Amerika. Wilder Westen, im Jahre 1879. Ein Krieg bahnt sich an zwischen Zwei Ranches und mittendrin Zwei Wesen die dort nicht das geringste zu suchen haben. Finden Sie zusammen und können Sie den Krieg verhindern? Der Wunsch zu beschützen ist groß uns Sie treffen aufeinander. Missverständniss entstehen. Grüne Augen und dieselbe Hautfarbe. Kann das Zufall sein? Misstrauen, Wut und ein Schuss!
Â
-Die Sonne wird jeden Moment am Horizont aufgehen. Ein neuer Tag wird kommen und ich habe nicht geschlafen. Das sind schlechte Voraussetzungen um einen schönen Tag zu erleben.-
Sie kontrollierte ständig die Uhrzeit. Ihr Blick hatte nur Zwei Aussichten, die von Carls Haus und die ihrer Uhr. In einem der Fenster war nun ein schwaches Licht zu erkennen.
-Ich könnte ja schon einmal hinüber gehen und Mary Lou ablösen. Nein ich warte. Die wenigen Minuten werde ich noch überstehen. Ich weiß das er lebt, denn Mary Lou war nicht herüber gekommen. Kein Grund zur Sorge. Warum sollte ich mir auch Sorgen machen? Ich habe die Nacht gut genutzt und konnte sehr viel nach denken.-
Sie seufzte schweren Herzens, denn sie hatte keine Lösung gefunden für das Gefühlschaos das Matthew durch machte. Ihm würde eine Frau gut tun, doch glaubte sie nicht daran, das er es zu lassen würde. Ihr lief es Eiskalt den Rücken hinab. Und bevor Sie anfangen konnte sich doch noch für alles die Schuld zu geben, denn das tat Sie meistens, sah Sie wie Carl und Matthew um die Ecke ihres Hauses kamen.
-Sie sehen beide so aus, als ob sie nicht viel Schlaf bekommen haben. Jeder ihrer Gesichter bricht eine andere Geschichte. Matthew war kurz davor den Colt zu ziehen. Anscheinend ist ihm seine Gastfreundlichkeit verloren gegangen und das wäre zur Zeit nicht das einzige. Carl hat Ringe unter den Augen. Das konnte nur heißen, dass Mary Lou Ihm die halbe Nacht bei Laune gehalten hat. Ich will gar nicht wissen, wer das Thema war. Ich liebe Sie sehr, doch auch mir macht die ungewisse Zukunft zu schaffen. Kann ich etwa hellsehen? Eher nicht. Ich werde einen Weg finden. Ich weiß es. Ich sehe Ihn nur noch nicht.-
Während Racy Carl und Matthew beobachtete schauten beide plötzlich und unerwartet hinauf zu ihrem Fenster, so als ob sie ihren Blick gespürt hätten.
-Matthew würde mich am liebsten erschießen. Sein Gesicht sieht sehr wütend aus. Was kann ich dafür das er sein Zimmer opfern musste. Er weiß doch sehr wohl das sie niemals erlaubt hätten, das ich mit ihm alleine im Haus bin. Und Carl? Er schaut wie ein Bär dem man den Honig vor der Nase weg geschnappt hat. Jetzt zieht er die linke Augenbraue hoch. Oh weh, er denkt nach.-
Sie trat vom Fenster weg und verließ ihr Zimmer, mit einem letzten prüfenden Blick. Sie war mit allen Aufgaben fertig. Das Bett war gemacht, die Schmutzwäsche lag in der Waschküche und ihre Beiden Räume waren sauber und aufgeräumt.
-Mary Lou wird sich wundern.-
Sie ging die Treppen hinunter und im gleichen Augenblick sah Sie wie Carl und Matthew durch den großen Wohnraum auf Sie zukamen. Sie war etwas auf gekratzt und ihre gute Laune wirkte nicht ansteckend auf die beiden Männer.
“Guten Morgen.”
“Morgen Racy.”
“Morgen.”
-Matthew will seinen Groll gegen mich nicht verstecken. Das tut weh. Aber wie könnte ich Ihm schon helfen?-
Carl unterbrach Sie mitten in ihren Grübeleien.
“Mary Lou wartet auf dich. Ich soll dir sagen, dass du gut frühstücken sollst und dann kannst du rüber gehen.”
Racy nickte. Sie machten sich auf in die Küche. Carl sah was Racy vor hatte und bremste sie.
“Du brauchst uns kein Frühstück zu machen. Mary Lou hat drüben uns das Frühstück gemacht. Wir wollten uns nur die Kaffeekannen holen. An die hatte wir gestern gar nicht mehr gedacht.“
“Was ist mit Bill, Emily und Christian?”
“Mit Bill hab ich das schon gestern Abend besprochen, als du nach…oben gegangen bist. Sie frühstücken auch zu Hause. Und Christian…ehrlich, keine Ahnung! Ich glaube nicht dass Er vorbei kommen wird.”
Racy schüttelte nur den Kopf.
-Ach ja, ich hab Christian vergessen.-
Ihre gute Stimmung war wieder verschwunden. Es hatte Sie in eine euphorische Stimmung versetzt, zu wissen, das der Mann noch lebte, dass Sie mich bald wieder sah. Nun sah Sie sich dem nächsten Konflikt gegenüber stehen und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit verliebten Männer. John zählte nicht. Sie war sich sicher das seine Beweggründe nichts mit Liebe zu tun hatten. So ganz stimmte das nicht, aber Sie fand, es so zu sehen, wäre eine bessere Lösung, als sich zu fragen, was wäre wenn und mir gefiel ihre Sichtweise sehr gut.
-Grässlich! Unsere Stadt ist zwar nicht die Größte, doch dort gibt es auch Frauen. Also warum ich? Ich muss Ihnen wehtun, und das tut mir auch weh. Ich will es nicht!
Ist es nicht schlimm genug dass ich einen von Ihnen wehtun muss, müssen Sie Beide leiden?
Was ist nur geschehen?
Was habe ich denn nur falsch gemacht?-
Es gibt doch viel bessere Frauen als mich!
Carl und Matthew machten sich die Kannen voll mit Bohnenkaffee.
“Bevor du rüber gehst Racy, noch was.”
“Ja?”
“Mach dir nicht allzu viele Hoffnungen. Sein Zustand hat sich nicht gebessert. Eher verschlimmert. Er fantasiert schon und spricht im Delirium. Ich dachte, ich sag es dir lieber gleich.”
Carl schaute Sie dabei an, als er ihr das sagte. Racy schluckte. Plötzlich war ihre Kehle wie zu geschnürt.
-Nein! Er muss leben!-
Das Atmen viel ihr schwer. Sie versuchte langsam ein und aus zu atmen. Carl beobachtete Sie sehr genau.
-Ich muss antworten, aber was soll ich sagen?
Werden Sie es merken?-
Sie brachte die Worte kaum heraus und Sie hoffte man hörte es ihr nicht an, wie sehr Sie litt. Es war ein leises flüstern.
“Ok.”
“Pass auf dich auf Kleines. Wir sehen uns heute Abend.”
Racy hielt den Kopf gesenkt, um sich nicht zu verraten. Carl ging den Schritt auf Sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Haare. Dann drehte Er sich um und ging.
Matthew stand wieder unschlüssig da und starrte Sie an. Das Schweigen tat Ihnen Beiden weh und schien sich unendlich hinzuziehen. Racy brach das Schweigen.
“Matthew, ich…”
“Ja Racy, ich weiß…“
Er machte eine kurze Pause, um seine Wut zu zügeln, was Ihm aber richtig misslang.
“Ich hoffe du weißt was du da tust! Er ist ein Fremder!
Verdammt, was ist mit Uns?
Willst du das wirklich aufs Spiel setzten?
Für Jemanden den du nicht kennst?
Und sag nicht noch einmal, dass du Ihn kennst! Das ist eine Lüge! Ich bin nicht blöd!”
Er sagte es mit all seiner Wut und dem tief sitzenden Schmerz. Racy konnte nicht anders als Ihn anzuschauen. Sie sah seine nicht geweinten Tränen, der vollkommenen Verzweiflung.
”Matti, es gab nie ein Uns. Ich weiß nicht was ich dir sagen kann, ohne dir weh zu tun.
Matti! Ich liebe dich nun einmal wie einen Bruder, nicht wie einen Mann, nachdem ich mich sehne oder den ich mir als Mann an meiner Seite wünsche.“
Ihre Stimme wart immer leiser geworden.
„Es tut mir so leid, das ich nicht dasselbe für dich empfinde, wie du für mich. Und das hat nichts mit dem Fremden zu tun. Es macht es nur deutlicher, wie es um uns Beide steht. Bitte, Matti, ich will dich nicht verlieren, aber ich kann dir nicht geben was du von mir erwartest. Es tut mir so leid. Ich hoffe du kannst mir jemals verzeihen.”
Ihr liefen die Tränen über die Wangen, ohne das sie es wollte. Matthew sah es, aber es berührte ihn nicht. Er war zu sehr verletzt und wütend zu gleich, fühlte Verrat und einen schweren Verlust. So einfach war das nicht für ihn. Jetzt würde er ihr nicht verzeihen können und eigentlich wollte er es auch gar nicht.
-Soll sie ruhig Schuldgefühle haben. Geschieht ihr ganz Recht. Sie wird schon noch merken das ich der Richtige bin.-
“Mir tut es auch leid.”
Er drehte sich um und verließ mit schnellen und energischen Schritten das Haus, während Racys Tränen, ohne Stillstand, weiter liefen. Ihr Körper wurde geschüttelt. Ein unnatürliches und heftiges Schluchzen stieg ihr die Kehle hoch und es brach, ohne das Sie es wollte, aus ihr heraus. Sie musste sich an der Tischkante festhalten. Ihr wurde übel und das Schwindelgefühl nahm zu. Alles fing an sich zu drehen. Die Übelkeit stieg ihr in die Kehle.
Â
“Destivi be tori Festino!”
“Beruhige Dich mein Körper!”
Â
Sie sprach diese Wort mit all ihrer noch verbliebenen Konzentration aus. Ihre gegen sich selbst gerichtete Wut verzerrte ihre Sichtweise. Sie machte die Augen zu und begann mit ihrer Atemtechnik. Diese half ihr nur gering. Wieder sammelte sie ihr Konzentration zusammen. Fixierte in der Dunkelheit einen Punkt.
Â
“Keri so Festino, ti basi su lobi fi Arivo! Siro lobi!”
“Wehe dir Körper, du lässt mich jetzt im Stich! Nicht jetzt!”
Â
Sie keuchte auf und warf den Kopf in den Nacken. Sie bebte. Es dauerte nur wenige Sekunden und ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihr Körper kamen langsam zur Ruhe. Sie hatte gelernt sich rechtzeitig zu bremsen, durch die Atemtechnik, nicht die Kontrolle über sich selber abzugeben. Das war der Schlüssel, doch Racy war absolut Ahnungslos. Sie hatte versucht heraus zu finden was das bedeuten könnte. Woher sie das hatte. Alle Hinweise führten zu Gott. Von den Büchern zur Kirche und von der Kirche zu Gott. Da aber Gott noch nie zu ihr gesprochen hatte, war für Racy hier Schluss. Damit war sie sich sicher niemals die Antwort zu bekommen.
Racy konnte wieder normal sehen und sie wischte sich die Tränen von den Wangen und schnaubte einmal kräftig und mit Nachdruck. Sie trat an einen der Hochschränke und holte sich einen Becher heraus und pumpte sich frisches klares Wasser hinein. Sie leerte Ihn mit einem Zug und knallte den Becher mit all ihrer Kraft auf die Arbeitsplatte. Sie schnappte sich einen Apfel und rannte hinaus Richtung Veranda. Sie zog hastig die dicken Socken aus, trat hinaus ins Freie und schlüpfte so schnell sie konnte in ihre Stiefel.
Wut!
Sie war alles was Racy gerade empfand.
Wut!
Und das hauptsächlich über sich selber.
Als sie aus dem Schaukelstuhl aufstand zitterte Sie wieder am ganzen Körper. Ihre Zähne schlugen unaufhörlich aufeinander. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
-Wenn ich so aufgebracht rüber gehe, wird Mary Lou mich nicht auf dem fremden Mannr aufpassen lassen. Und ich habe keine Lust darauf mich zu rechtfertigen oder mich bevormunden zu lassen.-
Sie legte sich beide Hände vor ihr Gesicht.
-Au! Mir tut mein Kopf so weh. So kann das doch nicht weiter gehen.-
Sie ließ ihre Hände wieder sinken und schaute wahllos zum Stall.
-Emma und Grysbo warten bestimmt schon auf mich. Emma würde es genügen, wenn Sie heute nur auf die Weide kommt, aber Grysbo? Vielleicht noch einen Ausritt bevor ich mich um den fremden Besucher kümmere? Das wird Mary Lou wiederum nicht gefallen. Die Hausarbeit wartet und Sie kann es gar nicht leiden, wenn nicht alles nach Plan verläuft. Hi Hi Hi, Grysbo, heute wirst Du der Verlierer sein.-
Jetzt ging es ihr schon wieder viel besser und im nächsten Moment kam Emily mit Emma und Grysbo um die Ecke des Stalls. In jeder Hand ein Pferd. Sie war nur für einen kurzen Moment überrascht.
-Ich hätte mir das eigentlich denken können. Womit habe ich so viel Verständnis und Fürsorge bloß verdient? Ich bereite Ihnen soviel Kummer. Gerade für Emily. Eigentlich sollte die Ranch für Sie ein sicherer Hafen sein. Wo Sie niemals mehr Leid oder Schmerzen ertragen soll. Und jetzt? Das ist ja wohl mehr als daneben gegangen. Nun bangt nicht nur Sie, sondern Wir alle um unser zu Hause, unsere Zukunft, unsere Heimat. Und trotz der Angst im Nacken halten Sie alle zu mir. Mit dieser mehr als unsicheren Zukunft.
Ok, mal mehr Mal weniger. Matti und Chris würden mir am liebsten den Kopf abreißen. Aber nur weil Ihr Fortpflanzungstrieb aktiv ist.-
Emily ging mit Ihrem einzigartigen Lächeln auf Racy zu und blieb am Fuße der Verandastufen stehen.
“Ich bin mir ziemlich sicher dass die Beiden von mir verlangen, dich zu bitten, mit uns zur Weide zu gehen. Besonders Grysbo.”
Emily zwinkerte Racy vergnügt zu. Racy sprang förmlich die Veranda Stufen hinab und nahm Sie direkt in die Arme, sobald sie bei Ihr war. Emily war sichtlich überrascht. Erstaunt wollte Sie etwas sagen, aber Sie blieb mit offenem Mund stehen. Ihr Lächeln wurde noch breiter und fühlte wie das warme Gefühl der tiefen Freude, über Racys Reaktion, Sie durchströmte.
“Danke.”
Emily war tief ergriffen.
“Danke dir Emy. Ich mache Dir das Leben so schwer und trotzdem bist Du immer für mich da und lächelst dabei. Nie beschwerst Du Dich, nie kritisierst Du mich. Danke. Ich hab Dich so lieb.”
“Nichts zu danken, aber Du weißt schon das Du keine Schuldgefühle haben musst. Du kannst doch nichts dafür dass die Forsters unsere Nachbarn sind. Und noch weniger kannst Du etwas dafür dass Robert Forster so ein mieser Hund ist! Ach Racy, ich wünsche mir so sehr die Lösung für unser Problem mit Robert zu wissen. Du leidest noch mehr wie Wir. Die gesamte Verantwortung lastet auf deinen Schultern. Ich würde niemals im Leben Dir die Schuld für unsere schwierige Lage geben. Niemals!”
-Wie viel Verständnis Sie aufbringt?
Wie viel Glück und auch Leid, können Wir noch ertragen?-
Racy ließ Emily los und rückte ein Stück von Ihr ab, um Ihr ins Gesicht gucken zu können.
“Wir werden es schaffen. Ich weiß es. Ich werde nicht zu lassen, dass Wir alles verlieren sollen und die Tage der Ranch gezählt sind. Ich finde einen Weg. Bestimmt!”
“Ja, das wirst Du und Wir werden Dir helfen und zur Seite stehen. Komme was da wolle.”
Grysbo war äußerst lieb gewesen und hatte keinen Piep von sich gegeben, aber jetzt war seine Geduld am Ende und so stupste Er, Racy, gegen den Kopf.
“Morgen mein Guter und ja, ich bringe Euch mit zur Weide. Nur leider werden wir erst spät einen Ausritt machen können.”
Dann schaute Emma an.
“Ich kümmere mich gleich um den fremden Besucher, ich löse Mary Lou ab. Beschäftige Grysbo ein wenig, ja? Jage Ihn über die Weide.”
Das meinte Racy ernst und schaute auch im gespieltem ernst.
“Na dann mal los.”
Emily wusste das Trödeln Ärger bedeutete. So machte sich die kleine Gruppe auf den Weg zur nördlichen Weide, direkt hinter dem Haus von Carl und Mary Lou, indem ich lag. Racy spürte wie Emma nervös wurde und umgekehrt, als Sie dem Haus immer näher kamen. Racys und Emmas Blicke gingen gleichzeitig zu dem Fenster, indem die ganze Nacht, schwach ein Licht gebrannte hatte. Emily entging diese Blicke nicht.
“Racy?”
“Ja Emy?”
“Konntest Du noch einmal über meinen Traum nachdenken?”
“Nein, noch nicht. Ich habe mich ehrlich gesagt, zu viel mit dem fremden Besucher beschäftigt. Ich habe Angst vor Ihm, aber auf der anderen Seite, will ich Ihn unbedingt schützen. Dumm oder? Ich weiß selber nicht genau warum ich so empfinde. Aber wie ich schon gesagt habe, glaube ich immer noch daran, dass ich Ihm schon einmal begegnet bin. Er bringt mich durcheinander und ich kann noch nicht einmal sagen warum. Ich glaube Matti hat Recht. Ich verliere langsam aber sicher den Verstand. Und was Deinen Traum angeht, so verspreche ich Dir, werden Wir auf jeden Fall noch einmal genau darüber reden. Einverstanden?”
“Ja klar. Das geht in Ordnung. Sag mir einfach Bescheid wann, dann machen Wir einen Weiberabend.”
Das spitzbübische Grinsen von Emily brachte Racy zum Lachen.
“Ja das machen Wir. Abgemacht.”
Sie waren auf der Weide angekommen. Racy öffnete das Gatter und nahm danach Emily Grysbos Zügel aus der Hand. Beide führten Sie die Pferde durch das offene Gatter. Sie entfernten das Zaumzeug. Emma hob und senkte Ihren Kopf. Grysbo dagegen blieb einfach stehen und legte Racy seinen Kopf auf Ihre Schulter.
“Sei nicht traurig Grysbo. Wir werden auf jeden Fall heute noch ausreiten. Nur jetzt geht es wirklich nicht. Vergnüge dich mit Emma.”
Und als ob es das Zeichen für Emma war, machte Sie einen Satz zur Seite und preschte davon. Grysbo schaute Ihr nach, drehte seinen Kopf zu Racy wieder herum, zupfte an Ihrem Haar und stürmte Emma hinterher.
Zusammen schlossen sie wieder das Gatter.
“Was musst Du heute alles machen Emy?”
“Ich misste heute die Stellen der Einjährigen aus und arbeite mit Ihnen.”
“Mmh.”
“Und Du traust dir wirklich zu bei dem Fremden Wache zu halten?”
“Ja.”
Ihre Stimme klang nicht sehr überzeugend.
“Das klingt aber nicht überzeugend.”
“Na ja, ich glaube zwar nicht das Er plötzlich aus dem Bett springt und mich umbringt, trotzdem habe ich Angst.”
“Wieso?”
Emily klang ehrlich überrascht und machte große Augen.
“Ich hab nicht direkt Angst dass Er mir was antun wird, eher das Er mich verlässt.”
Racy lugte vorsichtig in Emilys Richtung, um zu schauen wie Sie reagieren würde. Aber ihr Gesicht zeigte immer noch dieselbe Überraschung.
“Du hast Angst das er dich verlässt?
Du kennst ihn doch gar nicht. Nein, Moment, du sagtest das du glaubst ihm schon einmal begegnet du sein.
Nur warum dann Angst?
Verstehe ich das richtig, dass du für Ihn etwas empfindest?
In so einer kurzen Zeit?“
“Ich verstehe es doch genauso wenig wie Du. Es ist halt dieses Gefühl das mich so sehr fesselt und ablenkt. Er kommt mir nun einmal so vertraut vor. Ich habe riesige Angst dass Er mich verlässt. Ich kann nicht klar denken, bei dem Gedanken daran, mit Ihm nicht mehr zusammen sein zu können. Und ich weiß sehr wohl wie Geisteskrank sich das anhören muss. Beispiel; ich habe letzte Nacht nicht ein Auge zu gemacht. Ich konnte mich nicht vom Fenster losreißen. Ich stand nur da und sah hinüber zum Haus. Wie in Trance. Ich hatte keinerlei Gedanken. Nur sein Gesicht vor Augen und…”
“Unnd…?”
“…das Fohlen.”
“Du sprichst in Rätseln für mich. Warum hattest Du das Fohlen vor Augen?”
Es schien so, als ob Emily gleich die Augen aus dem Kopf fallen würden. Wäre Racy das Thema nicht so peinlich und unangenehm gewesen, hätte sie vermutlich einen Lachanfall bekommen.
“Ich hab nicht darüber nachgedacht. Sie wechselten sich immer ab. Schnell. Gesicht, Fohlen, Gesicht, Fohlen und so weiter. Ich konnte es nicht beeinflussen, bis, ich auf einmal merkte dass jeden Moment die Sonne aufgehen muss. Es ist verrückt, ich weiß. Und ich hoffe dass der Fremde überlebt und mit mir, oder ohne mich, das Rätsel lösen kann.”
“Das klingt schon etwas verrückt aber auch ziemlich konfus und mysteriös. Ich werde das Gefühl nicht los das ihr beide irgendetwas miteinander zu tun haben müssen. Und das ist genauso verrückt.
Was können ein Fohlen und ein Mensch miteinander zu tun haben?
Wo soll da der Zusammenhang sein?
Da muss ich passen.”
“Nicht nur Du.”
Racys Lachen war erfrischend. Emily schaute zurück und sah wie Mary Lou aus dem Haus trat.
“Wollt Ihr Beiden da Wurzeln schlagen?
Wie soll ich denn da alles heute Vormittag schaffen?
Bewegt Euch endlich!”
“Oh oh, haben wir Sie so lange warten lassen?”
“Du kennst doch Mary Lou. Faulenzen ist nicht drinnen. Erst die Arbeit, dann kommt erst das Vergnügen.”
Racy konnte sich ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen. So verließen Sie die Weide. Von Emma und Grysbo war nichts zu sehen.
“Meinst Du Wir können uns heute Abend zusammensetzten?”
Emily brannte darauf einen Zusammenhang zu finden.
“Mal schauen. Wir werden sehen was mit dem Abend passieren wird.”
“Ok, das klingt gut.”
Emily warf einen Seitenblick auf Racy. Sie sah wie Ihr Blick ängstlich Richtung Mary Lou ging.
“Du schaffst das Racy. Du musst. Du bekommst deine Antworten. Nur Mut.”
“Wenn ich doch auch so zuversichtlich sein könnte.”
Racy flüsterte, damit Mary Lou nichts mitbekam, um unnötige und sehr neugierige Fragen aus zu weichen. Sie waren nur noch wenige Meter vom Haus entfernt.
Mary Lou schaute die Beiden argwöhnisch an. Sie wusste dass die Beiden etwas im Schilde führten.
“Alles klar bei Euch? Was gibt es da zu tuscheln?”
“Nichts Mary Lou. Racy und ich haben nur nachgedacht was wir heute Abend zusammen machen können. Tut uns leid dass wir dich haben warten lassen. Das ist nicht höflich von uns gewesen. Sorry!”
Racy blickte zu Boden. Ihr war klar dass man vor Mary Lou nichts lange Geheimnisse bewahren könnte. Alle glaubten dass Mary Lous siebter Sinn dafür verantwortlich war. Und so war es auch. Mary Lou wusste immer alles. Auch war es eine Leichtigkeit für Sie gewesen die Liebelei mit John und ihr heraus zu finden. Was aber Racy verwundert hatte war die Tatsache das es Mary Lou genauso geheim hielt wie Racy es tat. Jetzt war es offensichtlich warum Mary Lou das Thema niemals anschnitt. Aus eigenem Interesse und wegen Matthew.
“Ich wusste dass das nicht lange zwischen Euch gehalten hätte.”
“Warum? Wie konntest Du das wissen?”
“Das war nicht schwer, Racy. Dafür braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten. Er ist der Sohn von Robert Forster. Und Er musste zu lange ohne Vater aufwachsen. Er lechzt danach, von seinem Vater richtig anerkannt zu werden. Du hattest nie eine reale Chance gegen Robert. Nur sollte ich es dir damals verbieten? Das wäre unnütz gewesen. Vergebene liebesmühe. Und den Anderen habe ich nichts gesagt, weil ich Dich diese Erfahrung machen lassen wollte. Du hast dich das erste mal für Männer interessiert. Ein verliebter Teenager! Oh je, hab ich nur gedacht. Da hatte die Vernunft nicht die leiseste Chance. Aber leider behielt ich Recht. Eines solltest Du nie vergessen, Er wird nicht der letzte Mann gewesen sein, denn Du kennen lernen wirst. Und darauf kommt es an. Du wirst dein Glück finden, Kleines. Vertrau mir und hab noch etwas Geduld.”
Â
-Manchmal ist es ein Problem, denn nicht alle Probleme oder Meinungen müssen bis ins kleinste Detail diskutiert werden. Da hab ich schon so manchen Streit mit Mary Lou gehabt. Es gibt einfach Dinge die man mit sich selber klären möchte und nicht die Meinung, von einen Anderen Familienmitglied, aufgeschwatzt bekommen will. Sie meinen es ja auch nicht böse, speziell Mary Lou, doch ist es manchmal einfach zu viel des Guten.-
“Jetzt erlöse ich Dich ja Mary Lou. Wie geht es Ihm heute Morgen?”
“Keine Veränderung. So schnell geht das ja auch nicht und das solltest Du wissen. Es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen dafür, dass Er die Nacht überstanden hat. Ich hab Ihm die Medizin vor einer Stunde gegeben, also um zehn dann noch einmal. Sie steht auf Matthews Nachttisch. Denk dran, in ständig Flüssigkeit zuzuführen. Zur Mittagszeit bringe ich eine Hühnerbrühe rüber. Rede mit Ihm und versuche Ihn aufzurichten, sonst geht alles mehr auf das Bett anstatt in seinen Magen. Solltest Du Hilfe brauchen bin ich im Haupthaus. Ich glaube es ist ziemlich sinnlos heute mit raus zu gehen. Ich bleibe lieber in der direkten Nähe zu Euch, so kann ich Dir helfen, wenn es nötig ist und du Emy solltest auch langsam los.”
“Ja Ma´m.”
Mary Lou grinste übers ganze Gesicht, weil die Beiden wie Soldaten vor Ihr standen und gleichzeitig geantwortet hatten. Da die Beiden dann auch noch grinsten, wusste Sie, das es gut war und nahm die Beiden in die Arme.
“Ihr wilden Hühner.”
Lachend ging Mary Lou davon. Racy und Emily wechselten einen Blick miteinander, grinsten wie Honigkuchenpferdchen und jede von Ihnen ging seiner Aufgabe nach.
-Jetzt wird mir doch wieder ein bisschen mulmig zu mute.
Ob Er immer noch diese Schmerzen hat?
Mmh, wie lange wird es wohl dauern bis Er wieder zu sich kommt?
Was Er wohl für eine Geschichte erzählen wird?
Oh weh, ich war noch nie besonders geduldig.-
Racy nahm immer zwei Stufen auf einmal und brauchte einen kurzen Moment bis Sie die Fliegengittertüre öffnete. Sie stand mit der offenen Tür in der Hand da und rührte sich nicht.
“Was ist wenn ich es nicht schaffe?
Bin ich wirklich stark genug?
Was ist wenn Er aufwacht?
Was soll ich zu Ihm sagen?
Sei nicht so ein Feigling Racy! In seinem Zustand ist Er harmlos wie eine Maus. Er wird zu schwach sein, um sich überhaupt schnell genug bewegen zu können, falls Er nach mir greifen sollte. Und außerdem, glaube ich nicht wirklich daran, dass Er gefährlich ist. Ich kann es doch kaum erwarten, das Er endlich zu sich kommt, oder? Da sind jede Menge Fragen die Er mir beantworten muss.”
Sie öffnete nun die schwere Holztür und trat in den kleinen Flur des Hauses. Er hatte dieselben Holzverkleidung und dieselben weiß gestrichenen Wände wie ihr Haus. So wie alle Häuser auf der Ranch. Der Flur bestand nur aus einer Garderobe und einer kleinen Sitzbank. Er war sehr klein gehalten. Ihre Häuser dienten in erster Linie für ihre Privatsphäre und zum schlafen. Die Mahlzeiten und das gemütliche Beisammensein fanden im Haupthaus statt.
Racy hatte schon den Vorschlag geäußert das Haupthaus zu vergrößern, aus praktischen Gründen. Aber auch aus dem Gefühl heraus, das Sie alle in einem Haus leben und Sie so nicht einzeln angreifbar waren. Die Gefahr war real und wenn Sie sich weiterhin weigerte zu kooperieren, würde sich das Robert Forster nicht gefallen lassen. Leider war nicht vorhersehbar, was Er als nächstes planen würde.
-Alles wirkt wie immer, sauber und aufgeräumt. Ich bewundere Frauen wie Mary Lou. Ich hasse die Hausarbeit. Unnütze Energieverschwendung. Warum soll man sein Leben im Haus verschwenden? Jede Minute ist doch kostbar, da habe ich keine Lust sie mit einem Putzlumpen zu verschwenden. Sauberkeit macht zwar das Leben gemütlich, doch ich bin dafür nicht geschaffen. Vielleicht ändert sich das mit meinem Alter? Denn sauber machen kann ich schon. Meine Zimmer halte ich eigentlich ordentlich. Mal mehr Mal weniger. Kommt immer darauf an wie ich in Stimmung bin.-
Racys Blick ging in die kleine Küche.
-In der Küche sieht man dasselbe Bild wie im kleinen Wohnraum. Akribische Ordnung. Jeder Küchengegenstand hat seinen Platz. Ich habe es eine lange Zeit nicht verstanden, wo darin der Sinn liegen kann, das man peinlich darauf achtet, wo was liegt oder stand. Die Schere, der Suppentopf oder nur die Handbürste. Wie viel Zeit und Geduld hatte Mary Lou aufgebracht, um uns allen, Herren über die Häuser, Ihr System beizubringen. Bei dem Gedanken könnte ich mich krumm lachen. Carl und Matthew sind es nicht anders gewohnt, aber Bill und Christian, oh je, ich glaube für Sie war es die schlimmste Zeit Ihres bis dahin, existierenden Lebens. Jedes Gegenargument war Ihnen Recht um Mary Lous System zu boykottieren. Mary Lou ließ aber nicht locker. In der schwärzesten Stunde sorgte Sie für vier Häuser. Ein einziger Satz brachte dann doch die Beiden Cowboys zu Fall. Eine Situation in der Küche. Wir befanden uns in meinem Haus. Wir haben einen Ausflug geplant, hoch zum Black Stone Lake. Ein wunderschönes Fleckchen der Natur. Christian und Bill sollten alles für das Picknick zusammen packen. Mary Lou hatte Ihnen eine Liste in die Hand gedrückt. Sie kann es nicht selber machen da Sie noch einmal mit Emily und mir in die Stadt wollte und Carl und Matthew sollen uns begleiten. Es ist früher Morgen als Wir los fuhren. Wir brauchten zwei Stunden für alle Einkäufe. Nur als Wir dann endlich zurück kamen, sind die Beiden immer noch nicht mit dem Packen fertig geworden. Das Besteck befand sich schon im Korb, doch der Rest?
Mary Lou hat sich vor lachen nicht mehr ein gekriegt. Sie hat einen Tag vorher alles um geräumt. Nichts befand sich mehr an seinen gewohnten Platz. Das ist zu viel gewesen, für Bill und Christian. Auch nachdem Mary Lou erklärt hat was Sache war, und Bill und Christian Sie anbettelten Ihnen zu helfen, blieb Sie stur und lächelte nur.-
“Ok, Du hast gewonnen Mary Lou.”
-Hi Hi Hi, das ist der entscheidende Satz gewesen. Seitdem an waren Sie Musterschüler und manchmal noch pingeliger als Mary Lou selber.-
Racy durchquerte die Küche. Sie bemerkte schon wie Sie Zeit schindete. Nun gab Sie sich einen Ruck und ging in den längeren Flur in dem die Schlafzimmer der Ryders abgingen. Sie bewegte sich so leise und langsam wie möglich. Lauschte auf jedes Geräusch. Viel war nicht zu hören, nur ein regelmäßiges Atmen. Jetzt war Racys Neugierde geweckt. Sie hatte Ihn gehört. Er war da. Er ist nicht weg. Ein euphorisches Gefühl durchströmte Sie das zweite Mal an diesem Tag. Sie hatte bedächtig die Luft angehalten, damit Sie Ihn ja atmen hören konnte. Ihr eigener Atem interessierte Sie nicht. Ihr wurde schwindelig und Sie musste sich kurz an die Wand anlehnen, um nicht zusammen zu sacken. Aber an ein normales Atmen war nicht zu denken. Ihr Puls und ihr Herz rasten um die Wette. Ihre Hände benötigen kein zusätzliches Wasser, wenn sie jetzt die Lust verspüren würde zu putzen. Sie keuchte und musste vor Anstrengung die Augen schließen.
“Nicht nachdenken Racy, versuche nicht zu denken. Das ist alles so unlogisch. Es ist zum kotzen Schwäche zu zeigen. Bah!”
Sie legte sich ihren Kopf zwischen die Knien und zählte von zehn runter bis auf eins. Es half ein bisschen.
“Es hilft ja alles nichts. Ich hab nun genug Zeit vertrödelt.“
Sie rappelte sich auf und ging, wieder gebannt von seinem Atmen, weiter, bis Sie vor der offenen Zimmertür stand.
-Dort liegt Er.-
Da lag ich. Mit einem weißen Laken zugedeckt. Mittlerweile eher spärlich bedeckt, denn mein linkes Bein war frei gestrampelt und meine Brust war bis zum Bauchnabel freigelegt. Racy schluckte. Mein Anblick war für Sie peinlich. Sie wollte ihren Blick abwenden, wollte nicht so begierig auf meine nackten Körperteile starren, doch sie war machtlos. Sie betrat langsam das Zimmer und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Mein Körper wurde von einem feinen Schweißfilm bedeckt, und durch die hereinfallenden Sonnenstrahlen, glänzte ich wie eine polierte Perle, da das Bett genau unter dem Fenster stand. Ihr fiel auf das meine Haut nicht mehr die gräuliche Farbe hatte. Sie sah eher aus wie ...
-Was zum Hänker…-
Sie ging näher auf mich zu. Zum Beweis das ihre Augen ihr keinen Streich spielten, legte Sie ihren Arm direkt neben meinen, ohne mich aber zu berühren.
-Das kann doch nicht sein?-
Ihr Mund stand offen und ihre Augen waren weit aufgerissen, vor Schreck.
-Seine Haut! Wie kann das sein? Er hat dieselbe Hautfarbe wie ich. Niemand hat meine Hautfarbe! Das ist einfach unmöglich.-
Sie berührte ganz vorsichtig meinen Arm.
-Weich und ganz glatt.-
Plötzlich riss ich meine Augen auf. Keine Ahnung warum. Ich war im Delirium. Vielleicht war die Ursache die Berührung unserer Haut. Ich wusste nicht was auf einmal passiert war. Ich sah Sie von unten und ich sah mich selber von oben. Es war total verdreht, ich sah mich doppelt und das war unheimlich. Ich wusste nicht auf was ich mich konzentrieren sollte, auf das was ich sah oder auf das was Sie sah. Racy entfuhr ein Schrei und Sie sprang zurück. Ich konnte es sehen und ich sah wie ich reagierte.
Ich fixierte sie weiterhin, vom Bett aus und Racys entsetztes Gesicht ließ meine Stirn, sich in Falten legen. Ich starrten Sie an und Sie starrte mich an. Ich hatte Angst und traute mich nicht zu atmen und ich wusste das es Racy genauso erging. Aber langsam tat mir der Kopf weh. Ich konnte mich nicht an dieses Ereignis erinnern. Dank Racys Erinnerung wusste ich was passiert war. An diesem Tag, als ich Sie das erste Mal sah.
“Wenn ich nicht wieder atme sterbe ich.”
Ich hörte mich reden.
Ich sah wie ich das Gesicht verzog. Vielleicht sollte es ein Lächeln darstellen. Wollte ich Lächeln?
Racy stammelte immer wieder etwas über meine Augen. Wie Grün Sie waren. Anscheinend hatten wir dieselbe Augenfarbe. Für sie war es etwas schockierendes.
Ich wandte meinen Blick von Racy nicht ab. Mein Blick wirkte neugierig.
“Wer bist du?”
Racy zögerte einen Moment und schluckte mehrfach.
“Racy.”
Aber ob ich Sie hören konnte wusste Sie nicht, denn Sie sprach sehr leise. Jetzt begriff ich auch den Rest. Ich sah wie ich die Augen schloss und glitt wieder in meine Ohnmacht zurück.
Racy starrte mich immer noch an und in der nächsten Sekunde rannte Sie los, als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Sie stolperte mehrmals. Knallte an sämtliche Gegenstände die ihr im Weg waren. Während sie durch das Haus lief blickte sie mehrfach über die Schulter.
Sie konnte sich nicht konzentrieren.
Sie krachte gegen die Haustür, weil Sie immer wieder zurück blickte. Sie riss sie auf, prallte gegen die Fliegengittertüre, durchbrach Sie und flog auf die Veranda. Sie krabbelte einen Meter rückwärts und wäre beinahe die Stufen hinunter gestürzt. Sie schaute nur zurück, auf die kaputte Fliegengittertür, so, als ob Sie jeden Moment davon ausging, das ich, der Fremde ihr nach käme.
Ich war geschockt von ihrer Reaktion. Ihre Gedanken halfen mir kein bisschen aus ihrem Verhalten schlau zu werden. Ihr Gesicht war von Panik gezeichnet. Ich verstand es nicht.
Sie stand auf, hetzte die Stufen hinunter und rannte weiter zum Haupthaus.
Mary Lou stand in der Waschküche und wusch die Wäsche. Sie befand sich genau unter Racys Schlafzimmer. Ich kannte das Haus. Es war auch ein Fenster darin eingebaut, so dass Mary Lou ein Stück von ihrem Haus sehen konnte. Sie sah was ich sah als sie ohne Hintergedanken aus dem Fenster schaute, eine von Panik gehetzte Racy. Ich konnte Mary Lou Aufschrei durch das offene Fenster hören, wie der Schemel, auf dem sie gesessen hatte, um fiel. Ich wusste das Mary Lou durch das Haus geeilt kam, um Racy entgegen zu laufen, denn sie öffnete gerade die Fliegengittertür, als Racy die Stufen zur Veranda hoch gestürmt kam, und ihr Blick immer wieder zu Mary Lous Haus zurück ging. Sie sah Mary Lou nicht wie sie im Eingang zum Haus stand. Ich sah sie. Ich rief es Racy zu, doch zu spät fiel mir ein dass das sinnlos war und so rannte Sie geradewegs in Mary Lou hinein. Als Sie spürte dass Sie festgehalten wurde, schrie Sie auf. Voller Panik und mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke, dabei versuchte Sie sich zu befreien.
“Racy, Racy. Beruhige dich doch. Ich bin es, Mary Lou.”
Mary Lou ließ Sie nicht los, aber Racy schien sie nicht wahrzunehmen, geschweige denn zu hören. Nicht nur Mary Lou bekam es mit der Angst zu tun.
“RACY! RACY! KOMM ZU DIR KIND!”
Mary Lou schrie Sie nun an, damit Sie endlich aufhörte zu schreien.
Racy blinzelte. In der nächsten Sekunde erkannte Sie Mary Lou und Mary Lou war erleichtert das Racy aufgehört hatte zu schreien und versuchte noch einmal, auf Sie einzureden, um heraus zu finden, was eigentlich los war.
“Du meine Güte Racy, was ist denn los mit dir? Was ist passiert?”
Doch Racy bekam kaum einen Ton raus. Ihre Lungen konnten kaum genug Luft einnehmen, um ihren Atem zu beruhigen. Sie keuchte und sank dabei in die Knie. Wortfetzen war alles was ihr durch den Kopf ging. Ihr Verstand konnte keine vernünftigen Sätze bilden.
“Er…Er…”
“Wovon redest du? Wie Er?
“Er…,” keusch, ”…Haut…,” keusch, “…Augen…Er…”
“Racy! Ich versteh kein Wort. Versuch dich zu beruhigen Kind!”
Ich erst Recht nicht. Im selben Moment begriff Mary Lou aber dass es etwas mit mir zu tun haben musste.
“Was ist mit dem Fremden?
Ist Er aufgewacht?
Hat Er dir etwas getan?”
Mary Lou nackte Angst steigerte sich in blankes Entsetzten. Panik stieg langsam in ihr auf. Innerlich schien es als ob sie sich immer wieder ermahnen würde ruhig zu bleiben. Sie achtete gar nicht mehr auf Racy, die vergeblich versuchte ihren Atem zu beruhigen und gleichzeitig versuchte den Kopf zu schütteln, so dass Sie verhindern konnte das Mary Lou die falschen Schlüsse zog. Mary Lou griff nach Racys Arm und sie folgte Mary Lous Blick. Sie sah neben Abschürfungen auch eine dicke Beule, die ein blauer Fleck werden würde. Sie hatte keinen Wintermantel an und die Ärmel der Bluse waren hochgekrempelt. An manchen Stellen war die Bluse ein gerissen. Was Mary Lou nicht wissen konnte war, das Racy überall gegen gerannt und mehrfach zu Boden gestürzt war.
Racys verstand was Mary Lou denken musste, die Abschürfungen, die Beule. Ihr Körper hatte gerade aber sein eigen Leben und sie konnte Mary Lou nicht auf halten. Mary Lou ging ins Haus zurück, während Racy mit ihrem Atem kämpfte. Ich sah wie ihre Stiefel aus Racys Blick verschwanden.
Sie ging in die Knie, weil die zu zittern an fingen und versuchte sich mit den Armen ab zu stützen. Ihre Atmung wollte sich nicht beruhigen. Sie kam nicht dagegen an. Ihr stieg die alt bekannte Übelkeit hoch. Ich konnte sie spüren, da sich ihre Gefühle wieder festigten und sie versuchte sie zu zu lassen. Der Schmerz der ihr durch den Kopf fuhr lies sie kurz auf schreien.
Plötzlich drehte sich für Racy alles und Sie verlor das Bewusstsein.
Es wurde dunkel. Bevor ich es verhindern konnte war Racy verschwunden.
Â
Â
-Ich schlug die Augen auf. Alles wirkte unwirklich und doch real. Meine Augen brauchten länger um sich an das helle Licht zu gewöhnen. Ich sah mich um und konnte nicht verstehen. Was ich sah konnte ich nicht mit Worten benennen.
Was war passiert?
Wo bin ich?
Was bin ich?
Wer bin ich?
Kleine Erinnerungen schlichen sich in mein Bewusstsein. Ein Baum, alles war weiß. Ich erinnerte mich an den Schmerz und plötzlich spulte mein Gehirn zusammen hängende vor meinen Augen ab. Nach und nach erinnerte ich mich und alles bekam einen Sinn. Wenn ich im Stall ein geschlafen bin und ich bin jetzt definitiv in keinem Stall, wie bin ich dann hier hin gekommen und warum?
Mein Instinkt sagte mir, ich sollte versuchen auf zu stehen. Ich versuchte mich auf zu richten, um besser sehen zu können, doch mein Körper wollte nicht meinem Verstand folgen. Ich schaute an mir herab und was ich sah kam mir bekannt vor. Erneut wollte ich mich bewegen und musste aufgeben. Etwas passierte mit mir und das war nicht richtig. Meine Augen wollten nicht auf bleiben. Etwas zwang mich los zu lassen und auf zu geben.
Die Dunkelheit kehrte wieder zurück.
“Mary Lou, was ist passiert? Ich habe den Schuss gehört.”
Emily!
Ich konnte Emilys Stimme wieder hören, aber sehen konnte ich sie nicht.
Was war passiert?
Ich kann mich nur noch daran erinnern das alles plötzlich dunkel geworden war. Alles war weg und jetzt konnte ich wieder Stimmen hören. Mary Lou antwortete ihr.
“Ich weiß es nicht genau Emy. Racy kam völlig aufgelöst zum Haus gerannt. Sie stammelte irgendetwas, was den Fremden betrifft und nun sehe selber. Hier.”
Ich hörte wie Holz knarrte und ich spürte eine Berührung. Mehrere Hände.
„Siehst du?“
Dann sog jemand scharf die Luft ein. Ich konnte nicht sehen was die beiden Frauen da taten, doch meine Vermutung war das Mary Lou Emily die Abschürfungen gezeigt hatte. Ich konnte ihre Gedanken nicht hören. Sie ließen mich im unklaren, was um mich herum passierte.
“OK, wir sollten drinnen noch mal in Ruhe darüber sprechen. Lass Sie uns erst mal ins Haus tragen. Sie hat wohl Ihren Wintermantel bei Dir im Haus vergessen. Nicht das Sie auch noch krank wird.”
Das war Emilys Stimme die mir Rätsel auf gab. Sie sprach davon Racy ins Haus zu tragen.
“Wie dumm von mir. Du hast vollkommen Recht Emily. Schaffen wir Sie schnell ins Haus. Ich packe sie mir unter die Arme und du nimmst die Füße.”
Das war Mary Lou und jetzt konnte ich nachvollziehen das Racy auf der Veranda lag. Ich fühlte wie sie zu packten, Holz knarrte und plötzlich wurde es warm. Die warme Luft traf auf Racys Haut und erst jetzt spürte ich den Unterschied.
Ein dumpfes Geräusch.
Mir wurde langsam mulmig. Nicht zu sehen, aber doch alles zu hören war frustrierend und beängstigend zu gleich.
Ich hörte wie die beiden Frauen ein leichtes Schnauben von sich gaben.
“Lass Sie uns hier unten auf die Couch legen. Vielleicht kommt Sie ja bald wieder zu sich.”
“Ich hol schnell eine Decke.”
Emily war los gegangen. Ich hörte wie ihre Schritte sich entfernten hatten. Mary Lou schürte unterdessen das Feuer. Mein Empfinden registrierte wie der Schürhaken immer wieder gegen Holz schlug, wie das Feuer knisterte, als es sich das Holz geholt hatte. Sie stieß das Eisen immer und immer wieder gegen das Holz. Eigentlich heizten Sie die Räume tagsüber weniger, aber es musste wärmer sein, wenn Racy im Haus bleiben sollte. Ich hörte wie Emily zurück gekommen war.
“Was wolltest Du eigentlich mit dem Gewehr, Mary Lou?”
Gewehr?
“Na was denn wohl. Ihn erschießen! Er hat Racy angefasst und nach Ihren Armen zu urteilen, auch weh getan.”
Ein Gewehr?
“Glaubst Du das wirklich?”
“Nach was sieht Sie dir den aus, Emily?”
“Aber Sie hat es nicht gesagt, oder?”
“Das konnte Sie auch gar nicht. Sie bekam doch kaum Luft, so geflohen ist Sie vor Ihm und wer weiß, wie stark Sie sich verteidigen musste.”
Jetzt hatte ich richtig Angst. Mir war einiges entgangen. Ich hatte nicht mit bekommen wie Mary Lou das Gewehr geholt oder es mit Munition bestückte. Hätte sie mich wirklich erschossen wenn Emily nicht gekommen wäre?
Na großartig. Jetzt war ich eine bedrohte Spezies.
“Mmh, wir sollten lieber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wenn wir Ihn jetzt einfach erschießen, wird das Racy gar nicht gefallen, um es einmal milde auszudrücken.”
“Was Ihr gefällt oder nicht spielt dann keine Rolle mehr. Er ist eine Gefahr und sollte Er Sie wirklich angegriffen haben, so wird keiner von den anderen zögern Ihn zu erschießen.”
“Dann warten wir bis Racy wieder zu sich kommt, bevor wir den anderen davon erzählen. Ok?”
Ich war für Emilys Vorschlag.
“Damit bin ich einverstanden. Ich gehe rüber und schaue das der Fremde nicht abhaut. Oder was auch immer Er vor hat.”
Was hatte ich getan?
Da war eine Lücke entstanden. Als Racy bewusstlos wurde, war unsere Verbindung gekappt worden.
Bin ich aufgewacht?
Habe ich Racy wirklich verletzt?
Ich hörte Mary Lou wie sie hinaus schlurfte. Emily schien da zu bleiben. Ich hörte nur ihren Atem.
“Racy, wach doch auf.”
Emily schüttelte leicht Racys Schultern, ein kleiner Versuch, das Sie wieder zu sich kommen sollte. Es gelang ihr nicht. Draußen war irgendetwas in Gange. Man hörte das heran galoppieren von Hufen.
“Oh nein! “
Es hörte sich so an als ob eine Herde Büffle die Verandastufen herauf gestürmt kamen. Ich war mir sicher das jetzt die Türen auf gerissen wurden. Emily wusste definitiv mehr als ich und es war wirklich zu schade das sie es nicht laut aussprach. Ich stellte mich auf das schlimmste ein und konnte nur hoffen das Racy bald erwachen würde. Nur Sie konnte das drohende Unheil, das mich vielleicht da draußen erwarten würde, noch stoppen. Und ich armer Wicht wusste von nichts und konnte mich nicht verteidigen.
“Emily, was ist passiert? Ich habe ein Gewehrschuss gehört.”
Das war Bills Stimme.
Mary Lou hatte geschossen?
Auf was hat sie geschossen?
“Es hat etwas mit dem Fremden zu tun. Lass mich bitte ausreden.”
Stille.
Â
“Wir wissen es nicht genau. Racy ist total aufgelöst zu Mary Lou gelaufen. Sie konnte leider nichts erklären, so aufgebracht war Sie. Sie liegt drinnen auf der Couch. Ohnmächtig! Mary Lou wartet bei dem Fremden, bis Racy wieder zu sich gekommen ist.”
“Und warum hat Mary Lou ein Gewehr bei sich?”
Das hörte sich gar nicht gut an, denn ich es war Carls Stimme gewesen die ich vernommen hatte. Emily antwortete nicht sofort. Anscheinend wollte sie nicht alle Informationen erzählen und dafür war ich ihr dankbar, doch ich wusste, das sie es tun würde, da die Männer nicht locker lassen würden und eine Lüge wäre fehl am Platz ; ganz davon abgesehen das Mary Lou es ihnen sagen würde, Racy lieferte noch die Beweise obendrauf. Es schien eine kleine Ewigkeit vergangen zu sein.
“Und? Emily, was ist los?”
“Mary Lou glaubt, der Fremde hätte Racy angegriffen. Sie hat Abschürfungen und eine dicke Beule am Kopf.”
Ich hörte wie nach Luft geschnappt wurde, dann folgte eine sehr unangenehme Stille. Ich wusste nicht was jetzt passierte und mein Verstand spielte mir einen Streich. Ich wollte und konnte mir nicht ausmalen, was wohl in ihren Gesichtern zu lesen war.
Wut!
Hass!
Rache!
Mordlust! Vielleicht genau in dieser Reihenfolge.
“Ihr Beiden bleibt hier. Bill und ich gehen zu Mary Lou. Wir werden erst urteilen, wenn Wir die komplette Geschichte kennen. Ihr Beiden wartet hier mit Emily, bis Racy wieder wach ist. Verstanden?”
Carl hatte die Anweisungen klar verteilt. Seine Stimme klang fast normal und da fiel mir ein Stein vom Herzen.
“Ja Sir,”
Das war Matthew. Ich hätte mir eigentlich denken können das er auch mit zurück reiten würden. Mary Lou war schließlich seine M`a.
“Ja.”
Christian!
Wo der eine war, war der andere nicht weit. Er konnte das Ja nur heraus pressen. Er schien sehr, sehr wütend zu sein. Hoffentlich konnte er sich lang genug unter Kontrolle halten. Wenn er Racys kleine Blessuren sehen würde, könnte er seine Meinung schnell ändern und Matthew wäre ihm nur zu gerne behilflich, mich los zu werden. Ein für alle Mal.
“Wenn er Racy wirklich angefasst hat, bringe ich Ihn eigenhändig um. Hast Du das verstanden Dad?”
“Ich bin ja nicht taub Matthew. Wir werden sehen. Lass uns los gehen Bill.”
Sie verließen das Haus und vier paar Hufen entfernten sich.
Christian setzte sich ganz vorsichtig neben Racy auf die Couch. Ich spürte wie die Couch unter seinem Gewicht nachgab. Er wollte sich selber ein Bild von ihren Verletzungen machen. Da war ich mir sicher. Das passte zu Christian. Ich spürte seine kalten Hände an Racys Arm, und danach an ihrer Schulter. Ständig hob und senkte er ihren Arm. Berührte die Abschürfungen. Hob dann anschließend wieder ihren Arm und legte ihn dann wieder zurück, auf ihren Bauch. Er tastete ihre Stirn ab, wo sich die Beule befinden musste.
Wo Matthew sich aufhielt konnte ich nicht ausmachen. Ich hörte zwei Atem, die ganz in der Nähe waren. Christian und Emily.
Lange Zeit sprach niemand von ihnen. Keine Ahnung was wer von ihnen was dachte, doch die Stille trieb mich bald, aber mit sicherer Gewissheit, in den Wahnsinn.
“Sie muss auch hingefallen sein. Draußen. Seht mal wie dreckig Sie ist. Mmh.“
Na endlich und es war zur Abwechslung auch einmal eine scharfsinnige Beobachtung von Christian.
“Du hast Recht Christian. Das ist Mary Lou und mir wohl entgangen. Also hat Sie sich die Abschürfungen zu gezogen als Sie hinfiel?”
“Ja, das ist durchaus möglich. Aber das erklärt nicht die dicke Beule an ihrem Kopf.”
“Aber wenn er sie gepackt hatte, dann müssten das doch Fingerabdrücke hinter lassen. Siehst du welche? Schau Sie dir mal genauer an Christian. Sie sehen nicht wie Abdrücke von Händen aus, oder?”
Kalte Hände. Racys Haut wurde wieder von kalten Händen, die nicht nur von Christians waren, berührt.
“Ich glaube einfach nicht daran dass er Sie angegriffen hat.”
Die Federn eines Sessels quietschten leise. Vielleicht hatte Emily sich hin gesetzt.
“Wir werden warten müssen.”
Matthew klang voller Zorn.
“Emily hat Recht. Das passt alles nicht zusammen. Uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten.”
Christian stand auf, die Couch ging in ihrer ursprünglichen Position zurück und wieder quietschte eine Feder. Matthew blieb da wo er war, wo immer das auch war. Carl und Bill ritten unterdessen zu Mary Lou. Das war eine von Bills vielen Lieblingsgeschichten, die ich später von ihm erfuhr. Man könnte sagen, das er das was ich nicht in meiner Erinnerung fand, ergänzte. Wie gut das Bill ein Gedächtnis hatte, wie ein Büffel.
Sie stiegen von ihren Pferden und gingen schnell ins Haus. Sie fanden Mary Lou bei mir im Zimmer. Sie musste sehr erstaunt ausgesehen haben. Bill beschrieb es, als ob sie im ersten Moment Geister vor sich gehabt hätte. Sie sah Carl und Bill an.
“Was macht Ihr den hier?
Hat Emily Euch geholt?”
“Nein, wir hab deinen Gewehrschuss gehört. Du schießt ja nicht jeden Tag durch die Gegend, also wollten wir wissen wen du dir als Ziel ausgesucht hattest.“
Bill verkniff sich das Lachen und grinste übers ganze Gesicht. Mary Lou war die schlechteste Schützin weit und breit. Sie hatte es sogar geschafft sich selber in den rechten Oberschenkel zu schießen. Durch Bills Äußerung entschärfte sich die Situation.
“Ha Ha, sehr witzig Bill.”
“Na dann erzähl mal was Du mit dem Gewehr vorhast.”
Er zeigte auf Mary Lous Schoss und konnte ein kichern nicht bei sich behalten.
“Zur Sicherheit. Damit Er nicht abhauen kann, falls sich meine Vermutung bestätigt.”
“Falls Er abhaut? Da geht deine Fantasie mit dir durch mein Mary Lou. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er in seinem Zustand auch nur einen Schritt bewältigen sollte. Sei ehrlich, wenn er Racy wirklich wehgetan hat, würdest du Ihm liebend gerne eine über braten, oder etwa nicht?”
Bills Tonfall konnte man den Hohn und Spott deutlich anhören. Mary Lou sah ihn an und musste nun selber ein Lachen unterdrücken. Beiden konnte man ansehen, wie die wahren Beweggründe von Mary Lou sich in Luft auflösten. Carl warf einen warnenden Blick zu Bill. Der sollte Ihm sagen, das er die Situation doch etwas ernster nehmen sollte.
“Erzähl uns was genau passiert ist mein Liebling.”
Carl ging auf Mary Lou zu und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Er setzte sich auf Matthews Schreibtischstuhl und Bill lehnte sich gegen den Türrahmen.
“Ich war gerade dabei die Wäsche zu waschen, als ich sah, wie Racy auf das Haus zu lief.
Ihr Gesicht!
Ich hatte so Angst. Ihr Gesicht war voller Panik. Sie war so außer das ich ihre Worte kaum verstehen konnte.”
“Was sagte Sie genau?”
Mary Lous Gesicht bekam einen gequälten Ausdruck, als sie die Erinnerung abrief.
“Sie wiederholte immer,…ER….ER und AUGEN und ach ja, Sie erwähnte auch das Wort HAUT. Ich hab nichts verstanden und da hab ich Ihre Arme gesehen. Sie trägt diese weiße Bluse. Ich sah die vielen Abschürfungen und die dicke Beule an ihren Kopf. Als Sie vorgestern baden war, hatte sie die noch nicht. Und da zählte ich eins und eins zusammen. Zum Glück kam Emily. Wir brachten Sie ins Haus und ich ging hier her. So liegt Er die ganze Zeit. Er war nicht einmal wach. Aber da ist noch etwas.”
Mary Lous Blick glitt wieder zu mir. Bill sah ihr zögern.
“Was den Mary Lou?”
“Nun ja, Er spricht im Delirium.”
“Und?”
“Ähm… Er sagt immer zu…Racy.”
Das saß. Beide, Carl und Bill schauten Sie so ungläubig an, dass Mary Lou lachen musste. Es dauerte seine Zeit, bis sich alle drei gefangen hatten.
“Dann kennen Sie sich ja doch. Racy hat Recht.”
Bill staunte nicht schlecht.
“Oder Sie haben sich unterhalten.”
Carl schaute Bill direkt an.
“Was wiederum bedeutet, er war wach.”
“Wenn Sie sich kennen, kann es so gewesen sein, dass Sie sich gestritten haben? Wurde er deswegen handgreiflich?”
“Kann schon möglich sein, aber Ihre gestammelten Worte ergeben keinen Sinn.”
“Also meinte Sie Ihn, mit seinen Augen und der Haut?" Fragte Mary Lou laut in die Runde.
“Aber was kann Sie damit gemeint haben.”
Und drei Köpfe schauten gleichzeitig zu mir. Bill ging zum Bett um besser sehen zu können.
“Seine Haut sieht besser aus, als gestern, finde ich.”
Keiner der Drei sah, was Racy sofort gesehen und erkannt hatte. Oder Sie wollten es nicht sehen.
“Dann heißt es also warten bis Racy wieder zu sich kommt.”
Mary Lou stöhnte auf.
“Aber eines müssen Wir auch noch klären. Ich finde die Idee nicht mehr so angenehm, das Racy auf Ihn aufpasst. Und das noch ganz alleine, auch wenn du in der Nähe bist Mary Lou. Das mit heute zeigt uns das wir bei noch so einem Notfall zu spät kommen. Sie wäre komplett auf sich alleine gestellt. Da sollten Wir uns einig sein, dass das keine Aufgabe für sie ist.”
Carl sah Bill eindringlich an und erhoffte so dass Bill sich auf seiner Seite stellte, um so Racy, überzeugen zu können.
“Was wir für richtig halten, wird Racy gewiss nicht interessieren und Sie ist aus dem Alter heraus, Ihr irgendetwas verbieten zu können.”
“Da gebe ich Bill Recht. Das wird Racy sich nicht vorschreiben lassen, geschweige denn, dass wir auch nur die geringste Chance haben, Sie davon zu überzeugen, dass wir Recht haben und es nur zu Ihrem besten ist. Vielleicht lässt Sie sich auf einen Kompromiss ein.”
“Der wäre?”
Carl schien zu bemerken dass seine Idee gerade unterging.
“Das nun immer jemand von uns dabei sein wird.”
“Hi Hi, darauf wird Sie sich genauso wenig einlassen. Das wäre für Sie, als ob Sie wieder von einen Aufpasser bewacht werden würde. Ich kann mir Ihr Gesicht genau vorstellen.”
Bill kriegte sich kaum ein. Er stellte sich Racys Gesicht vor wie Sie toben und sich vor Wut Ihr hübsches Gesicht verziehen würde.
“Hör auf Bill. Nimm das ganze ein bisschen ernster.”
“Ok, ich bin ernst."
Er ließ sich Zeit und schließlich räusperte er sich. Mary Lou verdrehte die Augen und Carly Augen brauen zogen sich zusammen, das wiederum verursachte das Bill grinsen musste.
"Entschuldigt, aber wir reden hier nun einmal von Racy. Ihr macht aus einer Mücke einen Elefanten. Ich finde Ihr nimmt das ganze zu ernst. Und auch schon wie Racy, glaube ich nicht daran, dass er auch nur ansatzweise, irgendwelche bösen Absichten verfolgt. Sie ist alt genug. So behandele ich Sie auch und das werde ich nicht ändern. Habt mehr Vertrauen zu Ihr. Sonst lasst ihr Ihr doch auch immer freie Hand.”
Sie schwiegen.
“Ich hasse es wenn Du Recht hast.”
Mary Lou musste Lachen und Bill stimmte mit ein. Carl war gar nicht zum lachen zu mute, doch würden sie sich geschlagen geben, wenn Racy sich quer stellte. Racy würde sich nichts sagen lassen, was dem fremden Besucher betraf.
“Dann lass uns jetzt wieder an unsere Arbeit gehen. Denn Die macht sich, leider, nicht von alleine. So wie es aussieht hat Mary Lou alles im Griff. Und sobald Racy aufwacht, schickst Du uns Emily holen. Ok?”
“Ja, ich schaffe das hier.”
“Nun gut, dann lass uns los Bill.”
Carl nahm Mary Lou in die Arme, während Bill schon nach draußen ging. Er wartete nicht auf Carl, sondern ritt direkt zum Haupthaus, denn ich hörte nur seine Stimme, als er wieder das Haupthaus betrat.
“Ist Racy schon zu sich gekommen?”
“Nein, anscheinend holt Sie den fehlenden Schlaf nach, denn Sie atmet regelmäßig ein und aus. Matthew meint, das Racy letzte Nacht kein Auge zu gemacht hat.”
Christian sprach mit Bill.
“Was ist mit dem Fremden?”
“Er liegt im Bett.”
“Stimmt es denn nun das Er Racy angegriffen hat?”
“Das wissen wir nicht. Wir warten bis Racy wieder aufgewacht ist."
“Während ihr drüben wart haben wir uns ihre Verletzungen noch mal genauer angeschaut. Wir glauben das sie draußen mehrfach gestürzt ist und sich so die Abschürfungen sich zu gezogen hat.“
Bills Schritte kamen näher, so mutmaßte ich das er sie genauer betrachtete.
„Wenn sie draußen gestürzt wäre müsste sie da nicht nass und dreckig sein vom Schnee?“
„Ja. Oh Mann, du hast recht.“
„Hören wir auf zu spekulieren. Die Arbeit ruft Leute. Wir machen uns jetzt wieder auf den Weg. Macht Euch fertig. Carl kommt gleich nach. Warten wir was Racy uns erzählen wird.”
Einen Moment war es still, dann hörte ich Schritte. Ein kalter Windstoß ließ mich erzittern. Die Türe war anscheinend geöffnet worden. Ich hörte Carls Stimme.
“Christian, Emily soll bitte mal raus kommen.”
“Emy, Carl fragt nach Dir.”
“Ja, ich komme.”
Ihre Schritte entfernten sich.
“Was gibt es Carl?”
Die schwere Holztür stand immer noch offen.
“Mary Lou bittet mich Dir auszurichten, ob Du so lieb wärst die Wäsche fertig zu machen?!”
“Natürlich, ich mach mich gleich an die Arbeit. Ich muß nur noch die Pferde zurück in ihre Boxen bringen.”
“Danke Dir. Das mit den Pferden übernimmst du Christian.”
“OK”
Mein eigen erdachtes Szenario war:
Emily strahlte über das ganze Gesicht und Christian zwinkerte ihr zu. Emily blieb in der Türe stehen bis die Männer aus ihrer Sicht verschwunden waren, da es eine Zeit lang dauerte ehe die Türe wieder Geschlossen wurde und sich die Wärme wieder ausbreiten konnte. Sie kam zur Couch und zupfte an der Decke herum und ging dann anschließend in die Waschküche, weil sich ihre Schritte in dieser Richtung entfernten. Irgendetwas musste Emily beschäftigen, denn sie kam immer mal wieder in den Wohnraum zurück und seufzte. Es hörte sich unglücklich an. Carl, Bill, Matthew und Christian verloren kein einziges Wort mehr, über den Vorfall und arbeiteten schweigend Hand in Hand und Mary Lou saß mit geladenen Gewehr neben meinem Bett. Ende.
Als Racy erwachte dämmerte es bereits. Sie streckte sich und gähnte ausgiebig.
-Mmh. Das hat gut getan.-
Sie hatte die Augen geschlossen und es sah nicht so aus als ob sie aufstehen wollte.
-Nur noch eine Minute-
Ihre Hand schien etwas zu suchen, denn sie tastete an ihrem Kopf vorbei.
-Wo ist mein Kissen?-
Verwirrt hatte sie ihre Augen geöffnet und sie bemerkte im ersten Moment gar nicht wo sie sich befand.
- Moment. Ich bin nicht in meinem Zimmer.-
Verwirrt schaute Sie sich um.
-Ich bin im Wohnraum, auf der Couch.-
Plötzlich saß sie auf der Couch und kramte ihre Taschenuhr hervor.
-Nur noch wenige Minuten dann haben wir ja schon Vier Uhr.-
Sie blickte sich im Wohnraum um und lauschte gleichzeitig auf ein Geräusch. Niemand war da.
-Wieso bin ich alleine?-
Ein Ruck war durch ihren Körper gegangen.
-Der fremde Besucher.-
Mit dem nächsten Augenaufschlag stand sie bei mir, im Türrahmen.
Sie war zu mir zurück gekommen.
-Mary Lou ist eingeschlafen. Es tut mir so leid. Das habe ich nicht gewollt. Ich werde die Nachtschicht übernehmen und einen Teil des Morgens, versprochen.-
Mary Lou kauerte in einem großen Sessel links vom Bett aus.
-Normalerweise steht Er im Wohnraum. Sie hat wohl geahnt dass Ihr das passieren wird. Arme Mary Lou.-
Racys Blick glitt zum Bett. Ich lag fast so da, wie Sie mich heute Morgen vorgefunden hatte. Jetzt waren Beide Beine unter dem Laken, nur mein Oberkörper lag frei. Racy ging zum Bett und setzte sich auf den Schreibtischstuhl von Matthew.
“Du hast heute Morgen auch nicht hier gestanden.”
Sie flüsterte es dem Stuhl zu und und ließ ihre Hand über eine Armlehne streifen. Ich zuckte leicht zusammen und Racy beobachtete mich. Sie rückte mit dem Stuhl ganz nah ans Bett.
Meine Augenlider fladderten leicht und immer wieder zuckte, ganz leicht, ein Arm, ein Bein oder mein gesamter Körper.
-Was träumst Du wohl?
Wo bist Du gerade?
Was mag Dich gerade beschäftigen?-
Sie flüsterte mir etwas ins Ohr.
“Ich bin es, Racy. Du musst durchhalten. Stirb nicht, bitte!”
Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und meine innere Unruhe nahm zu. Nur warum?
“Nicht aufregen. Du bist in Sicherheit.”
Mein Kopf ging ganz langsam in ihre Richtung und meine Stirn legte sich in Falten.
“Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen. Dir kann nichts mehr passieren.”
Ich seufzte leise.
“Hab noch ein bisschen Geduld. Ich bin hier bei Dir und passe auf Dich auf.”
Ich warf meinen Kopf hin und her, wieder ganz langsam, so, als ob ich gewusst hatte, dass das so nicht ganz stimmte.
“Es tut mir leid, dass ich vorhin weggerannt bin. Du hast mich zu Tode erschreckt.”
Ich seufzte erneut.
“Deine Haut, deine Augen, sind dieselben wie ich sie habe.”
Meine Hand hob sich leicht in ihre Richtung, doch ich hatte nicht die Kraft und so fiel sie wieder aufs Bett und ich wurde ruhiger. Racy blieb bei mir.
Â
Das Thema musste noch einmal zur Sprache kommen, warum Racy und ich dieselbe Augen und Haarfarbe hatten. Dieses Gespräch suchte Racy noch am selben Abend.
“Dein Vater hätte deine Mutter nie betrogen. Aber davon abgesehen, hast Du deine grünen Augen von der Seite deiner Mutter. Und Sie war niemals alleine. Egal wo Sie war. Auch, indem unmöglichen Fall, wäre eine zweite Schwangerschaft aufgefallen.”
Mary Lou war sich ihrer Sache sehr sicher.
“Diese Erklärung klingt einleuchtend. Aber von einem Zufall will ich nichts wissen!”
Racy wusste ganz genau, das Sie kein normaler Mensch war. Nicht nur durch ihr Äußeres. Und das war eine Tatsache.
“Dann nenne es eine Laune der Natur, wenn Du willst. Aber Er und Du, ihr habt nicht dasselbe Blut.”
Mary Lou war sich nicht nur ihrer Sache sicher, sie würde auch ihre rechte Hand für ihre ehemalige Herrin und beste Freundin hergeben.
“Mal ganz ehrlich jetzt bitte! Was soll die Haut - und Augenfarbe des fremden Besuchers für eine Bedeutung haben?”
Matthew!
“Es ist kein Zufall. Das kann ich einfach nicht glauben. Der Zeitpunkt. Das hier und jetzt. Irgendetwas passiert vor meinen Augen, wofür ich noch keine Erklärung habe.”
Racy schaute mit voller Absicht Emily in die Augen, als ob nur Sie sie verstehen könnte. Und Emily verstand und nickte kaum merklich. Bill sah es, aber nur Er.
“Was soll das für eine Erklärung sein, Racy? Vielleicht ist es so, dass Mutternatur viele solcher Ausnahmen macht! Bill und ich haben auch dieselbe Augenfarbe. Und? Es gibt so viele Menschen, da ist es doch normal dass sich die Haut - und auch die Augenfarbe wiederholen, und ich kann das deshalb sagen, weil ich schon in vielen Städten unterwegs war. Ich verstehe das nicht und es ist absurd mehr darin zu sehen, als notwendig.”
Christian hatte immer klare Worte. Durch Racy selber, wurde er zwar davon überzeugt das es mehr gab als das menschliche an sich, dennoch war er lieber ein Mensch der an das “Normale” denken wollte. Für ihn war Racy eben Racy.
“Denk was immer du willst Racy, aber manchmal ist die Welt einfach nur normal.”
Und damit war das Thema für Christian erledigt und was blieb ihm anderes übrig, als dann den Raum zu verlassen. Auch Mary Lou ging. Sie wollte noch ihre Arbeit fertig bekommen. Der vierte Tag neigte sich dem Ende zu. Carl saß gedankenverloren am Küchentisch. Bill musterte ihn. Emily ging zu Racy und sprach Sie an.
“Komm, wir gehen gemeinsam rüber. Ich muss eh die Pferde rein holen.”
Sie lächelte Racy an und zwinkerte, zum Zeichen das Sie darauf brannte mit ihr zu reden. Racy erwiderte ihr Lächeln.
“Gut, lass uns gehen. Carl, Bill, Matthew. Wir sehen uns zum Abendessen.”
“Bis nachher.”
Nur Bill hatte ihr geantwortet. Emily hackte sich bei Racy ein und Sie verließen die Küche. Bill sah den beiden nach.
Â
Â
Davor hatte mich Bill gewarnt.
“Habe nie Geheimnisse vor mir!”
Â
Sobald Sie beide im Freien waren legte Racy als erste los.
“Bin ich verrückt Emy? Bilde ich mir da zu viel ein?”
“Bist du dir denn ganz sicher?”
“Natürlich.“
Racy hatte die Idee.
„Komm einfach mit und Sie dir selber seine Haut an. Wir können zur Not seine Lider hochschieben, damit du die Augenfarbe sehen kannst. Ich bin nicht verrückt. Warum sind uns dann nicht schon längst Menschen begegnet die dieselbe Haar - und Augenfarbe haben wie ich?”
“Was sagt dir dein Gefühl Racy?”
“Meine Gefühle sind das reinste Chaos. Ich kann Sie kaum definieren. Nur eines weiß ich sicher, ich kann den Gedanken nicht ertragen, ihn zu verlieren. Und ja, das ist verrückt.”
“Du solltest nicht so hart mit dir ins Gericht gehen Racy. Beleuchten wir es einmal logisch. Kann es sein das du dich in Ihn verliebt hast?”
“Aber ich kenne Ihn doch gar nicht. Wie soll das denn gehen?”
“Ich glaube dass das nicht so ungewöhnlich ist. Viele Menschen haben eine Ausstrahlung die schon ausreicht, um sich in die betreffende Person zu verlieben.”
“Woher willst du das den wissen Emy?”
“Weißt du noch? Es gab mal eine Zeit vor der White Horse Ranch für mich.”
“Ja, das weiß ich. Was willst du mir damit sagen?”
“Ich habe gesehen und beobachtet und konnte dadurch fiel lernen. Ich an deiner Stelle würde den Anderen nicht alles verraten, was du in Zukunft noch herausfinden wirst. Vertraue mehr auf deine Gefühle und deinen Natur gesteuerten Instinkt.”
“Du verheimlichst mir doch etwas?”
“Ich recherchiere. Und noch habe ich nichts Nennenswertes entdeckt. Aber ich verfolge eine Spur. Ob Sie Uns und dir helfen kann, weiß ich noch nicht.”
“Du erstaunst mich immer wieder Emy. Sag mir Bescheid, wenn du etwas Konkretes weißt, ja?”
“Also hast du nichts dagegen, wenn ich herum schnüffel?”
“Wie herum schnüffeln und wo?”
“Nun ja, ich muss soviel wissen über dich und dem fremden Besucher wie es geht. Ich brauche Anhaltspunkte, damit ich weiß wonach ich noch suchen könnte, außer was mir mein eigenes Gefühl sagt.”
“Ich werde es versuchen. Das ist sehr viel verlangt Emy.”
“Versuche es so gut wie du kannst.”
“Danke, das mache ich.”
“Darf ich mir den seine Haut - und Augenfarbe noch anschauen?”
“Ja, komm.”
Ein Kichern konnten sich die beiden nicht verkneifen. Sie hatten das Gefühl etwa verbotenes zu tun. Sie versuchten so leise wie möglich in das Zimmer von Matthew zu schleichen und nicht wie anders zu erwarten, war ich nicht bei Bewusstsein. Kein Bewacher weit und breit. Ich sah so aus als ob ich nur friedlich schlafen würde. Auf den Zehenspitzen schlichen Sie zu mir. Racy und Emily traten ganz nah ans Bett heran und Sie legte ohne eine Aufforderung ihren Arm neben dem meinen, aber darauf bedacht Ihn nicht zu berühren. Emily sah es. Und ihre Aufregung spiegelte sich in ihren Augen wieder. Racy fühlte sich bestätigt. Emily fing an zu flüstern.
“Du hattest Recht.”
“Ich weiß und ich glaube das es keine Laune der Natur ist. Ich weiß nur nicht was das zu bedeuten hat.”
“Ich weiß es auch nicht wirklich. Aber ihr seit auf keinen Fall verwandt.”
“Ich wäre froh, wenn dass das die Lösung des Rätsels gewesen wäre.”
“Irgendwann wird sich das Geheimnis schon lüften lassen.”
“Ich hoffe es.“
“Und jetzt die Augen?”
“Ja, aber mach du das, bitte.”
“Feigling.”
Emily kicherte mit vorgehaltener Hand. Racy streckte ihr die Zunge heraus. Dann hob Emily ganz langsam ihre Hand. Racy biss sich in den Handrücken. Ihre Hand war nun wenige Zentimeter von meinem Auge entfernt und sie tat die letzten Zentimeter mit angehaltenem Atem. So vorsichtig und sanft wie sie konnte schob sie mein Augenlid nach oben und nach wenigen Sekunden verengte sie die Augen. Emily lies mein Augenlid schnell wieder los. Sie hatte Angst. Angst das es doch nur eine Einbildung gewesen sein könnte.
“Oh Mann oh Mann. Das gibt es nicht. Volltreffer Nummer Zwei! Du hast wieder Recht Racy. Das kann kein Zufall sein. Schau!"
-Die Tage rennen nur so dahin und die Wärme der Sonne lässt den Schnee schmelzen. Nur noch Drei volle Wochen stehen offen, dann würden die ersten Cowboys und der Schmied George eintreffen, um mein White Horse Team zu vervollständigen. Tag ein Tag aus wird jeder seinen Arbeiten nach gehen, damit die kommende Saison ohne Probleme starten kann. Zäune werden repariert, Dächer gedichtet, Bretter neu gestrichen, Abwasserrinnen gesäubert und erneuert, Steine in Mauerwerken ersetzt, damit auch der letzte Rest des Winters beseitigt wird. Aber das sind nur die Kleinigkeiten. Die Schafe sind als nächstes dran. Und was tue ich? Ich warte dass der Fremde endlich über den Berg ist. Seit Vier Tagen hat er mein Leben auf dem Kopf gestellt. Schlafen, Essen, Trinken, ein normales Leben. Er hält mich gefangen, mit dieser schrecklichen Ungewissheit, wie die Zukunft aussieht. Immer noch keine Frage beantwortet, nur noch viele mehr. Warum hat Er meine Hautfarbe? Seine Augen sind meine Augen. Das einzige wodurch wir uns unterscheiden ist die Haarfarbe und unser Geschlecht. Egal wie ich es drehe und wende, es gibt keine Antwort, die mir gefällt.-
Nicht nur für Racy war es ein lebendiger Albtraum. Ich stellte mir dieselben Fragen die sich hier jeder auf der Ranch stellte.
Wache ich jemals wieder auf?
Was würde Racy von mir denken?
Â