Hier nun zu meiner und hoffentlich auch Ihrer Freude das erste Kapitel meines ersten großen Projektes. Somit wünsche ich eine Menge Spaß beim Lesen meiner bescheidenen Zeilen.
Ein Zittern jagte durch die Luft, leises Atmen war zu vernehmen. Einen Augenaufschlag war Mara davon entfernt, die Welt um sich herum wahrzunehmen. Sie ahnte nicht, worauf sie liegt, noch im Schlaf fuhren ihre Hände durch den Untergrund. Ihre feuerroten Haare lagen breit gefächert nieder. Vorsichtig kitzelte die kleine, spitze Nase, unter der volle Lippen all die Wörter einfangen, die sie besser nicht sagen sollte. Kaum dreizehn Jahre alt und schon an einem solchen Ort. Ein Windhauch wehte ihr um das Gesicht und noch ehe ein Moment vergangen ist, hatte sie die großen Augen weit, weit aufgerissen, in Sicht ein Meer aus Sternen. Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts und Mara erkannte, dass sie mitten in der Nacht erwacht ist. Doch nicht da, wo sie sein sollte, in ihrem Bett, nein, mitten in einer Wüste!
„Wieder so ein Traum.“ dachte sie, „besser kann es ja gar nicht kommen.“. Mit mürrischer Miene und schon jetzt schlecht gelaunt, drehte sie sich mühsam auf die Seite und malte mit den Fingern ihrer rechten Hand bedeutungslose Kreise in den Sand. Mit leeren Augen starrte sie ihr kleines Kunstwerk an, versuchte zu deuten was ihre Hand wohl denken mag. Doch die Gedanken der Hand sind dröge und tragen wenig zur Lösung des Problems bei. Ja, was für ein Problem denn überhaupt? Nun, zum einen liegt sie in der Wüste. Das ist jetzt noch kein Weltuntergang. Doch die Sterne machen Mara Angst. Denn sie sind nicht die, die sie an den Himmeln ihrer kleinen Erde je gesehen hat. Sternbilder kannte sie fast alle, die nördlichen wie auch die südlich. Ein Schnaufen kündete vom Zurückdrehen in die Rückenlage. Doch hier sah sie keine Muster. Hier sah sie tausend Lichter, doch kein einziges in bekannter Form oder Struktur. Nein, hier war alles chaotisch, keine Ordnung, nicht die geringste!
Da Mara jedoch kein Kind von Traurigkeit ist, hing sie derlei Gedanken vorerst nicht weiter nach und grub die Hände tief in den Sand, so weit nach unten, wie es ihr nur möglich war. Sie schloss die Augen und genoss die Kühle, die die kleinen Körnchen bereithielten. Denn oberhalb derer war es trotz Dunkelheit und keiner einzigen Wolke am Himmel erstaunlich warm. Nach einem kurzen Moment beschloss sie, dass sie wohl nicht umhin kommen würde, sich eine Richtung auszusuchen, der sie folgen möchte. Sie ließ ihren Blick über die Dünen wandern, wägte ab, welche für sie am sympathischsten wirkten und versuchte sich vorzustellen, was sie wohl finden würde. Fürs Erste wäre eine Oase nichts Schlechtes. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihr Lieblingskleid trug. Knielang, blau mit weißen Punkten. Keine Schuhe, keinen Hut, keine Uhr, und Fungus ist auch verloren gegangen. „Ein wunderbarer Start.“ dachte Mara, erhob sich rasch, putzte sich den Sand vom Körper und ging in die Richtung der Dünen, die ihr am schönsten schienen.
Eigentlich waren es genau zwei Dünen, auf die sie zumarschierte. Sie schienen weit weg und ein guter Anhaltspunkt zum Orientieren. Damit sie sie in ihren Gedanken gut einsortieren kann, gab sie der einen den Namen „Klaus“, und die andere sollte „Dieter“ heißen. Namen lassen sich auch besser verwenden, als beispielsweise olle Bezeichnungen wie „Düne eins“ und „Düne zwei“, oder „links“ und „rechts“. Erhobenen Hauptes wanderte sie also auf die Dünen zu. Wobei „erhoben“ wirklich weit erhoben ist, denn sie suchte nach einer Sternformation, die sie sich leicht merken könne, die die Form von Klaus und Dieter hat und die sie dann „Klaus und Dieter“ nennen wird, die einzigen beiden Dinge in ihrer momentanen Welt, abgesehen von der wirklich riesigen und übertriebenen Menge Sandkörnchen. Gewiss, sie könnte allen einen Namen geben, doch wäre dann die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass viele den gleichen Namen hätten. Spätestens nach fünf Minuten würde sie einfach alle anderem „Detlef“ nennen. Das würde sie aber auch nur deshalb tun, weil sie den Namen so unheimlich abstoßend findet und sie gerne auf abstoßenden Dingen herum trampelt. Schließlich fand sie eine kleine Gruppe Sterne, die sie dazu auserkoren hatte, Klaus und Dieter zu repräsentieren, auch wenn die Originale weitaus attraktiver sind. Nun, zumindest so attraktiv, wie Dünen nur sein können, sie bestehen ja schließlich aus Detlef! Doch ein kleines und feines Geräusch riss sie aus ihren merkwürdigen Gedanken: Ein Rauschen drang in ihr Ohr. Es war richtig, genau diesen Dünen zu folgen!
Hastig einen Fuß vor den anderen setzend, rannte der Rotschopf auf Klaus und Dieter zu, während das Geräusch immer Lauter wurde, wollten die Dünen nicht näher rücken. Es schien fast so, als würden sie mit ihr zusammen in die gleiche Richtung gehen, nur weit voraus. Die Spuren, die Maras Füße im Sand hinterließen wurden mit jedem Schritt tiefer, der Kraftaufwand stieg, doch die Hoffnung sackte ab. Fast schon ohrenbetäubend laut schien Mara das Geräusch zu sein. Es war merkwürdig verwandt, jedoch auch undefinierbar. Sie hörte es nicht oft. Sie weiß, dass sie es kennt, die Antwort des Rätsels bleibt ihr aber bislang verborgen. Während sie über das Rauschen nachdachte, verlangsamten sich ihre Schritte wieder, aus rennen wurde gehen, aus gehen spazieren. Mit der Zeit vergaß sie ihr Ziel, dachte an die Oase und an Fungus, der noch immer nicht aufgetaucht war. Sie machte sich Sorgen, denn Fungus war zu jeder Zeit in ihren Träumen bei ihr. Vom Anfang bis zum Ende. Er hatte immer ein offenes Ohr, oder wie man das bei ihm nennen konnte. Seine wachen Augen waren, gleichsam denen Maras, aufmerksam und durchschauten in Windeseile jede Situation. Was ihm an Kraft fehlte, machte er durch geschicktes Denken und Handeln wett. Er war auch der einzige, der Mara stets die Stirn bieten konnte. Nicht selten bewahrte er sie vor voreiligen Schlüssen und hin und wieder auch vor einer fatalen Entscheidung. Mara dachte an ihn, und sie vermisste ihn.
Nach einer Ewigkeit, so schien es ihr, erreichte sie die beiden angestrebten Sandberge und erklomm sie in einer Schnelligkeit, die nur ein angestachelter Entdeckergeist hätte leisten können. Einen Schritt hier, den nächsten da, kaum mehr ein paar Meter bis zur Spitze und sie wüsste, was da diesen ungeheuerlichen Lärm verursachte. Doch was sie erblickte, überstieg alle ihre Träume, selbst Fungus wäre begeistert gewesen, obwohl er schon so viel gesehen hat, wie er stets zu berichten geneigt war. Mit Augen, die in die Ferne blickten, die versuchten ein Ende zu finden, das es nicht gab, mit Erstaunen über ihre eigenen Träume entdeckte Mara das Ende der Wüste und der ihr zugänglichen Welt, ein riesiges, blaues Meer. Sie war, so dachte sie beklommen, in einer ziemlich großen Wüste schlicht und ergreifend gestrandet.
Von plötzlicher Erschöpfung bedingt durch intensives Dünenklettern ergriffen, ließ sich der gestrandete Rotschopf auf ihre vier Buchstaben fallen und genoss den einzigartigen Anblick eines Meeres bei Nacht. Und wie sie sich für eine kleine Weile im Sande der Düne ausruhte, überlegte sie, wie lange sie schon wach sei. Es dürften wohl drei Stunden sein, die sie bis hier her gebraucht hatte. Da noch immer Dunkelheit herrschte, war das Schätzen der Tageslänge schwierig. Doch mochte sie sich nicht ausmalen, welche Hitze sie wohl zu ertragen hatte, wenn die Sonne erst aufging. Und sie sorgte sich auch um ihren Durst, denn dieser ist zwar noch nicht zu spüren, doch bald wird er da sein, und die Reise, deren Ziel sie noch nicht kennt, wird um einiges schwieriger, denn verdurstet lässt es sich schlecht reisen. Nachdem sie diese Gedanken zur Seite gelegt hatte, stand sie schwungvoll auf und ging mehr oder minder elegant die Düne hinunter. Je näher sie dem Meer kam, desto intensiver nahm sie das Salz war. Erst schwebte es nur durch die Luft, doch ein paar Minuten später, umspielte es in gelöster Form ihre Füße. Schon lange wollte sie wieder an den Strand, nur um kurz die Füße hinein zu halten, doch sie lebte zu weit vom nächsten Ozean entfernt, um mal kurz zum Füße reinhalten vorbei zu schauen. Sie genoss das kühle Nass, ging noch ein paar Schritte weiter in das Meer hinein, nur knöcheltief, das reichte schon. Selten hat ihr ein so kleines Ding eine solche Freude bereitet. Ach, wenn doch nur Fungus hier wäre, dachte sie, nur um ihn anlächeln zu können.
Es schien Mara doch etwas merkwürdig, als sie sich gewahr wurde, dass sie links neben sich eine weite Wüste liegen hatte und rechts von ihr toste mit sanfter Kraft die Urgewalt des Wassers, das ihr fürs Erste nur Kühlung bescherte. Die Sterne jedoch, anders als das Meer, bewegten sich nicht. Wenigstens ein bisschen hätten sie sich ändern sollen, doch sie taten es nicht. Schon vor einer Weile bemerkte sie es, doch hatte sie sich zu sehr vom Sand und dem Geräusch ablenken lassen. Ihre Eltern erklärten ihr, dass sich nicht die Sterne bewegen, sondern sie sich durch die Rotation der Erde bewegte, was nur den Eindruck der Sternbewegung erzeugte. In Wahrheit jedoch war sie es, die sich dreht. Doch das würde bedeuten, dass sich der Planet nicht drehte und still stand. Was auch unmöglich wäre, denn dann würde sie wohl oder übel erfrieren. Sie schaute auf ihre Füße und das Wasser, in denen sie sich befanden und war der Meinung, dass es ganz und gar nicht kalt wäre und dass sie erst recht keine Lust darauf hatte zu erfrieren. Schon zwei Dinge, die sie definitiv wusste: nicht ertrinken und keinen Kältetot sterben!
Stur setzte sie, freilich mit verschränkten Armen, ganz im Gegensatz zu der Dünenkletteraktion vorhin, einen Fuß vor den anderen, mit den Augen immer in Richtung Horizont, in Gedanken bei sich selbst und dem Kopf in den Sternen, bis ein jäher Schmerz in ihrem großen Zeh sie zum Anhalten zwang. Mit wütendem blickte sah sie hinab, den Grund für den schmerzhaften Riss aus den Gedanken suchend. Eine kleine Spitze machte sich der Übeltat schuldig, die Mara ohne weiter Probleme ausfindig machte.
„Eine ganze Wüste voll Nichts und ich laufe gegen ein undefinierbares Ding!“ rief sie aus und noch ehe sich der Zorn legte, zog sie auch schon am Schmerzauslöser.
„Mit dem Knie finde ich immer Bettkanten und Tischecken, mit den Füßen finde ich merkwürdige Zacken in der Wüste, während diese im Wasser sind!“ sprach sie weiter zu sich selbst, doch es rührte sich nichts im Sand. Mit beiden Händen nun zog und zerrte sie herum, fühlte sich wie ein Doktor, der skurrile Gegenstände aus skurrilen Menschen zog, die unter den Folgen der sich fälschlicherweise im Körper befindlichen Gegenstände litten. Langsam lockerte sich der Boden, weitere Teile des mattgelben Objekts wurden sichtbar. Und, hey, noch eine Spitze. Und was ist das? Ein schwarzer Fleck? Nein, zwei schwarze Flecken. Langsam dämmerte es Mara. Der Zacken bewegte sich. Langsam, auf und ab. Nun nicht mehr wütend sondern viel mehr liebevoll befreite sie das knopfäugige und sternenförmige Wesen, wusch den übrigen Sand hinab und drückte es an sich, wobei helle Freude ihre Stimme erfüllte.
„Fungus!“
Für die nächste Zeit, so beschloss Mara, würde sie ihren kleinen Stern tragen, bis er erwachen würde, dann könne er wieder aus eigener Kraft fliegen. Doch merkwürdig war es schon, ihn schlafen zu sehen, hielt er doch immer in ihrem Träume Wache, während sie die Ruhe des Schlafes genoss. Nun müsse sie eben all die Gefallen erwidern und im Gegenzug auf ihn Acht geben. Vielleicht schläft er ja nur, wenn sie nicht da war und sie erwachte hier nur aus Versehen. Möglicherweise sollte sie noch nicht hier sein und es war noch gar nicht an der Zeit für ein neues Abenteuer. Sie beschloss zunächst, Fungus nicht zu wecken und ihm den Frieden zu gönnen, den er bald dank ihr nicht mehr haben wird. Während sie den langen Strand entlang spazierte, dachte sie an ihre erste Begegnung mit dem kleinen Stern, der damals genauso groß war, wie er heute noch ist. Sie fragte ihn einmal, ob er noch größer werde, worauf er verschämt antwortete, dass Sterne nun mal langsam wüchsen und Zeit bräuchten, um zu einem hell leuchtenden Stern zu werden, wie sie sie am Himmel sah. Doch das erste Mal, als sie in einem Traum erwachte, wusste sie nichts davon. Sie lag auf dem Boden ihres alten Zimmers, in dem Haus, dass sie damals mit ihren Eltern bewohnte, als sie von Schreien geweckt wurden. Sie hat oft darüber nachgedacht, doch nie herausgefunden, welche Wörter es waren, die geschrien wurden. Das erste, was die junge Mara erblickte, war der Schlitz an der Unterkante der Tür. Flammen knisterten überall um sie herum, Feuer brannte das Haus schließlich vollständig nieder, in dem sie aufwuchs. Doch im Moment der größten Not rettete Fungus ihr Leben, indem er sich durch den Türschlitz quetschte, die Flammen von ihr fern hielt und sie zudeckte, um sie vor dem Einsturz zu schützen. Später sagte sie jedem, der nachfragte, dass ein kleiner gelber Stern sie rettete. Sie wusste nicht, wie er heißt, noch wieso er das tat, doch sie war ihm dankbar und beschloss einen Weg zu finden, ihm zu danken. Das alles war acht Jahre her, und nach unzähligen Stunden der gemeinsamen Zeit war es nun an ihr, über ihn zu wachen und dafür zu sorgen, dass ihm nichts geschieht. Er war zwar ein Stern und mag im Sand gesteckt haben, doch auch er war nicht unsterblich, denn die großen da oben waren es ja auch nicht.
Die sanften Bewegungen, die das zauberhafte Wesen in ihren Armen machte, ließen in Mara einen Hoffnungsschimmer gedeihen, dass die Situation nicht ausweglos sei und dass es für all das eine Erklärung gab. Fungus würde es ihr bestimmt sagen, wenn er die Augen wieder öffnete und sie begrüßt hatte. Wie üblich wird er nicht von ihrer Seite weichen und sich klettenartig die ersten zehn Minuten an sie heften. Schon jetzt überschlagen sich ihre Gedanken, wenn sie daran dachte, was sie ihm alles zu erzählen hatte und was er ihr alles zu erzählen hatte. Ein Windstoß befreite Mara aus den Fängen ihrer Gedanken und brachte sie zurück in die Wirklichkeit, in der sie sich gerade befand. Noch immer ging sie den Strand entlang, mit den Füßen im Wasser und der Nacht um sie herum. Sie richtete ihre Augen nach vorn, in die Ferne, zum Horizont, zum Übergang von Wüste zu Wasser, da wo Trockenes auf Feuchte trifft, sich der Zustand des Einen dem des Anderen anpasste. Doch da war etwas. Die Silhouette eines schmalen Gebildes, das hoch in die Luft ragte, war zu erkennen. Mara beschloss, dass dies ihr nächstes Ziel sein werde, so wie es davor die Dünen waren, war es jetzt dieses Etwas in der Ferne. Und wie sie auch schon gelernt hatte, brachte es hier herzlich wenig, auf die interessanten Dinge zu stürzen, denn sie waren letzten Endes doch zu weit weg, um sie auf die Schnelle zu erreichen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass nicht der kleinste Stein herum lag. Es schien fast so, als wäre wirklich alles bereits zu Sand zermahlen worden. Die Körnchen, auf denen sie gerade ging, könnten früher zu einem mächtigen Felsen gehört haben. Sie tritt auf die Hinterlassenschaften dessen, was diese Welt in der Vergangenheit zeichnete, was ihr Form und Gestalt verlieh. Und heute setzt sie sich darauf, um sich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen.
Während sich Mara wenige Minuten der Erholung gönnte, legte sie sich auf den Rücken und den kleinen Stern auf ihren Bauch. Sie blickte in die ihr so fremden Sterne, suchte wieder ihre Muster, doch das einzige, welches sie fand, war das der Sandberge. Noch immer standen alle Sterne still. Langsam dämmerte es ihr, dass es hier keinen Tag, sondern nur die Nacht gab. Dunkelheit erfüllte diese Welt. Doch woher die Wärme kam, das konnte sie sich nicht erklären. Und so langsam bräuchte sie auch etwas, um ihre trocken werdende Kehle zu befeuchten. Ein kleiner Schluck Wasser würde genügen, denn selbst im Hochsommer trank sie weit weniger, als sie es sollte. Keine gute Angewohnheit, das wusste sie wohl. Sie raffte sich auf, hielt ihren schlafenden Freund weiter in den Armen und ging abermals zum Wasser, auch wenn ihre Füße bereits so schrumpelig waren, dass sie sich aus den Falten, die sie warf, ein Zelt bauen könnte. Doch nun hoffte sie einfach, dass es bis zu ihrem Ziel, dem Gebilde in der Ferne, nicht mehr allzu weit war und sie dort etwas finden würde, was ihren Durst zu stillen in der Lage wäre.
Mit jedem Meter, den sie ging, nahm sie die Zeit weniger wahr. Es schien fast so, als würde sie verschwimmen, mit dem Meer in die Weite treiben, nach unten gezogen werden, in die Tiefe, wo es auch kein Sternlicht zu leuchten schafft, fern von denen, die es brauchten. So, wie die Schritte immer schwerer wurden, so kam auch das Konstrukt immer Näher. Und langsam erkannte Mara, dass ihr Ziel etwas war, das sie, ebenso wie das Meer, schon sehr lange nicht mehr sah: einen Leuchtturm.
„Ach, Fungus, wenn du das nur sehen könntest.“ flüsterte Mara, die wie gebannt auf den Leuchtturm starrte. Unter das Rauschen des Meeres mischten sich nun auch andere Geräusche. Ein emsiges Pfeifen und Rattern war zu vernehmen. Doch die Herkunft blieb unbekannt. Auch zischte es in regelmäßigen Abständen. Ganz so, als ob ein Mechanismus in der Nähe betrieben würde. Mara tapste vorsichtig umher, noch mit etwas Abstand zum Turm. Leisen Fußes näherte sie sich nun dem Gebäude und den unheilvollen Lauten. Die Tür, die als Eingang zum Turm dienen sollte, hängt nur noch morsch in den Angeln; der Lack ist abgeplatzt, die untere linke Ecke fehlte komplett. Vorerst wandte sie sich von der Tür ab und trat ein paar Schritte nach links. Da erkannte sie, woher die Laute der maschinellen Arbeit stammten: An der Rückseite klaffte ein riesiger Apparatismus aus der unteren Wand des Turmes hinaus. Mit schwarzem Öl verschmierte Teile leisteten motorische Arbeiten, Dampf und Glut zeugten von Wärme und Energie. Doch wofür, das blieb Mara ein Rätsel. Sie wandte sich wieder von der Maschine, die ihr doch ein wenig Angst einflößte, ab und ging zurück zur Tür. Vorsichtig legte sie Fungus in den Sand daneben und ging auf alle Viere, um einen Blick durch das Loch der Tür zu wagen. Bis auf zwei Stufen, die schwer zu identifizieren waren, war alles schwarz. Kein Licht. Nur blanke Dunkelheit. Mit langsamer Bewegung wollte sie die Tür öffnen, doch dank der alten Scharniere ist daraus nichts geworden. Unter Ächzen und knacken öffnete sie sich schließlich und gab den Weg in das Innere des Turmes frei.
Mara hob den noch immer in tiefem Schlaf versunkenen Fungus auf, hielt ihn sanft im Arm. Jetzt könnte sie ihn wirklich gebrauchen, denn sein schwaches Licht wäre in der Lage etwas von der Dunkelheit vertreiben, die im Inneren herrschte. Ein unheilvolles Schleifen kündete davon, dass der Apparat bis weit in das Gebäude, vielleicht sogar bis in die Erde ragte. Als sich ihre Augen an das übrige Licht gewöhnt hatten, gab es eine winzige Wendeltreppe preis, die bis nach oben zu führen schien, doch auch nach unten gingen die Stufen. Mara trat näher an die Treppe heran und beschloss, zu erst einen Blick über die Wüste wagen zu wollen und schlich die Stufen nach oben. Zu ihrer Überraschung waren die Eisenstiegen, im Gegensatz zum Rest, angenehm Leise. Etwa auf der Hälfte des Weges zur Spitze bereute sie das viele gute Essen daheim und wollte nun disziplinierter sein was ihre Leckereien anbelangt. Langsam aber sicher ging ihr doch die Luft aus und sie kam mit einem Schnaufen und höllischen Seitenstichen in der obersten Etage an, nur um festzustellen, dass in der Mitte des Raumes, in der sich sonst die Leuchtfeueroptik befinden sollte, ein Loch im Boden klaffte.
Wenn man eine Halterung konstruieren würde, eine entsprechende Linse gösse und das Rotationssystem fände, könnte man Fungus einspannen und der Turm würde wieder Leuchten, dachte Mara und noch eher der Gedanke zu Ende gedacht, blickte sie auf ihren Stern und schämte sich doch ein wenig.
Eine Scheibe des mit vielen Fenstern ausgestatteten runden Raumes war gebrochen, sodass Mara mühelos hindurch schlüpfen konnte, um auf den Außenring zu gelangen. Erst das eine Bein, dann den Körper samt Fungus hindurch und dann das andere Bein hinterher, so einfach war das. Zuerst sah sie die gewaltigen Wassermassen des Meeres. Bis zum Horizont war nichts außer Meer zu erkennen. Keine Insel, kein Schiff, nicht das kleinste Anzeichen irgendeiner Aktivität. Noch immer angespannt und daher auf leisen Sohlen, glitt Mara auf die entgegengesetzte Seite des Balkons und bestaunte die weite, trostlose Wüste, aus der sie kam. Ähnlich dem Meer war auch die Wüste mit nichts nennenswertem, außer ein paar äußerst hohen Dünen, ausgestattet. Sie ließ ihren Blick zu dem Ort schweifen, an dem sie erwachte und entdecke auf Anhieb Klaus und Dieter. Sie ertappte sich bei dem Gedanken zu winken, doch es waren nur Sandberge, die nicht zurück winken konnten. Dennoch tat sie es. Mara ging zurück zum Fenster, durch welches sie gekommen war, nicht ohne einen prüfenden Blick auf die Maschine zu werfen. Ihren Zweck konnte sie nicht durchschauen, denn Apparate und Maschinen waren für sie wie Computer und Böhmische Dörfer: ein Mysterium.
Ihr Weg führte Mara wieder nach unten. Als sie auf der letzten Stufe angekommen war, holte sie tief Luft und ging in das Dunkel hinein, die Treppen in den Keller des Gebäudes hinab. Mit der einen Hand hielt sie ihren kleinen Freund fest, mit der anderen tastete sie sich am rostigen Geländer entlang. Erst jetzt in völliger Dunkelheit bemerkt sie, dass Fungus selbst im Schlaf ein ganz klein Wenig leuchtete. So wie ihre Leuchtsterne, die sie an die Decke ihres Zimmers geklebt hatte. Doch leider war es der Leuchtkraft zu wenig, als dass sie nennenswerte Ergebnisse erzielte. Nun konnte sich Mara nur noch auf ihr Gefühl und Gehör verlassen. Doch zu hören gab es nur die Maschine und ihren eigenen Atem, der doch allmählich schneller wurde. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben, das wusste sie wohl. Doch war sie glücklich über den Umstand, dass sie niemand sehen würde... oder? Wie angewurzelt stand sie die ersten fünf Minuten regungslos am Ende der Stufen, starrte in die Dunkelheit. Sie tastete nach links und etwas glitschiges, feuchtes flutschte zwischen ihren Fingern hindurch. Irgendetwas schien an der Wand zu kleben. Mara nahm all ihren Mut zusammen und tastete sich die ersten Meter entlang, bis sie an eine Ecke zu kommen schien. Sie wusste nur, dass es in diese Richtung weiter ginge. Ob auch ein Weg nach rechts oder geradeaus führte, konnte sie nicht ahnen. Doch da erblickte sie ein Spalt, durch den Licht hindurch fiel, ein schwaches, elektrisches Licht, keine zwanzig Meter vor ihr.
Obwohl es unnötig war zu schleichen, tat sie es trotzdem, einfach um später sagen zu können, dass sie alles tat, um unentdeckt zu bleiben. Mit jedem Meter, den sie sich auf den Lichtschlitz zu bewegte, wurde der Krach lauter und als ob das nicht schon genug wäre, stach nun auch noch ein übler Geruch in ihre Nase. Mit vor Spannung angehaltenem Atem (und nicht zuletzt aufgrund des Gestankes) bewältigte sie die letzten Schritte, die es bis zum Licht waren und blickte vorsichtig blinzelnd hinein. Der Schein war viel zu hell für ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen und sie wich instinktiv ein Stück zurück. Mit zusammengekniffenen Lidern blickte sie in einen Raum, der sie am ehesten an den des Hausmeisters ihrer Schule erinnerte. Überall lagen Werkzeuge herum, die sie noch nie im Leben gesehen hatte. An der linken Wand, direkt an der Tür, stand ein Schrank, der der Tür des Turmes in Sachen Verfall definitiv Konkurrenz machen konnte. Am gegenüberliegenden Ende des Raumes standen eine Menge merkwürdiger Utensilien, von denen Mara annahm, dass sie für die Maschine sein müssten. Rechts von ihr befand sich ein kleiner Schreibtisch, auf dem mehrere Flaschen mit einer merkwürdig trüben Flüssigkeiten standen. Doch viel interessanter als die Flüssigkeit war das auf dem Stuhl vor dem Tisch sitzende Wesen. Es wirkte wie eine übergroße Kröte. Dunkelgrüne, glänzende Haut und ein Rücken, der aus Furunkeln und Warzen, dick wie Fingerknöchel, bestand. An den sonst dünnen Beinen hatte die Kreatur etwa sechs faustgroße Wucherungen, und als Füße, wie Mara es sich bereits dachte, vier lange Zehen mit großflächigen Schwimmhäuten dazwischen. Quer über den Körper geschnallt trug das Wesen einen Werkzeuggurt, so schien es dem Rotschopf, mit einer großen Anzahl an Taschen und Halterungen für Werkzeuge. Es saß einfach nur auf seinem Stuhl und starrte auf den Tisch, so als ob es nur darauf wartete, dass die Maschine ein merkwürdiges Geräusch von sich gab, damit es wie von der Tarantel gestochen aufstünde und in Windeseile den Fehler beheben konnte. Ein Gähnen war zu vernehmen und als Mara hinunter blickte, sah sie ein Lächeln auf Fungus Gesicht und verschlafene aber wache Augen. Doch noch ehe sie ihm die Hand vor den Mund halten konnte, rief er schon mit heller Freude: „Mara! Oh Mara!“
Ein Zischen ihrerseits sollte ihm bedeuten, ruhig zu sein. Mit Angst erfüllten Augen blickte sie vorsichtig durch die Spalt auf das warzenübersähte Wesen und stellte mit Schrecken fest, dass vier Glubschaugen zurück starrten.
Keinen einzigen Laut gab Mara von sich und Fungus ergab sich der Situation, rührte sich nicht vom Fleck. Das Wesen hingegen stand von seinem Platz auf und ging zur Tür, die es unsicheren Fußes öffnete. Vier Augen, zwei große in der Mitte, wie beim Menschen und zwei kleinere, die sich links und rechts davon befanden, musterten das Duo mit skeptischen Blick. Nach einer ganzen Weile der Stille reckte das Wesen Mara die Hand hin und bedeutete ihr, dass es ihr aufhelfen wolle.
„Hab keine Angst, ich will dir nichts böses“ sprach es mit fahriger Stimme in hoher Lage. Vorsichtig griff Mara nach der ausgestreckten Rechten und mit einem Schwung stand sie wieder auf ihren Beinen, Fungus noch immer im Griff. Dieser befreite sich kurzerhand und schwebte fortan neben Mara.
Die drei betraten das Zimmer, in dem die Kreatur noch bis vor kurzen unbekümmert saß und Mara machte es sich nach einer Aufforderung auf einem ungewöhnlichen Stuhl bequem. Ungewöhnlich deshalb, weil er keinerlei Abnutzungserscheinungen aufwies und daher nicht in diesen Raum passte. Er musste wohl für Gäste, die sich nie ankündigen, reserviert sein.
„Wer seid ihr“ fragte das froschartige Wesen forsch.
„Das hier ist Fungus, und ich, ich bin Mara“ erwiderte Mara mit zitternder und sich vor Furcht überschlagender Stimme.
„Ich bin vor wenigen Stunden in dieserWüste aufgewacht,“ fuhr Mara fort „und weiß weder wo ich bin, noch, was das für ein Ort ist. Erst komme ich an das Meer, dann grabe ich meinen Freund aus dem Sand aus, anschließend entdecke ich einen Leuchtturm, an dessen Flanke eine riesige Maschine klafft und nun finde ich dich. Außerdem bin ich am verdursten“
Das Wesen musterte Mara noch immer mit Unglauben und warf ihr schließlich eine der Flaschen zu.
„Trink das, es ist nicht giftig, auch wenn es so aussieht.“ sagte das Wesen und Mara tat wie ihr geheißen. Sie setzte die Flasche an ihre Lippen und obwohl das Wasser einen leicht metallischen Geschmack aufwies, war es im Grunde ganz normales Wasser. Sie trank die Hälfte des Inhalts und reicht die Flasche anschließend zurück.
„Ihr fragt euch sicher, wer oder was ich bin und was mit dieser Welt geschehen ist, richtig?“ fragte er und lächelte, als er die Flasche wieder an sich nahm und geräuschvoll auf den Tisch stellte.
Fungus schwieg, Mara nickte.
„Ich bin ein Klapperer und Grumpel werde ich genannt.“ sprach Grumpel und fuhr fort „Wir Klapperer halten alle Maschinen in dieser Welt am Laufen. Auch diese hier. Unsere Welt steht seit Jahrhunderten still und die liebe Sonne hat uns verlassen. Früher war unsere Welt grün, sie gedieh und allen Wesen, die auf ihr lebten, ging es gut.
Doch eines Tages wurde es wärmer. Eine zweite Sonne erschien und innerhalb weniger Monate zog sie an uns vorbei und nahm unsere Heimatsonne mit sich.“ traurig blickte Grumpel mit seinen zwei großen Augen zu Boden, während das eine kleinere Auge auf Mara ruhte und das andere auf Fungus, der wie gebannt an Grumpels grünen Lippen hing.
„Wenig später hörte diese Welt auf sich zu drehen, so als ob sie vor Einsamkeit gestorben wäre. Doch wir sind noch hier. Nicht mehr viele, gewiss, doch wir kämpfen und wir geben nicht auf. Alle, die wir übrig waren, gruben Tunnel bis zum erkalteten Kern unseres Planeten, bauten eine Maschine, größer als alles, was du dir vorstellen kannst. Wir bauen noch heute an ihr. Einen kleinen Teil der Maschine hast du bereits hinten am Leuchtturm gesehen. Und wenn sie fertig ist, dann dreht sich unsere Welt wieder, warm halten können wir sie heute schon.“ sprach er und ein leichter Hauch von Stolz schwang in seinen Worten mit.
„Nur unsere Sonne werden wir wohl nicht wieder bekommen.“ fügte er abschließend hinzu.
Ein langes Schweigen setzte ein und alle drei starrten beklommen zu Boden. Mara wurde dessen überdrüssig und ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern, bis sie schließlich hinter sich ein Karte entdeckte. Wie es schien, muss sie aus der Zeit stammen, zu der diese Welt bewachsen und voller Licht und Leben war, denn es war keine Wüste zu entdecken. Der Planet bestand aus einem großen Kontinent, wie die Erde zu Urzeiten auch. Allerlei skurrile Wesen waren auf der Landmasse verteilt. Sie sollen wohl die Rassen symbolisieren, die auf diesem Planeten Leben. Es sind ganze neun an der Zahl. Auch ein Wesen, das Grumpel ähnlich sieht, war zu entdecken. Da muss sich Mara wohl gerade befinden. Während der ganzen Zeit, die Mara und Fungus die Karte begutachteten, beobachtete der Klapperer seine beiden Gäste.
Wie Mara und Fungus die Karte studierten, sprang Grumpel auf und stürzte aus der Tür heraus. Noch ehe sich die beiden im Raum verbliebenen fragen konnten, was gerade geschah, vernahmen sie nicht nur ein äußerst bedrohliches Geräusch, sondern auch ein Beben, das anfangs zwar kaum zu spüren war, aber mit der Zeit zunehmend stärker wurde. Für Fungus war das natürlich kein Problem, Mara jedoch hatte ernsthafte Schwierigkeiten, auf den Füßen zu bleiben, weswegen sie sich kurzerhand auf den Boden warf und unter den Schreibtisch kroch, um dort den Graus auszustehen. Es dauerte eine kleine Weile, bis das Beben nachließ, noch ein wenige länger, bis sich auch der Geräuschpegel normalisierte. Mit Öl verschmiert watschelte Grumpel zurück in sein Büro, in welchem Mara und Fungus bereits damit angefangen hatten, Werkzeuge und dergleichen vom Boden aufzulesen und an den für sie vorgesehen Platz zurück zu stellen. Der Klapperer vollführte eine Geste des Dankes und ließ sich schnaufend auf seinen Stuhl nieder.
„Ihr braucht eine Aufgabe!“ sprach er, noch immer schwer atmend.
„Jeder hier hat eine Aufgabe, doch ich kann euch keine Geben. Ihr müsst nach Bruchstadt.“ Mit dem Zeigefinger seiner linken Hand deutet er auf die Karte. Suchend musterten der Mensch und der Stern selbige.
„Das ist am anderen Ende der Welt!“ rief Fungus, der zum ersten Mal, seit er erwachte, wieder etwas sagte.
„Das schaffen wir nie!“ fügte Mara resignierend hinzu, doch Grumpel lächelte bereits verschmitzt.
„Nun, über den Landweg würdet ihr, wenn ihr nicht verhungert oder verdurstet, entweder von Stürmen zerfegt oder von Bestien gefressen. Es wäre verantwortungslos, den Tieren solch mageres Fleisch hinzuwerfen“ Grumpel lachte, doch da war er auch der einzige. Mit festerer Stimme fuhr er fort.
„Doch es gibt noch einen anderen Weg. Er ist zwar genauso gefährlich, aber um Einiges schneller. Eigentlich bräuchtet ihr kaum mehr als anderthalb Tage, wenn nichts schief geht.“ Bei seinen letzten Worten überlegte sich Mara, ob sie ihn fragen sollte, was denn alles möglicherweise schief gehen könnte, doch als sie Grumpel hämisch grinsen sah, wollte sie es lieber nicht wissen.
„Folgt mir!“ rief Grumpel, der schon fast an der Tür war. Noch immer ratlos schlossen sich Mara und Fungus ihm an.
Als sie durch die Tür traten, bemerkten Mara und Fungus, dass das Licht funktionierte. Und zwar ziemlich gut.
„Neben der Treppe ist ein Schalter“ bemerkte Grumpel und deutet auf den Weg hinter ihnen. Mara schwieg.
Grumpel ging forschen Schrittes den Gang entlang, an dessen Ende eine karge Metalltür wartete. Mit der einen Hand drückte er die Klinke, mit der andere suchte er am Rand Halt, fand ihn, zog mit einem kräftigen Ruck die schwere Tür auf und schlüpfte hindurch. Mara und Fungus folgten ihm rasch. Es dauerte eine kleine Weile, bis Mara bewusst wurde, dass sie sich mitten in dem Ungetüm befand, dessen Ende sie am Leuchtturm sah. Sie blickte nach links und erkannte einen kleinen Teil des Gemäuers, das dem Turm gehörte. Der ganze Raum bestand aus Teilen der Maschine, die all die grausigen Laute von sich gab. Über ihren Köpfen führten Rohre vom einen zum anderen Ende, wo sie schließlich wieder in die Tiefe führten. Eine halb offene Röhre in der Mitte des Raumes, an deren Boden Schienen in die Tiefe führten, deuteten auf Zugbetrieb hin, während ein Metallgerüst zu einem kleinen Führerhäuschen am rechten Rand der kleinen Halle führte, in dem Grumpel bereits ein Funkgerät bediente. Als er zurück kam, ratterte geräuschvoll ihr Transportmittel aus der Tiefe empor. Es sah aus wie eine übergroße, metallene Vitaminkapsel mit vier Fenstern, zwei an jeder Seite, einer gebogenen Tür, die eigentlich nicht zum Erscheinungsbild passt und der Nummer Zehn darauf.
„Ich habe per Funk durchgegeben, wo ihr hin wollt. Es gibt nur zwei Regeln, die ihr beachten müsst: Lasst niemanden hinein, und verlasst selber den Wagen nicht. Wenn ihr euch daran haltet, seid ihr in weniger als dreißig Stunden in Bruchstadt. Hier, nehmt das.“ Er reichte Mara einen ledernen Rücksack, in welchem sich mehrere Flaschen Wasser und etwas, was Mara am ehesten als ein Leib Brot identifizieren würde, befanden. Schnell war er geschultert und noch schneller hat Grumpel mit leichten Stößen die beiden in den Wagen verfrachtet.
„Am Bahnhof von Bruchstadt wird ein Freund von mir warten. Ihr werdet ihn an seinem Bart erkennen.“ und noch ehe Mara etwas erwidern konnte, schloss Grumpel die Tür und der Wagen glitt unsanft in die Tiefe.
Lyneth Also, zugegeben der Text verwirrt mich so sehr das ich mich schon fast zu sehr damit beschäftigte, herauszufinden warum. Inhaltlich bin ich verwirrt, mir fehlt noch deutlich wohin das ganze Verlaufen soll. Wirklich, ich hab keine Ahnung ob es jetzt ein Traum oder Wirlichkeit ist oder was auch immer aber da gibt es ein paar Sachen, die ich absolut nicht verstehe. Mir fehlt einwenig die Einleitung im Allgemeinen. Ich fang aber erstmal am drumherum an. Es sind Fehler in den Zeitformen, du mischst öfters mal was in einem Satz. Du schreibst als Beispiel: Sie ahnte nicht, worauf sie liegt, noch im Schlaf fuhren ihre Hände durch den Untergrund. Sollte es nicht: "Sie ahnte nicht, worauf sie lag, noch im Schlaf fuhren ihre Hände durch den Untergrund." oder "Sie ahnt nicht, worauf sie liegt, noch im schlaf fahren ihre Hände durch den Untergrund." (Nebenbei: Hier fehlt mir ein Indikator, der erst später deutlich macht warum man durch fahren kann, nämlich, das es sich um Sand handelt. Verwirrte mich doch einwenig, darum erwähne ich es mal) Wortwahl und Umschreibungen sind schwer nachzuvolliehen. Gleich der erste Satz "Ein Zittern jagte durch die Luft..." Moment, ich hab grad ein Problem mir das bildlich vorzustellen wie ein Zittern durch die Luft jagen sollte, ich bekomme kein Gefühl dabei, verstehst du was ich meine? Was meinst du mit ein Zittern jagt durch die Luft? O.O "Vorsichtig kitzelte die kleine, spitze Nase, unter der volle Lippen all die Wörter einfangen, die sie besser nicht sagen sollte." Den Satz versteh ich rein garnicht. Die Nase kitzelte wen? die Lippen vorsichtig? Vorsichtig kitzelte sie sich die kleine spitze Nase unter den Vollen lippen, die... Wörter... usw... Und davon gibt es mehrere Stellen, die ich jetzt aber nicht alle Einzeln heraus suchen werde. Anführungzweichen brauchst du bei Gedanken nicht verwenden. Es ist kein Dialog. Sagt sie es laut, dann wäre es richtig, dann wäre es aber nicht dachte, sondern müsste , sagte/murmelte/flüsterte/seufzte was nicht sonst noch, sein. Was halt einen Laut gibt. Wieder so ein Traum, dachte sie. Besser kann es ja gar nicht kommen. Willst du Gedanken deutlich hervorheben, dann nutze doch vielleicht Kursiv für Gedanken um sie vom Erzählerischen abzutrennen. Machen viele so. Erzählweise und Perspektive. Ich weiß selbst wie schwer es ist gewisse Dinge zu erkennen, genau darum kritisiere ich momentan Texte anderer. Ich habe ebenfalls Probleme damit. Ich schreibe zum Beispiel meinen Roman personal in der dritten Person und versuche meine Ereignisse Szenisch darzustellen, einleitungen und Ausklang dafür kurz narrativ. Gut glaube jetzt habe ich dich verwirrt.... bei deinem text kommt es mir vor als ob da von Satz zu Satz mal verschiedene Weisen mit einfließen... Da Mara jedoch kein Kind von Traurigkeit ist, hing sie derlei Gedanken vorerst nicht weiter nach und grub die Hände tief in den Sand, so weit nach unten, wie es ihr nur möglich war. hmm glaube, es ist ein unnötig langer Satz und wieder Fall 1) Und irgendwie mag mir der Satz in dem ganzen Text rein gar nicht gefallen. Also die Form des Satzes. Irgendwas stört mich an der Erzählersicht. So, das wars soweit... Ich hoffe damit kannst du was anfangen. Schreibe weiter, vielleicht ist es auch mein Hirn das einfach in die Luft gegangen ist, warum mir soviel in deinem Text nicht klar wurde. LG Lyn |