war eine fremde Welt für mich. Ich weiß noch wie ich das erste mal seine Eltern kennen lernte. Es war Karnevalssamstag. Es gab in der Wohnung eine Party. Ich war natürlich aufgeregt. Marcs Schwester samt Ehemann und ein befreundetes Ehepaar seiner Eltern waren auch zum Feiern gekommen. Ich mochte all diese Personen und trotzdem fühlte ich mich nicht wohl. Ich war einfach zu lieb und zu zurückhaltend für das ganze. Irgendwann zeigte mir Marc die kleine 60 qm-Wohnung, zog mich auf die Minitoilette und nahm mich so einfach mir nichts dir nichts von hinten. Oh mann auf der einen Seite war das einfach überwältigend gewesen für ein Landei wie mich, aber auf der anderen Seite schämte ich mich bis aufs Blut. Vor allem weil auch noch der Toilettendeckel zu Bruch ging. Die anderen fanden diese ganze Angelegenheit nicht wirklich schlimm, schmunzelten und die Sache war gegessen. Aber ich schüttel mich heute noch manchmal wenn ich dran denke wie ich in diesem Moment gefühlt habe. Oder die Sache bei unserem ersten Sex - ich frage ihn nach Kondome und seine Antwort war "die findest du in meiner Geldbörse direkt neben dem Speed". Kapiert hatte ich diese Aussage zu diesem Zeitpunkt nicht.
Obwohl ich in Köln ja eine wirklich wunderschöne kleine Wohnung hatte waren wir meist bei Marc. Er möchte mein kleines Appartement nicht - aus welchen Gründen auch immer. Und ich? Ja ich mochte seine Wohnung eigentlich noch viel weniger. Aber er war halt Marc und wußten wie er mich um den Finger wickeln konnte. Wir waren jetzt fast täglich bei ihm. Er lernte meine Familie kennen, die sich aber sehr zurückhielten. Ich denke besonders meine Eltern haben von Anfang an die Probleme kommen sehen, hielten sich aber dezent zurück. Vielleicht hätten sie mich mal lieber hartnäckiger warnen sollen.
Das erste halbe Jahr verlief ohne besondere Vorkommnisse. Halt so wie es in einer Partnerschaft so ist wenn man jung ist. Alltag, Arbeiten, Ausgehen, Spaß haben. Und bei mir immer und immer wieder das Gefühl - da fehlt irgend etwas - Klar ich mochte Marc sehr, aber dieses tiefe innere Gefühl was sich Liebe nennt das fehlte. War ich denn so verzweifelt das mir das reichte? Ja anscheinend war ich das. Warum, weiß ich nicht, Panik keinen Mann mehr abzubekommen mit meinen gerade mal 27 Jahren? Keine Ahnung.
Im zweiten Halbjahr wurde es schon schwieriger mit unserem Zusammenleben. Ich merkte irgendwie, das sein Trinkverhalten nicht normal war. Das Bier floss in Form von ca. 4 - 5 Flaschen jeden Abend durch seine Kehle. Und am Wochenende auf Partys ging es ins Unermessliche. Ich konnte damit überhaupt nichts anfangen da ich ein absoluter Alkoholgegner war. Ich brauchte es auch nicht. Ich konnte auch so Spaß haben. Aber Marc anscheinend nicht. Es gab immer öfteres Streit weil er meist angetrunken war. Ich verabscheute das. Meine Eltern warnten mich und ich reagierte trotzig und versicherte, dass alles in Ordnung sei. Besonders geschämt habe ich mich immer, wenn wir bei Feiern meiner Bekannten waren. Er fiel jedes mal aus der Rolle, stürzte sturzbetrunken ins Gebüsch, redete nur blödes Zeug. Meine Güte - was wollte ich mit diesem Mann? Marc verharmloste das ganze und ich fraß meinen Ärger und Kummer in mich hinein.
An einem Abend hätte ich die Chance gehabt zu gehen. Wir kamen wieder von einer Party, fuhren mit der Bahn morgens um 3.00 Uhr. Er machte die Leute blöd an, schrie rum und ich gab ihm im Effekt eine saftige Ohrfeige. Das war es für ihn. Er stieg wortlos aus der Bahn, sagte zu mir "Schlaf in deiner Wohnung, ich will dich nicht mehr sehen". Anstatt den Weg zu meiner gemütlichen Wohnung einzuschlagen setzte ich mich vor seiner Haustür und bettelte 2 Stunden das er mich reinlässt. Irgendwann tat er das auch. Er meinte nur zu mir "Schlag mich nie wieder" wir vertrugen uns mit wirklich gutem Sex und die Sache war gegessen. Ich blöde Kuh - Chance vertan.
Im zweiten Jahr beschlossen wir zusammen zuziehen, zum Leidwesen meiner Eltern. Und was noch schlimmer für alle war die nicht so blind wahren wie ich, dass wir ein Haus kaufen wollten. Eher gesagt, Marc wollte eines kaufen. Nach langem Suchen fanden wir dann auch ein sehr altes wunderschönes aber sehr renovierungsbedürftiges Fachwerkhaus auf dem Land. Das Haus lief natürlich nur auf Marc - wie hätte es auch anders sein können. Ich hatte unheimlich viele Idee, was man hätte aus diesem schnuckeligen Haus hätte machen können. Aber alle Ideen wurde abgeschmettert. Zu viel Arbeit, zu teuer. Wir tapezieren nur und gut ist. Ich war entsetzt. Meine Eltern waren entsetzt und alle anderen normal Denkenden auch. Und trotzdem halfen sie alle bei der minimalen Renovierung. Mir zuliebe. Jeder wußte das Marc das alleine nicht hin bekommen würde. Er war zu faul, trank zu viel und war außerdem noch so was von geizig. Und all das habe ich ignoriert.
Dank der Hilfe der Anderen wurde es irgendwie doch noch einigermaßen nett bei uns. Nicht wirklich schön. Nein das kann man wirklich nicht sagen, aber nett um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich redete mir ein, das ich mich wohlfühlen würde. Was anderes blieb mir ja auch nicht übrig. So dachte ich jedenfalls.
Meine Ehe
Ich habe mich nie wirklich so richtig wohl gefühlt in unserem Haus, irgendwie war alles so ungemütlich, so unfertig. Ich habe versucht mit vielen Kleinigkeiten es gemütlicher, heimischer zu machen, aber irgendwie gelangt es mir nicht wirklich. Ich nahm es einfach so hin, ging weiter arbeiten und zu Hause war ich einsam. Marc fing immer früh an zur Arbeit zu fahren und war dem entsprechend auch schon früh wieder zu Hause, aber irgendwie wußten wir nie so wirklich etwas mit uns anzufangen. Das erste was er machte, sich eine Flasche Bier holen. Tja ich war das schon gewohnt und ignorierte es. Aber ich merkte auch das es mich innerlich zerfraß. Nach außen tat ich immer so als sei alles in Ordnung, als wären wir glücklich. Aber in Wirklichkeit war ich mehr als unglücklich. Ich fing an mich gehen zu lassen, räumte nur noch selten auf, es herrschte Chaos bei uns. Immer wenn Besuch kam riss ich mich zusammen, putzte wie eine Wilde, verstaute das Chaos in irgendwelche Schränke und es entstand dadurch natürlich noch mehr Durcheinander.
Wir bekamen immer öfters Streit. Marc liebte Ordnung und da ich nicht wirklich in der Lage war dem Chaos her zu werden übernahm er das so wie er konnte. Das machte ihn aber wütend und er trank noch mehr. Und wieder ignorierte ich es. Es schien irgendwie als stünde ich neben mir. Mein Selbstbewußtsein wurde immer weniger. Ich kam nicht von ihm los. Ich dachte, wieso auch, er ist sehr einfühlsam, lieb, hilft im Haushalt wo er nur kann, arbeitet, verdient gut und vor allem er liebt mich. Wenn ich eines wußte, dann das er mich wirklich zu 100 Prozent liebte. Das er trank, unternehmungsunlustig und geizig war, das verdrängte ich mal wieder.
Irgendwann Mitte 1995 - den genauen Zeitpunkt kann ich gar nicht mehr sagen - machte er mir mal so nebenbei einen Heiratsantrag. Er war natürlich angetrunken. Er meinte nur "Wir könnten ja auch heiraten - hast du Lust?" Ich sah ihn an und meinte nur "Klar warum nicht" Ha meine Güte was war mit meinem Gehirn nur los, das denke ich heute oft. Bei der Verkündung unserer Heiratspläne freute sich nur Marcs Familie, sie sahen nie das Chaos was in unserer Beziehung herrschte oder wollten es nicht sehen. Auch das er trank bemerkten sie nicht. Wie auch, bei normalen Festen, ja da gehört das Trinken einfach mit dazu. Meine Eltern, meine Schwester und viele andere waren entsetzt aber hielten sich wie immer zurück. Mein Vater sagte oft zu mir das ich das genau überlegen sollte. Aber ich war mich ganz sicher - ich wollte heiraten - Nur einmal hätte ich die Sache fast hingeworfen. Als Marc mir sagte, das er einen Ehevertrag möchte. Das Haus gehörte ja ihm und so sollte es auch bleiben. Aber auch dem stimmte ich zu. Ich denke jetzt war ich vollends nicht mehr ich selber. Aber aus dieser Rolle kam ich nicht raus.
1996 haben wir dann geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit wie ich finde. Einfach aber ok. Viele machten gute Miene zum bösen Spiel. Aber ich war an diesem Tag eine hübsche, glückliche Braut. Eine Hochzeitsnacht gab es nicht. Marc war betrunken und hatte zudem noch seine Eltern eingeladen bei uns im Zimmer zu übernachten, damit sie die 50 km bis nach Hause nicht mehr fahren mußten. Aber ich war eine glückliche Braut. Ganz egal das nichts so stimmte wie es sein sollte.
Was folgte war Eintönigkeit, Langweile wenig Action. Oft mußte ich meinen Ehemann betrunken irgendwo abholen, bei Freunden, aus der Disco. Mensch das war mir immer so peinlich. Marc fand das alles nicht wirklich schlimm. Er meinte immer zu mir das ich mich anstelle und war eh sauer das ich nicht mehr mit ihm auf Tour ging. Aber das hatte ich mir im laufe des Jahres abgewöhnt. Was sollte ich mit ihm auch anfangen. Ihm beim trinken zuschauen? Nein danke, da blieb ich lieber allleine zu Hause oder ging mit Freundinnen weg.
1998 im August kam unser Sohn auf die Welt. Mensch war ich glücklich und Marc total stolz. Er war sogar bei der Geburt dabei. Aber schon am Tage meiner Entlassung aus dem Krankenhaus bekam ich mal wieder einen Stoß vor den Kopf. Unser Sohn war ein Schreikind und das machte mir ein wenig Angst. Ok im Krankenhaus hatte ich Hilfe aber zu Hause. Aber wir waren ja zu zweit - so dachte ich zumindest - aber schon als wir auf dem Heimweg wahren eröffnete mir Marc das er am Abend in die Disco gehen würde. Ich war entsetzt, traurig, wütend. Wie konnte er mir das nur antun. Die erste Nacht zu Hause mit unserem Sohn und er wollte feiern gehen. Alles Bitten und Betteln half nichts. Er wurde sogar noch von seinen Freunden abgeholt. Alle gratulierten mir und ich blieb mit meinem geliebten Schreikind alleine. Das war die erste Nach wo ich nicht schlief. Zum einen weil man bei einem Säugling eh wenig Schlaf hat aber zum anderen war da das warten auf meinen Mann. Ich hatte ihn noch gebeten nicht so spät nach Hause zu kommen. Es wurde 1.00 Uhr, 2.00 Uhr, 3.00 Uhr, kein Marc kam. Ich lag wach, grübelte, verzweifelte und dann es war wohl so gegen 6.00 Uhr morgens trudelte er betrunken ein.
Nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatten kamen natürlich die ersten Vorwürfe von mir. Aber alles was ich zu hören bekam war "Bist du doch selbst schuld, weisst du wie peinlich das war als du mir vorgeschieben hast das ich nicht zu spät nach Hause kommen soll, das hast du nun davon" Ich entzog mich jeglicher Diskussion, weil ich merkte das er einfach nicht verstand worum es mir ging. Für ihn war alles in Ordnung. Er ging arbeiten, verdiente das Geld. Ja was will Frau denn mehr?
Die nächsten Jahre verliefen so nebenbei. Unser Sohn entwickelte sich prächtig und ich hatte durch ihn auch die Möglichkeit viele neue Leute kennenzulernen. Ich durfte ja machen was ich wollte und Geld war auch genug da. So meldete ich mich in diversen Kinder- und Krabbelgruppen an. Wenn ich nicht zu Hause war und unter Leuten war ich glücklich und ich spielte weiterhin meine Rolle das alles in Ordnung war. Gemeinsame Unternehmung gab es eigentlich keine, und um unseren Sohn kümmerte sich Marc auch nicht wirklich. Es blieb alles an mir hängen was zur Folge hatte, das der Kleine natürlich unheimlich verwöhnt wurde von mir. Aber irgendwo mußte ich ja hin mit meiner Liebe. An meinen Mann konnte ich sie ja nicht weitergeben.
Unser Haus verkam in den Jahren auch immer mehr. Marc war nicht bereit auch nur eine müde Marc in Renovierungen rein zustecken. Ich fühlte mich immer unwohler. Wollte dort nicht mehr wohnen bleiben. Auch mit den Leuten im Dorf wurde ich nicht warm. Keine Ahnung warum, vielleicht strahle ich so eine Traurigkeit aber auch Überheblichkeit aus um ja keinen an mich ran zulassen, das man mich irgendwie mied. Einladungen bekamen wir schon lange keine mehr aus der Nachbarschaft. Zu oft war Marc unangenehm im Suff aufgefallen. Oft lag ich nachts wach und weinte, war nervös weil er mal wieder unterwegs war und auch des öfteren dabei vergaß das er nicht mehr fahren durfte. Das machte mir Angst und es machte mich auch gleichzeitig wütend.
Die Alkoholexzesse wurden immer schlimmer. Irgendwann ich weiß gar nicht mehr zu welchem Zeitpunkt das war, wachte ich Nachts auf und wunderte mich über ein polterndes Geräusch. Ich schaltete meine Nachttischlampe an und sah wie Marc ziellos durchs Schlafzimmer irrte. Ich beobachtete die Szene und sah das er absolut des orientiert war. Plötzlich hielt er vor einem Sessel inne, zog seine Hose herunter und fing an zu urinieren. Ich war entsetzt. Sprang wütend auf schüttelte ihn. Er legte sich nur wieder ins Bett und schlief weiter. Ja und ich - ich machte die ganze Sauerrei mitten in der Nacht weg. Was blieb mir auch anderes übrig. Solche Szenen passierten jetzt öfters. Marc verwechselte die Küche, den Kleiderschrank, das Kinderzimmer - einfach alles mit der Toilette. Am nächsten Tag tat es ihm meistens sehr leid. Aber was nutzte mir das. Er war krank und wollte dies einfach nicht einsehen geschweige etwas dagegen machen.
Unser Umzug
Im Jahre 2000 hatte ich es endlich geschafft Marc zu überreden "sein" altes Haus zu verkaufen und um zuziehen. Ich hielt es in dem runter gekommenen Haus und dem einsamen Dorf einfach nicht mehr aus. Wir machten uns auf die Suche in der Nähe unseres derzeitigen Wohnortes und fanden auch ganz schnell ein neues schönes Haus - zwar auch renovierungsbedürftig - aber bei weiten nicht so alt wie das Vorherige.
Im Juni 2000 war es dann endlich soweit - Marc hatte "sein" altes Haus für unheimlich gutes Geld verkauft. So hatten wir genug Geld für die Anzahlung des anderen Hauses. Für die Abzahlung vereinbarten wir 10 Jahre und - ich konnte es gar nicht glauben - diesmal wurde ich auch mit eingetragen ins Grundbuch. Mir fiel ein Stein vom Herzen - wenigstens da war ich jetzt ein wenig abgesichert.
Obwohl wir genug Geld zur Verfügung hatten - auch diesmal lief die Renovierung nicht anders als beim letzten mal. Es wurde nur das Nötigste gemacht. Ich schaffte es einfach nicht mich durchzusetzen. Mensch wieso trat mir nicht mal jemand in den Hintern und holte mich aus dieser Starre raus. Klar - meine Eltern warnten mich immer und immer wieder - aber was sollte ich denn machen. Selbstbewußtsein hatte ich schon lange nicht mehr. Keinen Job - weil den hatte ich ja nach der Geburt unseres Sohnes aufgegeben. Und was noch schlimmer war - ich hatte mich Marc in all den Jahren angepasst. War unmotiviert, müde und hatte zu nichts wirklich Lust. Das einzigste was ich noch wirklich gut hin bekam war der Umgang mit unserem Sohn. Nico war eh ein sehr schwieriges Kind - schreite unheimlich viel, verlangte ständig nach Aufmerksamkeit. In dieser Rolle als fürsorgliche Mutter ging ich total auf. Wenigstens etwas was ich hin bekam.
Wir lebten uns gut ein und ich fand auch unheimlich schnell viele neue Bekannte. Marc und ich lebten so nebeneinander her. Wenn wir eingeladen wurde - lehnte er eigentlich grundsätzlich ab. Ihm lag an guter Nachbarschaft oder Freundschaft überhaupt nichts. Auch zu Familienfesten mußte ich meist alleine gehen. Überhaupt lebte ich im Endeffekt mehr alleine mein Leben mit Nico. Marc spielte nur am Rande mit. Er ging Arbeiten, kam nach Hause, trank trank trank. Ging früh schlafen. Die Wochenenden sahen nicht wirklich anders aus. Langeweile pur.
Ich entschloss mich wieder zu arbeiten, aber da Nico keinen Kindergartenplatz bekam und ich auch keine Betreuungsperson in der Nähe wohnen hatte, scheiterten meine ganzen Bemühungen. Ich hatte tolle Angebote aber immer mußte ich absagen weil ich nicht wußte wohin mit meinem Sohn. Ich war ziemlich verzweifelt - war Intelligent, hatte Abitur, eine Ausbildung und nichts klappte. Und aus lauter Verzweiflung vermittelte mir meine Nachbarin die auch zu meiner Vertrauten wurde 2003 einen Putzjob. Oh man so weit war ich also gesunken. Ich erinnerte mich noch an die Sprüche meines Vaters wenn ich mal wieder faul in der Schule war "Kathy wenn du so weiter machst wirst du mal als Putzfrau enden" nun war es eingetroffen und ich völlig unten angelangt. Aber ich arrangierte mich mit diesem Job - ich hatte wenigstens mein eigenes Geld. Obwohl das irgendwie nicht nötig gewesen wäre - Geld durfte ich mir immer so viel nehmen wie ich wollte - Auch wenn Marc geizig war - das kontrollierte er nie.
Ich war jetzt also eine Putze mit Abitur, null Selbstbewußtsein und einem Alkoholiger als Mann. Und ich spielte meine Rolle in der Gesellschaft. Nico war inzwischen im Kindergarten und ich lernte unheimlich viele nette Eltern kennen. Komischerweise war ich unheimlich beliebt da meine Stärken im Sozialen liegen. Und ich spielte die fröhliche, starke, selbstbewußte Frau. Keiner wußte das ich putzen ging und keiner wußte das Marc Alkoholiker war. Woher auch. Er ging ja wie gesagt selten irgendwo mit hin. Meine Freizeit gestalte ich immer mehr alleine.
Ein Eheleben führten wir eigentlich schon lange nicht mehr. Und auch Zärtlichkeiten blocke ich immer mehr ab. Sex mit einem Betrunkenen? Nein auch das kam für mich gar nicht in Frage. Irgendwann nach unzähligen nächtlichen Ausschweifungen mit Umherirren im Suff durchs Zimmer nach der Suche der Toilette und mehrmaligem Erbrechen mitten ins Ehebett beschloss ich Marc aus dem Schlafzimmer zu werfen und er bekam sein eigenes Zimmer. Sollte er da doch machen was er wollte. Hauptsache ich bekam es nicht mit. Ich weiß noch an einem Abend. Marc war auf der Weihnachtsfeier seiner Firma und kam sturzbetrunken irgendwann um 5.00 Uhr morgens nach Hause. Da ich die ganze Nacht wieder nicht schlafen konnte, bekam ich sofort mit als er kam. Erst mal brauchte er fast 15 Minuten bis er das Schlüsselloch gefunden hatte, dann im Flur urinierte er alles voll und erbrach sich auch noch. Er legte sich ins Bett und schlief. Ich putze alles sauber und plötzlich klingelte es an der Tür. Die Polizei. Meine Güte wie peinlich. Marc hatte sich geweigert den Taxifahrer zu bezahlen weil er meinte das der Herr ihn über den Tisch ziehen wollte. Ich bezahlte lieb und brav. Am nächsten morgen drauf angesprochen - keine Reue - nur geschimpfe auf den Taxifahrer.
Der vermeindlich schönste Tag
Das Jahr 2007 war das Jahr wo es eskalierte. Marc hatte sich was den Alkohol anbelangte überhaupt nicht mehr unter Kontrolle. Er sah fürchterlich aus. Er nahm nur noch wenig Nahrung zu sich, und fing morgens schon an bevor er zur Arbeit fuhr zu trinken. Ich frage mich immer wie er es schaffte überhaupt noch Leistung zu bringen. Er hatte einen körperlich unheimlich schweren Job. Ich fand jetzt überall versteckt leere Alkoholflaschen. An den unmöglichsten Stellen. Und nicht nur Bier. Überall in der Ecke lagen Wodka- und Weinflaschen.
Wir führten lange Gespräche und er weinte. Aber er vertröstete mich immer auf später. Ja er wollte was machen - aber erst in 3 Jahren wenn das Haus abbezahlt sei. Dann würde alles besser werden. Ich sagte ihm immer wieder das er so viel Zeit nicht mehr habe. So ginge das nicht und ich würde auch daran kaputt gehen. In unserem Auto - überall versteckt die Flaschen. Ich konnte es doch nicht verantworten ihn so betrunken fahren zu lassen. Ich machte mir Sorgen um die anderen Personen im Straßenverkehr. Aber es nützte nichts. Ihn anzuzeigen dafür fehlte mir noch der Mut.
Marc war übrigends nie aggressiv wenn er trank. Immer nur ruhig ruhig ruhig und völlig ohne Elan. Ich überredete ihn im Juli endlich mit mir zum Arzt zu gehen. Er schilderte dort seine Geschichte und bekam eine Überweisung in eine Entzugsklinik. Er wollte damit aber noch warten weil er ja zur Zeit der einzige war der die Baustelle alleine schmiss und er wäre abkömmlich. Aber danach wollte er gehen. Sein Zustand verschlimmerte sich immer mehr. Ich holte jeden Tag mindestens 3 leere Flaschen Wodka aus dem Auto. Er war kaum mehr ansprechbar. Ich wollte das so nicht mehr hinnehmen und entschloss im August den Geburtstag unseres Sohnes ohne ihn zu feiern. Wir fuhren zu meinen Eltern und verbrachten einen schönen Tag. Marc litt konnte aber nichts ändern.
Er fand immer wieder neue Ausreden um nicht in die Klinik zu gehen. Ich telefonierte mich wund suchte mir da und dort Rat. Aber im Endeffekt ist man in solch einer Situation auf sich alleine gestellt.
Dann kam der 19. September 2007. Ein Tag vor meinem 40 Geburtstag. Nico war beim Fußball. Und Marc kam um 16.00 Uhr von der Arbeit. Er stellte sein Auto ab. Stellte den Sitz in Liegeposition und schlief. Ich ging zu ihm, entsorgte wieder mal eine Menge leerer Alkoholflaschen und rief den Krankenwagen an. Ich schilderte das Problem aber die konnten mir nicht helfen. Wenn er nicht selber möchte, meinten sie, dann wäre es sinnlos ihn abzuholen. Na toll. Ich benachrichtigte meine Eltern die 50 km entfernt wohnten. Sie kamen sofort. Und wir beratschlagten, was wir jetzt machen sollten. Irgendwann nach 4 Stunden wurde Marc wach. Er kam als wenn nichts geschehen wäre ins Haus. Völlig desorientiert und mit seinen Kräften am Ende. Ich rief seinen Chef an und verkündete, dass Marc morgen nicht zur Arbeit kommen würde. Ich hatte ein sehr langes Gespräch mit dem Herrn wo ich auch erfuhr, das die Arbeit über seinem Zustand informiert waren und sie auch schon desöfteren mit ihm gesprochen hatten. Sie zeigten viel Verständnis.
Ich erklärte Marc, das ich ihm die Autoschlüssel abnehmen würde und er ab morgen erst mal nicht zur Arbeit fahren könnte und ich für morgen eine Lösung finden würde. Er ging schlafen, meine Eltern fuhren nach Hause. Am nächsten Tag - wie gesagt mein 40 Geburtstag - sagte ich erst mal mein Frühstück mit meinen Freundinnen ab und fing dann an zu telefonieren. Man sagte mir in der Entgiftungsklinik, das er sich erst vorstellen müßte und dann gäbe es eine Wartezeit von mindestens 3 Monaten. Ich war wütent. So lange warten das ging gar nicht. Ich holte meine Eltern, packte den Koffer von Marc und fuhr mit ihm in die Ambulanz der Entgiftungsklinik. Mein Vater begleite mich und meine Mutter blieb zu Hause um sich um Nico zu kümmern wenn er aus der Schule kam.
In der Ambulanz wurde Marc eingehend untersucht. Es gab lange Gespräche. Ich saß mit meinem Vater im Warteraum und betete, dass sie ihn ja dabehalten. Ich wollte ihn einfach nicht mehr zu Hause haben und ich konnte auch nicht mehr. Endlich, nach 3 Stunden die Nachricht, Marc wurde um 11.00 uhr morgends mit 2,8 Promille stationär in die geschlossene Entgiftung aufgenommen.
Auf dem Heimweg habe ich mich noch nie so wohlgefühlt. Ich hatte so eine innere Ruhe und vielleicht muss ich mich auch dafür schämen - aber dieser Tag war von Gefühl her noch schöner als die Geburt meines Sohnes. Alles Schreckliche viel von mir ab. Ich war einfach nur unsagbar glücklich.
Die ersten Jahre danach
So da saß ich also an meinem 40 Geburtstag - alleine - der Ehemann in der geschlossene Abteilung einer Entgiftungsklinik - und einen völlig verstörten 9-jährigen Sohn der so unheimlich erwachsen wirkte in seiner Reaktion auf das ganze. Eigentlich ein Grund traurig und verzweifelt zu sein - aber nein, mir ging es unheimlich gut. Das erste mal seit so vielen Jahren setzte ich mich unbeschwert und mit einem Lächeln vor den Fernseher und genoss das Abendprogramm. Ich mußte mal keine Angst vor dem Morgen haben. Bekannte die mich anriefen um zu fragen wie es mir ging, wunderten sich immer wieder wenn sie als Antwort bekamen "mir geht es wunderbar, alles ok". Keine Ahnung - ich fragte mich immer und immer wieder ob meine Reaktion normal war. Heute weiß ich, das es wohl so in meiner Natur liegt, nach außen hin enorme Stärke zu zeigen und eigentlich alles zu verdrängen. Dies bekomme ich gerade mehr als heftig zu spüren - aber dazu komme ich noch viele Kapitel später.
Als Ehefrau durfte ich Marc, trotz dass er in der Geschlossenen lag jeden Tag besuchen. Es ging ihm jeden Tag ein Stück besser und ich sah ihn das erste mal seit vielen vielen Jahren normal Essen. Sogar Kuchen am Nachmittag nahm er dankend an. Das kannte ich überhaupt nicht mehr bei ihm. Aber war ja auch klar. Der ganze Alkohol hatte ihn immer zu seiner Zufriedenheit gesättigt. Es war schön für mich zu sehen wie er langsam zunahm. Bei seiner Einweisung wog er gerade mal 55 kg bei einer Größe von 175 cm.
Es war schon komisch ich blühte regelrecht auf mit jedem Tag wo Marc nicht zu Hause war. Mit Elan entrümpelte ich die Garage und holte alle leeren Alkoholflaschen aus den verschiedensten Verstecken. Bei gefühlten 60 Flaschen Wodka, diversen Wein- und Bierflaschen hörte ich auf zu zählen. Was spielte das auch noch für eine Rolle. Meine Eltern kamen und wir renovierten Marcs Zimmer. Er sollte sich wohlfühlen wenn er wieder nach Hause kam.
Den Tag seiner Entlassung sah ich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite freute ich mich und war voller Hoffnung, dass sich nun alles ändern würde, aber auf der anderen Seite hatte ich auch Angst. Wie reagiere ich, wenn er wieder anfangen würde zu trinken. So viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Aber meine positiven Gedanken waren erst mal stärker. So war ich halt - glaubte immer an das Positive. Schon bald sollte ich eines besseren belehrt werden.
Marc führte viele Gespräche in der Klinik, mit Ärzten, Psychologen. Aber er war jedes mal völlig genervt davon. Er war einfach nicht der Typ der sich vor anderen gut öffnen konnte. Es wurde beratschlagt, wie und wann er die Langzeittherapie angehen sollte. Solch eine Therapie über mindestens 5 Monate sei wichtig sagten die Ärzte. Nur mit der Entgiftung sei es auf Dauer nicht getan. Aber es kam so wie es kommen mußte, Marc lehnte so eine Therapie rigoros ab. Das habe er nicht nötig, er sei schließlich kein Penner. Tja, von da an wußte ich in meinem Inneren, wie unser weiteres Leben verlaufen würde. Aber ich tat das, was ich immer tat, verdrängen.
Nach zwei Wochen Klinikaufenthalt wurde Marc also entlassen. Es war für ihn und auch für Nico und mich erst mal ein beklemmendes Gefühl. Aber das legte sich Gott sei dank recht schnell. Marc ging 1 x die Woche zur Diakonie zum Gespräch. Aber in der 4 Woche sagte er schon ab und meinte das das alles verschwendete Zeit wäre. Er käme ganz gut ohne das dumme Gerede zurecht. Tja typisch, ich wunderte mich über gar nichts mehr.
Unser Zusammenleben wurde harmonischer, Marc trank nicht mehr, aß sehr gut, und war vor allen Dingen mit viel mehr Elan bei vielen Dingen. Das machte mich glücklich und doch merkte ich, das diese ganzen Jahren nicht spurlos an mir vorbeigegangen waren. Ich mochte ihn weiterhin sehr gerne, gerade jetzt ohne Alkohol im Blut zeigte er noch mehr, was für ein lieber Kerl eigentlich in ihm steckte. Aber Gefühle von Liebe konnte ich einfach nicht mehr aufbauen. Auch mit dem Sex tat ich mich immer noch sehr schwer.
Die Jahre vergingen wie im Fluge. Wir lebten unser Leben eigentlich recht harmonisch. Marc nahm mehr am öffentlichen Leben teil, ging mit auf Partys ohne zu trinken, besuchte Schulveranstaltungen, zeigte Interesse an den alltäglichen Dingen. Ich war auf meiner Art glücklich. Was wollte ich mehr.
Dieses Glück begann 2009 zu bröckeln. Ich bemerkte Veränderungen an meinem Mann. Nur Kleine, aber sie waren da. Ich fragte ihn, ob er wieder trinkt, und er sagte mir ganz ehrlich "mach dir keine Sorgen, ich habe das im Griff, oder hast du mich die letzte Zeit betrunken erlebt?". Nein das hatte ich nicht, aber alleine die Tatsache, das er wieder trank machte mir unsagbare Angst. Ich wollte das alles nicht mehr miterleben. Aber ändern konnte ich ihn auch nicht. Ich nahm es also so hin und ignorierte es völlig. Ich dachte mir immer, solange ich nicht sehe das er trinkt soll es mir diesmal egal sein. Aber ich begann ein neues Gefühl zu entwickeln, Hass. Hass auf das, was er mir und unserem Sohn antat.
Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen meine Koffer zu packen und zu gehen. Aber wie sollte ich denn Leben. Ich war ein gutes Leben gewöhnt. Wir hatten immer noch viel Geld zur Verfügung, ein Haus, einen Wohnwagen, zwei Autos und konnten in den Urlaub fahren wann wir wollten ohne aufs Geld zu schauen. Sollte ich das alles aufgeben und von Hartz 4 leben? Nein das machte mir so eine Angst und das wollte ich unserem Sohn auch nicht antun. Der ging inzwischen auf ein privates Gymnasium wo er eine menge Freunde hatte. Das wollte und konnte ich ihm einfach nicht nehmen.
Marc und ich entfernten uns immer weiter voneinander. Da ich wußte das er wieder trank, zwar in Maßen, er war wirklich niemals betrunken, aber dennoch lehnte ich jede Zärtlichkeit und vor allem auch Sex ab. Ich erzählte keinem was ich wußte. Natürlich wurde ich oft gefragt wie es bei uns laufen würde und ob Marc immer noch zurecht kam ohne Alkohol. Ich tat einfach so als ginge es uns gut und alles sei gut. Ich wurde immer einsamer auch weil ich mit Niemanden über die Probleme sprechen wollte. Ich schämte mich einfach zu sehr.
Mein Kummer ging nicht spurlos an mir vorbei. Ich entdeckte die Lust zu essen,. . Und das hatte zur Folge das ich immer mehr an Gewicht zunahm. Wir hatten inzwischen das Jahr 2010 und ich innerhalb von 1 Jahr 30 kg zugenommen. Bei einer Größe von 163 cm kam das gar nicht gut. Ich wurde immer unansehnlicher. Fühlte mich daher zusehends unattraktiver. Ich zog mich aus Scham zurück. Besuchte nur noch selten öffentliche Veranstaltungen und entdeckte aus Zufall für mich die Onlinewelt.
Meine Onlinewelt
Mitte 2010 surfte ich wieder mehr im Internet rum. Vorher hatte mich das alles nicht so wirklich interessiert. Ich war zwar bei wer-kennt-wen angemeldet und hatte auch dort viele alte Bekannte wieder getroffen, aber ansonsten interessierte mich das Internet nicht wirklich.
Irgendwann im Mai entdeckte ich eine Werbung von einem für mich interessanten Onlinespiel. "Alamandi" ein Spiel in dem man sich eine virtuelle Figur erschafft und mit dieser diverse Spiele in der Alamandi-Welt spielen konnte. Ich fand das interessant. Meldete mich an und erstellte mir so eine Figur. Mir machte das Spaß. Meine weibliche Figur ein Aussehen zu geben, so wie ich mich gerne sehen würde. Ich begann mit dieser Figur zu spielen und entdeckte, dass man sogar mit den anderen Figuren chatten konnte. So etwas hatte ich noch nie gemacht und ich hielt mich auch erst mal zurück. Spielte meine Spiele und war zufrieden.
Im Laufe der Zeit lernte ich immer mehr Leute während des Spiels kennen und nahm sie in meiner Freundesliste auf. Es entstanden nette Gespräche und lustige Spiele. Meine Zeit vor dem Computer wurden immer intensiver. Marc war das egal. Er war ja eh tagsüber arbeiten. Und Nico kam natürlich auch nicht zu kurz, wenn er aus der Schule kam bekam er trotzdem sein Essen und ich kümmerte mich intensiv um ihn. Da er aber eh viel unterwegs war, hatte ich genug Zeit um mich in meine Alamandi-Welt zu flüchten.
Im Juli 2010 lernte ich bei einem Spiel Chris kennen. Wir unterhielten uns eine Weile und waren uns auf Anhieb sympatisch. Ich war wie beschwingt, ging jetzt immer voller Vorfreude ins Spiel rein in der Hoffnung Chris dort zu treffen. Unsere Gespräche verliefen zuerst recht Allgemein. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Und ich begann, Gefühle für diesen Mann zu entwickeln. Ich wußte gar nicht wie mir geschah. Da gab es jemanden, der mich ernst nahm, der meine Gespräche schätze und meine Intelligenz bewunderte. Wow ich konnte es kaum glauben. Nach einiger Zeit wurden die Gespräche immer Privater. Und dann erfuhr ich endlich wie alt Chris war und das versetzte mir einen kleinen Schock. Er erwähnte, das er im Dezember 23 wird, Medizin studiert. Bumm. Hilfe - ich war drauf und dran mich in einen 23jährigen zu verlieben. Das ging ja so gar nicht. Und zudem klang sein Lebenslauf alles andere als Glaubhaft.
Ich wurde misstrauisch redete offen mit ihm darüber und er schickte mir Beweise die seine Identität glaubhaft machten. Unsere Gespräche wurden jetzt immer intensiver und noch persönlicher. Aber aus meinem Verliebt sein entwickelte sich jetzt eine unglaubliche Freundschaft. Wir unterhielten uns jeden Abend, meist von 22.00 Uhr bis zum frühen Morgen. Vor 3.00 Uhr ging ich eigentlich nie ins Bett. Es wurde nie langweilig mit Chris. Er hörte mir zu wenn ich Probleme hatte und ich ihm. Er schickte mir Fotos wenn er mal wieder halb schlafend in der Uni saß, weil er wieder zu lange mit mir gechattet hatte. Er tat mir so gut. Bei ihm fühlte ich mich ernst genommen. Er war mein Seelenverwandter. Anders kann ich es nicht ausdrücken.
Ich lernte auch noch Vic kennen. Auch bei einem Spiel. Eine junge Theologiestudentin. Auch sie wurde in der nächsten Zeit einer meiner wichtigsten Personen. Auch mit ihr führte ich, wie mit Chris unheimlich intelligente Gespräche über Gott und die Welt. Und ich war irgendwie stolz auf mich, das man mich als Gesprächspartner schätzte. In meiner realen Welt hatte ich schon lange aufgehört, mich an Gesprächen der anderen zu beteiligen. Ich fühlte mich immer hilflos und dachte immer, ich könnte nicht wirklich etwas Intelligentes zu gewissen Themen beitragen.
Aber durch Vic und Chris merkte ich, das ich gleichwohl in der Lage war meine Gedanken - auch wenn es nur schriftlich war - ordentlich wiederzugeben. Ich bin den beiden so dankbar, das sie mir dieses Gefühl zurückgegeben haben.
Mein zweites Ich
Ja mein zweites Ich - ich erschrecke mich heute noch manchmal wenn ich daran denke wie ich es entteckte.
Mein Leben wurde immer langweiliger. Ich ging zwar viel mit Freundinnen weg, aber dies ist kein Ersatz für die Familie. Nico wurde immer selbständiger ja und Marc sass wenn er nicht arbeitete in seinem Sessel und laß ein Buch nach dem anderen. Jeglicher Vorschlag mal etwas gemeinsam zu unternehmen wurde abgeschmettert. Nun ja ich war es ja gewöhnt und ich hatte ja auch noch meine Alamandi-Onlinewelt und meine Freunde dort.
Sobald ich Zeit hatte hing ich in dem Spiel drinne. Unterhielt mich mit Vic oder auch wie jeden Abend stundenlang mit Chris. Und dann kam der Tag der mich veränderte oder eher gesagt der Mensch der mich veränderte. Ich glaube es war irgendwann Anfang August 2011. Wir waren gerade aus unserem Urlaub in Kroatien wiederkommen. Ein Urlaub der wie immer eigentlich wunderschön sein sollte aber wo ich wie all die Jahre zuvor fast nur auf mich gestellt war. Sogar den Tagesausflug nach Venedig lehnte Marc ab. Und so fuhr ich mit Nico alleine. Wie immer.
Wie gesagt - Anfang August. Es muss so ca. 22.00 Uhr gewesen sein und ich saß wie immer am Computer. Hatte stundenlang mit Chris gequatscht, als ich bei einem Spiel Peter kennenlernte. Wir kamen schnell ins Gespräch. Also wir chatteten. Ich genoss die Unterhaltung sehr, da ich Gespräche mit intelligenten Menschen sehr liebte und mit Peter konnte man sich genauso wie mit Vic und Chris über wirklich alles gut unterhalten. Man merkt, so finde ich, sehr schnell beim Chat ob man es mit einem intelligenten oder aber auch weniger intelligten Menschen zu tun hat. Ich kannte inzwischen beide Arten und konnte mich immer sehr gut auf die jeweilige Situation einstellen.
Jetzt zu Peter. Ich erfuhr das er 53 Jahre alt war, eine sehr kranke Lebensgefährtin hatte um die er sich kümmerte aber mit der er nicht zusammenlebte und in einer doch recht hohen Position arbeitete. Ich fand diesen Menschen unheimlich interessant. Im Laufe unserer Unterhaltungen erfuhr ich noch das er mit einer Band Musik machte was mich sehr beeindruckte.
Wir trafen uns genauso wie ich es mit Chris machte jeden Abend zum Gespräch. Oft schrieb ich mit 3 Leuten gleichzeitg. Das war anstrengend aber ich genoss es und ich wurde jedem gerecht. Aber ich merkte auch wie sehr ich anfing die Leute zu brauchen. Wenn ich merkte das Vic, Chris oder auch Peter sich auch noch gleichzeitig mit anderen unterhielten wurde ich unheimlich eifersüchtig.
An einem Abend passierte es dann - dieses Gefühl das ich plötzlich beim Schreiben mit Peter bekam. Wir neckten uns, provozierten und lachten. In meinem Körper tat sich irgendetwas was mir fremd war. Ich spürte ein unheimliches kribbeln, egal was Peter schrieb, das Gefühl wurde immer stärker. Ich weiß nicht wieso aber ich fing an zu versuchen unsere Gespräche in eine andere Richtung zu lenken. Nur andeutungsweise. Aber bei Peter war es schwer. Er war ein absoluter Vernunftsmensch. Aber ich merkte, das ihn meine Wandlung reizte. Ich wußte nicht was ich da tat aber mein Körper wollte mehr als das kribbeln. Als meine Andeutungen immer forschender wurde meinte Peter zu mir "Kathy wenn ich mich drauf einlasse spielen wir mit dem Feuer".
Ja er hatte Recht. Ich war schließlich verheiratet und er hatte eine enorme Verpflichtung seiner kranken Lebensgefährtin gegenüber. Aber was sollte online schon passieren. Irgendwann nach einem langen, interessanten Gespräch, es war inzwischen 23.00 Uhr meinte Peter zu mir "Kathy ich möchte deinen Körper erkunden" endlich dachte ich - darauf hatte ich so lange gewartet, und ich war völlig nervös. Auf was ließ ich mich da nur ein - ich die biedere Hausfrau die überzeugt war nicht sonderlich attraktiv zu sein zudem noch übergewichtig.
Aber ich ließ es laufen . Wir tasteten uns im Gespräch immer weiter vor, die Worte wurden immer heisser und nach 4 Stunden heissem Chat hatte ich zwei mal einen Orgasmus, schämte mich zu Tode und wußte nicht was da gerade mit mir passiert war. Und doch ging ich mit einem unglaublichen Gefühl zu Bett. Zwei Stunden später mußte ich schon wieder aufstehen um Nico für die Schule zu wecken. Aber müde war ich nicht. Ich konnte nur noch an dieses Erlebte denken.
Am Abend schüttete ich Chris mein Herz aus. Da ich ihm alles anvertraute, erzählte ich ihm auch vom diesem heissen Gespräch zwischen Peter und mir. Ich erwähnte meine Bedenken. Chris lachte nur und meinte zu mir "Kathy, du willst mir doch nicht erzählen das du in deinem Alter das erste mal Dirty Talk geredet hast". Bumm - jetzt hatte das ganze also auch einen Namen. Chris beruhigte mich und erklärte, das ich es genießen solle solange es mir Spass macht. Er erzählte mir von seinem ersten Erlebnis mit heissen Gesprächen im Netz. Das Gespräch mit Chris tat mir gut. Er nahm mir ein wenig die Bedenken, etwas völlig Scmutziges und Vebotenes getan zu haben.
Peter kam an diesem Abend nicht online. Gott sei dank. Irgendwie war mir das ganze doch peinlich. Obwohl ich die ganze Zeit an ihn denken mußte. Ich nutzte die Zeit und fing an ein wenig zu recherchieren. Ich kannte ja nur seinen Vornamen und wußte wie die Band hieß in der er spielte. Ich wollte endlich rausfinden wie der Mann aussieht der mich so verrückt machte oder eher gesagt meinen Körper. Nach langem Suchen fand ich ihn. Ein kleines Bild der Band, sehr unscharf aber mit Namen. Ich ging zu Facebook und schaute ob er da auch zu finden sei. Und tatsächlich. Jetzt hatte ich auch ein Gesicht zu diesem Mann. Er war nicht wirklich mein Geschmack, aber schlecht fand ich ihn auch nicht. Ich überlegte lange, ob ich ihm eine Freundschaftsanfrage senden sollte. Wollte ich überhaupt, dass er sah wie ich aussehe? Ich sprang über meinen Schatten und klickte ihn an.
3 Stunden später hatte ich eine Nachricht auf Facebook. Peter machte mir Komplimente über mein Aussehen und bat um ein Chattreffen auf Alamandi um 21.00 Uhr. Diese Zeit war unsere Zeit. Marc ging meist um 21.00 Uhr ins Bett und Peter kam genau um diese Zeit meist von seiner Lebensgefährtin nach Hause. Als wir uns im Chat trafen machten wir erst mal da weiter wo wir beim letzten Mal aufgehört hatten. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Und auch Peter genoss es sehr. Wir beide hatten jedes Mal das Gefühl das unsere Worte Wirklichkeit waren. Ich spürte ihn immer ganz intensiv. Wahnsinn. Irgendwann begannen wir auch mal in der Nacht zu telefonieren. Wir wollten beide die Stimme des Anderen hören. Aber dort gab es natürlich nur normale Gespräche und auch immer nur ganz kurz, da ich ja aufpassen mußte das Marc nichts mitbekam.
Peter wurde mir immer wichtiger und auch unsere Sexgespräche immer intensiver. Aber es gab natürlich auch viele viele ganz normale sehr schöne und anregende Gespräche. Es war eine gute Mischung.
Mein zweites Ich - es wird noch schlimmer!
Ich fand irgendwie Gefallen daran nur mit Worten Peter so heiß zu machen das er wieder und wieder verrückt wurde vor Lust. Es war so eine neue Erfahrung. Ich weiß irgendwie auch nicht was mit mir los war. Ich hatte mal gelesen das es oft so ist, das bei Frauen ab 40 manchmal so ein Umdenken der Lust stattfindet. Ich hatte Jahrelang auf Sex mit Marc freiwillig verzichtet. Es hatte mir nie etwas ausgemacht. Es war mir einfach nicht wichtig und auch an anderen Männer hatte ich nie einen Gedanken verschwendet. Wieso auch - ich war die Hausfrau vom Lande mit Kind und verheiratet.
Aber jetzt zeigte mein Körper Interesse und ich nahm es erst mal mit gemischten Gefühlen hin. Auf der einen Seite spürte ich fast jeden Abend ein Verlangen danach aber zugleich hatte ich Marc gegenüber auch ein schlechtes Gewissen. Und das ganze nahm im Oktober 2011 eine ungeahnte Dimension an, die mein Leben völlig veränderte und aber auch mich eine andere Person werden ließ.
Das Portal Wer-kennt-wen war der Auslöser. Dort war ich ja schon seit 2007 angemeldet. Aber nur selten dort online zu Gast. Ich benutzte es um früher Klassenkameraden zu finden oder mal ab und zu mit Freunden zu chatten. Mehr aber auch nicht. Aber an einem Tag entdeckte ich aus Zufall eine Gruppe "Dirty Talk ist reizvoll". Ich konnte es gar nicht glaube das es solche Gruppen gab. Und aus Neugierde wurde ich Mitglied dieser Gruppe. Ich wurde mutig, stellte mich kurz vor stellte eine Frage wie das so alles läuft. Naiv wie ich war rechnete ich mit keiner Antwort. Aber weit gefehlt. Ich bekam schon nach 10 Minuten 20 Anfragen von Männern die mir gerne erklären wollten, wie das alles so funktioniert.
Und was ich dann erlebte sprengte den Rahmen. Es wurde sich unterhalten und plötzlich führte ich mit 3 Männern gleichzeitig diese Dirty Talk-Gespräche. Ich bekam Komplimente, die Männern schrieben mir jeden Tag und wollten mich immer wieder haben. Tag für Tag kamen Männer dazu. Ich genoss es, ich liebte es die Männer heiss zu machen, liebte das für mich ja eigentlich Verbotene. Ich denke es war der Schrei nach Aufmerksamkeit der mich in diesen Strudel trieb. Ich konnte einfach nicht damit aufhören. Ich war manchmal so kaputt und müde - das ich nicht mehr wußte wo oben und unten war. So ein gutes Dirty Talk-Gespräch dauert meist bis zu 4 Stunden und vor 3.00 Uhr morgens ging ich nie ins Bett.
Ich lernte unheimlich viele Männer kennen, aber irgendwann wurde es mir doch zu viel, Peter gab es ja auch noch. Ich suchte mir 3 Männer aus die ich besonders mochte. Mit diesen Herren konnte ich auch ganz normale Gespräche führen und eigentlich war es das, was ich wollte und brauchte. Das ganz normale intelligente Gespräch. Mario, Armin und Roger wurden zu meinen täglichen Chatpartnern, Peter natürlich nicht zu vergessen. Irgendwann tauschten wir sogar Handynummern aus.
Sie wurden mir alle so wichtig und jeder Einzelne von Ihnen hatte etwas Besonderes. Irgendwann rief Roger mich morgens an als Marc auf der Arbeit war. Wir unterhielten uns eine Stunde lang über Gott und die Welt bis er mich plötzlich bat mich auszuziehen und auf Bett zu legen. Ich war verwirrt, wußte nicht was er vorhatte. Aber ich tat was er sagte und ich hatte meinen ersten Telefonsex. Mit 44 Jahren erlebte ich so etwas das erste mal. Ich wußte nicht wie ich mich danach fühlen sollte. Auch hier plagte mich die Scham, das schlechte Gewissen aber auch die pure Lust. Es war einfach nur phantastisch.
Wir wiederholten das ganze so oft es ging und es wurde von mal zu mal besser. Dann die normalen Gespräche mit all den anderen. Ich schien irgendwie durchzudrehen. Und ich veränderte mich. Begann mich komplett zu rasieren, zog mich anders an usw. usw. Mir gefiel das - es war seit Jahren wieder ein Gefühl von Frau sein da.
Marc bemerkte die Veränderung sofort aber schwieg erst mal. Aber er war ja nicht dumm und ich natürlich völlig naiv. Ich hatte auf meiner Seite bisher nur Bekannte und Freunde gehabt die ich auch persönlich kannte und plötzlich tauchten dort auf meiner Freundesliste innerhalb kürzester Zeit mindestens 30 neue Männer auf. Keine Ahnung wieso - ich dachte Marc interessiert das eh nicht. Aber weit gefehlt. Ihm fiel das sofort auf. Er war ja auch in wkw. Er besuchte die Seiten der Männer und entdeckte in welche diversen Gruppen diese waren. Ihm war sofort klar was da vor sich geht.
Er sprach mich direkt drauf an und frage ob ich Dirty Talk praktizierte. Erst mal stritt ich alles ab. Meinte nur das das ganz normale Bekannte seien mit denen ich mich normal unterhalte. Irgendwann sagte er mir, daß er es gar nicht schlimm finden würde, daß er es sogar sehr erregend fänd. Inzwischen hatte er sich auch ein Fake-Profil angelegt und sich bei den Männern nach mir erkundigt. Da alle schlichtweg von mir begeistert waren wurde er sehr neugierig. Er war mit dem ganzen mehr als Einverstanden unter einer Bedingung, er wollte lesen was ich mit den Männern schrieb und es sollte nur bei diesem Talk bleiben und nicht persönlich werden.
Ich sagte ihm das dies nicht gehen würde. Ich würde damit die Privatsphäre der Männer verletzen wenn ich ihn mitlesen lassen würde. Marc wurde sauer und verlangte das ich dann sofort damit aufhören sollte. Ich konnte ihn verstehen. Ich fing an wieder mit ihm zu schlafen und zeigte ihm somit, dass er von dieser ganzen Sache also profitieren würde. Er gab sein Ok. Ich hatte also grünes Licht.
Mit Roger telefonierte ich immer noch wenn Marc auf der Arbeit war. Und mit Mario und Armin entwickelte sich eine ganz tolle Freundschaft. Wir verlagerten unsere Sex-Gespräche auf tägliche normale Freundesgespräche. Sie erzählten mir von ihren Eheproblemen, vom täglichen Leben usw. usw. Ich gab Ratschläge, dies konnte ich besonders gut, da ich von Hause aus eine unheimlich gute Zuhörerin war.
Da ich ja auch anfing mich äußerlich zu verändern, beschloß ich kurzerhand eine Reha für mich zu beantragen um Abzunehmen. Vom Antrag bis zur Bewilligung dauerte es gerade mal 4 Wochen. Und am 6. Dezember 2011 ging es los. Marc fuhr mich nach Bad Neuenahr und ich war unheimlich aufgeregt und glücklich. Meinen Laptop hatte ich natürlich auch dabei. Ich lernte ganz schnell super lieber Leute kennen, führte eine Menge interessanter Gespräche und mein Abnehmerfolg zeigte sich schon nach ganz kurzer Zeit. Marc meldete sich nur selten. Dafür telefonierte ich fast jeden zweiten Tag mit Roger. Es war so spannend in einem wirklich hellörigen Zimmer Telefonsex zu machen. Aber jedes mal fühlte ich mich wie neu geboren. Danach unterhielten wir uns meist immer noch so eine Stunde und ich ging relaxt und glücklich zum Abendessen. Auch den Kontakt zu den anderen Männern hielt ich täglich.
In der Reha lernte ich auch Micha kennen. Verheirate, 54 Jahre alt und super witzig und lieb. Er gefiel mir recht gut. Aber Dirty Talk und Telefonsex war etwas anderes dort war ich geschützt. Und so beließ ich es auf ein wenig Flirten. Ich konnte mir eh nicht vorstellen, trotz das ich online so gut ankam, das mich real ein Mann gut finden könnte. Und Micha sah verdammt gut aus. Er kam bei den Frauen super toll an. An einem Abend, die meisten aus unserer Gruppe waren früh zu Bett gegangen, fragte Micha mich, ob ich noch Lust hätte, mit ihm etwas Fern zu schauen. Ich sagte zu. Wir verabredeten uns für in einer halben Stunde. Ich ging auf mein Zimmer zog mich um und ging wirklich völlig naiv zu Micha. Wir schauten uns einen Film an. Danach hörten wir etwas Musik, lachten viel und unterhielten uns. Plötzlich fing er an mich auf Bett zu ziehen, küsste mich und zog mich aus.
Ich wußte gar nicht wie mir geschah, dieser Mann, der jeden Tag von seiner tollen Frau redete, der von ihr schwärmte, die ihn in der Reha jedes Wochenende besuchen kam, wollte Sex. Ich viel fast vom Glauben ab. Aber ich genoss die neue Erfahrung. Nackt lagen wir auf dem Bett, küssten uns immer intensiver. Doch plötzlich rief ich Stop. Ich sah ihn an und erklärte ihm, das wir das nicht machen sollten. Er der schon so lange verheiratet war. Ich war mir ganz sicher, das er es nach dem Sex fürchterlich bereuen würde. Und auch ich konnte und wollte das Marc nicht antun. Ich war noch nie fremd gegangen. Und obwohl ich Micha unheimlich attraktiv fand. Ich konnte es einfach nicht. Wir zogen uns an. Redeten noch viel. Und ganz ehrlich - ich ging unheimlich glücklich in mein eigenes Bett mit dem Wissen nichts Verbotenes getan zu haben.
An Weihnachten und Silvester holte mich Marc jeweils für einen Tag nach Hause. Und beide Tage endeten in einem Fiasko. Ich merkte immer mehr wie sehr unsere Ehe nicht mehr stimmte. Leid tat es mir nur für Nico. Er hatte sich auf mich gefreut und ich versaute uns das Weihnachts- sowie das Silversterfest.
Am 20. Januar wurde ich mit großen Erfolg aus der Reha entlassen. 8 kg weniger und wieder beweglich. Ich war glücklich. Meldete mich bei uns zu Hause im Fitnesscenter an, ging auf die Sonnenbank. Die Kilos wurden immer weniger.
Irgendwann entdeckte Marc, das ich weiterhin jeden Tag mit Armin und Mario normale Gespräche führte. Und verlangte von mir, das ich den Kontakt mit den beiden Abbrechen sollte. Aus heiterem Himmel fing ich an zu weinen. Oh mann, ich konnte dagegen nichts machen. Marc schaute mich entsetzt an und schrie "Ok so weit bist du schon - aber du willst mir weis machen, das es nur so Männer sind die dich nicht interessieren" Er war verletzt. Ich konnte ihn ja verstehen. Aber ich brauchte diesen täglichen normalen Austausch. Die beiden waren mir wichtig. Aber Marc bestand auf die Löschung von allen fremden Männern.
Ich konnte das nicht so einfach. Wollte aber auch Marc nicht so verletzen. So machte ich mir eine zweite Seite die Marc nicht kannte. Löschte alle Männer. Und holte mir die meisten von ihnen auf meine neue Seite. Da Marc ja den ganzen Tag arbeitete, merkte er nichts davon und abends vermied ich es zu chatten.
Anfang Februar kam Marc zu mir und erzählte mir, daß er sich wieder zu einer Entgiftung angemeldet hatte. Ich fiel aus allen Wollken. War aber stolz auf ihn, daß er aus freien Stücken beschlossen hatte, diesen Weg zu gehen. Er wollte danach sogar für 5 Monate in Langzeittherapie.
Wie aus heiterem Himmel - Ich lerne die Wolke 7 kennen
Marc ging irgendwann Mitte Februar in die Entgiftung. Ich genoss die Zeit alleine und wußte nicht so genau was die Zukunft bringen sollte. Auch wenn Marc sein Leben ändern wollte, für uns unsere Familie. Es war in den ganzen Jahren zu viel kaputt gegangen. Ich war so hin und her gerissen.
Dann kam der Donnerstag, Weiberfastnacht. Ich war ein wenig gefrustet. Alle gingen feiern nur ich blieb zu Hause. Ich fühlte mich einsam. Marc natürlich noch immer in der Entgiftung, Nico mit Freunden unterwegs. Irgendwann am Abend saß ich am PC. Mit dem Dirty Talk hatte ich aufgehört, und auch die Telefongespräch mit Roger hatte ich beendet. Ich schaute meine Freundesliste meines zweiten Profils durch und beschloss einige Leute zu löschen. Ich wollte die Seite verändern. Hatte schon inzwischen ein paar nette Frauen aufgenommen. Ich machte einen Aufruf der so ähnlich lautete "suche Anspruchsvolle Leute für meine Freundesliste". Ich tat dies einfach aus einer Laune heraus. Es kamen mal wieder unheimlich viele blöde Kommentare. Nur blödes Anmachzeugs. Aber darauf hatte ich einfach keine Lust mehr.
Und dann kam diese eine Nachricht.
Bevor ich weiter schreibe muss ich etwas persönliches an Jack richten: "Jack, wenn du dies liest, du bist einer der einzigen der mich kennt und weiss, das ich das hier aufschreibe. Überleg dir, ob du weiter lesen möchtest. Ich kenne deine Gedanken und deine Gefühle und ich möchte nicht, dass sich durch dieses Kapitel etwas zwischen uns ändert. Es kommt nur Gutes aber es soll für dich keinesfalls Belastend sein. Es geht mir gut damit so wie es ist. Kuss!!!!
Also weiter im Text. Diese Nachricht kam von Jack. Wie sie genau lautete weiß ich nicht mehr aber er schrieb mir so ungefähr, dass er neugierig wäre, und ich würde anspruchsvolle Leute für meine Liste suchen aber selber wäre mein Profil in keinster Weise sehr aussagekräftig. Ja er hatte recht, ich hatte kein Bild drin, verriet für Fremde eigentlich gar nichts über mich. Aber ich mußte ja auch vorsichtig sein. Marc durfte schließlich meine Seite nicht entdecken.
Es entstand ein langes und sehr interessantes Gespräch zwischen Jack und mir. Und das erste mal spürte ich Kraft der Worte so intensiv wie ich es noch nie erlebt hatte. Nur zur Info. Es ging in keinster Weise um das Thema Sex. Das war völlig tabu. Dies wollte ich auch nicht. Wir hatten so oft die gleichen Gedanken das war fast unheimlich. Das was der eine dachte, sprach der andere kurze Zeit später aus. Jack erzählte mir wo er her kam, das er 45 Jahre alt sei, verheiratet und zwei Kinder hatte. Ich erzählte ihm über Marc und über mein Leben. Da seine Frau feiern war hatten wir eine menge Zeit zu schreiben.
An diesem Abend ging ich mit einem Gefühl ins Bett wie man es einfach nicht beschreiben kann. Ich glaube dafür gibt es keine Worte. Ich hatte in den letzten Monaten viele Männern kennemgelernt. Viele tolle Männer. Aber diesmal war es anders. Ich kanns einfach nicht erklären.
Wir schrieben uns ab dem Zeitpunkt so oft wir konnten. Jacks Zeit war aufgrund seiner familieren Verhältnisse stark begrenzt. Aber ich freute mich über jedes seiner Worte auch wenn er oft nur wenig Zeit hatte.
Dann kam das Wochenende wo ich mit meiner Frauengruppe einen Wochenendtripp nach Belgien zum Shoppen machen wollte. Ich erzählte Jack davon und war unheimlich traurig, so lange nichts von ihm zu hören. Ich gab ihm meine Handynummer. Doch er meinte das er mir seine Nummer nicht geben könnte. Er hatte Angst, daß ich es ausnutzen würde und ihm ständig schreiben würde und er später Ärger bekommen könnte. Ich verstand das. So lange kannten wir uns ja auch noch nicht. Ich fuhr also mit einem lachenden und einem weinenden Auge mit meinen Frauen los.
Gerade eine Stunde unterwegs kam eine sms mit unbekannter Nummer. Es war eine Nachricht von Jack. Er erzählte mir kurz das er noch ein altes Handy hätte und sich gerade eine Aldi-Tak Karte gekauft hatte. Was für ein Zufall. Zwei Tage bevor ich ihm meine Nummer gab, hatte ich mir ebenfalls Aldi-Talk zugelegt. Er bat um ein wenig Geduld. Bis die neue Nummer freigeschaltet sei. Als es soweit war simsten wir den halben Tag lang. Meine Freundinnen waren schon völlig abgenervt. Aber ich wollte darauf nicht verzichten. Ich war einfach zu glücklich.
Auch nach dem Urlaub gingen sie sms täglich weiter. Außer am Wochenende. Da mußte ich auf Jack verzichten. Irgendwann fingen wir an zu telefonieren. Immer wenn ich ins unterwegs war nutzten wir die Chance. Die Gespräche dauerten meist 1 bis 1,5 Stunden jeden Tag, manchmal auch 2 x . Wir hatten uns immer was zu erzählen. Lachten viel zusammen. Ich hörte ihm unheimlich gerne zu. Er war so erfrischend, so voller Leben, so positiv.
Das Verlangen nach einem Treffen wurde immer größer. Wir redeten jetzt jeden Tag darüber wie das klappen könnte. Uns trennten 250 km und ich konnte nicht so einfach weg und Jack natürlich auch nicht.
Es war in der Zwischenzeit ca. Anfang April. Marc war wieder aus der Entgiftung zu Hause und wartet auf einen Langzeittherapieplatz. Er bekam plötzlich Probleme und Schmerzen mit der Blase. Ging zum Arzt, eine Menge Untersuchungen und dann die Diagnose "Blasenkrebs" Ich war geschock. Dazu hatte er noch einen Leistenbruch. Er kam ins Krankenhaus. Wurde erst mal operiert. Noch war ich zuversichtlich. Er war jung. Was sollte schon passieren.
Ich telefonierte weiterhin jeden Tag mit Jack. Er hatte es inzwischen organisiert, daß er im April zu einem Seminar für 3 Tage in meine Nähe kommen konnte. Ich war völlig aus dem Häuschen. Ich freute mich so sehr auf Jack. Ich hatte inzwischen Gefühle für ihn entwickelt, die ich zuvor noch nie gekannt hatte. Je näher das Wochenende rückte, desto nervöser wurde ich.
In der Zwischenzeit ging ich täglich zu Marc ins Krankenhaus. Es hatte sich rausgestellt, das der Tumor bösartig sei und man die Blase plus Prostata entfernen müssen. Aber auch da war ich noch zuversichtlich.
Marc lag weiter im Krankenhaus und es kam das Wochenende mit Jack.
Alle Erwartungen übertroffen - Das schönste Wochenende
Ich war furchtbar aufgeregt. Endlich war der Freitag gekommen wo ich zum ersten mal Jack sehen sollte. Das Wetter war wunderbar und so mußte ich mir auch keine Gedanken mehr machen was ich denn zum Treffen anziehen sollte. Für schönes Wetter hatte ich mir extra neue Sachen gekauft, so wie wir Frauen halt nun mal sind bei wichtigen Verabredungen. Es soll halt alles stimmen.
Am morgen fuhr ich früh zu Marc ins Krankenhaus wie jeden Tag. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut. Wir waren zuversichtlich und er hatte sich damit abgefunden dass man ihm die Blase und Prostata entfernen müsse. Wir scherzten, lachten sogar ein wenig zusammen und am späten Nachmittag verabschiedete ich mich. Ich erzählte Marc, dass ich mit Freundinnen nach Köln fahren würde um Essen zu gehen und dann mal schauen was der Abend so bringen würde. Er wünschte mir ganz viel Spaß. Es war komisch, die Freude darüber, Jack endlich zu treffen nahm mir jegliches schlechtes Gewissen. Mein Mann lag mit Krebs im Krankenhaus, und ich war drauf und dran das erste mal in meiner Ehe fremd zugehen. Ja es war die Freude aber auch das Unwissen was mich in der Zukunft noch erwarten würde.
Zu Hause machte ich mich in Ruhe fertig. Am Ende war ich mit dem Ergebniss sehr zufrieden. Was eigentlich nicht zu mir paßte, weil ich doch immer noch unter meinem mangelnden Selbstwertgefühl litt. Einzig Jack hatte es bisher geschafft mir das Gefühl zu geben, etwas Wert zu sein.
Ich fuhr mit dem Auto nach Köln. Warum ich das so erwähne? Auch das war für mich eine Überwindung. Ich hasse Autobahn fahren oder eher gesagt ich habe Angst davor und doch nahm ich diesen innerlichen Stress auf mich. Jack war mir das Wert. In Köln angekommen fuhr ich den letzten Rest noch mit der Bahn. Zitterte, wurde immer nervöser. Dann endlich das Ziel. Die Tür ging auf und ich sah ihn sofort. Dieses verschmitzte Lächeln, genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir nahmen uns in den Arm, begrüssten uns und gingen dann gemeinsam, beide noch etwas verlegen zu Jacks Seminarunterkunft.
Da Jack gerne ohne Punkt und Komma redete - was ich immer als sehr schön, unterhaltsam und angenehm empfunden hatte, kam keine Peinlichkeit auf. Er zeigte mir sein kleines Zimmer. Wir setzten uns aufs Bett und freuten uns einfach nur das der lang ersehnte Tag des realen Kennenlernens endlich da war. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich meine Angst überwinden konnte mich ihm zu nähern. Aber Jack ging ganz behutsam vor. Der erste Kuss, die erste Berührung und es war, als würde ich diesen Mann schon ewig kennen. Wir schliefen die ganze Nacht mit einander und es war das schönste und gefühlvollste, was ich seit langem erlebt hatte. Ich die so schüchtern war, Probleme mit ihrem Körper hatte, gab sich vollkommen und ganz diesem Mann hin - soweit wie es mir möglich war.
Irgendwann um 1.00 Uhr oder 2.00 Uhr, ich weiß es nicht mehr so genau, mußten wir uns verabschieden. Jack hatte ja in ein paar Stunden wieder Seminar. Ich fuhr so glücklich und beschwingt nach Hause, dass ich noch nicht mal wahrnahm, dass ich im strömenden Regen auf der Autobahn fuhr. Geschlafen hab ich in dieser Nacht nicht mehr. Zu viel ging in meinem Kopf vor.
Am nächsten Tag fuhr ich wie immer zu Marc und blieb dort einige Zeit. Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht. Nein - dafür war die vorherige Nacht einfach zu wundervoll gewesen. Und am Abend wiederholte sich die gleiche Sache wie zuvor. Da das Seminar von Jack etwas länger gedauert hatte, ging ich sofort zu seinem Zimmer und wir machten dort weiter, wo wir am Vortag aufgehört hatten. Für mich wunderschönen Sex, Kuscheln, tolle Gespräche, ich genoss jede Minute die ich in Jacks Armen liegen konnte. Und je näher die Stunde des Abschiedes rückte, desto trauriger wurde ich. Mir liefen Tränen. Ich wußte das ich diesen Mann liebte es aber niemals ein Wir geben würde. Und im Gegensatz zu mir hatte 'Jack ein mehr oder wenig gut funktionierende Ehe mit allem was dazu gehörte. Für ihn war unser Treffen ein Abenteuer aus der Neugierde heraus. Dies hatte er mir auch immer gesagt. Er war immer ehrlich und ich glaube, hätte er geahnt, wie meine Gefühle für ihn aussehen, hätte er sich vermutlich nicht auf das ganze eingelassen um mir nicht weh zu tun. Jack brachte mich noch zur Bahn. Als die Türen des Wagens sich schlossen spürte ich einen Schmerz den ich noch niemals zuvor gespürt hatte und eine unendlich tiefe Traurigkeit.
Die darauffolgenden Tage waren furchtbar für mich - ich fiel in ein unendlich tiefes Loch. Ich heulte nur noch. Keine Ahnung - ich hatte mich wohl doch überschätzt. Ich dachte ich könnte damit klar kommen, dass ich einen Mann liebte der niemals im Leben zu erreichen war. Aber anscheinend spielte mein Kopf da doch nicht so ganz mit. Ich ging zum Arzt und liess mir etwas leichtes zur Beruhigung geben. So konnte ich ja nicht durch den Alltag gehen. Zudem mußte ich für Marc da sein.
Die nächsten Wochen beruhigte ich mich wieder. Führte ganz intensive Gespräche mit einer guten Freundin über meine Gefühle für Jack und so langsam hatte ich mich wieder im Griff. Ich akzeptierte die Tatsachen wie sie waren und mir war es lieber, weiterhin Kontakt zu ihm zu haben weil er mir so wichtig war als mich gehen zu lassen. Jack erzählte ich bis dato nie etwas über meine Gefühle. Klar, dass ich ihn sehr gern hatte das wußte er - aber mehr auch nicht. Wie es bei ihm aussah? Keine Ahnung. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Einzig und alleine das er ein Stück zu meinem Leben gehörte, das zählte für mich. Und ich weiß, das wir dieses Thema auch nie ansprechen werden - auch nicht, nachdem er dies hier liest und ich hoffe, er liesst es mit einem schmunzeln im Gesicht. Ich kann gut so mit dem leben wie es ist. Wir hatten auch mal über das Thema gesprochen das Frauen sich immer so schnell verlieben. Jack fand das immer ganz schrecklich. Aber eines weiß ich heute. Wenn man ehrlich liebt, dann spürt man das mit jeder Faser seines Körpers.
Wieso nur?
Ja dieses Wieso nur habe ich mich in letzter Zeit oft gefragt. Ist das was jetzt noch alles passiert ist so gekommen weil ich bestraft werden soll für das was ich getan habe oder ist es einfach nur Schicksal oder von Gott so gewollt? Ich weiss es einfach nicht, und ich denke ich werde da auch nie eine Antwort drauf bekommen.
Marc war inzwischen soweit, dass er aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Der Termin für die große Op war für in 3 Wochen angesetzt. Ich holte ihn ab. Er freute sich sehr auf zu Hause. Er genoss es wieder in seinen eigenen 4 Wänden zu sein. Mir ging es psychisch immer noch nicht so gut wegen Jack aber das ließ ich mir bei Marc nicht anmerken. Er brauchte mich jetzt.
Nach 4 Tagen fing bei Marc starke Übelkeit an. Er erbrach ständig, bekam Fieber und ich drängte ihn wieder ins Krankenhaus zu gehen. Aber stur wie er war lehnte er dies erst mal ab. Er hatte genug Krankenhaus gesehen und wollte einfach nur bei Nico und mir sein. Aber am 6 Tag steig das Fieber auf 41 Grad und er konnte nichts mehr bei sich halten. Ich setzte mich durch und fuhr ihn sofort ins Krankenhaus.
Nach eingehender Untersuchung wurde er stationär wieder aufgenommen und in Quarantäne gesetzt. Man vermutete, dass er sich einen Keim eingefangen hatte. Das hiess also - jeden Tag vermummt zu Marc ins Zimmer. Nach einer Woche Test wurde nichts gefunden, es ging ihm wieder besser und er sollte erneut entlassen werden. Wieder große Freude.
Als ich an diesem Tag auf die Station kam und sein Zimmer betrat, fand ich nur ein leeres Zimmer vor. Eine Schwester holte den Arzt und man teilte mir mit, dass Marc eine Lungenembolie erlitten hatte und auf der Intensivstation lag. Ich könnte aber zu ihm. Ich geriet in Panik und den ersten den ich anrief war Jack. Wenn mich einer beruhigen konnte dann er - was er auch schaffte. Danach rief ich sofort meine Eltern an.
Zum ersten mal betrat ich eine Intensivstation und als ich Marc dort liegen sah, wurde mir zum ersten mal klar wie krank er überhaupt war und auch zum ersten mal weinte ich bitterlich um ihn. Angst stieg in mir hoch. Aber Gott sei dank war er ausser Lebensgefahr. Er erholte sich auch dort einigermaßen, und kam nach einer Woche auf Normalstation. Dort blieb er noch 1 Woche und bekam langsam einen Krankenhauskoller. Die wichtige Op mußte ja auch wieder verschoben werden. Dafür war er einfach zu schwach. Zu Hause sollte ich ihn wieder aufpäppeln. Bis dato war ich jeden Tag von morgends bis abends bei Marc am Krankenbett. Nico kam viel zu kurz und arbeiten mußte ich abends auch noch gehen.
Auch diesmal konnte es Marc natürlich kaum erwarten zu Hause zu sein. Ich konnte ein wenig durchatmen und versuchte alles es ihm so schön wie möglich zu machen. Das ganze hielt 3 Tage. Marc merkte, dass er keinen Urin mehr liess obwohl er unheimlich viel trank, auch stieg das Fieber wieder hoch und am 4. Tage fuhren wir erneut ins Krankenhaus. Es ging ihm so schlecht, dass ich nur noch weinte und auch Marc weinte das erste mal hemmungslos. Wieder Untersuchungen über Untersuchungen. Dann die Diagnose. Absolutes Nierenversagen. Er kam an die Dialyse. Jeden Tag für 5 Stunden. Dafür mußte er immer in ein anderes Krankenhaus gefahren werden. Das war der Zeitpunkt, wo er sich aufgab. Er konnte einfach nicht mehr und er wollte auch nicht mehr. Mir brach es das Herz ihn so leiden zu sehen.
Dank der Medizin schaffte man es, die Nieren wieder ans arbeiten zu bringen. Aber es ging ihm weiterhin schlecht. Er konnte nichts essen und wurde künstlich ernährt. Nach 2 Wochen entschieden sich die Ärzte trotz allem nicht mehr länger mit der Operation zu warten. Es wurde Zeit bevor der Tumor immer größer wurde und noch mehr schaden anrichtete.
Und dann kam der Tag der Operation. Ich machte eine Kerze an. Hatte zur Ablenkung meine Freundinnen da zum Frühstück. Ich sollte ab 14.00 Uhr anrufen um mich zu erkundigen wie es gelaufen sei. Dies tat ich auch. Ich rief die Intensivststion an wo er hingebracht werden sollte. Dort sagte man mir, dass er nicht dort sei. Mir wurde schlecht. Dann rief ich die Station an und dort sagte man mir: "Frau Sells, ich darf ihnen am Telefon nichts sagen, kommen sie doch bitte so schnell wie möglich her". Bumm - der Schock saß. Tränen liefen, ich zitterte und fuhr so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Dort empfing mich ein Arzt. Marc lag halb wach auf seinem Zimmer und der Oberarzt erklärte uns, das nichts mehr zu machen sei. Der Tumor wäre schon zu weit fortgeschritten und es hätten sich Metastasen überall gebildet. Im schlimmsten Fall gäbe er Marc noch ein halbes Jahr, im besten 1,5 Jahre.
Marc und ich nahmen diese Nachricht total ruhig auf. Wir waren glaube ich zu sehr geschockt und konnten es nicht glauben. Wir redeten jetzt täglich darüber, weinten zusammen und fingen an den Tod zu planen. Marc ging es so schlecht, für eine Chemo war er einfach zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage und zu allem Übel hörte sein Darm auch noch auf zu arbeiten. Er erbrach Kot, war nur noch ein Schatten seiner selbst und verweigerte jegliche Nahrung. Er bekam für 3 Tage eine Magensonde gelegt, bis die Ärzte den Darm wieder in den Griff bekamen. Aber Essen konnte er danach nichts mehr. Es war ihm nur noch Übel. Ich verbrachte jede freie Minute bei ihm, unterstütze ihn. Und eines weiss ich heute - durch diese Krankheit ist mir Marc so nahe gekommen wie nie zuvor. Ich bereute viel was ich in dem letzten Jahr getan hatte und schämte mich auch dafür. Außer die Sache mit Jack.
Das Ende!!!!!
Marc ging es von Tag zu Tag schlechter - und das einzige was er noch wollte war STERBEN. Der Tod war allgegenwärtig aber ich wollte es nicht wirklich sehen. Ich glaubte an das Gute und versuchte Marc jeden Tag aufs Neue Mut zu machen. Er machte gute Miene zum bösen Spiel.