Einzige,
wie soll ich beginnen, mit all dem Schmerz und der Trauer, die mich fast auffressen, die mein Herz zum Weinen bringen, die aus mir ein seelisches Wrack machen? Sag es mir, sag es mir nur ein einziges Mal. Wie soll ich es aushalten … ohne DICH, ohne die Frau, die noch immer in mir wohnt??
Bitte Liebste, lass Deine Hand jetzt nicht wütend dieses Blatt Papier zusammenknüllen. Ich habe es extra für Dich aus dem karierten Schreibblock mit der Spirale, an der Du mit einem Deiner bezaubernden Finger hängen geblieben bist, herausgerissen. Ich schmecke noch das warme Blut auf meiner Zunge. Süß waren sie diese kleinen Tropfen die ich aus Dir herausgesaugt habe, jeder einzelne zuckersüß.
Was für mich aber noch viel schlimmer wäre, als in Deiner Hand zu einem jämmerlichen Klumpen Papier zu verkommen, Einzige, das wäre, wenn Dein Blick langsam auf die Suche nach einem Streichholz gehen würde, nur um dann genüsslich die kleine Flamme an eine Ecke des Briefes zu halten und all meine Gedanken an Dich in Rauch aufgehen zu lassen. Übrigens die Streichhölzer liegen in der Schublade, in der auch die Glasmurmeln für Deine Wunscherfüllung, der Schornsteinfeger, die Glücksschweine und diese fürchterlichen Aufklebebildchen, die Du mir jeden Morgen auf die Zigarettenschachtel geklebt hast. Ja ich weiß, Du hast es gut gemeint, aber was meinst Du was die Leute gedacht haben, wenn diese Schachtel mit Herzchen und Bärchen und Elfen neben mir auf dem Schreibtisch lag? Natürlich weiß ich, dass an jeder dieser kleinen Scheußlichkeiten Dein Erinnerungsherz hängt, aber ich muss gestehen, dass ich dieses ganze Zeugs sehr gern in den Müll geworfen hätte.
Du meine Schöne, bitte nimm Dir eine Minute Zeit, noch einmal mit mir unsere Liebe zu leben, selbst wenn sie für Dich gestorben ist.
Lächelst Du, mein Engel? Oder beißt Du Dir in die Lippe, so wie Du es immer tust, wenn Dich etwas aufregt oder verunsichert? Du nagst an Deiner Lippe und lächelst, hab ich recht? Nein? Lüg nicht, ich weiß es ganz genau, Du kannst jetzt nicht anders als lächeln! Habe ich Dir jemals gesagt, wie reizend Du ausschaust, wenn Deine rosige Zungenspitze zuerst in den rechten und dann in den linken Mundwinkel wandert? Du Deine Lippen fest zusammenpresst, den Unterkiefer ein bisschen nach links schiebst und mit dem oberen Eckzahn in die Unterlippe beißt? Mein Gott liebe ich diese Geste. Ja ich schreibe „liebe“ und nicht „liebte“. Ich sehe Dich vor mir und liebe Dich, liebe Dich noch immer.
Neben mir liegt der erste Brief, den ich an Dich geschrieben habe. Du warst so glücklich darüber, dass ich Dir einen kleinen Auszug beifügen muss, ja Liebes ich muss:
Mein Engel, mein nur für mich auf diese Erde geschwebter Engel,
Du bist wie ein Traum nach dem ich mich verzehrte…. Ausgehungert über viele Jahre(!) macht sich eine Erregung in mir breit, die mich schreien lässt. Schreien vor Verlangen, diese Deine Hände auf meiner Haut zu spüren. Deine honigsüßen Küsse auf meinen Lippen zu schmecken. Ich möchte Deine Erregung herauslocken, aus der sanften Berührung unserer Münder. Aber außer Deinem Mund gibt es Dein Gesicht, Deinen Hals, Deinen Nacken. Liebste, Einzige, ich will Dich nicht nackt, nein, ich will Dich entblättern, meine Hände auf Wanderschaft schicken und meinen Mund folgen lassen. Ich will Deine Erregung hören, aus einem Mund, den ich zwischendurch immer wieder mit meinen Küssen verschließe. Ich will zärtlich meinen Körper an Deinen pressen, so dass Du eine Ahnung bekommst was Dich erwartet. Meine Finger streicheln sanft Deine Wirbelsäule herab, fahren weiter, tiefer, so tief bis ich diese wunderbaren und prallen Rundungen in meinen Händen halte. Und wieder ziehe ich Dich zärtlich an mich lasse Dich spüren wie sehr ich Dich begehre. Gebe Dich wieder frei, gehe vor Dir in die Knie. Meine Hände nehmen Besitz von Deinem Körper, streicheln Deinen Busen und meine Lippen machen es ihnen gleich. Ich halte Dich, mein Mund lässt sich Zeit, viel Zeit. Ich warte auf Deine Reaktion und versuche zu ergründen, ob Du die Talfahrt weiter möchtest, ob es Dir gefällt, ob es Dich glücklich macht. Und während meine Hände sich dem Ort nähern, wo sich Deine Beine treffen spüre ich Deine Erregung und warte auf Deine Einladung...............
O meine Einzige, kannst Du mir verzeihen, wenn ich Dir nun mitteile, dass ich diesen Brief zuerst an Marianne, dann an Andrea und auch Brigitte geschickt habe?
Nicht böse sein! Bitte Engelchen, aber glaub mir, nein, ich versichere es Dir sogar, sie haben allesamt nicht so entzückend reagiert wie Du. Marianne ist einfach zu spröde und unempfänglich für solch zarte Worte. Andrea, na Du kennst sie ja selbst, schließlich ist sie Deine beste Freundin und Brigitte gefühllos bis unter die Haarspitzen, aber auch Wünsche erfüllend, sehr erfüllend meine Einzige. Du hast in meinen Worten den Zauber gespürt, den ich vermitteln wollte, Du hast in meinen Zeilen gelebt und geliebt und manchmal sogar gelitten. Du bist so einzigartig in Deiner ganzen Art, so ein kleines bisschen diabolisch und doch auch so zärtlich.
Es ist so - ich möchte sagen, es ist fast ergreifend schön, die unterschiedlichen Reaktionen der Frauen zu erleben. Jede mein Schatz reagiert anders, hat andere Gefühle, Gedanken und Träume. Faszinierend sage ich Dir, einfach faszinierend.
Erinnerst Du Dich an Angela? Ich habe Dir kurz von ihr erzählt, nicht alles - das hätte Dich womöglich gekränkt und kränken … Liebes, wollte ich Dich nie. Ich kann Dir heute noch nicht wehtun, es würde mich umbringen, wenn ich Dir auch nur einen einzigen Schmerz zufügen müsste. Also gut, lass uns zurück zu Angela kommen. Sie ist etwas jünger als Du, minimal, ich schätze zehn bis fünfzehn Jahre. Auch etwas schlanker, nun gut, sie ist viel schlanker. Liebes, Du weißt, dass es mich nie gestört hat, dass Du aus Rubens Bild *die drei Grazien* entstiegen bist! Ich liebte, ja ich liebe sie noch immer Deine pralle Üppigkeit, aber ein bisschen mehr liebe ich Angelas zarten jungen und schlanken Körper. Engelchen, Du müsstest ihre kleinen niedlichen Brüste sehen und diesen herzigen knackigen Popo, göttlich sage ich Dir. Wenn Du Frauen lieben würdest, Du würdest mich verstehen. Eine Frau wie Du versteht alles. Fast alles.
Meine Einzige, ich will nun langsam zum Schluss kommen. Entfernt und doch nah bei Dir, sehe ich Tränen der Wut in Deinen schönen Augen, sehe die kleinen regenbogenbunten tautropfenähnlichen Perlen, die sich durch Wimperntusche, Kajal und Wangenrouge auf aquarellfeuchte Weise ihren Weg zu den, von mir so heiß geliebten roten Lippen bahnen. Sehe diese beiden tiefen Falten zwischen den Augenbrauen, ja ich sehe sogar diese kleine Querfalte, die der Steg Deiner Brille stets sorgsam verdeckt. Ich bin mir sicher, dass Du jetzt denkst: „Dieser verfluchte Mistkerl!!! Hätte ich diesen Brief nur niemals geöffnet, ihm keinen weiteren Blick gegönnt, ihn einfach ohne nachzudenken, dem Ofen in den glühenden Rachen geschoben.“
Liebling, Du wärst nicht Du, wenn Dich die Neugier nicht geritten hätte, ich wusste, dass Du jede meiner Zeilen gierig verschlingst. Du hast gedacht ich würde Dich um Entschuldigung bitten, hab ich recht? Wenn ja Schatz, so sag mir wofür? Dafür, dass ich Dich geliebt habe, in meinen schwachen und einsamen Stunden? Dafür gibt es doch keine Entschuldigung, ich war selbst schuld…
Nicht weinen, das wollte ich nicht, oder doch? Ja mein Engelchen so ein bisschen habe ich es mir gewünscht, aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen.
Ich überlege, wie weit Du den Brief mit einem Lächeln in den Augen gelesen hast.
Ich liebe Dein freies Minenspiel, es ist doch noch frei oder? Bitte Liebes sag nicht, dass Du Dich von Deiner schrecklichen Freundin Clarissa zu einer dieser Botoxpartys, die Professor Dr. Künzel veranstaltet, mitschleifen lassen hast? Es wäre schrecklich meine Einzige, denn nichts macht eine reife Frau älter und unattraktiver als diese zu Masken erstarrten vollkommen unbeweglichen Gesichter.
Ich küsse noch einmal Deine weichen Lippen. Sie sind doch noch weich und nicht aufgespritzt? Liebes, ich kann auf keinen Fall einen aufgespritzten Mund küssen, auch nicht in Gedanken. Weißt Du woran ich bei aufgespritzten Lippen denken muss? Liebes entschuldige, aber mir wird ein bisschen übel. Ich muss dann die ganze Zeit daran denken, dass sie gleich platzen und ich dann diese ganze glibberige Masse im Mund habe. Um ganz sicher zu gehen, dass mir das alles nicht passiert, hebe ich Dein wunderschönes Haar leicht an, schiebe es etwas zur linken Seite und hauche meinen letzten Kuss auf Deinen Nacken.
Meine Einzige, ich weiß natürlich, dass Du akribisch nach Interpunktionsfehlern gesucht hast,
aus diesem Grund und nur aus diesem, habe ich Dir Kommas ,,,,,,,,,, Punkte ………. und wahlweise Fragenzeichen ????? sowie Ausrufungszeichen !!!!! zur freien Verfügung eingefügt.
Ich denke an Dich und schicke Dir ein kleines Lächeln.
Dein Einziger