Gedichte
Vielleicht bin ich wahnsinnig

Vielleicht bin ich wahnsinnig


Ich höre Stimmen,
in jedem Zimmer.
"Räum' deine Socken weg."
Sie verfolgen mich.

Letztens saß ich auf der Toilette.
"Man kann neues Papier holen,
wenn man das Letzte verbraucht."

Kein einziger Raum scheint
frei von diesem Phänomen.
Selbst im Schalfzimmer höre ich,
wenn ich im nebenan sitze
diese Stimmen.

"Meine Güte, ist das denn zuviel
verlangt, seinen Schlafanzug wegzuräumen?"

Ich versuche sie zu ignorieren.
Mache Entspannungsübungen,
meditiere.
Nichts hilft.
Sie werden lauter.
Schon morgens kann ich sie hören.

"Wer hat denn hier Brötchen gegessen?
Geht das nicht über den Teller?"

Ich kann mich ihnen nicht entziehen.
Sie sind überall.
Im Garten,
unterwegs
und selbst im Büro.
Sie rufen mich an.

"Hast du heute morgen geduscht?
Warum kann man die Wanne nicht
auspülen?"

Ich werde in Therapie gehen.
Ich brauche Hilfe.
Professionelle Hilfe.

Meine Frau auch.
Meine Hilfe, sagt sie.
Das wäre die Lösung.
Aber ich bin misstrauisch.
Morgen fahre ich zum Arzt.

"Du könntest auch ruhig mal tanken,
wenn du schon den ganzen Tag
durch die Gegend fährst."

Es hört nicht auf.