Kurzgeschichte
krampfhaft Zwanghaft

Wenn ich noch länger schweige dann werde ich platzen und weil ich nun mal an meinem kleinen scheiß Leben hänge und es niemanden zumuten will meine Gedärme wieder aufzuwischen muss ich es heute loswerden. Mein Therapeut ist der Ansicht, dass reden der erste Schritt zur Verarbeitung und Lösung eines Problems ist. Allerdings wenn ich es recht überlege dann ist es auch genau dieser der zu mir sagte, dass Selbstgespräche der erste Schritt zum Wahnsinn sei und da ich nicht Verrückt bin, habe ich mich auch nicht auf das Sofa gesetzt und Tee für zwei gekocht obwohl niemand außer mir da war. Nein, ich bin cleverer als dieser Quacksalber glaubt, ich habe mich vor dieser glänzenden Scheibe gestellt, ihr wisst schon diese olle Scheibe die alles umgekehrt optisch wiedergibt was man davor hält und flugs waren wir zu zweit und als ich die Scheibe aus dem Badezimmer holte und sie rechts neben mir aufstellte da waren wir sogar drei. Nun aber zu meinem eigentlichen Problem, es kostet mich viel Überwindung und deshalb bitte ich um Rücksicht für meine stockende Art und Weise. Es überkommt mich immer wieder, oftmals ohne Ankündigung, völlig unerwartet schleicht es sich aus dem Untergrund hervor und ergreift Besitz von mir. Jedes Mal nehme ich mir vor mich zu zügeln aber ich kann dem Zwang nicht widerstehen. Mein Therapeut hat mir angeraten mich unbedingt einzuschränken da mein Verhalten sonst ernsthafte Konsequenzen für meine Gesundheit zu Tage tragen könnte. Na was glaubt der denn eigentlich was ich versuche? Meint der im Ernst ich trage mein halbes Monatseinkommen aus reiner Nächstenliebe regelmäßig in seine Praxis? Jedenfalls ist es so, dass mir selber kotzübel wird von meiner eigenen Skrupellosigkeit, ja es bereitet mir regelrecht Magenschmerzen und Bauchkneifen. Ich kann mich selbst nicht ausstehen aber was soll ich um Himmelswillen gegen diesen Tick machen? Es ist Kampf und Krampf zu gleich.

Es ist mir ein unmögliches aufzuhören bevor es zu Ende ist und das letzte Stück von mir vernascht wurde.
 

Letztens als ich mit Sirenengeheul eingewiesen wurde hörte ich durch die Krankenhauszimmertür wie mein Therapeut zum behandelnden Arzt sagte: „Hang zur übertriebenen Selbstwahrnehmung gepaart mit zwanghafter Schokoladensucht.“