Wer sich die Mühe macht, die Apostelgeschichte in der Übersetzung von Franz Eugen Schlachter zu studieren, der stößt im 23. Kapitel auf den Vers 9, wo es heisst : "Es entstand aber ein großes Geschrei, und einige Schriftgelehrte von der Partei der Pharisäer standen auf, stritten und sprachen".
Nun soll hier nicht behauptet werden, das Buch der Bücher hätte Kenntnis vom bevorstehenden Bundesparteitag der "LINKSPARTEI" in Göttingen gehabt; und selbst wenn tatsächlich vor langer Zeit ein extrem hellsichtiger Prophet dieses Ereignis vorausgesehen hätte, ist es doch sehr unwahrscheinlich, etwas derart bedeutungsloses tatsächlich aufzuschreiben.??
Es soll hier auch nicht verhehlt werden, wie sehr das abzusehende Debakel den Schreiber dieser Kolumne mit "klammheimlicher Freude" erfüllt, obschon kein "Göttinger Mescalero" so doch ein mittlerweile strammer Antikommunist. Letzteres ist ganz klar dem Umstand geschuldet, als junger Idealist seinerzeit tatsächlich Genosse in der damals noch "PDS" genannte SED-Nachfolgeorganisation gewesen zu sein, bevor ihm klar gemacht wurde, was Parteilinie bedeutet und wie sowas durchgesetzt wird.
So darf hier nicht viel anderes als Polemik und Häme erwartet werden; wer sich davon abgestossen fühlt, sollte vielleicht besser etwas anderes lesen. Soviel zur Warnung an die geneigte Leserschaft.
Was also kann von der ersten Tagung des dritten Parteitages der Linksaussenpartei erwartet werden ?
Zu einen geht es um die Neubesetzung verschiedener Vorstandsämter, vor allem um den Parteivorsitz. Dieser soll ja bei den Roten doppelt quotiert erfolgen, als Doppelspitze mit Ost/West und Mann/Frau Besatzung. Während der Napoleon von der Saar schon im Vorfeld abwinkte, da er selbstverständlich nur ohne Gegenkandidat zum obersten Graalshüter der sozialistischen Ideale ausgerufen werden wollte, also ganz in der alten Tradition der von den Bürgern seinerzeit als "Falten gehen" bezeichneten "Wahlen" in der Ostzone gesehen werden darf, beharrt der langjährige Apparatschik Bartsch auf seiner Kandidatur für den Vorsitz, wenn gleich er noch kein weibliches Feigenblatt für seinen Griff nach dem Zepter finden konnte.
All das vor dem Hintergrund lang anhaltendem Versagen in der politischen Einflussnahme durch die Linke und nach einigen katastrophal hoch verlorenen Wahlen im Westen. Zugleich findet sich in dieser Partei praktisch jede noch so obskure Linkssekte, vor allem im Westen hat sich die Linkspartei als erstklassiges Sammelbecken politischer Wirrköpfe und Phantasten entwickelt.
So hätte beispielsweise die Chance bestanden, bei der vorletzten Wahl in NRW durch konsequente Duldung der Rot-Grünen Minderheitsregierung tatsächlich Einfluss in diesem so wichtigen Bundesland zu bekommen. Das aber scheiterte an völlig wirklichkeitsfremden Forderung der brutals möglich nach basisdemokratischen Prinzipien organisierten Linkspartei in NRW.
Das die Linke einzig im Saarland noch nennenswert Stimmen einfährt, ist natürlich einzig dem vormaligen Ministerpräsidenten, vormaligen SPD-Vorsitzenden und vormaligen "Superminister" zu verdanken, der noch dazu in der Diziplin "alles beleidigt hinschmeissen und sich schmollend verpissen" mittlerweile "Weltniveau" erreicht hat.
Im Osten lebt die Linke noch von der recht umfangsreichen Zahl ewig gestriger DDR-Nostalgiker, die die mörderischer Diktatur der Kommunisten in der Rückschau als eine Art Paradies auf Erden anzusehen scheinen. Eine schon aus Altergründen immer schwächer werdende Wählerschicht, aber doch noch stark genug, die Linke weiterhin in den Landtagen und wohl auch im Bundestag zu halten.
Völlig verloren haben die Linken die zahlreichen Protestwähler, die sind längst zu den Piraten übergelaufen, da macht Protest ja auch viel mehr Spaß weil man sich nicht mit inhaltlichen Überlegungen belasten muss, da bestimmt das Design das Bewusstsein.
Schon spricht auch die ewige Rampensau, der heimliche Schattenvorsitzende Gregor Florian Gysi offen von der Möglichkeit der Spaltung der Partei, getreu den Motto seines zweiten Vornamens will er wohl den Überschlag der von den zündelnden Westgenossen versachten Flächbrand auf die angestammten Jagdgründe des roten Mannes vermeiden.
Allein, dies wär zu schön, um wahr zu werden. Letztlich hat sich die Linkpartei in ihrer eigenen Bedeutung seit dem verdienten Untergang der DDR fortlaufend überschätzt, und solange noch irgendwo einige Schatullen mit Parteivermögen auf Schattenkonten befreundeter Bruderstaaten deponiert sind, wird der real existierende Sozialistenhaufen sich irgendwie wieder zusammenraufen und wie stets zuvor irgendeinen faulen Kompromis finden, den dann alle zwar kritisch aber in treuer Parteidiziplin mittragen können.
Wer also wird in den Bundesvorstand gewählt werden ?
Die Antwort auf diese Frage wird hier leider dadurch verhindert, dass soeben gemeldet wurde, nahe Peking sei ein ganzer Sack Reis umgefallen. Selbstverständlich geht diese Meldung vor und so findet diese Kolumne hier ihr Ende.