der dritte Teil der Geschichte :)
Tiers Traum...
Es war immer der gleiche Traum, den er schon mehrmals von Schamanen deuten ließ, doch da die meisten Elfen schon ausgestorben waren- und damit auch die guten Schamanen-, waren die überlebenden die teuersten, die man sich ersuchen konnte. 2 Mal hatte er den gleichen Traum deuten lassen.
Ein Drache, der sich um ihn windet, der zu einer Schlange wird und ihn würgt. Eine Flagge im Hintergrund, die halb eingefroren mit einigen Eiszapfen besetzt ist. Vor ihm ein See, dessen Tiefe er nicht beschreiben konnte. Eine leise Stimme die anfängt zu singen...zu Summen und eine Glocke, die immer wieder an passenden Stellen ertönt. Manchmal hört man, wenn man genau hinhörte, Schlachtrufe, Schreie und das Niedermetzeln von Kriegern, von Kreaturen. Doch es waren alles keine Mischlinge...keine Menschen..
"...leise...", flüsterte er im Schlaf und drehte sich auf den Bauch, krallte sich mit einer Hand in das Fell unter sich, auf dem er lag, und welches nun sanft seine Nase kitzelte.
Immer wieder flüsterte er diese Worte und immer nur im Schlaf. Ansonsten brüllte er über die Truppe hinweg, befahl hier und da und jeder hörte auf ihn. Doch auf die leise Stimme seiner Seele, in die die Elfen immer soviel Vertrauen setzten, hörte keiner. Selbst er überhörte sie, sperrte sie weg und wollte sie nicht mehr haben.Sie störte ihn nur. Denn Tier, ein Hauptmann mit einer Truppe von 45 Mann, musste sich auf andere Dinge konzentrieren als auf komische Stimmen in seinem Kopf oder aus seiner Brust.
Am nächsten Morgen.
Es war noch kühl draußen und ein schwacher Nebel hing knapp einem an den Kniekehlen und folgte einem, wenn man den Nebel verlassen wollte. Vom Wald, der nicht weit entfernt war, hörte man leises Zwitschern und einige Raben flogen über den Zelten der Soldaten.
Tier war schon wach. Er hatte neben dem Fluss seine Rüstung hingelegt, sie mit seinem Umhang bedeckt und stieg nackt in den Fluss.
So früh war es keinem erlaubt oder gar lieb auf zu sein und so hatte Tier seine Zeit sich zu waschen.
Er nahm den Ring um seine Haare nach vorne und besah ihn. Er konnte ihn nicht öffnen...Schon sehr lange nicht und so blieben seine schwarzen langen Haare zusammen...Länger würden sie auch nicht werden. Das war so bei Elfen. Die Haare erreichten eine gewisse Länge mit diesen besonderen Ornamentringen und wuchsen nicht mehr.
Tier beugte sich vor, schöpfte Wasser und wusch sein Gesicht, wusch seinen muskelösen Körper und strich über die wirklich nicht mehr nachgebenden Muskeln.
Es war weniger das harte Training, dass ihm diesen Körper geschenkt hatte, es war mehr das Tragen der Rüstung, die alleine fast 50 Kilo schwer war. Aber das war normal. Den Harnisch oder eben den Umhang nicht mit einbezogen. Dieser wog selbst noch einmal einige Kilos und war schwer auf den Schultern zu tragen.
Lange verbrachte der Hauptmann nicht im Wasser, begab sich dann raus und trocknete sich mit dem schwarzen Umhang ab, zog sich an und legte die Rüstung wieder um, warf sich dann den Umhang wieder über die Schultern, befestigte ihn und warf ihn mit einer Hand wieder hinter sich, damit er beim Frühstück nicht störte.
* Diese Tage werden immer kürzer...und wir haben immer mehr Mischlinge...oder werden es endlich einmal weniger? *
Tier blickte hinauf in den hellen Himmel, der wirklich schön aussah... Aber er passte nur trügerisch in das Bild der Menschen hinein. Sie waren hier auf der Jagd...nur eine kleine Pause trennte sie von der weiteren Reise. Vielleicht würden sie schon bald Heim geholt werden, doch das blieb noch außer Frage.
* Was wichtig ist...ist erst einmal die Bereinigung dieses Landes! * Das stand selbst bei ihm fest und so wandte er sich ab und erblickte schon den ersten Soldaten der wach wurde. Zu seinem Glück war dieser einer der Wachen vor dem Sklavenzelt und so sprang er sofort auf, weckte den anderen mit einem kurzen Tritt und beide drehten sich dann zum Zelt um, schoben die beiden Seiten auseinander und riefen dann hinein: "Aufstehen! Es ist schon Morgen! Ihr Missgeburten habt zu arbeiten!", riefen sie voller Hass.
Tier glaubte immer, dass es der Neid der Menschen war, der aus ihnen heraussprach...Er konnte sich da aber nicht sicher sein. Vielleicht war es wirklich Hass?
* Menschen...ich weiß nicht warum ich bei euch bin...ich bin eines Tages aufgewacht...bei euch gewesen und ihr habt mich aufgezogen...*
Er schloss die Augen, erblickte noch die ersten Sklaven, die heraustraten und die "alten" wussten sofort was sie zu tun hatten.
Es gab ein Zelt mit einigen Kochutensilien, doch nicht vielen. Es musste ein Essen, auch wenn dieses mager ausfallen würde, zu bereitet und das Maulen der Soldaten sich angehört werden.
"Alle Sklaven haben heute in der Küche zu arbeiten...", befahl noch Tier und wandte sich ab. Er hatte es sich anders überlegt. Er würde es nicht zu lassen, dass jetzt schon die neuen Sklaven jagen gingen...Denn er wusste, dass der Blonde von ihnen auf jeden Fall versuchen würde zu fliehen...
Somit war es dann so, dass die Sklaven ohne Widerworte auch wenn mit Schmollmund das Essen austeilten.
Das junge Mädchen, dass Tier mitgehen lassen hatte, wurde sofort von mehreren Soldaten angemacht und man forderte sie auf noch heute Nacht zu ihnen ins Zelt zu kommen, sie wollten etwas Spaß haben, ihr zeigen was es hieß gemütlich zu schlafen.
Auf einer Seite stimmte das ja...Es war gemütlicher bei den Soldaten, doch der Preis war hoch.
Auch Tier fand sich für kurze Zeit in dem Zelt ein und holte sich einen Eimer Wasser. Mit Leichtigkeit hob er es hoch, welches vorhin noch der andere Mischling, der schon länger Sklave war, schwer zu tragen hatte.
Tier begutachtete seinen neuen Fang und merkte, dass der blonde Mischling fehlte und fragend sah er sich um. Ein bisschen Gefühl im Gesicht war ja wohl erlaubt. Noch mit dem Eimer in einer Hand lief er hinaus, ging zu seinem Pferd und sah sich um. man sagte ihm schließlich, dass man den Blonden dank den Fesseln im Zelt gelassen hatte und so nickte Tier und lief zum Zelt, ging hinein und erblickte den Mischling am Boden.
"Stehe auf...du hast mein Pferd zu striegeln!", befahl er dann sogar höchstpersönlich und ergriff den Mischling wieder im Nacken, zog ihn heraus und ließ sein Pferd herbei führen.
Tier wollte sehen zu was dieser Mann nützlich war und zerrte ihn an den Haaren zum Pferd, ließ den Soldaten, der es brachte verschwinden und schnitt die Fesseln durch.
"...", Ohne weitere Worte nickte er zum Pferd. Es war sein eigenes Streitross.
"Wenn du es falsch machst, wirst du ausgepeitscht.", warnte er noch, stellte sich einige Schritte weiter weg breitbeinig hin, sah mit ausgestreckter Brust auf den Mischling herab und verschränkte die Arme vor dem Brustpanzer.
Ich hatte nicht gut geschlafen, aber das hat niemand von uns neuen. Meist lag ich nur mit offenen Augen da, hatte mich zusammengekauert und wartete darauf, dass einfach jemand hereinstürmte und uns kurzerhand umlegen würde. Dann hätte alles ein Ende. Auch wenn ich nicht sterben wollte, so war das wohl immernoch die angenehmste Variante. Ich würde es wahrscheinlich einfach hinnehmen, mehr als diesen Zustand. Aber ich würde kämpfen, darum, dass ich ein Leben haben würde und darum, dass ich frei war.
Nicht nur die furchtbaren Schmerzen, die einfach nicht nachlassen wollten, machten die Nacht unerträglich, sondern auch die eisige Kälte. Mein gesamter Körper zitterte und zog sich zusammen. Joshua war ganz dicht an mich rangerückt, sodass ich ihm wenigstens ein bisschen Wärme schenken konnte. Ich spürte wie auch ihm kalt war
So etwas wie Decken durften wir hier nicht erwarten. Nicht einmal unser Trinkwasser war sauber und wahrscheinlich war das, was wir zu essen bekamen auch noch verschimmelt oder bestand aus irgendwelchen Resten. Es wäre ja auch kein herber Verlust, wenn einer von uns aufgrund von Unterernährung sterben würde. Was interessierte schon die Menschen, wie es uns ging.
Joshua wimmerte leise im Schlaf. Wenigstens fand er welchen. Es sei ihm gegönnt, er hatte ihn auch am nötigsten von uns allen. Außerdem war es ja nicht so, dass ich nichts wegstecken konnte, auch wenn ich langsam am Ende sämtlicher Kräfte war.
Ab und an schloss ich meine Augen, fiel in einen leichten Schlaf und wachte wieder auf, als der Schmerz besonders stark durch meinen Körper zuckte. Die Nacht schien dadurch endlos zu sein und als es wieder hell wurde hatte ich das Gefühl, sie wäre an mir vorbei gerannt.
“Man gewöhnt sich an diesen Zustand... Es dauert einige Tage, bis man mit der Kälte klar kommt...”, hatte jemand der anderen trocken gemeint. Sie mussten das ja schön länger durchstehen und trotzdem sah man ihnen an, dass sie noch immer darunter litten.
Bald ging die Sonne auf. Viel davon sehen konnte ich nicht, ich merkte nur, wie es heller wurde und draußen die ersten Schritte ertönten. Es war für mich unverkennbar der Hauptmann. Meine Ohren spitzten sich und ich versuchte herauszufinden wo er hin wollte. Zumindest schon einmal nicht zu uns, was mich doch ein wenig erleichtert aufatmen ließ. Er ging zum Fluss, schien nur baden zu wollen, also nichts aufregendes. Beruhigt schloss ich wieder die Augen und versuchte die wenigen Minuten die mir noch bleiben würden zu schlafen. Ich nickte wirklich kurz weg, doch als die nächsten Schritte auf das Zelt zu kamen wachte ich auf.
Man schrie uns an und gab uns direkt Befehle. Joshua schreckte auf, er zitterte. Hauptsächlich aus Angst, das spürte ich. Ich warf ihm einen mitleidigen Blick zu und zeigte ihm, dass ich da war und auf ihn aufpasste, auch wenn ich nicht unbedingt den Eindruck erweckte.
dann zogen sie einen nach dem anderen raus, schrien sie an, demütigten sie, während von draußen das Gelächter schallte. Wer noch am Boden lag wurde einfach mitgeschliffen durch den Dreck. Auch Joshua nahmen sie einfach grob mit sich und schubsten ihn vor sich her.
“Du Nichtsnutz bleibst erst mal hier! Stehst wahrscheinlich eh nur im Weg rum!” schrie mich einer an und verschwand dann, ließ mich allein. Fragend blickte ich ihm hinterher. Anscheinend brauchte man mich nicht. Mit gefesselten Händen war ich eben nutzlos.
Die Zeit nutzte ich aus um mich noch ein wenig zu erholen. Als langsam die Sonne auf das Zelt schien wurde es immerhin auch ein wenig wärmer. Wieder lauschte ich, was draußen vor sich ging. Mehr und mehr Stimmen wurden wach. Ab und an tönte die ein oder andere Beleidigung heraus. Sie sprachen über uns, über ihre kranken Gedanken, über all die Vorurteile, die via Propaganda in die Welt gesetzt wurden. Sie sprachen auch über mich und wie gerne sie mich tot sehen würden. Das zeigte, dass sie Angst vor mir hatten, auch wenn sie es niemals zugeben würden. Ich hörte dabei zu, wie sie mit den anderen umgingen, wie sie das junge Mädchen belästigten und wie sie Joshua umher schubsten. In diesem Moment war mein gutes Gehör einfach nur ein Fluch. Den Geräuschen konnte man nicht ausweichen und so war ich ja beinahe gezwungen das alles mitanzuhören.
Dann hörte ich wieder die Schritte des Hauptmanns, sie kamen direkt auf mich zu. Noch bevor er eintrat, blickte ich zum Eingang des Zeltes und sah ihn hasserfüllt an. Es machte mich wütend, wie selbstgefällig und arrogant er schon wieder auf mich herabblickte. Inzwischen wusste ich auch, dass er ein Elf war. Die anderen hatten mir davon erzählt. Doch auch sie kannten nur Gerüchte über die Elfen und ihnen war ebenso kein anderer wie dieser hier bekannt.
Bevor ich überhaupt auf seinen Befehl reagieren konnte, hatte er mich bereits gepackt und zog mich rücksichtslos nach draußen, hielt mich dabei fest und schmerzvoll am Nacken, zog an meinen Haaren und schubste mich vor sich her.
"??? ?????!", “Finger weg!” zischte ich ihn an, ging aber mit. Er rief sein Pferd herbei und ließ mich dann zu meinem Glück los. Mit einem Messer schnitt er mir die Fesseln durch. Das war ein großer Fehler, den er nicht hätte machen dürfen. Nun hatte ich mehr Bewegungs- sowie Handlungsfreiheit und nun würde ich auch handeln. Erleichtert hob ich sie mir vor das Gesicht und bewegte jeden Finger einzeln. Es war ein gutes Gefühl sie wieder einigermaßen zu spüren, auch wenn die Fesseln ihre Spuren hinterlassen hatten. Dennoch blickte ich misstrauisch zu Tier und gab ihm zu bedeuten, dass er sich damit definitiv keinen Gefallen getan hatte. Er würde es definitiv noch bereuen. Da half auch seine Drohung nichts.
Schnaubend wand ich mich dem Pferd zu. Es war ein großes, anmutiges Tier. Aber auch es schien seine Abneigung gegenüber mir nicht zu verbergen. Sein Blick und seine Haltung sprachen Bände. Dabei waren Tiere, allen voran Pferde eigentlich von Natur aus unvoreingenommene Wesen. Es würde mich nicht wundern, wenn man es verdorben hatte, genauso wie die Menschen sich selbst verdorben hatten.
Ganz behutsam trat ich an es heran. Meine Hände hielt ich schützend, aber auch beruhigend vor mich.
“??? ??? …”, “Ganz ruhig...” flüsterte ich immer wieder und ging weitere Schritte näher. Mir war klar, dass ich aufs genauste beobachtete wurde. Umso besser, sollte er ruhig sehen, was ich gleich anstellen würde mit seinem Pferd. Nur langsam traute ich mich heran, aber ich spürte, wie ich zunehmend das Misstrauen überwinden konnte. Schließlich konnte ich ihm ganz sanft meine Hand auf den Hals legen und strich vorsichtig darüber. Es zuckte kurz und gab ein unwohles Schnauben von sich, doch es beruhigte sich schnell wieder.
“?? ?? ??? …”, “So ist gut...” flüsterte ich ihm zu und legte auch meine zweite Hand auf seinen Hals. Dann schloss ich meine Augen. Ich würde dem Tier seinen eigenen Willen zurück geben, sein eigenes Bewusstsein. Ich würde ihm zeigen, was für Schmerzen es bedeuten könnte gefangen zu sein und wie schön die Freiheit war. Auch wenn ich das nur sehr ungern tat, aber ich ließ einen Teil meiner Schmerzen auf das Geschöpf übertragen und zeigte ihm somit, was man uns antat.
Mit einem Mal wieherte es schmerzerfüllt auf und strampelte und schlug um sich. Wie wild geworden zappelte es umher und versuchte sich zu befreien. Ich trat einen Schritt zurück, brachte mich in Sicherheit, um nicht getroffen zu werden. Da riss es sich auch schon los und begann zu wüten, rannte direkt durch das nächstbeste Zelt und riss alles mit sich, trampelte einige Soldaten nieder und rannte davon. Ich musste mich ernsthaft zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Doch der Gedanke daran, was mir nun bevorstehen würde hielt mich zurück.
“Es... mag mich wohl nicht...” meinte ich nur gespielt bedrückt, in der Sprache der Menschen, dass es auch dieser Hauptmann verstehen konnte.
Meine Hände hielt ich zu Fäusten geballt neben mir. Sie zitterten noch. Es hatte mich einiges an Kraft gekostet das zu vollbringen, Kraft die ich nicht hatte. Aber wenigstens war ich einen Teil der Schmerzen los.
Tier blickte sein Schlachtross an. Es war wirklich anmutig und sein Fell schillerte leicht in dem kräftigen Sonnenlicht, dass noch etwa 10 Stunden anhalten würde..Das war nicht gerade viel für diese Jahreszeit, schließlich war es gerade mal Ende Sommer und da sollte die Sonne länger da sein, doch im Winter war es noch schlimmer. Da ging sie schon Ende Nachmittag runter und es war mehr als die Hälfte des Tages dunkel! Wirklich Sonne gab es da nicht.
Das Ross hob den Kopf an und schnaubte fies und schürfte mit den Hufen am Boden herum, blickte dem Mischling in seine Augen, als dieser immer näher kam.
Tier beobachtete ihn wirklich lange. Er wollte ihn einerseits unsicher machen, andererseits einfach nur heraus provozieren, dass er etwas Falsches macht...Doch der andere schien sich wohl erst einmal mit dem Pferd anfreunden zu wollen, also ließ er das zu und sah zu wie er dem unruhigen Pferd immer näher kam.
Der Hauptmann verschränkte nur die Arme vor der Brust und verengte die Augen.
Sein Ross wurde ruhiger und ließ sich von dem Mischling streicheln.
* Er ist wohl klug, die meisten sind ängstlich auf das Ross losgerannt und wollten es striegeln, dabei wussten sie nicht einmal wie...*
Dachte er sich und er glaubte wirklich, dass der Blonde auch noch seinem Befehl ohne weitere Widerworte Folge leisten würde, doch da spürte er die Kraft des anderen noch nicht und so sah er weiterhin ruhig zu und fuhr sich kurz durch die Haare, kontrollierte einen Ohrring und leckte sich über die Lippen.
Auf einmal spürte er diesen kleinen Funken im Herzen des anderen. Dieser Funken...er spürte ihn immer, wenn jemand seine Kräfte nutzte und so blickte Tier wieder auf, wollte gerade etwas sagen, den anderen wirklich bestrafen und das noch im selben Moment, da stieg auf einmal das Ross auf seine Hinterbeine und schlug mit seinen Hufen aus, wieherte laut und blickte mit purem Schmerz und Wahnsinn auf die beiden herunter.
Tier hielt einen Arm vor sich, um nicht getroffen zu werden, wurde er auch nicht, nur kurz gestriffen am Umhang, als das Pferd auf einmal ausbrach und sich freikämpfen wollte aus dem Lager.
Tier blickte erst einmal wortlos hinterher.
Dann aber erhob er beide Arme, als er die untätigen Soldaten sah: "Ihr Idioten!! Fangt mein Pferd ein!", brüllte er über den Platz und scheuchte damit 20 Mann auf das Pferd, welche dieses schon mit dem nächsten Zelt fangen konnten und wieder langsam, auch wenn betroffene und viel zu neugierige Ruhe eintrat.
Tier knurrte, biss die Zähne zusammen und wandte sich zum Mischling zurück, der es auch noch wagte eine abfällige Bemerkung ablassen zu können.
Der Hauptmann trat auf ihn zu und ergriff ihn am Hals. Seine Fingernägel bohrten sich in das Fleisch des Mischlings und er sah ihm in die Augen.
Auch wenn Tier versuchte zu drohen, mehr als etwas seelenlos dreinblickende Augen bekam er auch nicht hin. "Du wagst es?", fragte er dann noch nach. Es war rein rhetorisch gemeint und er drückte noch mit der Hand zu.
Mit ein bisschen seiner eigenen Magie zwang er den Sklaven auf die Knie und das mit derartigen Schmerzen, die einfach nur die Knochen fast brechen ließen. Dabei atmete Tier schon etwas erschwert und konzentrierte sich darauf, dem Sklaven die Knochen nicht zu brechen, aber noch so stark zu sein, dass er in die Knie gehen musste dank dem Schmerz.
"Denkst du...du wirst nun...nur ausgepeitscht?", Tier leckte sich über die Lippen, "Das sollte den Tod bedeuten...doch dein Wille gefällt mir...dein Trotz...als Sklave und dann auch noch als Mischling...und deine Kräfte...Ich weiß das war noch nicht alles. Doch unterschätze mich nicht, Mischling..."
Tier sah ihn eine Weile lang an und griff mit der freien Hand in seine Haare, fuhr mit dem Daumen dessen Narbe im Gesicht nach.
"Ihr seid alle so hässlich...aber....damit ich dich auch benennen kann...wirst du von mir einen Namen bekommen." Seine Stimme klang bedrohlich, aber hatte immer noch diesen leisen Klang von Melodie in sich, die jeder Elf hatte.
"Ich nenne dich...Skarm...Das heißt auf meiner Sprache Adler...weißt du warum ich dich so nenne?", er sah ihm immer noch in die Augen und ließ gar nicht mehr davon ab.
"Du bist mutig...und so stolz...aber kurz vor dem Sterben, Skarm." Tier stieß ihn auf den Boden und rief einige Soldaten herbei die sofort, noch mit Krümmeln im Gesicht anrannten und ihre Schwerter am Heft packten.
"Bringt Skarm doch etwas mehr...Disziplin bei!"
Und so war auch nur durch ein kleines Wort die Strafe des Sklaven festgelegt worden. Tier wandte sich ab, so dass sein Umhang sich wölbte und nach wenigen Sekunden wieder unten war, und ging zu seinem Pferd, dass er zu beruhigen wusste. Als einziger.
Die Soldaten holten einige mehr und zerrten den Mischling dem sie wieder Fesseln angelegt hatten zu einem Baum.
2 Tage sollte er kopfüber hängen, das sollte ihm wenigstens mehr Logik geben und mehr Blut zum Denken, so dass er den Regeln folgen würde...
Eigentlich nur eine Tortur.
Tier blickte noch einmal zurück und sah "Skarm" und seinen Soldaten nach.
* So ein Dummerchen...er wird sich noch selbst das Leben nehmen...* dachte er sich und kam zu seinem Pferd und sah die Soldaten an, die dieses festhielten.
"Geht...und wenn es wirklich nötig ist...lasst heute eure Triebe frei und nehmt euch die Sklavinnen...Die Männer haben morgen früh zu jagen. Die Frauen können noch bei euch bleiben..."
Mit vollkommen erstauntem Blick sahen die Soldaten ihren Hauptmann an und jubelten auf einmal los...meistens war das wie ein Fest, wo sich die Männer dann bekämpften mit kleinen Kinderspielen, um zu entscheiden wer eine Sklavin bekommen würde...
Ich hätte wohl einfach den Moment der Verwirrung ausnutzen sollen, um weg zu rennen. Lautes Gebrüll brach aus und mehrere Soldaten gleichzeitig stürzten sich auf das Pferd. Sie waren so darauf fokussiert, dass es wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen wäre, wenn ich die Beine in die Hand genommen hätte und verschwunden wäre. Doch was wäre aus den anderen geworden? Hätte ich sie einfach zurück lassen sollen? Vor allem Joshua... Wer weiß, was sie ihm angetan hätten nach meiner Flucht. Außerdem war da noch immer der Hauptmann, Tier. Er war aufmerksam, aufmerksamer als die Menschen. Und er schien nicht gerade dumm zu sein. Ich erkannte an seinem Blick, dass er wusste, was ich mit dem Pferd gemacht hatte.
Bevor ich allerdings überhaupt an etwas wie Flucht denken konnte, war er bereits bei mir und packte mich brutal am Hals. Ich riss die Augen auf, als ich spürte, wie sich seine Fingernägel in meine Haut bohrten und japste nach Luft, als er noch fester zudrückte. Doch ich wich nicht zurück oder versuchte mich zu befreien, auch wenn alles in mir danach schrie, weg von ihm zu kommen. Ich starrte zurück, als er mir in die Augen sah und schnaufte dabei schwer. Sein Blick war anders, als der der Menschen. Er hatte nicht diesen Glanz, der die Mordlust zum Ausdruck brachte. Er hatte gar keinen Glanz und schien komplett ausdruckslos zu sein. Eisig durchfuhr es mich und schon im nächsten Moment zischte ich schmerzerfüllt auf. Ein furchtbarer Schmerz schoss durch meinen Körper, schlimmer als alles andere bevor. Ich wollte schreien, doch ich presste eisern meine Lippen zusammen, bis auf die Zähne und gab nur einen jollenden Laut von mir. Es fühlte sich an, als würden jeden Moment meine Knochen zersplittern. Der Schmerz war so schlimm, dass er mich mit zusammengekniffenen Augen in die Knie zwang, er ließ mir keine Wahl, ich musste nachgeben.
Mit beiden Armen stützte ich mich ab, schnaufte schwer. Zwar hielt der Schmerz nur kurz an, doch die Wellen, die er schlug waren stark, sodass mein ganzer Körper zitterte. Ein Taubheitsgefühl machte sich in mir breit und vor meinen Augen flackerte es immer wieder Schwarz auf. Die Ohnmacht war nah, doch schien sie sich nicht gänzlich über mich her zu machen. Meine Augen hatte ich noch immer weit aufgerissen. Blut lief aus meinem Mund, tropfte auf den schmutzigen Boden. Ich rang nach Luft, fand aber kaum genügend Kraft, um richtig zu atmen. Es war ohnehin ein Wunder, dass ich mich mit meinen Händen noch halten konnte.
Im nächsten Moment wurde ich ein weiteres Mal gepackt, dieses mal an den Haaren. Auch wenn er grob war, spürte ich es kaum. Die Taubheit hielt an und schien auch mein Gesicht erfasst zu haben. Ich bemühte mich, weiterhin meinen hasserfüllten Blick ihm entgegen zu bringen, ihm zu zeigen, dass ich mich niemals unterkriegen lassen würde, doch es fiel mir bereits schwer die Augen überhaupt offen zu halten. Nur geringfügig spürte ich, wie seine Hand durch mein Gesicht fuhr, eine der Narben entlang. Ich zischte dabei auf.
“Nimm deine dreckigen... Finger von mir...”
Ob ich es wirklich ausgesprochen hatte war mir nicht klar. Wahrscheinlich hatte ich es nur unverständlich vor mich hergemurmelt. Angewidert drehte ich mein Gesicht weg oder versuchte es... erfolglos. Ich hasste es, angefasst zu werden und auch wenn ich hier bereits mehrfach grob angepackt wurde, mein Gesicht hatten sie in Ruhe zu lassen, erst recht die Narben.
Sie waren angeboren, zumindest habe ich sie, solange ich denken kann. Wie schwarze Striche zeichneten sie sich auf meiner ohnehin schon blassen Haut ab. Für manche mochten sie aussehen, wie eine Kriegsbemalung und wirkten einschüchternd oder furchteinflößend. Vor allem Menschen konnte man damit Angst einjagen. Sie waren außerdem mit Magie versiegelt, die immer wieder einmal durch ein dunkles Schimmern zum Vorschein trat und mir dabei half, meine Kräfte unter Kontrolle zu halten.
Der Hauptmann sprach zu mir und blickte mir weiterhin in die Augen Doch mehr als ein Rauschen kam in meinen Ohren nicht an. Zwar verstand ich was er sagte, aber mein Gehirn nahm die Worte auseinander, verschluckte sie und filterte sie wieder aus. Er gab mir einen Namen. Einer der nicht meiner war. Es war arrogant von ihm zu denken, ich hätte keinen und er müsste mich benennen, wie es ihm passte. Mein Name war Ezra, nicht Skarm. Ich hatte diesen als Geschenk erhalten, von jemandem, der sich für mich aufgeopfert hatte, jemand der sein Leben für meines gab. Und man konnte ihn auch nicht so einfach ersetzen. Nie und nimmer würde ich auf ‘Skarm’ hören. Durch ein leises, schwaches Knurren versuchte ich dies Tier klar zu machen.
Wieder wurde ich auf den Boden geschmissen und blieb im Dreck liegen. Nur kurz konnte ich mich ausruhen und mental auf meine Strafe vorbereiten. Ich wusste nicht, was mich erwartet, aber ich konnte mir ausmalen, dass es nicht angenehm werden würde. Noch war ich nicht mit vielen Foltermethoden vertraut und eigentlich wollte ich es auch nicht werden. Aber es führte kein Weg daran vorbei.
Wie wilde Tiere fielen die Soldaten über mich her, zogen an meinen Haaren, stellten sich auf meine Hand und verdrehten unangenehm meine Arme auf den Rücken, um mich wieder zu fesseln. Ich versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn ich mich instinktiv wehren wollte. Die Kraft fehlte mir.
Sie schliffen mich quer an meinen Armen über den Boden, mit dem Gesicht durch den Dreck. Das war immerhin allemal besser, als mit dem Rücken, an dem noch immer die Brandwunde klaffte und wieder leicht zu bluten angefangen hatte.
An einem Baum ließen sie mich, begleitet von Gelächter wieder auf den Boden fallen. Ich spürte noch, wie nachgetreten wurde und zuckte dabei zusammen. Wie gerne nur hätte ich in diesem Moment jeden Soldaten einzeln auseinander genommen. Langsam und schmerzvoll. Auf nichts freute ich mich mehr, als auf den Moment der Rache. Sie sollten am eigenen Körper zu spüren bekommen, welches Leid sie uns, insbesondere mir, antaten.
“Dann lassen wir dich mal ein bisschen baumeln...”
Sie lachten dreckig, während einer von ihnen meine Beine nach hinten durch drückte und sie aneinanderfesselte. Ich kniff die Augen zusammen und wartete stumm ab. Widerstand zu leisten, hätte mich nun wohl noch mehr Schmerzen gekostet.
Als nächstes wurden meine Hände mit meinen Füßen zusammengefesselt. Mein Rücken bog sich dabei durch und die Wunde dort schien komplett aufzureißen. Feste biss ich mir auf die Unterlippe und wimmerte leise. Irgendwann musste das doch ein Ende haben...
Ein weiteres Seil führten sie durch meine Kniekehlen, warfen es über einen etwas stabileren Ast an dem Baum und zogen mich daran hoch. So hoch, bis ich auf ihrer Kopfhöhe baumelte. Ich spürte, wie das Blut in meinem Körper in meinen Kopf floss und mir schwindelig wurde.
Lachend schubsten mich die Soldaten umher. Einer schlug mir in das Gesicht, worauf ich nur zischen konnte. Zwei Tage sollte ich nun so hängen und ich fragte mich bereits jetzt, ob ich das überhaupt überleben würde. Das Seil schnitt sich in meine Kniekehlen und Schenkel sowie Arme begannen nach und nach furchtbar zu Schmerzen. Ich spürte, wie das Blut meinen Rücken entlang floss, über meinen Hals und mir ins Gesicht.
Zum Glück wurde ich bald alleine gelassen. Alleine in der prallen Sonne. Doch bald schon würde die Nacht wieder herein brechen. An Schlaf war jedoch nicht zu denken, nicht solange ich so hing. Doch auch die Kälte und die verzweifelten Schreie der Mädchen würden mich wach halten.
Tier hatte nicht vor bei den wenigen Lustspielen mit zu machen die es da gab.
Er war nicht unbedingt asexuell oder sonst etwas, aber bis jetzt hatte er in der Gegenwart der Menschen oder besser gesagt in der Gegenwart seiner Soldaten nie Sex gehabt, nicht einmal hinter geschlossener Türe. Die Dirnen die ihm sonst immer gefolgt waren, durften neben ihm schlafen und schon dafür auch einige Münzen bekommen. Das war schon großzügig von dem Hauptmann, obwohl die Hauptmänner an sich immer dafür bekannt waren grob und nie wirklich jemand zum Schmusen zu sein.
So war auch Tier in die Schublade gezwungen worden: schlecht gelaunt, geil auf alles was einen Rock hatte und auch noch gemein.
Auch wenn Tier dieser Umgang mit Frauen nicht recht missfiel, doch waren Frauen für ihn recht langweilig geworden. Der Sex mit Menschenweibern war für seine Rasse überhaupt verboten. Er durfte nur mit Elfenfrauen, die auch reinrassig waren Geschlechtsverkehr haben, so war das schon früher festgelegt worden und er würde diese eine kleine Regel befolgen.
Aber er hatte einen kleinen Ausweg gefunden und es würde wohl niemand wirklich hinterfragen.
Er würde Männer akzeptieren, hatte schon einmal einen Sklaven bei sich im Zelt und gab ihm das Vergnügen...
Der Sklave starb genau am Nächsten Tag, weil die Soldaten meinten er wäre ein Vampir, denn nur diese könnten die Schönheit und den Charme einer Frau selbst mit männlichen Genen besitzen und hätte mit diesen den Hauptmann verführt.
Seit dieser Aktion vor einigen Monaten, vielleicht schon fast ein Jahr, ließ Tier die Finger von Sex oder gar nur Anspielungen. Wegen so etwas sollte niemand sterben...
* Wie vergesslich diese Menschen doch sind, wenn man ihnen nur erlaubt ihre Triebe aus zu leben...* Der Hauptmann trat an den Fluss und hockte sich hin, legte eine Hand über das Wasser und ließ dieses in einem kleinen Kreis unter seiner Hand aufleuchten.
Tief durchatmend hatte er wieder einiges an Kraft gewonnen und blickte dann auf.
Da hing er. "Skarm" hatte er ihn genannt. Der Adler.
Für Tier eigentlich etwas Besonderes. Denn er mochte Adler.
Verwirrt sah er dann auf das Wasser vor ihm, das leise vor sich hin plätscherte und einen kleinen Fisch mit sich hinfort trug.
*Warum gebe ich einem Sklaven überhaupt so einen Namen?? * fragte er sich und trat dann mit seinen festen Stiefeln aus purem Leder und den Schnallen daran, hinein in den Fluss, ging ihn durch und blickte zu dem Sklaven hoch.
"Du kannst unsere Sprache...", flüsterte er ihm zu und hob eine Hand an dessen Wange, berührte ihn jedoch nicht. Tier blickte ihm höchstens wieder in die Augen und wollte wissen was dieser dachte. Doch viel würde es ja wohl nicht werden. Es war immer wieder der gleiche hasserfüllte Blick, den der Sklave ihm immer zu warf.
"So hassend...so voller Gefühl...", er streichelte ihm durch die Haare auf einmal und hielt sie dann zurück, nahm ein dünnes Band und band dann die Haare des Sklaven hinten zusammen, um dessen Gesicht genauer sehen zu können.
"Ich weiß schon, weswegen ich dich genommen habe..."
Tier packte das Kinn des Blonden und kam ihm leicht näher, bleckte die Zähne und sah ihm weiterhin leblos in die Augen, auch wenn nun ein Funken von Hass aufblitzte.
"Ich will diesen Stolz, den du in dir trägst...zerstören...und dann...wirst du sehen...dass ihr Mischlinge zu nichts fähig seid...nur Sklaverei ...", flüsterte er und knurrte leise im Ansatz, doch ihm war irgendwo klar, dass der andere wohl wenig davon beeindruckt war oder wenigstens so tat.
"Willst du mit in mein Zelt?" fragte er dann auf einmal und leckte sich über die Lippen.
* Oh man...Das Verhalten der Soldaten färbt auf mich ab...*
Tier trat zurück ließ den Sklaven baumeln und beobachtete ihn noch eine Weile mit vor der Brust verschränkten Armen.
Er war leicht verwirrt von sich selbst, aber er musste auch gegenüber sich selbst zu geben, dass der Sklave wohl mehr Potenzial und Durchhaltevermögen an den Tag legen würde, als die kleinen Mädchen. Die schon erfahrene Frau war sowieso nichts für ihn. Sie war wahrscheinlich auch noch älter als er...darauf stand er nicht.
Aber erst einmal wollte er überhaupt nur wieder den Sklaven ein bisschen Ruhe gönnen.
* Stimmt ja...ich will ihnen nur ein bisschen Ruhe gönnen...denn sterben sollen sie nicht...das würde ich nicht zu lassen...sie bekommen auch ihr Essen....*
dachte er sich und blieb weiterhin vor dem Sklaven stehen und sah ihn an, während sein Blick vollkommen leer durch diesen hindurch ging. Eigentlich wollte er gehen, doch... er verfiel in Gedanken, bezüglich der Sklaven, bezüglich der Triebe seiner Soldaten...
Still zählte ich die Sekunden vor mich her, während ich die Augen zusammen kniff. Es fiel mir schwer überhaupt zu denken, doch so konnte ich mich wenigstens von meiner ohnehin aussichtslosen Situation ablenken. Ab und an nickte ich ein, doch der furchtbare Schmerz, der meinen gesamten Körper durchzuckte weckte mich sofort wieder auf. Zwar verlor ich dabei den Faden, aber ich fing einfach bei irgendeiner Zahl an weiter zu zählen. Es zählte ja nicht, wie weit ich kam, sondern vielmehr, nicht wahnsinnig zu werden. Weit davon war ich jedoch nicht entfernt.
*5876..., 5877..., 5878..., *
Die gesamte Nacht hatte ich nicht geschlafen. Nicht nur die Schmerzen in meinen Kniekehlen, an meinen Füßen, von meinem Kopf oder an meinem Rücken waren unerträglich, nein sondern auch die Schreie der Mädchen machten es mir unmöglich auch nur ansatzweise auszuruhen. Alles was sie durchlitten musste ich mit anhören. Es waren furchtbare Schreie, die sie von sich gaben. Ich hoffte wirklich, dass sie irgendwann einfach verstummen würden, einschliefen oder ohnmächtig wurden oder auch, dass ich einfach ohnmächtig wurde. Immer wieder hallten sie in meinem Kopf, vermischten sich mit dem Dröhnen meines Gehirns und blieben dort hängen.
*5903..., 5904..., 5905...,*
Ab und an kam es vor, dass mir schwarz vor Augen wurde oder auch der Schlaf macht über mich ergriff. Doch mehr als ein paar wenige Minuten hielt es nie an. Spätestens, als sich das Seil tiefer in meine Kniekehlen schnitt, wachte ich dank der Schmerzen auf, zuckte zusammen und erlitt nur noch größere Schmerzen. Für einen kurzen Moment war ich wirklich so weit, dass ich dachte, ich würde sterben wollen. Ich sah keinen Sinn mehr darin, so weiter zu leben und wünschte mir nichts mehr, als endlich erlöst zu werden. Nicht gerade selten schlich sich der Gedanke in meinen Kopf und verdrang irgendwann einfach die Schreie.
Erst als die Sonne am frühen Morgen wieder aufging, konnte ich wieder einen einigermaßen klaren Gedanken fassen und merkte, dass ich noch kämpfen konnte und vor allem wollte. Jetzt aufzugeben wäre wohl wirklich das endgültige Ende gewesen, dabei wollte ich doch leben, wollte weg, fliehen, ein besseres Leben suchen. Ohne Kampf würde das niemals funktionieren. Vielleicht war das ja auch nur eine weitere Probe für mich?! Vielleicht wollten mich die Götter auf die Probe stellen um zu sehen, ob ich es wirklich wert war zu leben.
Es waren abstruse Gedanken, die sich dort in meinem Kopf bildeten. Nur durch das dauernde Zählen konnte ich sie und den Wahn fern halten und versuchen dabei klar zu bleiben.
Es würde nicht mehr lange dauern und ich hing beinahe schon einen ganzen Tag. Mir war nicht klar, ob ich den zweiten Tag auch noch schaffen würde. Vielleicht würden mir vorher die Beine abfaulen oder mein Herz würde einfach aufhören zu schlagen. Vielleicht würde auch mein Gehirn dem Druck des Blutes nicht mehr standhalten können oder aber die Schmerzen wurden so schlimm, dass ich ersticken würde. Dann waren da noch die Soldaten, die mit Sicherheit ihre Freude daran hätten mich weiter zu quälen. Es gab so viele Möglichkeiten, wie ich innerhalb der nächsten Stunden sterben könnte. So viele, dass es mir ernsthaft Angst machte. Dabei hatte ich mir immer erträumt, im Alter oder wenigstens im Kampf sterben zu können und nicht auf solch eine erbärmliche Art und Weise.
Stöhnend drehte ich den Kopf leicht und zuckte dabei zusammen, als ein weiterer, stechender Schmerz meinen Körper durchzuckte und auch die anderen wunden Stellen aufpochen ließ. Ich keuchte schwer und meine Atmung ging schnell. Es fiel mir immer schwerer überhaupt noch Luft zu bekommen und auch meine Wahrnehmung ließ nach. Leider wurden meine Ohren nicht ganz so taub, wie ich mir wenigstens davon erhofft hatte, denn sie konnten immernoch hören, was im Zeltlager vor sich ging. Ein leises Klimpern ließ mich aufhorchen und unterbrach mein Zählen. Ich versuchte vergeblich ruhiger zu werden und hörte die Schritte, die auf mich zu kamen. Es waren die des Elfen. Tier, der Hauptmann, der den Befehl dazu erteilte, mich hier kopfüber aufhängen zu lassen. Mein Atem stockte und ging darauf noch hektischer weiter. Er war grausam und das war mir durchaus bewusst geworden, demnach spannte sich auch jeder einzelne Muskel meines Körpers an, als ich ihn sah und wie er auf mich zu kam. Ich ließ meinen Blick nicht von ihm ab, bis er vor mir stand. Zu gerne hätte ich jetzt die Kraft dazu gehabt ihn auf der Stelle zu töten. Aber momentan hatte ich nicht einmal richtig Kraft, um selbst zu atmen. Ich schaffte es gerade noch meinen Blick starr und voller Hass aufrecht zu halten, zuckte jedoch leicht zusammen, als er die Hand hob und mit mir sprach. Auf seine Feststellungen erwiderte ich nichts. Ich sah nicht einen Grund, mit ihm zu sprechen. Es würden ohnehin nur Beleidigungen und Drohungen meinen Mund verlassen und das wäre nicht zu meinem Vorteil.
Insgeheim hoffte ich, dass er nicht merkte, wie ich zitterte, vor Anspannung, vor Schmerzen, aber auch vor Angst. Aber es war so offensichtlich, dass man es einfach nicht übersehen konnte.
Als er durch meine Haare strich zuckte ich wieder zusammen, dieses Mal heftiger. Ängstlich kniff ich die Augen zusammen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er mir, weshalb auch immer, die Haare zusammen binden wollte. Eigentlich befürchtete ich vielmehr, dass er mir an die Kehle gehen wollte.
Leise fauchte ich. Es war wohl mehr ein Krächzen, denn viel gab meine Stimme sicher nichtmehr her. Aber es war auch ein deutliches Zeichen, nämlich dass ich immernoch nicht aufgegeben hatte. Auch wenn er immernoch dachte, dass wir einzig und allein für die Sklaverei gedacht wären. Er würde schon noch zu spüren bekommen, dass dem nicht so war, das schwor ich mir.
Seine darauf folgende Frage ließ es mir eiskalt den Rücken runter laufen und ich japste einen Moment nach Luft. Ich wusste, was es bedeuten würde, wenn ich sie bejahen würde und mit in sein Zelt ginge. Es war absolut unverständlich, weshalb er das überhaupt fragte und verwirrte mich. Einen Moment dachte ich wirklich, mein Hirn würde gleich erdrückt werden und mir einen Streich spielen, doch er hatte mich das wirklich gefragt. Natürlich wollte ich nicht. Lieber hing ich weiter hier, anstatt mich noch weiter erniedrigen zu lassen, von diesem Elf! Er hatte mir schon genug angetan, aber egal was er tat, meinen Stolz würde er niemals brechen.
Meine Antwort sollte ihm eigentlich anhand meines Blickes klar sein, weshalb ich mir weitere Worte sparte. Ich starrte ihn nur boshaft an und japste weiterhin nach Luft. Ab und an zischte ich auf, als der Schmerz wieder schlimmer wurde. Dann öffnete ich doch leicht meinen Mund, versuchte zu sprechen. Erst beim zweiten Versuch gelang es mir. Meine Stimme musste dabei furchtbar geklungen haben.
"Lass... sie gehen.... lass uns alle... gehen..." Es klang nicht wie eine Bitte, mehr wie eine Forderung.
"Ich lasse dich auch... am Leben... Wirklich..." Ich konnte es einfach nicht lassen, ihn zu provozieren. aber nur so konnte ich zeigen, dass ich nicht aufgeben würde.