Kurzgeschichte
Erlösung

Ich schreie! Nein, mein Herz schreit! Und es wird sich nie mehr beruhigen! Ich habe alles verloren! Alles ist fort! ER ist fort! Die Tränen laufen, doch niemand sieht sie! Nie wird sie irgendwer sehen! Denn alle sind fort! Alle! Und ich bin schuld! Mein Herz ist schwarz geworden! Es wird nicht lange dauern bis es zerfällt! Auch meine schneeweißen Schwingen färbten sich schon vor langer Zeit schwarz!  Alles ist vorbei! Niemand hier spürt noch etwas!
Ich knie nieder und lege meine Hand auf sein Herz! Kein Schlag, kein Atem wird seinen Mund jemals wieder verlassen. Er war fort! Seine Seele hat den Körper verlassen! Und auch hier bin ich Schuld! Ich wollte nicht gehen und er konnte nicht mehr bleiben! Sein Herz ertrug den Schmerz nicht mehr! Sein Blut hat ein schimmerndes Bett für ihn gebildet! Er hat ein Lächeln auf den Lippen und meine Hoffnung tief im Blick! Ich wollte ihn halten, doch konnte es nicht!
Eine Träne fällt auf seine Wange und hinterlässt eine feuchte Spur. Sein Gesicht verschwimmt vor meinen Augen! Alles verschwimmt! Ich schließe sie und denke an die schönen Erinnerungen mit ihm. Als ich sie langsam wieder öffne, steht mein Entschluss fest! Mein Leben wird verlöschen! Meine Seele meinen Körper verlassen und zu ihm gelangen.
Ich schließe meine Hand um den silbernen Knauf des Messers, an dem sein Blut haftet. Ich ziehe das Messer wie in Zeitlupe vom Handgelenk an hoch. Das Blut trat langsam perlenweise hervor! Dasselbe dann auf der anderen Seite! Der Schmerz wird von Trauer und Verlust übertönt…
Ich lehne mich an seine tote Brust und schließe die Augen erneut. Ich spüre wie die Schwäche mich ergreift.
Ich will sein Gesicht noch einmal sehen. Ein letztes Mal… für immer…! Ich blicke voller Schmerz in seine blauen Augen. Dann schließe ich sie behutsam. Das Blut an meinen Fingerkuppen zeichnet rote Schlieren auf seine Lider.
Dann legt die Schwäche für immer einen schwarzen Schleier über meine Augen! Und ich lasse mich in die Dunkelheit treiben!