Humor & Satire
Da muss man seinen Mann stehen - Storybattle 13

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"Da muss man seinen Mann stehen - Storybattle 13"
Veröffentlicht am 26. Mai 2012, 14 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Da muss man seinen Mann stehen - Storybattle 13

Da muss man seinen Mann stehen - Storybattle 13

Beschreibung

Männer tuen Dinge, die ihnen Spaß machen, aber manchmal muss man für den Frieden an der Ehefront schon einmal Dinge tun, die man normalerweise nicht machen würde. Diese Geschichte beruht übrigens nicht auf eigenen Erfahrungen! Titelbild: www.pixelio.de/©Gabriele genannt Gabi Schoenemann/PIXELIO

 

Ich erwache, die Sonne scheint mir ins Gesicht. Lichtdurchflutet ist das Schlafzimmer, fühle mich frisch und fröhlich, bei diesem Wetter fällt es nicht schwer die körperliche Schwungmasse in Bewegung zu bringen. Setzte die Füße vorsichtig aus dem Bett, schlüpfe in meine Pantoffeln, keine besonderen Vorkommnisse.

Lächelnd blicke ich auf den Engel, welcher neben mir friedlich schlummert. Das Haar meiner Frau fällt weich über das Bettlaken, ihr schlafendes Gesicht hat einen wunderschön verträumten Ausdruck, da frage ich mich fast, ob es nicht doch lohnt, wieder neben dieses himmlische Geschöpf unter die Bettdecke zu kriechen.

Hauche ihr einen Kuss auf die Wange, sie regt sich, streichelt zärtlich meine Wange.

Wie ein Marathonläufer sprinte ich ins Badezimmer, dusche, putze die Zähne, trockne mich ab, ziehe mich an. Alles eitel

 

 

Sonnenschein, schöne Welt!

Begebe mich in die Wohnküche, bereite das Frühstück vor, gestern war Feiertag und heute haben wir beide Brückentag vor dem Sonntag, endlich einmal Zeit nur für uns!

Meine Liebste schwebt in die Küche, erneuter Kuss, sind beide freudig erregt einmal an einem solchen Tag ungestört beieinander zu sein, Gefühle von schnulzigster Art, wie in einem schlechten Liebesgedicht erfüllen mein Innerstes, oder war es der Bubble - Tea von gestern, dem ich schon wegen seiner ungesunden Färbung nicht über den Weg traute?

Schlage die Zeitung auf, Wulff-Biographie auf Platz eins der Bestsellerlisten, wer ist denn so dämlich sich diesen Dreck zu kaufen? Naja, meine Schwester wahrscheinlich, die findet auch Daniela Katzenberger schlau und wünscht sich einen Kaiser zurück, so einen

 

gegelten Inzestösen wie den zu Guttenberg.

Nein, kein Groll, ich blicke meinem Engelchen ins Gesicht und fühle mich vollkommen aufgeräumt. Nichts kann mich heute schrecken.

Meine Frau spricht zu mir, natürlich bin ich aufmerksam. Opernbesuch, kann man ja mal machen, sicher Schätzchen. Wie? Du hast Karten für heute Abend? Was spielen sie denn? Aida, wie kriegen die denn das Schiff ins Opernhaus?

Oh, meine Frau blickt mich strafend an, ich habe ihren musischen Charakter mit meinem schlechten Witz beleidigt. Ganz vorsichtig, jetzt kein Fehler. Ich tanze gerade auf dem Vulkan, der jeden Moment ausbrechen kann. Dieses himmelsgleiche Geschöpf, dem ich gegenübersitze kann ganz schnell zum Dämon mutieren, wenn man ihren Sinn für Kunst und Kultur beleidigt. 

 

 

 

 

Aber Schätzchen, ich war doch noch nie in der Oper, ich würde dich bloß blamieren, wie, du lotst mich da schon durch? Aber Käpt’n, mein Käpt’n! Ich weiß doch gar nicht worum es da geht, aha, du wirst es mir erklären.

Jetzt beginnt der wilde Tanz. Der harmonische, zweisame Frieden dieses Morgens zerplatzt wie eine klebrige Kaugummiblase als Frauchen sich den Mund wie eine Königin abputzt, vorsichtig das Messer zur Seite legt, nochmals einen großen Schluck Kaffee zu sich nimmt und dann ihr Kinn auf die Hände stützt. Die Ouvertüre ist beendet, kommen wir nun zum Hauptteil dieses Dramas der verschwendeten Zeit.

Ein letztes Mal holt sie Luft, ich falte hastig die Zeitung, was darf die auf gar keinen Fall bis zum Ende des Vortrages auch nur einen Augenblick mustern. Fallen lassen unter den Tisch, auf dass man mich nicht in Versuchung führe.

 

 

Die Lippen bewegen sich, jene Lippen, welche ich so gerne küsse, oh ja, den wollüstigen Lippen entspringt ein Quell der Worte und sie ergießen sich über mich. Jetzt immer schön nicken, an den richtigen Stellen „ja“ sagen.

Erinnere mich noch an eine der ersten Treffen, als ich eine Pferdekutsche für uns gemietet hatte und wir einen unvergesslichen Abend verbrachten. Hui, das war vielleicht eine wilde Nascht gewesen, da war ein Besuch auf der nächtlichen Reeperbahn ein Witz dagegen, glaube ich zumindest.

Dieses schöne Wesen trägt heute tiefen Ausschnitt, was für ein Dekolletee, das wird doch jeder Mann schwach. Nein, darf nicht auf die Brüste starren, muss ihr ins Gesicht sehen, schnell Kopf heben, nein langsam, sonst wirkt das zu verdächtig. Ah, scheinbar hat sie nichts gemerkt. Ja, sie hat wieder die Augen geschlossen, erinnert sich so besser an jedes kleine Detail.

 

 

 

 

Und so höre ich weiter und weiter zu, immer wieder wegschalten, an etwas ganz anderes denken, die vielen Namen und wie die wie miteinander verwandt sind, boah, wer soll sich das denn merken, abgesehen von meiner Frau.

Plappert sie immer noch? Ja? Wie spät ist es, doch halt! Nicht auf die Uhr sehen, das wird missgedeutet, ganz vorsichtig den Arm bewegen, dann einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln, scheiße, kann die Uhrzeit nicht erkennen und die blöde Küchenuhr hängt mir im Nacken. Da könnte sie auch genauso gut in China hängen!

Da, ein Leuten, sind es die von Rom, hat die Apokalypse begonnen? Ist zu Guttenberg Kaiser? Nein, es sind die Mittagsglocken vom Kirchturm. Sie erlösen mich, oh, ich danke dir Herr, dass du mir hilfst, auch wenn ich nie zu dir bete, versprochen, irgendwann hole ich das nach.       

 

 

 

Haben uns beide in Schale geschmissen, meine Frau ist wohl die größte Zierde der Oper, denn von innen wie außen muss ich sagen bröckelt es doch immer wieder ganz ordentlich. Garderobe abgeben, wieso hat mich die Garderobiere so hochnäsig angeblickt und meine Frau freudig begrüßt? Ist das etwa meine Schuld, wenn nie was gescheites hier gespielt wird und ich diesem Haus fernbleibe, hingegen meine Frau schon seit Jahren immer wieder hier ist?!

Sitzen im Zuschauerraum, wie ein tosender Schwarm Bienen erklingt das Stimmen der Instrumente zu uns herauf. Dann tritt Ruhe ein.

Na Schatz, war aber eine kurze Vorstellung, was? Ja, ja, ich bin ja schon ruhig. Ich fühle die Sonnenfinsternis, welche gerade über uns hereingebrochen ist. Jetzt heißt es ohne Fehler die Kür meistern, dann steigt sie von ihrem Thron der künstlerischen Befriedigung herunter und wendet sich endlich wieder der

 

 

 

fleischlichen Lust zu. Bitte lass diese Vorstellung heil über mich ergehen.

Der Vorhang öffnet sich, Musik erklingt, jetzt geht’s los, ohne Verspätung, nicht wie bei der Deutschen Bahn.

Mein Gott ist die Darstellerin dick, man. Die sieht überhaupt nicht ägyptisch aus, eher wie Tante Erna mit falschen Haaren.

Und immer dieses schwülstige Gesinge, was ist das überhaupt für eine Sprache, mal ins Programmheft schauen…Italienisch! Ich kann nicht mal beim Italiener fehlerfrei einen Pastateller bestellen und soll mir eine Oper auf Italienisch ansehen? Da verstehe ich doch gar nichts, mal sehen ob was im Heftchen steht.

Blah, blah, Liebe, will Vater nicht, blah, blah, gemeinsamer Tod, blah, blah. Also dieses Szenario hat doch aber schon so einen Bart, langweilig!

 

 

Verdammt, ich zeige unter Umständen Desinteresse, weiter auf die Bühne starren. Wann kommt denn endlich mal der Eisverkäufer oder der Typ mit den gesalzenen Erdnüssen vorbei? Ich befürchte die gibt es hier nicht, in Zeiten klammer kommunaler Kassen.

Mal sehen was meine Frau macht, oh, sie ist freudig erregt, verzückt, starrt nur nach vorne. Was ist denn da so Interessantes? Mal nach ihrer Hand greifen, sie packt sie hecktisch, bearbeitet die wie Knetmasse. Kenne dieses Verhalten. Es kann in diesem Zustand eine Bombe neben ihr explodieren, sie würde es nicht erfassen. Sieht sie nicht wieder schön aus? Oh, das wird heute noch viel Spaß geben! Also, frohgemut weiterstarren.

Singen, singen, immer nur singen. Können die nicht mal normal miteinander reden. Gibt es da nicht normale, gesprochene Passagen, wie bei „Wicked“, was wir uns gemeinsam angesehen

 

 

 

haben, also das fand ich richtig toll. Und das war auch in Deutsch. Moment, das war ein Musical, Mist, verfluchter! Hier singen die sich immer an.

Oh, große Gefühle, Emotionen, jetzt sterbt doch endlich! Und wie die alle mit den Armen herumfuchteln, als müssten sie ganze Fliegenschwärme vertreiben. Jeder normale Schauspieler würde, wenn er so spielen würde, rausgeschmissen werden, aber bei denen von der Oper hat es eben nicht dazu gereicht, meine zur Schauspielausbildung.

Der Geliebte von der Dicken sieht aber auch nicht glücklich aus. Hat so etwas Leidendes im Blick. Mit der zusammen zu sein ist auch nicht schön, die isst einem doch immer alles weg und man hat nie Platz auf der Fernsehcouch.

Hoppla, plötzlich sind alle still, meine Frau hat sich erhoben, auch die Anderen, da werde ich mich auch mal erheben. Ach so, der Vorhang

 

geht zu, die Marter hat ein Ende! Und jetzt klatschen alle, mache ich mal mit. Schnell mal sehen, wie es der holden Weiblichkeit gefallen hat. Funkelnde Augen wie Diamanten, ja, das war eine gute Vorstellung. Wie, ob ich die Darsteller auch toll fand? Ja, natürlich, also, ich habe nie etwas Besseres bei einer Opernaufführung gesehen. Wie auch, wenn es meine Erste war, aber den Witz verkneife ich mir.

Und immer schön weiterklatschen, ja, kommt hervor, zeigt euch. Und das reicht dann auch. Ja, verbeugen, winken, Kusshändchen, bravo und jetzt verpisst euch endlich, ich will ins Bett!

Na endlich, die wollen nicht nochmal kommen und die anderen haben schon zerklatschte Hände, raus hier, Garderobe schnappen, ab ins Auto, heimfahren und dann holla die Waldfee.

 

 

 

 

Jetzt liegen wir nebeneinander, ich streichle diesem schönen Geschöpf von Frau über den makellosen Körper und was erhalte ich? Schnucki will sich über das Stück unterhalten, besser gesagt, einen Monolog halten. Immer wieder nicken, „ja“ sagen und hoffen, dass heute noch was läuft. Anfassen ist jetzt verboten, sonst sagt sie wieder ich wäre doch nicht an Kultur, sondern nur an dem Einen interessiert und dann dreht sie mir ihre hübsche Rückseite zu und das war es dann.

Natürlich würde ich gerne mitreden und nach dem letzten Musicalbesuch habe ich das auch gerne gemacht, aber da habe ich auch verstanden was passiert ist, nicht wie hier, wo man ja Italienisch singen musste.

Ja, ich fand es auch schön, was, du willst jetzt schlafen, aber, ja, Gute Nacht, hab dich lieb. Wie wäre es mit einem Gute-Nacht-Kuss. Oh, schon eingeschlafen.

 

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RogerWright
Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.

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RogerWright Re: Eine wundervolle Beschreibung -
Zitat: (Original von roxanneworks am 02.06.2012 - 22:06 Uhr) aus typisch männlicher Sicht...;-))
Du bedienst hier großartig die bekannten Klischees und spielst mit den Momentaufnahmen...amüsanter Wortwitz, wie ich finde...

Ja Jan, ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt...;-) Wirklich klasse geschrieben und alle Begriffe sinnvoll untergebracht !

liebe Grüße
roxanne


Dann hat der Text seine Wirkung nicht verfehlt, denn vordergründig soll er ja unterhalten. Danke für'S Lesen und Kommentieren!
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Achtung! - Kürung der Gewinner des Schreibwettbewerbs, Storybattle 13, schon am SONNTAG, dem 3.6. ! Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks Eine wundervolle Beschreibung - aus typisch männlicher Sicht...;-))
Du bedienst hier großartig die bekannten Klischees und spielst mit den Momentaufnahmen...amüsanter Wortwitz, wie ich finde...

Ja Jan, ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt...;-) Wirklich klasse geschrieben und alle Begriffe sinnvoll untergebracht !

liebe Grüße
roxanne
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Re: -
Zitat: (Original von MysticRose am 31.05.2012 - 00:08 Uhr) Hier ziemlich gerne gewesen. Gelungener Monolog, mein Lieber. Das muss man sagen.

Liebe Grüße Dir


Danke für die Vorschussloorbeeren, bin ja mal auf die finale Wertung gespannt
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Hier ziemlich gerne gewesen. Gelungener Monolog, mein Lieber. Das muss man sagen.

Liebe Grüße Dir
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Re: -
Zitat: (Original von GerLINDE am 30.05.2012 - 16:58 Uhr) Hallo Jan,

Deine Geschichte habe ich gern gelesen. Gerlinde


So soll's sein, danke.
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Hallo Jan,

Deine Geschichte habe ich gern gelesen. Gerlinde
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RogerWright Re: ... nicht auf eigenen Erfahrungen... -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 29.05.2012 - 22:42 Uhr) d.h. die stehn Dir noch bevor?

Schöne Details!
Und diese nun verdaulichen Sätze... ;-)

Gerd


Die Annahme ist korrekt. Aber momentan segle ich, was dies angeht, in den ruhigen Gewässern der Partnerlosigkeit.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan ... nicht auf eigenen Erfahrungen... - d.h. die stehn Dir noch bevor?

Schöne Details!
Und diese nun verdaulichen Sätze... ;-)

Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Re: Richtig amüsant -
Zitat: (Original von Windflieger am 27.05.2012 - 19:51 Uhr) klasse gemacht!
LG Ivonne


Danke, aber wie klasse das war entscheidet letztendlich die Jury
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