Eine kleine Reihe älterer Texte, die bitte mit einem Augenzwinkern zu sehen sind.
Von Zeit zu Zeit und mit gegebenen Anlass schicken sich Menschen an, mit der Sonne im Rücken die großen Verkaufsstraßen und -Zentren ihrer Heimatstadt zu überfluten und vom Konsum getrieben allerlei Dinge zu erstehen, die sie dann in ihre modernen Wohnungen im Außenbezirk stellen um sich für zehn Minuten daran zu ergötzen. Ein neues Utensil, das vom Staub befreit werden muss. Auch ich gehöre ab und an zu den Personen, die an solch einem schönen Nachmittag die Bürgersteige im Zentrum unsicher machen. Wer in diesen Momenten nur etwas aufmerksam ist und zuhört, was die Verkehrsadern und Stimmen der Stadt zu sagen haben, wie der Puls schlägt, wird so einiges über Menschen erfahren können. Ich meine jetzt nicht die Charakterzüge einzelner Personen, ich meine Eigenheiten ganzer Bevölkerungsgruppen. Kinder bleiben immer an ungünstigen Stellen mit ihrem tropfenden Eis stehen, ihre korpulenten Eltern hingegen pflegen dieses Verhalten eher am Ende von Rolltreppen und konsumunwillige Pärchen gehen schön langsam, immer in der Mitte des Ganges, Hand in Hand, nach links und rechts wankend, ohne anderen die Möglichkeit zu geben, irgendwie mehr oder minder galant an ihnen vorbei zu ziehen – Großstadtleben und -Verhalten eben.
Nun ist es natürlich immer so eine Sache, gleich allen Gruppen solch ein Verhalten zu unterstellen. Liebespaare blockieren keineswegs nur Gänge, sie können auch mit Eis in der Hand am Ende einer Rolltreppe stehen bleiben, ich schließe das in keiner Weise aus. Dennoch ist es bemerkenswert, mit welchem Elan und welcher Ausdauer einige Leute sich durch enge Wege und Schlangen bewegen, ohne den geringsten Hauch von sozialer Kompetenz. Während der Bewegung durch Menschenmengen kann man eigentlich kaum Fehler machen, außer man möchte grob fahrlässig handeln. Wer schwungvoll und elegant die Lücken in der Menge sucht, kommt schnell von A nach B, wer sich dem Strom anschließt ist zwar weniger flott unterwegs, kommt aber dennoch an sein Ziel und wer einfach drauf los marschiert ohne sich auch nur ein Mal um die momentane Lage zu kümmern, der ist in meinen Augen sozial inkompetent. „Sollen doch die Anderen ausweichen!“ tönt es zumeist von dieser Art Fußgänger. „Nein, eben nicht.“ erwidere ich in solchen Fällen. Warum auch? Warum soll ich ausweichen, wenn derjenige, der mir entgegen kommt, einfach einen Schritt zur Seite machen kann? Wieso soll ich ausweichen, wenn ich selbst keine Möglichkeit dazu haben? Soll ich dann kollidieren? Mit Kindern, die mit einem Eis in der Hand rumstehen? Ganz bestimmt nicht, ich mach mir doch nicht meine Sachen schmutzig! Oder sollen gar Kinder kollidieren und mit deren Eis nicht nur sich, sondern auch das Ende von Rolltreppen vollschmieren, damit der nächste korpulente darin ausrutscht und damit einen Stau auf eben jener Treppe auslöst? Ich Frage Sie, verhasster Ignorant, wollen Sie auf dieser Treppe stehen, wollen Sie von den Chinanudeln der Frau hinter Ihnen vollgeregnet werden, wollen Sie mit Sojasouce verklebte Haare haben, wollen Sie den Schweißgeruch des Mannes vor ihnen ertragen?
Aber nicht nur ignorante Stümper können kollidieren, nein, auch Mütter haben diese Fähigkeit, allerdings läuft diese Begegnung gänzlich anders ab. Man stelle sich folgende Situation vor:
Sie gehen mir nichts dir nichts in ein Einkaufszentrum Ihrer Wahl und vor Ihnen treffen zwei Mütter mit Kinderwagen samt eines kleinen Insassen aufeinander. Nun spielen sich seltsame Dinge ab. Beide Mütter mustern als erstes das Kind im Wägelchen der anderen, danach die Mutter selbst. Erneut wird abschätzend erst auf den Windelpupser geschaut und danach wieder auf die Frau, die den Pupser hervorbrachte. Die Szene löst sich auf, die eine Mutter geht fröhlich triumphierend ihrer Wege, die andere zieht etwas angeknackst von dannen.
Was sagt uns das? Der materielle wie biologische Neid unter Müttern ist ziemlich ausgewachsen im 21. Jahrhundert. Aber es ist weit weniger schlimm, wie man annehmen könnte. Die Frauen wissen ja, dass nicht jeder Mann wie eine nordische Gottheit aussehen kann und dass es immer noch liebe und nette Männer gibt, die zwar nicht so toll aussehen, aber dafür doch charakterlich viel zu bieten haben. Mag sein. Gut, dass ich die Tränen der Kinder nicht trocken muss, die aus solchen Verbindungen hervor zu gehen pflegen. Für ihre Segelohren können sie ja nichts, auch nicht für die große Nase und die schielenden Glubschaugen. Klar, in den vielleicht auch glubschiegen Augen der Eltern sind ihre Plagen immer die schönsten der Welt, für den Rest aber eher weniger, aber wir wollen doch keine Bevölkerungsgruppen unterdrücken, nur weil sie schlicht hässlich ist.
Man könnte diese Sache auch ein wenig mit unansehnlichen Hunden vergleichen. Ich erinnere mich an einen Artikel über den hässlichsten Hund der Welt. Er sei gerade gestorben hieß es und die Familie, zu der der Köter gehörte, trauere nun. Über dem Artikel fand man ein Bild von besagtem Hund und was soll ich sagen, er war tatsächlich äußerst hässlich. Ein paar Haare auf dem Kopf, Augen, die zwar nicht schielten, dafür aber sehr voluminös in diesem kleinen Kopf wirkten, zwei oder drei Zähne lugten nebst einer langen Zunge aus dem Maul und im Großen und Ganzen sah der Vierbeiner schlicht dämlich aus, auch wenn im Artikel kurz darauf eingegangen wird, dass er bis in sein hohes Alter eine ausgeprägte Intelligenz aufwies.
Genug von Hunden, Menschen, Eis und Rolltreppen. Bald wird ein Text folgen, in dem es um sprechende Tassen geht, über Toastbrot und die Verbindung zur Saftpresserbande aus der Lüneburger Heide.
Sicher, sicher, es gibt viele Methoden, wie eine Mutter das Leben des eigenen Kindes versauen kann, doch will ich hier auf die einfachste und effizienteste Art eingehen. Nun werden sich viele fragen, wie denn so etwas „einfach“ ginge. Was gäbe es denn da? Die Mutter könnte ihren Sohn beispielsweise mit einem „Hello Kitty“ Rucksack in die Schule schicken. In der ersten Klasse mag das noch angehen, doch spätestens ab der vierten wissen sie, dass man Jungs, die pinkfarbene Sachen tragen „schwul“ nennt und diese ausgrenzt und auslacht. Bei Mädchen ist das weniger schlimm. Oder die liebe Mama ruft ihrer erwachsen werdenden Tochter aus dem Auto hinterher, sie solle doch öfter schauen, ob sie ihren Tampon wechseln müsste, auch, wenn besagte Tochter in einer Gruppe mit möglichen Kandidaten für ein heißes Rendevouz steht. Tja, so spielt das Leben. Doch das kann einigen Leuten schlicht egal sein. Entweder besitzen sie tatsächlich eine solche „Coolness“ um darüber hinweg zu sehen und das Beste d'raus zu machen oder sie sind von vornherein schon an Momente voll Blamage gewöhnt! Denn was machen die ganzen neuen Mütter denn? Richtig! Sie geben ihren Bälgern wirklich scheußliche Namen! Scheußliche Namen wie Urte-Schwanetta oder Alma-Trichany oder Baver-Ulrich-Märthen-James-Maria-Alexandré-Sören-Leolo!
Das alles mag noch erträglich sein, wenn der Nachname halbwegs außergewöhnlich ist. Einer Alma-Trichany Löwenberg-Stattersloh kann manch einer noch etwas abgewinnen, doch was soll man denn von jemanden halten, der Tony-Angelo-Andreas-Dörk-Leonard-Liam Schmitt heißt? Wo arbeiten die später? Wie kriegen die eine Frau? Wie steht der ganze Namens-Sülz auf dem Personalausweis und welchen Namen bevorzugen denn die Namensträger selbst? Müssen jetzt neue Klingelschilder hergestellt werden? Breitere Klingelschalter? Briefkästen mit extra langen Namensfenstern? Was denken Zöllner und Grenzbeamte eines anderen Landes über die lieben Deutschen, wenn sie solch groteske Namen lesen müssen? Erst mag nur Otto Normalwurst aus Österreich sich darüber lustig machen, doch dann, obacht, sind wir schon im ebenso, wenn auch nicht namenskreativ, sondern finanziell gesehen, ruinierten Griechenland, und was denkt sich so ein griechischer Zollbeamte? Der denkt sich: „Ah, den werde ich mal untersuchen, ob der Drogen mit hat, bei deren Einnahme das Gewebe abfault und wenn ich was finde, kann ich dem Staat helfen, indem ich ihm sündhaft hohe Bußgelder aufs Auge drücke. Außerdem werde ich mir erklären lassen, wie man jeden einzelnen Namen in seiner Landessprache ausspricht, auch, wenn es ewig dauern mag. So hab ich wenigstens was zu tun und muss nicht Hans und Karl Normalwurst aus Österreich angucken!“
Die armen Kinder, die armen Kinder. Vielleicht gibt es noch viel mehr solcher leidenden Geschöpfe, doch wir wissen es einfach nicht, weil sie ADS haben und weggesperrt gehören? Vielleicht sitzen sie aber auch verfettet vor dem Fernseher und ziehen sich Nachmittags-Talkshows auf Sat1 rein? Vor allem, wie melden sie sich am Telefon? Da ich selbst Anhänger der radikalen Meinung bin, seinen Namen nicht auf anonymen Zuruf zu nennen, muss es doch beispielsweise für eine Beschimpfungskreatur im Callcenter der Deutschen Telekom ein Grauen sein, die ersten zwei Minuten des Gesprächs damit zu verbringen, seinen Namen zu nennen! Die Anrufer werden in eben diesen zwei Minuten nicht lockerer, sondern der Blutdruck steigt noch weiter, die Augen treten aus ihrer Behausung, die Finger verkrampfen und hinterlassen einen Handabdruck im Gerät, die Zähne fletschen und der Speichel fließt in Strömen, doch dann sind die 120 Sekunden Namenswirrwarr vorbei und der Zorn bricht sich Bahn. Die arme Beschimpfungskreatur, die arme Beschimpfungskreatur. Und das alles für 1300 Euro brutto.
Allein, was soll schon sein. Die zukünftigen Beschimpfungskreaturen sind noch kleine, runzelige Fleischklopse mit zwei niedlichen Glubschaugen und kacken die teuer erstanden Windeln voll, die von vor Kreativität sprühenden Eltern sorgsam angelegt wurden. Wollen wir nur hoffen, dass sie niemals auf die Idee kommen, ihrem Sohn einen „Hello Kitty“ Rucksack zu kaufen, auch, wenn die baldige Beschimpfungskreatur es noch so sehr will.
Wer kennt das nicht: Es fällt auf Stück, sagen wir, Mandarine auf den Boden. Was machen jetzt alle normalen Menschen? Heben das Stück auf, schmeißen es weg, wischen kurz über den Boden, fertig! Was macht aber Mutter Übervorsichtig? Eine ganze Flasche Sagrotan auf die Stelle packen, wo das Obst lag und alle eventuell auftretenden Mikroorganismen vernichten! Und warum? Weil das liebe Kindchen sonst krank wird! Genau! Das mag augenscheinlich der Grund sein, ich nehme jedoch viel eher an, dass die liebe Desinfektionsmutter schlicht keinen Bock auf einen kränkelnden Knirps hat. Okay, in den jungen Jahren ist das Immunsystem nicht voll ausgeprägt und das kann alles schlimme Folgen haben, aber auch die Kinder der ganzkörperbehaarten Urmenschen damals in den Höhlen haben überlebt und ich habe auch überlebt, ganz ohne Sagrotan.
Nun, sicher, jetzt kann Mutter Übervorsichtig daherkommen und sagen, ihr läge eben die Gesundheit des Kindes am Herzen und kann durchaus mit einem kranken Kind umgehen und meine Worte wären böse, böse Anschuldigungen … etc. Doch ich sage: Lasst die Kinder ruhig im Dreck spielen, lasst sie über den Boden krabbeln und Spielzeug in den Mund nehmen. Wenn das Immunsystem nie kämpfen lernt und Muskeln aufbaut, wird es eben vom nächstbesten Pausenschläger niedergeknüppelt. Vorsicht, da fliegt eine Erkältung! Shit, Triefnase. Achtung, Reizhusten! Man, du hustest ja schon deine Lunge raus. Da, ein Pfeiffersches Drüsenfieber. Tja, drei Monate statt drei Wochen Bett, Schätzchen. Aber sieh es so, Mama hat schön aufgepasst, dass du jetzt richtig flach liegst, lerne es wert zu schätzen, undankbares Ding!
Ich lehne mich, glaube ich, nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass es Mütter gibt, die ihren Kindern Sagrotan am liebsten einflößen wollen würden. Nein, das gibt’s ja schon und nennt sich Actimel. Na! So ganz stimmt das natürlich nicht, aber auch irgendwelche probiotischen Kulturen und anderes körperpositives Gewürm wird bei dem oben erwähnten Fieber wohl kaum zur Gesundung oder ähnlichem beitragen. Dennoch, wenn es derlei Körperdesinfektionsmittel gäbe, würde es in Massen gekauft und gesüffelt werden, der Nachwuchs wird schon in jungen Jahren davon abhängig gemacht und ein Mega-Konzern wird aus dem Boden gestampft, um die Welt zu erobern. Eine kleine Seuche noch und plötzlich war es das mit der Menschheit und der genannte Mega-Konzern kann damit beginnen, eine neue Herrenrasse zu erschaffen, abseits der gängigen Theorien, die gern von unterbelichteten doch leider existenten Gruppen vertreten und verteidigt werden.
Nun meine Fragen an Mutter Überfürsorglich: „Wollen Sie das etwa!? Wollen Sie für die Vernichtung einer ganzen Menschheit gerade stehen? Ja, vielleicht können Sie das ja, wenn sämtlichen Mikroorganismen in Ihrer Behausung schon nach wenigen Minuten Leben die Lichter ausgehen. Für Sie ist also ein Genozid in den eigenen vier Wänden einfach zu ertragen? Sie vernichten Leben, Sie vernichten Menschen!“
Okay, das mag arg böse klingen und doch nur alles eine Fantasie sein. Vielleicht wird es aber auch genau so eintreten! Nein, ich halte fest an meiner Theorie und werde ihren Feldzug zur Ausrottung der Menschheit weder unterstützen noch befürworten, ich werde ihn sabotieren, indem ich krank in Kaufhäuser marschiere und in Aufzügen niese. Nein, Moment, ich geh auch mit 40° Celsius Fieber noch Treppen. Mir ist es schlicht zu blöd, mich in einen kleinen, sich bewegenden Raum zu stellen und mit anderen Bewegungsunwilligen schlechte Musik zu hören, Kindern beim Eisessen zu beobachten, die dann fünf Minuten später hinter Rolltreppen stehen bleiben, woraufhin die Chinanudeln einer voluminösen Frau auf die Haare ihres Vordermannes fallen, der wenig später mit seiner Freundin die Gänge versperren wird, die ich geschwind und elegant durchqueren werde und dabei Mütter höre, die ihre Bälger Hans-Christoph-Jens-Carsten rufen, um ihnen Sagrotan, pardon, Actimel einzuflößen und die Hände zu desinfizieren. Eben jene Hände, die 15 Jahre später an einer Beschimpfungskreatur der Telecom baumeln werden, die niemals Post bekommt, denn die Schilder der Briefkästen sind zu klein. Und so werden sie nach wenigen Jahren wegen Überdesinfektion und einem schlechten Namen zur Trunksucht neigen, vielleicht sogar zu Heroin greifen.
Liebe Mütter, wollt ihr denn das?