Beschreibung
Nach langer Wartezeit, endlich der 8. Teil...
PS: Lieber Gast, der du glaubst mir auf die Nerven zu gehen,
Hier ist noch eine Geschichte, die du mit einem Stern bewerten kannst!
Viel Spaß dabei!
LG Camo
"Der Fluch?", fragte ich stutzig. "Was für ein Fluch?"
Joachim ließ sich seufzend aufs Bett nieder.
"Es ist weniger ein Fluch, als ein Versprechen.", sagte er kühl.
"So kann man das auch sagen!", kicherte der Fremde und schmiss sich ebenfalls auf die Matratze.
"Wie meinst du das?", hauchte ich.
"Ach, nur das du dein Liebesleben ab sofort streichen kannst!"
Am liebsten hätte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht gewischt, doch Joachim, der meinen Ärger zu bemerken schien, fuhr dazwischen.
"Ich kann dir nicht erklären, welche Auswirkungen der Fluch hat, solange du nicht alles weißt.", sprach er sanft, aber eindringlich. Seine Augen bohrten sich in meine und ich konnte nicht anders, als zu nicken.
"Wie du sicherlich weißt, war die Alte Religion nicht für die Menschen bestimmt. Sie stammte aus einer Zeit, als höhere Mächte die Erde regierten, um sie nach ihren Vorstellungen zu formen. Du kannst dir das vielleicht nicht vor Augen führen, doch es war eine Zeit, in der das Leben florierte, eine Zeit des Friedens. Das Gleichgewicht zwischen Herrschaft und Glauben war nie besser gewesen und die Hohe Priesterin verließ nie die Seite des Kriegers. Zusammen schufen sie Großes, doch das sollte nicht lange halten."
Joachim machte eine Pause und holte tief Luft.
"Keiner weiß, was genau in dieser einen Nacht passierte. Das Festmahl war im vollen Gang, die Leute tranken, die Kelche wurden wieder aufgefüllt, viele waren schon besoffen. Eine Nacht in Saus und Braus, wie sie öfters bei Hofe gehalten wurden. Die Feierlichkeiten waren lang, doch am nächsten Morgen fanden sie ein jähes Ende. Ein Messer steckte in der Brust des Kriegers, ein Messer aus Drachenknochen ummantelt in Silber. Niemand hatte die Tat gesehen. Niemand hatte ihn sterben sehen. Es stellte sich heraus, dass der Krieger bereits seit Stunden tot dasaß."
Der Unbekannte schnaubte. "Keiner hatte etwas gesehen! Keiner! Ein Raum voller Leute und niemand bei Verstand!", stieß er hervor, bevor Joachim seine Erzählung wieder aufnahm.
"Die Hohe Priesterin trauerte und so trauerte auch das Volk. Der Adel hingegen hatte weniger Mitgefühl. Immer mehr Theorien für den unerklärbaren Mord tauchten auf, einige ganz plausibel, andere sehr weit her geholt. Es dauerte nicht lange, bis man die Hohe Priesterin verdächtigte. Anfangs glaubte keiner diesen Anschuldigungen, doch die Zeit verstrich und sie übernahm immer mehr Aufgaben, um das Land aufrecht zu erhalten. Manche sahen in ihren Taten den ersehnten Beweis und die Zahl der Leute, die ihr den Rücken zukehrten, stieg täglich. Die Meute der Verräter drang bis an die Palasttore vor und forderte das Leben der "Hexe", wie sie sie so schön nannten. Die damalige Hohe Priesterin Avogadro hatte ein sanftes Herz und glaubte sie überzeugen zu können, indem sie die Aufständischen in ihrem Heim willkommen hieß. Das stellte sich als Fehler heraus. Der ehrwürdige Palast wurde zerstört, sogar vor dem Tempel machten sie nicht halt, und Avogadro wurde gefangen genommen. Sie schleppten sie zum großen Platz und mit ihr, all ihre Freunde. Es war ein einziges Blutbad. Die Hohe Priesterin wurde gezwungen den langsamen Tod aller nahe stehenden Personen mit ansehen; sie selbst wurde beschimpft und bespuckt. Selbst ihr weiches Herz hielt diesen Qualen nicht stand. Am Rand der Verzweiflung flehte sie, die anderen zu verschonen, aber nichts dergleichen geschah und ihr Ärger wuchs und wuchs."
Joachim schüttelte den Kopf.
"Das Gleichgewicht zwischen dem Krieger und der Hohe Priesterin war nicht nur schön anzusehen, es war auch ausschlaggebend in Zeiten großer Emotionen, da der eine den anderen beruhigen konnte. Nach dem Tod des Kriegers war dies jedoch nicht mehr der Fall und Avogadros Kräfte gerieten außer Kontrolle. Es wird gesagt, zu viel Macht treibe einen in den Wahnsinn und in diesem Moment traf das vollends zu. Als man sie auf den Scheiterhaufen band verfluchte sie den Adel. Vehement stritt sie den Mord ab und schrie, dass sie das Opfer einer Verschwörung geworden war. In ihrem letzten Atemzug versprach sie dem Volk, das dieses ihren Krieger nie wieder sehen würde und dass die Adeligen, an dessen das Blut der Ermordeten klebte, ihr in den Tod folgen würden und ihr in den nächsten Leben dienen müssten. Da sie durch diesen Schwur das Gleichgewicht ins schwanken brachte, traf der Fluch auch sie. Anstatt des Kriegers müsste sie einen ihrer Diener erwählen, damit dieser den Krieger in seiner Funktion ersetzt."
"Und wie viele Diener gibt es genau?", hauchte ich.
"Zwölf verdammte Seelen.", antwortete der Fremde knapp.