Biografien & Erinnerungen
Meine Heimat Papua New Guinea, Teil 1.

Meine Heimat Papua New Guinea Teil 1
 

Wir wohnten in Papua New Guinea, im Kassam. Der Ort lag im grünen, hügeligen Hochland der Eastern Highland Province zirka 1300 Meter über Meer. Vom Flugzeug aus betrachtet sah das Land aus wie eine riesige, zerknitterte Tischdecke.

Unser 1 stöckiges, bescheidenes Haus stand auf Pfählen gebaut wegen des Hochwassers der Regenzeit und den wilden Tieren.

Meine zwei jüngeren Brüder und ich lebten dort in freier Natur mit den braunen Kindern zusammen. Wir liefen immer barfuss herum und sprachen die Sprache der Einheimischen. Bidgin war ein Gemisch aus Englisch und Koreanisch. Wir tobten wie die Wilden und spielten mit dem was uns die Natur bot. Aus breiigem Lehm formten wir kleine Hütten, Kieselsteine waren die Autos und aus Hölzern bastelten wir Brücken.

Wir waren keine verwöhnten Kinder. Luxus kannten wir nicht in dieser Wildnis, fern ab von jeglicher Zivilisation.

Wir assen fast jeden Tag Reis mit Thon und viele Bananen, die an den Bananenbäumen vor unserem Haus wuchsen. Meine liebste Frucht waren Mangos. Wenn wir mal mit dem Auto unterwegs waren und wir an Mangobäumen mit prallen reifen Früchten vorbei fuhren, bettelte ich so lange bis mein Vater den Wagen anhielt und mir eine schenkte.

Es kam vor, das uns die Einheimischen zu ihrem Festmahl Mumu einluden. Sie gruben ein riesiges Loch in den Boden, legten das Loch mit Bananenblättern aus, darüber im Feuer erhitzte Steine, wieder Bananenblätter, Schweinefleisch (frisch geschlachtet), Bananenblätter, heisse Steine, Bananenblätter, Kowkow (süsse Kartoffeln) und das gleiche immer wieder, bis die Grube voll war. Dann köchelte das Mal vor sich hin und uns Kindern lief bei dem leckeren Duft bereits das Wasser im Mund zusammen.

Meinen Eltern gehörte ein grosser Ananasgarten. Wir hatten eine Neuginesin als Hausangestellte sie hiess Bima. Sie half in unserem Haushalt mit und verdiente so Geld für ihre Familie im Dorf. Ich mag mich noch gut erinnern, dass einmal Mutters Zopfteig voller ekliger Maden war. Meine Mutter wollte den Teig angeekelt fort werfen, doch Bima kam eiligst herbei gelaufen und wollte den Teig mit nach Hause nehmen. Für sie war der Würmerzopf ein Festmahl.

Bima erzählte uns viele schaurige Geschichten, von den Kriegern in ihrem Dorf, von Menschenfressern die es früher gegeben hat und der berüchtigten Blutrache, die es noch heute in PNG gibt. Wenn ein Stamm eine Person aus einem anderen Stamm umbrachte, mussten die sich für die tote Person rächen. Der Teufelskreis blieb somit bestehen und wurde erst bei einem Friedensbeschluss durchbrochen.

Meine Mutter warnte uns auch immer von den heimtückischen, gefährlichen Tieren. Besonders von den grossen Tausendfüssern, die tödliches Gift spritzen. Wir machten immer einen riesigen Bogen um diese Tiere.

Wir waren frei im Geist und in unserem Dasein und lebten ein Leben in Frieden.