Biografien & Erinnerungen
Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 2.

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"Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 2."
Veröffentlicht am 18. April 2008, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Das Lächeln, das Du aussendest, kehrt zu Dir zurück ;-)
Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 2.

Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 2.

Meine Heimat Papua New Guinea Teil 2

Das grosse Erdbeben
 

Wir hatten wichtige Regeln zu befolgen, die unsere Eltern uns immer wieder einschärften:

-Bleibt nie unter einer Kokospalme stehen, die fallenden Kokosnüsse könnten euch erschlagen.

-Nehmt euch in acht vor den Schlangen, den es gibt sehr giftige, deren Bisse tödlich enden können!

-Es wird nicht unter das Haus gepinkelt, kommt dafür gefälligst rein! (Mich hatten sie mal dabei erwischt! Da unser Haus auf Pfählen gebaut war, konnte man schliesslich problemlos auch unter das Haus verschwinden und dort eine Pfütze hinterlassen)

-Geht nicht mit fremden Buschleuten mit! (Einheimischen)

-Keine Weihnachtssterne essen, die sind giftig! (Vor unserem Haus wuchsen grosse, prächtige Weihnachtssterne)

-Wenn die Erde bebt rennt ihr sofort aus dem Haus ins Freie, das Haus könnte nämlich einstürzen!
 

Wir sassen in unserem Haus und spielten, als plötzlich ein fürchterliches Erdbeben das ganze Haus erschütterte, als würde eine gewaltige Hand daran rütteln. Wir Kinder fingen an zu schreien. Ich weinte und stand voller Panik wie angewurzelt da. Unser Mutter sprang auf uns zu und befahl uns, unsere Jacken zu holen und sofort mit ihr nach draussen zu laufen.

Einige Meter vor unserem Haus entfernt blieben wir stehen. Der Boden bewegte sich wellenförmig auf uns zu, immer wieder. Die ganze Natur war in Aufruhr. Es polterte und krachte, Gegenstände fielen um und das rostige Auto das vor der Hütte unseres weissen, bekannten Paul stand, bewegte sich wie von einer Geisterhand geschoben, hin und her.

Todesangst packte mich. Ich konnte die Situation als kleines Mädchen nicht einordnen und mein Körper befahl mir zu fliehen. Ich lief weg, so schnell mich meine kleinen nackten Füsse trugen. Meine Mutter schrie immer wieder meinen Namen, doch ich war nicht mehr zu bremsen. Von weitem sah ich meinen Vater den Hügel hinauf auf mich zu kommen. Erleichtert viel ich in seine starken Arme.

Als wir nach dem Erdbeben ins Haus zurück kehrten, waren sämtliche Stühle umgekippt, ebenfalls das Bücherregal. Ueberall lagen Scherben und Gegenstände herum. Welch Glück das wir unsere einheimische Haushaltshilfe Bima hatten. Schnell war sie zur Stelle und half uns fleissig beim aufräumen. Dafür kochte meine Mutter dann eine riesige Pfanne Reis mit Thon vermischt und eine warme Suppe. Zusammen sassen wir im Schneidersitz auf dem Boden und stopften uns die hungrigen Bäuche voll.
 

Ich liebte Zuckerrohre. Mein Vater brachte uns oft ein ganzes Zuckerrohr heim, das er in einem Feld für uns abgeschnitten hatte. Er entfernte die harten Fasern, bis das weisse, süsse Rohr sichtbar wurde. Wir saugten und nagten dann stundenlang an dem Zuckerrohr herum und hatten den Plausch.

Jeden Samstag backte meine Mutter uns einen Schokoladenkuchen. Wenn sie den Teig fertig gerührt hatte, durfte ich immer einen grossen Löffel davon abschlecken. Als ich grösser war erfuhr ich von ihr, dass sie immer meine Malariatablette darin versteckt hatte, weil ich sie sonst nicht essen wollte.

„Keikei!“ (essen) rief sie dann und meine Brüder und ich sprangen dann sofort herbei, dreckig und zerzaust wie wir waren. Wir streckten unsere Händchen aus, die vorher Würmer und Käfer, Lehm und Staub berührt hatten und stopften den köstlichen Kuchen in uns hinein. Das schreckliche Erdbeben war vorerst vergessen.


 


 


 

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ConnyB
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evchen Wie versprochen... - ...habe ich mich nun deinem zweiten Teil gewidmet und ich finde ihn mindestens genauso schön wie den ersten. So ein Erdbeben ist mit Sicherheit ein prägendes Erlebnis die Idee deiner Mutter mit den tabletten finde ich allerdings witzig. Denn so haben wir unsere Katze dazu bewegt ihre Pille zu schlucken. :-) ***** vlg evi
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Nette - Erinnerungen! Ach ja die Kindheit,seufz!
*****
Vor langer Zeit - Antworten
3balmers Re: Re: Siehst Du, - Aber stell Dir vor, wie gesund Du gewesen bist. Wie gut sind doch die Abwehrstoffe dann. Jedenfalls sagt Ruth (die Bäuerin, Gotti v.B.) das auch immer. Ein wenig Dreck ist gut. Uns bringt unsere Sauberkeit noch um. Ha, Ha
Zitat: (Original von ConnyB am 21.04.2008 - 20:28 Uhr)
Zitat: (Original von 3balmers am 21.04.2008 - 20:23 Uhr) meine Liebe, Wie Dir alles wieder in den Sinn kommt. Ich habe es gehofft. Ganz toll. Freue mich auf mehr. Auf dem Foto bist Du so süss. Grad wie heute mit Deinen zwei Buben. LG Karin


Hi Karin
Ich muss meine grauen Hirnzellen aber gewaltig anstrengen, doch zwischendurch tauchen wieder so Mosaiksteinchen von Erinnerugen auf, die ich dann in einer Geschichte zusammenfüge!
Freut mich dass sie Dir gefallen! Die Foto ist herzig, wir waren richtige kleine Wilde! Als wir wieder in der Schweiz waren, haben uns sämtliche Bekannte gesagt: Man merkt es den Kindern an, dass sie im Busch (Urwald) aufgewachsen sind!
hihi
vlg, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
ConnyB Re: Siehst Du, -
Zitat: (Original von 3balmers am 21.04.2008 - 20:23 Uhr) meine Liebe, Wie Dir alles wieder in den Sinn kommt. Ich habe es gehofft. Ganz toll. Freue mich auf mehr. Auf dem Foto bist Du so süss. Grad wie heute mit Deinen zwei Buben. LG Karin


Hi Karin
Ich muss meine grauen Hirnzellen aber gewaltig anstrengen, doch zwischendurch tauchen wieder so Mosaiksteinchen von Erinnerugen auf, die ich dann in einer Geschichte zusammenfüge!
Freut mich dass sie Dir gefallen! Die Foto ist herzig, wir waren richtige kleine Wilde! Als wir wieder in der Schweiz waren, haben uns sämtliche Bekannte gesagt: Man merkt es den Kindern an, dass sie im Busch (Urwald) aufgewachsen sind!
hihi
vlg, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
3balmers Siehst Du, - meine Liebe, Wie Dir alles wieder in den Sinn kommt. Ich habe es gehofft. Ganz toll. Freue mich auf mehr. Auf dem Foto bist Du so süss. Grad wie heute mit Deinen zwei Buben. LG Karin
Vor langer Zeit - Antworten
ConnyB Re: Papua -
Zitat: (Original von Geminus am 21.04.2008 - 20:11 Uhr) Hallo Conny,

als Kind oder Jugendlicher andere Kulturen kennen zu lernen, oder noch besser in ihnen aufzuwachsen, ist die beste Vorsorge gegen Fremdenfeindlichkeit.

Ich finde es sehr spannend deiner Biografie zu folgen!

Norbert



Hallo Norbert!
Du hast recht, für uns war das Leben dort mit den Braunen normal. Vorallem erlebten wir keine Feindseligkeit uns gegenüber!
Wenn ich nicht so eine riesen Panik vor Spinnen und Krabbeltieren hätte, (hatte damals wohl eine Ueberdosis davon), würde ich gerne mal wieder dorthin zurück kehren! Aber in Gedanken ist es ja auch schön. Es hat sich sehr viel verändert in PNG, Zivilisation, Gewalt, ich glaube die Freiheit von Früher würde ich so ungetrübt nicht mehr finden, und als Kinder erlebt man ja auch alles anders!
vlg und bis bald wieder
Conny
Vor langer Zeit - Antworten
Geminus Papua - Hallo Conny,

als Kind oder Jugendlicher andere Kulturen kennen zu lernen, oder noch besser in ihnen aufzuwachsen, ist die beste Vorsorge gegen Fremdenfeindlichkeit.

Ich finde es sehr spannend deiner Biografie zu folgen!

Norbert

Vor langer Zeit - Antworten
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