Beschreibung
Bevor sie ihn kennenlernte, war sie ein fröhliches junges Mädchen. Unbeschwert, voller Träumen, wie sie wohl jedes Mädchen in ihrem Alter hatte. Juliette war einundzwanzig als sie Chris in dem Sommer zum ersten Mal traf. Er war fünf Jahre älter als sie, und sie ahnte nicht, dass er die große Liebe ihres Lebens werden würde. Doch hätte sie auch nie gedacht, dass sie ihn einmal so abgrundtief hassen würde. Er zerstörte einen Teil ihres Lebens, dafür schwor sie Rache und sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Erstes Kapitel
Wie ein wildes Kaninchen sprang sie halbnackt und mit nassen Haaren durch ihr Zimmer. Sie sah auf ihre rote Armbanduhr.
„Mist, schon so spät“, hörte ihre Mutter sie unten in der Küche fluchen. Auf Juliettes Bett lagen gefühlte hundert Outfits. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden was sie anziehen sollte. Wieder und wieder wühlte sie etwas aus dem Schrank, zog es schnell über, betrachte sich mehr oder weniger zufrieden im Spiegel und schmiss die Klamotten anschließend auf ihr ohnehin schon völlig überladendes Bett.Â
„Lass nicht wieder alles rumliegen“, hörte sie ihre Mutter rufen. Beth kannte ihre Tochter nur zu gut, und sie ahnte schon, wie es oben aussehen musste. Doch Juliette war zu beschäftigt, um ihrer Mutter zu antworten. Sie musste sich beeilen um einigermaßen pünktlich zu sein.
Ihrem Vater war das alles ziemlich egal. Er saß wie fast jedem Abend bei einer Dose Bier vor dem Fernseher, zappte von einem Kanal zum anderen und wartete auf das Essen.
„Wie lange dauert es denn noch?“, rief George ungeduldig aus seinem Sessel.
„Du wirst schon nicht verhungern“, schallte es aus der Küche zurück.
Und während Beth das Abendbrot zubereitete, stand Juliette endlich angezogen und zufrieden vor dem Spiegel. Ihre enge schwarze Leggings hatte sie mittlerweile schon dreimal anprobiert. Doch nun gefiel sie ihr. Dazu trug sie ein rückenfreies türkises Top und ihre Jeansjacke, die ihre schlanke Taille noch extra betonte. Schnell lief sie ins Badezimmer, um ihre Haare zu föhnen und sich etwas Make up aufzulegen. Keine zehn Minuten später stand sie dann fertig unten im Flur.
„Ich bin dann jetzt weg“, rief sie ihren Eltern zu. George antwortete nicht. Doch ihre Mutter ließ sich nicht entgehen, sie zu verabschieden.
„Bleib nicht zu lange, hörst du?“
Juliette verdrehte die Augen. „Nein, Mom, werd ich nicht.“
Beth steckte ihrer Tochter noch etwas Geld zu und wünschte ihr einen schönen Abend. Juliette drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und verschwand in Richtung Scheune.
Sie war nicht weit entfernt von ihrem Zuhause. Nach einem Fußmarsch von etwa zehn Minuten war sie schließlich da. Ihre Clique wartete bereits auf sie.
„Wo bleibst du denn?“, wurde sie von ihren Mädels aufgeregt begrüßt.
„Ja, ja, bin ja jetzt da“, entgegnete Juliette.
Jedes erste Wochenende im Monat fand in der alten Scheune von Old Lake eine große Party statt. Es war ein kleines Dorf. Es hatte nicht mehr als dreitausendfünfhundert Einwohner und lag etwa fünfundsiebzig Meilen von London entfernt. Fast alle kamen zu diesem Ereignis. Zumindest die Jüngeren oder aber auch die Junggebliebenen, denn sonst war hier auch nicht viel los. Hier kannte jeder auch jeden. Wenn einer der Nachbarn etwas wusste, dann wusste es jeder. Hier gab es keine Geheimnisse, keine heimlichen Affären oder sonstige Leichen im Keller. Kurz um, Old Lake war wohl der ödeste, den man sich nur vorstellen konnte.
Juliette zündete sich eine Zigarette an und ließ ihren Blick durch die Massen schweifen. Es waren wie immer die üblichen Gesichter anwesend, etwas anderes hatte sie aber auch nicht erwartet.
Die Musik war stimmungsvoll und laut. Viele der Anwesenden ließen ihrem Bewegungsdrang auf der Tanzfläche freien Lauf.
Juliette zog ihre Freundin Kate mit und besorgte sich und den anderen ein paar Flaschen Bier.
Wie üblich stießen sie laut singend miteinander an. Dann aber sie merkte sehr schnell, dass heute Abend irgendetwas anders war als sonst.
