Anbrail Urthosa kehrt zurück und noch einmal müssen Liron , Fylla und Alexis einen Weg zur Rettung der Welt selbst finden.. 10 Jahre sind Vergangen und als neuer König des Bundes muss sich der Seher diesmal nicht nur mit seinen alten Feinden auseinandersetzen sondern auch mit all jenen im Rat die sich noch immer gegen den Frieden mit den Hostis stellen. Und letztlich ist vielleicht Liron selbst die größte Bedrohung von allen.
10 Jahre hatte er gebraucht um den Ort zu finden. Und nun Stapfte Alexis durch den Knietiefen Schnee Ravens und wurde verfolgt.
Er wusste nicht wer ihm folgte oder ob sie beide hinter demselben her waren. Aber es kümmerte ihn auch nicht. Das hier war wichtiger. Er konnte seinen Verfolger jederzeit sehen wenn er sich umdrehte. Ein kleiner sich bewegender Punkt am Horizont. Hier draußen in der Einöde konnte man sich nicht verstecken, es sei denn in einer Schneewehe. Doch Alexis machte sich ob seines Jägers nicht allzu viele Sorgen. Er hoffte längst weg zu sein bevor ihn der Mann, zumindest glaubte er das es sich um einen Handelte, einholte.
Und selbst wenn nicht. Alexis entfachte ein kleines Wärmendes Feuer in seiner Handfläche, er war der Leiter der Magierakademie von Dynastes. Er sollte kurzen Prozess mit allem machen was sich ihm in den Weg stellte.
Seit Liron vor Zehn Jahren den Krieg mit den Fremden Eindringlingen beendet hatte die sich selbst nur die Hostis nannten hatte er diesen Rang inne. Vielen, vor allem den Magierwächtern vom grauen Orden, hatte das gar nicht gefallen war doch allgemein bekannt das Alexis gerne einmal die Grenze dessen was manche als weiße Magie bezeichnen würden überschritt. Und letztlich war es ihm, vor allem durch die Unterstützung Fyllas , einer Tabajaxie die mittlerweile zu den Oberen ihres Ordens zählte , gelungen seine Kritiker zu beschwichtigen.
Nun aber hatte er all das hinter sich gelassen. Seit der Anführer der nur als Anbrail Urthosa , erneuerte Welt in der alten Sprache , bekannten Organisation besiegt worden war hatte Alexis nach Spuren und Hinweisen auf sie gesucht. Und war dabei auf etwas beinahe Unglaubliches gestoßen.
Etwas riss ihn aus seinen Erinnerungen. Hätte er auch nur einen Schritt weiter gemacht, wäre er in den Tod gestürzt. Vor ihm erstreckte sich, wie ein plötzlicher Einschnitt in der ansonsten flachen Eiswüste, ein kleines Tal.
Und am Ende der Eisschlucht sah er was er gesucht hatte. Gewaltige Säulen aus Grauem Granit. Und einige verstreut herumstehende Steingebäude. Er hatte ähnliches schon gesehen. Der Großteil der Anlage würde Unterirdisch sein. Wer weiß, dachte er bei sich, wann zuletzt ein Lebender diesen Ort betreten hat. Vor Jahrtausenden vermutlich. Und all diese Jahre hatte es hier gewartet. Etwas das den Anbrail-Anhängern niemals in die Hände fallen durfte.
Liron träumte. Das heißt einen Traum konnte er es nicht nennen, den er wusste er würde sich beim Aufwachen so klar daran erinnern können als wäre er bei vollem Bewusstsein gewesen. Es war eine Vision. Liron Weißlaüfer war ein Seher. Einer derjenigen die die Fäden des Schicksals sehen und wenn nötig auch Durchtrennen konnten. Eine Gabe die Liron aber immer wieder mehr wie ein Fluch erschien.
Er fand sich selbst in Dunkelheit wieder. Das einzige Licht kam von einem blassen Mond der soweit er sehen konnte alles in silbriges Licht tauchte. Er befand sich in einer Grube. An den Rändern der Schlucht konnte er Nadelbäume erkennen welche das ohnehin nur spärliche Licht noch mehr dämmten. Der Boden unter seinen Füßen bestand aus grobkörnigen, grauen Sand. Langsam folgte er dem Pfad den die Wände der Schlucht vorgaben.
Nachdem er eine Weile durch diese Unwirtliche Landschaft gelaufen war weitete sich das Tal plötzlich zu einem weiten Platz und im Mondlicht klar zu erkennen zeichneten sich gewaltige Knochen ab. Liron musste zuerst an das Skelett eines Walfischs denken. Er hatte einst einmal eines gesehen das an die Küste getrieben worden war aber….
Er ging unter dem gewaltigen Rippenbogen hindurch. Das war kein Wal. Gewaltige Knöcherne Flügel erstreckten sich aus dem was wohl einst die Schultern gewesen waren.
Eine Kralle so lang wie sein Unterarm lag neben dem was der Kopf sein musste. Immer noch rasiermesserscharfe Zähne funkelten im Mondlicht. Das Skelett eines Drachen. Und jetzt wo er sich umsah konnte er überall weitere Skelette ausmachen. Manche gut erhalten andere schon fast zu Staub zerfallen. Zu grauem , grobkörnigen Staub der hier alles bedeckte….
Wie viele ? Es war nicht von Bedeutung. Etwas anderes hatte ihn hergeführt. Er sah sich um. Ohne Vorwarnung trat etwas aus der Dunkelheit. Ein gewaltiger heller Schatten mit glühend roten Augen. Zemas… Und dahinter trat noch jemand aus den Schatten. Eine Gestalt die er nicht erwartet hatte je wiederzusehen. Eine Tote.
Er schreckte aus der Vision hoch.
Die ersten Lichtstrahlen erhellten grade den überraschend kleinen Raum. Als König des Bundes hatte er eigentlich ein Anrecht auf den gesamten Ratspalast. Doch allein der Gedanke daran kam ihm absurd vor. Er hatte die ersten Zwanzig Jahre seines Lebens damit zugebracht davor wegzulaufen und nun wiederstrebte es ihm immer noch auch nur von diesem einfachen Recht Gebrauch zu machen.
Infolge dessen Schlief er in einer der Gesindekammern während die eigentlichen Wohnräume des Königs als Empfangsraum für Besucher genutzt wurden. Liron stand langsam auf während durch seinen Geist immer noch der Nachhall der Vision strömte. Es dauerte immer eine Weile bis er wieder ganz klar war. Es war seltsam. Der Drache Zemas war vor nun beinahe acht Jahren verschwunden und Liron hatte nur noch selten an ihn Gedacht. Doch nun schien es als ob es plötzlich Wichtig sein könnte.
Einen Moment stand er dort, in Gedanken versunken und starrte aus dem Fenster hinaus auf die Stadt Licentia. Er konnte von hier über die gesamte Stadt aus Stein bis zur Mauer und dem Untergrundtor sehen. Die Mauer… ein Abschnitt war deutlich als neuer zu erkennen als die anderen. Hellerer Stein und eine modernere Bauart machten den Unterschied recht deutlich. Die eigentlich als unüberwindbar geltende Mauer war während des Krieges mit den Hostis zerstört worden und es hatte beinahe 3 Jahre gedauert sie wieder aufzubauen, von den Schäden an der Stadt selbst mal ganz zu schweigen. Doch heut erstrahlte die Hochburg des Bundes wieder in altem Glanz. Und nicht nur das. Seit etwa Zehn Jahren hatte der Bund einen neuen Verbündeten. Nachdem ihre Armeen mithilfe der uralten Macht die unter dem Ratsberg im Herzen der Stadt versiegelt gewesen war fast vernichtet worden waren hatten sich die Hostis ergeben. Liron sah damals jedoch davon ab daraus irgendeinen Vorteil zu ziehen. Er hatte selbst gesehen, dass den Hostis unter ihrem Anführer Sendor nichts anderes übrig geblieben war als zu Versuchen eine neue Heimat zu beanspruchen.
Ursprünglich stammte dieses Volk von Kriegern aus einem weit entfernten Kontinent. Nachdem dieser jedoch durch die Schwarzmagier der Anbrail Urthosa, insbesondere deren Anführer einem Seher wie Liron selbst, beinahe völlig zerstört worden war, hatten sie sich zusammen mit dem Volk der Orks auf den Weg über das Meer gemacht eine neue Heimat zu suchen.
Liron hatte ihre Heimat allerdings, mithilfe derselben Macht mit der er sie erst aufgehalten hatte, auch wiederhergestellt. Eine Macht die teilweise immer noch in ihm brannte… Der Großteil der Hostis sowie sämtliche Orks waren daraufhin in ihre alte Heimat zurückgekehrt.
Und nun liefen Verhandlungen die Hostis als ein vollwertiges Mitglied in den Bund zu integrieren. Ein Vorhaben das nicht bei allen auf Zuspruch stieß hatten die Hostis doch fast ein Jahrzehnt lang die Länder von Arbitrium, Egarium und Raven unsicher gemacht.
Doch Liron hoffte darauf auch die letzten Zweifler überzeugen zu können. Sendor sollte sich heute mit Ihm in den Ratskammern treffen um die Aufnahme endgültig zu besiegeln. Und es gab nur noch einen einzigen Rat der sich wohl wirklich Offiziell gegen ihn stellen würde. Aventus Rexin und seine Verbündeten. Das Oberhaupt einer mächtigen Magierfamilie die schon seit Jeher einen Sitz im Rat innehatte.
Er wendete sich von dem Fenster ab und ging zu einem kleinen Tisch gegenüber der Tür des Raums. Darauf lag, neben seiner Kleidung, einem einfachen Seidenhemd, einem Reisemantel, einem paar Stoffhosen und festen Stiefeln mit Metallschnallen, ein Schwert auf einem Polster.
Der Griff der Waffe hatte einen Bronzefarbenen Ton. Die Parierstange war mit einigen blauen Steinen besetzt und der Knauf bestand aus einem zu geschliffenem Smaragd in der Form eines Auges. Aber das auffälligste waren die bläulich glühenden Runen auf der Klinge. Runen in einer Sprache die bisher niemand hatte entziffern können. Doch seit er die Macht der Alten in sich aufgenommen hatte konnte Liron die Schrift lesen. Vermutlich war er der erste Mensch seit mindestens einem Jahrtausend der die Worte verstand.
Er dachte nicht weiter darüber nach. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Ratsversammlung. Er schnappte sich seine Sachen zog sich an und machte sich dann so schnell wie möglich auf dem Weg. Er musste sich trotzdem nicht sonderlich beeilen, den Palast und Ratskammern bildeten als Gebäude eine Einheit.
Deshalb ließ er sich Zeit als er durch die gewaltigen Hallen ging. Säulen so hoch wie mancher Baum trugen die Decken und die Wände waren immer wieder mit kunstvollen Bildern verziert. An anderer Stelle waren große Glasfenster eingelassen durch die man die gesamte Stadt und das Umland überblicken konnte. Der Palast lag an der Flanke eines Berges mitten in der Stadt und höher als das eigentliche Licentia . Nur über eine gewaltige Treppe konnte man von der Stadt heraufgelangen. Eine Abgrenzung die vor allem Strategische Gründe hatte. Im Falle eines Angriffs Liesen sich die Ratskammern leicht Verteidigen.
Die hohen Türen des Ratssaals wurden auf jeder Seite von 3 Wachen mit Steinschlossgewehren flankiert. Diese Waffen waren eine Erfindung aus Egarium , ein Land das sich schon immer mehr auf eigene Technik als auf Magie verlassen hatte. Doch obwohl sich die Gewehre als äußerst effektiv erwiesen hatten zweifelten manche immer noch daran. Zwar waren Gewehre wohl der einzige Grund warum der Bund sich letztlich hatte gegenüber den Hostis , die solche Waffen nicht kannten , behaupten können , doch Liron konnte das Misstrauen Verstehen. Wer wollte sein Leben schon einem Stück Holz und Metall anvertrauen wenn er die Wahl zu einem soliden Stück Stahl hatte. Trotz allem setzten sich die neuen Waffen immer mehr durch und der Großteil der Stadtgarde von Licentia war mittlerweile damit ausgerüstet. Die Welt veränderte sich langsam aber sicher, dachte er und wusste selbst nicht ob er darüber froh oder Beunruhigt sein sollte. Feuerwaffen waren ein weiterer Grund dafür das es viele gab die einen dauerhaften Frieden mit den Hostis für Verfrüht oder gänzlich falsch hielten. Denn eine Aufnahme in den Bund hätte auch die Weitergabe des Wissens um den Bau solcher zur Folge. Was im Endeffekt bedeutete das der Bund seinen einzigen Vorteil im Falle eines erneuten Konflikts eingebüßt hätte.
Vor den Türen traf er auf Sendor der dort bereits wartete. Der Mann trug dieselbe goldfarbene Rüstung in der er einst zum ersten Mal diesen Kontinent betreten hatte. Kurz fragte sich Liron ob er damit irgendetwas Symbolisieren wollte. Im Gegensatz zu Liron war er, unüblich für einen Hosti, Unbewaffnet. Einen Moment lang sagte keiner etwas. Es war doch immer wieder seltsam. Die beiden hatten einander bei mehreren Gelegenheiten fast getötet und den anderen jetzt als Verbündeten zu zählen war etwas das auch Liron , so sehr er auf Frieden setzte , immer noch schwer fiel.
,, Wollen wir dann ? Ich fürchte die warten da drin schon auf uns.“ , brach Liron das Schweigen. Sendor nickte nur und auf einen Wink Lirons öffneten die Wachen das Tor.
Die Ratskammern selbst bestanden aus einer Runden Halle an deren Seiten sich, beinahe wie bei einem Amphitheater, Sitzreihen in die Höhe erstreckten. Durch ein großes Glasdach fiel Licht in den Raum und durch einige weitere Buntglasfenster war der Raum Lichtdurchflutet und wirkte beinahe etwas surreal. Eine Wirkung die durch den überall verarbeiteten Marmor noch verstärkt wurde. Mittags wenn die Sonne direkt durch das Glasdach schien war es beinahe unmöglich in dem Raum nicht geblendet zu werden.
Der gesamte Rat, eine gewählte Versammlung aus Magiern , Adligen und Bürgern der Städte des gesamten Kontinents Ephesus und damit aller 3 Länder des Bundes, war bereits Versammelt als Liron gefolgt von Sendor den Saal betrat. Schlagartig Verstummten alle Gespräche. Liron wartete bis er in der Mitte des Saals angekommen war. Normalerweise war er kein Redner und hielt sich bei den Ratssitzungen, für die er als König den Vorsitz innehatte, meist zurück, doch für heute hatte er sich zurechtgelegt was er sagen wollte. Fast 10 Jahre hatte er auf diesen Moment hingearbeitet.
Er wollte grade Anfangen zu sprechen als Sendor vortrat. Liorn war kurz verwirrt und auch beunruhigt. Seine Sorgen wurden jedoch schnell weggespült. Offenbar war er nicht der einzige der sich zurechtgelegt hatte was er sagen wollte.
,, Heute ist möglicherweise ein Denkwürdiger Tag. Für mich , mein Volk und auch für die Länder des Bundes. Mir ist klar, dass es einige gibt die unsere Absichten noch immer Anzweifeln.“ Und dabei fixierte er einen älteren Mann mit grauen Haaren und stechend blauen Augen der in den oberen Rängen saß. Und blau-violett gefärbte Magierrobe trug. . Aventus Rexin, den größten Gegner eines Friedensabkommens. Merkwürdig… , dachte Liron. Normalerweise war immer der gesamte Zauberer-Clan anwesend aber… ein Mitglied der Familie Rexin fehlte. Agenir, der Sohn von Aventus und ebenfalls ein Mächtiger Magier war nirgends zu sehen.
,, Und mir ist auch klar wie viel Leid wir verursacht haben. Doch ich hoffe, nein bete sogar dafür das wir dies heute ein für alle Mal Hinter uns lassen können. Es sind mittlerweile Zehn Jahre vergangen und auch wenn meine Worte sicher nicht alle Überzeugen werden du auch nicht können so hoffe ich das es unsere Taten können. Heute überantworte ich nicht nur das Schicksal meines Volkes dem Bund, ich schwöre heute und hier auch persönlich die Treue. Niemals wieder soll es Feindschaft zwischen uns geben, solange ich atme und es verhindern kann.“
Als Sendor wieder zurücktrat erntete er stürmischen Applaus. Selbst aus den Reihen der Skeptiker standen einige auf. Nur Rexin blieb sitzen.
Nach Sendor sprachen noch verschiedenen Abgeordnete und taten ihre Meinung kund und am Ende die eigentlich schon vorher entschiedene Abstimmung die wie zu erwarten Positiv für eine Aufnahme der Hostis in den Bund. Alles in allem, dachte Liron als die Ratssitzung nach fast 2 weiteren Stunden verließ, war alles gut gegangen. Er blieb an einem der Fenster stehen und sah erneut hinaus auf die Stadt. Möglicherweise würde es ja jetzt ruhiger werden.
Eine Weile stand er so da als ihn jemand ansprach. ,, Entschuldigt Sir.“ Liron drehte sich um und einen Botenjungen wie es sie im Palast zu hunderten gab.
,, Was ist denn ?“ , fragte Liron. ,, Zwei Nachrichten für euch Herr. Die eine ist vom Ratsherrn Edrick. Er wollte euch draußen bei den Sägemühlen etwas zeigen.“ ,, Edrick… Sagt ihm ich bin Unterwegs und das zweite?“
,, Ein Bote des grauen Ordens möchte mit euch sprechen. Soll ich..“ Liron überlegte kurz. ,, Sagt Edrick ich bin Unterwegs und schickt den Boten des Ordens raus zum Sägewerk. Dann spare ich mir den Weg.“ Und er hatte gedacht jetzt würde es langweilig werden…
Liron machte sich sobald er konnte auf den Weg. Die Sägemühlen befanden sich außerhalb der Stadtmauern am Rande eines nahegelegenen Waldes. Wobei von dem Wald nicht mehr viel übrig war, dachte Liron als er die Straßen Licentias durchquerte. Die Stadt selbst war einfach aus dem Berg selbst herausgeschnitten worden. Gebäude und Häuser bestanden meist aus eben jenen Steinen die beim Bau der Stadt abgetragen worden waren oder waren sogar direkt aus dem Berg gehauen worden. Die domminierende Farbe in den Straßen wäre wohl aufgrund dessen Grau gewesen. Nur hatten es sich die Bewohner der Stadt selbst zur Aufgabe gemacht das nicht zuzulassen. Die Wände der Häuser waren vielerorts mit, durchaus teuren, Farben verziert. Manche hatten Darstellungen ihre Alltagsleben oder im Falle einiger Adeliger sogar Stammbäume gezeichnet oder zeichnen lassen. Diese Vielfalt nahm den Straßen viel von ihrem ansonsten eher Eintönigen Charakter und man wollte die Stadt gar nicht mehr verlassen sondern einfach weitererkunden was sich wohl der nächste Hauseigentümer ausgedacht haben mochte.
Doch letztlich gelangte Liron an das Untergrundtor. Ein genialer Bestandteil der Verteidigung der Stadt bestand darin das es keinen direkten Zugang gab. Von außen war die Stadt nur durch ein Tunnelsystem zu betreten welches am Untergrundtor endete. Sollte eine Armee in diese Tunnel eindringen, so mussten sie damit rechnen in der Dunkelheit nur langsam vorrücken zu können was den Verteidigern jede Menge Zeit geben würde einige Überraschungen vorzubereiten.
Diese Tunnel waren weit verzweigt und dienten vor allem der ärmeren Bevölkerung der Stadt als Behausung. Da diese Wege allerdings den einzigen Zugang zur Stadt bildeten wurde von den Wachen dafür gesorgt, dass es nicht zu Übermäßig viel Überfällen kam. Die meisten Bewohner hatten ohnehin andere Methoden gefunden mit ihrem Schicksal umzugehen. So war es ein leichtes in der Dunkelheit Pilze anzubauen, meistens wuchsen sie sogar von selbst, und an den Hauptwegen zu verkaufen. Es war fast zur Tradition geworden das jeder Besucher der Stadt beim Betreten den Händlern hier unten einen Besuch abstattete. So war ein gewisses Grundeinkommen gesichert.
Und durch diese, mittlerweile gut ausgebauten, Tunnel ging Liron . Wenn man den Weg kannte dauerte es nur einige Minuten bis man den Ausgang erreichte. Die unterirdischen Wege waren nur schwach beleuchtet und als er zurück ins Sonnenlicht stolperte war er einen Augenblick geblendet.
Der Zugang zu den Höhlen lag ein gutes Stück außerhalb der Stadt und war mittlerweile selbst ein kleines Dorf. Einige Holzhäuser säumten eine staubige Straße die irgendwo am Dorfrand in einen größeren, befestigten Weg überging. Der Weg führte ihn nachdem er die Ansiedlung hinter sich gelassen hatte, nicht ohne vorher ein paar Worte mit den Bewohnern zu wechseln, denn erkannt wurde er, natürlich sofort. Eine weitere Tatsache die ihm an seinem Rang als König gar nicht gefiel Er konnte einfach nicht mehr auf die Straße gehen. Einige boten ihm sogar, offenbar überrascht ihn ohne Wachen anzutreffen, an ihn zu begleiten was er dankend ablehnte. Es gab durchaus einen Grund warum er ohne Wache unterwegs war und die war ganz einfach das er mittlerweile jede Sekunde zu schätzen wusste die ihm niemand hinterherlief.
Noch während er den Weg in Richtung des kleinen Wäldchens und des Sägewerks ging hörte er ein seltsames Geräusch aus eben jener Richtung in die er Unterwegs war. Ein hohes Zischen vermischt mit einem seltsamen.. stampfendes Geräusch. Was war das? , dachte er während er die letzten Hundert Meter im Laufschritt zurücklegte. Edrick war trotz seiner Zeitaufwendigen Stellung als Ratsherr der Stadt Hama ein Tüftler und für einige seiner Verrückten aber gleichzeitig auch genialen Ideen bekannt aber Liron befürchtete das er diesmal jedoch zu weit gegangen sein könnte. Als er die Tür zum inneren der Sägemühle aufstieß war der Lärm fast unerträglich geworden.
Ein älterer Mann, Edrick , arbeitete an einer Liron völlig unbekannten Apparatur. Aus mehreren Ventilen schoss ab und zu Dampf und ein gewaltiges Schwungrad war über ein Tau mit der Narbe der Mühle verbunden worden…
,, Was ist das ?“ Liron musste beinahe schreien um sich verständlich zu machen. Edrick zog an einem Hebel und nach einer Weile kam die Apparatur zum Stehen. ,, Ah Liron. Hat euch der Bote gefunden. Kommt her das müsst ihr euch ansehen.“
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht kletterte Liron über die auf dem Boden verteilten Werkzeuge hinüber zu dem Ratsherren. Er war einer der wenigen den vollkommen gleich war, dass Liron mittlerweile König war. Er unterhielt sich mit ihm völlig normal und hielt auch nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg. ,, Also bitte was ist das ? Krach macht es schon mal.“ Fragte Liron erneut.
,, Bitte etwas respektvoller.“ Meinte Edrick sichtbar stolz auf sein Werk. ,, Das hier wird alles revolutionieren was wir kennen.“ Liron sah sich skeptisch das Konstrukt an. Das einzige was es in nächster Zeit verändern würde war vermutlich auseinanderzufallen. ,, Das da ?“
,, Das da.“ , meinte Edrick immer noch überzeugt. ,, Das Prinzip ist so einfach wie genial. Wundert mich, dass ich darauf kommen musste. Seht her. Ein Kohlefeuer erhitzt einen Wasserbottich es entsteht Dampf und….“ Er sah zurück zur Tür und dann Liron. ,, Ich denke ihr habt Besuch.“
,, Sieh mal einer an Liron Weißläufer. Sind euch die letzten 10 Jahre so zu Kopf gestiegen das ihr es nicht mal für nötig haltet eine alte Freundin selbst zu begrüßen?“ , meinte eine bekannte Stimme hinter ihm. ,, Dieser Verdammte Bote hat mich durch die gesamt Stadt geschickt anstatt mir gleich zu sagen das ihr hier seid.“
,, Fylla ?“
Alexis ging beinahe ehrfürchtig durch die Trümmerlandschaft im schneebedeckten Tal. Von Oben hatte er nur sein eigentliches Ziel sehen können. Ein beinahe intakter Tempel am Ende der Schlucht.
Doch jetzt konnte er überall im Schnee weitere Anzeichen für alte Gebäude erkennen. Und nun ragte vor ihm eine gewaltige unbeschädigte Statue aus dem Schnee. Ein Vogel der sich vom Boden aus heraus aus stilisierten Flammen zum Himmel erhob. Phönix. Er erinnerte sich an die alten Grußworte über die er in Aufzeichnungen gestoßen war. ,, Asche zu Leben.“ Murmelte er als er die Statue passierte und vor sich schließlich sein Ziel sah. Abgebrochene Säulen auf deren Überresten verwitterte Schriftzeichen z erkennen waren. Und dazwischen führte eine Treppe hinab in eine aus dem Fels herausgehauene Tempelanlage. Vorsichtig ging er die Stufen hinab. Er konnte nicht umhin sich vorzustellen wie dieser Ort wohl zu seiner Blütezeit ausgesehen haben musste. Hunderte wenn nicht Tausende von Bewohnern und im Herzen des Ganzen der Tempel unter dessen Schutz diese Region stand. Für die alten Magier von Indigo mussten die jetzt lebenden Zauberer wie Kinder wirken die mit Spielzeug kämpften. Bei dem Gedanken Überlief ihn ein Schauer.
Schließlich erreichte er den Eingang der Anlage. Mit einer Handbewegung erschuf er ein Licht in seiner Handfläche und betrat die Ruinen. Das erste Lebewesen hier seit Jahrhunderten.
Wenige Minuten später folgte ihm eine weitere Gestalt. Gehüllt in einen zerlumpten Mantel hätte ein Beobachter nicht viel ausmachen können. Das Gesicht und auch alles andere blieb in Dunkelheit gehüllt und sobald die Gestalt den Eingang betrat verschmolz sie sofort mit der Dunkelheit.
Langsam tastete sich der Magier durch die Dunkelheit die nur unzureichend von dem Licht das ein Stück weit über seiner Hand schwebte durchdrungen wurde. Er wusste das er Vorsichtig sein musste , nicht nur wegen seines Unbekannten Verfolgers , aber trotzdem kam er nicht herum erneut in Staunen zu verfallen als er die Wände betrachtete, unangetastet vom Zahn der Zeit war jede Eingekerbte Zeichnung , jedes Schriftsymbol klar zu erkennen. Es gab einfache Darstellungen aus dem alltäglichen Leben, aber auch prächtige oft mehrere Meter große Bildnisse Ritueller Handlungen dieses Ortes oder wichtiger Historischer Ereignisse. An einer der Zeichnungen blieb er stehen.
Wieder die Darstellung eines Feuervogels der sich in einen Wolkenverhangenen Himmel erhob. Die feinen in die Wand gekerbten Linien schienen die Szene fast lebendig zu machen. Reste von Farbe gaben Alexis einen Eindruck davon wie das ganze wohl vor einem Jahrtausend ausgesehen haben musste. Bedrückend. Unter der Phönix-Darstellung befand sich eine Inschrift die er nur mit Mühe entziffern konnte. ,, Leben zu Asche.“ Die Umkehrung der alten Worte…
Langsam ging er weiter. Tiefer in die Dunkelheit hinein. Und in einigem Abstand hinter ihm nur Schemenhaft zuerkennen eine weitere Gestalt.
Alexis musste erneut über diesen Ort staunen. Vor ihm erstreckte sich eine unbeschädigte Säulenhalle deren Ende sich im Schatten verlor. Als er einen Schritt in den Raum machte entflammten in uralten Kohlebecken neue Feuer. Er wollte sich gar nicht vorstellen welche Magie benutzt worden war um den Zauber so lange zu konservieren. Den so Prachtvoll und Schön die Ruinen des alten Magierreiches auch wirkten um sie zu erbauen hatten die alten Zauberer zu dunkelster Magie gegriffen. Seelenmagie. Zauber die direkt die Lebenskraft anderer Wesen benutzen. Unendlich mächtige Magie… aber der Preis dafür war hoch, dass wusste Alexis aus eigener Erfahrung. Er hatte mit dem einem Magier gesprochen der sich dieser Magie bedient hatte. Ruben Darelto. Der Mann der durch seine Machtgier den Krieg entfachte an dessen Ende sich der Bund aus den Trümmern erhoben hatte. Von Schuld förmlich zerfressen war er ihnen zu Hilfe gekommen als er , Lrion und Fylla damals noch mit Adriana , die Erinnerung schmerzte auch nach all den Jahren immer noch , in Grauhafen , der letzten Bewohnbaren Stadt in der ursprünglichen Heimat der Hostis ,festgesessen hatten. Nur um bereits wenige Monate später wieder zu verschwinden… wohin auch immer.
Letztlich hatte auch ihre Magie das Magierimperium Untergang retten können. Der erste der Seher, Varis Galeron , hatte die Magier herausgefordert und gewonnen. Jahrhunderte später war es Jaret Weißlaüfer , Lirons Vater , der sich gegen Rubens Eroberungsfeldzug stellte und einem erneuten Aufstieg der Seelenmagie damit verhinderte. Und nun Liron… der sich gegen einen seiner eigenen Art behauptet hatte. Den Anführer der Vereinigung Anbrail deren Absichten Alexis immer noch nicht ganz durchschaute… ,, Neue Welt“ aber was sollte denn Neu werden…
Ein steinernes Klicken riss ihn aus seinen Gedanken während er die Halle durchquerte. Ein Mettallenes Surren… Alesis warf sich zur Seite grade früh genug um zu sehen wie eine große Stahlklinge von oben herabfiel. Genau dorthin wo er eben noch gestanden hatte.
Er stand wieder auf und klopfte den Staub von sich herunter. Damit hätte er rechnen können. Auch nach all der Zeit wären wohl noch die ein oder anderen Fallen aktiv. Und offenbar hatte er neben dem Fallbeil noch eine weitere Ausgelöst.
Vor ihm stand ein Schattenhaftes Abbild seiner selbst. Ein Spiegelwächter, dachte er und abermals spürte Alexis Ehrfurcht vor diesem Ort. Diese Schattenwesen waren rein magische Konstrukte geschaffen zu nur einem einzigen Zweck. Jeden Eindringling aufzuhalten und zwar mit seinen eigenen Fähigkeiten… und seinen ureigenen Ängsten und Zweifeln.
,, Angst ?“ , fragte ihn das Wesen mit seiner eigenen Stimme.
,, Vor dir sicher nicht. Ich weiß was du bist.“ , antwortete er und hoffte dabei Zuversichtlich zu klingen.
,, Dann vielleicht hier vor.“ Das Wesen streckte die Hand aus und eine Flammenwand schoss auf Alexis zu. Der machte sich erst gar nicht die Mühe den Angriff abzuwehren. Es ist nur so stark wie deine Angst. Sich Verteidigen bedeutete Angst haben. Die Flammen zogen über ihn hinweg ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Lediglich eine ölige Rußschicht blieb auf seiner Kleidung zurück. ,, Wenn das alles ist…“ , meinte Alexis und sammelte alles was er noch an Energie in Reserve hatte. Er musste den Schatten schnell vernichten bevor er sich wieder erholte.
Ein Lichtstrahl durchschlug die Umrisse des Wesens und von den Rändern her löste sich der Schatten zu nichts auf. ,, So viel also dazu.“ , sagte er laut und erschrak selbst über den wiederhall seiner Stimme.
Wenige Minuten später kam sein Verfolger an die gleiche Stelle. Aus der Dunkelheit rings herum formte sich ein weiterer Schatten heraus. Doch der Fremde erhob nur, beinahe teilnahmslos, eine in weißes Leinen gewickelte Hand. Eine Welle aus Kälte hüllte den Wächter ein und zerstörte ihn.
Danach folgte er Alexis weiter durch die dunkle Halle. Wohl wissend das die Zeit für ihn arbeitete. Er hatte die Treue geschworen und dafür Macht jenseits der jedes Magiers gewonnen. Auch wenn er dafür einen Preis zu zahlen hatte. Egal ob er oder der andere das Artefakt zuerst fand. Er würde es ihm einfach wieder abnehmen… oder der andere Zauberer fiel einer der Fallen zum Opfer. Das würde es leichter machen.
,, Sie kennen sich ?“ , fragte Edrick als er zwischen der Tabajaxie und Liron hin und her sah. ,, Kann man so sagen. Entschuldigt mich bitte.“ Er ließ Edrick weiterarbeiten und verließ das kleine Mühlhaus mit Fylla. Hätte ich gewusst das ich der Bote des Ordens seit…“
,, Bote ja ? Ich glaube ich werde noch mal mit jemanden reden müssen. Wirke ich wie ein Bote?“ meinte Fylla . ,, Ich habe diesem Laufburschen gesagt das einer der Oberen des Ordens mit dir reden will. Und der Mann hält mich für eine Botin.“ Liron musste sich selbst ein Lachen verkneifen. Aber diese Verwechslung war vermutlich beinahe schon verständlich. Tabajaxie hatten seit jeher mehr die Unteren Schichten der Gesellschaft gebildet. Lebewesen die vor Jahrhunderten durch einen Magier erschaffen worden waren und wie eine Mischung aus Tier und Mensch wirkten. Die Gesichter wirkten Menschlich aber sah man genauer hin entdeckte man sofort die Unterschiede. Die Ohren vor allem waren sofort als die von Tieren zu erkennen und an einigen Stellen der Haut wuchs Fell das in den Gesichtern aber soweit er wusste mit zunehmenden Alter verschwand. ,, Moment. Einer der Oberen des Ordens… Ihr seid befördert worden?“
,, Nun . Eine Hosti-Invasion abgewehrt, einen bösen Zauberer in die Schranken verwiesen, einen Magieknotenpunkt gefunden und gleich darauf zerstört und das ganze nebenbei noch Überlebt. Das war einigen im grauen Orden eine Beförderung wert. Und jetzt darf ich mich mit der Ordenspolitik herumschlagen. Nun ja. Alexis wird mir dankbar sein.“
Sie hatten sich mittlerweile ein Stück weit von der Sägemühle entfernt und gingen wieder Richtung Stadt. ,, Wieso ? Ich habe eine Weile nichts von ihm gehört.“
,, Nach allem was ich weiß ist er irgendwo in Raven Unterwegs . Keine Ahnung was er da will. Außer Schnee gibt es dort nicht viel. Aber seine letzten Vorhaben waren beunruhigend. Es gab mehrmals die Überlegung einen Jäger auf ihn anzusetzen. Ich habe das allerdings unterbunden.“ Der graue Orden war allgemein bekannt dafür abtrünnige Magier ohne Gnade zu jagen. In besonderen Fällen reichte ihnen allein schon der Verdacht um jemanden zu exekutieren. Das bedeutete natürlich wenn sie überhaupt dazu kamen. Denn Obwohl es sich bei den Mitgliedern des grauen Ordens ebenfalls um Magier handelte, so waren ihre Ziele doch meist weitaus Mächtiger als sie selbst. Deshalb entwickelten die meisten Ordensritter einen ganz eigenen Kampfstil bei dem sie Magie und Stahl miteinander verwendeten. Liron hatte selbst gesehen wie Fylla bei ihrem ersten Treffen eine Gruppe Späher ausgeschaltet hatte. Sie hatte den Kampf mit dem Schwert perfektioniert und die Methode der Hostis übernommen mit zwei Waffen gleichzeitig zu kämpfen. Etwas das leichter klang als es war.
Allerdings schien sie diese Angewohnheit wieder abgelegt zu haben. Sie trug lediglich ein Kurzschwert mit silbernem Griff bei sich. Oder aber sie hatte einfach nicht bewaffnet im Palast auftauchen wollen. Vermutlich letzteres. Was auch die für Fylla , die unauffällige Farben bevorzugte , Kleidung erklären würde. Ein blau gefärbtes Kleid. Genau richtig wenn man dem momentanen Herrscher des Bundes einen Besuch abstatten wollte. Ein erneutes Lachen unterdrückend fragte sich Liron wie viele Ordensleute es wohl gebraucht hatte sie dazu zu Überzeugen. Möglicherweise doch keine, dachte er, der Orden war eine disziplinierte Gesellschaft. Jeder war letztlich bereit alles zu tun um den jeweiligen Auftrag zu Ende zu bringen. Das ging sogar so weit das sich Rekruten beim Eintritt einen neuen Namen zulegten um wirklich alle Verbindungen außer diejenigen zum Orden zu kappen.
,, Aber was ist mit dir ? Wie ist es euch in den letzten Jahren ergangen?“ , fragte Fylla.
,, Ich träume wieder.“ Antwortete er nur. ,, Es ist beunruhigend.“
,,Was ?“
Liron versuchte seine Vision irgendwie in Worte zu fassen. ,, Ich bin an einem mir völlig unbekannten Ort. Überall sind Knochen und dann sind da Zemas und… Adriana.“
,, Werden diese neuen Visionen vielleicht durch das ausgelöst was du mit dem Magieportal in Licentia angestellt hast ?“
Liron überlegte kurz. Er wusste, dass ihn dieser Tag im Herzen des Berges verändert hatte. Für einen Moment lang wäre er in der Lage gewesen alles zu tun,, Nein das ist es nicht. Es ist etwas völlig anderes aber jedes Mal wenn ich fast glaube danach greifen zu können… Ich weiß es einfach n nicht. Noch nicht. Aber es wird nicht durch den Magieknoten ausgelöst. Ich erinnere mich kaum noch daran was ich in diesen Minuten getan habe. Aber ich wüsste es wenn die Portale der Auslöser wären. Ich habe sie.. versiegelt das weiß ich. Sie sind jetzt vollkommen harmlos.“
,, Und das Wissen ist noch in deinem Kopf ? Sicher das das ungefährlich ist.“
,, Sicher nicht. Aber ich lebe mittlerweile Zehn Jahre damit und geschehen ist bisher nichts. Das Wissen ist da.. aber es ist als wäre es hinter einer verschlossenen Tür. Es ist in greifbarer Nähe aber ich kann es nicht einsetzen. Doch manchmal…. Sickert etwas durch.“
Gedankenverloren griff er nach seinem Schwert und ließ die Klinge in seine Handfläche wandern.
Die darauf eingekerbten Runen schimmerten in der Sonne schwach bläulich.
,, Niemand hat diese Schriftzeichen bisher wirklich Übersetzen können. Jeder Gelehrte den ich gefragt habe hat nur den Kopf geschüttelt. Aber ich kann es lesen als wäre es normale Schrift.“
,, Und das nennst du etwas. Aber jetzt bin ich neugierig. Was steht da?“
,, Reflektion“ , antwortete er als sie das kleine Dorf vor den Eingang passierten der sie zu Licentias Untergrundtor führen würde.
,, Sonst nichts ? Und darüber haben sich gelehrte jetzt seit über 50 Jahren den Kopf zerbrochen. Oder verheimlicht ihr etwas? “
,, Das müsst ihr mich grade Fragen . Aber nein und wenn doch dann aus guten Gründen.“ Tatsächlich sagte er nicht alles was er wusste. Ob aus gutem Grund oder nicht das war ihm selbst allerdings nicht ganz klar.
Als sie am anderen Ende der Tunnel wieder die Stadt betraten wartete dort bereits jemand. Ein Mann den Liron als einen der Boten des Ratsherrn Rexin erkannte. Was konnte der wollen?
,, Verzeiht. Aber mein Herr wünscht euch zu sprechen.“
,, Würde euer Herr auch ein Nein akzeptieren ?“ , fragte Liron zurück. Das letzte was er momentan gebrauchen könnte war eine erneute Auseinandersetzung mit dem Magierlord über seine Entscheidung bezüglich der Hostis. Diese Dispute endeten nur immer damit, dass früher oder später einer der beiden entnervt den Raum verließ. Meist war das Liron. Einmal jedoch hatte er Aventus wörtlich aus dem Raum geworfen. Der Kopf der Magierfamilie, der der Stadt Erane als Ratsherr Vorstand, hatte ihn beschuldigt mit seinen Aktionen noch den Bund in den Untergang zu treiben.
Und damit hatte er bei Liron einen wunden Punkt getroffen.
Die beiden waren allein in einem der zahlreichen Sälle des Palastes gewesen und Liron hatte eigentlich einfach nur auf die Tür deuten wollen. Und die Kontrolle verloren. Eine Energie welle hatte den völlig wehrlosen Zauberer durch die Tür auf den Gang geschleudert. Liron hielt seine, bei der Schlacht um Licentia erwachte Magische Begabung so gut er konnte Geheim. Nicht dass es ihm etwas ausmachte ein Magier zu sein, aber er Schulte seine Begabung nicht und so war sie für ihn so gut wie nutzlos. Mehr als einige kleine Zaubertricks bekam er nicht hin. Außer aber er Verlor die Kontrolle darüber. Wie an jenem Tag. Der herausgeworfene Zauberer hatte nur eine Weile wie betäubt an der Wand des Flures gelegt bevor Liron ihn aufgefordert hatte zu gehen. ,, Raus.“ Hatte er dem Zauberer nur entgegnet und der war überraschenderweise wirklich ohne Wiederworte gegangen. Offenbar hatte er ihm tatsächlich Angst gemacht. Allerdings hatte er ihm das auch nie verziehen. Für einen Zauberer der noch unter Gerret Giller selbst an der Akademie von Dynastes ausgebildet worden war, war es sicher eine Demütigung von jemanden Besiegt zu werden der was sein Wissen anbelangte nicht einmal mit einem Bettelmagier mithalten konnte.
Bettelmagier war ein Landläufiger Begriff für Zauberer die nur eine unzureichende Ausbildung in ihren Fähigkeiten hatten und sich teilweise mit Illegalen Aktionen wie Überfällen bereicherten. Aber auch ein Name für jene Magier die es vorzogen im Exil als Einsiedler zu leben. Manche die dieser zweiten Kategorie angehörten erlangten, alleingelassen mit sich und ihrer Gabe, überraschend große Macht.
,, Sagt eurem Herrn ich komme sobald es geht. Fylla, würdet ihr hier warten? ich denke nicht das das lange dauert.“
,, Wisst ihr ich bin auch nicht ohne Grund hier und ich denke das dem Orden…..“ aber bevor sie weiterreden konnte war Liron bereits verschwunden. Dann würde sie die schlechten Nachrichten wohl noch etwas aufschieben. Und vielleicht könnte sie in der Zwischenzeit etwas praktischerer Kleidung ergattern. Sie fragte sich immer noch wer im Ordensvorsitz auf die Idee gekommen war ausgerechnet sie nach Licentia zu schicken.
Liron machte sich gar nicht erst die Mühe an die Tür des Raums zu klopfen. Er wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Als er den Saal betrat wartete dort bereits der grauhaarige Rexin und sah zu einem der Fenster heraus auf die Stadt. Fast wie er selbst heute Morgen.
,, Ich will es kurz machen Liron.“ , begann Aventus. ,, Wir waren nicht immer einer Meinung.“
,, Wenn man es höflich ausdrücken will.“
,, Solange ihr mich nicht wieder rauswerft.“ Bis jetzt hatte er sich noch immer nicht vom Fenster abgewendet. ,, Was ich sagen will Liron ist. Ich bin nicht euer Feind. Wir hatten unsere Differenzen. Aber ihr habt heute ein für alle Mal Bewiesen, dass ihr euch durchsetzen könnt. Und das respektiere ich, ich habe nichts gegen euch persönlich, ich glaube nur das der Weg den ihr geht möglicherweise der Falsche ist.“
,, Ist das alles ?“
,, Ich denke nicht das es sonst noch etwas zu sagen gibt. Ich teile eure Ansicht nicht… aber vielleicht könnt ihr mich ja noch vom Gegenteil überzeugen.“ , meinte der Zauberer als Liron den Raum verließ.
Liron dachte über die Worte des Zauberers nach als er sich seinen Weg zurück durch die Straßen Licentias suchte. Und wusste immer noch nicht wie er das seltsam Ruhige Gespräch werten sollte. Als Entschuldigung ? Das er Fylla in der Menge auf den Straßen entdeckte ersparte ihm noch länger darüber nachdenken zu müssen. Sie hatte sich von irgendwoher einen staubigen alten Reisemantel besorgt der die auffällige Farbe ihrer aufgezwungenen Kleidung etwas dämpfte. Wenn man sein halbes Leben mit Weglaufen und die andere Hälfte als Späher des Bundes bei den Hostis verbracht hatte zog man Unauffälligkeit wohl jedem Luxus vor.
,, Das war.. anders.“ , meinte Liron nur auf die Frage was der Ratsherr gewollt hatte. ,, Wo habt ihr den Mantel her ?“
,, Wenn der Orden an einem nicht Spart dann sind es Spesen. Und wenn die mich so losschicken habe ich wohl jedes Recht mir was Passenderes zu suchen.“
,, Also was ist genau los ? ihr seid doch nicht nur hier um einen alten Freund zu besuchen und über alte Zeiten zu reden, so gerne ich das auch glauben würde.“
,, Früher hättest du das womöglich sogar. Aber nein deshalb bin ich nicht hier. Du weißt, dass der Orden sämtliche Artefakte aus dem Krieg gegen Ruben Darelto aufbewahrt. Richtig ?“
,, Worauf wollt ihr hinaus ?“ Liron gefiel gar nicht worauf das ganze hinauszulaufen schien.
Fylla atmete einmal durch. ,, In einer der Festungen des Ordens wurde… eingebrochen. Sämtliche Bewacher wurden getötet und… Liron… sie haben Rubens Zauberbuch gestohlen. Irgendjemand da draußen befindet sich jetzt im Besitz des Blutbuches.“
Liron spürte so etwas wie Unruhe in sich aufsteigen. Bisher hatte er nur Geschichten von dem Buch gehört. Die Zauberer des alten Reichs hatten all ihr Wissen darin verewigt und das letzte Mal als ein Magier in dessen besitz gelangt war, hätte er beinahe den ganzen Kontinent unterworfen.
,, Und ihr wollt das ich euch helfe herauszufinden wer ?“
,, Nun es war mein Vorschlag euch um Hilfe zu bitten. Deshalb wurde ich auch geschickt.“
,, Ganz wie in alten Zeiten. Nur das uns diesmal hoffentlich keine Armee auf den Fersen ist.“
Alexis war am Ziel. Er hatte die große Halle in der ihm der Schatten entgegengetreten war durchquert und große Tür aus Stein erreicht. Jeder Flügel war so hoch wie ein kleines Haus und er fragte sich kurz wie man so etwas Gewaltiges überhaupt hatte in einem Stück Untertage bauen können. Vielleicht dachte er hatte auch dieser Teil der Anlage einst an der Oberfläche gelegen war aber im Laufe der Jahrhunderte verschüttet worden? In der Steinplatte eingraviert war wieder ein Phönix. Doch diesmal standen unter seinen Krallen keine Worte. Es war eine weitere Zeichnung.
Der gewaltige Flammenvogel schien aus einer kleinen Sanduhr hervorzukommen. Der Sand der zwischen den beiden Glashälften rieselte schien aus Gesichtern zu bestehen. Gesichtern die Schrien. Es war nur eine grobe Darstellung dessen was er suchte, doch trotzdem spürte er schon jetzt die Macht die davon ausging. Hinter diesem Tor musste es sein. Der wohl mächtigste Gegenstand den die Zauberer des Reichs je Geschaffen hatten. Oder hatten sie ihn überhaupt geschaffen? Er zweifelte daran, dass selbst diese dazu in der Lage gewesen wären. Die Worte die die Tür öffnen würde hatte er während seiner Nachforschungen in einem alten, beinahe zu Staub zerfallenen Buch entdeckt.
Worte die ähnlich wie die Grußformel wohl seit Jahrhunderten vergessen gewesen waren oder lediglich in Legenden überlebt hatten. Er hoffte dass sie stimmten.
Über Berge ,durch die Täler. Über Steine ,durch den Sand .Durch die Sterne über Wasser und die Zeiten übers Land.
Die Türen schwangen langsam auf als die Worte in der Dunkelheit verhallten. Ein weiterer alter Zauber der noch aktiv war. Und erneut war Alexis verwundert, dass sich überhaupt noch etwas tat. Es war zwar möglich Magie an Gegenstände zu binden, für Menschen ohne magische Begabung stellte es sogar die einzige Möglichkeit da überhaupt Zauber zu nutzen, aber im Laufe der Jahrhunderte konnte sich die Magie auch wieder verlieren.
Er schüttelte seine Gedanken ab und betrat den Raum hinter dem Tor.
Eine Treppe aus hellgrauem Stein führte hinab auf eine Quadratische Plattform. Und auf der Plattform befand sich ein kleiner Altars aus schwarzem Obsidian. Und darauf wiederum…
Es war tatsächlich ein Stundenglas. Die vier streben die das Glas in Form hielten waren wieder in der Gestalt eines Vogels gehalten und aus massiven Gold. Das Gold bildete einen scharfen Kontrast zum Inhalt des Glases. Schwarzer Sand der das spärliche Licht aus dem Raum geradezu aufzusaugen schien. Er hatte immer Geglaubt dieser Teil sei nur eine Legende gewesen. Angeblich enthielt die Sanduhr die Asche eines Phönixes. Aber wenn es je so etwas gegeben hatte so gab es keinerlei erhaltene Berichte mehr darüber. Für ihn war klar gewesen das die Sanduhr einen mächtigen magischen Gegenstand darstellte aber das hier…Kleine Funken schienen in der Asche zu glühen.
Am Sockel und am oberen Rand des Artefakts befand sich jeweils eine Innschrift. ,, Asche zu leben“ , lautete die Obere. ,, Leben zu Asche die Untere.“ Momentan stand die Uhr auf Leben. Er wollte sich gar nicht vorstellen was passierte wenn man sie auf Asche drehen sollte. Nach allem was er wusste würde das wirklich den Tod bedeuten. Die Sanduhr war eine Waffe. Aber gleichzeitig auch der Schlüssel zur Herrschaft über Leben und Tod.
Es war Magiern zwar möglich Kürzlich verstorbene Seelen ins Leben zurückzurufen aber nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Und nur unter Einsatz des eigenen Lebens. Doch der Gegenstand vor ihm kannte keine solchen Grenzen. Die absolute Inkarnation dessen wie weit manche gehen konnten. Am liebsten hätte er das Glas hier und jetzt zerschlagen einfach um es sofort aus der Welt zu wissen. Die Versuchung es einzusetzen war jetzt schon zu groß.
Aber er hatte keine Ahnung was dann damit Geschehen könnte. Besser er nahm die Uhr erst mal mit. Er wollte grade danach greifen als ihn eine Schockwelle von hinten traf und über den Altar und gegen die Wand schleuderte. Das letzte was er sah bevor ihm schwarz vor Augen wurde war eine verschwommene Gestalt welche die Sanduhr vom Sockel nahm. Aber … irgendetwas schien mit dem Mann nicht zu stimmen. Beide Hände waren mit weißen Leinen umwickelt auf das einige magische Symbole gezeichnet waren.. Fast als würde der Mann so etwas wie ein Leichentuch tragen….oder aber… bevor er weiterdenken konnte wurde alles einen Moment lang schwarz.
Als er aufwachte lehnte er immer noch an der Wand. Nur war er nun allein. Er stand auf und sah sich um. Die schweren Steintüren waren geschlossen worden. Er versuchte es mit den gleichen Worten welche die Tore vorher geöffnet hatten. Nichts. Nun gut. Das war trotz allem nur Stein. Und er hatte sich den Rang des Leiters der Magierakademie nicht mit Untätigkeit verdient. Alexis konzentrierte sich. Der Stein war massiv ein Feuerzauber würde nicht viel ausrichten. Also richtete er eine gebündelte Welle aus Energie auf den Stein der unter dem plötzlichen Stoß zerbröselte als würde jemand ein Stückchen Holz zerbrechen. So viel dazu. Aber die Anlage schien durch den Zauber instabil geworden zu sein. Überall rieselten nun Staub und kleinere Steinstücke auf den Boden der plötzlich in Bewegung geraten war. Er musste sich beeilen wenn er nicht lebendig begraben werden wollte.
Im Letzen Moment bevor sich ein gewaltiger Steinblock aus der Decke löste warf Alexis sich zur Seite und landete im Schnee des Tals. Hinter sich sah er grade noch wie der Eingang des Heiligtums in sich zusammenfiel. Jetzt musste er irgendwie die Sanduhr wiederbeschaffen. Es war nicht auszudenken was man damit anrichten könnte selbst ohne das nötige Wissen um sie wirklich voll ausschöpfen zu können. Und das Befand sich zum Glück gut gesichert in den Händen des grauen Ordens…
Die Festung des Ordens befand sich an einem Berghang. Meterhohe Wälle aus Felsgestein hätten den Ort eigentlich unangreifbar machen sollen. Doch schon von weiten konnte Liron sehen das die Tore aus den Angeln gebrochen waren und einer der beiden Türflügel mehrere Meter den steilen Pfad hingeschleudert worden war. Der andere hin nur noch an einem Scharnier und war größtenteils zersplittert. Und dort lag auch der erste Tote. Beinahe sah es so aus als hätte der Mann, oder die Frau wirklich zu erkennen war das nicht mehr, vor dem Tor Wache gehalten und sei dann einfach hindurchgeschleudert worden. Einige Ordensleute waren bereits dort und sahen sich um.
,, Sieht schlimm aus.“ , meinte Liron als er mit Fylla den Pfad heraufging.
,, Ich habe bisher nur die Berichte gelesen. Offenbar hat wer auch immer das war genau gewusst was er suchen musste. Er ist auf dem direktesten Weg rein, hat alles getötet das sich ihm entgegengestellt hat und ist wieder verschwunden bevor die überlebenden Wachen überhaupt begriffen hatten was los ist.“ , antwortete Fylla. Leichter Regen hatte eingesetzt und wenn es noch etwas kälter werden würde wäre es wohl bald Schnee. In den umliegenden Bergen setzte der Winter schneller ein als im Flachland. Selbst im hochgelegenen Licentia hatte die Sonne noch mit dem Frost gehadert. Aber seit sie vor zwei Tagen von dort aus aufgebrochen waren, war es beständig kälter geworden. Liron war zwar in der Theorie für den Rat unverzichtbar aber eben nur in der Theorie. In der Praxis traf der Rat die meisten Entscheidungen und Liron tat meist nichts anderes als zuzustimmen. Er hatte dem Rat einfach die Vollmacht überlassen bis er zurückkehrte. Immerhin hatte der das Land ja auch über Zehn Jahre ohne ihn regiert. Da würden ein paar weitere Wochen keinen Unterschied machen. Und wenn er ehrlich war, so war er dankbar dafür die Politik mal hinter sich zu lassen. Selbst wenn das bedeutete eine, nach allem was er gesehen hatte, sehr gefährliche Person zu jagen.
Eine erste Schneeflocke suchte ihren Weg vom Himmel herab als sie den Innenhof durch die zerschmetterten Tore betraten. Liron fing sie beinahe Unbewusst auf und sah zu wie der kleine Kristall innerhalb weniger Sekunden auf seinem Handschuh schmolz und die ehemals geordneten Strukturen sich in Chaos verloren. Schön und doch so vergänglich. Möglicherweise traf das ja auf alles im Leben zu. Im Innenhof verteilt standen ein gutes Dutzend Männer und Frauen in den markanten grauen Mänteln des Ordens.
Über dem Hof erhob sich das eigentliche Hauptgebäude. Ein grauer Steinklotz der oben drauf mit Zinnen versehen war und sowohl als Wohnraum für die hier Diensthabenden Wachen sowie als Aussichtsturm diente. Sie mussten den oder die Angreifer also kommen gesehen haben… und waren trotzdem Unterlegen gewesen wie die ebenfalls zersplitterte Eingangstür zum Turm zeigte.
Die Krieger des Ordens waren darauf spezialisiert gegen Magier zu kämpfen und die meisten unter ihnen waren selbst Zauberer mit denen man rechnen musste. Der Angriff musste sie wirklich völlig Überrascht haben.
Die Ordensleute nicht beachtend die sich mit Fylla unterhielten ging er auf die Tür zu. Irgendetwas war in das Holz gebrannt worden… Buchstaben. Zeichen die er kannte…
,, Wir haben bereits einigen unserer Archivare eine Abschrift geschickt. Keiner konnte etwas damit anfangen.“, meinte einer der in der Nähe Wachehaltenden Ordenssoldaten.
,, Verstehe.“ , antwortete Liron. Für ihn stellten die Symbole kein Hindernis dar. Er konnte sie so klar und deutlich lesen als wären sie in seiner eigenen Sprache verfasst. Was ihn noch mehr beunruhigte.
Diese Nachricht war für ihn bestimmt. Jemand hatte darauf spekuliert das er hierherkommen würde.
,, Die neue Welt erhebt sich.“ Neue Welt… Anbrail Urthosa… Nun zumindest wusste er jetzt wer hier gewesen war. Und er hatte Gedacht der Bund hätte sich mit dem Fall ihres Seher-Anführers zerstreut. Offenbar war das Gegenteil der Fall.
,, Sehen wir uns weiter um.“ , meinte Fylla die ihr Gespräch mit den übrigen Ordenswachen beendet hatte. ,, Das Buch selbst wurde im Inneren des Turms verwahrt.“
Für Liron war es nicht schwer einen Weg durch die zahlreichen Räume des Turms .die sich teilweise noch bis in den dahinterliegenden Berg erstreckten, zu finden. Er und Fylla brauchten einfach nur der Spur der Verwüstung folgen. Es war als hätte ein Wirbelsturm im inneren der Anlage getobt. Die Inneneinrichtung war wild durcheinandergewirbelt und teilweise zerschmettert. Und sie fanden drei weitere tote. Einer war wohl einfach von einem durch den Raum geschleuderten Schrank getroffen und davon begraben worden. Ein anderer existierte nur noch als Aschehaufen auf dem Fußboden.
An der Wand hinter der Asche waren brandspuren zu erkennen.
Der dritte, bisher der einzige der seine Waffe in der Hand hielt, schien äußerlich unverletzt. Wahrscheinlich ein Blitzzauber.
Das bestätigte Lirons Vermutung das ein oder vielleicht auch mehrere Zauberer hier gewesen sein mussten.
Die Spur der Verwüstung endete vor einer Art Zelle. Die Eisernen Gitterstäbe waren nach innen gebogen worden. Einige in den Stein hinter das Gitter gewebte magische Symbole glühten noch schwach schienen aber durch irgendetwas ihre Kraft verloren zu haben.
Fylla zog mit ihrer Hand eines der Zeichen nach. ,, Seltsam.“ , meinte sie.
,, Was ?“
,, Diese Schutzrunen hätten jedem das Fleisch von den Knochen brennen müssen. Aber das hier wirkt als hätte irgendjemand sie wie eine Kerze gelöscht.“ Sie holte einen kleinen Lederbeutel hervor und schüttelte einen winzigen Smaragdgrünen Kristallsplitter zu Tage.
Liron erkannte den Stein wieder. ,, Ist das ?“
,, Ein Bruchstück vom Amulett der Seher. Ja. Habe ich gefunden nachdem der Knotenpunkt wieder versiegelt wurde. Ich will nur wissen ob möglicherwiese ein ähnlicher Gegenstand wie dieser Benutz wurde.“
Das Amulett der Seher, ein Artefakt mindestens so alt wie das Schwert das Liron trug war in der Lage gewesen jegliche Zauber aufzuheben. Allerdings hatte es gleichzeitig als Schlüssel für den Magiefokus unter Licentia gedient und war währenddessen zerstört worden. Möglich also das auch den Anhängern Anbrails ein Splitter in die Hände gefallen war.
Aber nach einem kurzen Moment meinte Fylla. ,, Nein das ist es nicht. Wäre ein Splitter verwendet worden wäre gar keine Magie mehr übrig. Als würde man ein Spinnennetz verbrennen. Das hier ist wirkt mehr als wäre jemand einfach durchgelaufen und hätte es dabei zerrissen. Und das ist völlig unmöglich. Wer immer das getan hat wäre keine zwei Schritte weit gekommen.
Ein weiteres Geheimnis dachte Liron. Aber… was war das? Auf dem Boden vor ihm lag ein kleines Stück Tuch. Er hätte dem normalerweise keine Aufmerksamkeit geschenkt aber irgendetwas daran war merkwürdig. Er nahm es in die Hand. Darauf waren kleine Symbole und Runen aufgezeichnet. Irgendwo hatte er so etwas schon einmal gesehen… Eine Entfernte Erinnerung an einen See , ein Dorf mit Ausgestoßenen und.. Alexis.
War etwa ein an Magiebrannt erkrankter Ork hierfür verantwortlich? Das war eigentlich unvorstellbar. Ihre Zauberer waren wenn überhaupt meist schwach und keine wirklichen Gegner. Vor allem waren fast alle nach Ende des Kriegs nach Grauhafen zurückgekehrt.
Fylla schien den gleichen Gedankengang zu verfolgen.
,, Riecht nach Tod. Als wäre hier eine Leiche durchgelaufen. Könntest du nicht deine Seher-Gabe einsetzen um herauszufinden wer hier war?“ , schlug sie vor.
Eine gute Idee. Liron konnte seine Fähigkeiten noch immer nicht richtig kontrollieren. Aber wenn er sich konzentrierte… Er nahm das Stück Tuch in die Hand und ließ seine Gedanken wandern.
In einem Wirbel aus Bildern verschwand der Raum vor ihm….
Alexis spürte wie etwas den Boden hinter ihm erzittern ließ. Er rechnete mit dem Schlimmsten aber als er sich umdrehte und erkannte was da hinter ihm gelandet war lächelte er. Ein Drache. Und einer den er nur zu gut kannte.
Nachdem er aus dem Tal herausgekommen war hatte er die ganze Gegend nach der Gestalt aus den Ruinen abgesucht. Seine Spuren waren im tiefen Schnee selbst für den im Spurenlesen unerfahrenen Alexis leicht zu verfolgen. Und er hatte ihn auch fast eingeholt.
Er hatte den Fremden sofort in der Ferne entdeckt nachdem er aus dem Ruinental heraus war.
Doch der hatte ihn auch gesehen. Alexis rechnete schon fast damit, dass sich das Spiel diesmal umdrehen würde und er der Verfolger sein würde während der Andere Versuchte wegzukommen.
Doch dieser blieb stattdessen stehen sobald er ihn entdeckte. Und plötzlich verdunkelte sich die eben noch strahlende Sonne. Bedrohliche Wolken waren davor gezogen und es schien Schlagartig Kälter zu werden.
Im nächsten Moment setzte ohne Vorwarnung ein Schneesturm ein der Alexis sofort jegliche Sicht raubte. Von den Spuren ganz zu schweigen, überlegte er. Das Wetter zu kontrollieren gehörte zu den höchsten Fertigkeiten eines Zauberers. Es war eine Sache eine lokale Wolke aus Eis zu erschaffen um einen Gegner einzufrieren. Eine ganz andere war es gleich einen Froststurm auszulösen.
Langsam Entwickelte Alexis so etwas wie Respekt vor seinem Unbekannten Feind.
Ein geringerer Zauberer hätte spätestens nach dieser Machtdemonstration den Rückzug angetreten.
Aber Alexis war kein einfacher Magier. Und er würde sich auch nicht abschrecken lassen.
Er schloss einen Moment die Augen. Er konnte die Feinen magischen Bindungen um sich herum spüren die den Sturm aufrechterhielten. Jede Schneeflocke erzeugte ein eigenes magisches Muster. Ein gewaltiges Mosaik das man nur spüren aber nicht sehen konnte.
Und diese magischen Fäden änderte er um. Er konnte es fast sehen. Das Kalte nur spürbare blau des Sturms wurde zurückgedrängt, veränderte seine Farbe. Wurde erst zu einem fühlbaren Hellblau, dann zu gelb und schließlich rot.
Er wusste, dass er Erfolg gehabt hatte als er die Augen öffnete und wieder in eine strahlende Sonne blinzelte. Der Fremde Magier hatte allerdings die Gelegenheit genutzt und war nun weiter entfernt als zuvor. Beinahe schon hinter dem Horizont verschwunden.
Und genau in dem Moment in dem er wieder die Verfolgung aufnehmen wollte merkte er wie etwas hinter ihm den Boden erschütterte…
,,Zemas. Es ist eine Weile her. Was macht ihr hier draußen?“
,, Was ich hier mache ? Das magische Feuerwerk eben hat man vermutlich noch in Licentia gespürt. Du bist mächtig geworden.“ , stellte das Wesen mit grollender Stimme fest. Es war schwer daraus Emotionen zu lesen aber klang der "Drache etwa… besorgt?
Für einen Beobachter wäre es sicher seltsam gewesen den neben dem Drachen wie einen Zwerg wirkenden Zauberer so völlig ruhig zu sehen. Die meisten wären beim Anblick der Kreatur vermutlich sofort geflohen. Alexis nicht. Und dafür bestand auch keine Notwendigkeit. Der Drache war ein alter Bekannter. Der letzte Überlebende der Ursprünglichen Gründer des Bundes. Allerdings war er vor einigen Jahren verschwunden und nicht mehr gesehen worden, was ihm der Zauberer nicht verübeln konnte. Für eine Kreatur mit einer Lebenserwartung von mehreren Tausend Jahren mussten die kleinkarierten Streitereien in der Politik des Bundes unglaublich ermüdend und Kurzsichtig erscheinen.
,, Ich soll euch also glauben das ihr nur Zufällig grade in der Nähe wart ?“ ,
,, Du sollst mir überhaupt nichts glauben. Am wenigsten dass was die irgendjemand sagt. Nur das was du selbst für Wahr hältst.“
,, Also wisst ihr von der Sanduhr ?“ , fragte Alexis.
,, Nicht die ganze Zeit. Die alten Magier müssen wirklich vorsichtig vorgegangen sein wenn sie das vor mir und vor Varis verbergen konnten.“ , Alexis vergaß immer leicht wie alt das Wesen vor ihm wirklich war. Zemas hatte den Untergang der Magierreiche selbst miterlebt.
,, Aber als es an die Oberfläche gelangte…“ , fuhr der Drache fort , ,, Ihr habt es auch gemerkt, oder?“ Alexis nickte. Etwas hatte sich verändert. Als würde alles den Atem anhalten und auf ein stilles Kommando hin warten. Es war bedrückend.
,, Dann sollten wir unseren unbekannten nicht warten lassen. Je länger er damit frei herumläuft desto größer die Wahrscheinlichkeit das er herausfindet wie er es einsetzt.“
,, Das ist etwas das ich mir gar nicht erst vorstellen möchte. Ich werde mich von Oben etwas umsehen. Sei Vorsichtig. Irgendetwas an diesem Mann ist … Merkwürdig.“
Liron erkannte verwundert das er sich in Licentia befand. Er stand an demselben Fenster an dem bei seiner Abreise auch Rexin gestanden hatte und starrte auf die Lichter der unter ihm im Dunkeln liegenden Stadt. Als er hinter sich Schritte hörte drehte Liron sich um. Er musste sich keine Sorgen machen gesehen zu werden. Er wusste, dass er sich in einer seiner Visionen befand. Was Liron hier sah hatte schon stattgefunden oder würde es erst noch.
Aventus Rexin betrat gefolgt von einer weiteren vermummen Person den Raum.
,, Wo bist du nur gewesen ?“ , fragte er besorgt an den anderen Gerichtet.
,, Das ist nicht wichtig. Ich musste gehen, ich folgte meinem Ruf.“
,, Was für einen Ruf wovon bitte…“ Aventus war ein paar Schritte vorgetreten so dass nun das spärliche Kerzenlicht das Gesicht des Fremden erhellte. Liron hingegen konnte von seinem Standpunkt aus nichts erkennen.
,, Was hast du dir selbst angetan ?“ Rexin trat ein paar Schritte zurück.
,, Fürchtest du was ich geworden bin alter Mann ? Ich bin mächtiger als jeder andere Magier auf dieser Welt. Macht fordert immer einen Preis. Wer ihn nicht zahlen will ist lediglich zu schwach.“
,, Das stimmt nicht… Lass mich dir helfen.“ Aventus machte wieder einen Schritt auf den Fremden zu. Dieser schlug seine ausgestreckte Hand allerdings weg.
,,, Hilfe alter Narr ? Ich bin eure Hilfe. Anbrail ist die Antwort.“
,, Du hast dich nicht wirklich diesen Wahnsinnigen angeschlossen…“ .
,, Ich hatte gehofft grade du würdest es verstehen. Du siehst doch selbst wohin das alles hier führt.“
,, Das ist nicht der Weg….“
,, Es ist der einzige Weg.“ , erwiderte der Unbekannte. ,, Du wirst es sehen.“ Mit diesen Worten drehte sich der Mann um und verließ den Saal.
Der Moment schien stillzustehen und dann zerfiel die Vision zu einem tosenden Wirbel aus Schwarz. Doch dann kurz bevor alles verschwand. Ein Ort den er zuletzt vor einem Jahrzehnt gesehen hatte. Ein Brunnen , weit entfernt von hier… Ein weiteres Rätsel.
Liron fand sich auf dem Boden der Ordensfestung kniend wieder. Er brauchte wie immer einen Moment bis er sich wieder orientieren konnte.
Seine Gedanken drehten sich. Was hatte Rexin damit zu tun… Er war es sicher nicht der das Buch gestohlen hatte, eher war er… entsetzt gewesen. Aber über was ? Wer war der andere Mann gewesen… Der Dieb ?
Es gab bei weitem zu viele Fragen… und dann die seltsame Vision des Brunnens… War das möglicherweise ein Hinweis. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er jetzt genau zwei Möglichkeiten hatte. Nach Licentia zurück und Rexin zur Rede stellen. Oder aber dem Pfad folgen dem ihn die Vision vorgegeben hatte. Direkt nach Grauhafen. Was eine Seereise von mehreren Tagen bedeuten würde. Von der Reise zum nächsten Hafen , der sich in Hama befand ganz zu schweigen.
Und wer wusste was ihr Dieb bis dahin mit dem Buch angestellt hatte.
,, Also. Du meinst nicht das Aventus Rexin irgendetwas brauchbares Wissen könnte?“ , fragte Fylla nachdem er ihr seine Vision so gut wie möglich geschildert hatte.
,, Nein. Er weiß garantiert etwas. Ich bin mir sicher, dass er etwas hiermit zu tun hatte.“ , antwortete Liron und deutete aus dem Fenster des Festungsturmes ,in den sie mittlerweile zurückgekehrt waren , hinaus auf die zerstörten Tore vor denen immer noch die Wachen des Ordens standen, ,,Aber ich glaube auch das er uns nie etwas verraten würde. Und noch wichtiger ist er Würde mit Anbrail keine gemeinsame Sache machen.“
,, Und so was erfährst du aus einer einzigen Vision. Manchmal glaube ich der Orden sollte Gründlicher nach Sehern suchen. Nur für den Fall dass...“
,, Was ?“ , fragte er schärfer als beabsichtigt. ,, Einer von uns sich gegen den Bund wendet? Falls ihr euch erinnert das ist bereits geschehen. Und ob es momentan noch mehr Seher als mich gibt… Ich vermute mal der Orden hat keine gefunden?“
,, Nicht soweit ich weiß.“ , antwortete Fylla und nach einer Weile. ,, Wir gehen also nach Grauhafen ?“
,, Ich weiß es nicht. Ich war mir noch nie so unsicher. Ich weiß ich sollte gehen aber..“
,, Aber ?“
,, Ich habe immer noch die Wahl nicht ? Und irgendwo in diesem Land läuft grade ein Zauberer mit einem der wohl gefährlichsten Artefakte die je geschaffen wurden frei herum. Aber dann ist da noch das hier.“ Er holte das Stück Leinentuch hervor welches er auf dem Boden gefunden und für die Vision genutzt hatte. Die mit schwarzer Kohle darauf gezeichneten Symbole hoben sich klar hervor.
,, Du haben diese Zeichen auch schon gesehen. Erinnerst du dich?“
,, Das Dorf der Ausgestoßenen Ork-Magier… Sie haben das benutzt um zu verhindern, dass ihre Magie sie zerfrisst.“
Liron nickte.
,, Ein weiterer Grund um zu gehen. Vielleicht kann man uns dort etwas dazu sagen.“, meinte er.
,, Dann ist es entschieden. Hoffen wir nur das bei unserer Rückkehr nicht alles in Trümmern liegt.“
,, Ich hatte gehofft das bleibt uns erspart.“ , erwiderte Liron und zog aus einem in der Nähe stehenden Regal eine verstaubte Karte.
,, Nicht unbedingt aktuell aber besser als nichts.“ , meinte er während er die Pergamentrolle auf einem kleinen Tisch ausbreitete. ,, Sie mal an. Da ist noch Seminium eingezeichnet. Und Licentia fehlt. Wie alt ist diese Karte bitte?“ , meinte er. Seminium die einstige Hauptstadt Arbitriums war schon seit über 70 Jahren verlassen.
,, Der nächste Hafen ist Hama.“ , sagte Fylla. ,, Wenn alles gut geht sind wir in 2 Tagen da. Dann noch mal 3 Tage für die Überfahrt. Da werden Erinnerungen wach.“
,, Diesmal wird das hoffentlich weniger .. problematisch. Aber wenn wir schon in Hama sind kann ich Edrick einen Besuch abstatten. ich brauche jemanden der dafür sorgt, dass in Licentia nicht alles aus dem Ruder läuft.“
,, Und ich hatte gehofft diese Stadt nie wieder zu sehen.“ , sagte Fylla als Liron die Karte wieder zusammenfaltete. Fylla war in Hama aufgewachsen bevor ein Sucher des Ordens sie gefunden und aufgenommen hatte. Eine Zeit an die sie sich nur ungern Zurückerinnerte.
Sie war damit konfrontiert gewesen was es bedeutete absolut nichts zu haben. Und als Magier in Hama hatte man es sogar noch ein Stück weit schwerer als alle übrigen. Während Magie in fast allen anderen Städten und Ländern des Bundes nicht nur geduldet sondern auch gefördert wurde, so bildete Hama und Egarium im Allgemeinen die Ausnahme von dieser Regel.
Dort wurden Magier zwar geduldet, aber es war mehr ein Ignorieren als ein Wirkliches Koexistieren.
Dort verließ man sich mehr auf den eigenen Erfindungsgeist anstatt auf Magier zurückzugreifen. So entstanden die großartigsten Dinge wie Steinschlossgewehre, Pistolen und kompliziertere Maschinen. Es war die Waffenschmiede des Bundes geworden.
Man sagte sich es gäbe ein sicheres Anzeichen für einen drohenden Krieg: Wenn die Feuerschmieden Egariums Tag und Nacht brannten und den Himmel mit Asche füllten.
Liron hatte einmal eine dieser Schmieden aus der Nähe gesehen. Es waren keine Simplen Stahlschmieden wie man sie überall finden konnte. Es waren gewaltige Reihen aus Kohlebecken und Ambossen die alle gleichzeitig verwendet wurden. Die Funken waren durch den Raum gestoben und stellenweise hatte der Boden selbst Feuer gefangen das allerdings schnell wieder erlosch. Es war als würde man in die Sonne sehen. So konnten innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Waffen und Panzerung hergestellt werden und durch die Zentrale Lage der Stadt die Versorgung der Armeen auch in den entferntesten Winkeln des Bundes sichergestellt werden.
Ein fein aufeinander abgestimmtes aber auch Todbringendes System. Und bald würde er es erneut mit eigenen Augen sehen. Doch diesmal würden die Feuer erloschen und erkaltet sein.
Durch den Frieden mit den Hostis standen die Schmieden still. Und hoffentlich würde es möglichst lange so bleiben.
Hama, die Hauptstadt Egariums , erhob sich in einiger Entfernung. Liron und Fylla hatten die Berge verlassen und ihr vorläufiges Ziel erreicht. Die Zahlreichen kleinen und größeren Seen welche die Stadt umgaben stellten, für Liron zumindest, einen der schönsten Orte da die es im Gebiet des Bundes gab. Auch wenn diese Schönheit Schaden genommen hatte. Die Seen näher bei der Stadt dienten dem Abwassersystem der Stadt als Auffangbecken. Man erzählte sich das die Wasser dieser Seen so mit vergiftet waren das herein zu fallen ein Todesurteil bedeutete. Von den Dämpfen die Aufstiegen und die tiefer liegenden Viertel der Stadt fast unbewohnbar machten mal abgesehen.
Doch diese Seen lagen auf der anderen, abgewandten Seite der Stadt. Von dieser Seite aus konnte Liron hingegen die gesamte Seenfläche überblicken. Doch trotz des näher rückenden Winters hier noch kraftvolle, grade untergehende, Sonne wurde von hunderten von Wasserflächen reflektiert. Der Weg der zur Stadt führte folgte, gezwungenermaßen, dem natürlichen Uferverlauf der Seen nur ab und zu kamen sie an eine Brücke. Als Liron grade das Ufer eines weiteren Sees passierte, der grade von der Sonne in Blutrotes Licht getaucht wurde, wurde er auf etwas im Uferrand aufmerksam.
Ein rostiges Stück Metall. ,, Wartet kurz.“ , sagte er zur Fylla und hob den spröde gewordenen Metallgegenstand auf.
Es war ein abgebrochener Schwertgriff. Die Klinge fehlte. Als er den griff berührte durchzuckte ihn kurz eine Vision.
Die Sonne im Rücken der Stadt zugewandt Stand eine einzelne Person mit eben jener Waffe in der Hand deren Überreste er gefunden hatte. Jemand der ihm erstaunlich ähnlich sah. Irgendetwas umgab den jungen Mann in der Vision. Eine Aura aus unbewusster Macht und neu gewonnener Entschlossenheit.
Eine Staubwolke von der Stadt her kündigte eine Gruppe von näherkommenden Reitern an…
Liron schüttelte den Jahrzehntealten Sinneseindruck ab. Obwohl der Mann in seiner Vision allein gewesen war und offenbar weit in der Unterzahl hätte er keine Sekunde gezögert vorauszusagen wer diesen Tag Überlebt hatte.
Er ließ den Schwertgriff wieder in den Sand fallen. Was er gesehen hatte war Vergangenheit.
Und seine Zukunft lag vor ihm. Wie immer sie auch aussehen mochte.
,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Fylla als er wieder zu ihr stieß.
,, Ich glaube schon.“ , antwortete er.
Die Stadt war, außer vom dahinterliegenden Meer aus, nur durch zwei Tore zu betreten. Ein Süd und ein Osttor. Wobei das östliche meist geschlossen blieb und nur als Ausfalltor diente.
So auch an diesem Tag. Deshalb betraten sie die Stadt durch das Südliche Tor, welches zu einem der Armenviertel der Stadt führte. Zum Tor selbst führte eine kleine Brücke an der einige Soldaten Wache hielten. Einer von ihnen hielt Liron an.
,, Halt , Reisende. Wir haben Anweisungen alle Neuankömmlinge zu kontrollieren.“
Merkwürdig… Kontrollen an den Toren bedeuteten Normalerweise, dass mit Ärger gerechnet wurde.
,, Ich denke doch das ihr für uns eine Ausnahme machen dürft.“ , erwiderte Liron und hielt einen kleinen Siegelring mit dem Sternenwappen des Bundes hoch. Der Bund stellte sie als Erkennungssymbol für die Ratsherren her. Und natürlich für den momentanen König. Allerdings mit einer kleinen Ergänzung. Über dem Sternensymbol auf dem Ring war ein geöffnetes Auge eingearbeitet.
Die Wache musste das Symbol erkannt haben. Liron meinte sehen zu können wie sich die Augen des Mannes unter dem Helm den er trug weiteten.
,, Natürlich Herr. Wenn ihr eine Eskorte wünscht die Straßen der Stadt sind heute….“ Der Mann sprach so schnell das Liron Angst hatte er würde einfach umkippen.
,, Das wird nicht nötig sein.“ Unterbrach er den Soldaten.
Der Mann nickte nur. ,, Verstanden. Seit aber bitte trotzdem Vorsichtig. Ich möchte nicht erklären müssen das euch etwas zugestoßen ist.“
Fylla meldete sich zu Wort. ,, Ist die Sicherheitslage in der Stadt wirklich so schlimm ?“ , fragte sie.
Der Wachmann nickte. ,, Nicht überall, aber in den Armenvierteln gibt es so gut wie keine Patrouillen. Und die Lage dort ist schon einige Jahre sehr…prekär. Ich vermute ihr wahrt schon eine Weile nicht mehr hier?“
,, Das könnte man so sagen.“ , antwortete Fylla.
Hinter den Toren lag ein weiter offener Platz der auf allen Seiten von Gebäuden eingerahmt wurde- Deutlich konnte man hier die Trennung zwischen den ärmlicheren Viertelnd er Stadt und den größerem Bezirken der Stadtbürger erkennen. Auf der rechten Seite standen die großen, weiß verputzten Gebäude die den Großteil des Stadtbildes prägten. Eine große Prachtstraße führte vom Platz aus in Richtung des Hochaufragenden Regierungsgebäudes der Stadt. Bevor sich der Bund gebildet hatte, hatte dort das Parlament des schon seit langen demokratischen Egariums getagt. Auf der linken Seite befanden sich größtenteils vielfach reparierte Gebäude deren Glasfenster oft gesprungen oder gar nicht mehr vorhanden waren. Und in den Schatten der Gebäude drängten sich Gruppen aus abgerissen Wirkenden Tabajaxie und Menschen.
Als sie eine dieser Gruppen passierten wurde Fylla langsamer. Ihre Augen fixierten eine Gestalt in der Mitte der Gruppe. Ein ungewöhnlich wohlhabend aussehender Mann für so eine Gesellschaft.
Aber noch ungewöhnlicher.. Sie kannte ihn. Es war mindestens 20 Jahre her aber… Es bestand kein Zweifel.
Liron drehte sich zu ihr um. ,, Irgendetwas nicht in Ordnung ?“
Sie sah wieder zu der Gruppe herüber, aber der Mann war verschwunden. ,, Nein. Alles bestens.“ , antwortete sie. Sie war sich jetzt sicher. Fylla hatte sich nicht getäuscht. Aber was machte dieses Ding hier?
Das alte Parlamentsgebäude befand sich mitten im Herzen der Stadt. Zahlreiche Statuen schmückten die Bogenförmigen Eingänge, welche keinerlei Türen besaßen.
Als Liron gefolgt von Fylla das Gebäude betrat wartete dort bereits Edrick auf sie. Ein Bote von den Toren musste ihm bereits erzählt haben wer die Stadt betreten hatte.
,, Schön euch zu sehen.“ , begrüßte er sie.
,, Ebenfalls alter Freund.“ , sagte Liron.
,, Und ß Was macht ihr hier Liron ? nicht das ich mich nicht freuen würde aber seien wir mal ehrlich. Ihr seid wohl kaum hier um Hallo zu sagen.“ , sagte Edrick.
,, Nein. Ich muss nach Grauhafen übersetzten und brauche ein Schiff.“
Edrick nickte. ,, Ich frage gar nicht erst. Natürlich helfe ich euch. Ich sorge dafür, dass morgen früh alles bereit steht. Für Heute jedoch, seit meine Gäste.“
Liron brauchte gar nicht darüber nachdenken. Sie waren seit mehr als zwei Tagen draußen Unterwegs, da würde er eine Einladung nicht abschlagen.
Das Abendessen wurde den dreien in einem kleinen Speisesaal in den Parlamentsgebäude serviert wo sie auch die Nacht verbringen würden.
Während dem Essen sprach Liron den zweiten Punkt an weshalb er hergekommen war.
,, Ich werde eine Weile fort sein.“ , antwortete er. ,, Ich bitte euch darum mich im Rat so lange zu vertreten.“
,, Das werde ich.“ , antwortete Edirck zwischen einem Schluck Rotwein der wohl aus den Weingärten stammte die sich zwischen den Seen vor der Stadt befanden.
,, Stimmt es eigentlich das ihr in der Stadt Probleme habt ?“ , fragte nun Fylla.
,, Es gibt ein paar Schwierigkeiten.“ Antwortete Edrick. ,, Es verschwinden Leute. Nicht so viele das es Besorgniserregend wäre, aber genug um Misstrauisch zu werden.“
Fylla nickte nur. ,, Interessant.“ Mehr sagte sie an diesem Abend nicht mehr.
Schatten…. Er wanderte wieder durch das unbekannte Tal. Über ihm ragten immer noch Knochen auf die im hellen Mondlicht bedrohliche Schatten warfen. Und dann, mit Schritten die den Boden erzittern ließen, trat Zemas aus der Dunkelheit. Als er hinter sich eine Stimme hörte drehte Liron sich um.
Adriana stand hinter ihm. ,, Pass auf.“ Hörte er sie sagen. Bevor er sich wieder ganz herumgedreht hatte… Irgendetwas riss ihn aus der Vision.
Liron wusste das etwas nicht stimmte als ihn jemand an der Schulter schüttelte. Er sprang auf du tastete nach seiner Waffe, doch die lag außer Reichweite am anderen Ende des Raums. Was auch besser so war, denn in diesem Moment erkannte er Edrick.
,, Was ist denn los ?“ , fragte er verwirrt.
,,Die Tabajaxie vom grauen Orden die mit euch hierhegekommen ist. Sie ist weg.“
Liron setzte sich wieder. Draußen war es Stockdunkel. ,, Und deshalb macht ihr euch sorgen ? Fylla ist eine Kampfzaubern des Ordens. Ich denke sie kann auf sich aufpassen.“
,, Darum geht es nicht. Sie hat einige meiner Wachen ziemlich übel zugerichtet.“
Liron versuchte die Müdigkeit abzuschütteln und wieder klar zu denken.
,, Was meint ihr damit ? Das würde sie ja wohl nicht Grundlos tun.“
,, Nun…“ , begann Edrick.
Fylla würde ihn nicht noch einmal entkommen lassen. Sie war sich mittlerweile sicher. Die verschwundenen Leute… genau wie damals.
Sie schlich durch die dunklen Flure des Parlaments. Eigentlich rechnete sie hier nicht wirklich mit Schwierigkeiten aber Angewohnheiten waren nun mal Hartnäckig.
Langsam ging sie unter einem der Torbögen durch als sich ihr zwei Wachmänner in den Weg stellten.
,, Es tut uns leid aber wir haben Anweisungen euch nicht durchzulassen.“
Der zweite mischte sich ein. ,, Ihr müsst verstehen das das nicht gegen euch gerichtet ist. Aber die Leute hier misstrauen Magie und ein herumlaufender Ordensagent könnte für Unruhe sorgen.“
Fylla tat so als wollte sie sich umdrehen. ,, Ich verstehe… und das hier tut mir jetzt wirklich leid.“
,,Was…“ , bevor einer der beiden Wachen noch weitersprechen konnte wirbelte Fylla wieder herum.
Eine Welle aus Energie schleuderte die beiden Wachen zurück und gegen eine Marmorsäule. Die Beiden sanken zusammen und blieben liegen. Schnell überprüfte sie, dass die beiden noch lebten, dann ging sie weiter und verschwand in der Nacht.
Jetzt da sie wusste wonach sie suchte war es kein Problem mehr einfach der Magie zu folgen die durch die Stadt strömte. in Egarium gab es so wenige Magier das es wohl noch niemanden Aufgefallen war. Perfekte Bedingungen für die Jagd.
Vor einer verfallenen Hütte blieb sie stehen. Vieles hier erinnerte sie an ihre Kindheit die sie in genau diesen Straßen verbracht hatte. Es schien unendlich weit zurück zu liegen. In einem vollkommen anderen Leben , unter einem anderen Namen. Was sie tat war gefährlich das wusste sie. Aber er war ihr einmal entwischt. Das würde nicht wieder passieren. Es war ihr letzter Auftrag gewesen bevor sie zu den Hostis geschickt worden war. Sie hatten den Seelenmagier mit einem Dutzend Verfolgt. Am Ende hatte er sich als fast zu Mächtig erwiesen. Von Zwölf Ordenskämpfern war nur sie übrig geblieben. Sie war ihm auf den Fersen gewesen dann aber abberufen worden. Der einzige Auftrag den sie nie zu end bringen konnte.
Sie wusste, dass sie schnell sein musste. Ihr einziger Vorteil bestand in der Überraschung. Aber es gab kein Zurück. Es war Zufall gewesen, doch jetzt würde sie es zu Ende bringen.
Die Tür der Hütte gab unter einem tritt nach und Fylla , sich selbst verfluchend das sie sich nicht längst wieder eine Zweitwaffe besorgt hatte , warf das Kurzschwert nach einer Gestalt die an einem Tisch in eine der Raumecken stand und nicht einmal mehr Zeit hatte sich umzudrehen.
Die Waffe flog durch die Gestalt hindurch als wäre es Nebel.
,, Was zum…“
Der Mann am Tisch löste sich auf.
,, Immer noch so leicht auszutricksen. Ich habe euch gleich wiedererkannt als ihr die Stadt betreten habt. Schade. Es war ein gutes Versteck. Das heißt natürlich nur wenn ihr hier wieder rauskommt.“
Sie drehte sich zu dem Mann um der direkt hinter der Tür gestanden haben musste. Das Ganze war eine Falle gewesen.
,, Ihr werdet euch nicht ewig verstecken können.“ , meinte Fylla. Irgendwann bekommt euch der Orden.“
,, Das mag sein. Ihr aber sicher nicht.“ Der Seelenmagier holte eine kleine Kristallphiole hervor in der ein blaugrünes Licht schimmerte. Er machte Anstalten das Kristall zu zerbrechen als Fylla hinter dem Mann eine Bewegung wahrnahm.
Eine Sekunde später wurde der Magier von einer Klinge durchbohrt.
,, Unmögl…“
Liron zog die Waffe aus dem zusammenbrechenden Körper. ,, Jetzt Schuldest du mir eine Erklärung.“ , sagte er.
,, Verdammt. Schon wieder gerettet worden.“ Meinte Fylla als sie auf den gefallenen Magier starrte der jetzt zu Lirons Füßen lag.
,, Ich warte immer noch auf eine Erklärung.“ , sagte Liron. Er schien… wütend zu sein? ,, Ihr habt einige Wachen verletzt. Verdammt wenn ihr irgendetwas erledigen wollt fragt mich einfach. Stattdessen zieht ihr los, verschweigt alles und… was hättet ihr getan wenn ich nicht aufgetaucht wäre? Ich kann euch doch überhaupt nicht mehr trauen.“
,, Es tut mir leid. Aber das war etwas das ich alleine tun musste. Wir hatten noch eine Rechnung offen. “
,, Was ist passiert ?“
Fylla versuchte einen Anfang zu finden. ,, Es war kurz bevor ich zu den Hostis geschickt wurde. Normalerweise ein ganz normaler Jagdauftrag für einen Abtrünnigen Magier. Wir ahnten ja noch nicht womit wir es wirklich zu tun hatten. Du hattest Glück ihn überraschen zu können…
Laub raschelte unter ihren Füßen. Die anderen Fünf waren voraus gegangen um den Weg zu sichern. Den Magier zu finden war einfach gewesen. Bis jetzt jedoch hatte er sie immer wieder abschütteln können. Diesmal nicht.
Sie hatten den Flüchtigen in einen kleinen Wald vor den Toren von Dynastes gestellt und nun rannte dieser direkt in einen alten Steinbruch hinein. Kein anderer Ausgang. Der Magier hatte sich selbst in die Enge getrieben.
Dort wo der Pfad den sie folgten sich absenkte und in einer kreisrunden Schlucht endete warteten bereits die übrigen Ordenskrieger. Der Magier, ein hochgewachsener Mann mit grau melierten haaren stand mit dem Rücken zu ihnen vor einer unüberwindbaren Felswand. Offenbar hatte er erkannt, dass es keinen Fluchtweg mehr gab.
,, Wirklich gut.“ , sagte er mehr zu sich selbst , ,, eine perfekte Fall nicht ?“
,, Ergebt euch einfach und ich verspreche euer Tot wird schnell.“ , erwiderte einer der umstehenden Ordenswachen.
,, Aber eine Falle… ist nur so lange eine wie man nicht weiß das man in eine Läuft nicht ? So überheblich. So leicht zu taüschen.“ , sprach der Magier wieder und drehte sich um.
Fylla sah kommen was geschehen würde und sprang bei Seite. Drei der anderen hatten nicht so viel Glück.
Eine Welle aus Feuer raste durch den Steinbruch noch verstärkt durch den sofort auftretenden Kamineffekt. Der Feuerball musste noch von der Stadt aus zu sehen sein.
Die Bäume am Rand des Talkessels fingen augenblicklich Feuer. Als sich Rauch und Flammen wieder verzogen standen nur noch die Hälfte von ursprünglich Sechs. Aber nach so einem Angriff musste der Zauberer geschwächt sein. Die zwei Überlebenden Gefährten Fyllas sahen ihre Chance gekommen.
Sie wussten noch nicht womit sie es zu tun hatten. Der Mann hielt ein kleines Kristallgefäß hoch und zerschmetterte es mit der Faust.
Eine Welle aus grünlichem Licht raste auf die zwei Angreifer zu die noch im vollen Lauf zu Staub zerfielen.
Ein Schauder überlief Fylla als ihr klar wurde was der Mann soeben getan hatte. Seelenmagie. Das erklärte die Fälle von verschwundenen Leuten die den Pfad des Magiers zu pflastern schienen.
Und jetzt war nur noch sie übrig… Wenn sie noch eine Chance haben wollte musste sie schnell sein.
Bevor der Mager Zeit hatte einen neuen Angriff vorzubereiten rief Fylla einen Blitz herbei. Ihr Gegner jedoch wich gekonnt aus.
Möglicherweise hatte der Mann keine Seelen mehr übrig. Das würde bedeuten, dass sie ihn vielleicht doch bezwingen konnte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen begann er wieder zu sprechen.
,, Was für eine Verschwendung an Potential. Habt ihr eine Ahnung was ihr mit eurer Begabung alles tun könntet anstatt einfach alles für den Orden zu verschwenden?“
,, ich habe zur Genüge gesehen was ihr und eures gleichen meint damit tun zu dürfen. Auch Magier sind keine Götter. Und es wird Zeit das ihr das lernt.“
Ohne eine weitere Vorwarnung ließ sie eine Welle aus Eis auf den Magier zuströmen die dieser jedoch mit einem Mantel aus Flammen zum Stillstand brachte.
,, Ihr wärt mir möglicherweise wirklich ebenbürtig. Aber ihr macht genau den gleichen Fehler wie alle vom Orden. Ihr fürchtet euch vor euch selbst. Vor dem was ihr seid. Vor dem was man euch erzählt hat. Magie sei Böse.“
,, Offenbar wisst ihr nicht so viel wie ihr glaubt Zauberer. Nicht die Magie an sich ist Böse. Moral haben nur die Leute die sie einsetzen ob zum Guten oder Schlechten. Leute wie ihr, gehören klar zu letzteren.“
Der Mann unternahm keine weiteren Versuche eines Angriffs sondern stand mit dem Rücken zur Wand immer noch nur vollkommen ruhig dar.
,, Ist das so ? und warum zögert ihr dann eure Fähigkeiten einzusetzen, wo ihr doch glaubt mir hier Vorträge über Moral halten zu müssen? Ihr hättet wirklich die Macht mich zu besiegen aber so… Wenigstens wird euer Potential nicht verschwendet. Es wird mir noch gute Dienste leisten.“
Der Mann riss aus dem nichts eine weitere Kristallphiole hoch und schickte eine Welle aus Energie in Fyllas Richtung.
Diese errichtete sofort ein Schild an dem die Energie abprallte. Aber sie spürte sofort wie die schützende Magie schwächer wurde. Gegen Seelenmagie war sie allein Machtlos.
,, Selbst im Augenblick des Todes seit ihr nicht bereit eure veralteten Ansichten über Bord zu werfen. Wenn euer Orden wüsste wie Schwach euch das Macht. Vielleicht suchen sie sich deshalb Straßenmagier. Leute die ihr Potential nicht kennen ? Wo haben sie euch aufgelesen?“
Fylla konnte und wollte dem Mann auch gar nicht antworten. Sie hatte genug Mühe damit den Schild aufrecht zu erhalten. Und es würde ihr nicht mehr lange gelingen. Aber sie würde nur noch einen Moment brauchen. Wenn der Kerl weiter schwätzte und seine Abwehr vernachlässigte…
,, Selbst eure Namen nehmen sie euch. Euer Orden ist nichts.“
,, Wie ich schon sagte. Auch Magier sind keine Götter.“ Der Augenblick war da. Sie wusste ihr blieben nur Sekunden.
,,Was ?“
Fylla lenkte die Energie aus dem Schild um und richtete sie direkt gegen den Magier der nun, wie bei einem Spiegel, von seiner eigenen Magie getroffen wurde.
Allerdings gelang es ihr nicht die komplette Wucht des Angriffs umzuleiten. Die Energie welle schleuderte sie zurück und gegen einen Felsen. Alles wurde einen Moment lang schwarz.
Als sie wieder zu sich kam fehlte von dem Zauberer jede Spur.
,, Ihr habt ihn also wirklich mi seinem eigenen Zauber geschlagen ?“ , fragte Liron.
,, Eine der einfachsten Regeln die man lernen kann. Ist der Feind zu mächtig mach dir diese Stärke zu nutzen. Als ich ihn hier wiedererkannt habe musste ich einfach etwas unternehmen.“ Nicht nur wegen dem Orden. Der Mann hatte sie mit seinen Worten vor all diesen Jahren mehr verunsichert als sie zugeben wollte. Sie war immer stolz darauf gewesen sich selbst einen Wächter der Magie nennen zu können. Doch was war wenn sie falsch lagen? Eine Frage die sie immer wieder beschäftigte. Alexis wäre vermutlich ziemlich selbstzufrieden gewesen wenn er das gewusst hätte. Mit dem Tod des Magiers hatte sie gehofft die Sache begraben zu können. Aber die Zweifel waren nicht einfach mit ihrer Ursache gestorben.
Liron ging zur Tür der Baracke. Für ihn war die Sache erledigt. ,, Ich komme gleich nach.“ , rief Fylla ihm zu.
Der Seher nickte. ,, Aber bitte keine weiteren Ausflüge mehr. Edrick bringt es fertig und weckt mich das nächste Mal nicht. Dann Fischen sie morgen einen weiteren Toten aus den Seen. Und das wäre doch schade.“
,, Ich hoffe ihr lasst euch diese Art von Humor nicht zur Gewohnheit werden.“ , meinte Fylla noch als Liron mit einem Lachen aus der Tür verschwand.
Als sie nach einer Weile wieder zum Parlamentsgebäude zurückkehrte wartete Liron unter einem der Torbögen.
,, Und habt ihr euch schon entschieden ?“ , fragte er.
,, Entschieden ?“ , erwiderte Fylla.
,, Wer recht hatte. Reflexion, erinnert ihr euch. Ich denke ich verstehe es jetzt. Denkst du über den Sieg in einem Kampf nach wird dir letztlich klar, dass du nie gewinnst. Dir wird klar, dass du damit alle Möglichkeiten, alle Schicksale die dein Gegner vielleiht noch gehabt hätte einfach auslöschst zum Guten wie zum Schlechten. Und ihr fragt euch grade ob der Orden recht hat. Ob ihr das Recht dazu hattet.“
,, Natürlich war es das Richtige.. Dieser Mann hat Menschen getötet um seine eigene Macht zu mehren. Da gibt es kein was wäre wenn.“
,, Sicher?“
,, Nein…“ Sie schwieg einen Moment. ,, Ich vergesse ihn manchmal.“
,, Was ?“
,, Meinen Namen. Meinen richtigen Namen. Nyara As'ny. Soweit hatte er Recht. Das nimmt einem der Orden.“
Edrick begleitete sie am nächsten Morgen noch bis zum Hafen. Als sie aus dem Gewirr der Straßen auf den weiten, freien Platz kamen, konnte Liron zum ersten Mal einen Blick auf die Schiffe werfen, welche an den Kaimauern angelegt hatten. Es waren gut ein halbes Dutzend, im vollkommen ruhigen Wasser spiegelten sich die Umrisse und eines davon würde sie nach Grauhafen bringen.
Überall liefen Menschen und Tabajaxie hin und her und be-oder entluden die Schiffe. Metall für die Waffenschmieden , Kohle aus den Minen für die Feuer aber auch Alltagsgegenstände wie Gewürze , Kleidung oder Werkzeuge. In Hama lief alles über den Seehandel. Ein Ausfall des Schiffsverkehrs würde für die Stadt vermutlich den totalen Zusammenbruch bedeuten.
Edrick lief auf eines dieser Schiffe zu das sich am Ende einer Mole befand. Davor wartete bereits ein Mann dem man ansehen konnte, dass er den weitaus größeren Teil seines Lebens auf dem Wasser verbracht hatte. Graue Augen musterten die drei Neuankömmlinge zwar interessiert, aber nicht wirklich neugierig. Erst als sein Blick auf den Ring an Lirons Hand fiel schien der Mann etwas unruhig zu werden.
,, Das doppelte.“ , sagte er nur.
,, Was meint er ?“ , fragte Liron an Edrick gewandt.
,, Ihr habt nicht erwähnt das es sich bei einem der Passagiere ausgerechnet um den König handelt. Das doppelte oder ich riskiere ganz sicher nicht diesen Hafen zu verlassen...“
,, Ihr seid ein Wucherer Dewin. Ich brauche euch nicht daran zu erinnern das ihr mir noch einen Gefallen Schuldet?“
Der Mann den Edrick mit Dewin angesprochen hatte zögerte. ,, Na meinetwegen. Aber jetzt sind wir quitt. Willkommen an Bord.“
Liron drehte sich noch einmal zu Edrick um. ,, Können wir ihm trauen ?“
Der alte Ratsherr zögerte. ,, Kapitän Dewin it nicht unbedingt das was ich ehrlich nennen würde. Aber er hält sein Wort und solange man ihn bezahlt die Klappe. Ich weiß nicht was ihr beide vorhabt aber Dewin ist einer der besten.“ Als Liron schon an Bord gehen wollte rief er ihm noch hinterher. ,, Bevor ich es vergesse. Hier.“ Er konnte grade noch auffangen was Edrick ihm zugeworfen hatte bevor es ins Wasser fiel. Eine Steinschlosspistole.
,; Das wollte ich euch eigentlich schon in Licentia geben aber mir fehlte die Zeit.“
,, Danke. Ich hoffe mal ich werde es nicht brauchen.“
Edrick lachte. ,, Liron ich kenne euch jetzt lange genug um zu wissen : Wo ihr seid gibt es immer Ärger. Seht zu das ihr Wiederkommt.“
,, Das werde ich alter Freund.“ , sagte er noch. Dann verschwand er über den Landungssteg an Bord. Zu seiner zweiten Reise in die Heimat der Hostis. Bei seinem letzten Besuch war das Land verbrannt und leer gewesen. Doch mit der Macht die jetzt immer noch irgendwo in seinem Verstand ruhte, hatte er das Land wiederhergestellt und die Kreaturen aus der Leere die es heimgesucht hatten verbannt. Er konnte also auf einen freundlichen Empfang hoffen. Soweit er wusste war Sendor bereits vor einigen Tagen nach Grauhafen aufgebrochen. Eine Günstige Gelegenheit also auch dort nach dem Rechten zu sehen. Und nach Informationen zu suchen.
Alexis und Zemas suchten nun schon seit Tagen die Gegend ab. Es war frustrierend. Obwohl der Drache sich aus der Höhe einen überlegenen Überblick verschaffen konnte blieb der mysteriöse Magier verschwunden. Und mit ihm die Sanduhr. Der Gedanke bescherte Alexis mehr als eine Schlaflose Nacht. Was man damit anrichten konnte wenn man unvorsichtig war…
Er schüttelte den Gedanken erneut ab und versuchte zu schlafen. Diesen Abend verbrachte er ausnahmsweise nicht unter freiem Himmel. Etwas das bei der ständigen Kälte Ravens durchaus ein Segen war. Als der dritte Tag der Suche ergebnislos verlief waren sie auf ein kleines Dorf gestoßen. Nichts Besonderes. Ein paar vereinzelte Blockhäuser am Rand eines kleinen Wäldchens. Aber es besaß ein Gasthaus. Zemas hingegen hatte es vorgezogen sich einen Platz außerhalb des Dorfes zu suchen um keine Menschliche Form annehmen zu müssen, wozu er zwar im Stande war, doch tat er das nur sofern keine andere Möglichkeit bestand.
Und nun stand Alexis am Glaslosen Fenster einer kleinen Dachkammer und starrte in die von Schneeflocken durchzogene Nacht hinaus.
Einige seltsame Geräusche schreckten ihn auf. Stahl der auf Stahl traf. Und dann das plötzliche Aufflackern eines Feuers das die Nacht kurz erhellte nur um kurz darauf wieder zu verlöschen.
Doch was er im Schein des Feuers sah genügte ihm. Das gab es doch einfach nicht…
Liron ging auf dem Deck des Schiffes auf und ab. Er konnte nicht schlafen. Seit er erneut aus derselben Vision erwacht war, wieder die Knochenstätte, konnte er nicht mehr aufhören über die Bedeutung nachzudenken. Visionen ließen sich in zwei Kategorien teilen. Solche die das wirkliche Geschehen zeigten und solche , die mit Zeichen und Symbolen Wissen vermittelten. Aber diese spezielle schien eine Mischung aus beidem zu sein. Oder vielleicht doch nur ein Alptraum ? er konnte durchaus einen normalen Traum haben wie jeder andere. Nur das er damit rechnen musste seine Alpträume irgendwann Realität werden zu sehen.
Das Wasser war, abgesehen von den Bugwellen die das Schiff erzeugte vollkommen ruhig und der Himmel wolkenlos. Im Umliegenden Meer spiegelten sich der Mond und ein paar vereinzelte Sterne und hier und da wirbelte eine vereinzelte Schneeflocke durch die Luft.
Liron trat an die Reling des momentan nur dahintreibenden Schiffes. Sie waren seit 2 Tagen auf See und immer noch in einiger Entfernung, war bereits die Küste zu erkennen.
Und trotzdem es war so ruhig, er konnte sehr einfach die Illusion wecken das einzige Lebewesen auf der Welt zu sein. Ein Gedanke der ihm erstaunlich gut gefiel. Keine Probleme mehr , keine sinnlose Politik…
Er sah hinab ins Wasser. Aber was von den Wellen reflektiert wurde war nicht sein eigenes Gesicht… oder doch?
Er war es und doch wieder nicht…
Je länger Liron ins Wasser starrte desto mehr schien er erkennen zu können.
E rund doch nicht er selbst stand auf einer Anhöhe von der aus er Licentia sehen konnte. Seine Augen lagen im Schatten einer schwarzen Kapuze, doch dort wo sie sein sollten drang ein irgendwie bedrohlich wirkendes, violettes Glühen hervor.
Das Wesen das nicht er sein konnte schien eine Hand aus dem Wasser in seine Richtung zu strecken.
Wie in Trance streckte er die eigene Hand der Spiegelung entgegen.
Bevor sich die Finger der Spiegelung und seien eigenen Berühren konnten lies eine Stimme ihn hochschrecken.
,, Liron ?“ Es war Fylla. Natürlich. Wer sonst an Bord dieses Schiffes neben dem Kapitän wusste denn wer er war? Nach der Reaktion des Kapitäns Dewin hatte er es vorgezogen den Ring abzunehmen und seine eigene Identität zu verschleiern.
Er sah zurück ins Wasser. Aber nur sein eigenes Spiegelbild grüßte ihn zurück.
,, Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen .“
,, Ja… Einen Geist. Ich konnte nicht schlafen… es ist nicht wichtig.“ Er blickte wieder in die Richtung in der jetzt schon die ersten Lichter von Grauhafen zu sehen waren. ,, Zumindest hoffe ich es.“
Der Hafen war am nächsten Morgen von einer dichten Nebelbank umgeben, so dass Dewin gar keine andere Wahl hatte als die Stadt langsam anzusteuern.
Als das Schiff die Nebelbank verließ war es als würde die Stadt plötzlich aus dem Nichts auftauchen.
Bei seinem letzten Besuch hatten große Teile davon in Trümmern gelegen. Und selbst damals hatte die Stadt einen großartigen wenn auch düsteren Eindruck gemacht. Jetzt jedoch war ein Großteil der Schäden repariert. Eine gewaltige Steinerne Treppe führte vom Hafen herauf in die eigentliche Stadt deren in die Tausende gehenden Häuser nun keine ausgebrannten Hüllen mehr waren sondern ein Musterbeispiel für Handwerkskunst. Und alles überragend und unübersehbar, die Türme der wiedererrichteten Magierakademie . Ihr erstes Ziel, dachte Liron als er mit einem Satz vom Schiff sprang.
,, Ihr werdet hier sein wenn wir zurück wollen ?“ , fragte er an Dewin gerichtet.
,, Ich wurde für die Hinfahrt bezahlt.“ , erwiderte dieser.,, Ich verschwende hier nicht meine Zeit darauf zu warten bis euch in ein paar Tagen Langweilig wird… oder kalt. Wenn das so weitergeht friert der Hafen zu. Und das ist etwas das ich nicht riskieren kann. Ihr werdet jemand anderen Finden müssen der euch zurück bringt.“ Es waren die letzten Worte Dewins , der sich sofort wieder umdrehte und seinen Leuten einige Befehle gab wieder Segel zu setzen.
,, Das ist jetzt nicht wahr oder ?“ , fragte Fylla.
,, Wenn Sendor hier ist bin ich sicher, dass er ein Schiff besorgen kann. Wenn möglich mit einem Freundlicheren Kapitän.“
Doch als erstes wollte Liron die Akademie aufsuchen. Er trug das seltsame Stück Stoff immer noch bei sich. Und wenn man ihm damit irgendjemand weiterhelfen konnte , dann dort.
,, Gehen wir.“ , meinte er mit einem letzten Blick zurück in Richtung Schiff. Er hatte immer mehr das Gefühl das ihm die Zeit davonlief.
Es war seltsam wieder hier zu sein. Noch vor einem Jahrzehnt hätten diese Leute ihn vermutlich ohne zu zögern getötet. Sie waren Verzweifelt gewesen. Doch wenn er sich jetzt hier umsah entdeckte er etwas Neues. Etwas wie wiederkehrende Hoffnung. Vielleicht war allein dieser kleine Funke schon all dies Wert gewesen, überlegte er.
Als sie die Gebäude der Akademie erreichten, welche Kreisförmig um einen freien Platz im Herzen der wiedererstehenden Stadt erreichten blieb Fylla stehen. ,, Ich hätte es beinahe zerstört.“
Liron wusste nur zu gut wovon sie sprach. Ohne sein Wissen hatte Fylla einen Seelenstein, einen Speicher für magische Energie in die Stadt geschmuggelt um die Hosti-Armee in die Schranken zu verweisen. Seelensteine waren Speicher für magische Energie und ein plötzliches freisetzen dieser führte zu Zerstörungen in unvorstellbaren Ausmaß. Alexis war daraufhin zurückgeblieben um genau das zu verhindern. Es war ihm nicht ganz gelungen doch irgendwie hatte der Magier die Explosion überlebt. Allerdings war er danach nie wieder der ganz derselbe gewesen.
Und an diesem Tag hatten sie Adriana verloren. Ein Verschlinger , ein Wesen aus einer anderen Ebene , gerufen durch die Rücksichtslose Anwendung von Magie der Anbrail Urthosa hatte versucht Liron zu töten… und stattdessen sie erwischt.
,, Geschehen ist geschehen.“ , sagte Liron und fragte sich doch gleichzeitig ob das überhaupt zutraf.
Wenn er die Zukunft sehen und verändern konnte… wie war das dann mit der Vergangenheit? Eine Frage die ihm vielleicht Alexis hätte beantworten können. Momentan jedoch spielte sie keine Rolle.
Als er den Platz der Akademie überquerte entdeckte er eine Gestalt in den Schatten die er glaubte irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Eine kurze Begegnung aber…
,,Javen ?“ , fragte er.
Das Wesen das aus den Schatten trat hätte man auf die Entfernung leicht für einen Mensch halten können, wäre da nicht der fast Olivfarbene Hautton und die Tatsache gewesen das er Liron aufgerichtet wohl um einen Kopf überragt hätte.
Nur richtete sich der Ork nie ganz auf. Und Liron kannte die Ursache dafür. Magiebrand. Ein Körper konnte nur eine begrenzte Menge an magischer Energie aufnehmen bevor es zu Schädigungen kam. Bei Menschen und Tabajaxie war es äußerst selten das diese Grenze durch eine natürlich angeborene Magiebegabung überschritten wurde. Bei Orks hingegen lag diese Grenze um ein vielfaches niedriger und beinahe alle ihre Magier litten an dieser, in den meisten Fällen tödliche und schmerzhafte Erkrankung. Die Mächtigeren unter ihnen mussten ständig magische Stoffe tragen um zu verhindern, dass ihre Körper einfach von ihrer eigenen Magie zerstört wurden.
,, Es ist eine Weile her .“ , meinte Liron als Javen nicht antwortete.
,, ich weiß… wer ihr seid.“ , meinte er schließlich mit brüchiger Stimme. Offenbar hatten die letzten Jahre ihren Tribut gefordert. ,, Euer Freund… Alexis hat vielen von uns geholfen. Was wünscht ihr?“
Liron holte den kleinen Stofffetzen mit den schwarzen Markierungen hervor.
,, Ihr könnt mir sagen was das hier ist und ob es einer von euch gefertigt hat.“
Javen nahm den Stoffstreifen Vorsichtig in die Hand und betrachtete ihn gegen die schwache Wintersonne.
,, Nicht von uns. Aber nach unseren Methoden gefertigt.“ , sagte er schließlich.
,, Woher wisst ihr das ?“ , wollte Fylla wissen.
,, Seht ihr diese Zeichen ? Wir verwenden dieselben. Aber wer immer das gefertigt hat war um ein vielfaches Mächtiger. Man kann es spüren. Niemand von uns währe dazu in der Lage.“
,, Dann.. danke schätze ich. Und.. ihr wisst nicht zufällig wo Sendor sich aufhält?“
,, Der Marschall ? Weiter die Straße entlang gibt es eine kleine Wachkaserne. Wenn er nicht dort ist kann man euch da sicher besser weiterhelfen als ich.“
,, Danke und auf Wiedersehen.“ , sagte Liron bevor er gefolgt von Fylla die Straße hinauf lief.
,, Ich bezweifle das wir uns wiedersehen.“ , sagte der sterbende Ork leise.
Ein menschlicher Magier trat aus den Schatten. ,, Wer war das ?“ , fragte er.
,, Ihr habt es auch gespürt nicht wahr ?“
,, Irgendetwas an diesem Mann war.. seltsam. Als würde etwas.. fehlen oder als… wäre da noch etwas… lauerndes. Wer ist er?“
,, Ich glaube, das weiß nicht einmal er selbst.“ , schloss Javen.
Die Wachkaserne unterschied sich äußerlich kaum von vielen er anderen Gebäude Grauhafens. Hinter einem großen Innenhof erhoben sich eine Reihe von aus dunklem Stein erbauten Häusern deren Fenster mit Holzläden verschlossen waren.
Vor dem größten der insgesamt 4 Gebäude im Hof war ein Holztisch aufgebaut auf dem einige Steinschlossgewehre lagen und an dem einige Leute standen. Eine der Gestalten erkannte er sofort.
,, Sendor ?“
,, Sieht aus als haben wir Besuch.“ , meinte dieser als er sich nach der bekannten Stimme umdrehte.
,, Was verschlägt euch denn hierher ? Wlltet ihr euch selbst überzeugen ob wir mit den neuen Waffen klar kommen?“
Liron trat gefolgt von Fylla an den Tisch. ,, ich wusste nicht einmal das die schon geliefert wurden. Ich hoffe es gab keine Probleme?“
,, Einige müssen sich erst noch daran gewöhnen aber…“ Sendor riss eines der Gewehre hoch und zielte auf eine Rüstung die auf der anderen Seite des Hofes aufgestellt waren.
Ein Blitz gefolgt von einem lauten Knall und in der Panzerung befand sich ein mehrere Zentimeter großes Loch. ,,.. mich überzeugen sie jetzt schon. Aber ich vermute mal deshalb seit ihr nicht hier. Und ihr Fylla habt hoffentlich nicht noch einmal vor meine Stadt zu sprengen?“
,, Wäre vermutlich einfacher wenn das mein Plan wäre. Ich fürchte aber momentan haben wir alle andere Probleme.“ , erwiderte die Tabajaxie.
,, Also um was geht es ?“
,, Es ist schon eine Weile her. Aber irgendwo hier im Gebiet um die Stadt gibt es einen Brunnen. Wisst ihr wovon ich spreche?“
Sendor überlegte. ,, Es gibt hier viele Brunnen. Aber ich vermute ihr sucht keinen gewöhnlichen… Auf der Nebellichtung gibt es einen über den man sich recht seltsame Geschichten erzählt. Vielleicht sucht ihr ja den?“ Er wendete sich an einen Mann am Tisch. ,, Karte.“
Der Mann, den Liron meinte schon einmal im Lager der Hostis in Ephesus gesehen zu haben, reichte Sendor ein großes Stück Pergament. Liron wurde dabei bewusst das er überhaupt nicht wusste wie sich der Kontinent nannte auf dem er sich grade befand.
,, Hier.“ , meinte Sendor und markierte eine Stelle etwas außerhalb der Stadt. ,, Ihr meint ihr wart schon einmal dort ? Während ihr mit uns hier wart?“
,, Genau.“
,, Dann dürfte sich die Gegend dort sehr verändert haben. Das war früher mal ein Wäldchen aber seit unser Land sich wieder regeneriert hat ist da soweit man sehen kann nur noch ein Sumpfgebiet.
Ich weiß nicht ob es dort gefährlich sein könnte aber passt auf euch auf. Das will ich eurem Rat nicht erklären müssen.“
,, Das höre ich nicht zum ersten mal.“ , erwiderte Liron während er einen genaueren Blick auf die Karte warf. Ein, zwei Tage wenn das Wetter sich hielt. Dann würden sie die Rückreise antreten können. Hoffentlich mit mehr Antworten als zuvor.
Er warf einen Blick in die obere linke Ecke der Karte. Aretenum. Dann war also auch der Name des Kontinents geklärt.
Liron sah sich um. Die Gegend hatte sich wirklich verändert. Sie hatten die Stadt verlassen und waren einige Stunden lang einem Pfad gefolgt. Bei seinem letzten Besuch war hier alles lediglich verbranntes Ödland gewesen. Jetzt jedoch bestand das Umland der Stadt aus Wiesen, flachen Hügeln und einigen Wäldern zwischen denen sich kleinere Ortschaften befanden die sie allerdings nur aus der Ferne sehen konnten.
Plötzlich jedoch senkte sich das Land vor ihnen ab und führte vom oberen Ende des Pfades aus konnte Liron ein Nebelverhangenes Tal führte. Die vereinzelten kleinen Teiche die durch das Nebelfeld erkennbar waren funkelten in der schwachen Sonne in einem tiefen Schwarz. Obwohl die Temperatur mittlerweile öfters schon empfindlich absank war das Wasser das die vereinzelten verkrüppelten Bäume und Teile des Tals überspült hatte noch nicht gefroren. Der einzige Weg weiter schien über einen Weg aus Holzbohlen zu führen.
,, Also wenn wir nicht schwimmen wollen…“ , meinte Liron.
,, Denk nicht mal dran.“
,, Wasserscheu ? Ihr könnt doch schwimmen oder?“
,,Ach was…. Ich werde nur nicht gern nass.“, erwiderte Fylla.
Liron lachte.
,, Was ? Ich hab keine wirkliche Angst.“
,, Sicher…“ , meinte Liron und machte sich auf den Weg den Pfad hinab in Richtung Holzsteg. Es sollte kein Problem mehr sein ihr Ziel zu erreichen. Das einzige was ihm Sorgen machte war der langsam dichter werdende Nebel. Aber solange sie auf dem Weg blieben sollte nichts passieren.
,, Irgendwie war es hier weniger unheimlich als noch alles verbrannt war.“ , meinte Fylla als sie bereits eine Weile schweigend durch den Nebel gelaufen waren , immer darauf bedacht mit den Füßen auf dem Holz zu bleiben.
Kleine Wassertropfen die sofort gefroren sammelten sich auf ihren Mänteln und Liron konnte seien Hände bereits nach kurzer Zeit kaum noch spüren.
,, Na ich weiß nicht.“ Er blieb stehen. Vor ihnen endete der Steg plötzlich. Hätte er nicht auf den Boden gesehen, hätte er die Stelle im Nebel glatt übersehen. Vor ihnen war ein Großer Teil der Planken des Stegs einfach durchgebrochen.
,, Nichts ist jemals einfach. Kann das sein?“ , meinte Liron als er Vorsichtig nach unten ins Knietiefe Wasser Kletterte. Den Rest des Weges würden sie auch ohne Steg finden. Es war ohnehin nicht mehr weit.
Fylla zögerte einen Moment. ,, Ich könnte einen Weg außen herum suchen.“
,, Wir haben weder die Zeit noch habe ich die Geduld . Ihr könnt natürlich gerne hier warten.“ Meinte Liron nur leicht spottend.
,,Und das von euch. Vor Zehn Jahren konntest du dich nicht einmal selbst verteidigen. Ach was Solles.“
Sie folgte ihm endlich.
Und so waren sie gezwungen sich selbst einen Weg in die Richtige Richtung zu suchen. Liron wusste zwar die ungefähre Richtung aber der Nebel und das Gelände das irgendwie überall gleich auszusehen schien machten es nicht unbedingt leichter. Schnell verschwanden die Überreste des Balkenwegs außer Sicht. Ihr letzter Orientierungspunkt fürs erste.
Fylla sah sich immer wieder nervös um. Mit dem Wasser konnte sie sich abfinden. Auch wenn es sicher angenehmeres gab als bei Temperaturen knapp über dem Punkt an dem das Wasser zu Eis erstarren würde durch selbiges zu waten. Und auch mit dem Nebel kam sie klar. Aber dieser Ort jagte ihr Schauer über den Rücken. Das war allerdings etwas das sie gegenüber Liron ganz sicher nicht zugeben würde. Trotzdem hörte sie nicht auf sich nach allen Seiten abzusichern. Sei lieber einmal zu misstrauisch als einmal zu wenig.
Und tatsächlich schien dort draußen irgendetwas zu sein. Ein hin und her huschender Lichtpunkt…
Sie blieb stehen. Es war definitiv keine Einbildung. Da vorne bewegte sich ein Licht knapp über dem Überfluteten Boden.
,, Liron ?“ Fylla sah sich um. Aber soweit sie sehen konnte gab es nur grauen Nebel. ,, Hallo !“
Der Ruf verhallte ungehört im Nebel. Seltsam… eben war er noch da gewesen. Aber Liron konnte auf sich aufpassen. Sie sah wieder zu dem Lichtpunkt der tatsächlich näher zu kommen schien. Das war kein simples reflektiertes Licht oder etwas Ähnliches. Sie konnte es spüren. Was immer es wahr es war definitiv magisch. Sie hatte Geschichten gehört… Aber galten Irrlichter nicht als ungemein scheu?
Trotzdem gab es keine Zweifel.
Das Licht schwebte jetzt direkt auf sie zu. ,, Vorsicht.“ , flüsterte es.
,, Vor was ?“ , fragte Fylla.
,, Wenn ihr weitergeht werdet ihr sterben.“ Fylla konnte es nicht wirklich glauben. Versuchte dieses kleine... Ding ihr etwas zu drohen?“
,, Wir haben uns nicht mal vorgestellt und schon versucht ihr mich wieder loszuwerden ?“
Das Irrlicht wirkte irritiert. ,, Es lag nicht in meiner Absicht irgendjemanden zu verärgern. Ich sage euch lediglich was eine Tatsache ist.“
,, Und warum sollte ich bitte sterben wenn ich weitergehe ?“
,, Niemand kehrt von der Brunnenlichtung zurück. Denn dorthin wollt ihr doch? Etwas ist dort.“
,, Moment.. Liron ist grade in die Richtung weiter… Was ist dort?“ Mit erschrecken wurde ihr klar das Liron in Unkenntnis über all dies einfach weiterlaufen würde. Vorausgesetzt es war keine Schauergeschichte eines geschwätzigen Zauberwesens. Trotzdem war sie alarmiert.
,, Etwas… das zurückblieb als die Welt neu geformt wurde…“
,, Wir reden hier doch nicht über einen Verschlinger ?“ , meinte sie und ein Teil ihrer Sorgen löste sich auf. Diese Wesen waren gefährlich und mächtig aber Liron hatte schon früher mit ihnen zu tun gehabt.
,, Etwas Mächtigeres…“ Irgendetwas an der Art wie das Irrlicht die Worte flüsterte ließen bei ihr die soeben verstummten Alarmglocken wieder aufschrillen.
,, Bring mich hin.“
,, Ihr werdet sterben. Genau wie euer Freund.“
,, Bring mich hin. Oder ich zeige dir, wer hier sterben wird.“
,, Es ist euer Leben.“ , meinte das schwebende Licht. ,, Ich bin Lis.“
,, Fylla.“ Antwortete sie. Warum hatte sich das Irrlicht überhaupt vorgestellt?
Liron merkte sofort das Fylla nicht mehr hinter ihm war. Aber solange er auch in den Nebel starrte und rief… sie blieb verschwunden. Aber viel tun konnte er nicht. Ihr würde schon nichts passieren, hoffte er zumindest. Langsam suchte er sich weiter seinen Weg durch den Nebel.
Nachdem er eine schon glaubte in die Falsche Richtung zu gehen stieg der Boden wieder an und langsam ließ er das Sumpfgebiet hinter sich. Die Gegend hier war Felsiger und einige Stellen meinte er wieder zu erkennen. Nach einer Weile kam er auf eine Kreisrunde von einigen Felsen begrenzte Ebene über die einige Nebelschwaden trieben. Auf der anderen Seite der Fläche konnte er den Brunnen erkennen. Steinerne mit Moss überwucherte Ränder die bläulich Schimmerndes Wasser einschlossen. Doch bevor er sich nähern konnte schien sich etwas aus dem Nebel zu manifestieren.
Zuerst waren es nur schemenhafte Umrisse, doch dann verdichteten sich diese zu einer Schattenhaften beinahe zwei Meter hohen Gestalt. Rotglühende Augen starrten ihm entgegen.
,, Und wieder verirrt sich jemand hierher.“
,, Wenn ihr euch mir in den Weg stellt seit ihr selbst Schuld Kreatur.“
,, in den Weg stellen ?“ Das Wesen lachte. ,, Ein weiterer Narr der bald herausfinden wird das es Dinge gibt die Weit über ihm stehen. Alle meine Brüder mögen weg sein. Doch ihr werdet ihnen nun folgen.“
Bevor Liron reagieren konnte stürmte die Gestalt auf ihn zu. Grade noch Rechtzeitig wich Liron einer der messerscharfen Krallen aus und hieb mit der Klinge nach dem Wesen. Doch die Waffe prallte beinahe Wirkungslos ab. Auf dem schwarzen Panzer des Monsters blieb lediglich ein kaum sichtbarer Kratzer. Und das obwohl normalerweise keine Panzerung dem Schwert etwas entgegensetzen konnte. Bevor er sich noch weiter drüber Wundern konnte erwischte ihn ein Hieb des Wesens und schleuderte ihn mehrere Meter weit in den Staub.
Sofort sprang er wieder auf und zielte mit Edricks Pistole auf die Kreatur. Seine Hand zitterte und er hatte Mühe zu zielen. Ein Schuss. Liron sah lediglich wie irgendetwas von der Panzerung der Kreatur abprallte. Das konnte nicht sein…
Völlig unbeeindruckt stürmte das Wesen mit durch die Luft wirbelnden Krallen wieder auf ihn zu.
Diesmal konnte er sich nicht rechtzeitig zur Seite werfen. Rasender Schmerz jagte durch seinen linken Arm. Eine der Krallen der Kreatur hatte seine Schulter aufgeschlitzt. Wenigstens schien es keine Arterie erwischt zu haben. Aber wenn er es weder mit der Klinge noch mit Kugeln verletzten konnte… wie sollte er diesen Kampf dann gewinnen?
Fast schien es ihm als würde das Wesen lächeln. Es wusste, dass es gewonnen hatte. Aber einen Trick hatte Liron sich noch aufgespart.
Er konnte seine Gabe kaum kontrollieren aber wenn er sich Konzentrierte…
Als das Wesen wieder auf ihn zukam blieb er einfach nur ruhig stehen, suchte mit geschlossenen Augen nach dem Sturm.
Das Wesen holte mit der Kralle aus. Nur noch wenige Augenblicke und ein weiterer Narr würde für seine Selbstsicherheit zahlen.
Doch bevor das Wesen ihn erreichen und töten konnte entfesselte Liron ein Flammenmeer. Feuersäulen schossen aus dem Boden und schlossen seinen Gegner ein.
Das musste es erledigen, dachte Liron.
Doch während er noch auf die Flammenwand starrte verdunkelte sich diese und erneut trat sein Gegner unbeschadet aus dem Feuer. Das war einfach nicht möglich. Konnte dieses Ding den gar nichts töten?
Wie beiläufig schleuderte es Lrion mit dem Handrücken beiseite und in einen kleinen Hain aus Krüppelfichten.
,, Und vor dem Ende sehen sie alle, dass sie nichts sind.“ , sagte das Wesen als es einen der kleinen Bäume zertrümmerte unter dem Liron wenige Sekunden vorher noch gestanden hatte.
Ihm blieb nichts übrig als wegzurennen. Das Wesen im Rücken versuchte er ihm zwischen den Bäumen auszuweichen. Als er schon glaubte es schaffen zu können, wenigstens entkommen zu können , traf ihn etwas im Rücken und er wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Ein hässliches Knacken beim Aufkommen und ein rasender Schmer im Bein sagten ihm alles was er wissen musste. Es war vorbei. Nicht einmal aufstehen konnte er mehr. Das Bein war gebrochen.
Aber.. war da nicht jemand… Am Rande des Hains, aus dem ihn das Wesen grade gejagt hatte, stand jemand. Eine Gestalt die er schon einmal gesehen hatte…. Auf dem Schiff… Violett glühende Augen starrten ihn unter einer Kapuze heraus an.
In seinem Inneren spürte er wie irgendetwas versuchte eine imaginäre Tür zu öffnen. Eine Tür die seit nunmehr 10 Jahren verschlossen war…
Die Gestalt streckte die Hand nach ihm aus während der Verschlinger wieder näher kam.
Viel zu verlieren hatte er nicht mehr, vielleicht wurde er auch nur verrückt…
Aber er ergriff de Hand des Fremden der ihm doch so ähnlich zu sein schien.
Wissen und Erinnerungen die nicht seine waren fluteten seinen Verstand.
Fylla folgte dem Irrlicht durch die Nebelverhangene Landschaft. Sie wusste längst nicht mehr wo sie war, nur eins wusste sie: ihr lief die Zeit davon.
Als der Boden anfing anzusteigen und sie wieder trockene Füße hatte wusste sie, dass sie auf dem richtigen Weg sein mussten. Auch der Nebel wich zurück bis er nicht mehr wahr als ein trüber Schleier der hier und da etwas die Sicht verschlechterte.
Sie waren auf einer kreisrunden Lichtung angelangt. Sobald sie diese jedoch betrat bemerkte Fylla sofort den am Boden liegenden Liron und das Wesen das, offenbar siegessicher, auf ihn zukam.
Sie wollte schon zu ihm rennen als Liron zu dem Wesen sprach.
,, Varez. Ihr hättet euch uns nicht in den Weg stellen sollen.“ , sagte er und ließ gleichzeitig ein blaues Licht über sein Bein wandern.
Was ging da vor.
Wie erstarrt blieb das Wesen namens Varez stehen. Es war Jahrhunderte nein Jahrtausende her, dass jemand seinen Namen gekannt hatte. Und im selben Moment da es ihn vernahm wusste es das es verloren war. Er hatte seinen letzten Fehler gemacht und wenn er nicht schnell handelte…
Das Wesen hieb nach dem am Boden liegenden Liron. Dieser jedoch stand in einer flüssigen Bewegung auf wehrte den Angriff mit dem Schwert ab und versetze dem Wesen einen Treffer der allerdings wirkungslos blieb.
Varez stürmte an ihm vorbei und schien fliehen zu wollen. Doch weit kam die Kreatur nicht.
Die gesamte Luft schien plötzlich unter Strom zu stehen. Kleinere Energieblitze wanderten über den Boden auf Liron zu.
,, Keine zweite Chance.“ , flüsterte er kaum hörbar und streckte eine Hand in Richtung des Wesens.
Eine Lanze aus Licht, so hell das Fylla einen Moment die Augen schließen musste, jagte über das Feld und traf Varez. Einen Moment schienen jegliche Geräusche zu verstummen.
Im nächsten Moment zerfiel es zu Asche die von einer Druckwelle über den ganzen Hain verstreut wurde.
Liron ließ di Hand wieder sinken und blieb regungslos stehen.
,, Liron ?“ , rief Fylla.
Das Irrlicht folgte ihr in einiger Entfernung. ,, Was war das ?“ , meinte sie es flüstern zu hören.
,, Liron ?“ er schien sie überhaupt nicht zu hören und starrte einfach nur ins Leere.
Schatten wirbelten durch das Nichts. Griffen nach ihm, versuchten ihn zu Boden zu zerren. Schatten , Fetzen von toten Erinnerungen. Die seinen Schädel zu sprengen schienen. Er wehrte sich dagegen, versuchte die Tür wieder zu schließen durch die sie kamen um seinen Verstand zu verwirren.
Wie aus weiter Ferne hörte er seinen Namen. ,, Liron.“ Als ob die Worte durch Wasser statt durch Luft übertragen worden waren.
Möglichkeiten , Wissen. All das lag wie ein See aus Finsternis vor ihm und er drohte von dessen Fluten weggespült zu werden. Und wenn das geschehen würde….
Er versuchte noch einmal mit aller mentalen Kraft die ihm blieb die imaginären Türen seines Verstandes zu schließen. Langsam kehrte das Licht zurück. Langsam wichen die Schatten…
,, Liron ?“
,, Was….“ Er sah sich um. Das Wesen war fort. Dafür stand nun Fylla vor ihm und in einiger Entfernung schwebte eine kleine Lichtkugel in Kreisen über dem Boden.
,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Fylla.
,, Ja.. nein. Ich glaube schon.“
,, Was war das grade ?“ Liron schien immer noch nicht zurück zu sein. ,, Liron! Was war das?“
Der Seher versuchte seine Gedanken zu ordnen. Fylla schien fast panisch. Aber es war so schwer zu denken. Als würde er immer noch alles durch Watte wahrnehmen.
,, Ich weiß es nicht.“ , sagte er schließlich. ,, ich weiß es wirklich nicht.“ Sein blick fiel auf den Brunnen. Deshalb war er hierhergekommen. ,, Aber vielleicht werde ich es bald wissen.“
Liron sah zu der über dem Boden schwebenden Lichtkugel.
,, Und was seit ihr ?“ , fragte er.
,, Das ist ein Irrlicht. Es hat mich hergeführt.“ , erklärte Fylla.
,, Ich kann mich durchaus selbst vorstellen.“ , antwortete das Irrlicht. ,, Mein Name ist Lis. Und ihr heißt Liron?“
,, Richtig.“ , antwortete Liron.
,, Ich kannte mal einen Liron. Allerdings habe ich das letzte Mal gesehen als er noch ein Kind war. Ich frage mich allerdings immer noch wie es euch möglich war das Wesen hier zu Vernichten.“
,, Ich weiß es nicht.“ , antwortete Liron als er an den im hinteren Teil des kleinen Hains gelegenen Brunnen zuging. ,, Aber…“ Er sah ins Wasser und verstummte. Da war wieder die Gestalt die nicht er sein konnte… und doch so ähnlich. Dieselben glühenden Augen die ihm entgegensahen wo eigentlich sein Spiegelbild sein müsste. Er sah weg. ,, Ich weiß es nicht.“ Und er fürchtete die Antwort.
Was geschah mit ihm? Verlor er vielleicht einfach langsam den Verstand?
,, Also wir sind hier. Wie geht es weiter?“ , fragte Fylla. Genau in diesem Moment trat eine weitere Gestalt aus dem Nebel und nahm Form an. Gefolgt von einer weiteren. Auf allen Seiten erschienen geisterhafte, menschliche Gestalten. Dieselben Zwanzig denen sich Liron das letzte Mal gegenüber gesehen hatte.
Fylla sah sich nach allen Seiten um. Das plötzliche Auftauchen der Gruppe von Geistern hätte wohl jeden der es nicht schon kannte verunsichert.
Varis , Jaret und die anderen Seher deren Namen teilweise in der Geschichte verloren waren.
,, Warum sucht ihr uns nach all der Zeit erneut auf ?“
,, Ich brauche ein paar Antworten. Es gibt einige Dinge über die ich mehr wissen muss.“ , antwortete Liron an den Geist eines alten bärtigen Mannes gerichtet. Varis Galeron, der erste der Seher.
,, Und ihr bringt weitere Lebende an diesen Ort.“ , meinte der Geist einer jungen Frau. Allerdings nicht als Vorwurf sondern mehr als eine simple Feststellung.
,,Ich stehe übrigens genau hier.“ , sagte Fylla. Wenn man sich erst einmal an den seltsamen Anblick von zwanzig durchscheinenden Gestalten gewöhnt hatte kam es einem nur noch halb so seltsam vor. Trotzdem musste sie sich einfach fragen was für Magie hier am Werk sein musste. Mit den Toten in Kontakt treten war etwas das selbst für Magier als unmöglich galt. Möglicherweise war es ja umgekehrt. Die Geister traten mit ihnen in Kontakt. Was immer noch zu derselben frage führte.
Das Irrlicht hatte bisher geschwiegen. Jetzt jedoch wendete es sich an Fylla. ,, Er ist ein Seher ?“
,, Lis ?“ , Einer der Geister hatte sich zu ihnen umgedreht. Einer der beinahe eine ältere Version von Liron hätte sein können.
,, Hallo alter Freund.“
,, Es ist eine Weile her. Aber zurück zu euch. Liron. Was machst du hier?“
,, Wie schon gesagt. Ich muss einige Dinge wissen. Zum Beispiel über das Buch des Blutes. Die Schriften der alten Magier.“
,, Hat es also doch einen Weg zurück in die Welt gefunden. Ich hätte es verbrennen sollen. Aber ich fürchte ich kann dir nicht helfen. “ Die übrigen Geister verschwanden und wurden wieder zu formlose Nebel. ,, Du hast die Geschichten darüber doch sicher gehört. Ein altes Buch mit allem Wissen das man begehrt. Das einen Zauberer in den Wahnsinn trieb.“
,, Aber ihr müsst doch irgendetwas Wissen.“
,, Liron. Es ist nicht so, dass ich es nicht wissen würde. Es geht mehr darum das du es besser selbst rausfindest. Aber… eines vielleicht.“
,,Was ?“ , fragte er. Grade hatte er noch gefürchtet die ganze Reise umsonst gemacht zu haben, jetzt jedoch war er bereit jeden Hinweis anzunehmen die ihm der Geist noch geben konnte.
,, Such nach Alexis. Möglicherweise kann er einige eurer Fragen beantworten. Und Liron… fang.“
Aus dem Nebel heraus formte sich ein kreisrunder Gegenstand den Liron auffing. Ein Spiegel etwa so groß wie seine Faust. Und wieder sah er nicht sich selbst darin.
,, Was soll ich damit ?“
,, Ich denke du wirst es im richtigen Augenblick schon wissen.“ Erklärte Jarets Geist während Liron den Spiegel an seinem Gürtel befestigte, sorgsam darauf bedacht nicht hinein zu sehen.
,, Lebt Wohl. Ich bezweifle das wir uns wiedersehen werden. Und passt mir auf sie auf.“, sagte Jaret in Richtung des Irrlichts Lis bevor die Gestalt ihre Form verlor und zu Nebel wurde.
,, Ihr kanntet Jaret ?“ , fragte Fylla an das Irrlicht gerichtet.
,, Ich kannte ihn noch da war er selbst nichts als ein Junger Mann auf der Flucht. Seit dem ist einiges geschehen. Und nach dem Krieg gegen Darelto hat mich nichts mehr dort gehalten und letztlich bin ich hier gelandet. Aber das ist vielleicht eine Geschichte die ich später erzähle.“
,, Viel wichtiger ist doch. Was machen wir jetzt?“ , meinte Fylla.
,, Es sieht so aus als bliebe uns nur ein. Zurück nach Grauhafen und dann ein Schiff suchen das uns zurück nach Ephesus bringt. Ihr meintet Alexis sei in Raven?“
,, Zumindest war er dorthin Unterwegs.“
,, Dann hoffen wir mal das er noch dort ist. Und ihr kommt mit?“
,, So war der Plan.“ , antwortete das Irrlicht. ,, Wobei wenn ihr in die Stadt geht warte ich besser.“
,, Ihr könnt euch bei einem von uns verstecken.“ , schlug Fylla vor.
,, Das weckt Erinnerungen.“ , antwortete Lis und verschwand in Fyllas Rucksack.
Mittlerweile hatte es zu schneien begonnen. Alles was Liron durch die Fenster der kleinen Herberge sehen konnte war ein weißes Nichts. Sie hatten sich vorübergehend hier einquartiert während Sendor versuchte ein Schiff aufzutreiben das bereit war sie zurück zu bringen. Ein Unterfangen das sich möglicherweise als Schwierig erweisen könnte. Bereits jetzt hatte sich auf dem Wasser des Hafens eine dünne Eisschicht gebildet. Noch kamen die Schiffe durch, doch wenn das Wetter so blieb würde ihnen bald nicht einmal mehr Feuermagie einen Weg bahnen können.
Dann würden sie fürs erste festsitzen. Etwas über das Liron überhaupt nicht nachdenken wollte.
Fylla schien die gleichen eher niederschmetternden Gedanken nachzuhängen.
Nun wenigstens saßen sie drinnen. Die Temperatur auf den Straßen musste langsam unerträglich kalt werden. Im inneren der kleinen Gaststube allerdings brannte ein großes Feuer und sorgte dafür, dass es angenehm warm blieb. Vermutlich war genau dieses Feuer der Hauptgrund warum der kleine Raum fast brechend voll war.
,, Sind die Winter hier immer so schlimm ?“ , fragte Liron den Wirt der grade mit zwei Krügen irgendeines Getränks herüberkam.
,, Schlimm ? Für Grauhafen ist das da draußen noch Sommer.“
,, So langsam versteh ich weshalb die Hostis hier wegwollten.“ , meinte Fylla.
,, Ihr seid nicht von hier, oder ?“ , fragte der Wirt vorsichtig.
,, Spielt das für euch eine Rolle ?“ , wollte Liron wissen
,, Nicht für mich. Ganz sicher nicht. Aber es gibt immer noch einige die nur eine Gelegenheit für Streit suchen. Am besten ihr passt einfach etwas auf.“
,, Ich werde es mir merken.“ , antwortete Fylla und probierte Vorsichtig einen Schluck aus dem Krug. ,, Was ist das ?“
,, Met nach Hauseigenem Rezept. Wieso ?“
,, Ich hab vorher nie verstanden wie die Leute in Raven das Zeug trinken können. Aber das hier ist nicht übel.“ , meinte Fylla.
Der Wirt entfernte sich wieder.
,, Ihr könnt das echt trinken ?“ , fragte Liron. ,, Da könntet ihr auch gleich ein Glas Honig nehmen.“
,, Das ist wohl momentan das geringste unserer Probleme richtig ?“
,, Richtig. Wisst ihr was genau Alexis in Raven sucht?“
Fylla schüttelte den Kopf. ,, Darüber kann ich nur spekulieren. Offenbar sucht er nach alten Ruinen aus dem Magierreich von Indigor. Aber wozu… da bin ich überfragt.“
Liron sah Gedankenverloren aus dem Fenster. Sein verzerrtes Spiegelbild grüßte mit glühenden Augen zurück. Was immer es war… er wurde es nicht los. Und natürlich war die Veränderung auch Fylla nicht entgangen.
,, Was war das mit euch am Brunnen ? Ich meine du hast dieses Ding grade zu in Staub verwandelt. Es ist egal.“
,, Ich weiß es nicht. Aber möglicherweise kann mir Alexis ja weiterhelfen.“
Fylla wurde, sofern das überhaupt möglich war, noch ein Stück ernster. ,, Liron. Das ist höchst beunruhigend. Ich habe euch gesehen. Es war als wärt ihr gar nicht richtig da… als… hätte etwas anderes euren Platz eigenommen. Und verdammt ich habe Angst vor dem was es bedeuten könnte.“
,, Wenn das euch beruhigt : ich gebe euch hiermit offiziell die Erlaubnis mich zu töten solltet ihr je einen Grund haben mich für eine Bedrohung zu halten.“ , versuchte Liron das ganze herunter zu spielen. Er hatte ja selbst Angst.
,, Als ob ich dazu dann in der Lage wäre. Hoffen wir mal das wir es nie herausfinden müssen.“
Später als die Schneebedeckten Straßen langsam in der Dunkelheit versanken gesellte sich zu der großen Menge an Gästen noch eine weitere Gestalt dazu. Ein Mann betrat das Gasthaus und brachte damit Schnee und Kälte von der Straße mit hinein. Aus irgendeinem Grund machten ihm alle Platz, so, dass er sich vor den Kamin setzen konnte. Seine grauen Haare wirkten verfilzt und hingen ihm ins Gesicht. Insgesamt machte er einen etwas zerlumpten Eindruck. Trotzdem schien ihn jeder mit einem gewissen Respekt zu behandeln.
,, Wer ist das ?“ , fragte Liron einen der in seiner Nähe stehenden Gäste.
,, Ein wandernder Barde. Diese Leute kommen weit rum. Und meist wissen sie mehr über die Orte die sie Besuchen als ihre Einwohner, hab ich mir sagen lassen.“
,, Interessant.“
In diesem Moment stand der alte Wanderer wieder von seinem Platz auf und begann mit brüchiger aber dennoch klarer Stimme zu singen.
Aus den Tälern in die Weiten
Schroffgeformter Bergeshöhn,
Blassverhangen von Gezeiten
Wachsen Nebelschleier kühn.
Dicht gewoben aus Essenzen
Abendschwerer Sommerdüfte
Fängt mit seinen lichten Kränzen
Sanfter Nebel Regenlüfte.
Tanzt der junge Regen lachend,
Folgt den leichten Mädchenschritten
Jener graue König wachend
Mit kaum hörbar leisen Tritten.
Zieht den Mantel fahlen Lichts,
In dem Blätter sich verfingen,
Stolzen Hauptes hinter sich,
Um verzerrt sein Lied zu singen:
“Bin geformt auf eine Weise,
Die vergeht wie Windeshauch,
Die erstirbt wie Regen leise,
Und verblüht wie Rosen auch.”
Auf unbestimmte Weise stimmte Liron das Lied traurig. Nachdem die letzte Strophe endete setzte sich der Alte wieder. Einen Moment lang noch blieb es totenstill im Raum. Dann, beinahe zögerlich setzten wieder die Gewohnten Gespräche ein.
Als sich die Dunkelheit draußen endgültig die Straßen eroberte, machten sich die meisten Gäste auf dem Heimweg. Der Raum leerte sich bis letztlich nur noch Liron ,Fylla und der alte Barde im Schein des langsam herunterbrennenden Feuers saßen.
,, Das Lied von eben. “ , wendete sich Liron an den Fremden der vom Feuer aufsah. ,, Was bedeutet es ?“
Der alte sah einen Moment wieder ins Feuer. ,, Wisst ihr , ihr seid tatsächlich der erste der mich das fragt. Es ist eine alte Geschichte. Aber einfach gesagt es sind die Jahreszeiten.“
Iron glaubte zu verstehen. Am Anfang der Frühling mit Nebel und Blumen. Der Sommer und der Herbst in dessen Mantel sich die Blätter verfingen aber…
,, Fehlt nicht der Winter ?“ , fragte Fylla die offenbar zu der gleichen Erkenntnis gelangt war.
,, Der Winter fehlt richtig. Jede Jahreszeit hat ihre eigene Schönheit. Ihren Beginn und ihr Ende und dazwischen alle möglichen Facetten. Nur der Winter nicht. Der besteht lediglich aus Dunkelheit und Kälte. “
,, Danke. Ich glaube ich verstehe es jetzt. Zumindest etwas.“
Erneut schwang die Tür zum Gasthaus auf und Schnee wehte in den Raum. Sendor trat, in einen schweren mit Schneeflocken übersäten Pelzmantel gehüllt in den Raum und stellte sich zu ihnen ans Feuer um sich die Hände etwas zu Wärmen.
,, Ich hatte ganz vergessen wie kalt es hier oben werden kann.“ , sagte er. ,, Aber ich habe denke ich gute Nachrichten. Es gibt ein Schiff das euch mitnehmen kann. Ein Mann namens Dewin.“
,, Moment mal. Der wollte doch eigentlich längst zurück nach Hama segeln. Warum ist der überhaupt noch hier?“ , fragte Fylla laut.
,, Ich schlage vor wir finden es morgen heraus.“ , meinte Liron.
,, Viel Glück euch. Ich denke ihr könnt es brauchen. Und vergesst nicht. Was auch immer passiert. Ich stehe in eurer Schuld.“ Sendor trat wieder nach draußen in den Schneesturm.
,, Danke, denke ich.“
,, Ich frage mich trotzdem warum er noch hier ist.“ , sagte Fylla nachdem Sendor wieder nach draußen verschwunden war.
,, Wie ich schon sagte. Wir werden es herausfinden.“
,, Trotzdem ist es seltsam oder ?“ hörten sie eine leise Stimme. Das Irrlicht Lis hatte sich, jetzt wo niemand mehr hier war, aus seinem Versteck gewagt.
Einige Minuten später verschwand auch Fylla in einem der Zimmer der Herberge. Und auch das Irrlicht verschwand irgendwo hin. Ob diese Wesen überhaupt schliefen wusste Liron nicht.
Nur Liron blieb in dem nun verlassenen Raum zurück und lieferte sich ein Blickduell mit seinem verzerrten Spiegelbild im Fenster, das mittlerweile nur noch schwärze zeigte. Bis auf die Stellen an denen sich eine Schneeflocke an die Scheibe verirrt hatte nur um gleich darauf zu schmelzen.
Irgendwie beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Und das nicht nur weil sein Spiegelbild ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt hatte. Das war ein Problem das Alexis möglicherweise würde klären können. Es schien mehr so als ob mittlerweile alles auf ein und denselben Punkt hinauslaufen würde.
Und er bezweifelte das ihm das Gefallen würde.
Er wendete sich vom Fenster ab und sah zu dem mittlerweile nur noch aus einigen glühenden Kohlen bestehenden Feuer. Ganz und gar nicht gefallen würde.
Er zögerte sich schlafen zu legen. Ihn erwartete letztlich nur wieder die Vision die ihn seit Wochen verfolgte. Und die er nicht enträtseln konnte.
Am nächsten Morgen trieb der Wind Schneewehen durch die Straßen von Grauhafen und über das teilweise zugefrorene Hafenbecken. Die wenigen Leute die es nach draußen verschlagen hatte waren teilweise in so viele Pelze gehüllt das sie mehr wie unförmige Kugeln wirkten.
Wobei das bei den Temperaturen vermutlich gar nicht so verkehrt war, überlegte Liron während er die Handflächen aneinander rieb um wenigstens zu verhindern, dass er jegliches Gefühl darin verlor.
Hier am Hafen wo der Wind ohne Hindernisse vom Meer her wehte und alles mit einer feinen Eisschicht überzog war die Kälte beinahe noch unerträglicher. Und selbst wenn sie zurück in Ephesus wären würde es wohl nicht besser werden, denn ihr Ziel dort hieß Raven. Der eisige äußerste Norden des Kontinents.
Die Winter in Licentia waren auch nicht grade mild aber im Vergleich hierzu könnte es glatt Sommer sein. Wohin er auch sah, es schien alles utner Eis und Schnee begraben zu sein.
Er sah sich am Kai um und hielt Ausschau nach dem Schiff von Dewin. Wenn er hier noch hier war mussten sie ihn früher oder später auch finden.
Es war schließlich Fylla die ihn entdeckte. Der Mann stand am Ufer des Hafenbeckens und wies einige seiner Leute an die, auf der Eisfläche stehend, versuchten zu verhindern, dass das Wasser um das Schiff herum gefror und das Eis ständig mit Äxten und Spitzhacken zerkleinerten.
,, Na da seid ihr ja endlich.“ ,rief er. ,, Ich habe nicht ewig Zeit. Wenn das Wasser gefriert zerstört es und das Schiff.“
,, Danke das ihr gewartet habt. Sagt mal was hat eure Meinung geändert?“ , wollte Fylla wissen.
,, Einiges.“ , antwortete er nur knapp. ,, Aber das nützt uns nichts wenn wir hier nicht wegkommen. Der gesamte Hafen ist zu. Wir müssen warten bis meine Männer einen Weg freigeschlagen haben.“
,, Ich helfe ihnen.“ , meinte Liron nahm sich eine herumliegende Spitzhacke und war mit einem Satz auch schon auf der Eisfläche.
,, Sagt ihm er soll vorsichtig sein. Das Eis ist teilweise recht dünn. Wir haben heute Morgen schon fast zwei Leute verloren.“ , sagte Dewin als Fylla Liron folgen wollte.
,, Vielleiht kann man das Ganze noch etwas beschleunigen.“ , sagte sie und lies kurz eine kleine Flamme in ihrer Hand aufflackern.
Vom Schiff bis zum nicht gefrorenen offenen Meer waren es gut und gerne mehrere Hundert Meter Eis. Und als wäre das nicht genug musste jeder Meter freigewordenes Wasser auch noch wieder am Zufrieren gehindert werden. Zumindest das konnte Liron und der Mannschaft Fylla abnehmen die ab und an einfach einen Feuerball in Richtung Ufer über die freigeschlagene Wasserrinne zurückschickte. Aber auch das konnte so nicht ewig weitergehen. Irgendwann waren auch die Reserven eines Magiers erschöpft. Und in einer kalten Umgebung Feuer zu erschaffen erforderte ein Vielfaches an Konzentration.
Schließlich jedoch zerbröselte auch das letzte Eis das den entstandenen Kanal noch vom Meer trennte. Nun gab es nur noch eines zu tun. Über das Eis zurück zum Schiff zu gelangen bevor sich die Eisdecke wieder schloss.
Und das würde eher früher als später geschehen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als zu rennen.
Sie hatten es so gut wie geschafft. Liron konnte bereits sehen wie die schnelleren unter ihnen an Bord des Schiffes gingen und alles bereit machten. Dann jedoch passte er einen Moment nicht auf.
Ohne Vorwarnung geriet der Boden unter seinen Füßen ins Wanken. Risse bildeten sich auf der Eisfläche und plötzlich schien sich die Welt zur Seite zu neigen… Wahrscheinlich doch nur die Eisplatte die grade drohte unterzugehen. Bevor das jedoch geschehen und Liron mitreißen konnte zog ihn irgendetwas zurück auf festen Boden.
,, Ich denke damit wären wir dann quitt ?“ , fragte Fylla während die Eisplatte auf der Liron grade noch gestanden hatte unter der Wasseroberfläche verschwand und endgültig auseinander brach.
,, Danke.“
,, Hey. Wenn sich der Her König nicht doch noch entscheiden möchte ein Eisbad zu nehmen. Wir müssen los. Jetzt.“ , rief Dewin der immer noch am Ufer stand und grade einem seiner Leute vom Eis half.
Den Hafen zu verlassen stellte sich jedoch immer noch als große Herausforderung dar. Vorsichtig wurde das Schiff mithilfe von langen Stäben im entstandenen Kanal, dessen Oberflächlich schon wieder teilweise gefroren war, in der Mitte gehalten damit die Messerschafen Eiskanten dem Rumpf nicht beschädigten. Auf hoher See würde so etwas schnell zum Problem.
Das war vor knapp 2 Tagen gewesen. Hätten sie die gleiche Roue wie zuvor genommen, wären sie jetzt wohl schon wieder sicher im Hafen von Hama. Aber ihr Ziel lag diesmal nicht dort. Stattdessen segelten sie in Richtung der Küste von Raven. Es gab dort kaum größere Städte oder Häfen die man anlaufen könnte aber notfalls würden die drei Reisenden, Liron , Fylla und Lis, Dewin einfach um ein Boot bitten müssen. Diesmal müsste er wenigstens nicht auf sie warten. Den Rückweg könnten sie in diesem Fall auch über Land antreten selbst wenn das Länger dauern sollte.
Momentan jedoch waren sie noch ein gutes Stück davon entfernt wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Küste war zwar bereits in Sicht aber bis sie eine Stelle erreichten an der sie an Land gehen konnten würde es noch mindestens einen weiteren Tag dauern.
Hinzu kam noch das direkt vor ihnen der Himmel durch eine Sturmfront verdunkelt wurde die sich wohl nicht umsegeln lassen würde. Zumindest nicht ohne großen Zeitverlust.
Dewin stand bereits die ganze Zeit an Deck und besah sich den Sturm durch ein Fernrohr.
,, Und ihr wollt wirklich das wir da durchsegeln ?“ , fragte er an Liron gerichtet.
,, Glaubt ihr das wir Schwierigkeiten bekommen werden.“
,, Das auf jeden Fall.“ In diesem Moment zuckte ein Blitz durch die Wolkenfront vor ihnen. ,, Aber ich denke mit etwas Glück kommen wir durch.“
,, Edrick meinte in Hama ihr würdet ihm noch einen Gefallen Schulden. Worum ging es da?“
,, Das ist beinahe schon eine Ewigkeit her. Während des Krieges mit den Hostis wurde der Hafen von Hama von der Seeseite aus belagert. Ich bin trotzdem hingesegelt. Das war ein Fehler. Die Hostis haben Brandpfeile benutzt und mein damaliges Schiff in Asche verwandelt.
Einige Leute müssen gesehen haben wie das Schiff versenkt wurde. Und Edrick hat den Befehl gegeben mit allen im Hafen verbliebenen Schiffen raus zu segeln und nach Überlebenden zu suchen.
Ein gefährlicher Befehl. An diesem Tag ging ein Großteil der Verbliebenen Schiffe des Bundes im Feuer der Belagerer unter.
Und ob es mir nun gefällt oder nicht. Ich stand in seiner Schuld. Ohne diesen Befehl wäre nicht nur ich sondern auch der Großteil meiner Mannschaft erledigt gewesen.“
,, Habt ihr deshalb gewartet ?“ , wollte Liron noch Wissen.
,, Meine Schuld war beglichen als ich euch nach Grauhafen gebracht habe.“ , antwortete Dewin nur knapp.
Er wich Lirons Frage aus… aber warum?
Liron beschloss nicht weiter nachzufragen. Er würde vermutlich ohnehin keine Antwort bekommen.
Gegen Abend dieses Tages bekamen sie die volle Wucht des Sturmes zu spüren. Wellen hoch genug das sie das gesamte Deck überspülten, Wind der die Segel zerrissen würde wenn die Mannschaft diese nicht schnell einholen würde.
Die gesamte Welt schien ins Schwanken geraten zu sein und der Sprühnebel aus Gischt überzog bald alles mit feinen Eiskristallen.
,, Ich wünschte grade wirklich Alexis wäre hier.“ , rief Liron über das tosen hinweg asl er sich einen Weg über das unsichere Schiffsdeck in Richtung einer Leiter zum Innenraum des Schiffs suchte.
Fylla die bereits den ersten Fuß auf der Leiter hatte rief zurück: ,, Wieso? Gegen einen Sturm ist auch Magie nutzlos.“
,, Er kann Wetter kontrollieren. Habt ihr das nicht gewusst?“
,, Dann ist er mächtiger als er sein dürfte. Natürlich habe ich das nicht gewusst.“
Endlich hatte auch Liron die Leiter erreicht und verschwand unter Deck. Hier war es auch nicht unbedingt angenehmer als oben, denn das Wasser der Wellen hatte auch hier dafür gesorgt das überall das Wasser stand aber wenigstens drohte man nicht über Bord gespült zu werden.
,, Also wie war das ? Alexis kann mittlerweile schon die Wetterverhältnisse kontrollieren?“
,, Vergesst am besten einfach das ich was gesagt habe. Ich dachte wenn der Orden ihn schon beobachtete dürfte das nichts Neues für euch sein.“
,, Liron.. Ihr habt wirklich keine Ahnung wie Mächtig ein einzelner Magier für so etwas sein muss. Das ist mehr als nur ein wenig beunruhigend.“
,, Alexis ist ein Freund. Das ist euch hoffentlich schon klar?“ Liron wusste nur zu gut worauf das hinauslief. Obwohl sie wohl mittlerweile einige Dinge anders sah war Fylla immer noch ein Mitglied des grauen Ordens, mittlerweile sogar eine der Anführer und entsprechend schnell wenn es darum ging Urteile über Magier zu fällen.
,, Nach Meinung der Ordensregeln wäre ich mir da nicht mehr so sicher.“
,, Und nach eurer Persönlichen ?“
Fylla schwieg einen Moment. ,, Nach meiner persönlichen Meinung mache ich mir grade Sorgen um eine der wohl mächtigsten Personen der letzten hundert Jahre. Ich glaube langsam wenn damals Alexis an Dareltos Stelle gewesen wäre gäbe es heute sicherlich keinen Bund.“
Die Nacht war mittlerweile Vollständig hereingebrochen und der Sturm hatte zumindest soweit Nachgelassen das die Besatzung des Schiffes es wagen konnte zu schlafen.
Doch in der Dunkelheit des verlassenen Oberdecks schimmerte ein über dem Boden schwebendes Licht. Das Irrlicht Lis war es leid sich Verstecken zu müssen und nutzte die Gelegenheit um sich ein wenig die, nicht vorhandenen, Beine zu vertreten. Die Wellen schaukelten das Schiff immer noch hin und her aber als ein schwebendes Wesen bestand für das Irrlicht, anders als für seine zwei neuen Begleiter , keinerlei Gefahr von Bord zu fallen.
Es war schon seltsam nach all der Zeit erneut mit einem Seher zu reisen. Lis konnte auf ein, nach Menschlichen Maßstäben, unfassbar langes Leben zurückblicken doch nichts hatte darin mehr Bedeutung gehabt als ihr letztes Zusammentreffen mit einem Seher.
Damals war sie noch mit einem Flüchtigen Mitglied des Ordens herumgereist. Ein Mann dessen Staub sich mittlerweile wohl zu dem von Tausenden anderen Gesellt hatte. Wie es Irgendwann alles tat.
Das Irrlicht wurde von lautem Stimmengewirr aus diesen Trübseligen Gedanken gerissen.
Aus der Kajüte an der Heckseite des Schiffs drang Licht und die Schatten mehrerer Personen waren zu sehen.
Von Neugier getrieben näherte sich das Irrlicht dem Fenster und versuchte mitzuhören.
,,… zu früh. Es gibt sicher eine bessere Gelegenheit.“ , war die Stimme eines Mannes zu hören.
,, Was denn ? Beide schlafen und wir sind in der Überzahl. Wir müssen jetzt Handeln. Der Auftrag den uns der Mann gegeben hat war einfach.“
,, Und deshalb traue ich dem ganzen auch nicht. Ein Mann der sich als Anbrail vorstellt bietet ein kleines Vermögen für einen so einfachen Mord? ich meine wirklich Vorsichtig ist der König nicht.“
,,Ruhe.“ Durchbrach die Stimme von Dewin das Gespräch. ,, Die Entscheidung ist gefallen. Jetzt oder wir können die Sache vergessen.“
Das Irrlicht Lis hatte mehr als genug gehört. Hier Stimmte etwas ganz und gar nicht. Lis musste Liron und Fylla sofort aufsuchen. Und das möglichst bevor es einem von Dewins Besatzungsmitgliedern gelang.
Irgendetwas blendete ihn. Normalerweise hätte Liron es ignoriert und sich weggedreht. Doch eine leise aber eindringliche Stimme hinderte ihn daran. Eine Stimme die er kannte…
,, Liron ! Wacht endlich auf.“
Offenbar reagierte er für das Irrlicht nicht schnell genug. Ein kleiner Licht blitz traf ihn und sorgte dafür das die letzten Reste Müdigkeit verschwanden.
,, Aua.“ Liron sprang auf. ,, War das grade wirklich nötig ?“
Das Irrlciht schwebte eien Handbreit von seinem Gesicht entfernt. ,, Du solltest besser dankbar sein. Ich habe grade Dewin und einige seiner Leute belauscht. Er hat nicht aus bloßer Menschenliebe auf euch gewartet. Er hat sich bezahlen lassen euch bei Gelegenheit zu töten.“
,, Wie bitte ?“ Liron sprang auf. Er hatte nicht wirklich Grund an der Geschichte von Lis zu zweifeln und es würde vieles Erklären. Zum Beispiel Dewins ausweichen seiner Frage.
,, Wir müssen weg. Jetzt. Sie sind schon auf dem Weg.“
Natürlich mussten sie weg aber… wohin? Sie waren nach wie vor auf dem Meer und schwimmen wäre bei der Temperatur ein Todesurteil. Und wenn Dewin wirklich schon unterwegs war blieben ihnen höchstens Minuten…
,, Habt ihr Fylla schon geweckt ?“ , fragte Liron während er versuchte seine Optionen durchzugehen. Letztlich hatten sie nur eine Chance.
,, Nein, sie…“
In diesem Moment öffnete sich die Tür zu der kleinen Kabine in der Liron geschlafen hatte…
Fylla war sofort hell wach als sie die Gesprächsfetzen von draußen hörte.
,, Ihr holt euch diesen Weißläufer. Ich kümmere mich um die Tabajaxie. Bringen wir das Schnell hinter uns.“
Sie stand leise auf und griff siech ihre Waffe. Dann stellte sie sich hinter die Tür die nur wenige Sekunden später Aufschwang.
Ein Mann aus Dewins Mannschaft trat ein. In dem Moment in dem ihm klar wurde das sein vermeintliches Opfer nicht mehr schlief hatte sich bereits eine Klinge in seinen Hals gebohrt und hinderte ihn daran zu schreien.
Er sackte ohne einen Ton zusammen und blieb auf dem Boden liegen.
Fylla fluchte leise. Dewin musste sie verraten haben und wenn sie nicht grade noch rechtzeitig aufgewacht wäre…
Liron… der andere Mann war bereits auf dem Weg.
Liron konnte die Überraschung des Mannes sehen als dieser erkannte das er sein Ziel nicht im Schlaf würde töten können. Aber er erholte sich schnell wieder davon und ging mit einem Küchenmesser auf Liron los.
Dieser jedoch wich dem ersten Schlag aus und verpasste seinem Gegner einen Schlag in die Magengrube. Er hatte keine Zeit für so etwas wie einen fairen Kampf.
Er holte erneut mit der Faust aus und traf den Seemann an der Schläfe, der daraufhin in sich zusammen sackte.
Liron schnappte sich seine Waffen und rannte aus der Kammer… beinahe direkt in Fylla hinein.
,, Ich vermute mal ihr Wisst schon bescheid ?“ , fragte er.
,, Ja… Verdammt einer hätte mich fast erwischt.“
,, Fast ?“
,, Nun ich war schneller.“
Liron überlegte wider. Sie hatten nicht viel Zeit…
,, Es wird nicht lange dauern bis Dewin jemanden nachsehen schickt wo die zwei bleiben. Bis dahin sollten wir längst weg sein.“ , sagte Lis und sprach damit genau das aus was Liron dachte.
,, Und wie ? Fall es dir aufgefallen ist. Wir sind auf einem Schiff und da draußen tobt ein Sturm.“ , meinte Fylla.
,, Ein Boot. Wir nehmen eines der kleinen Boote oben an Deck.“ , schlug Liron vor.
,, Da können wir auch gleich Schwimmen. Bei dem Sturm ist das Selbstmord.“ , warf Fylla ein.
,, Das ist hierbleiben allerdings auch.“ , gab Lis zu bedenken.
,, Uns bleibt nichts anderes übrig als es zu versuchen.“
Das Oberdeck war verlassen als Liron die Leiter hinaufkletterte und nachsah. Offenbar hatte sich die gesamte Mannschaft in der Kajüte des Kapitäns versammelt.
Langsam schlich er gefolgt von Fylla im schwachen Schein des Irrlichts über das Schwankende Deck in Richtung eines der Boote.
Das Boot selbst konnte über eine simple Seilwinde zu Wasser gelassen werden. Allerdings musste dafür jemand an Deck bleiben bis das Boot im Wasser war.
,, Ich mach das schon.“ , sagte Liron bevor Fylla irgendetwas sagen konnte. Fylla nickte nur und kletterte mit dem Irrlicht in das Boot.
Liron hingegen trat wieder zurück und sah sich die Seilwinde genauer an. Es war ein simples System das über ein Rad funktionierte. Er brauchte nicht lange um herauszufinden wie.
Das Boot konnte so langsam zu Wasser gelassen werden und er schätzte, dass es nur wenige Minuten dauern würde.
Als etwa die Hälfte der Entfernung zwischen Wasser und Schiffsdeck überbrückt war hörte Liron hinter sich eine Stimme.
,, Ich muss zugeben ich bin ein wenig beeindruckt.“ , sagte Dewin der zusammen mit seinen restlichen Leuten einen Kreis um Liron gebildet hatte.
,, Wie viel bin ich denn Wert wenn ich fragen darf ?“
,, Lebendig ? Bedauerlicherweise gar nichts.“ , antwortete Dewin. ,, Aber ich sage euch was. Wir machen das unter uns aus. Ihr gegen mich.“
Liron seufzte. Offenbar ließ der Kapitän es wirklich auf einen fairen Kampf ankommen.
,, Na dann los.“
Dewin ließ sich von einem seiner Leute ein Schwert geben. ,, Bringen wir das Schnell hinter uns.“
Der erste Hieb des Kapitäns lief zu dessen Überraschung ins Leere. Liron war einfach ausgewichen.
Er hatte gegen Verschlinger und Zauberer und die Elitekrieger der Hostis gekämpft. Ein einzelner kaum trainierter Kämpfer war nicht wirklich ein Gegner für ihn.
Das merkte wohl auch bald Dewin als Schlag um Schlag ins Leere ging. Keuchend stützte er sich an der Reling ab.
,, Gebt ihr auf ?“
,, Verdammt will ich sein wenn ich….“ Noch während er sprach riss er die linke Hand hoch in der er plötzlich eine Pistole hielt.
Die Kugel traf Liron im Arm und schleuderte ihm die Waffe aus der Hand die daraufhin über die Reling flog. Ein Aufschlag zeigte ihm, dass das Schwert im Boot gelandet war.
Doch trotz der Verletzung wich Liron auch dem nächsten Schlag Dewins aus. Dessen Klinge durchtrennte das Seil der Winde worauf das noch auf halbem Weg zum Wasser hängende Boot mit einem Ruck im Wasser landete.
Liron sah hinab. Durchaus zu schaffen.
,, Tut mir wirklich leid. Aber ich muss los.“ Er sprang über die Reling bevor ihn jemand festhalten konnte und hoffte nur diese Entscheidung nicht zu bereuen.
Er bereute sie Sekunden später als er ins Eiskalte Wasser tauchte. Die Kälte drang ihm sofort bis auf die Knochen und er hatte Mühe sich überhaupt noch zu bewegen. Und als wäre das noch nicht genug tanzte vor seinem inneren Auge wieder die Gestalt mit den glühenden Augen… Schien nach ihm zu greifen… Endlich jedoch bekamen seine Hände die Bootswand zu fassen und er zog sich aus dem Wasser.
Wortlos reichte Fylla ihm eine im Boot herumliegende Decke. ,, Danke.“
,, War das grade wirklich nötig ? Du hättest das schon die ganze Zeit machen können.“
,, Das hätte keinen Spaß gemacht.“
,, Ich hoffe ich habe mich grade verhört.“
Die Wellen spülen sie schnell in Sichere Entfernung vom Schiff. Und sie waren soweit Liron das beurteilen konnte nicht weit vom Festland entfernt. Allerdings machte ihm etwas anderes Sorgen.
Das kleine Boot war nicht für solche Witterungen konzipiert und sie trieben momentan zwar auf die Küste zu, doch schon von weitem konnte er die Felsriffe ausmachen die hier und da aus dem Wasser ragten…
Dewin sah dem Boot eine Weile hinterher bis es von der Nacht verschluckt wurde.
,, Was tun wir ?“ , fragte einer seiner Leute.
,, Tun ? Wir segeln sofort die Küste an. Früher oder später werden sie auch dort angespült. Und dann rechnen wir ab.“
Fylla wurde aus dem Boot gerissen als die letzte große Welle sie an Land spülte.
Liron hatte mehr Glück. Er wurde zwar umgeworfen konnte sich aber festhalten. Und dem Irrlicht freilich machte das ganze überhaupt nichts aus. Es schwebte einfach einige Handbreit über die Welle hinweg.
Nachdem das Boot aufgesetzt hatte watete Liron die letzten paar Schritte zum Ufer durchs Wasser wo bereits Fylla wartete.
,, Alles in Ordnung ?“ , fragte er.
,, Nein…. Ich gebe es zu. Ich hasse Wasser.“
Liron sah sich um. Ein kurzes Stück Kiesstrand trennte einen Wald aus Nadelbäumen vom Meer. Hier und da lag Schnee. Irgendwo hörte er einen Vogel. Ansonsten schien alles Verlassen.
,, Irgendeine Idee wo genau wir sind ?“ , fragte das Irrlicht Lis.
,, Ich habe keine Ahnung.“ , meinte Fylla.
Es war der Tatsache zu Verdankend, dass es noch immer Dunkel war, dass Liron das Licht überhaupt entdeckte. Irgendwo zwischen den Bäumen schimmerte etwas.
Bevor er sich allerdings sicher sein konnte wurde seine Aufmerksamkeit von Fylla abgelenkt die aufs Meer hinaus sah.
,, Verdammt.“
Liron konnte es auch sehen. Dewin war ihnen gefolgt. Das Schiff trieb ein gutes Stück vom Ufer auf den Wellen. Ihre einzige Chance war sich irgendwo zu versecken. Vielleicht in Richtugn des Lichts…
,, Schnell.“ , rief Liron und rannte in die Richtung in der er meinte das Licht gesehen zu haben.
Sie waren nicht schnell genug gewesen. Das Licht gehörte zu einer Ansammlung von Häusern die plötzlich vor ihnen auftauchten. Es waren nicht mehr als ein paar verstreute Blockhäuser. Und weit und breit keine Versteckmöglichkeit.
Sie hatten grade einmal die Hälfte des Ortes durchquert als sie eingeholt wurden.
Liron wusste das es keinen Sinn hatte jetzt noch weiter zu laufen. Genau so wenig wie wohl reden noch irgendetwas gebracht hätte.
Es waren knapp zwanzig. Und Obwohl sie doch verunsichert schienen wusste Liron das er und Fylla keine wirkliche Chance hatten. Ihre Gegner waren in der Überzahl und er selbst Verwundet, so dass er grade einmal die Waffe halten konnte.
Der erste der Männer hielt Liron wohl immer noch für die größere Bedrohung und griff Fylla an. Was sich als Fehler erwies. Denn Fylla war es gewesen die Liron das meiste was er über den Kampf wusste beigebracht hatte.
Der Angriff des Mannes lief ins Leere. Dafür bohrte sich sofort eine Klinge in seine Brust und er sank zusammen. Ein Feuerball hüllte einen zweiten Angreifer ein der Gedacht hatte seinen Kameraden sofort rächen zu können.
Auch Liron musste nun einen Angreifer abwehren. Es war Dewin selbst der sich offenbar erhoffte die Blamage von früher ausbügeln zu können.
Und diesmal hatte er leider die besseren Karten. Liron blieb nichts anderes übrig als die Angriffe seines Gegners abzuwehren. Und mit jedem Schlag jagte Schmerz seinen Arm hinauf.
Er glaubte nicht noch eine weitere Attacke abwehren zu können…
Genau in diesem Moment jagte ein Blitz vom Himmel herab und traf Dewin.
Der Mann blieb noch ein paar Sekunden aufrecht stehen dann sackte er zusammen.
Hinter ihm im Schatten stand eine einzelne Gestalt in deren Händen sich Feuer sammelte.
Die übrigen Angreifer drehten sich zu der neuen Bedrohung um.
Der Neuankömmling schickte eine Welle aus Feuer welche die ersten von Dewins verbliebenen Leuten verbrannte bevor sie auch nur einen Schritt in seine Richtung gemacht hatten.
Die übrigen waren verunsichert. Drei von ihnen rannten sofort in die Nacht.
Der Rest zögerte noch einen Moment. Dann folgten sie den anderen.
Als der letzte in der Dunkelheit verschwand wurde diese erneut vom Glühen eines Feuers durchbrochen. Gefolgt von einigen Schreien und einem Gebrüll das die Erde erzittern ließ. Wenn die Bewohner des kleinen Ortes nicht schon durch den Kampf geweckt worden waren, dann sicher jetzt.
Einige Momente später trat ein in ein weißes Hemd gekleideter Mann aus der Finsternis.
,, Liron, dass ihr vom Ärger verfolgt wurdet wusste ich ja schon. Aber könntet ihr das nächste Mal wenigstens versuchen mich damit zu verschonen?“ , meinte Zemas.
Der andere Mann trat aus den Schatten. ,, ich glaube nicht das die beiden Grundlos hier sind. Oder ?“
, fragte Alexis . ,, Also was ist los ?“
Liron versuchte einen Anfang zu finden. ,, Das ist eine längere Geschichte….“
,, Natürlich wurde es gestohlen. Jetzt ergibt das alles langsam einen Sinn. So kann er es benutzen.“ , meinte Alexis mehr zu sich selbst als das er irgendjemanden ansprach als Liron und Fylla ihre Geschichte beendete.
Mittlerweile hatten sie sich in dem kleinen Gasthaus des Dorfes versammelt. So wie auch ein Teil der Bewohner die durch den Krach des Kampfes mit Dewins Mannschaft geweckt worden waren.
,, Wer kann was benutzen?“ , wollte Fylla wissen.
,, Die Sanduhr.“ , antwortete Zemas.
,, Was für eine Sanduhr ?“
Alexis stand vom Tisch auf an dem die anderen saßen.
,, Das ist der Grund aus dem ich hier bin. Ich bin dem ganzen seit einer Weile auf der Spur.“ , sagte er.
,, Seit wann ?“ , fragte Liron.
,, Etwa seit 10 Jahren. Mir fielen damals, nachdem ich zum Leiter der Dynastes-Akademie wurde, einige Aufzeichnungen aus den Archiven in die Hände. Aufzeichnungen aus der Zeit vor den drei Ländern. Aus der Zeit des alten Magierimperiums.
Darin wurde es zum ersten Mal erwähnt. Ein Artefakt mächtig genug Tod und Leben zu kontrollieren.“
Er schüttelte den Kopf. ,, Ich habe es als Gerücht oder falsche Übersetzung abgetan. Kein Magier ist Mächtig genug den Tod seinem Willen zu Unterwerfen.“
,, Ihr hättet damit zum Orden gehen sollen.“, sagte Fylla.
,, Wegen eines Gerüchts ? Damit der Orden am Ende noch alle Aufzeichnungen vernichtet ja? Aus Angst ?“ , antwortete Alexis wütend. Der Konflikt zwischen freien Magier und Ordensangehörigen war tief. Und wie die meisten Magier war Alexis nicht wirklich gut auf den Orden zu sprechen.
In seinem Fall jedoch wurde das noch die Tatsache verstärkt das er den grauen Orden für den Tod seines Vaters verantwortlich machte.
Eines Magiers, der sich mit Seelenmagie beschäftigt und dafür vom Orden getötet worden war.
Alexis Stimme wurde ruhiger. ,, Nein. Ich habe weiter gesucht. Hinweise gefunden. Und letzten Endes war ich mir sicher. Es konnte sich bei dem Artefakt nur um eines Handeln. Die Lebensuhr.“
Fylla lachte. ,, Ich habe euch ja schon immer für etwas seltsam gehalten. Aber das ? Ihr seid ja völlig Wahnsinnig. So etwas gibt es nicht.“
,, Ich habe es bereits gefunden.“ , antwortete Alexis ruhig. ,, Die Sanduhr mit der Asche eines gebundene Phönix. Den Schlüssel des Todes. Bedauerlicherweise war ich nicht der einzige der davon wusste.“
,, Was wollt ihr damit sagen ?“
,, Die Sanduhr ist mir… abgenommen worden. Und wenn ich mit meinen Vermutungen richtig liege von demselben Mann der auch das Buch gestohlen hat. Und wenn er euch eine Nachricht an der Ordensfestung hinterlassen hatte wissen wir auch in wessen Namen er handelt.“
,, Anbrail. Einer ihrer Anhänger hat auch Dewin und die Männer die ihr draußen bekämpft habt bezahlt.“ , mischte sich das Irrlicht ein.
Zemas schien es nun zum ersten Mal wirklich wahr zu nehmen. Unter welch seltsamen Umständen man doch alten Bekannten über den Weg lief überraschte ihn auch nach mehreren Jahrzehnten noch.
,, Das vermute ich auch. Zemas und ich verfolgen den Dieb schon eine Weile. Allerdings konnten wir ihn bisher nicht einholen. Wenn es eine Möglichkeit gibt auf all dies eine Antwort zu bekommen, dann müssen wir ihm diese Sanduhr wieder abnehmen. Und zwar schnell. Wenn meine Vermutung bezüglich des Buches stimmt, sollte unser unbekannter Freund keine Probleme haben herauszufinden wie er den Todesschlüssel benutzt.“
Sofort am nächsten Morgen machten sie sich wieder auf den Weg. Lirons Verletzung am Arm stellte für Alexsi Heilkunst keine Herausforderung dar, so dass er nicht fürchten musste die anderen Aufzuhalten. Langsam schien sich alles zu Verdichten. Die Zusammenhänge wurden klarer. Aber trotzdem. Es blieben immer noch zu viele Fragen.
Er sah in den Spiegel den er am Brunnen in Grauhafen bekommen hatte. Glühende Augen starrten ihm entgegen. Viel zu viele offene Antworten.
Sie durchwanderten die weiße Einöde Ravens mittlerweile schon seit Stunden ohne auch nur einen einzigen Hinweis darauf zu finden ob sie Alexis Fremden überhaupt noch folgten.
Wäre da nicht Zemas der ihnen aus der Luft aus einem Überblick verschaffte sie hätten keine Chance gehabt dem Magier der die Sanduhr und vermutlich auch das Buch gestohlen hatte, zu folgen. Der Drache konnte die Magie des Zauberers selbst noch aus der Entfernung verfolgen.
Es gab nichts weiter zu tun als einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei möglichst darauf zu achten nicht in eine Schneebedeckte Kule zu treten und zu stolpern.
Und auch die Gespräche wurden je länger sie hier draußen waren immer kürzer und einsilbiger.
Alexis sprach Liron allerdings auf etwas an das ihn schon Beschäftigte seit Liron ihm seine Geschichte über die Reise nach Grauhafen gehört hatte.
,, Hast du eine Ahnung was mit dir passiert ist ? Ich meine am Brunnen.“
Liron konnte nur mit dem Kopf schütteln. ,, ich habe keine Ahnung. Es war…seltsam. Ich kann mich nicht einmal richtig erinnern. Wieso hast du eine Vermutung?“
,, Du warst in Licentia vor Zehn Jahren der Magie-Quelle ausgesetzt. Ich kann nur mutmaßen was das für einen Menschen wirklich bedeutet. Aber die Quelle stellte einen Übergang zwischen unserer Welt und der Dunkelheit dar in der die Verschlinger leben. Und darin waren alle Macht und das Wissen der alten Magier gespeichert. Und wenn es einen Übergang darstellte könnte auch….“
Er kam nie dazu den Satz zu beenden den in diesem Moment stürzte sich Zemas vom Himmel und landete, flügelschlagend eine Wolke aus Schnee aufwirbelnd, vor der kleinen Gruppe.
,, Da ist Irgendjemand.“ , sagte der Drache.
,, Was ? Der den wir suchen ?“ , wollte Fylla wissen.
,, Nein. Jemand anderes, da bin ich mir sicher .Aber…“
,, Aber ?“
,, Er scheint hierher Unterwegs zu sein.“
Tatsächlich hatte Zemas sich nicht geirrt. Wenige Minuten später kam ein Mann in Sichtweite der ihnen, in einen dunklen Pelzmäntel gehüllt, Zuwinkte und sofort seine Schritte beschleunigte um sie einzuholen.
Als er näher kam traute Liron seinen Augen nicht. Aventus Rexin. Was machte der hier draußen und vor allem so weit von Licentia entfernt?
Rexin keuchte als er sie endlich einholte. Der Ratsherr war eben selbst für einen Magier nicht mehr der Jüngste. ,, Ich hätte nicht erwartet ,“ er schnappte nach Luft , ,, euch hier draußen zu finden.“
Liron trat dem Mann in den Weg. Er hatte seine Vision über ihn nicht vergessen. Das hier war alles nur kein Zufall. Und es war Zeit ein paar Antworten mehr zu bekommen.
,, Ehrlich gesagt bin ich weniger Überrascht. Ich weiß das ihr irgendetwas hiermit zu tun habt. Also raus damit.“
Der alte Ratsherr schaute verwirrt. ,, Er hat doch niemanden etwas getan , oder ?“ , fragte er.
,, Wer ?“ , wollte Alexis wissen.
Liron glaubte die Antwort fast mit Händen greifen zu können…. Wer hatte gefehlt als vor nun beinahe einem Monat die Aufnahme der Hostis offiziell gemacht wurde?
Agenir, der Sohn von Aventus . Ebenfalls ein Magier. Liron hatte ein paar Mal mit ihn gesprochen, jedoch hatte er immer distanziert gewirkt und im Gegensatz zum älteren Rexin interessierte er sich nur wenig für die Politik Licentias.
Aber… Das gab es doch einfach nicht…War das wirklich die Lösung? Während sie die ganze Zeit einem Phantom hinterher gejagt waren…
,, Euer Sohn hat sich Anbrail angeschlossen, richtig ?“
,, Nein, aber…“ Aventus fing sich sofort wieder. ,, Gerret hatte Recht als er damals meinte vor einem Seher hat man keine Geheimnisse.“
,, Moment mal. Soll das bedeuten wir sind durch die gesamte bekannte Welt gereist obwohl er die ganze Zeit wusste was los ist?“ , fragte Fylla. ,, Und wir verfolgen grade Agenir quer durch Raven ?“
,, Ihr müsst verstehen , ich glaube er weiß nicht was er tut.“ , verteidigte sich Rexin.
,, Ich glaube er weiß ziemlich genau was er tut.“ , warf Alexis ein. ,, habt ihr überhaupt eine Ahnung was Agenir getan hat ?“
,, Natürlich weiß ich das. Er hat eine Festung des grauen Ordens Überfallen. Und er hat sich verändert…Er..“
,, Aventus. Er hat etwas sehr viel gefährlicheres getan als nur ein altes Zauberbuch zu stehlen.“ , unterbrach ihn Liron.
,, Er hat die Macht über Leben und Tod vermutlich jetzt grade in seinem Besitz.“ , antwortete Alexis trocken.
Das schien gesessen zu haben.
,, Aber…“ Liron konnte Aventus Rexin kaum wiedererkennen. Der sonst so Wortfeste Politiker und Magier schien plötzlich kaum mehr seine Sprache zu finden. Der letzte Satz von Alexis schien ihn mehr zu verunsichern als er zeigen wollte.
,, Aventus. Wenn Agenir zu einer Bedrohung geworden ist müssen wir ihn aufhalten.“
Der Mann schien sich erneut zu fangen. ,,Natürlich. Nur wenn es eine Chance gibt… last mich erst mit ihm reden.“
,, Damit habe ich kein Problem. Vielleicht lässt er sich ja zur Vernunft bringen. Das wäre mir ohnehin lieber. Aber dazu müssten wir ihn erst einmal finden. Ihr wisst vermutlich auch nicht wo genau er hin will?“ , fragte Liron. Möglicherweise war es doch gut, dass ihnen Aventus hier draußen über den Weg gelaufen war. Wenn es eine Möglichkeit gab das ganze friedlich zu regeln wäre, dann wollte Liron es versuchen. Aber eine Sache machte ihm noch zu schaffen.
,, Aber Agenir leidet nicht an Magiebrand , oder ?“
,, Er.. hat irgendetwas getan. Irgendwie hat er sich selbst zu einem Leiter für Magie gemacht. Ich will überhaupt gar nicht wissen wie, ich habe ihn lediglich danach gefunden…
Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm sofort in die Nase als er die Tür öffnete.
Irgendetwas war hier schiefgegangen. Agenir hatte sich immer schon abgesondert aber seit neustem war es noch schlimmer als sonst. Man bekam ihn kaum noch zu Gesicht und meist hielt er sich in einer Hütte in den Wäldern vor Licetnia auf. Ein Wald dessen Bäume in einem exakten Kreis um die Hütte wie Streichhölzer umgeknickt waren.
Sobald Aventus diesen Kreis sah der beinahe die Fläche einer kleinen Stadt einnahm konnte er die Magie in der Luft spüren. Als er die Hand hob um selbst einen Zauber zu wirken Schlugen Funken aus dem Nichts und versengten ihm die Haut. Was immer hier geschehen war, es war sicher nichts Gutes.
Die Bretter aus denen die einfache Hütte gezimmert war hatten einst dicht aneinander gestanden. Nun jedoch waren sie verbogen und durch die lücken zwischen ihnen fielen Sonnenstrahlen und tauchten das innere in Zwielicht.
Erloschene Bannperlen lagen vor der Tür und rollten bei Seite als Aventus diese öffnete.
Er nahm eine davon in die Hand und betrachtete sie kurz.
Bannperlen wurden benutzt um eine Barriere gegen Magie aufzubauen, entweder um sich vor Zaubern abzuschirmen oder aber um einen eigenen Zauber einzudämmen. Nun. Es hatte nicht funktioniert. Was auch immer hier passiert war hatte die Bannwirkung zunichte gemacht.
Im Mittelpunkt der Hütte und damit der Zerstörung stand, immer noch intakt, ein steinernes Becken. Aventus bahnte sich einen Weg durch die Trümmer die wohl einstmals die Einrichtung gebildet hatten, zu dem Becken.
Schwarze Splitter eines Glasartigen Materials lagen darin verstreut. Und immer noch glomm darin ein Funke der Magie.
Er nahm einen der Splitter in die Hand. Jeder Magier kannte die Geschichten über diese Gegenstände. Über ihre Macht.
Was hier in Trümmern vor ihm lag war ein Seelenstein. Mochten die Götter wissen woher Agenir den hatte.. .aber… wenn der Stein zerstört worden war, hatte sich die Energie entladen. Dabei wäre die Zerstörung allerdings viel größer sein müssen, es sei denn…
,, Agenir ?“
Alles blieb ruhig. Wenn es hier einmal Vögel gegeben hatte welche die Stille hätten unterbrechen können so waren sie wohl mittlerweile tot.
Er rief noch einmal.
Doch dort bewegte sich etwas unter den Holztrümmern. Eine Hand arbeitete sich aus der Zerstörung heraus.
,, Ab diesen Tag war er nie wieder der selbe. Er hatte die Energie eines Seelensteins aufgenommen. Das hat ihn verändert.“ , schloss Aventus.
,, Verändert ?“ , fragte Alexis. ,, Nicht getötet ? Das hätte es wohl eigentlich sollen. Die Energie eines Steins ist viel zu groß für einen Menschlichen Körper, selbst wenn ein Teil davon immer noch freigesetzt wurde… Es würde seinen Körper zerstören.“
,, Wer nicht bereit ist den Preis für Macht zu zahlen…“ , begann Liron.
,, .. der ist lediglich feige.“ , ergänzte Aventus. ,, Ich habe Bande gefertigt die ihn vor seiner eigenen Macht schützen sollten. Ihm zumindest Zeit verschaffen sollten. Vielleicht war das ja ein Fehler.“
,, Ich glaube ihr habt das Richtige getan. Egal was jemand getan hat oder tun wird. Niemand verdient es einfach zum Sterben zurückgelassen oder dem Tod überantwortet zu werden. Niemand. Schon gar nicht jene die Wichtig für uns sind.“
Liron drehte dem alten Zauberer den Rücken zu. Die Sonne stand bereits wieder tief am Horizont.
Die Tage hier oben waren kurz. Und sie würden vermutlich noch kürzer werden.
,, Gibt es in der Nähe irgendwelche Siedlungen ?“ , fragte Fylla an Zemas gerichtet.
,, Wir sind nicht weit vom Skjalfjord entfernt. Dort gibt es eine größere Siedlung. Mit etwas Glück kommen wir noch vor Anbruch der Dunkelheit dort hin.“
,, Dann hoffen wir mal das wir morgen mehr Glück haben.“
Die Häuser auf der Klippe wirkten als müssten sie jeden Moment in den Abgrund stürzten.
Unterhalb der Klippen tobten die Wellen und nagten unablässig an den Felsen welche hier fast senkrecht hinab zum Meer abfielen.
Eine Steinbrücke führte über die Schlucht hinüber zu dem von einer Palisade umgebenen Dorf des Skjalfjord-Clans. Eine Palisade die absolut unnötig war.
Der Clan war einer der mächtigsten in Raven und daneben noch der größte Vertreter des Landes im Rat in Licentia.
Und ihre Krieger waren gefürchtet. Selbst die Hostis hatten bei ihrer Invasion vor 10 Jahren Raven weitgehend verschont nachdem eine ihrer Armeen bei dem Versuch, den Fjord zu unterwerfen fast vollständig vernichtet worden war. Angeblich war dafür ein einzelner Mann verantwortlich gewesen der die verstreuten Widerständler geeint und in die Schlacht geführt hatte.
Was beim Anblick der Bewohner auch wenig verwunderte. Die meisten Leute denen sie auf dem Weg durch die langsam in Dunkelheit versinkende Siedlung begegneten trugen Waffen. Das hatte weniger mit der Angst vor einem Angriff zu tun als vielmehr mit der Tatsache das für diese Menschen hier jeder Moment einen Überlebenskampf darstellen konnte.
Da bildete auch der Besitzer des Gasthauses in dem sie sich einquartierten keine Ausnahme,
eine Axt lag, grade in Armreichweite des Mannes, demonstrativ auf der Theke.
Eine Wirkungsvolle Drohung hier keinen Ärger zu machen.
Als Liron jedoch nach freien Zimmern fragte erwies sich der Mann als durchaus freundlich. Möglicherweise war ihm auch einfach nur Lirons Siegelring aufgefallen.
Wie sich herausstellte war das gesamte Haus frei. Im Winter wagten sich fast keine Reisenden so weit hinein nach Raven. Zemas war lieber draußen vor der Stadt geblieben und so brauchten sie lediglich 4 Zimmer. Gold war etwas an das es Liron ganz sicher nicht mangelte auch wenn er dies nur selten ausnutzte.
,, Sagt mal Alexis. Seit wann benutzt ihr schon Wetterzauber?“ , fragte Fylla als sie später an einem Tisch im inneren der Gaststube saßen.
Liron hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Natürlich musste sie das Thema irgendwann ansprechen.
Alexis blieb jedoch ganz ruhig. ,, Ihr zuerst. Woher wisst ihr das?“
,, Tut mir leid.“ , , sagte Liron bevor Fylla antworten konnte. Er hatte einen Fehler gemacht. Und jetzt würde er wohl auch dazu stehen müssen.
,, Schon gut.“ , antwortete der Zauberer immer noch ruhig. ,, Und was bitte ändert das jetzt ?“
,, Ihr wisst genau das euch das gefährlich macht. Die Reglementierungen….“
Alexis sprang auf. ,, Die Regeln interessieren mich nicht. Wisst ihr was euer Problem ist? Ihr habt Angst. Angst vor der Macht die ihr haben könntet. Ihr glaubt es müsste jemanden korrumpieren. Aber den Nutzen seht ihr nicht.“
Fylla war ebenfalls aufgestanden. ,, Ihr redet von Nutzen und versucht doch die Lebensuhr in euren besitz zu bringen. Wohin liegt der Nutzen davon?“
,, Wollt ihr mir das wirklich vorwerfen ? Ich wollte es finden um es zu studieren. Danach kann man es meinetwegen auch zerstören aber ihr müsst doch auch die Chancen sehen. Aber dazu seit ihr nicht bereit oder? Ihr würdet es doch lediglich Wegschließen. Eure Augen davor verschließen und hoffen das es in Vergessenheit gerät.“
,, Ihr seid ein Narr Alexis.“
,, Das glaubt ihr vielleicht. Aber was ihr zu glauben habt wurde euch auch euer Leben lang vorgeschrieben.“
,, Vielleicht wurde es mir Vorgeschrieben. Aber im Gegensatz zu euch handle ich wenigstens halbwegs Verantwortungsvoll.“
,, Was ihr Verantwortung nennt nenne ich Mord. Wie viele Zauberer habt ihr getötet?“
,, Genug für euch.“
Fylla hatte bereits eine Hand auf den Schwertgriff gelegt.
Alexis hingegen schien grade zu in einer Aura aus Magie zu baden. Einige Gläser auf den Tischen des Gasthauses zersprangen. Die ersten Leute schauten besorgt zu ihnen herüber. Andere gingen langsam zur Tür.
Lis und Aventus wagten nicht etwas zu sagen.
,, Wollt ihr es drauf ankommen lassen ? Ich habe eure Aktionen lange genug Geduldet.“
,, Das war sowieso überfällig.“
,,Seit endlich Still!“ Schlagartig wich die Spannung aus dem Raum. Die Magie um Alexis erlosch nur um durch etwas Neues ersetzt zu werden. Angst.
Fyllas Augen zuckten kurz zwischen Liron und Alexis hin und her. Dann ließ sie die Hand von der Waffe sinken. Sie zitterte als würden die glühenden Augen des Mannes auf der anderen Tischseite sie dazu zwingen.
,, Ihr seid alle beide Narren. Alexis. Was wollt ihr eigentlich? Legt ihr es unbedingt darauf an euch mit allem gegen den Orden zu stellen? Glaubt ihr das löst irgendetwas? Oder seid ihr einfach unfähig zu begreifen das es einen Punkt gibt an dem auch ihr zu weit gehen könntet? Habt ihr nicht selbst gesehen wohin das führen kann? Wohin es früher oder später führen wird?“
Liron war aufgestanden und hatte beide Hände auf die Tischkante gestützt. Ohne es zu merken hatte er dabei mit einer Hand in die Überreste eines Glases gefasst, dass Alexis eben hatte zerspringen lassen. Er schenkte dem auf den Boden tropfenden Blut keinerlei Beachtung.
In seinen Augen blitzte der Zorn. Eine Seite die Liron bisher nur äußerst selten an den Tag gelegt hatte.
,, Das sage ich doch die ganze…“ Fylla schwieg sofort wieder als Liron zu ihr herüber sah.
Vermutlich war das auch besser so. Das war vollkommen neu. Der sonst immer ruhige und beherrschte Liron hatte tatsächlich die Geduld verloren. Und offenbar nicht nur das.
Flammen tanzten um die Hand die in die sich noch immer die Scherben bohrten und brachten das Blut auf dem Tisch zum Kochen. Das war mehr als einfache Wut… Sowohl Alexis als auch Fylla hatten Liron schon wütend erlebt. Das war tobender Hass nur mit Mühe unter Kontrolle gehalten von einem Rest Verstand.
,, Und ihr..“ wendete er sich an Fylla , ,, Habt ihr eigentlich überhaupt nichts verstanden? Es ist egal was Alexis getan hat. Es ist Vergangenheit. Wie oft hat Alexis uns gerettet? Wie oft geholfen? Aber das zählt für euch nicht. Ihr unterteilt Menschen in Kategorien und stellt Regeln auf was gut ist und was nicht. Und dann versucht ihr diese ohne Rücksicht durchzusetzen. Habt ihr eine Ahnung wie dumm das ist? Habt ihr in Hama gar nichts gelernt? Wenn ihr nur einmal beide über euren Schatten springen würdet…
Aber wenn ihr euch unbedingt gegenseitig umbringen wollt dann bitte draußen. Dann muss ich das nicht mitansehen. Vielleicht solltet ihr das wirklich einfach. Habt ihr eine Ahnung wie unwichtig eure Streitigkeiten sind? “
Er blieb noch einen Moment stehen. Weder Fylla noch Alexis sagten ein Wort.
,, Seit doch verflucht.“ Er drehte sich mit einer Handbewegung um und stürmte aus der Tür.
Er achtete nicht darauf wohin er ging. Er suchte sich einfach einen Weg raus aus dem Dorf und in die Dunkelheit. Die wenigen Leute denen er auf seinem Weg durch die Straßen begegnete sprangen beiseite um ihm auszuweichen. Er nahm sie kaum wahr.
Nur hinaus aus der Stadt und in einen kleinen Wald.
Erst als er sich sicher war weit genug weg zu sein ließ er seiner Wut freien Lauf. Ein Baum in seiner Nähe ging in Flammen auf und wurde innerhalb weniger Sekunden vom Feuer verzehrt.
Er selbst musste sich kurz in den Schnee setzen.
Und langsam wurde er sich auch des dumpfen Schmerzes in seiner Hand bewusst. Blut tropfte in den Schnee und verwandelte das weiß in sattes rot.
Er ballte die Hände zu Fausten. Der Schmerz war ihm grade egal. Aber.. er hatte erst einmal zuvor die Kontrolle verloren. Als er Aventus aus seinen Räumlichkeiten geworfen hatte.
Damals wie heute war alles was blieb sobald die Wut verraucht war reine Leere. Und ein schemenhaftes glühendes Augenpaar das ihn sicher jetzt von irgendwo her beobachten würde.
,, Alexis sollte sich das vielleicht mal ansehen.“ , hörte er eine Stimme hinter sich. Zemas.
Die gewaltige Kreatur war fast lautlos aus dem Wald getreten.
,, Wieso ich Zemas ? Was mache ich hier?“
Der Drache trat näher und lies sich in den Schnee sinken.
,, Diese Frage hat mir schon einmal jemand Gestellt. Ein alter Freund. Und ich kann nur sagen, dass ich es nicht weiß. Aber was ich dir sagen kann ist folgendes. Es hätte keinen Besseren treffen können.“
,, Meint ihr ? Und doch habe ich das Gefühl nichts zu erreichen. Ich beende den von Anbrail ausgelösten Krieg mit den Hostis. Und was passiert? Sie suchen nach einen Artefakt das ihnen erlaubt alles zu zerstören sollte es ihnen in den Sinn kommen. Und Alexis spielt ihnen auch noch in die Hände, allein durch seine Unfähigkeit einfach mal eine Grenze zu ziehen. Und Fylla hat nichts Besseres zu tun als ihm das jetzt, während alles andere Wichtiger wäre, vorzuhalten. Jeder hat Fehler. Aber das … als ob sie es darauf Anlegen würden.
Und Aventus… er hätte das ganze aufhalten können bevor es überhaupt begonnen hat. Aber stattdessen….“
Zemas schwieg einen Moment. ,, Jetzt hör mal zu. Ich lebe schon recht lange, zumindest aus eurer Sicht und ich kann dir sagen du hast etwas erreicht. Sieh dich um. Friede der seit Zehn Jahren anhält.
Du hast dich gegen einen anderen Seher gestellt und behauptet, du hast die Macht angeboten bekommen alles ohne Mühe umzugestalten nach deinen eigenen Vorstellungen und du hast abgelehnt. Weil dir klar war das es der falsche Weg wäre. Ich weiß nicht ob selbst ich das gekonnt hätte. Der Richtige Weg ist nun mal meist nicht der Leichteste. Aber er lohnt sich.“
Liron, der in die Asche des verbrannten Baumes gestarrt hatte drehte sich zu dem Drachen um.
,, Und wenn ich es nicht schaffe ?“
,, Dann kannst du dich mit folgendem Gedanken trösten. Wenn du es nicht schaffst, schafft es auch sonst niemand. Ich glaube an euch Seher. Wie ich an Varis und Jarte geglaubt habe. Ihr seid dazu da die Welt zu verändern. Zum Guten wie zum Schlechten.“
,, Und das ist genau das was ich nie wollte.“
Dunkelheit , nur durchbrochen vom Licht des Mondes der wie ein gewaltiges fahles Gesicht am Himmel hing. Mittlerweile kannte er den Ablauf schon fast auswendig.
Er wanderte zwischen den gewaltigen Rippenbögen umher und war nicht länger überrascht als Adriana schließlich wie jedes Mal aus der Dunkelheit trat.
,, Sei Vorsichtig.“ , flüsterte sie.
,, Ich verstehe es nicht.“ , sagte Liron Er wusste nicht ob er in einer Vision überhaupt etwas beeinflussen konnte.
,, Natürlich nicht. Wenn du es verstehst ist es zu spät.“
,, Dann sag es mir. Adriana ich muss es wissen.“
,, Sieh zu.“
,,Was…“ weiter kam er nicht. Eine Welle aus Feuer raste heran und hülle Adriana ein.
Er selbst duckte sich unter den Flammen weg. Er konnte hier nicht verletzt werden zumindest nicht Körperlich aber das kurze Gespräch mit Adriana hatte alles wieder freigespült. Die Schuld , die hilflose Wut über sein Versagen. Wäre er an diesem Tag gestorben….
Die Flammen verloschen und eine einzige Gestalt trat aus der Dunkelheit und den Knochen.
Ein Mann dessen Züge vollständig unter Leinenbanden mit gezeichneten Runen verschwanden.
In einer Hand hielt er eine goldene Sanduhr. Der Sand im inneren war schwarz so schwarz das er das Licht das die darin leuchtende Glut erzeugte beinahe aufzusaugen schien.
Liron wusste wen er sah.
Der Mann machte eine beinahe wegwerfende Handbewegung in seine Richtung und schien dabei etwas hinter Liron anzusehen.
Als der sich grade umdrehen wollte stürzte sich etwas aus der Dunkelheit.
Etwas mit gewaltigen Schwingen und Klauen... Das war nicht möglich.
Liron sprang zur Seite und stürzte auf den Holzboden des Gasthauses. Er brauchte einen Moment bis er wieder wusste wo er war. Und auch danach blieb er noch einen Moment auf dem Boden liegen bevor er sich an der Bettkante hochzog. Was hatte das zu bedeuten gehabt. Es war immer noch ein Rätsel. Aber er hatte es gesehen. Die Knochenstätte und ihren flüchtigen Magier. Und die Sanduhr…
Seine Vision war noch nie so unklar gewesen aber möglicherweise… wenn es diesen Ort wirklich gab war er vielleicht ihr Ziel. Zumindest wenn das was er sah die Wahrheit und nicht lediglich eine Interpretation davon war.
Vielleicht wusste Zemas etwas…
Wenn es in dieser Gegend so etwas wie eine Drachenfriedhof gab wen konnte man dann besser danach fragen als einen Drachen?
Fylla und Alexis schliefen noch und er wollte sie nicht wecken. Momentan wollte er eigentlich keinen von beiden überhaupt sehen. Die Sonne war grade erst dabei aufzugehen aber das Licht reichte aus so, dass er seinen Weg durch die stillen Straßen finden konnte.
Er musste mit Zemas reden.
Unter den Bäumen des schneebedeckten Waldes war es nach wie vor Stockdunkel und er konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Einige Vögel schreckten hoch als er sich einen Pfad suchte. Ansonsten blieb alles ruhig.
Liron fand die Stelle wieder an der er gestern den Baum verbrannt hatte. Die Asche rauchte in der eiskalten Luft immer noch schwach.
Das leuchten der Glut bildete die einzige Lichtquelle, ansonsten blieb es Finster. Bis sich zwei Augen in der Finsternis öffneten und ihn anstarrten…. Seine Vision… er griff nach der Waffe nur um den Platz an dem sonst sein Schwert gewesen wäre leer vorzufinden. Er hatte es liegenlassen…
Aber als er erkannte wer da aus dem Dunkel trat entspannte er sich wieder.
Zemas. E brauchte einen Moment um seinen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. Einen Moment hatte er Gedacht… Das Wesen aus seiner Vision… Es war ein Drache gewesen. Aber nicht Zemas , oder ? Das schien vollkommen unmöglich.
Er schob den Gedanken beiseite und brachte sein eigentliches Anliegen vor als der Drache fragte:
,, Und was ist los ?“
,,Zemas gibt es hier eine Knochenstätte , einen Friedhof vielleicht ?“
,, Das ist eine seltsame Frage Liron. Wenn ihr einen Friedhof sucht solltet ihr vielleicht jemanden im Dorf fragen?“
,, Ich suche einen Drachenfriedhof.“ , erwiderte Liron
,, Und wieso ?“
Jaret berichtet ihm von seiner Vision. Er änderte allerdings einige Details. Das er Adriana gesehen hatte ging nur ihn etwas an. Das war seine Sache. Zemas musste nur Wissen das der Gesuchte Magier, der das Buch und die Sanduhr in seinen Besitz gebracht hatte, möglicherweise dort war.
Sonst aber versuchte er alles so gut wie möglich zu beschreiben. Die Überhangenden Bäume , die in den Himmel ragenden Knochenberge und Rippenbögen.
,, Ich…“ Zemas schien unsicher. ,, .. kenne einen solchen Ort. Hier in diesen Landen. Aber wieso sollte jemand dorthin gehen. Es ist einer der Heiligsten Orte der Drachen. Auch wir leben nicht ewig. Drachen sind Wesen reiner Magie. Und wenn es für uns Zeit ist ziehen wir uns an diese Orte zurück. Orte der Macht. Auf das unser selbst darin weiterlebt.“
,, Was, meint ihr das eure Seele an diesen Orten bleibt?“
,, Es ist ein wenig mehr als das.“ , antwortete der Drache. ,, Doch genug wenn er dort ist , werde ich ihn finden. Geht von hieraus einfach weiter nach Norden und ihr werdet den Ort finden.“
,, Kommt ihr nicht mit ?“
,, Ich bin alleine schneller. Ich werde nicht zulassen, dass diesem Ort etwas geschieht. Holt die anderen und folgt mir.“
,, Viel Glück alter Freund.“ ,verabschiedete Liron den Drachen der sich ohne noch einmal umzusehen mit einigen Flügelschlägen in den Wolken verschwand.
Am Zugang zur Knochenschlucht nahm Zemas wieder menschliche Gestalt an. Wenn jemand hier war musste er ja nicht unbedingt sofort auf sich aufmerksam machen.
Langsam ging er zwischen den Felsen und aufragenden Knochen umher. Dampf stieg vom Boden auf und ein leichter Geruch nach Schwefel hing in der Luft. Aus einem Wasserbecken stiegen Blasen empor.
Wenn man hier stand konnte man sich nur schwer vorstellen das rundherum tiefster Winter herrschte. Das war zum einen Wohl auf irgendwelche heißen Quellen zurückzuführen. Aber hier gab es mehr. Magie in reiner Form schien die Luft in ein feines Geflecht aus glitzernden Fäden zu verwandeln. Magie die Wärme abstrahlte.
Er konnte Magie wahrnehmen wie niemand sonst, nicht einmal die Magier. Und das hier war einfach nur Schön. Als würde die ganze Welt aus Kristall bestehen. Das war alles was von den alten Drachen geblieben war. Ihre Magie die diesen Ort für immer veränderte. Ihren Körpern entkommen…
Eine Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine einsame Gestalt trat aus dem halbdunkel zwischen den Knochen und Felsen.
,, Also ist doch ein Wächter gekommen ?“ , fragte der Mann. Seien Stimme wurde durch mehrere lagen Stoff gedämpft die er wie einen Schal über sein Gesicht gelegt hatte. Überall dort wo der abgetragene Mantel den Körper nicht bedeckte konnte Zemas Banden mit magischen Schriftzeichen erkennen.
Kein Zweifel, das war der Mann den sie jagten.
,, Was tut ihr hier ? Dieser Ort ist euch Verboten.“
Der Fremde lachte trocken. ,, Eure Gebote interessieren mich nicht länger. Ich mache meine eigenen Regeln.“
,, Und wie sollen diese aussehen ?“
,, Ich herrsche über alles. Und sobald ich hier fertig bin sogar offiziell.“
,, Ihr seid ja völlig Verrückt.“
,, Glaubt was ihr wollt. Der Plan läuft bereits. Die neue Welt erhebt sich.“
,, Wisst ihr ich habe nie verstanden worum es euch eigentlich geht. Ihr redet von Plänen. Was für Pläne ?“
,, Ihr seht es doch selbst. Es geschieht vor euren Augen und doch seid ihr zu Blind zu sehen. Grade ihr solltet es doch verstehen. Wie viele von eurer Art gibt es noch? Zehn ? Zwanzig ? nicht mehr viele jedenfalls. Und doch versteht ihr nicht.“
,, Was immer ihr auch vorhabt. Es endet hier. Und jetzt.“
,, Ich war wohl töricht zu glauben das ihr es verstehen könntet. So sei es dann.“
Ohne ein weiteres Wort warf der Zauberer den Rucksack den er trug in eine Ecke und entfesselte der Zauberer eine Woge aus Energie welche die silbernen Schleier auseinandertrieb.
Zemas machte sich gar nicht erst die Mühe auszuweichen.
Die Energie verrauchte noch bevor sie ihn erreichte. Wenn das alles war was sein Gegner aufzubieten hatte würde das ein kurzer Kampf werden.
Oder spielte er ihm etwas vor? Zemas nach wie vor in menschlicher Gestalt, ließ eine Reihe von Feuerbolzen auf seinen Gegner einprasseln, die dieser jedoch ebenso Mühelos abblockte.
Also doch. Er stellte sich lediglich Schwach. Oder Schöpfte sein Potential nicht aus. Blieb die Frage: Warum?
Er würde es besser nicht herausfinden. Zemas riss einen der überall verstreut liegende Felsblöcke hoch und schleuderte diesen nach seinem Gegner.
Der Stein zerbarst an einer Barriere aus Energie.
Dieser Ort schwamm in Magie. Warum nutzte sein gegenüber diese Macht offenbar nur zur Verteidigung.
Er setzte seine Hände in Brand und griff den Magier an.
Jeder donnernde Schlag prallte an einer Barriere ab. Funken stoben auf und glommen kurz in der Luft bevor sie wie Glühwürmchen wieder verschwanden.
Er ließ von seinen Angriffen ab.
,, Was soll…“
Darauf hatte sein Gegner also spekuliert. Nur eine Sekunden hatte er seine Verteidigung vernachlässigt und in der nächsten konnte er nur knapp einem Froststurm ausweichen indem er sich zur Seite fallen ließ.
,, Jetzt habe ich aber genug.“ Langsam stand Zemas wieder auf. Das ihn der Mann ausgetrickst hatte war noch in Ordnung. Aber schlimmer er hatte ihn beleidigt. Ein hinterhältiger Angriff…
Er wechselte die Gestalt und vor dem erschrocken zurückweichenden Magier ragte der Drache mehrere Meter in die Höhe.
Angst glomm jetzt in den Augen des eben noch so selbstsicheren Agenir.
Soviel also zur Herrschaft.
Zemas atmete Feuer. Ein flammendes Meer hüllte alles vor ihm ein. Die Luft selbst schien Feuer zu fangen. Brennende Steinsplitter wurden beiseite gefegt.
Das konnte er nicht überlebt haben
Langsam jedoch verzogen sich Nebel und Rauch. Und in den Dunstschwaden stand immer noch Agenir.
Aber etwas schien anders. Er wollte einen Schritt nach vorne machen und die Sache beenden. Aber es ging nicht.
Er konnte sich nicht bewegen.
Die Lippen des Zauberers bewegten sich stumm während er mit den Händen nach unsichtbaren Fäden zu greifen schien.
Natürlich. Wie hatte er so dumm sein können.
Normalerweise wäre es einem Magier unmöglich einen Bann gegen einen Drachen anzuwenden. Nur hier nicht. Hier vervielfachte sich seine Macht. Deshalb hatte er sich zurückgehalten und den Zauber vorbereitet.
,, Und ich werde herrschen. Auch über euren Verstand Kreatur.“
Und er schien recht zu behalten. Langsam begann sich etwas Neues in Zemas denken zu schleichen.
Er machte einen Schritt vorwärts. Ohne es zu wollen.
,, Ihr wisst nicht was ihr tut.“ , rief Zemas dem Mann zu. Sehr viel mehr konnte er auch nicht mehr tun.
,, Falsch , Drache. Ich weiß Genau was ich tue.“
Unfähig irgendetwas gegen den Magier zu unternehmen blieb Zemas nur übrig zuzusehen.
Mit sichtbar zitternden Händen holte Agenir die Sanduhr aus der Tasche die er beim Kampf fallen gelassen hatte und stellte sie auf einen Stein ab.
Die zerbrechlichen Vogelförmigen Säulen die das Glas in Form hielten schimmerten im ersten Licht der Sonne.
Eine Weile schien der Mann in dem Anblick zu versinken. Oder hatte ihn etwa der Mut verlassen?
Noch einige Augenblicke vergingen, dann schüttelte Agenir den Kopf und machte weiter.
Als nächstes holte er ein Buch mit dunklem Ledereinband hervor.
Aus der Entfernung wäre einem wohl nichts aufgefallen und es wäre als gewöhnliches Schriftstück durchgegangen.
Doch sobald man sich näherte war es unübersehbar. Augen waren i n den Bucheinband eingelassen. Blutrote Augen die alles sorgsam abzusuchen schienen. Wonach… das wussten wohl nur sie selbst. Sie… ja das Buch hatte ein Eigenleben. Die Seelen der alten Magier selbst waren in dieses Buch geflossen und erfüllten es noch heute.
Vorsichtig schlug Agenir es auf und Blätterte die Seiten um. Er suchte etwas Bestimmtes. Ein Zauber , der vielleicht nie gewirkt worden war…
Eine Seite übersäht mit Symbolen und Zeichen einer seit langem toten Sprache. Die Worte des Magierimperiums. Bei der Sprach selbst handelte es sich um eine Form der Magie. Er hatte Jahre gebraucht um sie zu lernen und die Komplexität der Zauber auf diesen Seiten löste bei ihm ein Schwindelgefühl aus.
Es gab unglaublich viele Variablen. Sonnenstand, Alter, Jahreszeit, Macht des Anwenders…. Nun genau wegen letzterem war er hier. Doch trotzdem….
Würde er auch nur den geringsten Fehler machen…
Funken aus Licht stiegen aus der Umgebung auf und sammelten sich über der Uhr.
Ein Summen, ein seltsames künstlich anmutendes Geräusch erfüllte die Luft.
Agenir hielt inne. Den Drachen beachtete er längst nicht mehr, etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
Die gesamte Luft in der Nähe schien mittlerweile zu vibrieren und flirrte wie in der Sommerhitze.
Es funktionierte.
Doch es blieb immer noch viel zu tun. Das war nur der erste Schritt.
Er fuhr noch eine ganze Weile fort. Flüstere Beschwörungen, vergewisserte sich mehrmals alles richtig gemacht zu haben und ging jeden einzelnen Schritt noch einmal durch.
Das Licht über der Sanduhr hatte mittlerweile seine Form verändert. Aus dem Energieball war etwas geworden das sich, wie ein Spinnennetz, in alle Richtungen erstreckte. Energiefäden überzogen den gesamten Knochenplatz, sammelten die Magie dieses Ortes und lenkten sie in den Zauber.
Als die Sonne den Horizont endgültig überschritt war es soweit. Alles war bereit.
Das Netz aus Energie zog sich zusammen, verdichtete sich erneut zu einer glühenden Kugel.
Blitze erschienen aus dem Nichts und schlugen in der Umgebung ein.
Das war Wahnsinn. Zemas wusste nicht ob er erstaunt oder zum ersten Mal ängstlich sein sollte.
So viel Magie auf einen Ort konzentriert. Niemand konnte so etwas lange kontrollieren. Die unkontrollierten Zauber die sich in Form von Blitzen manifestierten waren der beste Beweis.
Und es würde nicht mehr lange dauern bis sich die angestaute Energie Bahn brechen würde.
Aber wofür brauchte er so etwas überhaupt? Wozu das alles ?
Es war soweit. Endlich. Nach den zahlreichen Schwierigkeiten die er gehabt hatte das Buch und die Lebensuhr zu beschaffen. Nachdem er Tagelang durch den Schnee geflohen war…
Heute würde er den Dank für seine Mühen ernten.
Ein letztes Mal vergewisserte er sich.
Jetzt in der letzten Phase einen Fehler zu machen…. Das wäre nicht nur sein Tod.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Zeichen im Buch fingen nun ebenfalls an zu glühen. Schlugen Funken. Die Seiten entzündeten sich.
Graue Flammens stiegen daraus Empor, einzelne Blätter lösten sich aus dem Einband und wurden vom Wind zerstreut.
Der Rauch der von den Flammen aufstieg bildete einen Schleier um die Sanduhr und die strahlende Kugel aus Magie.
Und dann begann Agenir zu sprechen. In einer Sprache die außer Zemas wohl niemand mehr Verstanden hatte. Worte die er zum letzten Mal vor einem Jahrtausend vernommen hatte.
,, Ich bin Agenir Rexin. Nicht länger fürchte ich den Tod. Ich bin befehlige den Tod. Ich nehme das Leben und kann es auch wieder geben. Ich fordere euren Gehorsam und eure Hilfe“
Schlagartig wich das Leuchten der Energiekugel. Immer mehr Blitze jagten über den Boden und schlugen in die Sanduhr ein.
Die Erde bebte. Dann wurde alles einen kurzen Moment still.
Die Magie wurde entfesselt. Das nur noch schwache wich einer tiefen schwärze. Die Sonne, grade aufgegangen wurde von Wolken verdeckt.
Aus der Sanduhr jedoch brach Feuer hervor. Flammenfinger griffen in den Himmel, breiteten sich aus , formten Federn und Flüge. Tosend, im Schlepptau ein Inferno erhob sich der Phönix in den Himmel. Nu um sogleich daran gehindert zu werden. Das Wesen kämpfte. Zog an den unsichtbare Banden die es hielten. Dann viel es zurück verglühte erneut zu Asche die in der Sanduhr gefangen wurde.
Ein dunkles uneinsichtiges Oval hing in der Luft über der Lebensuhr und den ausgebrannten Überresten des Buches.
Nichts geschah. Minuten schienen zu verstreichen. Dann jedoch bewegte sich etwas in der Finsternis.
Es war kaum zu erkennen aber… irgendetwas bewegte sich in der Dunkelheit hinter dem Portal.
Denn das war es. Aber kein solches durch das einst die Verschlinger und ihre Artgenossen in diese Welt eingefallen waren. Kein solches wie es die Heimat der Hostis verwüstet hatte.
Dieses Tor führte... noch weiter…
Eine skelettierte Hand schob sich aus den Schatten und deutete in Richtung des Magiers.
Der Rest der Gestalt blieb in der Dunkelheit.
,, Ihr wünscht ?“ , fragte ein leise , melodische Stimme. Es klang beinahe wie ein Lied. Ein verlockendes anziehendes Lied.
Der Magier schien es auch zu spüren. Aber stärker. Agenir schüttelte mehrmals den Kopf. Er musste jetzt sehr Vorsichtig sein.
,, Tretet ins Licht.“ Seine Stimme war schwach und zittrig. Aber er hatte nah wie vor die Kontrolle.
Das Wesen folgte seinem Befehl.
Die Skeletthand zog sich zurück ins Dunkel.
Dann traten zuerst ein knöcherner Fuß ins schwache Licht das noch wischen den Wolken hindurch kam.
Gefolgt von einem weiteren. Schatten hüllten das Wesen fast wie Kleidung ein. Nur die Arme, Beine und das Gesicht blieben frei von der Dunkelheit. Dunkelheit die manchmal die Form von Gesichtern anzunehmen schien.
Leere Augenhöhlen suchten die Umgebung ab. Und blieben kurz bei Zemas hängen. Hätte das Wesen Augen besessen so war er sich sicher, es hätte gezwinkert. In seine Richtung.
Noch während der Tod sich wieder umdrehte veränderte er sich. Die Knochengestalt wurde ersetzt. Nein.. das war das falsche Wort. Es schien mehr als… würden die Schatten die es umkreisten eine Hülle formen. Eine Hülle die kurz aufglühte. Und dann trat etwas Neues aus der Dunkelheit. Ein zierlicher Fuß.. Beine… Eine Frau in einem einfachen Rock und langen schwarzen Haaren.
Er erkannte sie… Adriana ? Aber… Natürlich. Sein jüngster Zusammenstoß mit dem Tod, auch wenn er nicht selbst dabei gewesen war. Er hatte Lirons Schmerz gesehen
Wen wohl der Magier sah? Es spielte keine Rolle. Der Tod kam in Vertrauter Gestalt. Als Freund nicht als Schnitter bot er einem die Hand… Und genau das beabsichtigte das Wesen.
,, Ihr habt mich gerufen.“ , begann der Tod der vorgab ein Lebewesen zu sein mit derselben melodischen Stimme wie zuvor zu sprechen. ,, Und was möchtet ihr nun ? Soll ich die Last abnehmen? Es muss doch so schwer sein…“
Die Frau legte Agenir zwei Hände auf die Schultern. ,, Alles wiedersehen was ihr vermisst ? Ich kann euch dorthin bringen.“
Der Magier schlug die Hände weg. ,, Kein Wort mehr.“
,, Wie Schade. Früher oder später folgt ihr mir doch alle. Und wenn dann komme ich als Freund. Reiche euch die Hand .Geleite euch durch die letzten Gefahren auf das ihr diese Welt verlassen könnt. Und ob ihr es wisst oder nicht bin ich doch immer da.“
,, Ich sagte Ruhe .Ich gebiete euch.“ Panik machte sich in der Stimme des Zauberers breit. Er hatte Gedacht die Sache unter Kontrolle zu haben. Jetzt jedoch ignorierte das Wesen seine Befehle.
,, Niemand Gebietet MIR!“ alles sanfte war aus der Stimme des Wesens gewichen. ,, ich erfülle euch eine Bitte. Weil Ich es wünsche. Ihr befehlt mir nicht das Geringste. Aber das hat Zeit. Ihr werdet nun Schweigen kleiner Magier.“ Es drehte Agenir den Rücken zu und rat auf Zemas zu.
,, Es ist eine Weile her das mir einer eurer Art gefolgt ist.“ , begann der Tod in Gestalt Adrianas zu sprechen. Doch sie gingen immer freudig mit mir. Als Gleichgestellte. Denkt daran.“
Das Wesen wendete sich wieder an Agenir.
,, Und nun. Um was wollt ihr mich bitten?“
,,Vor Zehn Jahren nahmt ihr einen Seher mit euch. Einen guten Mann. Wir brauchen ihn zurück.“
Der Tod schien nachzudenken.
,, ich weiß von wem ich sprecht. Und ich habe an ihm nichts Gutes Gefunden. Ein verdrehter Mann. Ihm habe ich nicht die Hand gereicht.“
,, Sprecht nicht so üb…“
,, Ihr sollt schweigen!“ Die Stimme des Todes zwang den Zauberer auf die Knie.
,, Ein seltsamer Mann. Und ihr glaubt trotzdem, dass die Welt ihn noch braucht? Sagt mir, wieso?“ Die Stimme des Todes klang wieder so freundlich und Harmonisch wie zuvor.
,, Wir brauchen ihn. Diese Welt muss sich ändern. Bevor es zu spät sein könnte.“
,, Ach ja, diese Veränderung. Aber sie ändert sich bereits nicht? Ihr wollt sie nicht ändern, ihr wollt die Änderung rückgängig machen.“
,, Ihr wisst es. Ich hoffe ihr versteht es.“
,, Ein Narr, immer noch. Wisset noch so viel. Ich gewähre eure Bitte. Aber am Ende kommt ihr mir auch nicht davon. Und ihr werdet rennen Sterblicher. Hört nun noch der Name eures Todes soll Alexis sein. So sei es nun. Gebt mir eure Hand.“ Der Tod streckte dem Magier die Hand hin.
Dieser zögerte kurz. Dann nahm er sie.
,, Ich.. möchte mich entschuldigen.“ , begann Fylla zögerlich.
,, Hmm ?“ Alexis hatte nur halb zugehört. Zu Beschäftigt war er mit seinen eigenen Gedanken.
Seit Liron sie heute Morgen, ziemlich unsanft und wohl immer noch sauer, geweckt hatte waren sie ohne Pause unterwegs und hatten versucht Zemas einzuholen. Was sich als schwierig erwies. Der Drache hatte Liron zwar eine grobe Wegbeschreibung gegeben aber in einer Landschaft wo alles gleich aussah…
,, Habt ihr euch grade tatsächlich Entschuldig ?“ , fragte Alexis ungläubig und auch etwas spottend. ,, knüpfen sie euch dafür beim Orden nicht sofort auf ?“
,, Ob ihrs glaubt oder nicht aber selbst wir sind Zivilisierte Leute. Ich sage nicht, dass ihr Recht hattet. Es war ein Fehler den Orden nicht zu informieren. Aber ich glaube auch.. ihr wolltet uns helfen…und… das richtige tun.“
,, Entschuldigung angenommen. Und schön das ihr auch eine eigene Meinung habt.“
Liron drehte sich zu den beiden um. ,, Na bitte. Geht doch. Ich glaube übrigens wir sind bald da. Seht ihr das?“ Der Seher deutete mit eine behandschuhten Hand in Richtung Horizont
Rauch stieg aus einem Tal auf über dem sich Wolken gesammelt hatten. Ab und zu zuckten blitze durch die ineinander wirbelnden Wolken
,, Sieht seltsam aus.“ , meinte die Tabajaxie.
,, Und fühlt sich auch Merkwürdig an. Erinnert ihr euch an den Knotenpunkt unter Licentia?“
,, Natürlich. Aber das hier ist doch irgendwie anders meint ihr nicht auch?“
Alexis nickte. ,, Sehr merkwürdig. Last uns vorsichtig sein Liron.“
,, Ich weiß nicht.“ Aventus schaltete sich ein. ,, Wenn Agenir dafür verantwortlich ist… Was ist nur aus ihm geworden.“
,, Ihr fragt euch immer noch ob ihr hättet Handeln sollen ?“ , fragte Lis ihn.
,, Nein.“ Aventus Augen blieben an der über dem Drachenfriedhof hängenden Wolke hängen. ,, Nicht mehr. Ich hätte Handeln sollen.“
Es war alles genau wie in seinen Visionen von diesem Ort. Ausgenommen natürlich das es dieses mal Tag war. Was bei der Wolkendecke allerdings keine große Rolle spielte.
Jegliches Licht wurde geschluckt bevor es den Boden erreichen konnte und deshalb konnten sie kaum Hundert Meter weit sehen.
Mehr brauchte es allerdings auch nicht. Zwischen Tümpeln mit kochendem Wasser und Felsblöcken so groß wie Häuser ragten die gewaltigen Gerippe der Drachen wie knöcherne Kathedralen in den Himmel.
Aber noch war nirgends ein Zeichen von Zemas oder von Agenir zu sehen.
Alexis wanderte fasziniert zwischen einem Rippenbogen hindurch der in fast 10 Meter Höhe über ihm schwebte. Der Drache zu dem es einst gehörte musste im Leben einen beeindruckenden Anblick geboten haben. Im Vergleich zu diesem Skelett hätte selbst Zemas fast klein gewirkt.
Lis beobachteten derweil die aufsteigenden Blasen in einem der Überall verteilten Wasserbecken.
Hier merkte man nichts davon, dass ringsherum eine Eiswüste lag.
Fylla und Aventus folgten derweil weiter Liron, der sich nicht beirren ließ und Vorsichtig weiterging.
Irgendwo hier musste sich Agenir aufhalten.
Er kletterte einen kleinen Felsen hinauf ums sich einen Überblick zu verschaffen. Hinter dem Felsen viel die Schlucht noch steiler ab und formte eine Kreisrunde senke. Und darin standen… Agenir und Zemas, der sich nicht rührte. Und da war noch jemand… aber das konnte nicht sein…
Adriana.
Aber.. das war unmöglich.
,, Arcentis ? Was zu…“ mittlerweile hatte Fylla sie wieder eingeholt.
,,Was redet ihr da , das da unten ist…. Moment mal..“
Liron wendete sich an Alexis , Lis und Aventus.
,, Was seht ihr da unten ?“ Ihm kam langsam ein Verdacht
,, Adriana:“ , meinte Alexis
,, Revan.“ , antwortete Lis.
,, Ich bin mir nicht sicher… das… ist nicht real oder ?“ , fragte schließlich Aventus und sprach damit aus was Liron dachte.
,, Ich weiß es nicht.“ , konnte er nur antworten. Was immer da unten war es streckte Agenir eine Hand hin und Zemas stand einfach nur daneben… Was war da los? Die Sanduhr die sie suchten stand, gut erkennbar, auf einem Felsen… und darüber schien einfach ein Stück aus der Welt geschnitten worden zu sein. Ein schwarzes Oval wo man eigentlich erwartet hätte den Horizont zu sehen.
Agenir zögerte noch kurz. Dann ergriff er die Ausgestreckte Hand des Wesens.
Im nächsten Moment schien es von einer Welle aus Schatten eingehüllt zu werden. Formen und Gesichter schienen darin zu erscheinen und wieder zu verschwinden.
Der Riss in der Welt schloss sich noch im selben Augenblick. Und während die Schatten sich wieder verzogen begannen funken über der Sanduhr aufzusteigen. Funken die größer wurden, Flammen bildeten…
Zum zweiten Mal an diesem Tag stieg ein Feuervogel in den Himmel. Nur um sofort wieder zu verglühen. Das Gefängnis aus Glas und Magie hielt stand.
Und während die letzte Glut in der Luft erkaltete war eine neue Gestalt an die Stelle derer getreten der Agenir die Hand gereicht hatte.
Jemand den er gehofft hatte nie wieder zu sehen. Einen Menschen den er besser kannte als ihm lieb war und dennoch nicht durchschaut hatte. Aber… wieso diese Mühe…Wozu das alles ?
Sie würden es wohl bald herausfinden.
Anbrail der Seher starrte direkt zu Liron herüber. Er konnte sie gar nicht übersehen.
Er sah kurz etwas Leuchtendes an ihm vorbei fliegen. Lis . War das Irrlicht grade abgehauen?
,, Seht an. Wenn das nicht einige alte Bekannte sind.“ , sagte Anbrail.
Es hatte keinen Sinn mehr sich zu Verstecken. Gefolgt von den anderen kletterte Liron über die Felsen hinab bis er dem Mann gegenüberstand, der es in Kauf genommen hatte einen ganzen Kontinent zu verwüsten um seine Ziele durchzusetzen, ziele die Liron allenfalls schwammig wenn überhaupt Verstand.
Währen des ganzen Abstiegs lies Anbrail sie nicht aus den Augen. Irgendetwas stimmte hier gar nicht, mal ausgenommen das grade eben ein Toter zurückgekehrt war. Etwas anderes…. Als würde bald alles schrecklich schief gehen.
Aventus lief sofort zu Agenir herüber der reglos hinter Anbrail stand und einfach nur zuzusehen schien.
,, Was hast du getan… all diese toten in der Ordensfestung und.. das ist doch Wahnsinn. “ , begann der Alte und packte Agenir an den Schultern als wollte er ihn wach rütteln.. Weiter sollte er allerdings auch nicht kommen. Agenir stieß Rexin mit einer magischen Schockwelle weg.
Der war auf diesen Angriff in kleinster Weise vorbereitet und schlug hart auf dem Boden auf. Regungslos.
,, Wahnsinn ? Ich glaube nicht.“ , sagte Agenir Rexin zu der reglosen Gestalt.
,, Schade um den anderen Rexin .“ kommentierte Anbrail das ganze kalt. ,, Aber nun zu euch Liron. Wisst ihr ich hatte einige Zeit nach zu denken. Ihr habt mich Verbannt, getötet, Weggeschickt.“
Lirons Hand wanderte unauffällig zum Schwertgriff. ,, Was wollt ihr also ? Rache ?“
Der andere Seher brach in Lachen aus. ,, Ich hatte darüber nach gedacht. Ihr habt mich getötet. Aber euch ist nicht ganz klar wie glaube ich nicht wahr? Wissen kann wie Feuer brennen Liron. Wisst ihr das? Habt ihr es gesehen? Es lauert auf euch.“
Liron glaubte zu Verstehen… Der Verschlinger am Brunnen… Und das Spiegelbild… Brennendes Wissen und noch mehr…. Zorn…
,, Nein Liron. Ich brauche keine Rache. Ich werde euch dem einfach Überlassen.“
Er wendete sich von Liron ab, drehte ihm den Rücken zu und sah zu Alexis.
,, Ich hoffe immer noch euch vor all der Zeit nicht Umsonst gerettet zu haben. Doch zuvor… Agenir. Es gibt hier einen Seher zu viel.“
Der Magier nickte und deutete auf Zemas.
Etwas grub sich in seinen Verstand. Schatten vernebelten seine Sicht, Gedanken wirbelten durch einander. Der Zauberer hatte viel mehr getan als ihn nur zu bannen… Zemas stürmte los ohne es zu wollen.
Liron hatte kaum noch Zeit zu reagieren. Grade rechtzeitig warf er sich zur Seite um Zemas auszuweichen.
Im nächsten Moment packte ihn trotzdem eine der Klauen des Drachen und er wurde hochgerissen… sah den Boden plötzlich in ungewöhnlich großer Entfernung, verlor den Halt unter den Füßen…
Zemas hatte ihn gepackt und flog… Hoch…
Innerhalb von Sekunden war der Drachenfriedhof zu einem kleinen Punkt zusammen geschrumpft.
,, Ihr verdammtes…“ Fylla hatte genug. Das nahm ein End bevor es beginnen würde. Die Attacke von Zemas hatte den letzten Anstoß gegeben. Einen Freund zu so etwas zu zwingen. Aber mehr noch als die Sorge um zwei Freunde war es einfach das Wissen darum für was dieser Mann alles verantwortlich war. Hier gab es keinen Zweifel, kein Zögern wie in Hama. Die Folgen waren klar. Die Entscheidung stand.
Eine Sekunde noch und der Seher Anbrail wäre wieder Geschichte.
Eine Sekunden zu viel.
Er musste etwas gemerkt haben. Eine Hand schoss vor, erwischte sie in der Magengrube und brachte sie ins Straucheln. Der nächste Hieb schlug ihr die Waffe aus der Hand.
,, Ihr wagt es überhaupt erst Straßenkind ?Ihr und eures gleichen haben offenbar ihren Platz vergessen. Der Orden hat schon immer den Narren und Verzweifelten Zuflucht geboten. Etwas das so nicht weiter bestehen wird. Aber das werdet ihr nicht mehr erleben.“
Er hatte ihre Klinge aufgehoben. ,, Ihr folgt nun Rexin.“
Der Schmerz als sich die Klinge durch ihren Körper bohrte währte nur kurz. Es schien mehr als würde plötzlich alles in weite Ferne rücken. Der Boden schien weit weg zu sein… und kam doch näher. Sie kippte zur Seite weg direkt neben den gefallenen Aventus in den Staub.
Mit trübem blick beobachtete sie wie Anbrail an Alexi herantrat. Agenir folgte ihm dabei, immer noch stumm, in respektvollem Abstand. Konnte es überhaupt noch schlimmer kommen… Der metallische Geruch von Blut stieg ihr in die Nase, sie hatte nicht mehr viel Zeit…Da bewegte sich Aventus in ihrer Nähe wieder.
,, Und ihr Alexis ? Ihr von allen müsstet es begreifen.“
,, Was begreifen ?“
,, Was wir tun müssen. Seht euch um. Seit Jahren verändert sich die Welt. Magie… wird unwichtiger. Ihr merkt es doch?“
,, Unwichtiger ?“ , fragte Alexis. ,, Habt ihr davor Angst ? Feuerwaffen aus Egarium , Edircks verrückte Ideen und die anderer… ist das alles ?“ , fragte Alexis.
,, Ihr müsst es doch begreifen können. Sehen wohin die Reise geht. Früher oder später wird man uns einfach nicht mehr brauchen. Sehe, Magier… Drachen.“
,, Das mag sein oder auch nicht.. aber was wollt ihr dagegen... jetzt verstehe ich.“ Alexis glaubte langsam es zu begreifen. Er stand dicht davor.. neue Welt.. was für eine Irreführung.
,, Ein neues Magierreich ? Ihr seid ja vollkommen Verrückt.“
,, Jetzt versteht ihr. Aber nein. Es ist möglich Alexis. Es ist nicht nur möglich sondern erforderlich. Und ich biete euch an Teil davon zu sein. Macht jenseits eurer Vorstellung. Ist es nicht das wonach ihr sucht?“
Anbrail war näher gekommen. Zu nah für Alexis Geschmack. Aber was er Vorschlug… Was er anbot…
,, Alexis Hört mir zu. Nicht ihm. Erinnert ihr euch an eure Ausbildung in Dynastes ? Der Preis der Magie.“ Rexin war wieder aufgestanden. Alexis konnte sich gar nicht vorstellen wie viel Kraft es den Mann gekostet hatte noch einmal auf zu stehen.
,, Das war ein Fehler alter Mann. Ihr hättet liegenbleiben sollen.“ Mit diesen Worten riss Anbrail eine Hand hoch. Flammen brachen daraus hervor und hüllten den wehrlosen Aventus ein.
Dieser jedoch geriet nicht in Panik als die Flammen ihn verbrannten. Er flüsterte lediglich ein letztes klares Wort. ,, Denkt darüber nach.“
,, Was hat er gemeint ?“ , wollte Anbrail wissen.
,, Nichts. Ein Buch. Ein Schriftstück das noch aus der Zeit vor dem Bund stammt. Es ist nicht wichtig.“
,, Und ?“ Anbrail war sich sicher. Alexis war auf seiner Seite. Der Mann hatte seit jeher ein besonderes Geschick und gleichzeitig auch eine Rücksichtslosigkeit im Umgang mit Magie an den Tag gelegt.
,, Wobei… etwas wichtiges gab es da schon.“
,, Das wäre ?“
,, Wähle deine Seite mit bedacht. Denn hast du einmal gewählt bleibst du dort für den Rest deines Lebens. Ich habe gewählt. Tut mir Leid aber eure neue Welt werdet ihr ohne mich bauen müssen. Und ihr Agenir hättet auf Aventus hören sollen.“
Er hatte den Zauber seit Minuten vorbereitet und wusste jetzt hieß es alles oder nichts. Mit dem letzten Satz ließ er alle geistigen Barrieren fallen. Eine Energie welle schleuderte Anbrail und Agenir gegen eine Wand. Blendende Blitze schlugen in den Erdboden.
Er hatte nur Sekunden um zu entkommen aber… er musste sicher gehen.
Für Aventus kam jede Hilfe zu spät. Sein Körper war durch das Feuer teilweise zu Asche verwandelt worden. Aber auf dem unverletztem Gesicht lag ein Zufriedener beinahe erleichterter Ausdruck.
Fylla hingegen… er hatte sich nicht getauscht. Sie atmete noch... noch… der Blutteppich der sich um sie herum ausgebreitet hatte machte Alexis Angst. Es könnte schon zu spät sein… Aber er hatte jetzt keine Zeit oder Ruhe für einen derart Aufwendigen Heilzauber.
Der Heiler musste sich erst einmal selbst helfen. Und das bedeutete mit Fylla zu entkommen. Danach könnte er sich um die Verletzungen kümmern.
,, Ihr seid doch kein vollkommener Narr glaube ich.“ Hörte er ihre kraftlose Stimme.
,, Ihr könnt nicht laufen oder ?“
Anstatt einer Antwort verlor Fylla endgültig das Bewusstsein.
,, Das heißt dann wohl Nein.“ Er würde sie tragen müssen.
Zemas trug ihn immer noch höher und weiter. Weg vom Friedhof, Weg von den anderen…
Unter ihm raste die Schneebedeckte monotone Landschaft vorbei. Doch er hatte kaum Zeit wirklich etwas zu erkennen, zu sehr war er damit beschäftigt irgendwie aus dem Griff des Drachen zu entkommen.
Er hatte keine Ahnung wieso Zemas ihn angriff, aber im Augenblick hatte er auch nicht einmal die Möglichkeit darüber Nachzudenken. Der eiserne Griff der Klauen presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen und drohte ihn zu ersticken.
Panisch tastete er nach seiner Waffe, Versuchte irgendwie an den Schwertgriff zu kommen.
Langsam tastete er sich mit den Fingern an die Klinge heran. Er musste schnell sein, sein Blickfeld trübte sich bereits.
Mühelos durchdrang die klinge die Schuppen der Drachenkralle.
Der Griff lockerte sich etwas, immerhin genug um ihn wieder atmen zu lassen.
Aber Zemas schüttelte sich nach dem Angriff und das Schwert, jetzt mit dem Blut des Drachen getränkt, rutschte ihm aus der Hand. Er sah die Waffe unter ihm im Schnee landen.
Jetzt war er auch noch unbewaffnet bis auf…
Die Pistole die Edrick ihm, vor einer Ewigkeit wie es schien, gegeben hatte. Hatte er die Waffe nach dem Kampf gegen den Verschlinger wieder geladen? Er wusste es nicht. Wenn nicht war er tatsächlich verloren. Schon nahm ihm der Griff des Drachen erneut die Luft.
Zemas vollführte immer noch waghalsige Flugmanöver so das Liron kaum Zielen konnte. Der Wind wirbelte ihm Schneeflocken ins Gesicht. Aber er hatte nur einen Versuch.
Jetzt oder nie.
Ein Lichtblitz gefolgt vom typischen Geruch nach verbrannten Pulver. Er wusste dass er getroffen hatte als sich der Griff des Drachen erneut lockerte.
Und er sich plötzlich im freien Fall wiederfand.
Der Boden kam mit rasender Geschwindigkeit näher. Der Aufprall nahm ihm zum dritten Mal den Atem. Er rollte sich auf dem Schnee ab und blieb dann einen Augenblick regungslos liegen.
Obwohl er Aufschlag durch den Schnee gedämpft worden war wies ihn das Reißen in der Brust daraufhin das er sich mindestens eine Rippe gebrochen hatte. Und sein linker Arm schien... taub zu sein.
Liron richtete sich langsam wieder auf.
Nur um sich sofort wieder hinwerfen zu müssen wobei sich die gebrochene Rippe wieder schmerzhaft bemerkbar machte.
Zemas stürzte sich auf ihn herab und er konnte im letzten Moment noch ausweichen.
Der Drache war immer noch darauf aus ihn zu töten. Und Liron war nun vollkommen Unbewaffnet.
E musste unbedingt sein Schwert wiederfinden oder eine andere Waffe beschaffen bevor…
Zu spät. Zemas war über ihn setzte zu einem Hieb mit der verletzten Klaue an die Liron mit Leichtigkeit aufspießen würde…
Doch dann hielt der Drache inne. ,, Lauf weg. Ich kann nicht…“
Bevor er weitersprach schlug Zemas doch nach ihm. Doch wieder konnte Liron ausweichen auch wenn der Schmerz durch die gebrochenen Knochen langsam unerträglich wurde und es schwierig machte sich überhaupt noch zu bewegen.
Aber dort.. in wenigen Metern Entfernung glitzerte etwas im Schnee… Er tastete danach, bekam Metall zu fassen, grade Rechtzeitig um einen weiteren Krallenhieb abzuwehren.
Wieso verbrannte Zemas ihn nicht einfach? Dazu wäre er mehr als nur in der Lage. Kämpfte er immer noch gegen das an womit Agenir ihn verzaubert hatte an?
Er wusste es nicht. Aber wenn doch bestand noch Hoffnung. Aber wenn der Drache nicht in der Lage war den Zauber zu brechen wie sollte…
Etwas Leuchtendes Huschte aus seiner Tasche und kam knapp neben seinem Ohr zum Stehen.
,, Hör mir zu.“ Flüsterte das Irrlicht während Liron nur knapp den letzten Angriff von Zemas abwehren konnte. Mit nur einem Arm zu kämpfen war ungewohnt und ermüdend. Es kostete ihn alle Kraft sich nur zu Verteidigen. Von einem Angriff ganz zu schweigen.
,, Hör mir zu.“ , wiederholte es. ,, Der Ban der Zemas kontrolliert kann nicht gebrochen werden. Nicht so.“
,, Was soll ich dann bitte tun ?“ , rief er während er zum wiederholten Mal unter einer Klaue durchtauchte.
,,Lauf. Wir können ihm jetzt nicht helfen.“
So sehr es ihm auch wiederstrebte. Lis hatte Recht.
Doch grade als er sich umdrehe und losrennen wollte, streifte ihn etwas. Klater Schmerz durchfuhr ihn als die Krallen sich in seinen Rücken gruben und zur Seite schleuderten.
Er konnte kaum noch sehen, sich nicht mehr bewegen. Er spürte wie der Schnee unter ihm schmolz. Wie die langsamen Schritte des näher kommenden Drachen die Erde erzittern ließen…
Aber da war noch etwas anderes.
Eine dunkle Gestalt die sich über ihn beugte. Glühende Augen, den seinen so ähnlich und doch nicht länger Menschlich.
Streckte es ihm die Hand entgegen?
,, Nein.“ Hauchte er. Er wusste das er grade starb hätte sich aber gewünscht den Worten mehr Kraft geben zu können.
,, Ich bin das einzige was euch retten kann. Was euch beide retten kann. Brecht den Fluch.“ Es war das erste Mal das sein seltsamer Wiedergänger mit ihm sprach und er zuckte beim Klang seiner eigenen Stimme zusammen.
Er hatte es beim letzten Mal nicht kontrollieren können. Seine gesamten inneren Barrieren, welche ihm von der Macht der Quelle trennten, waren zerbrochen.
Aber hatte er eine Wahl?
Mit letzter Kraft hob er den rechten Arm und ergriff die Hand der dunklen Gestalt die sogleich darauf Verschwand.
Sofort spürte er die neue Kraft die in ihm Aufzuwachen schien. Unbegrenzt. Die Kontrolle schwand.
Er blieb ruhig liegen als der Drache zum, vermeintlich, letzten Schlag ausholte.
Die Kralle traf nur Schnee. Verwirrt ob des plötzlichen Verschwindens seines Opfers sah sich der Drache um.
Grade noch rechtzeitig um Mit zu bekommen wie sich ihm eine Klinge in den Körper bohrte.
Die Verletzung war nicht gefährlich, mehr ein Mückenstich, aber als sich die gewaltige Kreatur Namens Zemas umdrehte um die Mücke zu zerquetschen war dort… nichts.
Ein erneuter Stich, diesmal ein tiefer Schnitt. Diesmal jedoch blieb Liron wo er war.
Aber war das Überhaupt noch Liron. In dem nicht von dem Bann beherrschten Teil seines Verstandes fragte sich Zemas was mit seinem Freund nicht stimmte. Es waren die Augen. Ein unheimliches violettes Glühen hatte sich darin Festgesetzt, welches die normale Grün-blaue Farbe überstrahlte.
Gezwungen durch den Zauber griff Zemas erneut an. Nur um sich plötzlich Bewegungsunfähig Vorzufinden.
,, Hört meine Stimme Drachenfürst.“ Die Worte hallten in der klaren Luft wieder, brachten diese zum Vibrieren. Aber es waren nicht nur die Worte selbst. Es war als würde Liron mit zwei Stimmen sprechen. ,, Haltet euch daran fest, brecht die Schatten. Niemand unterwirft euch. Niemand kontrolliert euch.“ Die Worte schienen den Zauber tatsächlich zu schwächen, lösten die Bande di Zemas mit Agenirs Willen Verbanden. ,, Seit Frei !“
Der Zauber viel in einem Wirbel aus Funken in sich zusammen. Wind erhob sich der kurz den Schnee um Zemas und Liron aufwirbelte… Dann schien es vorbei zu sein.
,, Danke.“ Zu mehr war der Drache nicht imstande.
Liron nickte nur. Dann kippte er zur Seite weg.
Sie waren ihnen auf den Fersen. Anbrail, Agenir und offenbar auch eine Gruppe seiner Gefolgsleute die sich im Umland verborgen gehalten haben mussten. Wusste der Teufel wo die alle herkamen.
Und er konnte nicht mehr lange weiter. Nicht nur das Alexis immer noch Fylla tragen musste, wenn er ihr nicht bald half würde er sie nicht mehr weit zu tragen brauchen. Das Blut hatte bereits seine gesamte Robe durchtränkt. Anbrail hatte aber auch unbedingt eine Arterie treffen müssen.
Einer ihrer Verfolger, ein Mann der einen schwarzen Umhang mit den Goldgestickten Buchstaben A und U trug, holte sie ein. Alexis wirbelte herum setzte eine hastig gewebte Flammenwand frei und verwandelte den Mann in Asche.
Er musste die kurze Pause nutzen die ihnen das Verschaffte.
Alexis legte Fylla ab. Er hatte sie schon einmal geheilt aber verglichen hiermit, war das ein Kratzer gewesen.
Er durfte keinen Fehler machen. Sammelte sich für den Zauber.
,, Wehe das gibt eine Narbe.“
Die schwache Stimme riss ihn aus der Konzentration. Erstaunlich das die Tabajaxie überhaupt noch sprechen konnte.
,, Ich fürchte das gibt sogar mehr als eine.“ , sagte er und versenkte sich wieder in dem Zauber.
Es war getan. Er wusste nicht wie lange er gebraucht hatte. Vermutlich zu lange. Sein Kopf schien schwer zu sein und es war unmöglich zusammenhängend zu denken. Der Preis wenn man seine Kräfte überbeanspruchte. Fylla war bewusstlos würde aber vermutlich überleben.
Der nächste Verfolger kam aus dem Wald. Ohne zu zögern entfesselte er einen Blitz welcher den Mann fällte.
Der nächste viel durch einen Feuerball. Genau wie der Übernächste.
Beim Vierten Angreifer war es soweit. Er hatte alles gegeben, getan was er konnte. Dieser wenigstens noch sollte erfahren was es hieß sich mit einem Magier anzulegen. Statt des beabsichtigten Blitzes sprühten nur ein paar Funken. Um ihn herum wurde es schwarz.
,, Sollen wir ich töten ?“ hörte er noch die Stimme des vierten
,, Nein Anbrail will beide lebend. Als…“ Den Rest der Antwort verstand er nicht mehr. Sein letztes bisschen Bewusstsein Schwand.
Er stand in einem Garten… oder doch nicht? Es sah aus wie Pflanzen. Pflanzen aus Kristall.
Springbrunnen mit erstarrten Fontänen in denen sich das Licht brach. Woher kam es?
Eine Stadt… im Nebel nur Schemenhaft zu erkennen überragte hinter ihm den Glasgarten. Und von dort schien das Licht zu kommen.
Wo war er?
Das letzte woran er sich erinnerte… Der Drache. Der Schatten. Träumte er? Oder hatte Zemas ihn so schwer verletzt…
Liron streckte vorsichtig die Hand nach einer gläsernen Bluem aus. Eine Rose glaubte er aber sicher konnte er sich nicht sein.
Die Blätter zersplitterten sobald er sie berührte, das Glas veränderte sich wurde dunkel…
Eine Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit. Glühende Augen… Er wich zurück.
Das Wesen blieb stehen. Um es herum verdunkelte sich das Kristall und zersprang dann. Als würde es alles Auflösen was es berührte oder dem es nahe kam.
Genau wie die Rose die er berührt hatte.
Er drehte sich herum, rannte durch den Garten aus Licht und Kristall. Und blieb an einem gefrorenen Brunnen stehen.
Gläserne Ranken hatten sich darum gebildet, schienen das durchscheinende Mauerwerk zusammen zu halten.
Das Wesen das ihn Verfolgt hatte konnte er nicht mehr sehen.
Dafür trat nun jemand anderes aus dem Nebel… Nein.. es erschien. Bildete sich heraus…
Alexis. Fylla , am Boden und offenbar verletzt . Und mehrere Männer die er nicht kannte.
Einige verbrannte der Magier noch zu Asche. Dann kippte er selbst zur Seite weg.
Was war hier los? Wo war er…
Der Nebel verzog sich und er starte auf eine Felswand aus weißem Marmor in der ein einzelnes offenes Auge eingekerbt war.
Und dann trat der Schatten wieder hervor. Das Wesen hatte ihn aufgespürt…
Er fuhr ruckartig hoch und sah sich um. Er war immer noch auf der Schneebedeckten Ebene auf der er gegen Zemas gekämpft hatte.
Und der Drache stand keine Zehn Meter entfernt und sah sichtlich besorgt zu ihm herüber. Zusammen mit dem Irrlicht dessen helles Leuchten er hier und da in der Dunkelheit… Dunkelheit ? Es war früher Morgen gewesen als er…
,, Wir hatten schon geglaubt du wachst überhaupt nicht mehr auf.“ , sagte das Irrlicht mit gewohnt leiser Stimme.
,, Ja… Wie lange war ich weg?“
,, Mehrere Stunden. Wir haben die ganze Zeit hier gewartet. Und du kannst von Glück reden auch hier zu sein.“ , sagte der Drache. Die Verletzungen die Liron ihm während des Kampfes zugefügt hatte schienen ihn sichtlich zu behindern. Hatte er wirklich so viel Schaden angerichtet? Er konnte sich kaum an den Kampf erinnern nachdem er…
,, Hast du eigentlich eine Ahnung was du vorhin getan hast ?“
Liron war über den wütenden Ton des Drachen überrascht. Noch ein Überbleibsel des Bannes ?
,, Nun.. ich schätze ich habe uns beide davon abgehalten heute zu sterben.“
,, Liron. Wieso hast du nichts gesagt? Diese Spaltung…“ begann das Irrlciht.
,, Ich hätte es gleich vermuten müssen. Man setzt sich keinem Magieknoten aus ohne sich zu Schützen.“
Liron verstand kein Wort. Selbst wenn sein Kopf sich nicht anfühlen würde, als könnte er jeden Moment zerspringen. Das ergab keinen Sinn.
,, Könntet ihr mir vielleicht erklären was eigentlich los ist ?“
Zemas schien plötzlich genauso verwirrt. ,, Soll das heißen das war keine Absicht ?“
,, Was war keine Absicht ?“
,, Er weiß es wirklich nicht Zemas. Das ist mehr als…“
,, Ruhig. Alexis hatte es bereits vermutet. Ich hätte es damals schon erkennen müssen. Also doch keine Bewusste Trennung.“
Liron war langsam mit seiner Geduld am Ende. Während Lis und Zemas hier über etwas diskutierten das er nicht Verstand ließ irgendwo da draußen Anbrail frei herum und hatte vermutlich Alexis und Fylla gefangen oder vielleicht sogar getötet. Etwas das er sich lieber nicht vorstellen wollte.
,, Könnt ihm mir jetzt endlich sagen was mit mir los ist ?“ Die Worte waren lauter als beabsichtigt. Wütend.
Der Drache wich fast ängstlich zurück. Und das Irrlicht versteckte sich hinter dem Koloss.
Als nichts geschah begann Zemas langsam zu sprechen.
,, Du hast dich vor Zehn Jahren in Licentia der Magiequelle ausgesetzt. Einem Potal in die Leere, das Reich der Verschlinger. Normalerweise würde dies jeden töten. Die Magie würde ihn einfach verbrennen.“
,, Wie bei Agenir ?“ , fragte Liron nach.
,, Nur noch schneller.“ , antwortete das Irrlicht.
Zemas fuhr fort. ,, Wie dem auch sei. Etwas hat dich geschützt. Du hast das Wissen und die Macht weggesperrt, richtig?“
,, Ich wüsste nicht wie man sonst damit leben könnte. Ist das so etwas Besonderes?“ Er erinnerte sich an den Moment als er diese Macht das erste Mal gespürt hatte. Damals hätte es ihn fast zerstört, seine Ideale vernichtet und ihn dazu getrieben zu Versuchen die Hostis völlig Auszulöschen.
Doch die anderen hatten ihn daran gehindert. Ihn zur Vernunft gebracht. Weshalb er die Energie gegen Anbrail gerichtet und ihn getötet hatte.
,, Liron. Du hast einen Teil deines Verstandes abgetrennt. Die meisten Menschen bräuchten Jahrzehnte um so etwas zu lernen. Aber Seher sind eben nie die meisten Menschen.“
Liron schien langsam dahinter zu kommen. ,, und ihr glaubt dieser Teil wacht jetzt wieder auf und erlaubt mir…“
,, Glaub ja nicht du könntest das nutzen. Das wäre als würdest du Versuchen einen Sturm zu bremsen.“ , rief Lis.
,, Ich brauche es allerdings möglicherweise. Und bisher hatte ich es doch ganz gut im Griff…“
Zemas trat wieder vor, sorgte dafür das seine glutroten Augen auf einer Höhe mit Lirons blaugrünen waren. Augen die noch vor kurzen gespenstisch geglüht hatten.
,, Hör mir zu. Du kannst es nicht kontrollieren. Egal was du versuchen würdest. Benutz es nie wieder hörst du? Du wirst genauso verbrennen wie Agenir es bereits tut wenn du es versuchst.“
,, Zemas. Es ist euch möglicherweise entgangen. Aber irgendwo dort draußen ist jetzt grade Anbrail. Er hat die Lebensuhr und mehr als genug Anhänger. Mein Leben ist dabei nicht wichtig. Und ich werde jeden Vorteil nutzen.“
,, Du hast es immer noch nicht verstanden. Es geht nicht darum das es dich mit Sicherheit Töten würde. Es würde dich übernehmen, Korrumpieren und diesen Kontinent als rauchenden Leichnam hinterlassen. Erinnre dich an Grauhafen vor Zehn Jahren. Wenn du wirklich meinst nicht weiter zu wissen,“ Der Drache tippte ihm mit einer Klaue an den Kopf. ,, Benutz einfach was du schon immer hattest.“
Seine Sehergabe… Natürlich. Mit etwas Glück würde er herausfinden wohin Anbrail unterwegs war. Und was aus Alexis und Fylla geworden war.
Licentia. Wie waren sie so schnell hierhergekommen? Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, das sie eigentlich Tot sein sollte.
,, Geh einfach mit.“ wies Alexsi sie an. Sie befanden sich in einer großen Menschengruppe, allesamt in dunkle Mäntel gekleidet und mehr oder weniger offensichtlich bewaffnet.
Und ganz an der Spitze ging Anbrail, eine Sanduhr in der Hand.
,, Was ist hier los ? Warum …“
Alexis bedeutete ihr mit einer Handbewegung ruhig zu sein. Dabei fiel ihr ein Metallener Ring an seinem Handgelenk auf. Und sie selbst trug auch einen. Waren das etwa…
Sie versuchte einen Zauber zu beschwören. Nichts. Diese Schweine benutzten doch tatsächlich dieselben Magiefesseln wie der Orden. Aus eigener Erfahrung wusste sie, diese Ringe waren unmöglich selbst wieder zu entfernen und würden jegliche Magie blockieren.
Ihnen blieb tatsächlich nichts anderes übrig als zu folgen. In Richtung Ratspalast.
Auch wenn die Situation nicht viel Schlimmer sein konnte war Alexis doch zumindest über den Umstand froh das Fylla wieder aufgewacht war. Eine Weile lang war er sich nicht sicher gewesen.
Selbst nach der Heilung.., er hatte lediglich die Wunden geheilt. Den Blutverlust jedoch ausgleichen konnte er nicht.
Sie war zwar wieder halbwegs bei Bewusstsein gewesen als Anbraisl Leute sie ergriffen hatten aber trotzdem hatte er sie den ganzen, höchst seltsamen Weg noch stützen müssen.
Wobei sich die erste Etappe eher als Anstrengend erwiesen hatte. Mit einem Dutzend Bewaffneter im Rücken und kaum selbst in der Lage zu laufen war er den gleichen Weg zurück gestolpert über den er zuvor geflohen war.
Bis sie letztlich wieder genau dort ankamen wo Anbrail zurückgekehrt und Aventus getötet hatte. Und wo der Drache Zemas Liron in den Himmel gerissen hatte.
Er hatte gar nicht mehr an den Seher gedacht. Ob er mehr Glück gehabt hatte als sie?
Anbrail hatte inzwischen die Sanduhr von ihrem Platz auf dem Felsen geholt und betrachtete fasziniert die detaillierten Verzierungen auf dem Sockel. Die Beiden Worte Leben und Asche.
Währenddessen war Agenir bereits wieder dabei einen Zauber zu weben, die Energie dieses Ortes auszunutzen.
Mit seinen offenbar nahezu Unbegrenzten Fähigkeiten hatte er Alexis zumindest voraus ohne Unterbrechung Magie einsetzen zu können.
Anbrail legte die Sanduhr beiseite und trat auf Alexis zu.
,, Ihr seid ein Narr Alexis. Ich habe euch alles geboten wonach ihr strebt.“
,, Der Preis dafür wäre zu hoch.“ , entgegnete er. ,, Der Preis für euer gesamtes Vorhaben ist zu hoch. Wieviele denkt ihr müssen wegen eurer Pläne sterben? Der gesamte Bund ?“
,, Das glaubt ihr vielleicht. Aber ihr wisst nichts. Ich habe keinesfalls vor den Bund zu vernichten. Wieso etwas ersetzen was bereits funktioniert wenn man es… umstrukturieren kann.“
,, Und ihr glaubt wirklich man wird euch einfach so die Kontrolle überlassen ?“
,, Das glaube ich nicht nur…“ , Er drehte sich zu Agenir um. ,, Können wir ?“
Der vermummte Magier nickte und zeichnete mit den Fingerspitzen einige Symbole in die Luft die kurz aufleuchteten nur um sofort wieder zu verschwinden.
Dann schien die Welt verzerrt zu werden. Alles wirkte fehl am Platz… ungewöhnlich gestreckt.
Das nächste was er sah war heller Sonnenschein der sauf die gepflasterten Wegen Licentias fiel.
Der plötzliche Temperaturwechsel zwischen der Kälte Ravens und dem noch fast herbstlichen Klima hier verwirrte ihn einen Moment.
Aber nur einem Moment. Dann stieß ihn jemand vorwärts. ,, Los weiter.“
Am Eingang zu den Ratskammern stellten sich ihnen zwei Wachposten in den Weg. Das Auftauchen einer Gruppe bewaffneter hatte sie misstrauisch werden lassen.
,, Halt wer…“
Zwei von Anbrails Anhängern löste sich aus der Gruppe und rannten auf die Wachen zu. Bevor die zwei Soldaten reagieren konnten wurden sie bereits attackiert. Einer bekam ein Messer zwischen die Rippen und stürzte die Treppe Richtung Stadt hinab. Der andere reagierte Schneller parierte den Schlag des Angreifers und rannte dann ins Innere des Gebäudekomplexes.
Die zwei Angreifer versuchten ihnen nachzusetzen aber Anbrail hielt sie zurück.
Es spielte keine Rolle mehr ob den Rat jemand warnte.
Dafür war es viel zu spät.
Edrick wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte Lirons bitte ihn fürs erste zu vertreten gerne erfüllt. Zumal momentan kaum wirklich wichtiges geschah. Besser gesagt, ihm war langweilig.
Oder langweilig gewesen.
Die Türen des Rastsaals flogen auf und ein gehetzt aussehender Mann in Panzerung rannte herein.
,, Alle raus, wir werden..“ weiter kam er nicht. Eine unsichtbare Kraft hob ihn vom Boden und Schleuderte ihn in die tribünenartigen Sitzreihen
Sofort sprang der halbe Saal auf. Einige Ratsherren griffen zu den Waffen. Die Magier unter ihnen machten sich bereit. Alle Aufmerksamkeit war auf die offenstehende Tür gerichtet aus der nun eine Gruppe von Männer trat und einen Kreis bildete.
Ein weiterer Mann trat , demonstrativ langsam und gefolgt von einer Vermummten Person in die Mitte des Saals.
Alexis und Fylla wurden von einem von Anbrails Leuten zurückgehalten und warteten in der Tür des Raums. Was hatte Anbrail vor…
,, Der Rat ist hiermit aufgelöst. Die Kontrolle über den Bund und alle seine Belange unterstehen ab sofort mir.“
Einige Rastherren begannen zu lachen. Andere sahen sich unsicher um. Aber ernst zu nehmen schien ihn keiner.
,, Ich weiß ja nicht wer ihr seid aber…“ , begann ein grauhaariger Mann in den unteren Sitzreihen zu sprechen.
Bevor jemand Begriff was Geschah hielt Anbrail die Sanduhr einen Moment hoch. Und drehte sie um. Das Wort,, Asche“ war nun am Boden. Ein Strahl aus Dunkelheit traf den Mann, hüllte ihn ein. Alles was blieb war ein sauber gebleichtes Skelett und die Überreste seiner Kleidung die Aussah als wäre sie hundert Jahre oder mehr gealtert.
Einige Sekunden noch wiedersetzen sich die Knochen der Schwerkraft. Dann viel alles in einem Staubhaufen zusammen.
Als wäre nichts geschehen sprach Anbrail weiter. ,, Des Weiteren ist Liron Weißläufer bei Gelegenheit zu töten oder gefangen zu nehmen.“
Diesmal lachte niemand. Nur eine Stimme wiedersetzte sich in dem Raum klar zu verstehen.
,, Und ihr glaubt wirklich das einer von uns das zulassen wird ?“
Es war Edrick.
,, Ich denke schon.“ Er hob die Sanduhr erneut hoch. Die Asche im inneren glühte kurz auf. Aber er tötete Edrick nicht. Eine Demonstration war genug für alle anderen gewesen. Ein weiterer Angriff und es würde Panik ausbrechen. Und das würde alles nur unnötig verzögern.
,, Dann denkt ihr Falsch. Einige von uns haben noch unter Jaret gekämpft. Wir haben gesehen wozu Machtgier führt. Geht Zauberer bevor ihr erfahrt wozu.“
,, Nun. Ich fürchte das wird nicht möglich sein. Aber ihr geht.“
,,Was..“ Edrick wirbelte herum grade noch um eine Faust auf sich zufliegen zu sehen. Während ihres Gesprächs hatte sich einer von Anbrails Leuten hinter ihn geschlichen.
,, Bringt den alten Mann und die anderen Beiden irgendwo sicher unter. Und gebt an alle Wachen den Befehl. Liron wird früher oder später hier auftauchen. Und dann sollte er nicht weit kommen. Verstanden?“
Der Mann mit dem Anbrail sprach nickte.
Es hatte begonnen.
Lirons Geist schien diesmal unglaubliche Mühen zu haben die innere Ruhe zu finden die er brauchte.
Es war beinahe als hätte sich ein Nebel vor über alles gelegt. Irgendwann tauchte sein Verstand dann doch ab.
Er wanderte durch im dunkeln Liegende Flure. Hallen und Säle die er wiedererkannte. Er war in Licentia. Die Stadt unter schien nur von Mondlicht beleuchtet aber…. Irgendetwas stimmte nicht.
Er verließ die Ratshallen und strebte auf die Gassen der Stadt zu.
Niemand war auf den Straßen. Oder doch nicht ? Das Gerassel von Kettenhemden brachte ihn dazu sich in einer Ecke zu verstecken. Aber nur einen Moment. Niemand könnte ihn sehen. Er war ja nicht mal wirklich hier.
Eine Gruppe von Licentias Wachen kam um die Ecke.
,, Weiß jemand was den Rat dazu gebracht hat plötzlich eine Ausgangssperre zu verhängen ?“
Einer aus der Gruppe schüttelte den Kopf. ,, Aber es gefällt mir nicht. Und was ist mit diesem neuen Befehl? Den König festzusetzen sobald er auftaucht?“
Bevor Liron noch mehr verstehen konnte war die Gruppe bereits wieder verschwunden. Aber er hatte sowieso genug gehört.
,, Immer noch am Leben wie ?“ er drehte sich herum, wusste aber schon wen er vorfinden würde. Es gab nur eine Person die ihn sehen könnte.
,, Was habt ihr mit Fylla und Alexis gemacht ?“
Anbrail lachte. ,, Wenn ihr euch doch selbst hören könntet. Diese Wut. Sie leben. Und daran wird sich nichts ändern solange ihr wegbleibt.“
,, Glaubt ihr wirklich das ich das tun werde ?“
Anbrail zuckte gleichgültig mit den Schultern. ,, Ich warne euch nur einmal.“
Ohne zu wissen ob das überhaupt möglich war packte Liron den Seher und drückte ihn gegen eine Hauswand.
,, Ich warne euch ebenfalls nur einmal. Ihr habt meine Freunde gefangen, einige davon getötet und nun versucht ihr hier die Kontrolle zu übernehmen. Hört mir zu Anbrail, denn ich sage das nur einmal. Ich werde zurückkommen. Und wenn ich hier bin solltet ihr rennen. Denn ihr werdet euch nirgendwo und damit meine ich absolut nirgendwo vor mir verstecken können.“
Einen Moment lang glaubte er so etwas wie Furcht in den Augen seines Gegenübers zu erkennen.
,, So sei es dann.“
Liron tauchte aus der Vision auf. Die Wut brannte immer noch in seinem Inneren. Aber mittlerweile kontrollierter. Die Schatten die noch Momente zuvor erneut nach seinem Geist gegriffen hatten verschwanden.
Er sprang auf. ,, Zemas. Ich muss sofort zurück nach Licentia.“
Der Drache fragte gar nicht erst sondern nickte nur.
,, Lis kommt ihr ebenfalls mit uns ?“
,, Was für eine Frage. Wir bringen das zu Ende.“
,, Also dann los.“ Liron überprüfte kurz seine Waffen. Das Schwert und die Pistole für die ihm mittlerweile die Munition ausgegangen war. Es musste reichen.
Zu Fuß hätten sie Tage wenn nicht eine Woche gebraucht um nach Licentia zu gelangen. Mit Zemas Hilfe hingegen brauchten sie weniger als einen Tag.
Zemas landete etwas abseits des Dorfes das den Zugang zu den unterirdischen Wegen bildete über die Liron die Stadt betreten wollte.
,, Ihr bleibt hier Zemas.“ , wies er den Drachen an.
Dieser Protestierte natürlich sofort. ,, Du wirst meine Hilfe brauchen.“
,, Nein alter Freund. Diesmal nicht. Anbrail hat alle Wachen angewiesen nach mir Ausschau zu halten. Aber möglicherweise gibt es viele die seine Befehle ignorieren werden. Wenn ich keinen Bürgerkrieg und damit ein Blutbad anrichten will muss ich unauffällig sein. Und selbst in euer Menschlichen Form seit ihr das nicht.“
,, Ihr wirkt auch nicht grade wie ein Bauer.“ , bemerkte das Irrlicht spitz fügte aber noch hinzu : ,, Viel Glück.“
,, Das Endet bevor es begonnen hat.“ Sagte er noch bevor er außer Sichtweite verschwand.
,, Folgt ihr ihm ?“ , wendete sich Zemas an das Irrlicht.
,, Natürlich.“
Er rannte förmlich durch die nur spärlich Beleuchteten Gänge. Leute wichen ihm aus. Es kümmerte ihn nicht. Hier unten hoffte er noch nicht mit Ärger rechnen zu müssen.
Als er sich dem Stadtausgang näherte wurde er langsamer. Einige Leute drehten sich nach ihm um. Manche erkannten ihn.
Flüsternd verfolgte ihn sein Name während er auf das Tor zuging.
Tageslicht viel durch die geöffneten Flügel und erhellte die Grotte welche als Vorplatz diente.
Ein schöner Anblick nachdem er Minutenlang durch die Dunkelheit gehastet war.
Langsam ging er weiter, schritt durch die Steinernen Tore und hinein in das Herz des Bundes.
Er war erkannt worden. Hatte einen Fehler gemacht. Und es kostete ein Leben.
Hinter den Toren lag ein weiter offener Platz. Geschäfte, jetzt allesamt geschlossen, säumten die weitläufige Fläche aus Stein und Marmor.
Drei Wachmänner, welche wohl die Stadttore im Auge behalten sollten lehnten an einem Brunnen, welcher das Zentrum des Platzes bildete.
Er dachte zumindest, dass es drei waren.
Den vierten hinter sich sollte er erst bemerken als es schon viel zu spät war.
Liron hatte etwas übersehen. Dessen war er sich nachher sicher. Ein geheimes Signal vielleicht… oder möglicherweise hatte der Vierte ihn auch aus der Entfernung erkannt?
Es spielte keine Rolle…
Ein Gewehr wurde angelegt. Der Mann war sich sicher, dass er sein Ziel gefunden hatte.
Ein Moment noch…
Sein Ziel stand mit dem Rücken zu ihm. Er würde nicht einmal wissen was ihn getroffen hatte.
Der Abzug wurde durchgedrückt.
Liron spürte den Aufprall. Wurde herumgewirbelt… aber… keine Schmerzen?
Eine schimmernde Barriere aus Licht hatte sich hinter ihm aufgebaut. Ein zerdrücktes Stück Metall schwebte darin eingefangen. Das Licht verdichtete sich, formte sich wieder zu einem einzigen Punkt.
,, Beende es.“ , flüsterte das Irrlicht. Dann zerfiel die fragile Form zu Staub.
,, Das werde ich…“ Liron stand wieder auf. Das durfte nicht Umsonst gewesen sein.
Er sah hinauf zum Torbogen auf dem der Schütze immer noch stand, unfähig zu begreifen was grade passiert war.
Der Mann den er hatte töten wollen blickte einfach nur zu ihm herauf. Er wollte seine Waffe nachladen, aber die Finger zitterten zu stark. Der Pulverbeutel rutschte ihm aus der Hand und schlug irgendwo unter ihm auf den Boden. Liron hob den kleinen Lederbeutel auf.
Er hatte versagt, wusste allerdings nicht wie. Aber das spielte gleich keine Rolle mehr. Einer der drei anderen schlich sich von hinten an den Seher an.
Eine Ahnung blitze in Lirons Verstand auf. Das Bild einer Klinge. Er fuhr herum grade noch rechtzeitig um einem Messer auszuweichen. Mit einem tritt beförderte er das Messer außer Reichweite des Angreifers. Der nächste Tritt zog dem Soldaten die Beine weg.
Die verbliebenen Beiden Wachen blieben reglos stehen. Keiner Unternahm einen Angriffsversuch.
Stattdessen warfen beide ihre Waffen weg.
,, Seit ihr hier um all das Rückgängig zu machen ?“
,, Wenn ich es kann ja.“, antwortete Liron.
,, Viel Glück. Wir werden hierbleiben und alle versammeln die noch hinter euch stehen wenn ihr es wünscht.“
Liron schüttelte den Kopf. ,, Nein . Das hier wird nicht in einem Kleinkrieg enden. Sorgt nur dafür das Niemand Alarm schlägt.“
Den Rest seines Weges konnte er ohne Schwierigkeiten fortsetzen. Niemand mehr stellte sich ihm in den Weg. Und wenn doch eine Wache zu ihm herübersah… reichte dass meist damit sich diese sofort sehr für die Umgebung zu interessieren schien. Aber nicht mehr für ihn.
Nur als er Endlich vor den Türen des Ratspalastes ankam stellten sich ihm noch zwei Wachen in den Weg.
,, Ein gut gemeinter Rat.“ , sagte er als die zwei schwer bewaffneten Männer vor ihm Aufstellung nahmen. ,, Vergesst es.“
Die beiden Wichen zurück. ,, Kluge Entscheidung.“ Die Wachen machten sich daran das Weite zu suchen. ,, Eines noch. Hier müssen irgendwo ein Zauberer und eine Tabajaxie festgehalten werden. Wo ?“
,, Die… die beiden von denen ihr redet… ich habe sie glaube ich gesehen…“ , begann einer der Soldaten zögernd.
,, Sie wurden irgendwo im Westflügel untergebrach. In den Botschaften soweit ich weiß“
,, In den Botschaften ? Anbrail hatte wohl schon keine Zellen mehr frei.“
An den beiden Wachen vorbei rannte er ins Innere des Gebäudes. Liron wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Wenn er erst einmal entdeckt wurde….
Die Flure waren Menschenleer. Er hatte damit gerechnet das es jetzt hier vor Wachen und Boten wimmeln würde. Wenn Anbrail den Bund wirklich übernehmen wollte würde er das Irgendwie Organisieren müssen.
Aber das Gegenteil schien der Fall. Seine Schritte hallten gespenstisch in den Hallen wieder. So wie es auch jegliche Art von Gespräch getan hätte. In diesen Fluren leise zu sein war beinahe unmöglich.
Wenn sonst noch jemand hier wäre, er hätte es gehört.
Durch die hohen Fenster konnte er die Stadt unter sich erkennen. Aber auch von dort drangen keine Geräusche herauf. Es war einfach totenstill.
Irgendetwas Stimmte hier nicht.
Alexis sah seit Minuten einfach nur zu der verschlossenen Holztür hinüber. Er hatte alles versucht aber ohne Magie war die Tür nicht aufzubekommen. Das Holz war einfach zu massiv.
Die Wände jedoch waren dünn genug das er sich mit Fylla und Edrick unterhalten konnte. Der Stein aus dem diese bestanden war jedoch noch unmöglicher zu beschädigen als die Tür.
,, Wir hatten schon mehr Glück was ?“ , fragte er.
,, Ihr hättet ohne mich entkommen können Alexis.“ , stellte sie fest.
,, Ihr glaubt wirklich ich würde jemanden... euch zurücklassen?“
,, Nein. Und egal wie ich es auslege Alexis. Ihr seid doch ein guter Mensch.“
Alexis musste lachen. ,, Das habt ihr grade nicht wirklich gesagt.“
,, Das Spielt doch keine Rolle mehr oder ? Ich bezweifle das…“
Edrick hatte bisher still in seiner Zelle gesessen und einfach nur zugehört. Jetzt jedoch hörte etwas… Schritte. ,, Ruhig.“
,, Was…“ Fylla hörte es auch. Eilige Schritte die von den Marmorböden wiederhallten.
Jemand war Unterwegs hierher.
Dutzende von Türen. Liron hatte die Flure der Botschaft erreicht. Die Wände der Halle waren geradezu Durchlöchert mit Türen. Und er hatte keine Ahnung hinter welcher genau Fylla oder Alexis sich befanden. Alle zu öffnen und zu durchsuchen würde Stunden dauern…
So viel Zeit hatte er nicht. Ihm blieb nur eines übrig.
,, Hallo !“ Seine Stimme hallte tausendfach von den Wänden wieder.
Da hatte doch jemand gerufen. Aber… war das etwa Liron ? Alexis war sich sicher. Das konnte nur Liron gewesen sein. ,, Hier drüben.“ Er konnte nur darauf hoffen, dass der Seher ihn auch hörte.
Liron hörte Alexis Stimme. Irgendwo in den türreihen zu seiner Rechten… Schnell ging er die einzelnen Türen ab. Die Stimme kam näher. Liron glaubte die Richtige Tür gefunden zu haben und versuchte den Türgriff zu drehen. Nichts rührte sich. ,, Alexis seit ihr da drin ?“
Alexis ging näher an die Tür ran. ,, Ja , Fylla und Edrick auch. Liron. Du bist entweder endgültig verrückt geworden oder…“
,, Keine Zeit zum Streiten.“ Konnte Liron Edricks Stimme von der gegenüberliegenden Tür hören.
,, Dann schnell. Alexis ihr tretet besser etwas zurück.“ Er hatte immer noch den Pulverbeutel des Schützen vom Tor bei sich. Schnell lud er Edricks Pistole nach und zielte dann auf das Schloss. Den Schuss würde man vermutlich im Ganzen Gebäude hören. Und wenn jemand hier wäre wüsste er spätesten dann bescheid. Er legte auf das erste Schloss an.
Die Kugel zerschmetterte den Schließmechanismus in ein Dutzend Metallfragmente. Die Tür schwang nach innen zurück.
,, Das das hier eine Falle is,t ist dir hoffentlich klar oder ?“ ,fragte Alexis als er aus dem Raum gelaufen kam.
,, Nicht wenn man weiß das es eine ist.“ , antwortete Liron. ,, Holen wir die anderen.“
Mit zwei weiteren Kugeln wurden auch die Türen der anderen beiden Zimmer geöffnet woraufhin auch Fylla und Edrick wieder zu ihnen stoßen konnten.
,, Tut mir Leid Liron. „ begann Edrick. ,, Ich hätte es verhindern müssen. Die anderen Ratsherren haben sich alle….“
,, Schon gut alter Freund. Ihr hättet nichts tun können.“
,, Wenn ich jetzt noch dieses Ding loswerde können wir weg von hier.“ Alexis wies auf den metallenen Ring um sein Handgelenk.
,, Sagt bloß ihr trag den noch ?“ , fragt Fylla.
,, Ihr nicht ?“
,, Ich habe schon vor Stunden rausbekommen wie ich den Ring loswerde.“ , meint sie.
,, Warum bitte stehen wir dann noch hier ? , fragte Alexis verdutzt und leicht beleidigt darüber das er selbst nicht dazu in der Lage gewesen war.
,, Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Und dann ist Liron aufgetaucht.“ Erklärte Fylla während sie den Metallenen Reif von Alexis Handgelenk entfernte.
,, Wir sollten gehen.“ , schlug Edrick vor.
,, Nein.“
Alle drei sahen verwirrt zu Liron.
,, Ihr geht. Versteckt euch vor der Stadt Zemas muss dort irgendwo sein. Ich komme nach sobald ich hier fertig bin.“
,, Liron hört mir zu wenn ihr vorhabt euch Anbrail zu stellen…“ , begann Edrick.
,, Genau das habe ich vor. Mit etwas Glück ist dieser ganze Spuck bald vorbei. Geht und Edrick ?.“
,, Ich kann euch nicht davon abhalten oder ?“
,, Nein aber…“ Liron warf ihm die Pistole zu. ,, Vielleicht könnt ihr die gebrauchen. Jetzt geht. Wir sehen uns gleich wieder.“
Liron ging langsam durch die verlassenen Hallen in Richtung der Ratskammern. Er fühlte nichts. Lediglich eine sanfte Kälte schien sich über ihn gelegt zu haben.
Die Türen zu den Ratskammern standen offen. Zu Offensichtlich. Vorsichtig betrat er den gewaltigen Saal. Die Tribünenartigen Sitzreihen erhoben sich zu allen Seiten in einem Kreis um ihn herum.
Doch bis auf ihn schien der Saal leer zu sein.
,, Ich wusste das ihr hier auftauchen würdet Liron.“ Die Stimme schien von überall zu kommen verzerrt durch den Wiederhall des Raumes.
,, Zeigt euch dann können wir das beenden.“
,, Ihr werdet es nie verstehen. Wir sollten keine Feinde sein.“
,, Das sagt ihr und doch bedroht ihr meine Freund. Ihr habt einen Kontinent verwüstet nur um eure Pläne voran zu treiben.“
Er sah sich um. Aber nirgendwo konnte er eine Bewegung erkennen die ihm gezeigt hätte wo sein Gegner war.
,, Ich bedaure euch Liron. Euch und eure Kurzsichtigkeit. Was sind schon ein paar Leben im Vergleich zur Ewigkeit? Ihr werdet es niemals begreifen. Ihr und all die die vor euch kamen. Sie alle hatten die Gabe der Voraussicht. Aber es fehlte ihnen an der Entschlossenheit das notwenige zu tun.“
,, Was ihr und ich für notwendig halten unterscheidet sich stark. Ihr seid bereit einfach alles zu Opfern wenn es euch weiterbringt.“
Anbrail lachte. ,, Ach ja ? Und tut ihr nicht genau dasselbe? Nur ihr verlangt keine Opfer sie werden euch freiwillig gebracht. Das Mädchen.. wie hieß sie doch gleich… Adriana ? Und das Irrlicht ? Liron ihr werft mir vor Leute zu opfern. Obwohl ihr doch tief in euch Wissen müsst. Wir sind absolut gleich.“
Hinter sich nahm er eine Bewegung war. Er duckte sich in den Schatten einer Säule. Eine Gruppe aus Wachen betrat den Saal.
,, Das mag sein Anbrail. Wir beide besitzen das Feuer welches Leben nimmt. Aber eines habt ihr dabei vergessen. Etwas das uns Unterscheidet.“
,, Und das wäre ?“
Die Wachen waren auf seiner Höhe angekommen.
,, Was wir mit dieser Flamme tun.“
Er sprang aus seinem Versteck heraus und streckte die erste völlig unvorbereitete Wache mit einem Faustschlag nieder.
Die vier verbliebenen stürzten sich auf ihn. Er überließ sich ganz dem Strom seiner Gabe.
Angriff von hinten. Ein leichtes die kinge abzuwehren und den Mann dann mit einem Schlag gegen den Kopf in die Schranken zu weißen. Er wollte niemanden verletzen.
Der nächste griff von Links an. Er wusste nicht einmal was ihn getroffen hatte.
Die letzten Beiden versuchten einen gemeinsamen Angriff.
Liron flüchtete in das Zentrum seines Geistes. Dort wo das Feuer der Magie in ihm brannte. Ein Erbe auf das er selten Zurückgriff. Das er nie gelernt hatte zu beherrschen.
Die Beiden Soldaten erstarrten im Lauf. Ihre Füße wurden vom Boden gehoben. Dann flogen die leblosen Körper durch den Raum und zur geöffneten Tür des Saals hinaus. Stille legte sich erneut über die Halle.
,, Beeindruckend Liron. Ihr habt in den letzten Jahren viel gelernt. Nur anscheinend nicht das geringste über euch selbst. Ihr seid so berechenbar ich brauche nicht einmal meine Gabe um das zu sehen.“
Anbrail stand genau hinter ihm. Hatte sich angeschlichen während er mit den Wachen abgelenkt war.
Eine pechschwarze klinge über den Kopf erhoben.
Das Schwert sauste auf Liron nieder. Und traf auf Stahl.
,, Wer sagt das ich nichts über mich gelernt hätte Anbrail ?“
Er stieß den Mann zurück.
,, Interessant. Aber ihr Überschätzt euch Liron.“ Mit diesen Worten griff er erneut an.
Liron wich den wilden Angriffen aus. Über die unteren Stufen der Tribünen, hinauf zu den weiter oben gelegenen Sitzreihen.
Die aufeinanderprallenden Klingen ließen Funken aufsteigen und das einzige Geräusch war der Wiederhallende Klang von Stahl auf Stahl. Läutende Totenglocken.
Liron holte erneut aus. Anbrail riss die eigene Waffe hoch um den Schlag abzufangen.
Ein seltsames Geräusch als die Klingen aufeinander trafen. Dumpf. Falsch. Anbrail stolperte Rückwärts. Die klinge in seiner Hand war zerbrochen. Die Splitter über den ganzen Raum verteilt. Einer hatte sich in seine Hand gebohrt und einen Schnitt hinterlassen.
,, Ergebt euch und ich lasse euch Leben.“ , forderte Liron ihn auf.
,, Ihr werdet mich schon töten müssen Liron. Ich werde mich nicht ergeben.“
,, Dann sei es so…“ Liron würde diesen Mann keine weitere Minute Leben lassen. Zu viele Leben waren verloren. Zu viel Zerstört. Und jemand musste den Preis dafür zahlen.
Bevor er jedoch zuschlagen konnte riss Anbrail einen Goldenen Gegenstand hoch… Die Sanduhr konnte er nur noch zu denken.
Eine Welle aus Dunkelheit schoss auf ihn zu. Ihm blieb grade genug Zeit um die Klinge schützend hoch zu reißen.
Die Dunkelheit wurde von dem Schwert abgefangen aber er selbst trotzdem zurück geschleudert.
Er fiel… die Stufen der Tribünen hinab.
Er musste sich bei dem Sturz die grade erst geheilten Rippen wieder verletzt haben. Zumindest schien das der Grund für die Schmerzen zu sein.
Er rappelte sich wieder auf, das Schwert immer noch in der Hand… Das Schwert…
Die klinge hatte sich verändert… schien matter geworden zu sein. Er wollte damit nach Anbrail schlagen der grade die Treppe hinabgekommen war. Der Schlag traf die Fliesen und die Klinge splitterte wie Glas. Ungläubig starrte Liron auf den abgebrochenen Schwertgriff in seiner Hand.
,, Ihr Narr. Habt ihr geglaubt irgendetwas ändern zu können? Nun zahlt den Preis dafür.“
Anbrail hielt erneut die Sanduhr hoch. Liron konnte nirgendwo mehr hin…
,, Vertraut mir….“ Eine Stimme.. seine eigene und doch nicht seien eigene. Die Zeit schien sich zu verlangsamen.
,, Nein.“
,, Ihr habt keine Wahl.“ Jedes Wort klar betont.
Eine Hand die sich nach ihm ausstreckte… Er hatte keine Wahl?
Eine Welle aus Schatten raste auf Liron zu. Der Seher hatte keine Chance auszuweichen… Anbrail lächelte Siegessicher.
Lirons Kopf schien sich Auflösen zu wollen. Wellen aus Erinnerungen die nicht die seinen waren. Eindrücke.. Wissen… Jahrtausende der Macht… schrien danach befreit zu werden. Die Feinde ihres Trägers zu verbrennen. Alle Feinde. Jeden Flecken Erde wenn es sein musste.
Er achtete nicht darauf, raste durch die Flure aus Energie, er suchte nach etwas… es musste hier sein…Ein Anker im Strudelnden Chaos. Nur eines das ihm halt gab… Adriana… es musste einfach genügen… Weg… konnte er nur denken. Hauptsache Weg…
Die Welle erreichte Liron.
Doch genau in diesem Moment löste sich eine Welle aus violettem Licht aus dem am Boden knienden Körper. Schirmten ihn vor der Dunkelheit ab während er langsam verschwand… Nun selbst ein Lichtstrahl… Er floh… Wohin ?
Ein verzerrter schrei ,, Nein.“
Wohin ? Zemas… der Drache.. Er musste dorthin bevor der Sturm ihn mit sich riss..
Fylla sah besorgt zurück nach Licentia.
,, Er wird es schaffen.“ , meinte Alexis aufmunternd. Mittlerweile waren sie nur noch zu dritt. Er, Fylla und Zemas. Edrick war aufgebrochen. Nach Hama. Er wollte versuchen die anderen Ratsherren die nicht in Licentia waren zu erreichen und irgendwie gegen Anbrail vor zu gehen.
,, ich bezweifle dass…“
In diesem Moment strömte Licht aus einem der Türme des Ratspalastes…. Es raste über die Stadt hinweg, umgebenden Dörfer hinter sich lassend direkt in ihre Richtung…
Sammelte sich ein paar Schritte von ihnen und Zemas entfernt
Liron stand einen Moment einfach nur dort. Der abgebrochene Schwertgriff fiel ihm aus der Hand. Unsicher wie es schien… ,, Wer… was.. nicht dieses…“ Nur noch kurz trugen ihn seine Beine. Dann Schlug er beide Hände vor den Kopf als wollte er ihn zusammenhalten. Kurz darauf sank der Seher im Staub zusammen.
,, Was ist los mit ihm ?“ , fragte Alexis an Zemas gerichtet. Liron lag ein paar Schritte entfernt auf einem schnell hergerichteten Lager aus Blättern, Zweigen und allen was sie hatten finden können.
Fylla kam grade mit einigen feuchten Leinentüchern von einem nahegelegenen Bach zurück. Der Seher lag seit Stunden einfach nur ruhig da. Hätte er nicht ab und zu geatmet, man hätte ihn für Tot halten können.
,, Ich fürchte alles.“ , antwortete der Drache.
,, Das ist nicht sehr Hilfreich Zemas.“
,, Es ist sein Geist. Als er sich vor Zehn Jahren mit der Magiequelle verband schottete er das Wissen ab. Sperrte es aus. Jetzt jedoch ist diese Sperre gebrochen. Er hat sich überstrapaziert.“
,, Was bedeutet das genau für ihn ?“ , wollte Fylla wissen. Sie hoffte die Antwort nicht schon zu kennen.
,, Entweder ist Liron stärker… oder das Wissen und er Dämon den es geschaffen hat. Einer von beiden wird in den nächsten Stunden... Verschwinden.“
,, Wir müssen doch irgendetwas tun können.“
Alexis zögerte. ,, Vielleicht… ja…Das wäre verrückt aber…“
,, Was ?“ , wollte Fylla wissen.
,, Wir gehen in Lirons Geist.“ , sagte er schließlich.
,, Eine Seelenwanderung ? Alexis das ist schon unter optimalen Bedingungen Gefährlich. Und Lirons Verstand ist grade ein Schlachtfeld.“ , gab Zemas zu bedenken.
,, Ich weiß. Aber Liron hat mehr als einmal sein Leben riskiert. Ich muss das tun.“
,, Ich komme mit wahnsinniger Zauberer.“
,, Dann beginnen wir.“
Alexis begann damit einige magische Symbole in den Dreck zu kratzen. Normalerweise hätte man für so etwas einen Zeichenboden verwendet. Der geringste Fehler bedeutete den sicheren Tod.
Aber die ruhe und Präzision mit der Alexis arbeitete verriet den Meister. Er würde keine Fehler machen. Er hatte keine Bannperlen oder andere Möglichkeiten die Magie des Zaubers zu begrenzen aber sie waren weit genug von jeder Siedlung weg. Und wenn er Versagte war möglicherweise sowieso alles verloren.
Als er fertig war zog sich ein Ring aus kleineren und größeren Symbolen um den Platz an dem Liron lag. Ein letztes Mal begutachtete er alles. Die Symbole waren korrekt gezeichnet.
,, Und ihr wollt es euch doch nicht noch überlegen ?“ , fragte er Fylla.
,, Vergesst es.“ , erwiderte die Tabajaxie.
,, Gut.“ Er wendete sich an Zemas. ,, Das hier wird vermutlich jeder Zauberer in der näheren Umgebung mitbekommen. Es wird nicht lange dauern, Zeit spielt hierbei keine Rolle, aber wenn doch jemand auftaucht… verschafft uns Zeit.“
,, Keine Sorge.“ , antworte der Drache. ,, Ich hoffe geradezu darauf das Agenir hier auftaucht.“
Alexis machte einen Schritt vorwärts in den Kreis aus Runen um Liron. Die Symbole leuchteten auf und formten einen Ring aus Licht.
,, Noch könnt ihr zurück.“ , meinte er an Fylla gerichtet.
,, Wie gesagt.“ , antwortete sie und machte ebenfalls einen Schritt in den Kreis. ,, Vergesst es.“
Die Symbole glühten jetzt noch stärker als zuvor und blendeten langsam die Welt außerhalb des Kreises aus. Als das Licht alles überstrahlte geschah etwas. So plötzlich das keiner der beiden es richtig registrierte. Mit einem Schlag erlosch das Licht und lies sie in scheinbarer Dunkelheit zurück.
Nachdem sich seine Augen wieder an die Beleuchtung gewöhnt hatten stellte Alexis allerdings fest, dass es nicht vollständig Dunkel war. Der gesamte Ort war lediglich in Neben getränkt.
,, Wo sind wir hier ?“ Fyllas Stimme schien kaum mehr als ein Flüstern
,, Sieht beinahe aus wie ein Garten….“ Alexis sah sich Vorsichtig um. Alles an diesem Ort schien aus Kristall zu bestehen. Blumen aus Glas. Mauern und Sitzbänke aus Licht… alles wirkte unwirtlich.
Ein gefrorener Brunnen der von durchscheinenden Ranken umwuchert wurde…
Und die schemenhaften Umrisse einer Stadt die sich durch den Nebel abzeichneten.
,, Das ist also wirklich…“
,, Lirons Geist ja.“ , beendete Alexis den Satz.
Fylla streckte kurz die Hand nach einer der glasartigen Blumen aus. Die Pflanze zersprang in Scherben bevor sie diese überhaupt berühren konnte.
,, Eine Ahnung was das sein könnte ?“ ,f ragte sie einen der Splitter in der Hand haltend.
,, Das weiß möglicherweise nicht einmal Liron. Wobei sich die Frage stellt… Wo er eigentlich steckt…“
,, Ihr wollt damit sagen das er uns hier finden könnte ?“
,, Das brauch er überhaupt nicht. Er muss in dem Moment gewusst haben wo wir sind als wir ankamen. Wir sind die Götter unseres eigenen Verstands.“ Er sah hinauf zu der schemenhaften Stadt
,, Nur das es hier zwei Götter gibt.“
,, Dann suchen wir also Liron. Soweit leuchtet mir das Ganze ein. Und dann ?“
,, Wenn ich das wüsste.“
Langsam gingen sie weiter durch den seltsamen Glasgarten. Es gab keinen Wind. Trotzdem bewegten sich die Smaragdenen Bäume wie in einer leichten Brise.
Sie waren seit Gefühlten Stunden unterwegs aber noch immer veränderte sich die Landschaft nicht. Und noch immer gab es keine Anzeichen anderer Lebewesen.
Lediglich die Kristallenen Pflanzen die sich in alle Richtungen zu erstrecken schienen.
Selbst die Stadt am Horizont war noch nicht näher gekommen. Dafür bemerkte Alexis nun etwas anderes das zu seiner rechten aus dem Nebel auftauchte. Berge… Berge die von de seltsamen Garten wie eine Straße durchschnitten wurden.
,, Alexis. Seht euch das an.“ Fylla deutete auf eine Felswand zu ihrer linken. Auch dort ragte etwas in den Himmel auf. Aber es war kein Berg. Eine gewaltige glattgeschliffene Marmorplatte . Ein Auge hoch wie ein Haus war darauf eingeprägt worden.
,, Das ist… interessant.“
,, Ihr habt keine Ahnung was das sein könnte ?“
,, Ich habe eine Vermutung aber… nein. Ich weiß es nicht sicher.“
,, Und was vermutet ihr ?“ , wollte Fylla wissen.
,, Nun…“ Der Magier ging zum Fuß der Marmorplatte und strich mit der Hand darüber. ,, Liron ist ein Seher. Das bedeutet auch seine Gabe müsste sich hier irgendwie manifestieren. Ich glaube das könnt es sein.“
Schweigend gingen sie weiter. Langsam änderte sich die Landschaft. Die gläsernen Pflanzen verschwanden…oder rückten näher zusammen. Und je näher sie der Stadt am Horizont kamen desto mehr verschmolz das Kristall der Pflanzen miteinander. Bis sich letztlich ein gewaltiger Spiegeltunnel bildete. Die halbdurchscheinenden Kristalle streuten das spärliche licht in allen Farben und verstärkten es. Die Helligkeit machte es schwer richtig zu sehen.
Flüsternde Stimmen erfüllten den Gang.
,, Was ist da….“ Bevor Fylla weitersprechen konnte Endete der Tunnel.
Und sie fanden sich auf einer Wiese wieder. Strömender Regen hatte diese unter Wasser Gesetzt und durchnässte auch die Mäntel der zwei Besucher in kürzester Zeit.
Eine kleine Gruppe aus Leuten stand auf der Wiese. Alexis blieb kurz ungläubig stehen und er merkte, dass auch Fylla stehen geblieben war
Fylla war nicht selbst dabei gewesen erkannte die Gestalten aber trotzdem. Alexis hingegen schon.
Und so befand er sich ebenso in der Gruppe auf der Wiese.
Ragnars Beerdigung.
,, Das ist doch vollkommen….“
Alexis hob eine Hand und bedeutete ihr ruhig zu sein.
Die Erinnerung von Liron, Alexis und noch einigen weiteren Leuten standen an einem frischen Grab.
Nach und nach drehte sich jede der Gestalten am Grab um bis nur noch Liron und Alexis dort standen.
,, Er war ein guter Mann.“
,, Das hoffe ich.“ , erwiderte Liron. ,, Mit ihm hatte all dies doch Angefangen nicht ?“
,, Ihr hofft es ?“
,, Adriana haben wir nie bestatten können.“ , wechselte Liron das Thema
Alexis wusste noch genau was er an jenem Tag gedacht hatte.
Die Erinnerung ließ auch ihn nicht unberührt auch wenn er versuchte es auszublenden. Aber damals waren bereits Fünf Jahre vergangen. Doch Liron schien die Zeit nicht zu helfen.
,, Nein.“ , sagte seine Erinnerung. ,, Das konnten wir nicht.“
Nachdem auch Alexis gegangen war stand nun nur noch Liron an dem Grab. Aus einer Tasche zog er einen versiegelten Brief hervor und sah ihn eine Weile lang ruhig an. Dann steckte er ihn ungeöffnet wieder in die Tasche.
Plötzlich fanden sich Fylla und Alexis wieder im Kristallgang wieder.
,, War das grade eine Erinnerung ?“ , fragte Fylla.
,, Ich denke die Antwort kennst du. Aber warum… warum sehen wir das?“
,, Vielleicht sollten wir die Antwort besser nicht wissen.“
Vorsichtig geworden gingen sie weiter. In den spiegelnden Wänden waren jetzt immer öfter Bilder zu sehen.
Der Angriff der Hostis auf Licentia . Die Zerstörung Grauhafens… Adrianas Tod… Ein Mosaik aus Schmerz.
Das Licht wurde wieder Heller… blendete die Welt aus…
Ein dunkler Raum. Ein alter Mann auf einem Bett. Das einzige Licht kam von einer kleinen Kerze.
Stimmen von draußen. ,, Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“ Lirons Stimme die sich mit jemand unterhielt..
Die Tür wurde geöffnet und ein in zerschlissene Reisekleider gehüllter Liron betrat den Raum
Er trat an den sterbenden Mann heran.
,, Wie geht es euch ?“
,, Wie geht es mir schon…“ Ragnar setzte sich langsam auf. ,, Ich weiß das mir nicht viel…. Zeit bleibt. Aber da ist noch etwas das….“
,, Seit ruhig alter Narr und ruht euch aus. Ihr habt eure letzte Schlacht noch nicht geschlagen.“
,, Und ich weiß das ihr unrecht habt.“
Liron setzte sich auf einen Stuhl. ,, Und wenn ihr geht was bleibt mir dann noch ?“ Eine Niedergeschlagenheit hatte sich in die Stimme des Sehers gelegt die weder Alexis noch Fylla kannten.
Reine Verzweiflung ?
Der Alte deutete auf Lirons Kopf und Brust. ,, Das.“ , meinte er und schloss die Augen.
Alexis konnte sehen das Liron aufspringen wollte. Als dieser aber bemerkte das Ragnar noch atmete stand er lediglich leise auf und verließ den Raum.
Die Kerze flackerte noch einen Moment und erlosch dann.
Eine Weile nachdem sich Alexis und Fylla erneut in dem Kristallgang wiederfanden sagte niemand ein Wort.
,, Das war….“ Alexis stockte.
,, Gehen wir weiter.“
Es dauerte noch fast eine Stunde bis sie das Ende des Tunnels erreichten aber sie stießen auf keine neuen Erinnerungen mehr. Ihr einziger Begleiter war das ständige Flüstern der Kristallenen Wände.
Doch dann endete die Spiegelhalle. Und vor sich konnten sie die Stadt erkennen die sie bereits durch den Nebel hatten sehen können. Oder besser was davon übrig war. Die Silhouette erinnerte stark an Licentia wenn es auch einige Unterschiede gab. Doch mit Sicherheit ließ sich das nicht mehr sagen.
Eine Hälfte der Stadt lag vollkommen in Trümmern. Flammen schlugen aus den Zerstörten Gebäuden und der Rauch verfärbte den Himmel schwarz.
,, Ich schätze wir haben gefunden was wir gesucht haben.“
Ein großes Stück war aus der Mauer der Stadt herausgesprengt worden. Das klaffende Loch war selbst auf die Entfernung die immer noch zwischen ihnen und der Stadt lag gut zu erkennen.
,, Gut wir wissen wie wir reinkommen aber wie finden wir Liron ?“
In diesem Moment flog auf der Spitze eines der Türme welche die Mauern krönten in die Luft. Eine Rauch und Feuerwolke stieg in den dunklen Himmel.
,, Ich würde sagen dort.“
Sie rannten los
Wenige Minuten später hatten sie die Lücke im Mauerwerk erreicht. Steinbrocken so groß wie Häuser waren in der Umgebung verteilt und Risse zogen sich von der Lücke ausgehend in alle Richtungen die Mauern entlang.
Als Alexis inmitten der Mauerüberreste stand holte sei erneut eine Erinnerung ein.
Derselbe dunkle Raum. Ragnar und Liron.
,, Ich habe“ der Alte Krieger hustete und musste zwichen den Worten immer wieder Pausen machen. ,, ich habe das hier beinahe fünfzig Jahre lang aufbewahrt. Mit dem Versprechen es…. niemals zu verraten“ Er zog einen kleinen vergilbten und versiegelten Umschlag hervor. Das Wachs des Siegels war so brüchig das es beinahe schon von selbst auseinanderfiel. ,, Wenn es Zeit ist. Gebt es selbst weiter. Eines Tages könnte es… wichtig sein.“ Zögernd nahm Liron den Umschlag entgegen.
,, Was ist das ?“ , wollte Liron wissen.
,, Ein… letztes Geheimnis. Aber was genau… müsst ihr selbst herausfinden…“
Mit diesen Worten schloss Ragnar zum letzten Mal die Augen.
,, Was bitte hat das zu bedeuten ?“ , wollte Fylla wissen. ,, Hat Liron euch gegenüber jeh diesen rief erwähnt ?“
,, Nicht das ich wüsste. Aber was mich grade viel mehr interessiert: Wie kommen wir am schnellsten zu diesem Turm?“
Vorsichtig betraten sie die brennende Stadt. Flüsternde Schatten huschten zwischen den zerstörten Gebäuden hin und her. Das Feuer schien ihre Anwesenheit zu spüren und brannte sich langsam einen Weg in ihre Richtung. Wirklich bedrohlich war es nicht solange sie schnell genug wären aber beunruhigend.
Sie erreichten eine größtenteils unbeschädigte Treppe die Hinauf auf die Mauern führte. Die Stufen waren teilweise zersplittert aber trotzdem konnten sie ohne Schwierigkeiten die Mauerkrone erreichen. Und von dort konnten sie zum ersten Mal das seltsame Reich überblicken in dem sie sich befanden. Von hier oben wirkten die Entfernungen winzig und der Glasgarten in dem sie angekommen waren schien zum Greifen nah. Aber man konnte sich hier ja auch nicht auf Entfernungen verlassen meinte Alexis.
,, Soll das heißen es wirkt alles viel näher als es eigentlich ist ?“
,, Ja oder auch umgekehrt. Entfernungen und Zeit spielen hier einfach keine Rolle da sie nicht existent sind.“
,, Das heißt wir könnten eine Ewigkeit hier sein und…“
,, …wenn wir zurückkommen währen trotzdem nur ein paar Sekunden vergangen ja.“
,, Ich weiß nicht ob mich das beruhigen soll oder nicht.“
Sie setzten ihren Weg über die Mauer in Richtugn des Turms fort. Unter ihnen erstreckte sich auf der einen Seite der Glasgarten und auf der anderen die Stadt deren Hallen und Gebäude sich den gesamten im Zentrum gelegenen Berg hinaufzogen. Die Stadt hatte mehr als nur Ähnlichkeit mit Licentia. Der Aufbau war genau gleich.
Ein lauter Schlag ertötne hinter ihnen und ließ die Mauer erbeben. Kleinere Steinstücke lösten sich daraus und rieselten in die Tiefe.
Ein Schattenhaftes Wesen von der Größe eines Menschen stand hinter ihnen. Die Augen glühten bedrohlich.
Langsam fast als wollte könnte es sie noch nicht einschätzen machte es einen Schritt auf sie zu.
Plötzlich fühlten sowohl Alexis als auch Fylla eine Hand auf der Schuler und wurden herumgerissen.
,, Lauft“ Liron zog die beiden mit sich so schnell er konnte. In Richtung des Turms. Die drei rannten durch die offene Tür und der Seher schlug grade noch rechtzeitig die Tür zu.
Draußen konnten sie das Wesen aufheulen hören.
,, Wo sind wir ?“ Alexis sah sich um. Das war nicht das innere eines Turms.
Die ganze Umgebung war in ein sanftes warmes Licht getaucht und bestand aus einem einzigen großen Saal der mit hunderten von Türen versehen war.
,, Hier ist es still.“ War alles was Liron oder sein Abbild oder was immer es war sagte.
Das vor ihm war vermutlich Liron aber gleichzeitig auch nicht. Denn diese gesamte Welt verkörperte ihn letztlich. Von dem Teil abgesehen die das andere…. Wesen… beherrschte.
,, Was macht ich hier ?“ , fragte Liron.
,, Dir helfen. Zumindest war das der Plan.“ , antwortete Fylla.
,, Plan ? Ihr versteht es nicht. Mir ist nicht zu helfen. Es ist zu laut.“
,, Laut ?“ Alexis verstand nicht.
Liron trat an eine der Türen heran und zog sie auf.
Unbeschreiblicher Lärm schlug Alexis entgegen. Flüsternd, Schreiend, fordernd. Tausend Stimmen die gleichzeitig zu ihm sprachen.
Der Seher schlug die Tür wieder zu.
,, Da hört ihr es.“
,, Das war…“ Alexsi drehte sich zu Fylla um und sah das sie Tabajaxie sich tatsächlich die Ohren zuhielt. ,,.. schrecklich.“
,, Und es ist noch gar nichts. Weil ich nicht zuhöre. Nicht hören will.“
,, Und wenn ihr doch hört ?“ , fragte Alexis. Er hatte eine Idee… eine verzweifelte Idee aber wenn er Erfolg hatte…
,, Ich werde nie zuhören.“ , entgegnete Liron.
,, Hast du es denn nie versucht ?“
,, Ich will nichts von dem was die Stimmen anbieten.“
,, Dann nehmt es nicht. Aber hört zu.“
Fylla wurde langsam skeptisch. ,, Was habt ihr vor Alexis ?“
,, Das einzige was ihm vielleicht Hilft.“ , Erwiderte dieser. ,, Ich hoffe ihr Vertraut mir ?“
,, Mir gefällt nicht was ihr vorhabt aber… ja. Solltet ihr euch allerdings Irren… ich habe Liron versprochen nicht zuzulassen das er zu etwas anderen wird als er selbst.“
,, Das wird nicht geschehen.“ Er wendete sich wieder an Lirons Abbild. ,, Ihr vertraut mir doch auch ?“
Liron nickte.
,, Dann hört jetzt hin.“ Alexis riss die Tür wieder auf. Sofort begann die Welt um sie herum zu zerfallen, sich zu verformen. Das Licht im Raum flackerte kurz auf und erlosch dann….
Sie wurden zurückgeworfen. Hinaus aus dem Geist Lirons und zurück in ihren eigenen. Zurück in die existente Welt.
,, Ich hoffe ihr wisst was ihr getan habt.“
Er brauchte einen Moment um sich wieder zu Orientieren. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes rausgeworfen worden und… rasch sah er sich nach Liron um.
Der Seher lag immer noch in dem Kreis aus Runen die mittlerweile allerdings ihre Kraft verloren hatten.
Langsam rührte sich Liron. Stützte sich noch unsicher mit einer Hand vom Boden ab. Dann Schlug er die Augen auf .
,, Was habt ihr getan ?“ , konnte Alexis Zemas Stimme hören. Ja… was hatte er getan?
Liron starrte nur zu ihnen herüber. Aber… das war vielleicht die falsche Wortwahl. Liron hatte soeben aufgehört zu existieren.
Alexis stolperte ein paar Schritte rückwärts.
,, Ich hatte euch gewarnt Alexis.“, sagte Fylla.
Violett glühende Augen sahen ihnen entgegen. Schienen noch verwirrt über die plötzliche Freiheit die er ihnen Geschenkt hatte.
,, Es tut mi leid Liron. Verdammt ich dachte…“
,, Was ihr gedacht habt ist egal Alexis. Es ist zu spät. Ich habe ihm ein Versprechen gegeben. Verzeiht mir. „ Sie trat näher an Liron und tastete nach dem Schwertgriff. ,,Lebt Wohl alter Freund.“
Sie würde nicht warten bis das was Liron jetzt auch immer beherrschte sich vollständig gesammelt hatte. Dann wäre es wahrscheinlich schon zu spät.
Fylla holte mit der Waffe aus. Es würde nur einen Moment dauern.
Die Klinge schnitt lediglich Luft. Wo war er hin? Lediglich einige Funken waren noch dort wo Liron eben noch gestanden hatte.
Ein Schlag traf sie im Rücken und schleuderte sie nach vorne. Sofort drehte sie sich um.
Immer noch nichts zu sehen.
Auch Alexis sah sich nach allen Seiten um und selbst der Drache Zemas konnte nichts entdecken.
,, Wo ist er hin ?“ hektisch suchten Alexis Augen die Umgebung ab. Der Seher konnte nicht einfach verschwunden sein.
Aus dem Nichts heraus blendete sich plötzlich ein Lichtblitz. Die Helligkeit blendete einen Moment alles aus.
Nur langsam konnte Fylla wieder ihre Umgebung erkennen. Und dort stand Liron wieder als wäre nichts gewesen. Die seltsam veränderten Augen geschlossen und die Hände beinahe wie zum Gebet gefaltet.
Warum ? Alexis stellte sich zum Wiederholten Male diese Frage. Was immer Liron jetzt auch war er hatte genug Macht sie alle zu vernichten. Wieso also lebten sie überhaupt noch? Bisher hatte er sich lediglich Verteidigt... War es möglich das…
Fylla setzte zu einem neuen Angriff an. ,, Stopp“ Alexis schuf ein magisches Netz das die Ordensjägerin ins Wanken brachte.
,, Was ?“ , wollte sie wissen nachdem sie mit knapper Not einen Stur verhindert hatte.
,, Ich hatte recht.“ , sagte der Magier ungläubig.
,, Womit ?“ , wollte Zemas wissen.
,, Er ist noch da.“ , sagte Alexis während er an Fylla vorbei auf Liron zuging. Der Seher trug einen kleinen Spiegel am Gürtel mit sich herum. Wenn das funktionieren würde…
,, Liron hört ihr mir zu ?“ , fragte er.
Unsicher, als ob er nicht wüsste wer mit ihm sprach sah der Seher in seine Richtung. Der glühende Blick schien ihn aufmerksam zu Mustern.. Versuche herauszufinden mit wem er es zu tun hatte.
Lirosn Verstand war ein Strudel aus durcheinanderrufenden Stimmen und fragen. Er wusste nicht wer er war nicht was er war. Er handelte einfach nach Gespür und war den Angriffen irgendwie ausgewichen. Magie ja… aber ein zu einfaches Wort für das was in ihm lauerte. Und sein Geist zerbrach daran es erfassen zu wollen. Und die eine Stimme wurde immer lauter. Jene die ihn aufforderte doch von seinen Kräften Gebrauch zu machen. Jegliche Zurückhaltung hinzuwerfen aber… ein Rest seiner alten Existenz hinderte ihn daran. Doch er wusste nicht wie lange er diese Stimme noch würde ignorieren können , als eine neue Stimme sich einen Weg durch das Chaos seiner Wahrnehmung suchte. Eine vertraute Stimme.
,, Hört ihr mir zu ?“
Der Magier hoffte Recht zu behalten. Wenn noch Hoffnung für Liron bestand musste er es versuchen.
,, Erinnere dich wer du bist. Liron Weißläufer, König des Bundes ,falls das noch etwas bedeutet , Seher und ein Freund.“
Bilder und Erinnerungen fanden ihren Weg durch die alles übertönenden Stimmen.
Ein Abend in Dynastes, Einander jagende Sinneseindrücke… Ein gewaltiger Saal. Es war nicht viel… aber etwas an dem er sich festhalten mit dem er die Stimmen beruhigen konnte.
Aber doch nicht genug. Aber etwas….
,, Seht euch an Liron. Wisst ihr noch wie ihr ausseht? Wisst ihr noch was ihr seid?“
Eine Stimme verdrängte alle anderen selbst die des Magiers, begehrte gegen Lirons wiederkehrenden Kampfgeist auf.
,, Geht Zauberer.“
,, Ich rede nicht mit euch Kreatur. Liron seht hinein.“ Er deutete auf den Spiegel den Liron bei sich trug.
Woher hatte er ihn noch gleich… Ein Brunnen...Gestalten aus Nebel… Und verbranntes Land… er hatte dort etwas verloren…. Die Erinnerung entzog sich ihm aber er wusste, dass es wichtig war. Er musste es wissen.
Er tastete mit der Hand nach dem Stück Glas. Einen Moment war er sich sicher dass er den Spiegel fallen lassen würde. Das der Moment der Hoffnung mit ihm zerschellen würde.
Glühende Augen sahen ihm aus dem Spiegelglas entgegen. Dahinter brannte Feuer. Feuer , das bereit war alles zu verschlingen.
Aber nein…das war nicht er… und das würde er nie sein.
Aber wer war er dann? Die Erinnerung.. das Verlorene… er suchte danach auch wenn die Stimmen die seinen Verstand durchlöcherten versuchten ihn davon abzuhalten. Versuchten seine eigene Stimme erneut zum Schweigen zu bringen.
Er ignorierte sie… versuchte die Erinnerung zu finden….
Liron riss die letzten verbliebenen Mauern ein. Und wurde beinahe von dem Überrollt was ihn traf.
Eine zerstörte Stadt… eine Kreatur groß wie ein Baum die zum Schlag gegen ihn ausholte… jemand.. sie… warf sich dazwischen…
Die Stimmen versuchten ihn davon abzuhalten die Mauern um sein selbst wieder zu errichten…
Er ließ es nicht zu. Das hier war genauso Teil von ihm wie alles andere.
Adrianas Tod wurde abgelöst. Sein Dorf in Flammen… Ragnars Tod…
Doch er ließ nicht zu das ihn erneut mit sich Riss. Er nutze den Schmerz der Erinnerungen drängte die Stimmen damit zurück.
,, Es funktioniert.“ Alexis war sich nicht einmal sicher was genau funktionierte aber Liron schien es irgendwie zu schaffen. Er hatte alles auf eine Karte Gesetzt und Gewonnen.
Der Seher sank auf die Knie.
,, Danke….“ Er verlor erneut das Bewusstsein. Doch diesmal tauchte er ein in friedliche traumlose Dunkelheit.
Überrascht stellte Alexis fest, dass eine Träne über Lirons Gesicht lief.
,, Was habt ihr getan ?Ist es vorbei ?“ Fylla hatte während der ganzen Zeit geschwiegen und dem seltsamen Schauspiel zugesehen. Sie war sich nicht sicher ob sie es Verstand. Selbst Alexis schien es nicht ganz zu begreifen.
,, Wart ihr das ?“ , wollte Zemas wissen.
Der Zauberer schüttelte den Kopf. ,,Nein. Das war er ganz allein.“
,, Wie ist das Überhaupt möglich ? Sein Geist war zerstört oder. Ich meine sobald dieses andere… dieser andere Teil von ihm… Besitz ergriffen hat..“
,, ich weiß es nicht. Und ich glaube nicht, dass ich es jemals selbst herausfinden will. Ich glaube es hat durchaus seinen Preis gefordert.“
Liron wachte erst eine gute Stunde später erneut auf. Zemas kreiste in großem Abstand um ihr provisorisches Lager um nach eventuellen Verfolgern Ausschau zu halten die Anbrail ihnen nachgeschickt haben könnte. Alexis hingegen war unauffällig losgegangen um in einem nahegelegenen Dorf einige Vorräte zu besorgen. Er besaß immer noch einige Goldmünzen wie er Fylla versicherte. Und selbst wenn nicht. Der Magier hatte jede Menge Möglichkeiten die Händler notfalls auch zu täuschen. Solange diese nicht zu misstrauisch waren konnte er sie mit Steinen bezahlen.
So kam es das Fylla allein war als Liron wieder aufwachte. Sie bemerkte zuerst nur aus den Augenwinkeln wie der Seher sich aufsetzte und mit dem Rücken zu ihr in die Landschaft starrte.
,, Ich dachte eine Weile verloren zu sein. Danke das ihr euer Versprechen halten wolltet.“
Die Stimme des Sehers klang immer noch lechz zittrig als ob er sich selbst noch nicht ganz trauen würde.
,, Dankt mir nicht. Nicht dafür. Glaubt mir wenn Alexis nicht einen anderen Weg gefunden hätte…. Ihr wärt nicht hier.“
Der Seher sah immer noch Gedankenverloren in die Ferne. Die Sonne war grade im Begriff Unterzugehen und zeichnete die Silhouetten der Bäume welche auf der Wiese vor ihnen wuchsen nach.
,, Doch.“ , stellte Liron schließlich fest. ,, Ich schon glaubt mir.“
,, Wie… wie ist euch das gelungen . ich meine... Liron jeder andere wäre Tod oder sein Verstand ausgelöscht worden. Wiese ihr nicht?“
Zum ersten Mal sah er zu ihr herüber. Etwas hatte sich verändert. Ein Auge wirkte normal und hatte seine gewohnte blaue Farbe das andere aber lag im Schatten und glühte in demselben violetten Farbton wie zuvor.
Fylla wollte aufspringen aber eine Hand hielt sie fest. ,, Ich habe es akzeptiert.“ , sagte Liron. ,, Das war die einzige Möglichkeit.“
Er ließ sie los.
Einen Moment war Fylla unsicher. Weglaufen oder bleiben?
Das war immer noch Liron. Zumindest schien es so… Bleiben.
,, Was machen wir jetzt ?“ , wollte er wissen.
,, Edrick konnte nach Hama entkommen und versucht alle zu sammeln die noch hinter dir stehen. Wir werden wohl besser auch dorthin reisen. Alexis ist bereits Unterwegs Vorräte besorgen.“
Der Seher nickte. Ja Hama schien die beste Möglichkeit. Trotzdem gefiel es ihm nicht einfach so zu gehen.
Hinter sich hörte er Schritte. Alexis kam mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken aus dem nahegelegenen Wald gelaufen.
,, Liron ihr seid Wach…“ Der Seher drehte sich um, sorgte aber diesmal dafür, dass seine beiden Augen im Licht blieben. Er musste irgendwie lernen es zu Verbergen. Sonst könnte er spätestens in Hama Probleme bekommen. Niemand würde jemanden trauen der Möglicherweise von einem Geist oder ähnlichem besessen war.
,, Ja. Und ich möchte euch ebenfalls danken. Ich weiß nicht was geschehen wäre wenn ihr nicht gewesen wärt. Ihr beide.“
Alexis schien zu zögern. ,, Nun eigentlich habe ich gar nichts getan. Größtenteils wart ihr das selbst.“
Sobald Zemas wieder zu ihnen gestoßen war machten sie sich bereit nach Hama aufzubrechen. Erneut mit Zemas zu Fliegen kam nicht in Frage. Jetzt wo der Großteil des Bundes Anbrail Unterstand war das Risiko entdeckt zu werden zu groß. Und ein gut gezielter Ballisten Bolzen konnte auch einen Drachen zu Fall bringen.
Also mussten sie die mehrtägige Reise zu Fuß antreten. Etwas das Zemas, der sich nur in äußersten Notfällen seiner Menschlichen Form bediente nicht grade gelegen kam.
Unterwegs begegneten sie immer wieder kleineren Verbänden von Soldaten welche die größeren Straßen patrouillierten. Liron und die anderen konnten nicht wissen ob sie nach ihnen suchten beschlossen aber kein Risiko einzugehen. Wann immer sich eine Gruppe näherte wichen sie auf die kleineren Nebenpfade aus.
Nur einmal gelang es ihnen nicht. Sie bemerkten die Wachen zu spät und konnten nicht mehr rechtzeitig auf einen anderen Weg gelangen.
Es war eine Gruppe von Fünf Mann plus einem weiteren bei dem es sich wohl um den Hauptmann handeln musste.
Liron hatte sich einen dunklen Kapuzenumhang besorgt um in genau solch einer Situation wenigstens sei e Züge verschleiern zu können. Jetzt zog er sich die Kapuze tief ins Gesicht und hoffte das Beste.
Der Hauptmann hielt sie an. ,, Entschuldig die Störung aber wir sind angewiesen worden alle Reisenden zu kontrollieren. Der Verräter Liron ist immer noch auf der Flucht und wir wollen nicht, dass er entkommt.
Liron fühlte leichte Wut in sich aufsteigen. Verräter ? Er wollte überhaupt nicht wissen was Anbrail ihm angedichtet hatte.
Da Fylla , Zemas und Alexis offenbar nicht gesucht wurden wendete sich die Aufmerksamkeit der Wachen schnell dem Reisenden mit dem Kapuzenmantel zu. Liron wusste, dass sie entdeckt werden würden.
,, Ihr. Zeigt euch wenn ihr nichts zu verbergen habt.“ , forderte ihn eine der Wachen auf.
,, Ein gut gemeinter Rat. Lasst uns einfach weiterziehen.“
,, Zum letzten Mal. Nehmt die Kapuze ab oder wir übernehmen das.“
Liron sah auf. Seine Augen glühten im Halbschatten auf. ,, Noch einmal. Zurück.“
Der Wachhauptmann schreckte tatsächlich kurz zurück. Dann jedoch fing er sich wieder. ,, Schnappt sie euch. Und tötet den Dämon.“
Der Hauptmann zog ohne weitere Worte seine Waffe und hieb nach Liron. Dieser jedoch wich aus. Seine einzige Waffe bestand aus dem abgebrochenen Schwertgriff den er immer noch bei sich trug. Alexis hatte ihn bereits gefragt warum er es überhaupt noch mitschleppte. Aber die Waffe war ihm überantwortet worden und zerbrochen oder nicht, es war seine Aufgabe darauf acht zu geben.
. Der Wachmann der ihn Angegriffen hatte geriet ins Straucheln als seine Attacke ins Leere lief. Liron zielte und lies den Knauf auf dessen Kopf krachen.
Der Mann fiel sofort wie Betäubt um und blieb liegen.
Die drei der übrigen fünf bekamen es nun mit Alexis, Zemas und Fylla zu tun. Alexis lies eine Welle aus verdichteter Luft auf zwei der Soldaten zurasen welche diese mit Knochenbrechender Gewalt von den Beinen holte. Zemas neben ihm nickte nur kurz anerkennend.
Fylla wehrte derweil einen Angriff der dritten Wache ab. Offenbar ein noch unerfahrener Kämpfer den er vernachlässigte seien Verteidigung. Mehr brauchte Fylla auch nicht. Sie unterlief den Angriff und hieb dem Mann die Waffe aus der Hand. Der nächste Schlag durchbohrte die Brust der Wache und der Kämpfer ging mit einem Überraschten Ausdruck in den Augen zu Boden.
Liron stand derweil auf sich gestellt den zwei verbliebenen Wächtern gegenüber.
Diese drängten ihn von den anderen ab und versuchten ihn einzukreisen. Hielten sich gleichzeitig aber auch immer möglichst weit zurück. Sie hatten offenbar Angst vor ihm.
Dazu haben sie auch allen Grund, meinte eine Stimme in seinem Kopf und er war froh festzustellen das es sich um seine eigene Handelte. Er war wieder her über sich selbst…
Gleichzeitig war da aber auch etwas Neues. Nicht dieselbe Unheilvolle Macht wie zuvor aber ähnlich genug. Er experimentierte damit lies es aus seinem Geist in seine Fingerspitzen wandeln.
Er wusste nicht genau was er tat aber Instinkt riss er seine Hand hoch und ein Blitz fällte einen seiner zwei Gegner. Der letze Überlebende zögerte als er sah wie seine übrigen Gefährten fielen. Einen Moment sah er unsicher zwischen Liron und den anderen hin und her. Dann gab er Fersengeld und verschwand in den Wäldern.
Zemas wollte ihm nachsetzen aber Liron hielt ihn zurück. Dafür bestand kein Grund. Es war genug Blut geflossen für einen Tag. Und sie hofften den nächsten bereits in den schützenden Mauern von Hama zu verbringen.
Nach der Begegnung mit der Patrouille verlief der Rest der Reise angenehm ruhig-. Bereits am Abend desselben Tages konnten sie in der Ferne bereist die Stadtmauern von Hama erkennen.
Liron hielt einen Augenblick auf dem Weg inne. Wie lange schien es her zu sein das er von hieraus nach Grauhafen aufgebrochen war um eine Frage zu stellen? Jahre. Dabei waren es…. Waren es wirklich erst knapp ein paar Wochen?
Er konnte es kaum glauben. Und so viel war seit dem schief gegangen.
Noch während sie ihren Weg durch die Seenlandschaft vor den Mauern fortsetzten öffneten sich die Tore der Stadt und eine Gruppe bewaffneter Reiter kam ihnen entgegen. Zuerst wusste Liron sich nicht ob sie sich sorgen machen mussten aber während die Reitergruppe näherkam entdeckte er Edrick an deren Spitze. Sie hatten es geschafft. Fürs erste. Es galt immer noch Anbrail mit allen Mitteln aufzuhalten aber fürs erste waren sie sicher. Konnten sie wieder ruhiger atmen ohne ständig über die Schulter sehen zu müssen. Erleichtert streifte Liron die Kapuze seines Mantels nach hinten.
Die Gruppe brachte Pferde für die vier Wanderer und Liron , Alexsi und Fylla waren froh nicht mehr zu Fuß gehen zu müssen. Lediglich Zemas lehnte ab und begab sich wieder in seine Drachengestalt in der er ihnen hoch am Himmel folgte.
,, Ich bin froh zu sehen das es euch gut geht. Ich hoffe ihr hattet auf den Weg hierher keine Schwierigkeiten.“
,, Nein keine Schwierigkeiten.“ , antwortete Liron und versuchte zu verhindern das sein Gesicht in den Schatten geriet. Solange er nicht selbst sicher sein konnte, was er nun war, brauchte es auch sonst niemand wissen. ,, Lediglich eine kleines Wachbataillon das uns aufgehalten hat.“
,, Wir haben schon davon gehört. Offenbar setzt Anbrail alles daran euch gefangen zu nehmen oder zu töten. Und die Wachen gehen dabei nicht grade zimperlich vor. Jeder de ihnen Verdächtig erscheint wird verhört oder sofort Festgesetzt.“ Er sah betrübt über die Schulter. ,, Ich habe bereits mehrere Boten und Getreue so verloren.“
,, Und ? Wer steht noch hinter uns?“ , wollte Alexis nun wissen.
,, Es sah zuerst nicht gut aus. Die meisten Ratsherren Ravens stehen hinter euch und ein Teil Egariums mich eingeschlossen. Arbitrum jedoch… Dort kontrolliert Anbrail mittlerweile fast alles.“
,, Ihr sagtet es sah nicht gut aus ? Was soll daran gut sein?“ , fragte Fylla. Zahlenmäßig schien es zwar ausgeglichene Verhältnisse zu geben aber ein Großteil der Armee rekrutierte sich aus Arbitrium.
Wenn sie versuchen würden Anbrail diplomatisch zu schwächen könnte er immer noch einfach eine Armee losschicken.
,, Möglicherweise haben wir noch ein Ass im Ärmel wenn ihr so wollt. Gestern kam hier ein unerwarteter Gast an.“
,, Welcher Gast ?“ , fragte Alexis. Sie hatten grade eben die Stadttore passiert die hinter ihnen sofort wieder geschlossen wurden.
,, Folgt mir einfach.“ , meinte Edrick Geheimnisvoll.
,, Sendor.“ Liron stand dem Hosti fast Ungläubig gegenüber. Was für ein Zufall konnte das denn sein?
,, Ich freue mich euch zu sehen. Mir wurde gesagt euch ist übel mitgespielt worden?“
,, IWr hatten hier ein paar Schwierigkeiten ja.“ Edirck hatte sie in den ehemaligen Regierungssitz von Hama gebracht. Und während die anderen sich ausruhten und mit Edrick einige Pläne besprachen war er selbst einige Räume zu dem Gast weitergeschickt worden. Nur um Sendor gegenüberzustehen.
,, Wie kommt es das ihr hier seit ?“
Der Hosti setzte sich auf einen Stuhl. ,, Das ist eine längere Geschichte. Ihr seid in Grauhafen doch Javen begegnet oder?“
,, Ja. Der Orkzauberer ich erinnere mich. Wieso ?“
,, Nun kurz nach eurer Abreise kam er zu mir und sagte das ihr möglicherweise Hilfe gebrauchen könntet. Ich habe ihm erst nicht geglaubt. Schließlich bat er mich jedoch zu der Quelle zu gehen nach der ihr gefragt hattet. Und dort ist etwas seltsames Geschehen. Zwei Männer tauchten aus dem Nebel auf und meinten ebenfalls dass ihr Hilfe braucht. Anfangs hielt ich das ganze ja für einen Scherz aber als sich einer dann als Jaret Weißläufer vorstellte wurde mir einiges klar. Die Bitten der Toten ignoriert man nicht.“
,, Und ihr seid hergekommen ?“
,, Zusammen mit Zweitausend meiner besten Kämpfer. Ihr wart noch nicht am Hafen oder? Da kommt momentan kein Schiff mehr raus oder rein und manchen würde uns am liebsten sofort wieder loswerden. Sämtliche Häuser der Stadt sind mittlerweile doppelt belegt.“ , meinte Sendor.
,, Und werdet ihr mir helfen ?“ ,stellte Liron schließlich die Entscheidende Frage. Sendor hatte keinen Grund ihm zu helfen und wenn er sich entschied sich auf Anbrails seine zu schlagen konnte Liron wenig dagegen Unternehmen.
,, Liron. Ihr habt den Krieg zwischen unseren Völkern beendet und wenn wir auch nicht als Sieger hervorgingen so habt ihr uns Monate des Blutvergießens erspart. Ihr habt Gnaden walten lassen wo andere den Tod gefordert hätten. Ihr habt uns als Gleichberechtigt angesehen. Und was vielleicht das wichtigste ist: Ihr habt uns unsere alte Heimat wiedergegeben.
Wie könnt ihr überhaupt fragen ob ich euch Helfen will? Was immer euch im Weg steht: Es sit bereits tot. Eure Feinde sind von heute an meine Feinde. Und eure Freunde sind von heute an meine Freunde.
Der Manns treckte ihm eine Hand hin und Liron zögerte keinen Moment sie zu ergreifen.
Liron betrat den großzügig angelegten Raum der früher einmal das Herz der Regierung Egariums gebildet hatte. Den alten Ratssaal der in seinem Aufbau dem in Licentia sehr ähnlich war und für diesen wohl als Vorbild gedient hatte.
Jetzt jedoch stellte er einer Improvisierten Karte raum dar.
Rexins Güter stehen unter Agenirs Kontrolle. Von dort können wir nicht mit Hilfe rechnen. Aber Erane ist ganz in der Nähe. Lord Vandrung steht uns loyal gegenüber mit etwas Glück und wenn ihr uns die Hilfe des Ordens sichern könnt Fylla…
Edrick stockte mit seinen Ausführungen als Liron den Saal betrat.
,, Wir haben keine Zeit uns auf lange Kämpfe einzulassen.“ , sagte er. ,, Wir gehen direkt gegen Licentia vor.“
Fylla unterbrach ihn. ,, Liron ich weiß ihr wollt Handeln aber.. . selbst die Hostis haben Licentia nur einnehmen können weil der Bund am Ende war. Und ihr meint es mit einem Frontalangriff schaffen zu können?“
,, Wie ihr bereist gesagt habt. Es ist uns schon einmal gelungen.“ , meinte Sendor.
,, Das ist Verrückt und das wissen wir alle.“ , warf einer der im Raum Anwesenden Generäle ein. Zumindest vermutete Liron das es sich um einen Handelte. Er hatte mal versucht sich alle Befehlshaber des Bundes zu merken hatte aber längst aufgegeben.
,, Ich habe nicht vor Licentia einzunehmen. Ich brauche lediglich eine Ablenkung.“ , meinte Liron.
,, Ablenkung wofür ?“ , wollte Edrick wissen.
,, Während alle Wachen und Soldaten bei der Verteidigung der Stadt gebunden sind kann sich mich reinschleichen und Anbrail ausschalten. Alles läuft über ihn. Solange er seine Macht noch nicht vollständig gefestigt hat ist er Verwundbar und ich habe nicht vor ihm die Chance dazu zu geben.“
,, Schön und gut aber wie wollt ihr in die Stadt hineingelangen ohne die Tore niederzureißen ?“
,, Glaubt mir. Ich habe einen Weg.“ Sein Gesicht geriet einen Moment in den Schatten und jedem im Raum vielen sofort die glühenden Augen des Sehers auf.
Einige Anwesende Strategen griffen zur Waffe und wichen unsicher zurück.
,, Was seit ihr ?“ Edirck wich ebenfalls zurück.
,, Edrick… ihr alle. Ich weiß nicht was ich bin. Aber ich weiß wer ich bin. Ich bin immer noch Liron Weißläufer. Immer noch der gleiche Mann wie früher. Wenn irgendjemand hier etwas gegen mcih vorzubringen hat oder mir misstraut so verstehe ich das. Und derjenige darf sich freifühlen zu gehen. Ich kann niemanden zu etwas zwingen und auch niemanden gebrauchen,“ , er sah kurz in die Runde. ,, Der nicht vollkommen hinter mir steht. Also wer hilft mir?“
Die Generäle die ihre Waffen gezogen hatten ließen diese langsam sinken, legten sie aber nicht weg. Immerhin verließ niemand den Saal.
,, Wer steht hinter mir ?“
,, Wir gehen nach Licentia.“, stellte Edrick fest.
,, Licentia, ja… lasst es uns beenden.“
,, Ihr braucht gar nicht erst fragen ob wir euch folgen.“ , meinte Zemas.
,, Genau. Ich und der Orden auch stehen hinter euch.“ , meinte Fylla.
,, Ich ebenfalls. Und die Zauberer von Dynastes genauso.“
,, Dann bringen wir es zu Ende.“
Der Plan war einfach aber, hoffentlich, effektiv. Kleinere Einheiten aus Ordensrittern, verkleidet als Banditen und Herumtreiber, sollten zuerst auf den Höfen um Licentia Unruhe stiften um einen Teil der Verteidiger vor die Stadtmauern zu locken. Nachdem die so etwas geschwächte Stadtverteidigung angreifbar geworden war sollte die Hauptarmee unter der Führung von Sendor und Edrick vorrücken und die Mauern unter Beschuss nehmen. Ihre Aufgabe war es nicht die Stadt einzunehmen oder auch nur hineinzugelangen, sie sollten lediglich so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie möglich. Die Magier die Alexis versammelt hatte würden dazu ihr übriges beitragen. Sie hatten einen Illusionszauber vorbereitet der die Armee dreimal größer erscheinen lassen würde als sie tatsächlich war. Es würde sicher nicht lange dauern bis die Verteidiger den Trick durchschauten aber es verschaffte ihnen Zeit. Und dann hatten sie noch Zemas. Der Drache würde sich vor den Ballisten auf den Mauern hüten müssen, war aber sicher die Wirkungsvollste Ablenkung die sie hatten.
Währenddessen würde eine kleine Gruppe, bestehend aus Liron, Fylla und Alexis, versuchen ins Innere der Stadt zu gelangen, unauffällig bis zum Ratspalast vorzudringen und dort hoffentlich Anbrail ausschalten zu können. Wäre das geschafft hätten alle die sich gegen sie stellten keine Führung mehr und war Licentia erst wieder in ihrer Hand würden hoffentlich auch alle verbliebenen Ratsherren die die Seiten gewechselt hatten wieder besinnen und sich ergeben.
Nur wie Lirones anstellen wollte ins Innere der Stadt zu gelangen, dass blieb allen ein Rätsel. Bisher hatte der Seher nicht verraten wie sein Plan aussah.
Bevor die Angriffe auf die Höfe beginnen und damit der Startschuss für die Belagerung Licentias fallen würde sammelten sich alle noch einmal in den Wäldern vor der Stadt. Jeder wusste was er zu tun hatte und jeder war sich der Gewagtheit der Aktion bewusst.
Liron konnte bei vielen lediglich Skepsis oder schlimmer noch Furcht erkennen. Das Unternehmen war verrückt. Warum sonst hielt er auch seinen Plan in die Stadt zukommen Geheim. Die Idee allein war verrückt. Aber er wusste, spürte einfach, dass es gelingen würde. Und manchmal musste das eben ausreichen.
Er ging nochmals mit Edrick und Sendor alles durch. Versuchte sich selbst den Plan einzuprägen. Er würde nicht mehr in der Lage sein Änderungen daran vorzunehmen.
Schließlich wendete er sich an Alexis und Fylla. ,, Bereit ?“
,, Hmm… du meinst abgesehen von der Tatsache das das alles ein absolut verrückter Plan ist und wir vermutlich gleich alle sterben werden ?“ , meinte der Magier lächelnd.
,, Abgesehen davon, ja.“
,, Von mir aus kann es losgehen.“
,, Und ihr ?“
,, Nur noch eine Kleinigkeit.“ , sagte Fylla und ging zu Alexis. ,, Liron, wenn das irgendwer erfährt seit ihr ein toter Mann.“
Bevor Liron noch Zeit hatte zu fragen oder Alexis Zeit sich zu Wundern drückte die Tabajaxie dem Zauberer einen Kuss auf die Lippen.
Der völlig verwirrte Alexis löste sich. ,, Wie… wa…Wieso ?“ Er konnte nur die Schultern zucken.
Liron hingegen konnte nicht anders als Laut zu lachen.
Daraufhin schien sich Alexis wieder zu fangen. Sowohl er als auch Fylla sagten beinahe Zeitgleich
,, Seid still.“
Das war der Moment in dem Liron wirklich nur noch lachen konnte… Wie lange war es her, dass er einen Grund hatte sich für jemanden zu freuen? Eine Ewigkeit.
Und das Lachen spülte die letzten Schatten von seiner Seele.
,, Hört endlich auf das ist…“ selbst Fylla und Alexis mussten nun einfach mitlachen.
Liron war sich nicht sicher ob sie diesen Tag überleben würden. Er war sich nicht sicher ob sie Erfolg haben würden. Aber zum ersten Mal seit Zehn Jahren fühlte er sich ganz. Als hätte er etwas lange verlorenen zurückgewonnen.
Die Angriffe auf die Höfe waren ein voller Erfolg. Die kleinen Gruppen aus Ordenskriegern schlichen sich schnell an die Felder heran, steckten sie in Brand und verschwanden wieder. Bei anderen Höfen wurden die Scheunen angezündet oder die Wohnhäuser geplündert. Aber niemals wurde eine Klinge gegen die Bewohner gerichtet. Liron hatte strikt verboten sich gegen die Bauern zur Wehr zu setzen. Wenn sich diese Verteidigten sollten sich die Männer zurückziehen.
Der Stein war ins Rollen gekommen.
Sendor wurde mulmig als er zu den gewaltigen Stadtmauern aufsah. Ja sie hatten sie bereits einmal Überwunden, das änderte aber nichts daran das ihm leicht schwindlig bei der Idee wurde einfach davor auszuharren und die gegnerische Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er kam sich vor wie ein Schwein auf dem Weg zur Schlachtbank.
Edrick neben ihm schien ähnlich besorgt zu sein. Noch außer Reichweite der Gewehrschützen auf den Mauern ließ er seine Leute anhalten.
Er musste ihnen Mut machen oder die ersten würden bei der geringsten Gegenwehr zurückweichen.
,, Heute stehen wir hier. Viele von euch fragen sich. Warum ? Wieso riskieren wir unser Leben für diesen einen Versuch?
Viele von euch sind mit der Herrschaft des Bundes und der der Herrschaft Jarets und dann Lirons aufgewachsen. Ihr kennt Freiheit. Ihr kennt Gerechtigkeit. Aber das sind bloß Worte. Worte vermögen nichts zu vollbringen meint ihr. Aber heute geht es nicht um Worte. Heute geht es um Taten. Heute werden diese Worte zu Klingen und Kugeln. Heute habt ihr die Chance zu Entscheiden. Jeder einzelne von euch entscheidet heute ob der Bund steht oder fällt. Ob diese beiden Worte, Freiheit und Gerechtigkeit bestand haben oder ein kurzes aufflackern in der Geschichte bleiben.
Heute gehört euch die Welt. Heute entscheidet ihr ihr Schicksal. Und heute werden wir einen Tyrannen fallen sehen. Wer folgt mir? Wer marschiert mit mir ins Feuer wenn wir uns seinen Kopf holen?“
Liron und die anderen waren zurückgeblieben aber selbst von ihrem Versteck aus war der Jubelruf Unüberhörbar. Eine einzige Stimme bestehend aus Tausenden.
Es ging los.
,, Also,“ , fragte Alexis. ,, Wie kommen wir in die Stadt ?“
,, Als ich im Ratspalast gegen Anbrail gekämpft habe war es mir möglich mich nach draußen zu teleportieren. Mit etwas Glück…“
,, Sehr viel Glück meinst du eher. Du weißt dass du beim letzten Mal Glück hattest? Ich bezweifle das wir die Zeit haben deinen Gesit nochmal zu flicken sofern das überhaupt möglich wäre.“ , warf Fylla ein.
,, Diesmal nicht. Ich habe es vorher nicht Verstanden. Jetzt schon. Man muss es einfach nur akzeptieren. Es kontrollieren zu wollen war genau der falsche Weg.“
Er trat ein paar Schritte vor. ,, Bringen wir es hinter uns.“ Er schloss die Augen suchte in sich die Dunkelheit die auf ihn lauerte. Doch diesmal versuchte er nicht damit zu kämpfen. Versuchte nicht die Kontrolle zu behalten. Er betrachtete es als Fluss mit dessen Strömung man sich treiben lassen musste oder Unterging.
Immer schneller und schneller schienen ihn die schwarzen Wogen voranzutragen. Der Sturm in seinem inneren wühlte das Wasser seiner Gedanken zu Wellen auf. Bis diese hoch genug waren um jedes Hindernis zu überwinden…
Ein Ring aus purpurnem Licht bildete sich um die kleine Gruppe. Alles wurde in Rot getaucht bis keine andere Farbe mehr zu existieren schien. Die Welt selbst machte einen Sprung zur Seite… oder waren sie das? Einen Moment war sich Alexis unsicher wo oben und unten war.
Dann schlugen alle drei auf dem Boden auf. Zumindest fühlte es sich so an.
Alexis und Fylla taumelten kurz bis sie ihr Gleichgewicht wiederfanden.
Sie waren tatsächlich durch die Tore durch. Liron sah sich um und stellte fest wohin er sie gebracht hatte.
Sie waren genau auf dem Platz hinter den Toren herausgekommen, an derselben Stelle an der Lis gestorben war. ,, Es war nicht umsonst“ , flüsterte er.
Jetzt mussten sie sich einen Weg durch die Stadt hinauf zu den Ratssälen suchen.
Draußen vor der Stadt näherte sich Edricks Streitmacht den Mauern. Bisher schien ihr Plan aufzugehen. Die Mauerkronen waren voll besetzt und die gesamte Aufmerksamkeit auf die Anrückenden Soldaten gerichtet. Niemand würde Liron oder die anderen bemerken.
Doch nun standen sie vor ihrer ganz eigenen Herausforderung. Die Scharschützen auf den Mauern legten an. Es war nur eine Frage von Sekunden bis auf ihrer Seite die ersten Kämpfer fallen würden.
Plötzlich jedoch durchbrach etwas die Stille. Luftzug… wie von….Flügeln ?
Aus dem Nichts tauchte der Drache aus den Wolken auf. Die Mauern verwandelten sich in ein Flammenmeer bevor überhaupt jemand wusste was los war.
Brennende Soldaten sprangen herab und rissen manchmal noch einige ihrer Glücklicheren Kameraden mit.
Das gab ihren eigenen Leuten Zeit ihre Schützen nach vorne zu bringen und zu zielen.
Die erste Salve kam nicht von den Verteidigern sondern von den Angreifern.
Bald sollte der Pulverdampf alles einhüllen und die weitere Sicht auf die Schlacht verdecken.
Offenbar waren doch nicht alle Wachen abgerufen worden. Am Fuß der Treppe die hinauf zum Vorplatz des Palastes führte liefen sie fast in die Zehnköpfige Gruppe aus Soldaten hinein.
Diese reagierten sofort und gingen zum Angriff über.
Alexis musste sich sofort gegen Vier Gegner gleichzeitig Verteidigen. Drei Angriffen konnte er ausweichen doch der vierte erwischte ihn am linken Arm. Er spürte wie ihm das Blut über das Handgelenk lief.
,, Jetzt habe ich aber genug.“ Der Zauberer formte spitz zulaufende Eiskristalle um seine Hände und griff selbst an. Die Kristalle schnitten sauber durch die Panzerung der vier Soldaten und zerfetzten diese zu unbrauchbaren Metallstücken.
Liron wurde von zwei Angreifern abgedrängt. Er hatte sich von Edirck ein Schwert geben lassen und damit parierte er nun so gut er konnte die Angriffe der beiden. Diese waren besser Ausgebildet als die Patrouille der sie auf der Straße begegnet waren. Ihm blieb kaum etwas anderes übrig als die Attacken abzuwehren. Und dann spürte er Stein im Rücken. Sie hatten ihn in eine Ecke gedrängt und griffen nun Beide gleichzeitig an. Doch bevor ihn die Schwerter treffen konnten stockten beide.
,, Nicht…so…schnell.“ Alexis stand hinter ihnen und hatte die Fäuste in Richtung der Wachen ausgestreckt. Nun schlug er die Beiden Hände zusammen und die Soldaten sackten leblos zusammen.
Fylla unterdessen beschäftigte drei weitere Wachen. Der erste der ihr zu nahe kam überlebte nicht lange. Mit einem gezielten Hieb gegen die Waffe des Mannes entwaffnete sie ihn und fing das Schwert noch im Flug auf. Sie war es einfach gewohnt mit zwei Klingen zu kämpfen.
Die Überlebenden Zwei Griffen gleichzeitig an mussten jedoch feststellen das Fylla jegliche Angriffe abwehrte.
Einer versuchte zurückzuweichen. Sie zielte. Viel zu nah um ihn zu verfehlen. Das Schwert welches sie dem ersten Wachmann abgenommen hatte segelte durch die Luft und fand sein Ziel.
Ihr letzter verbleibender Gegner wich langsam zurück. Dann, mit einer Verzweifelten Finte, stürmte er vorwärts. Er hatte vermutlich selbst nicht damit gerechnet Erfolg zu haben. Sekunden später fiel die Wache leblos auf die Granitstufen.
Hinter ihr bewegte sich etwas… Sie wirbelte herum… viel zu spät.
Alexis bemerkte den letzten Wachmann der sich an Fylla heranschlich. Er sprang dazwischen und ließ einen Strom aus Energie auf den Soldaten los. Dieser hob trotzdem noch die Waffe und verletzte ihn an der Schulter seines ohnehin schon verwundeten linken Arms.
Er stützte sich an der Wand ab. ,, Das war ziemlich knapp...“ Er spürte wie das Blut seinen Mantel durchtränkte.. offenbar hatte der Angriff doch mehr Schaden angerichtet als Gedacht.
Auf die besorgten Blicke reagierte er nur mit einem: ,, Mir geht’s gut.“
,, Ich bleibe bei ihm.“ , meinte Fylla.
,, Gut. Und ich nehme mir Anbrail vor. Haltet noch ein bisschen durch Alexis. Das hier ist bald vorbei.“
Er rannte die Treppe hinauf.
Edrick fiel es schwer im Pulvernebel noch irgendetwas zu erkennen. Kugeln beider Seiten jagten durch das undurchsichtige Weiß und er hatte keine Ahnung welche Seite die meisten Treffer einstecken musste.
Irgendwo im Nebel hörte er jemanden aufschreien. Dann wurde der Schrei, vermutlich durch eine weitere Kugel erstickt. Es war das Chaos aber solange er nichts sehen konnte war ein Rückzug noch gefährlicher.
Der Vorplatz zum Palast war nicht verlassen. Eine einsame vermummte Gestalt stellte sich ihm entgegen.
,, Anbrail wusste das ihr herkommen würdet.“ , meinte Agenir Rexin.
,, Sieht ihm ähnlich. Hat er auch schon vorhergesehen das er heute möglicherweise seinen Kopf verliert?“
,, Ihr werdet nie so weit kommen Liron Weißläufer. Ihr könnt mich nicht besiegen.“
Der Magier begann ihn zu umkreisen.
,, Ihr klingt ziemlich selbstsicher.“
,, Ich weiß das ihr mich nicht bezwingen könnt. Der Tod selbst hat es gesagt. Mein tot trägt ein anderes Gesicht.“
Liron suchte wieder jene dunkle Flutwelle in seinem Inneren.
,, Wisst ihr ihr hätte besser zuhören sollen. Vielleicht kann ich euch nicht töten. Verletzten aber schon.“
Liron entfesselte eine Welle aus purer Energie die dem Magier vor ihm das Fleisch von den Knochen ziehen würde.
Zu seiner Überraschung geschah dies nicht. Agenir absorbierte den Zauber.
,, Ihr Narr. Ich bin mächtiger als ihr es euch jemals vorstellen könntet. Ihr nährt meine Macht ledigl….“
Er stockte. Liron hörte nicht auf einen Zauber nach dem anderen auf ihn zu schleudern.
,, Hört ihr nicht. Ihr könnt nicht gewinnen. Ergebt…“
Die mit Runen beschriebenen Bande um den Körper Agenirs begannen zu glühen, leuchteten immer heller…
,, Hört auf… ihr zerstört…“
,, Das ist meine Absicht.“ , meinte Liron und schickte eine letzte Energiewelle in Richtung Agenir.
Dieser heulte schmerzvoll auf als die Runen verblassten und sich auflösten. Ohne den Schutz des Bannes forderte die Magie in seinem inneren nun ihren Preis.
Sein Fleisch fing Feuer
,, Nein. Ihr könnt nicht…:“ Der Magier sank auf die Knie, seine gesamte Form schien zusammenzuschmelzen.
Liron ging ohne Beachtung an dem sterbenden Vorbei in die Hallen des Rates hinein.
,, Geht es euch gut ?“ , fragte Fylla besorgt. Sie hatte dem Magier einen provisorischen Verband angelegt was zwar zu helfen schien aber sobald Alexis versuchte Aufzustehen drehte sich noch immer alles.
,, Etwas besser. Du willst dich nicht zufällig mal an Heilmagie versuchen? Mir wäre wohler zumute wenn Liron nicht allein weitergehen würde.“
Fylla zögerte. ,, Das ist keine gute Idee. Das letzte Mal das ich versucht habe jemanden zu Heilen ist Jahre her.“
,, Das verlernt man nicht.“ , meinte Alexis überzeugt.
,, Beschwer dich nur nicht wenn das eine Narbe gibt.“
,, Wenn du wüsstest.“
Fylla legte eine Hand auf die verletzte Schulter. Alexis hatte gemeint zu Heilen würde man nicht verlernen. Die Wahrheit war aber das es einem im Orden erst gar nicht gelehrt wurde.
Eine Tatsache die der Magier nicht zu wissen schien. Sie hatte es sich teilweise selbst beibringen können aber wirklich angewendet? Nein. Und das machte ihr Angst.
,, Verdammt.“ Der Zauberer zuckte zusammen und eine Rauchwolke stieg von der Wunde auf.
,, Heilen nicht ausbrennen.“
,, Entschuldigung. Ich Versuchs nochmal.“
Der Zauberer sprang beinahe panisch wieder auf. ,, Nein danke. Mir geht’s gut.“
Wie zum Beweis lief er die ersten paar Treppenstufen hinauf.
Fylla wäre am liebsten zurückgewichen. Agenirs zerstörter Körper lag auf den steinernen Fliesen des Platzes der Ratskammern.
Und was das Ganze noch schrecklicher Machte, er lebte noch.
Alexis trat an den sterbenden Magier heran und lies sich auf ein knie nieder.
,, Ich tat immer nur… was ich für richtig hielt… das müsst ihr doch Verstehen… Alexis.“
Alexis wunderte sich das der Zauberer überhaupt noch sprechen konnte.
,, Nein Agenir. Ihr habt getan was euch beliebte. Was eure Gier nach Macht nährte. Und nun zahlt ihr de Preis dafür.“
,, Vielleicht...Alexis… Aber seit ihr diesen Weg nicht auch gegangen? Ihr.. kennt seine Anziehungskraft.“
,, Ich leugne es auch nicht. Macht wird immer von der Gier nach derselben Begleitet. Aber… einige gute Freunde haben mir gezeigt wohin das führt.“
,, Dann bringt es zu Ende. Euer Urteil steht doch längst fest.“
Alexsi zog einen Dolch aus seinem Gewand. Der Magier starb, das hieß aber nicht, dass er ihn leiden lassen musste. ,, Es ist nicht an mir über euch zu richten. Ruht in Frieden.“
Liron eilte durch die Hallen des Ratspalastes. Eine Gruppe von Gardesoldaten kam um eine Ecke gelaufen um ihn aufzuhalten.
Mehr als eine Handbewegung brauchte es nicht um die Fünf Soldaten gegen eine Wand zu schleudern, wo sie zwischen Putz und Staub zu Boden sanken.
Die Ratskammern lagen direkt vor ihm. Wenn Anbrail nicht dort wäre würde er ihn eben suchen müssen. Aber er war sich mehr als sicher ihn dort zu finden.
Die Türen standen offen als er sein Ziel endlich erreichte. Sonnenlicht fiel durch di hohen Glasfenster des Saals und tauchte alles in helles Licht.
,, So wird es heute also enden ?“ Anbrail trat zwischen zwei Säulen heraus ins Licht.
,, Es muss so nicht enden. Beenden wir diesen Wahnsinn. Es ist genug Blut geflossen Anbrail.“
,, Das glaubt ihr. Ihr sucht Verständigung wo es keine geben kann. Ihr glaubt für so etwas wie Frieden einzutreten Liron ? Friede existiert nicht.“
,, Das sagt ihr. Aber wieso ? Ihr meint Magie schützen zu müssen. Wovor ? Seht ihr ich verstehe euch einfach nicht.“ Liron war weiter in den Raum getreten und die beiden Seher standen sich beinahe gegenüber. Anbrail trat an eines der Fenster heran von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Von den Mauern her hallten Schüsse und die Schreie von Verwundeten wieder.
,, Ich habe bereits versucht es eurem Freund zu erklären. Magie kann in einer Welt des Wandels nicht existieren. Sie bleibt entweder als einzige Macht zurück oder geht in der neuen unter.“
,, Und da ist es wieder. Das sagt ihr. Aber wieso ? Euer ganzes Gerede ist nichts. Ihr glaubt etwas Beschützen zu müssen, das keinen Schutz braucht. Ihr erklärt euch selbst zum Retter von etwas das nicht gerettet werden muss.“
Er trat näher an Anbrail heran. ,, Soll ich euch sagen was ich glaube ? Ihr seid genau wie alle anderen die nach Acht streben. Ihr sucht euch eine Botschaft und macht daraus euren persönlichen Kreuzzug.
Aber was ihr wirklich wollt, was euer einziger Existenzzweck ist, ist Gier. Ihr seid ein Nichts Anbrail so mächtig ihr auch werdet. Egal wie viel ihr euch untertan macht. Und wisst ihr wieso? Weil eure ganze Macht, euer Verstand und euer Wissen, keinem Zweck dient.“
Anbrail wirbelte herum und traf Liron mit einem Schlag aus verdichteter Luft, welcher diesen durch den Saal schleuderte.
Dieser jedoch erschuf sofort einen Schild aus Magie welcher das schlimmste verhinderte.
,, Ihr seid ein Narr. Nur eine weitere verwirrte Seele.“
,, Der einzige Narr hier seit ihr.“ Anbrail entfesselte einen Sturm aus Feuer der auf Liron zuraste.
Dem Seher blieb nichts anderes übrig als der Attacke auszuweichen und zur Seite zu springen.
,, Ihr hättet nicht zurückkommen sollen.“
Der selbsternannte Retter riss einige Mauersteine aus der Wand mit dem Fenster hinter ihm und schleuderte die Tonnenschweren Projektile nach Liron.
Lirons Geist schwebte nun vollständig in dem Meer aus Dunkelheit und Wissen in seinem inneren.
Er war sich der herannahenden Gefahr mehr als Bewusst.
Die Steinbrocken zerbröselten zu Staub bevor sie ihn erreichten.
Liron zog seine Waffe. Mit Magie würde er Anbrail nicht beikommen können aber gegen Stahl hatte auch der Zauberer nichts auszurichten.
Er wich einem Feuerball aus den Anbrail nach ihm schleuderte und zielte… Er konnte nicht mehr ausweichen…
Anbrail hob eine Hand in der sich sofort eine Waffe manifestierte welche Lirons schlag abfing.
,, Gut klären wir das Ganze auf die altmodische Art Liron. Keine Zauber mehr.“
,, Ganz wie ihr wollt.“ , antwortete der Seher und lies einen weiteren Angriff folgen, den Anbrail mühelos abwehrte.
Keiner der beiden Kämpfer konnte dem anderen gegenüber einen Vorteil gewinnen. Ihr Kampf zog sich durch den ganzen Raum die Sitzreihen hinauf und wieder zurück in die Hauptkammer.
Dieser Kampf würde noch durch Ausdauer entschieden werden wenn keiner von beiden einen Fehler machte.
Liron ließ eine Finte seines Gegners ins Leere laufen. Viel zu offensichtlich. Wurde Anbrail etwa Müde ? Es hatte den Anschein. Ein ungezielter Hieb genügte Liron . Seine Klinge Schnitt durch Anbrail hindurch.. der daraufhin verschwand
Schmerz. Aus dem Nichts schnitt eine Klinge durch die Luft und Blut quoll aus einer Wunde quer über seine Brust.
,, Wie war das noch ? Keine Magie ?“ Liron sah sich nach seinem Gegner um der in sicherer Entfernung von ihm stand.
,, Das ist euer Problem Liron. Ihr verlasst euch zu sehr auf Regeln.“
,, Und wisst ihr was eures ist ? Ihr wisst nicht wann man Still sein sollte.“
Angefacht durch Wut ließ Liron eine Abfolge wilder Hiebe auf Anbrail niedergehen.
Jeder Schlag zwang ihn zurückzuweichen. Jeder Schlag brachte ihm mehr ins Wanken.
Schließlich zerbrachen Beide Klingen unter der Gewalt der Schläge und sowohl Anbrail als auch Liron stürzten zu Boden. Die nun nutzlosen Waffen wurden davongeschleudert.
,, Das hatten wir doch schon…“ Anbrail griff in einen kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel und förderte die Sanduhr zu Tage. ,, Dieses Mal kommt ihr nicht davon.“
Anbrail hielt die Sanduhr hoch.
Liron hatte keinerlei Waffen mehr das einzige was er noch bei sich trug war…. Der Spiegel…
Vorsichtig tastete er mit der Hand danach und hoffte, dass das Glas den Kampf unbeschadet überstanden hatte.
,, Ihr mögt meinen im Recht zu sein Liron. Aber leider wird die Geschichte von Siegern geschrieben und das seit ihr nicht.“
Ein Strahl aus Dunkelheit raste auf Liron zu.
,, Wie ich schon sagte. Ihr redet zu viel.“
Liron riss den Spiegel hoch. Die Energie der Sanduhr wurde reflektiert, folgte ihren Weg zurück und schlug wieder in ihrem Ursprungsort ein.
Anbrail stolperte zurück. Die Verzierungen lösten sich von der Sanduhr. Der Glasbehälter mit der Asche stürzte heraus und rollte über den Boden. Liron hob ihn auf.
,, Ihr seid gefallen.“
,, Nein.. Ich kann nicht versagen. Ihr werdet alle…Was ist das?“ Ein Teil der Magie der Sanduhr musste auf ihn übergesprungen sein. Anbrail begann im Zeitraffertempo zu Altern.
Seine Haare wurden grau. Falten bildeten sich, die Augen wurden trübe.
,, Hälft mir…“ Er klammerte sich mit zwei sich auflösenden Händen an Liron.
,, Das habt ihr euch allein selbst zuzuschreiben.“ Liron stieß den sterbenden Weg. Knochen Finger streckten sich ein letztes Mal in seine Richtung bevor sich diese in Staub auflösten und das was einst Anrail gewesen war vom Wind davongetragen wurde. ,, Nein!“ Der Ruf wurde vom Saal über das gesamte Stadtgebiet getragen. Hallte in den Straßen nieder und erreichte schließlich auch das Schlachtfeld.
Sendor spürte wie eine Kugel nur knapp an ihm vorbeiflog. Eine weitere surrte im selben Moment über seinen Kopf hinweg.
Das war Wahnsinn. Wenn sie sich nicht zurückziehen würden.
Etwas übertönte einen Moment den Schlachtlärm. Ein Schrei. Sämtliche Gewehre schwiegen. Auf den Mauern drehten sich die Schützen in Richtung Stadt um.
Liron musste es geschafft haben. Unter den Überlebenden auf dem Feld brach Jubel aus.
Edrick verschaffte sich Gehör und drängte sich durch seine Leute damit auch die Soldaten auf den Mauern ihn hören konnten. Ein blutiger Verband zog sich über seine Stirn wo ihn eine Kugel gestreift hatte aber er wirkte Lebensfroher als je zuvor.
,, Euer Herr ist Tod.“ Die Stimme hallte klar über die Felder. ,, Ergebt euch jetzt. Es gibt keinen Grund mehr zu kämpfen.“
Einen Moment zögerten die Männer auf den Mauern. Der erste Warf sein Steinschlossgewehr über die Zinnen. Es landete mit einem Krachen auf dem Boden und zersplitterte.
Der letzte Moment des Zögerns war vorüber. Eine wahre Sturzflut aus Waffen landete im Gras.
Auf den Feldern und auf den Mauern fielen sich die Menschen in die Arme.
,, Ich muss zugeben einen Moment dachte ich wir schaffen es nicht.“ , meinte Sendor.
,, Liron. Ich werde ihm eine Uhr geben. Dann ist das nächste Mal nicht mehr ganz so knapp.“
,, Ihr wollt das er eine n Turm mit sich rumschleppt ?“
,, Ich habe ein paar Pläne für eine Taschenvariante.“ , erwiderte Edrick.
Liron trat an die Stelle heran an der einige von Anbrail herausgerissenen Steine den blick auf die Stadt unter ihm preisgaben.
Plötzlich schien er sich nicht länger auf den Füßen halten zu können. Die Wunde die Anbrail ihm zugefügt hatte war wohl doch schwerer als gedacht.
Von der Stadt her drangen Jubelrufe und Stimmen ließen ihn Hochleben. Er fühlte sich lediglich Müde.
Er fiel nach vorne, als ihn eine Gestalt auffing. Einen Moment dachte er es sei Adriana, dann jedoch erkannte er die Stimme wieder. Der Tod war ihn holen gekommen.
Was er sagte Überraschte ihn allerdings. ,, Eure Zeit ist noch nicht gekommen mein Freund.“
Sanft ließ ihn die Gestalt zu Boden gleiten und entfernte sich dann. Lies ihn in die Schwärze abtauchen.
Er erwachte in einem Bett. Ein besorgt aussehender Alexis stand über ihn gebeugt und im Hintergrund konnte er Fylla, Edrick und Sendor erkennen.
,, Er wacht auf.“
,, Was… ist es vorbei ?“
,, Ja. Wir haben es geschafft.“ , meinte Alexis. ,, Aber da ist noch eine Kleinigkeit. Wir wollten warten bis ihr Wach seid.“
,, Das hier.“ Fylla reichte ihm einen Gläsernen Behälter mit Asche darin.
,, Wir wissen nicht wie wir es zerstören können. Alexis hat alles versucht.“
Liron nahm den Behälter Vorsichtig entgegen. ,, Ich denke ich weiß wie.“ Er setzte sich auf.
,, Vorsichtig.“ , sagte Edrick. ,, Ihr hattet Glück.“
Liron nickte. Ja… Glück.
,, Und übrigens. Damit ihr es beim nächsten Mal nicht zu knapp werden lasst.“ Der Ratsherr drückte ihm einen kleinen Goldenen Gegenstand in die Hand.
Liron klappte das Goldene Schutzblatt auf und starrte das Ziffernblatt an. Feine Zeiger drehten sich darum. ,, Danke.“ , murmelte er.
,, Ich musste Alexis um Hilfe bitten. Die Zahnräder für das Uhrwerk und den Aufziehmechanismus anzufertigen wäre ohne seine Magie unmöglich gewesen.“
Liron klappte den Deckel zu und legte die Uhr auf den Nachttisch. Das war der letzte Beweis den er brauchte. Anbrail hatte Unrecht. Magie und Fortschritt standen sich in keiner weiße im Weg. Sie förderten einander.
Nun blieb ihm nur noch eines zu tun.
Er trat Hinaus auf die Plattform des Turmes. Der Wind hier oben peitschte ihm den Mantel um den Körper. Die Sonne ging grade auf und die ersten Strahlen erreichten die Spitze des Turmes. In Händen hielt er einen Glasbehälter voll Asche.
Schwach begann die Asche zu glühen, wurde immer wärmer. Er musste den Behälter loslassen.
Das Glas brach, zersplitterte und brach das Licht in allen Farben
Die Asche nahm noch im Fallen eine neue Form an. Feuer raste die Form entlang, erfüllte das seit langem Gefangene mit neuem Leben.
Feuerschwingen schlugen in der kalten Luft. Wendeten, fingen den Sturz ab
Die Krallen packten die Mauerzinnen und der Phönix ließ sich vor Liron nieder.
,, Heil Vater Tag.“ , Grüßte Liron das Wesen in der alten Sprache.
Die Stimme des Phönix ließ die Luft selbst erzittern und erfüllte sie mit Wärme. Es war als würde man vor einem brennenden Haus stehen.
,, Heil Ethrothil.“
Liron kannte das Wort nicht. Aber es war nicht schwer die Bedeutung zu erraten. Seher.
,, Ihr habt soeben meine Jahrtausende lange Gefangenschaft beendet. Ich weiß von euren Verlusten, von euren Kämpfen auf dem Weg hierher. Sagt mir wie ich euch danken kann.“
,, Ich habe keinerlei Wünsche. Ich habe keinerlei bitten. Zumindest nichts was in eurer Macht liegen würde.“
Der Phönix schwieg einen Moment. ,, Ihr müsst noch viel lernen Ethrothil. Ihr glaubt es gäbe Grenzen. Ich weiß, dass dem nicht so ist. Euer Geist hat Wunden davongetragen doch dies ist es nicht was ich zurückerhalten möchtet. Euer Körper hat Narben zurückbehalten, aber auch diese akzeptiert ihr nun. Eure Welt hat Schaden genommen, doch dies ist nichts dessen Heilung ihr Wünscht. Sie kann nur daran wachsen. Sich noch prächtiger als zuvor erheben.
Es gibt nur eines dessen Verlust euch Schmerzt.“
Liron war nicht in der Lage überhaupt etwas zu erwidern.
,, So überlasse ich euch dies als Geschenk.“
Der Phönix atmete blaues Feuer. Die Flammen tanzten über die Spitze des Turmes, wanderten hin und her und formten schließlich eine Gestalt… verdichteten sich.
Liron fing sie auf. Der Phönix erhob sich mit brennenden Schwingen in den Himmel. ,, Bleibt ihr selbst Liron Weißläufer. Ich habe andere wie euch getroffen aber keiner war auch nur vergleichbar.“
Liron sah dem Feuervogel nur kurz nach. Er musste sich immer wieder selbst Überzeugen das er keinem Trugbild zum Opfer fiel. Genau in diesem Moment schlug die Gestalt die Augen auf.
,, Liron ? Was.. wo bin ich? Ich war…“
,, Adriana. Ganz ruhig. Du warst… lange fort.“
,, ich weiß wo ich war Liron. Und du… hast mich zurückgebracht. Du bist der seltsamste Mensch der mit je begegnet ist und das will bei Alexis schon etwas heißen.“
Bevor Liron etwas erwidern konnte unterbrach ihn ein Kuss.
Stunden später standen sie immer noch auf der Turmspitze. Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen. Zu groß die Gefahr das sich doch alles als Trugbild erweis aber….
Ein sehr altes Versprechen wollte endlich eingelöst werden. Liron zog den kleinen Versiegelten Umschlag aus der Tasche. Er hatte den Brief Ragnars nie geöffnet. Jetzt jedoch…
Er öffnete das Siegel und zog ein staubiges, vergilbtes Stück Pergament aus der Tasche.
Es war eine Tagebuchseite…
Liron begann zu lesen. Dann ließ er das Stück Papier langsam sinken. Das war ein Problem aber… es hatte Zeit. Alles hatte jetzt Zeit. Er wendete sich wieder Adriana zu und lies die Tagebuchseite wieder in seiner Tasche verschwinden.