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Die Kerzen

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"Die Kerzen"
Veröffentlicht am 13. Juni 2012, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich boykottiere Dich Realität
Die Kerzen

Die Kerzen

Beschreibung

Mal wieder ein LyrIch - Passt aber nicht so wirklich in irgendeine Kategorie...

"Ich wüsste gerne, für wen Du immer die beiden Kerzen am Anfang jeden Monats anzündest." sagst Du und siehst mich an, mit diesem fragenden Blick, den ich so sehr hasse. Es scheint mir immer so, als würdest Du mir in die Seele schauen wollen und vielleicht sogar noch tiefer. "Das habe ich Dir doch schon einmal gesagt. Eine für die Toten, die nicht mehr bei mir sein können und eine für die Lebenden, die es dennoch nicht mehr sind." "Ja, aber ich möchte es genauer wissen. Wenn ich Dir damit nicht zu nahe trete." Sacht lege ich meine Hand auf Deinen Unterarm und lächle Dich an. "Du bist mir so nahe wie kaum ein anderer Mensch, wie könntest Du mir da zu nahe treten? Wollte ich Dir nicht antworten, so könnte ich es Dir wohl sagen, ohne dass Du es mir verübel würdest. Lass mir nur ein wenig Zeit, meine Gedanken zu ordnen."

 

Das Schweigen zwischen uns vertieft sich, während ich intuitiv meine Schritte zu jener Kirche lenke, in der ich stets die Kerzen anzünde. Mit leisem Quietschen öffnet sich die massive Holztüre und der Geruch von Weihrauch schlägt uns entgegen. Ich atme tief durch und durchquere mit raschen Schritten den Mittelgang. Mit einem leisen 'Pling' fällt die Münze auf all jene, die schon zuvor ihren Platz gefunden haben. Meine Finger zittern leicht, als ich zwei Teelichter nehme und diese vorsichtig zum Brennen bringe. Während all der Zeit hast Du still hinter mir Platz auf einer der Holzbänke genommen, selbst Dein Atem ist so leise, dass ich ihn bloß spüre, ohne ihn zu hören. Du legst eine Hand an meine Seite, warm ruht sie auf meiner Haut, aber ich widerstehe dem Drang mich an Dich ziehen zu lassen, bleibe gedankenverloren stehen.

 

Der Weihrauch erschwert mir das Atmen und plötzlich will ich nur noch raus aus der Kirche. "Lass uns gehen." sage ich zu Dir und Du nimmst schweigend meine Hand, gehst zur Türe und hältst sie mir auf. Kaum sind wir an der frischen Luft, atme ich tief durch. "Danke." flüstere ich, als Du mich in Deine Arme ziehst und mir damit den Halt gibst, der mir gefehlt hat. "Nicht dafür." ahne ich Dich sagen, denn Deine Lippen liegen auf meinem Scheitel und die tatsächlichen Worte sind kaum zu verstehen.

 

Wir laufen durch die Stadt, verloren in einem Meer aus anonymen Gesichtern und Gliedmaßen, scheinbar gegen den Strom, obgleich doch viele andere Personen unseren Weg kreuzen, teilen und manchmal sogar neben uns verweilen, bloß für Augenblicke, niemals lange genug um sie kennenzulernen, um sich für sie zu interessieren. "Ich schulde Dir noch eine Antwort." lächle ich Dich an und versinke einen Augenblick lang in Deinen sacht geöffneten Lippen. "Das ist keine Schuld. Aber ich wüsste es gerne." Also beginne ich Dir zu erzählen, von den Menschen, die irgendwann einmal Teil meines Lebens waren, von Familienmitgliedern, die ich nie kennengelernt habe, von solchen, die ich kennenlernen durfte nur um mitzuerleben, wie sie letztlich mein Leben verlassen mussten. "Meine Urgroßoma war eine wunderschöne Frau. Sie war in Würde gealtert und ich erinnere mich an ihre Hände. Sie hatte zarte, langgliedrige Finger, die stets nach Rosenseife rochen. Diesen Luxus wollte sie sich gönnen, nachdem sie als junge Frau ihre Hände stets schwielig gearbeitet hatte. Sie war sehr stolz und sie hat mir viel mitgegeben und bedeutet." Es erscheint mir wichtig, dass Du begreifst, welche Bedeutung dieser Mensch für mich hatte. Sie war jemand besonderes. Während ich spreche, blicke ich auf meine Hände, die dreckigen Fingernägel, die einmal mehr kurz geschnitten sind und die feinen Linien, die sich über meine Handinnenflächen ziehen. Schwielen sind mir fremd. Und doch ist diese Erinnerung prägend, obgleich ich sie niemals werde nachvollziehen können.

 

Du hörst mir zu, nicht einmal die Position Deiner Finger veränderst Du, die Du mit meinen verschränkt hast. Und ich erzähle weiter, erzähle Dir von den Menschen, die mir einmal wichtig waren. Von der Wut darüber, dass ich manchen Menschen nicht halten konnte. Von dem schmerzlichen Prozess des Akzeptierens, dass das Leben manchmal andere Pläne hat als man selber. Zumindest wohl aber andere Pläne als ich sie hatte. Mit einem Lächeln erzähle ich Dir von meinen Hochzeitsplänen, als ich sechs Jahre alt war und mein bester Freund als zukünftiger Ehemann absolut feststand. Und ich erzähle Dir davon, dass er mich heute nicht zurückruft, wenn ich es bei ihm versuche, dass er meine SMS nicht beantwortet. Davon, dass er seine Eltern fragt, wie es mir geht - Aber nicht mich. Und davon, wie sehr ich mir wünschen würde, er würde einfach irgendwann vor meiner Türe stehen, davon, dass die fraglose, die sorglose Vertrautheit zwischen uns als Kindern wieder da wäre. Aber das wird sie niemals wieder sein. Du schweigst, während all der Zeit, bloß Dein Atem geht ruhig und ich lausche darauf, versuche das Pochen meines Herzens daran anzupassen. Einatmen - Herzschlag - Ausatmen - Herzschlag. Schließlich versiegt der Strom meiner Worte, findet Ruhe wieder Einlass zwischen meinen Schläfen. Ich schenke Dir ein warmes Lächeln und Du bleibst stehen, ziehst mich an Dich, umfängst mich und umhüllst mich, als wärest Du mein Schutzmantel gegen die Welt. Und vielleicht bist Du eben dies.

 

Wir gehen weiter, bis zu einem kleinen Café. "Setz Dich, ich bin gleich wieder da." sagst Du und ziehst mir einen Stuhl heran, auf den ich mich plump fallen lasse. Kurz darauf stehst Du mit einem Kakao mit Sahne vor mir. "Hier, damit Dir wieder warm wird." Er jetzt bemerke ich meine zitternden Hände und die feinen Härchen auf meinem Arm, die sich unter meiner Erzählung aufgestellt haben. Dankbar umfasse ich die warme Tasse mit beiden Händen und lasse den ersten Schluck durch meine Kehle rinnen. Du sitzt mir gegenüber, rührst Zucker in Deinen schwarzen Tee und streichst Dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

 

Schließlich sind unsere Tassen leer und mir wieder warm. "Soll ich Dich nach Hause bringen?" fragst Du mich und winkst ab, als ich nach meinem Portemornaie greifen möchte. "Ist schon bezahlt. Und bitte, reg Dich nicht auf. Mir macht es nichts aus, ich habe es gern getan." "Danke." sage ich schlicht und weiß selber nicht, ob ich die Einladung oder Deine Frage meine. "Wenn Du nicht böse bist, möchte ich gerne noch ein wenig alleine sein. Wenn ich Deine Gesellschaft möchte, weiß ich aber ja, wo ich Dich finde." ich lache um meinen Worten die Schärfe zu nehmen, die sie sonst vielleicht für Dich hätten. "Ist schon in Ordnung Kleines, ich weiß wie ich Dich zu verstehen habe." Du drückst mich noch einmal an Dich, bevor sich unsere Wege trennen. Ich blicke Dir nach, Deinem schlendernden Gang, die Art, wie Du Deine Arme bewegst. Dann breche auch ich auf.

 

Mit einem leisen 'Pling' fällt die Münze zu den anderen. Ich greife mir ein Teelicht und entzünde es an einem von denen, die ich nur wenige Augenblicke - zumindest scheinen mir bloß Augenblicke vergangen zu sein - zuvor selbst auf dem kalten Metall abgestellt habe. Eine Träne läuft mir aus dem Augenwinkel über die Nasenspitze, als ich mir Deinen fragenden Blick vorstelle. "Weshalb die dritte Kerze?" würdest Du mich fragen. Aber darauf könnte ich Dir keine Antwort geben. Ich könnte es nicht ertragen Dir zu erklären, dass sie für Dich ist.

 

 

 

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LadyLy
Ich boykottiere Dich Realität

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Luzifer Ich - finde es lustig, dass Thomas dachte, dass sie ihn vielleicht umbringen würde. ^^
Zugegebenermaßen musste ich auch etwas rätseln, aber mit deiner Erklärung ist es deutlich.
Alles andere wurde ja schon von den Zwei gesagt und Wiederholungen? Ne danke. ;)

Liebe Grüße
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Huch? Sie ist für ... -
Zitat: (Original von LadyLy am 15.06.2012 - 16:31 Uhr) Heda Du Holder,

ähm - Ich wusste ja nicht, dass Du so neugierig bist. *lacht* Zugegeben, die dritte Kerze ist etwas kryptisch, aber gedacht hatte ich an einen Menschen, der zwar bei Dir ist, aber irgendwie nicht richtig da. Der zwar Teil Deines Lebens ist, wo das LI aber genau weiß, dass es irgendwann vorbei sein wird. Also kein Autounfall ^^ Wobei mir die Idee gefallen hat... Ähm, das liest sich komisch. Aber Du verstehst mich sicher.

Oh, Tee, Sofa & Flauschdecke = Geschichte. So muss das sein.

Ganz viele liebe Grüße
Lychen

Zitat: (Original von PhanThomas am 14.06.2012 - 14:21 Uhr) ... ihn? Bringt sie ihn um? Weiß sie, was passieren wird? Wird er vom Auto überfahren? Nun saaaaag doch!

Ich mag deine Teelichtgeschichten auch übrigens. Da muss ich meiner charmanten Vorkommentatorin mal zustimmen. ;-) Überhaupt haftet deinen Texten immer so viel Melancholie an, dass man sich immer ein bisschen fühlt wie im Herbst, sich eine Tasse Tee und eine flauschige Sofadecke schnappen möchte. Und das ist übrigens 'ne super Sache, vor allem bei dieser Art Geschichte. :-)

Liebe Grüße
Der Holde (oder so, hihi)


Ja, ich denke, ich konnte dir folgen. ;-)

Das mit dem Tee, dem Sofa und der Flauschdecke gefällt mir generell auch immer. Leider substituiert ein gewisses Verlangen in mir den Tee meist durch ein anderes zumeist heißes Getränk. :-D

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Huch? Sie ist für ... - Heda Du Holder,

ähm - Ich wusste ja nicht, dass Du so neugierig bist. *lacht* Zugegeben, die dritte Kerze ist etwas kryptisch, aber gedacht hatte ich an einen Menschen, der zwar bei Dir ist, aber irgendwie nicht richtig da. Der zwar Teil Deines Lebens ist, wo das LI aber genau weiß, dass es irgendwann vorbei sein wird. Also kein Autounfall ^^ Wobei mir die Idee gefallen hat... Ähm, das liest sich komisch. Aber Du verstehst mich sicher.

Oh, Tee, Sofa & Flauschdecke = Geschichte. So muss das sein.

Ganz viele liebe Grüße
Lychen

Zitat: (Original von PhanThomas am 14.06.2012 - 14:21 Uhr) ... ihn? Bringt sie ihn um? Weiß sie, was passieren wird? Wird er vom Auto überfahren? Nun saaaaag doch!

Ich mag deine Teelichtgeschichten auch übrigens. Da muss ich meiner charmanten Vorkommentatorin mal zustimmen. ;-) Überhaupt haftet deinen Texten immer so viel Melancholie an, dass man sich immer ein bisschen fühlt wie im Herbst, sich eine Tasse Tee und eine flauschige Sofadecke schnappen möchte. Und das ist übrigens 'ne super Sache, vor allem bei dieser Art Geschichte. :-)

Liebe Grüße
Der Holde (oder so, hihi)

Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Da sind sie wieder ... - Huhu Frau Holde,

Teelichtgeschichten - Ich glaube an das Wort könnte ich mich gewöhnen. Das klingt irgendwie passend und schön.

Und Wow - Bei Deinem Vergleich mit meiner Geschichte hab ich gerade doch ein wenig Gänsehaut bekommen. *seufzt* Ich fürchte ich bin ein klischeebehaftetes Romantikerkind. Aber ich mag das Bild, das Du damit gemalt hast.

Wie gesagt, über die Absätze mache ich mir Gedanken, wenn ich die Zeit dazu habe. Das Du und Dir bleibt Euch in jedem Fall erhalten. *lacht*

Herzlichste Grüße Dir
Die Wiedervereinte (müde & glücklich)

Zitat: (Original von Moena90 am 14.06.2012 - 10:59 Uhr) ... die Teelichter. Hach, ich mag deine Teelichtgeschichten. :) Deine Worte sind auch immer ein bisschen wie die Teelichter in der Kirche. Sie sind ruhig und schenken ein kleines bisschen Wärme, aber gleichzeitig bekomme ich Gänsehaut von den Bildern, die du beschreibst.

Übrigens finde ich ja, wenn in dem Text mehr Absätze wären, dann wäre das nicht mehr ganz Ly. Das gehört zu deinen Texten wie das großgeschriebene Du (das übrigens nicht falsch ist. Bei der persönlichen Anrede ist beides erlaubt, laut Duden).

Liebe Grüße,
die Holde ;)

Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Huch? Sie ist für ... - ... ihn? Bringt sie ihn um? Weiß sie, was passieren wird? Wird er vom Auto überfahren? Nun saaaaag doch!

Ich mag deine Teelichtgeschichten auch übrigens. Da muss ich meiner charmanten Vorkommentatorin mal zustimmen. ;-) Überhaupt haftet deinen Texten immer so viel Melancholie an, dass man sich immer ein bisschen fühlt wie im Herbst, sich eine Tasse Tee und eine flauschige Sofadecke schnappen möchte. Und das ist übrigens 'ne super Sache, vor allem bei dieser Art Geschichte. :-)

Liebe Grüße
Der Holde (oder so, hihi)
Vor langer Zeit - Antworten
Moena90 Da sind sie wieder ... - ... die Teelichter. Hach, ich mag deine Teelichtgeschichten. :) Deine Worte sind auch immer ein bisschen wie die Teelichter in der Kirche. Sie sind ruhig und schenken ein kleines bisschen Wärme, aber gleichzeitig bekomme ich Gänsehaut von den Bildern, die du beschreibst.

Übrigens finde ich ja, wenn in dem Text mehr Absätze wären, dann wäre das nicht mehr ganz Ly. Das gehört zu deinen Texten wie das großgeschriebene Du (das übrigens nicht falsch ist. Bei der persönlichen Anrede ist beides erlaubt, laut Duden).

Liebe Grüße,
die Holde ;)
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Falkonide am 13.06.2012 - 13:59 Uhr) Hi LadyLy

Ok, einbisschen blöd ausgedrückt *gg* Also nicht direkt neuen Absatz, sondern einfach eine neue Zeile anfangen ^^ (Also keine Leerzeile dazwischen sondern einfach nur ein Zeilenumbruch).
Und wie ich sehe hab ich mich bei der einen Stelle, die ich meinte verlesen *gg*
Zur Umbruchveranschaulichung hab ich hab dir mal ein paar Sachen so formatiert, wie sie aussehen sollten:

"Ich wüsste gerne, für wen Du immer die beiden Kerzen am Anfang jeden Monats anzündest", (wichtig, nach wörtlicher Rede, wenn sowas wie "sagte" kommt, kommt nach dem Anführungszeichen immer direkt ein Komma) sagst Du (normal schreibt man "du" nur in Briefen groß - ich legs mal als künstlerische Freiheit aus *gg* aber ansochten ist es falsch) und siehst mich an, mit diesem fragenden Blick, den ich so sehr hasse.
Es scheint mir immer so, als würdest Du mir in die Seele schauen wollen und vielleicht sogar noch tiefer.
"Das habe ich Dir doch schon einmal gesagt. Eine für die Toten, die nicht mehr bei mir sein können und eine für die Lebenden, die es dennoch nicht mehr sind."
"Ja, aber ich möchte es genauer wissen. Wenn ich Dir damit nicht zu nahe trete."
Sacht lege ich meine Hand auf Deinen Unterarm und lächle Dich an. "Du bist mir so nahe wie kaum ein anderer Mensch, wie könntest Du mir da zu nahe treten? Wollte ich Dir nicht antworten, so könnte ich es Dir wohl sagen, ohne dass Du es mir verübel würdest. Lass mir nur ein wenig Zeit, meine Gedanken zu ordnen."

Das Schweigen zwischen uns vertieft sich, während ich intuitiv meine Schritte zu jener Kirche lenke, in der ich stets die Kerzen anzünde. Mit leisem Quietschen öffnet sich die massive Holztüre und der Geruch von Weihrauch schlägt uns entgegen. Ich atme tief durch und durchquere mit raschen Schritten den Mittelgang. Mit einem leisen 'Pling' fällt die Münze auf all jene, die schon zuvor ihren Platz gefunden haben. (Hier fehlt mir ein wenig der Übergang) Meine Finger zittern leicht, als ich zwei Teelichter nehme und diese vorsichtig zum Brennen bringe.
Während all der Zeit hast Du still hinter mir Platz auf einer der Holzbänke genommen, selbst Dein Atem ist so leise, dass ich ihn bloß spüre, ohne ihn zu hören. (Kleiner Einwurf: Wenn sie den Atem spürt: wie hoch sitzt er? Wie weit sitzt er weg? Sind die Kerzen so dicht an seinem Sitzplatz?) Du legst eine Hand an meine Seite, warm ruht sie auf meiner Haut, (kleiner Gedankeneinwurf: Das liest sich, als würde sie Bauchfrei in eine Kirche gehen) aber ich widerstehe dem Drang mich an Dich ziehen zu lassen. Bleibe gedankenverloren stehen.
Der Weihrauch erschwert mir das Atmen und plötzlich will ich nur noch raus aus der Kirche.
"Lass uns gehen", sage ich zu Dir und Du nimmst schweigend meine Hand, gehst zur Türe und hältst sie mir auf. Kaum sind wir an der frischen Luft, atme ich tief durch. "Danke", flüstere ich, als Du mich in Deine Arme ziehst und mir damit den Halt gibst, der mir gefehlt hat.
"Nicht dafür." ahne ich Dich sagen, denn Deine Lippen liegen auf meinem Scheitel und die tatsächlichen Worte sind kaum zu verstehen.
>Wir laufen durch die Stadt, verloren in einem Meer aus anonymen Gesichtern und Gliedmaßen, scheinbar gegen den Strom, obgleich doch viele andere Personen unseren Weg kreuzen, teilen und manchmal sogar neben uns verweilen, bloß für Augenblicke, niemals lange genug um sie kennenzulernen, um sich für sie zu interessieren.


Huhu :)

Vielen Dank für die ausführliche Kritik. Da ich gerade bei der Arbeit bin und heute Abend nicht Zuhause, werde ich wohl erst morgen oder so dazu kommen, darauf genauer einzugehen bzw. mir das komplett durchzulesen.

Das "Du" und "Dir" etc. schreibe ich immer groß, auch außerhalb von Briefen. Nenn es 'ne schlechte Angewohnheit *lacht* Meine Freunde schmunzeln ja auch schon immer, wenn ich das in E-Mails oder im Icq oder so mache - Aber für mich ist das ein Ausdruck von Wertschätzung, mit dem ich gerne eine bestimmte Betonung verbunden wissen möchte (auch wenn ich mir die natürlich bloß selber denken kann).

Stimmt, die verdammten Komma-Regelungen... Ach da knabber ich jedes Mal dran. Überarbeite ich aber noch bei Zeiten :)

Vielen Dank Dir schonmal.

Liebe Grüße
Ly

Vor langer Zeit - Antworten
Falkonide Re: Re: - Hi LadyLy

Ok, einbisschen blöd ausgedrückt *gg* Also nicht direkt neuen Absatz, sondern einfach eine neue Zeile anfangen ^^ (Also keine Leerzeile dazwischen sondern einfach nur ein Zeilenumbruch).
Und wie ich sehe hab ich mich bei der einen Stelle, die ich meinte verlesen *gg*
Zur Umbruchveranschaulichung hab ich hab dir mal ein paar Sachen so formatiert, wie sie aussehen sollten:

"Ich wüsste gerne, für wen Du immer die beiden Kerzen am Anfang jeden Monats anzündest", (wichtig, nach wörtlicher Rede, wenn sowas wie "sagte" kommt, kommt nach dem Anführungszeichen immer direkt ein Komma) sagst Du (normal schreibt man "du" nur in Briefen groß - ich legs mal als künstlerische Freiheit aus *gg* aber ansochten ist es falsch) und siehst mich an, mit diesem fragenden Blick, den ich so sehr hasse.
Es scheint mir immer so, als würdest Du mir in die Seele schauen wollen und vielleicht sogar noch tiefer.
"Das habe ich Dir doch schon einmal gesagt. Eine für die Toten, die nicht mehr bei mir sein können und eine für die Lebenden, die es dennoch nicht mehr sind."
"Ja, aber ich möchte es genauer wissen. Wenn ich Dir damit nicht zu nahe trete."
Sacht lege ich meine Hand auf Deinen Unterarm und lächle Dich an. "Du bist mir so nahe wie kaum ein anderer Mensch, wie könntest Du mir da zu nahe treten? Wollte ich Dir nicht antworten, so könnte ich es Dir wohl sagen, ohne dass Du es mir verübel würdest. Lass mir nur ein wenig Zeit, meine Gedanken zu ordnen."

Das Schweigen zwischen uns vertieft sich, während ich intuitiv meine Schritte zu jener Kirche lenke, in der ich stets die Kerzen anzünde. Mit leisem Quietschen öffnet sich die massive Holztüre und der Geruch von Weihrauch schlägt uns entgegen. Ich atme tief durch und durchquere mit raschen Schritten den Mittelgang. Mit einem leisen 'Pling' fällt die Münze auf all jene, die schon zuvor ihren Platz gefunden haben. (Hier fehlt mir ein wenig der Übergang) Meine Finger zittern leicht, als ich zwei Teelichter nehme und diese vorsichtig zum Brennen bringe.
Während all der Zeit hast Du still hinter mir Platz auf einer der Holzbänke genommen, selbst Dein Atem ist so leise, dass ich ihn bloß spüre, ohne ihn zu hören. (Kleiner Einwurf: Wenn sie den Atem spürt: wie hoch sitzt er? Wie weit sitzt er weg? Sind die Kerzen so dicht an seinem Sitzplatz?) Du legst eine Hand an meine Seite, warm ruht sie auf meiner Haut, (kleiner Gedankeneinwurf: Das liest sich, als würde sie Bauchfrei in eine Kirche gehen) aber ich widerstehe dem Drang mich an Dich ziehen zu lassen. Bleibe gedankenverloren stehen.
Der Weihrauch erschwert mir das Atmen und plötzlich will ich nur noch raus aus der Kirche.
"Lass uns gehen", sage ich zu Dir und Du nimmst schweigend meine Hand, gehst zur Türe und hältst sie mir auf. Kaum sind wir an der frischen Luft, atme ich tief durch. "Danke", flüstere ich, als Du mich in Deine Arme ziehst und mir damit den Halt gibst, der mir gefehlt hat.
"Nicht dafür." ahne ich Dich sagen, denn Deine Lippen liegen auf meinem Scheitel und die tatsächlichen Worte sind kaum zu verstehen.
>Wir laufen durch die Stadt, verloren in einem Meer aus anonymen Gesichtern und Gliedmaßen, scheinbar gegen den Strom, obgleich doch viele andere Personen unseren Weg kreuzen, teilen und manchmal sogar neben uns verweilen, bloß für Augenblicke, niemals lange genug um sie kennenzulernen, um sich für sie zu interessieren.
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: -
Zitat: (Original von Falkonide am 13.06.2012 - 12:55 Uhr) Ein sehr schöner Text vom Inhalt her :D

Formtechnisch würden hier aber ein paar Absätze nicht schaden.
Etwa beim Wechseln der Sprecher oder auch beim Wechsel von Positionen.
Das erleichtert beim Lesen das geistige Bild zu erkennen, das man vor Augen hat und man wird nicht immer kurz rausgerissen, wenn man überlegen muss zu was jetzt einzelnen Textteile gehören.
Aber ansonsten sehr schön :)


Huhu .)

Freut mich ja zunächst einmal, dass der Inhalt überzeugt. Aber noch mehr Absätze? Uh nee, da gruselt es mich ja innerlich immer ein wenig, wenn Leute nach jeder wörtlichen Rede Absätze mache. Ehrlicherweise - aber das ist natürlich absolut subjektiv - haut mich das persönlich beim Lesen nämlich immer raus. Aber ich gestehe, ich mache wirklich wenig Absätze im Gegensatz zu anderen Leuten hier. *lacht* Die Kritik ist also vermutlich teilweise berechtigt.

Was meinst Du denn mit dem "Wechsel der Positionen"? Wenn Du mir hier ein Textbeispiel geben könntest, wäre ich Dir sehr dankbar. Vielleicht bau ich dann auch noch'nen Absätzchen auf zwei ein ;)

Viele liebe und herzliche Grüße Dir
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: ich kann die tiefe Poesie -
Zitat: (Original von Boris am 13.06.2012 - 12:11 Uhr) Deiner Zeilen auch nur erfühlen
denn
erklären kann man manches Vorgehen eben nicht

LG Jürgen


Lieber Jürgen,

es freut mich, wenn es nicht erklärlich aber dafür noch leserlich ist. *lächelt* Und irgendwie erklär ich es mir auch selber gerade nicht. Es war einfach so da.

Viele liebe Grüße Dir
Lychen
Vor langer Zeit - Antworten
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