Beschreibung
Mir war danach. Es geht ums Glücklich-Sein.
Ich liege auf dem Bett meines alten Kinderzimmers. Die Wände sind kahl und durch die Gardinen scheinen schwache Sonnenstrahlen.
Mein Körper fühlt sich schwer und unbeweglich an. Meine Gedanken sind wie in einem düsteren, dichten Nebel gefangen.
Ich fühle mich als läge ich auf dem Grund eines Brunnens und starre in den Himmel. Als wäre ich am untersten Punkt meines Lebens angekommen. Obwohl es mir wahrscheinlich nie besser ging. Wie immer erinnere ich mich kaum warum ich so niedergeschlagen war. Denn mir geht es gut. Ich muss keinen Hunger leiden, habe keine Geldsorgen, habe Freunde auf die ich mich verlassen kann, habe einen Studienplatz in einem Studiengang der mir gefällt.
Es ist nur ein kratzer auf der sonst so markelosen Scheibe. Ein Fleck auf einem sonst weißem shirt.
Und trotzdem bringt dieses kleine Gewicht auf der falschen Seite der Waage alles zum kippen.
Es ist so menschlich immer unzufrieden zu sein und deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man ja eigentlich so viel hat das einen Glücklich macht.
Das größte Problem des dicken, erste-Welt-Konsummenschen ist dass er eigentlich gar keine richtigen Probleme hat und daurch verlernt den Tag zu genießen.
Ich glaube zum Beispiel nicht dass ich der einzige bin, der an einem freien Tag nicht so richtig entspannen kann, weil man immer das Gefühl hat man müsste etwas machen. Arbeiten, lernen, mehr von allem haben. Dieses Gefühl, dass es eigentlich gar nicht möglich sein kann dass ich gerade glücklich bin, während ich mit einer Zigarette bei meiner Lieblingsmusik auf meinem Sofa sitze und genau garnichts mache, außer meine Lunge und mein Trommelfell zu zersstören.
Meine Umwelt sugeriert mir dass das kein echtes Glück ist. Die Gesellschaft sagt, Glück ist mit einer Frau verliebt am Strand zu sitzen oder den höchsten Berg der Welt bestiegen zu haben oder auf der anderen Seite der Welt Prinzipien-verändernde Abenteuer zu erleben.
Ich liege am Boden des Brunnens und starre in den Himmel. Ob ich es wohl jemals hier raus schaffe? Oder bemerke ich vorher dass dies gar kein Brunnen ist. Sondern ein Tunnel. Bei dem lediglich ein Stück der Decke fehlt. Rausgerissen von Leuten, die meinen zu Wissen was Glück ist und was ich mit meinem Leben anfangen soll.
Und ich bin auch noch über meine eigenen Füße gestolpert, bei einem Spaziergang durch eben diesen den Tunnel, in dessen Gängen ich so glücklich war.
Ich liege am Boden des Tunnels und starre in den Himmel.
Aus:
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