Kurzgeschichte
Meer Fisch

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"Meer Fisch"
Veröffentlicht am 13. April 2008, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Meer Fisch

Meer Fisch

Beschreibung

Wer der alte Mann und das Meer gelesen hat, weiss von wo ich die Inspiration für diese Geschichte hatte.

Er schloss die Augen und lauschte andächtig dem immerwährenden Rauschen wenn die Wellen gegen den Strand brachen, der Symphonie des Meeres. Heute ist ein guter Tag, das konnte er schon an der schwülen Brise erkennen, die ihm von Südwesten entegegenwehte. Es würde sehr warm werden, vielleicht ein bisschen zu heiss, aber er wusste, dass gerade an solchen Tagen die Fische am besten bissen. Gemächlich schob er sein altes Ruderboot ins Wasser und stach in die Wogen des arzurblauen Meeres.

Der weiße Strand, der die Küste säumte, wurde immer kleiner, bis er schlussendlich nicht viel mehr als ein dünner Strich war. Der alte Mann lächelte in sich hinein, nahm in dem winzigen Boot eine etwas gemütlichere Lage ein und ließ sich von den Wellen in das rötliche Licht der aufgehenden Sonne treiben. Er gähnte und seine Augen schlossen sich wie von selbst. Langsam spürte er die Sonnenstrahlen immer wärmer werden. Dann öffnete er seine wässerig blauen Augen wieder und richtete sie aufs Meer. Er holte das Tuch ein, das ihm als Segel gedient hatte und nahm eine sitzende Haltung ein.

Der Schweiß rann ihm von seiner sonnengebräunten Stirn über die Nase und die Tropfen hinterließen ein unangenehmes Gefühl. Die wenigen Kleider, die er anhatte, klebten an seiner Haut und er überlegte sich, nicht ein wenig schwimmen zu gehen. Anhand des Standes der Sonne konnte er sehen, dass diese den Zenit schon überschritten hatte und es wurde ihm zur beinahe sicheren Gewissheit, dass er auch heute nichts fangen würde. Der Optimismus, den er noch am Morgen gehegt hatte, war verflogen. Behutsam legte er die einfache Angel neben sich unter die einzige Sitzbank und zog sich das dreckige T-shirt aus, um ins Wasser zu springen.
Das Salzwasser brannte ihm beim Tauchen in den Augen und er brauchte einen Moment, um sich daran zu gewöhnen, doch er sah nichts, es war als wäre das Meer ausgestorben.

Er nahm die beiden Ruder wieder in die Hand, es war Zeit zurückzukehren. Als er so ans Heimkehren dachte, kam ihm unwillkürlich wieder das Gesicht seiner Frau in den Sinn. Wie sehnsüchtig sie doch gestern und die Tage zuvor, jeweils geduldig auf seine Rückkehr gewartet hatte und er sie jedesmal wieder mit denselben Ausflüchten enttäuschen musste. Dieser Tag heute würde anders sein und so paddelte er weiter in die Tiefen des Ozeans anstatt zurück zum sicheren Strand. Heute würde ein guter Tag werden.

Es war schon merklich dunkler geworden, als er das nächste Mal Halt machte, wo er meinte, einen guten Platz zum Fischen gefunden zu haben Vor sich sah er das Licht eines anderen Schiffes, es war ein amerikanisches Schnellboot und er wusste dass es sich um das Schiff von Mor Coerte handelte, der einzige in der ganzen Siedlung der ein solches besaß und der nun direkt auf ihn zusteuerte.
"Kehr besser um, alter Mann."
"Vielleicht fange ich nicht mehr so viel wie du, Mor, aber der Tag ist noch lange nicht vorbei."
"Wenn du meinst, du bist ja der mit der größeren Erfahrung." Und ohne sich noch einmal umzudrehen zog er mit einer süffisanten Miene davon und hinterließ kleinere Wellen welche sich am Bug des kleinen Bootes brachen und es zum Schaukeln brachten.
"Der Tag ist noch lange nicht vorbei," sprach der zurückgebliebene noch einmal wie zu sich selbst.

Er spürte den Wind stärker werden und erkannte die Vorboten des bald einsetzenden Regens, zudem war es dunkel geworden, doch er weigerte sich standhaft seine Rute einzuziehen. Keiner hatte angebissen, das war früher anders gewesen. Und wie der Tag langsam der Nacht Platz machte, projizierten sich vor seinem geistigen Auge die Bilder früherer Tage als es noch keine Schnellboote und riesen Tanker gab, die das Meer leergefischt hatten. Der Regen setzte ein und ließ ihm die Tropfen unsanft gegen das Gesicht schlagen. Das Boot schaukelte unter den immer stärker werdenden Wellen des schwarzen Meeres und noch immer hielt er in der Rechten seine Angel; er würde nicht aufgeben.

Ein heftiges Reißen riss ihn aus seinen düsteren Gedanken und erst nach ein paar Sekunden erkannte er, was dies heißen musste. Ein warmes Gefühl unbändiger Freude durchströhmte seine Blutbahnen und ließ ihn die äußeren Umstände für einen Moment vergessen. Er versuchte die Schnur einzuziehen, doch es gelang ihm nicht und als er den dünnen Faden mit den Händen ergriff, scheuerten nur seine Hände und ein blutiger Striemen zeichnete sich auf ihnen ab. Als ob sie seine Entscheidung würdigen wollten, lichteten sich für einen kurzen Augenblick die Wolken und der Mond erschien am Himmel hell und klar, bevor der Mann, die Schnur fest um die Hand gewickelt, ins kalte Wasser sprang.

Das Meer verschluckte ihn und gab in nimmer her. Doch für Mor Coerte sollte es die letzte fischreiche Fahrt in seinem ganzen Leben gewesen sein.
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qed

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qed Ja, - Marianne, da hast du recht, die Geschichte hat mich inspiriert.
Vielen Dank fürs Lesen euch zweien ;)
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Meer ... - Erinnert ein klein wenig an den Alten Mann und das Meer, nur dass es anders ausgeht.
War interessant zu lesen. *****

Lieben Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Auch schön - du hast eine sehr ausdrucksstarken Schreibstil und sehr suber,gefällt mir gut!***** Gruß der Blaireau
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