Beschreibung
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist Rays Motto. Sein verbrecherischer Geschäftsführer war da wohl anderer Meinung! Also muss Ray nun bei der jungen Frau, die sich selber als Zirkusprinzesssin bezeichnet,zu Kreuze kriechen. Kann er vielleicht auch wieder gut machen, was ihr angetan wurde? Oder hatte sie eigentlich von vornherein nie die Absicht, seßhaft zu werden?!
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Wie es schon zu ahnen gewesen war, kam nach der Pause eine Trapeznummer. Zu seinem Entsetzen war Cassie auch hier beteiligt, zusammen mit einer weiteren jungen Frau, die wohl nicht zur Familie gehörte, und ihren Brüdern. Das große Netz konnte ihn da gar nicht beruhigen!
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Mit Erleichterung stellte Ray dann fest, dass Cassies Anteil an dieser Nummer eher gering war. Wahrscheinlich brauchte man hier doch mehr Übung, als sie nach ihrer Zeit am Strand mitbrachte und so war das, was sie zeigte, immer noch ausgesprochen sportlich, aber nicht so gefährlich wie die Salti, welche ihre Brüder mit der jungen Frau vorführten.
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Ihr Abgang erfolgte direkt ins Netz und als sie sich auf seiner Seite anschickte, das Netz mit einer Rolle zu verlassen, dachte Ray für einen Moment, sie hätte ihm direkt in die Augen geschaut und er wäre entdeckt. Doch sie schien ihn nicht bemerkt zu haben, posierte strahlend vor dem Publikum und verschwand dann.
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Lächelnd und winkend ging Cassie auf den großen Vorhang zu, hinter dem sie dann verschwand und erst mal tief Luft holte. Das da oben war ohne Zweifel die anstrengenste Geschichte! Dann trat sie wieder an den Stoff, suchte das kleine Guckloch. Hatten ihre Nerven ihr einen Streich gespielt, oder hatte sie gerade eben wirklich Ray gesehen?
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Aber in der Masse des Publiums, das halb im Dunkeln lag, konnte sie nichts erkennen. Dann schalt sie sich selbst eine Idiotin. Was um alles in der Welt sollte Ray hier tun? Er wusste ja noch nicht einmal, wohin sie verschwunden war! Sie hatte einfach jemanden Blondes im Publikum gesehen und sofort spielten ihre Nerven verrückt. Nein, nicht die Nerven. Das Herz!
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Ihre Brüder und Rosie verbeugten sich gerade unter dem tosenden Applaus, jetzt musste auch sie wieder raus, um beim raschen Abbau des Netzes zu helfen. Das ging immer schneller als der Aufbau, nur musste es später wieder sorgfältig sortiert werden. Aber das war eine Arbeit, die alle nach einer aufreibenden Vorstellung noch einmal zusammen und wieder auf die Erde brachte, bei der so manche Flasche Bier kreiste und es viel zu lachen gab.
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Zunächst aber musste sie sich jetzt wieder umziehen, denn ihr Vater zeigte seine Zaubernummer. Bei dieser assistierte ihm zwar ihre Mutter, aber bei einer der Nummern würde sie mit ihr die Plätze tauschen....
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So folgten auch die restlichen Nummern, bis der Höhepunkt und gleichzeitige Abschluss an der Reihe war: Die Pferdedressur, welche sie im Moment für Helena übernommen hatte. Es hatte ein paar Tage gedauert, bis sie das Vertrauen der schönen Tiere wieder so weit erlangt hatte, dass sie ihren Worten folgten.
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Doch es hatte sich gelohnt: Im nun vollständig dunklen Zelt geheimnisvoll angeleuchtet wirkten die Schimmel wie geisterhafte Mondpferde, nebelartige Erscheinungen, die vom Himmel herab gestiegen waren, um das Publikum zu verzaubern.
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Der Applaus war entsprechend lang und tosend, man konnte sicher sein, dass alle zufrieden nach Hause gehen würden – und vielleicht im nächsten Jahr auch wieder kommen würden...
~Und wo werde ich in einem Jahr sein?~, schoss Cassie durch den Kopf. Doch jetzt war es erst einmal wichtig, die Pferde zu versorgen.
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Sorgfältig führte sie die drei Schimmel noch ein wenig im Kreis, rieb sie dann mit einem Strohwisch ab. Anschließend erhielten sie im Stallzelt noch ihre Nachtration und Cassie blieb noch eine Weile bei ihnen. Die Atmosphäre war so friedlich... Das Mahlen der Pferdezähne im Licht einer kleinen Lampe, ab und zu unterbrochen von einem friedlichen und zufriedenen Schnauben wirkte äußerst beruhigend.
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Cassie trat zum Leithengst, Bonito, und rieb ihm über die Stirn. „Na wenigstens du bist zufrieden, was?” Wie als Antwort wieherte Bonito leise und Cassie musste lachen. „Aber ich kann dich verstehen. Euch geht es ja gut, wenig Arbeit, gutes Heu, ab und zu eine große Weide nur für euch allein.... Ich hab euch sehr vermisst!”
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Hinter sich hörte sie ein Geräusch, drehte sich aber nicht um. Sicher ihr Vater, der nach dem Rechten schauen wollte. Erst als sich jemand leise räusperte, schaute sie sich um.
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Und da stand Ray!
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