Kurzgeschichte
Der Sinn von zwanzig Orangen in einem gelben Korb

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"Der Sinn von zwanzig Orangen in einem gelben Korb "
Veröffentlicht am 05. Januar 2011, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Der Sinn von zwanzig Orangen in einem gelben Korb

Der Sinn von zwanzig Orangen in einem gelben Korb

Der Sinn von zwanzig Orangen in einem gelben Korb


Ich ertappe ich mich dabei, wie ich neben der Couch das Papier sortiere.
Alte Zeitungen entsorge und die Prospekte der letzten Wochen einfach zusammenfalte und zum Altpapier lege.
Das komische daran, ist es, dass ich es selber gut finde. Ich bin richtig verrückt danach.
Mich packt es und ich wische den Tisch ab. Aber so richtig.
So, dass er glänzt wie ein Hochglanzprospekt.
Ich sitze minutenlang davor und bewundere mein Werk. Ich hole Untersetzer für meinen Kaffee und achte wie ein Luchs darauf, dass keine Verschmutzung meine kunstvoll gestaltete Ordnung wieder ruiniert.

Dann fallen mir ganz besondere Sachen auf.
Wie infiziert bemerke ich den Staub auf der Fensterbank,
die Flecken auf dem Schrank.
Ich werde nervös und laufe durch die Wohnung.
Der Schrank muss sauber sein.

Ich suche Lappen, Schwämme und Reinigungsmittel.
Die stehen immer unter dem Spülbecken unter der Küche.
Alle möglichen Mittelchen, deren Verwendungszweck ich nie zuordnen kann. Unglaubliche Mengen an Dosen, Flaschen, Sprays und was weiß ich noch.
Ich lese jede Gebrauchsanweisung durch.
Ich studiere sie.
Ich erfasse sie mit jeder meiner Zellen.
Ich werde zu selber zu Putzmittel.
Und dann entscheide ich mich für eines davon. Ich gieße es auf den schönsten Schwamm und verreibe es auf der Oberfläche.
Zärtlich fast drücke ich es in die Struktur des Schrankes.
Ich verteile es so, dass jede Stelle mit dem Zeug bedeckt ist.
Dann lasse ich es trocknen, bevor ich es abreibe.
Aber es lässt sich nicht abreiben.
Es wird hart, wie Zement.
Es ist unabmachbar.
Es ist starrköpfig und nicht wasserlöslich.
Es ist widerspenstig und überall.
Es hasst mich.
Ich lese erneut auf der Verpackung nach.
Da steht es: Lassen sie Ceraclean kurz auf dem Kochfeld einwirken....
Ich wiederhole leise: ...auf dem Kochfeld!
Scheiße, gleich kommt Elke nach Hause.
Sie erschlägt mich. Sie wird mich lynchen, mit Benzin übergießen, anzünden und meine Überreste in Domestos auflösen..
Der Schrank ist ihr Heiligtum. Das teuerste, dass wir je gekauft haben.
Der Schweiß tropft mir von der Stirn.

Ich renne runter nach Edeka.
Ich brauche irgendetwas, womit ich unseren Schrank retten kann.
Aber es gibt nichts.
Es gab nie irgendetwas gegen Ceraclean auf Schränken.
Nichts für meine Rettung vor dem Scheiterhaufen.
Mir fällt nichts ein.
Ich bin ruiniert.
Ich bin so gut wie tot.
Ich kaufe die letzten zwanzig Orangen und einen gelben Korb.
Ich renne wieder nach oben und dekoriere den blitzenden Tisch damit.
Ich setze mich hin und warte.
Hoffentlich gefällt es ihr.
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Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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Lyders Danke für die Blumen.
Ich bin ein MAnn, da fallen solche Geschichten leicht.
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Mal die andere Seite der Medaille
...das bisschen Ordnung ist ja kein Problem...
nein, im Ernst, hat mir gefallen, gut geschrieben, du verstehst es, auch ganz banale Situationen eindringlich zu schildern, so dass der Leser gezwungen wird, weiterzulesen.
lg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
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