Beschreibung
Über falsche Entscheidungen und falsche Freunde.
Auf dem Gipfel eines Berges steht, ewig Schatten und Bedrängnis aussendend,eine Burg, gebaut aus schwarzem Stein,schwarz wie Pech, düster und geheimnisvoll. Hoch gebaut ist sie, doch noch höher ragt ein Wachturm in den Himmel. Scheu aber wachsam wandert ein Blick vom Turm aus über's Land. Der Blick der Wachsamkeit, der Blick der Verzweiflung, der Blick eines alten Mannes, des Burgherrn des schwarzen Gemäuers. Aufrecht auf den Zinnen stehend, aufrecht und scheinbar unzerstörbar, verrät doch ein Blick in seine Augen Wankelmut statt Sicherheit. Wer ist er, woher kam er,was sind seine Absichten?Niemand weiß es, keine Seele auf der Welt, selbst er hat es längst vergessen. Einst war er jung, sorglos und stolz. Kein Zweifel plagte sein irdisches Sein. Doch dann kam der Feind, Verrat und Intrige, brennend und hackend seine Stärke zu brechen. So zog er von dannen, hinfort aus dem blühenden Land und floh auf den einsamen Berg, im Schoß der Winde, wo er sich seine Burg gebaut aus Furcht vor sich selbst und der Welt. Lange Zeit schon wohnt er dort, weniger lebend als überlebend, Gefangener im eigenen Körper, gefangen in seiner Burg. Trotz der Entscheidung für's Exil überschaut er noch die alte Heimat, in der er ein Ausgestoßener war, als würde er etwas vermissen. Immer und immer wieder steigt er die dunklen Stufen hinauf, die dunklen Stufen des dunklen Turms, in seiner dunklen Burg. Albträume plagen ihn seit Jahren, nur weiß er nicht, was ihm fehlt. Doch! Im tiefsten Innern weiß er's, er wagt es nur nicht, es auszusprechen. Was nur raubt ihm den letzten Schlaf, die letzte Ruhe und seine Gedanken? Wieso zieht es ihn wieder dorthin zurück, von wo er aus Angst geflohen war? Von Freunden verraten, vom Volk gepeinigt, peinigt er nun sich selbst. In seinem Zuhause, gebaut aus dem Stein der Verzweiflung, geht er nun um und grübelt nach. Er erinnert sich an vergangene Zeiten,er weint, er verzweifelt, es entflammt der Zorn,er fürchtet die nahende Zukunft,genauso wie sich selbst. Die festen Mauern seiner Burg wehren den Ansturm des Feindes ab. Doch bald werden auch diese Mauern brechen, so wie er einst, er kann sich nicht ewig verstecken. Während er finster das Land überschaut, fasst er einen Entschluss: Eine schwere Entscheidung, ein harter Weg, er will jetzt hinaus in die Freiheit. Vorsichtig tastet er sich voran,versucht, unbemerkt zu bleiben. Er kehrt heim ins grüne Land, hinter sich, drohend, im Sturm das Gebirge. Die Kreuzung zeigt Wege nach hier und dort: ins Gebirge und sich wieder verstecken; in den Wald und sich blindlings verirren; aufs freie Feld, allen Blicken preisgegeben. Die Einsamkeit war es, die ihn bewegte, die Feste zu verlassen. Doch nun, in der Wildnis des Lebens, muss er sich erst recht dran gewöhnen. Umzingelt vom Leben ist er doch allein. Kalt und unnachgiebig, dazu verdammt, durch die Zeit zu marschieren.Der Burgherr - das bin ich.