Romane & Erzählungen
St.Georg - Wirbel um Minero

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"St.Georg - Wirbel um Minero"
Veröffentlicht am 14. April 2008, 22 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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St.Georg - Wirbel um Minero

St.Georg - Wirbel um Minero

Beschreibung

Eine Geschichte, die ich mir zusammen mit einer Freundin ausgedacht und schließlich nieder geschrieben habe. Ich hoffe sie gefällt euch. [c] by Minera [Ich bitte euch die Geschichte nicht zu kopieren]

1

Es war früh am Morgen, als die Sonne sich durch die Nebelschwaden quälte, die über den Highlands lagen. Schafe blökten in der Ferne, als Emily und Alexa über das noch tau-nasse Gras schritten um ihre Pferde von der großen Stutenkoppel zu holen.Emily und Alexa waren Zwillinge und glichen sich bis auf die letzte Sommersprosse. Sie waren recht groß und dünn und hatten langes blondes Haar, das sie heute beide zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden trugen. Ihre Eltern, Sam und Nicole, waren seit vielen Jahren glücklich verheiratet und hatten außer den beiden 16 jährigen Mädchen auch noch einen 10 jährigen Sohn namens Phil, mit seinen braunen Haaren sah er recht frech aus. Die Familie, zu der noch die Eltern von Sam gehörten, führte erfolgreich das Gestüt St. Georg, an der rauen Westküste Irlands. Auf dem Hof wurden vorwiegend Englische Vollblüter gezüchtet, aber auch ausgebildet. Es gab einen großen Hengststall, der für 12 Hengste Platz bot, doch meist waren zwei oder drei Boxen frei. Für die Zuchtstuten gab es zwei große Laufboxen, in denen jeweils 6 Tiere standen, doch eigentlich standen sie immer auf einer der beiden riesigen Stutenkoppeln. Der Tierarzt Dr. Robertson, der sich um das Wohl der wertvollen Vierbeiner kümmerte, gehörte schon fast zur Familie, da er jeden Tag auf dem Hof anzutreffen war. Außerdem lebten auf dem großen Gestüt noch zwei Aushilfen. Die ehr zierliche, aber kokette Raven Loulight, bewegte die Pferde und bildete die rohen Pferde aus. Die 24 jährige hatte viel Einfühlungsvermögen und arbeitete sehr gewissenhaft. Ihr Kollege Hardy Bones dagegen, kümmerte sich um die vielen anfallenden Arbeiten auf dem Hof. Er war vom Typ her ein richtiger Ire. Rote Haare, helle Haut und grüne Augen. Er machte sich nie Stress, half aber dennoch wo er nur konnte. Beide lebten und arbeiteten auf dem Hof. So waren sie auch da, wenn nachts eine Stute fohlte oder sie sonst anderweitig gebraucht wurden.In Irland war der Sommer nie besonders warm, auch nicht, wenn so wie jetzt die Sommerferien angebrochen waren. Der Winter hingegen war recht mild.Alexa und Emily trugen über ihren Reitsachen dicke grüne Daunenjacken, auf deren Rückseite die Shilluhette eines galoppierenden Pferdes aufgedruckt war. Darüber in gelber Schrift stand „St. Georg“ geschrieben. Die Stuten kamen an den Zaun geeilt und betrachteten die beiden ihnen vertrauten Mädchen neugierig. Die Pferde blieben im Sommer und bei, für irische Verhältnisse, gutem Wetter nachts auf der Koppel. Kurz tätschelte Emily ihre 5 jährige hübsche Stute Nevada, bevor Alexa das Gatter einen Spalt öffnete, hinein schlüpfte und der bereits 16 jährigen Leitstute Latina ein Halfter über den Kopf zog. Nevada war Emilys ein und alles. Emily hatte sich damals einen hübschen Hengst zu einer Zuchtstute aussuchen dürfen und schließlich hatte sie das Fohlen der beiden früh an sich gewöhnt, so hatte Nevada trotz ihres Sturkopfes eine relativ enge Bindung zu dem Mädchen.Dann öffnete Emily das Gatter vollständig und ließ die Pferde heraus. Jedes der Mädchen hatte nun seine Aufgabe. Alexa führte Latina zurück zum Stall und da diese die Leitstute in der Herde war, versuchte erst gar kein Pferd an ihr vorbei zu kommen um schneller am gefüllten Trog zu sein. Falls es jedoch mal eine der jüngeren Stuten versuchte, wurde diese mit einer kurzen Drohgebärde zurück in ihre Schranken verwiesen. Emily musste die Herde von hinten antreiben und den Nachzüglern notfalls einen Klaps auf die runde Kruppe geben.Ein eingespieltes Team waren die Beiden schon, keine Frage.Am Laufstall der Stuten angekommen, nahm Alexa der Leitstute das Halfter ab und schickte diese zu ihrem Futtertrog. Der Rest der Herde folgte und jede Stute nahm nun ihren Platz am Trog ein.War das geschafft konnten die Zwillinge rüber zum großen Haus und mit der Familie frühstücken gehen. Am Frühstück war immer die ganze Familie Johnson beteiligt. Sam seine Frau Nicole, ihre drei Kinder und die Großeltern. Dementsprechend war schon früh morgens gute Stimmung auf St. Georg.Auch heute Morgen hatte ihre Großmutter wieder ein herzhaftes Frühstück gezaubert. Die Mädchen grüßten den Rest der Familie, der schon am Tisch saß und auf sie wartete. Dann begann das Frühstück.„Phil Schatz, reichst du mir mal die Butter?“ fragte Nicole ihren Sohn und schenkte ihm ein Lächeln. „ Danke!“. „Was´n heute los? Steht was Besonderes an?“ fragte nun Emily und sah in die Runde. „Ich werde mit Nicole in die Stadt einkaufen fahren, also sind wir zum Mittag wieder da.“ Antwortete ihre Großmutter Camilla und fuhr fort „Was deinen Vater und Großvater angeht, weiß ich nicht was sie für heute geplant haben.“ Sagte sie nun und warf ihrem Mann einen Blick zu. „Fast!“ Widersprach nun Sam. „Was dich wahrscheinlich weniger interessiert, Mutter, die Mädchen aber bestimmt sehr freuen wird ist die Tatsache, dass der neue Hengst heute kommt!“ sagte er mit einem Zwinkern zu seinen Töchtern. „Wann??“ fragte Alexa und fuhr hoch, wobei sie das Teeglas ihres Bruders umwarf. Von ihm kam jedoch nur ein leiser Protest, da sein Mund mit Toast gefüllt war. Großvater Carl holte ein Handtuch und beseitigte den Schaden zügig. „Kommt er etwa schon heute?“ „Ja! Um Elf Uhr Sweety.“ Fuhr nun der Vater fort. Alexas Blick glitt zur Wanduhr. Es war halb neun. „Die Box ist schon fertig, also keine Hektik!“ schloss er ab. „Genau, ihr habt also genug Zeit Aurora noch ein Stück Kuchen zu bringen, sie ist doch in ihrer Hütte immer so allein, und freut sich bestimmt über ein bisschen Gesellschaft.“ Erhob ihre Mutter das Wort. „Klar Mom, machen wir.“ antwortete Emily. Beide besuchten die alte Frau namens Aurora immer gerne, die weißhaarige Aurora war schon weit über siebzig, so wusste sie viele Geschichten über Irland und seine Bewohner zu erzählen.Jedes Mal, wenn die beiden zu ihr ritten erzählte sie ihnen vor ihrem großen steinernen Kamin alte Geschichten, aber nicht ohne vorher einen der selbst gemachten Kräutertees an die Mädchen zu geben, welcher ihr auch den Namen einer Kräuterhexe eingehandelt hatte. Tatsächlich hingen in ihrer Hütte eine Menge getrocknete Kräuter, die einen angenehmen Geruch verströmten.So saßen die zwei im Winter oft Stunden bei der alten Frau und ließen sich etwas erzählen.

2

Jetzt wurde das Frühstück abgeräumt, Camilla und Nicole fuhren einkaufen, Sam und Carl gingen ihren Arbeiten auf dem Hof nach und Phil verschwand lautlos im Fohlenstall.Emily und Alexa zogen sich ihre dicken Jacken wieder über und gingen zum Stutenstall.Einen Blick auf den Wochenplan verrieten Alexa, dass Pandorra, Indian Summer und Sugar Fly heute noch bewegt werden mussten. Sie entschied sich für die Schneeweiße, zehnjährige und freundliche Pandorra. Die Stute war schon erfolgreich in zahlreichen Dressur- und Springprüfungen gewesen. Außerdem hatte sie vielen Fohlen das Licht der Welt geschenkt. Für Emily war klar, dass sie ihre Stute Nevada ritt.Alexa besaß keine Stute, dafür aber den bildhübschen sechs jährigen Hengst Ajou, der so wie Emilys Stute auf St. Georg geboren und ausgebildet wurde.Der hübsche Braune aber hatte heute Ruhetag und würde sich später auf der Koppel mit den anderen Hengsten austoben dürfen. In Rekordzeit hatte Alexa oder von ihrer Schwester auch Ali genannt, die Schimmelstute, geputzt, gesattelt, und getrenst. „ Haben wir es eilig Ali?!“ fragte Emily im vorbei gehen und legte ihrer Braunen die Trense an. „Ich will halt pünktlich wieder hier sein, wenn der neue Hengst kommt.“ Antwortete sie mit einem bittenden Blick in Richtung ihrer Schwester, die gerade die letzte Schnalle geschlossen hatte. „Ich weiß dein Minero kommt!“ witzelte Emily und streichelte dem kleinen braunen Ponywallach Dreamer Boy über die Nüstern. Das Pony gehörte Phil und stand wenn er nicht geritten wurde zwischen den Stuten. Er war sehr lieb, dennoch aber sehr verfressen.Die Tatsache das Minero heute kommen würde hatte für Alexa nun mal Vorrang. Sie hatten den Hengst letzten Februar auf der Hengstschau in der Stadt Shannon gesehen, welche an der Westküste Irlands lag. Sie war sofort von ihm begeistert gewesen. So hatte sich ihr Vater mit dem Besitzer in Verbindung gesetzt und das Pferd schließlich für die Zucht gekauft. Alexa war ihm um den Hals gefallen und hatte die restliche Woche ein strahlendes Lächeln gezeigt. Mittlerweile war es schon so lange her und so freute sie sich auf das Pferd und konnte kaum abwarten bis er endlich auf St. Georg war.Als auch Emily fertig war zogen die Beiden ihre Stuten mit sich. Alexa lief noch einmal ins Haus und holten den Kuchen. Dann klapperten die Hufen der Pferde über den Hof hinaus durchs Tor auf den Waldweg.Die Sonne hatte jetzt auch die letzten Nebelschwaden aufgelöst, dennoch war es im Wald noch recht kühl und sie waren froh ihre dicken Jacken angezogen zu haben. Nicht nur Pandorra ging gelassen am langen Zügel und so ließen die beiden ihre Pferde im Schritt warmlaufen. „Dann lass uns mal ein Stück traben.“ sagte Alexa mit einem Blick auf die Stute, sie gab Pandorra die Hilfe zum antraben. So liefen beide Stuten im gleichen Tempo den Weg entlang.Auf dem Weg zur alten Aurora, begegneten sie einigen Schafen, die unter den dunkelgrünen Tannen das frische Heidegras fraßen, das in Irland überall zu wachsen schien.Es roch noch frischem Moos und die blühende Heide verströmte einen eigenartigen süßen Duft.„Sie mal die süßen Lämmer!“ rief Emily im vorbeireiten. Alexa nickte, saß aus und bog auf einen weichen Sandweg ab. Dann gab sie der kleinen Stute die Hilfen zum Galopp! Emily folgte mit Nevada. So langsam wurde den beiden Mädchen warm, sie kamen an einem See vorbei, der mit seinem dunklen Wasser geheimnisvoll glitzerte. Einige Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach fielen, wurden auf dem Wasser gespiegelt. Die Zwillinge parierten durch zum Schritt, es war noch ein kleines Stück und als sie dann um die letzte Biegung kamen, sahen sie schon den Rauch der aus dem von Moos bewachsenen Schornstein der alten Hütte aufstieg.Zügig hatten sie die Hütte erreicht und stiegen ab. „Hallo Aurora, wir sind’s!“ riefen die beiden Blondschöpfe fröhlich. Sie banden ihre Pferde an den dafür vorgesehenen Pfosten und klopften an die Tür. „ Herein ihr zwei, kommt nur herein.“ Kam es von innen und so drückten sie die knarrende Tür auf. „Wir haben dir Kuchen mitgebracht!“ Emily stellte den Kuchen auf den Tisch und gesellte sich zu ihrer Schwester ans prasselnde Feuer, die es sich dort schon in einem weichen Sessel bequem gemacht hatte!Aurora stellte zwei Tassen auf den kleinen hölzernen Tisch und goss kochendes Wasser auf die grünen Kräuter die sie bereits hinein gestreut hatte.„Was habt ihr denn in den Ferien noch vor?“ fragte die alte Frau. Alexas Gesicht war von dem Ritt noch gerötet. „Wir wollen auf jedenfall noch mal einen Ausflug mit Dad zu dem Hampshire Schloss machen!“ erklärte Alexa.Aurora hörte endlich auf zu werkeln und kam mit einem nach Brennnesseln duftenden Tee zu den Mädchen und ließ sich ächzend in ihren Schaukelstuhl fallen. „Oh, meine alte Knochen. So so, zu dem Schloss wollt ihr? “fragte die alte Dame und musterte das Mädchen, Alexa fingerte an ihren Haaren herum. „Ja, wir freuen uns schon riesig!“ Warf Emily ein. „Wisst ihr eigentlich warum das Hampshire Schloss verlassen ist, und nur noch in sich zusammen fällt?“ Die beiden schüttelten mit dem Kopf. „Also, passt auf, dort hat damals ein Adliger mit seiner Frau gelebt. Sie war nicht viel älter als ihr jetzt. Sie musste damals den Herren heiraten, ihr wisst ja sicher wie so was war.“ Alexa nickte, früher war es gang und gebe, dass die Väter den Ehemann aussuchten, und die Tochter musste sich dem Willen ihres Vaters beugen. „Ja bei der jungen Lady Hampshire war es so das sie Heiraten musste, sie war darüber tot unglücklich, denn sie liebte natürlich einen anderen, fragt mich jetzt bloß nicht wen, vielleicht den Stallburschen, ich weiß es nicht…. - Jedenfalls war sie so unglücklich, dass sie dann nachdem sie geheiratet hatte das ganze Schloss verflucht haben soll, in der Hochzeitsnacht warf sie sich dann vor den Augen des Lord Hampshire aus dem Fenster.“ „ Ist sie dann gestorben???“ Unterbrach Emily und trank einen Schluck Tee. „Ja immer mit der Ruhe Mädchen, sie starb natürlich an ihren Verletzungen, aber der Lord war kein Mann von Traurigkeit, schnell hatte er eine neue Frau. Und als diese ein Kind zur Welt brachte, starb es kurz nach der Geburt und ebenso ging es mit allen Kindern die auf dem Schloss geboren wurden. Man sagt dies sei der Fluch der jungen Frau gewesen bevor sie sich in den Tod stürzte.“ Aurora trank einen Schluck und lächelte. „Viele Jahre war es so gegangen, da verließ der Lord sein Anwesen und zog nach England. Ja und seid dem hat niemand mehr dort gelebt und keiner weiß was mit dem Lord geschehen ist. Aber man sagt unten im Dorf, dass es auch heute noch Nachkommen von ihm in England geben soll.“ Damit schloss Aurora die Geschichte und verschränkte die Arme vor ihrer üppigen Brust. „Es gab immer noch Nachfahren? Ich dachte die sind alle gestorben?“ Emily war begeistert von der Geschichte. „Ja das wird zu mindest geredet. Es hat wohl was mit dem Schloss zu tun gehabt, deswegen wird es heute kaum noch besucht, geschweige denn bewohnt! Einfach weil die Leute Angst haben!“ erklärte Aurora. „Das ist ja blöd, ich hätte keine Angst!“ Alexa blickte skeptisch drein. Sie warf schon länger nervöse Blicke auf die Uhr und wackelte mit ihren Beinen, es war schon fast zehn. Sie wollte unbedingt nach Hause bald würde IHR Hengst ankommen, „Emily!“ Zischte sie leise. „Emily komm, sonst sind wir zu spät….“ „Ja ja ist ja gut. Aurora? Wir müssen jetzt wieder nach Hause, wir bekommen heute einen neuen Hengst! Alexa ist schon ganz aufgeregt. Also, wir schauen dann bald wieder vorbei.“ „Ja ja ist gut, geht ihr nur, aber vergesst mich nur nicht!“ Aurora begleitete sie zur Tür und drückte Emily noch einen Strauß Lavendel in die Hand. „Bring ihn deiner Oma, ist gut gegen Mücken. Sie hat mir erzählt, dass sie eine Richtige Mückenzucht in ihrem Schlafzimmer hat!“ Emily schielte die alte Frau an. „Ja ja, ich hab ihr schon immer gesagt, sie soll sich eines von diesen modernen Moskitonetzen kaufen, die man vors Fenster machen kann! Aber wer nicht hören will muss fühlen!“ Emily winkte mit dem Strauß „Na ja, wenn’s hilft!“ Sie folgte ihrer Schwester nach draußen zu ihren Pferden. Diese standen in Ruhestellung und mit hängenden Köpfen am Pfosten angebunden, doch als die beiden Mädchen aus dem Haus traten hoben sie neugierig ihre Köpfe. Alexa schwang sich schnell in den Sattel und wartete schon ungeduldig auf Emily. “Hau rein!“ sagte sie und ließ ihr Pferd antreten. Ihre Schwester schloss schnell auf, nach einer 10 Minuten Trabphase galoppierte Alexa an und ließ die Stute laufen. Emily, war zwar nach einem gemütlichen Galopp, aber was sollte sie schon tun? So ließ sie Nevada hinterher rennen. Kurz vor dem imposanten Hoftorbogen, trabte Alexa und stieg schließlich ab.

3

Der Lkw auf dem das gleiche Pferd und die gleiche Schrift prangten wie auf den Jacken der Mädchen stand schon auf dem Hof, aber der Motor wurde gerade erst abgestellt. Emily nahm Alexa de Zügel ab, die nun zum Transporter rannte. Ihr Vater bremste sie allerdings. „Ruhig Blut, junge Dame!“ sagte er, hielt sie kurz am Arm, damit sie sich beruhigte. „Den Hengst holst du nicht runter. Der hat beim Aufladen schon verdammt viel Theater gemacht!“ sagte er und gab seiner Bereiterin Raven ein Zeichen. Sie öffnete die Klappe und holte den tänzelnden Hengst an der Trense heraus.Alexa war geschockt! War das wirklich Minero? Der Hengst den sie auf der Hengstschau gesehen hatte? Ihr Vater reagierte auf ihre Miene. „Ja, er sah schon mal besser aus!“ sagte er missmutig. „Der Hals ist ja nur noch die Hälfte!“ sagte nun auch Emily, die das Pferd auch in anderer Erinnerung hatte. „Er stand nun mal zwei Monate auf der Weide, braucht ja auch mal Urlaub!“ sagte Raven nun. „Da ist es normal dass er an Halsmuskeln verliert, und nicht nur die!“ sagte sie, grinste und drückte Alexa die Zügel in die Hand. „Dann bring den Herrn mal weg. Aber vorsichtig!“ Ergänzte sie und ging mit. Emily blieb nichts anderes über als die beiden Stuten weg zu bringen. Sie band Pandorra an, während sie ihrer Stute Sattel und Trense abnahm und zurück in die Laufbox stellte. Anschließend schickte sie auch Pandorra zu den anderen Stuten.Als sie fertig war, eilte sie zum Hengststall. Minero stand inzwischen in seiner neuen Box und beschnupperte diese ausgiebig. Auch sein neuer Nachbar Abandor, ein elfjähriger Hengst mit dem Stockmaß von einem Meter achtzig, wurde neugierig begutachtet. Der Hengst gehörte Nicole, der Mutter von den Zwillingen. All das lief unter Ohren betäubendem Gewieher und Gequieke ab. „Ruhe!“ rief die Bereiterin laut und Abandor in der Nebenbox schaute sie mit großen Augen an und wurde ruhiger. Minero jedoch drehte weiter auf.„Wir gewöhnen ihn wohl besser erst an die einzelnen Hengste des Stalls!“ sagte Alexa und erhielt ein Nicken als Antwort. So brachten sie Minero auf die Koppel und holten dann Abandor, Da Vinci und Da Capo auf die Nachbarkoppel. Zuerst beschnupperten sich die vier ausgiebig, dann wurde die Rangordnung festgestellt. Da Capo ein Hellbrauner war von Natur aus eher zurückhaltend, er war sehr umgänglich und zeigte so gut wie keine Hengstmanieren und unterwarf sich dem Neuen fast sofort. Der Fuchs Da Vinci stellte gleich fest, dass er der Chef war und auch bleiben würde, nur Abandor und Minero schienen Schwierigkeiten zu haben. Auch als Da Vinci und Da Capo schon grasten, jagten die beiden noch immer am Zaun hin und her. „ Lassen wir Abandor und Minero zusammen?“ fragte Raven und blickte zu Alexa. „Die beiden stehen nebeneinander im Stall, wenn die ihre Rangordnung jetzt nicht klären, könnte es im Stall noch Probleme geben!“ So wurden Da Vinci und Da Capo zurück gebracht und Minero und Abandor zusammen gelassen.Die beiden schenkten sich nichts.Minero war ein Stück kleiner und im ganzen kompakter als Abandor und somit auch wendiger. Abandor hingegen war mitten im Training und gut bemuskelt und verdankte den Sieg schließlich seiner Ausdauer. Mit stolz erhobenem Schweif tänzelte er nun über die Wiese, während Minero in der hintersten Ecke stand und sich keinen Schritt bewegen durfte, ansonsten kam Abandor mit angelegten Ohren auf ihn zugerannt und zeigte ihm abermals wer der Sieger war. „Das reicht!“ Entschied Raven und rief Abandor, dieser wollte seinen Triumph aber auskosten und dachte nicht im Entferntesten daran jetzt in den Stall zu gehen, bis Emily mit einem Messbecher Kraftfutter rappelte, dann zog der Sieger von dannen. Alexa betrat die Weide und nahm Minero an den Strick. “Wenn du erst einmal wieder Kondition hast, schlägst du Abandor allemal, mein Schöner!“ flüsterte sie dem Hengst liebevoll ins Ohr.
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