Biografien & Erinnerungen
Taxidriver - Hallo Taxi

Einleitung

Aus dem Alltag als Taxifahrerin

Hallo Taxi....

Hallo Taxi

Hallo Taxi...so begann mein neuer Arbeitstag

Ein junger Mann stand am Straßenrand und winkte wie wild mit den Armen. Er hatte seinen Bus verpasst und musste zur Arbeit, die Zeit drängte.

Nichts Ungewöhnliche, nichts Neues

Schleichwege führten uns am Stau vorbei und während wir fuhren gab ich mein Fahrziel der Zentrale durch.

Der Kunde war so froh noch pünktlich zu sein, dass er nicht nur den Fahrpreis, sondern auch ein gutes Trinkgeld zahlte.

Wieder frei geworden erwartete man mich bereits in der Zentrale in heller Aufregung.....

Trauzeugen hatten verschlafen und mussten in wenigen Minuten auf dem Standesamt sein. Die reguläre Fahrtzeit wäre 20 Minuten gewesen ( ohne Berufsverkehr) doch wir steckten jetzt genau drin....oh je...das wird wieder ein Blindflug.

Bei meiner Ankunft rollte der Wagen noch, als die Türen bereits aufgerissen wurden und drei festlich gekleidete Männer hinein sprangen. Die Stimmung wechselte auf der Strecke zwischen Vorfreude, Aufregung und der Angst es nicht rechtzeitig zu schaffen.....

Alle freuten sich auf das Ereignis, aber immer wieder der bange Blick auf die Uhr..... klappt es noch rechtzeitig ?

Ja wohl, wir schafften es.....pünktlich auf die Minute betraten sie das Portal des Standesamtes....Die Trauung konnte beginnen....

Der Fahrpreis war hoch, denn es waren doch einige Kilometer, doch meine Kunden lächelten und ich erhielt ein fürstliches Trinkgeld. Alle waren zufrieden und nicht nur das...!

Die Zentrale meldete sich wieder und bat um schnellste Rückfahrt, ich sollte noch staunen warum....

Mit heißen Reifen sauste ich in die Einfahrt bei der Zentrale und traute kaum meinen Augen, was ich da sah...

Hier stand bereits eine mit Blumen geschmückte Taxe in Fahrtrichtung.....

„Fahr los, dieser Tag gehört dir und der Hochzeitsgesellschaft. Fahr wieder zum Standesamt. Du bist für heute von der Gesellschaft bestellt....Tschüss bis heute Abend und richte dich auf Überstunden ein“

Es war alles in Allem ein sehr schöner, feierlicher Tag mit leckerem Essen, an dem ich wie selbstverständlich,teilnehmen musste.

Dieser Tag hatte sich in jeder Hinsicht gelohnt, die Gesellschaft ließ sich nicht lumpen.....

Tagesfahrten konnten ganz schön anstrengend sein... immer wachsam, immer freundlich, immer schnell.......

Nachts war es gefährlicher für Frauen und deshalb fuhren hauptsächlich Männer, die zwar ein wenig mehr verdienten, sich aber dafür auch mit oft schwierigeren und unberechenbaren Kunden herumschlagen mussten....

Nicht jeder Tag ist gleich und es gibt Unternehmen die Stammfahrten haben wie zum Beispiel :

zu Schulen, in Arztpraxen, Krankenfahrten, Frisörbesuche, zur Arbeitsstelle und sogar zum Einkauf.

Ich musste mich auf jeden Stammfahrgast einstellen, doch schnell wusste ich was Jeder wollte.

Meine nächste Fahrt führte mich zu einer älteren Dame, die zum Krankenhaus musste.

Bei ihr angekommen, klingelte ich und hörte nach einiger Zeit, wie sie langsam und keuchend auf mich zukommt. Ich ging ihr entgegen um sie zu stützen so gut es ging. Auf dem Beifahrersitz angekommen, bedankte sie sich für die Hilfe und wir fuhren los. Wir rollten los, während sie mich von der Seite beobachtete und sagte...“ wissen sie, sie sind die Erste, dir mir zum und ins Auto geholfen hat. Das finde ich nett. Ihre Kollegen steigen nicht mal aus, hupen nur wenn es ihnen zu lange dauert.“

Für mich war das selbstverständlich und ich lächelte zurück....

Auf dem Weg zum Krankenhaus schüttete sie mir über ihre Krankheit ihr Herz aus und musste jeden Tag dort hin. Sie forderte von nun an nur mich in der Zentrale an.

Zwei Wochen später frug sie mich ob ich nicht täglich zu ihr kommen könnte und ihr zwei Stunden am Tag bei der Morgenwäsche und dem Füttern der Tiere helfen.

Sie tat mir leid, denn ich sah dass sie täglich schwächer wurde. Nach fünf Wochen verstarb sie drei Tage vor Weihnachten.

Es gab aber auch Andere, unverschämtere Leute, die auf Krankenschein zum Arzt fuhren und auf dem Wege einkaufen und ihre Kinder von der Schule abholen wollten.

Hier war nun die Grenze der Großzügigkeit und ich fuhr nur den vorgeschriebenen Weg. Sie beschwerte sich bei meiner Chefin, ich sei unfreundlich. Meinem Chef war sie bereits bekannt durch Kollegen und so erntete sie nur ein müdes Lächeln.

Betrunkene, die aus den Gaststätten abgeholt werden wollten waren auch recht unterschiedlich in ihrem Verhalten und ich war immer froh, wenn so ein Fahrgast ohne weitere Zwischenfälle zu Hause abgeliefert wurde.

Zu meinen Stammkundinnen gehörte da noch die Arztfrau, die ich ins Krankenhaus fahren sollte, wo sie ihren Mann besuchte, warten und dann weiter zum Aachener Kurhaus ins Casino bringen. Gegen Abend musste ich sie dann wieder abholen, wo sie mir freudestrahlend berichtete...“ich habe gewonnen, jetzt fahren wir beide noch einen Kaffee trinken“ und auf ihr Verlangen lief die Uhr weiter.

Diese Fahrten machten wir beide öfter mit Einwilligung meines Chefs.

Ja Taxichauffeure sind während des Dienstes oft Seelendoktor, denn die meisten Fahrgäste laden auf längeren Fahrten ihren Kummer bei ihnen ab. Wir hören ihnen geduldig zu.