Science Fiction
Das Intergalaktische Imperium - Teil 3 des HOMTAL Zyklus erstes Kapitel

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"Das Intergalaktische Imperium - Teil 3 des HOMTAL Zyklus erstes Kapitel"
Veröffentlicht am 22. Mai 2012, 94 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Das Intergalaktische Imperium - Teil 3 des HOMTAL Zyklus erstes Kapitel

Das Intergalaktische Imperium - Teil 3 des HOMTAL Zyklus erstes Kapitel

Beschreibung

Gred ein junger Körperwandler wird unfreiwillig zum Joker in der Aufarbeitung der Gräueltaten, welche in der Zeit der großen Galaktischen Verwirrung - wie der Bürgerkrieg genannt wird - begangen wurden. Doch ist er wirklich bereit sich seinem Schicksal zu stellen?

TARKO… ein Planet welcher eigentlich durch seinen Abstand zu einem roten Riesen kein Leben hätte tragen können. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb besaß er eine gute Sauerstoffatmosphäre und war zum Besiedeln gut geeignet. Die Atmosphäre hatte die Besonderheit, daß Geräusche kaum weitergetragen …

MUTANTEN waren in der ganzen Galaxis eigentlich verhaßt. Doch setzten sowohl das Militär als auch der Geheimdienst diese Mutanten oft und gerne zu Spezialaufträgen ein, da viele von ihnen andere Organisationen leicht infiltrieren konnten. Der einzige Planet …

PIRATEN hatten vielfältige Hintergründe und waren in viele Splittergruppen aufgeteilt. Einst als Separatisten bekannt, wurden sie nach dem Tod ihres Anführers immer radikaler. Nachdem Bombardement von Tamrok III war der gute Ruf der Space Marines dahin und viele Mitglieder der ehemalig verfeindeten Lager verbündeten sich. Dies zog ein größeres Chaos und stärkere Verwüstung der Galaxis mit sich. Manche der ehemaligen Space Marines gingen in den offiziellen Ruhestand um …

UNIVAC

 

Er war tot.

Zumindest wenn sie ihn in die Hände bekamen. Dann war er sicher tot.

Gred hetzte durch den lichten Wald. ‚Warum muß so etwas eigentlich immer mir passieren’, dachte er sich. Er wollte mit der Sache von Anfang an nichts zu tun  haben. Nur weil er diese gottverdammte Gabe hatte. Er haßte sie, diese Gabe und er liebte sie zugleich. Durch sie war er in diese verdammte Lage gekommen, doch er hatte sie auch gerne ausgenutzt.

Gred stolperte über eine lose Wurzel. Er konnte nicht gut in diesen Schuhen laufen, doch er mußte durchhalten. Wenn er es über den kleinen Grenzfluß geschafft hatte, dann war er schon fast in Sicherheit. Doch wo war nur dieser verdammte Fluß. Auch die Kleider waren bei der Flucht nicht sonderlich hilfreich. Abendgarderobe schön und gut, aber ein langes, wallendes Kleid und hochhackige Schuhe waren eben nicht für eine Hetzjagd durch den Wald bestimmt.

Greds Lungen fingen schön langsam an zu brennen. Er glaubte seine Verfolger zu hören und fing an schneller zu laufen, was angesichts der Schuhe schon ein kleines Wunder war.  Daß er ein Körperwandler war, war seinen Verfolgern mittlerweile klar geworden, denn eine Frau konnte niemals so schnell und gut laufen, wie er es vermochte. Sie durften ihn nicht fangen, denn die „Wahren Menschen Tarkos“, wie sich diese Gruppierung nannte, mochten keine Freaks wie er einer war. Dabei war ihnen ganz egal, ob er einer der ersten hier geborenen Menschen war, oder nicht. Für sie war er nur ein Stück Abfall, daß man entsorgen mußte. Und gerade Gred war für sie derjenige, den sie am dringendsten entsorgen wollten.

Wie war er  nur in dieses Schlamassel hineingeraten? Angefangen hatte alles ganz harmlos in Greds Pubertät. Damals, seine Mutter war schon lange verstorben, entdeckte er seine Fähigkeit die Muskeln und einzelne Partien seines Körpers verändern zu können. Wo er diese Fähigkeiten her hatte, war ihm noch immer schleierhaft. Greds Eltern waren so normal, wie man nur normal sein konnte. Zumindest glaubte er das zu wissen. Auch seine Schwester hatte keine außergewöhnlichen Fähigkeiten. OK, sie war extrem intelligent und hatte es in der Hierarchie weit nach oben geschafft. Weiter als eine Frau es je geschafft hatte.

 

Doch er wollte nicht über seine Schwester nachdenken, auch wenn sie indirekt damit zu tun hatte. Es war ihre Kleidung die er anprobierte, um seinen Körper zu trainieren.  Erst waren es seine Haare gewesen. Er ließ sie wachsen und zog sie ein, so wie er es für schön empfand. Sein Vater hatte ihn nie gefragt, warum er nie zum Friseur gehen mußte. Er hatten auch nie gesehen, daß er mal an den Armen und Beinen Haare hatte, und ein andermal nicht. Dazu hatte er zu viel Arbeit. Dann kam der nächste Schritt, der ihn schon viel mehr Konzentration abverlangte. Es waren die  Hüften und Schenkel gewesen, die er verändern konnte. Komprimieren und ausdehnen, so wie er es wollte. Danach kam der Oberkörper dran. Das Skelett war das schwierigste dabei, und verlangte ihm viel Schweiß ab. Doch letztendlich gelang es ihm auch seinen Brustkorb kleiner zu machen und die angestauten Reserven in hübsche Brüste zu lenken.  Danach war das Gesicht eigentlich schon eine Kleinigkeit gewesen. Augenbrauen, Nase, Wangenknochen, Lippen, Kinn, all das war veränderbar. Sogar seine Augenfarbe konnte er beeinflussen.

           

Er hetzte weiter. Das Blut pochte in seinen Schläfen und das dauernde laufen schien ihm die Fähigkeit des Sehens zu nehmen. Vielleicht war es auch einfach der Sauerstoffüberschuß welcher sein Blut füllte. ‚Du darfst jetzt nicht umfallen‘, sagte er zu sich selbst. ‚Sie dürfen dich nicht kriegen, sonst ist alles aus. ‘ Wieder stolperte er über einen Ast, zerriß sich die Strümpfe, kam wieder auf die Beine und hetzte weiter. Gred hatte schon lange die Orientierung verloren. Er wußte nur mehr ungefähr den Weg zum Grenzfluß. Irgendwo mußte hier ein Unterstand sein. Wenn er ihn finden würde, wäre er fürs erste in Sicherheit. Doch er mußte seine Gedanken beschäftigen, damit er nicht vor Erschöpfung umfiel. Wo war er noch stehengeblieben, bei seinem Rückblick? ‚Ach ja‘, dachte er, ‚der Ball.‘

 

Dann war da dieser Abschlußball seiner Schwester. Er selbst war noch zwei Jahre zu jung, um auf den Abschlußball zu gehen. Er wartete geduldig bis seine Schwester außer Haus war und ging dann offiziell schlafen. Seine Eltern kontrollierte nicht mehr, ob er schlief oder nicht. Gred erinnerte sich noch genau, wie er in das Zimmer seiner Schwester schlich, in ihren Sachen wühlte und die Wäsche welche er sich schon im Geiste vorbereitet hatte aus ihren Kästen holte. Es war ein schlichtes und langes grünes Kleid gewesen, das er sich geholt hatte. Es paßte wunderschön zu seinen grünen Augen – wenn er sie umgefärbt hatte. Dazu die Unterwäsche, Strümpfe, einzig die Schuhe waren ein kleines Problem gewesen. Nicht daß er seine Füße nicht hätte komprimieren können, doch Ishi – seine Schwester – hatte so verdammt kleine Füße! Aber auch Gred wollte auf den Abschlußball, und wenn es nur für eine Stunde gewesen wäre. Also konzentrierte er sich, bis ihm der Schweiß von der Stirne lief. Komprimierte und dehnte Gewebe aus – erst das schwierige, nämlich den Oberkörper und das Gesicht, dann das leichtere die Hüften und Schenkel und schließlich ließ er noch Haare verschwinden und seine Kopfbehaarung wachsen bis er eine schöne Frisur mit halblangen Haaren zusammen hatte. Er schlüpfte in die Wäsche, zog sich das Kleid an und bemerkte, daß er seine Füße nicht wirklich in Ishis Schuhe zwängen konnte. Er versuchte sich weiter zu konzentrieren, doch all die Anstrengung half nichts. In dem Augenblick hörte er wie sein Vater die Treppe nach oben kam. Schnell stopfte er ein wenig Kleidung unter seine Decke, damit es aussah, als ob er schlafen würde und entwich durch das Fenster. Unten angekommen stellte er sich sicherheitshalber in den Schatten der Veranda und wurde eins mit der Dunkelheit. Gred wußte nicht, ob sein Vater ins Zimmer kam. Aber da er weder Licht sah, noch das Fenster geschlossen wurde, nahm er an, daß es nicht so war und machte sich auf zum Abschlußball.

Abschlußbälle gab es schon, seit dem seine Rasse auf dem Planeten ansässig war. Gred wußte nicht, woher diese Tradition kam, auch nicht warum es sie gab, doch wußte er, daß er sich dort ohne Probleme blicken lassen konnte, da diese Bälle von allen Schulen gemeinsam an einem Ort gefeiert wurden. Somit war er in relativer Sicherheit, was sein ‚Unbekannt sein‘ erleichterte. Er konnte bequem den Vertretern der einen Schule sagen, daß er von der anderen sei und umgekehrt. Von diesen Gedanken erfüllt kam er zur großen Halle in welcher schon fleißig die Musik spielte und das Gelächter der Leute zu ihm herausdrang.

Eigentlich war die große Halle nicht mehr als ein riesiger runder Unterstand, bei dem zwei Seiten feste Mauern hatten – eine Seite für die Bar, die andere für die Musik – und an den anderen konnte man, falls es Regen und Wind gab schwere, imprägnierte Vorhänge herunterlassen um die Gesellschaft davor zu schützen. Und durch eben solch einen schlüpfte Gred und mischte sich unter die Feiernden. Es war ein schöner Abend für Gred. Er tanzte und amüsierte sich. Vor allem aber, weil keiner der Anwesenden wußte wer er war, noch daß die ihn hier mit Stielaugen angaffenden jungen Männer wußten, daß er eigentlich einer von ihnen war. Nach zwei Stunden wurde ihm die Anstrengung allerdings zu viel und er entschuldigte sich, in dem er auf die Toilette ging, welche sich außerhalb der Halle befand.

Gred beeilte sich nach Hause zu kommen, was ihm schon ziemlich schwer fiel, da vor allem seine Füße schmerzten. Er zog die Schuhe aus, und ließ seine Füße wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Es erleichterte die Anstrengung den restlichen Körper zu behalten und verminderte den Schmerz. Gred wußte zu diesem Zeitpunkt nicht, daß ein heimlicher Verehrer sich gar nicht so weit von ihm im nahen Park hinter einem Baum versteckte. Doch er hatte Glück, daß die Beleuchtung hier nicht gut war, und es für den heimlichen Verehrer nur so aussah, als würde sich seine Angebetete die Schuhe ausziehen um dann, schneller als gedacht weiter zu laufen.

Zu Hause angekommen kletterte Gred das Verandadach hinauf und schlüpfte fast unbemerkt in sein Zimmer. Sicherheitshalber schloß er die Windläden, sowie die Tür, und konnte sich somit sicher sein, daß ihn niemand von außen beobachten noch schnell in sein Zimmer kommen konnte. Danach entledigte er sich seiner oder eigentlich Ishis Sachen und konnte endlich wieder in seinen Körper zurück. Es war eine Labsal für Gred, endlich wieder er selbst zu sein. Diese zwei Stunden hatten seinen Körper ganz schön beansprucht, und er war so müde, als hätte er den ganzen Nachmittag Holz geschlagen. Gred versteckte noch schnell die Sachen seiner Schwester in ihrem Zimmer, und legte sich dann schlafen.

Zwei Wochen später stand ein junger Mann vor dem Haus seiner Eltern und wollte mit der jungen Frau sprechen die hier wohnte. So sagte er zumindest. Als Ishi herunterkam meinte er, daß es nicht diese war, die er sprechen wollte, sondern ihre Schwester. Gred, der zufälligerweise aus der Küche kam, konnte sich noch genau an das verdutzte Gesicht seines Vaters erinnern.

„Ishi ist meine einzige Tochter, junger Mann“, sagte er und sein Tonfall verriet, daß er nicht nur die Wahrheit sagte, sondern auch keinen Widerspruch duldete.

Der junge Mann zog ab, doch nicht, ohne das Haus wieder und wieder zu beobachten. Er war ja auch nicht irgendwer, sondern der Sohn eines ehemaligen Spacemarines, und seinem Vater war es ein Vergnügen gewesen ihm viel beizubringen. Und so hatte Gred einen unverhofften Feind, der ihn eigentlich auf Händen tragen wollte, wäre er denn wirklich eine Frau gewesen.

 

 

‚Ach ja‘, dachte Gred wehmütig, während er sich eine kleine Pause gönnte, ‚die gute Anfangsphase, in der noch alles möglich war und ich keine großen Probleme hatte.‘ Gred blickte an sich hinunter. Das Kleid war noch in gutem Zustand, da würde das Hauptquartier nicht meckern, immerhin mußte er durch den Wald fliehen. Die Strümpfe waren hinüber, aber diese kleinen Posten würden nicht sehr ins Geld gehen. Vorausgesetzt er würde das Hauptquartier überhaupt erreichen. Die Schuhe hatte er schon einmal ausgezogen, da sich schöne Schuhe zwar zum Gehen und Tanzen eigneten, nicht aber um einen Dauerlauf im Wald zu machen. Wenn er nicht bald den Unterstand fand, wo er seine anderen Schuhe versteckt hatte, waren sie hinüber. Das würde dann ins Geld gehen, denn die mußte Gred selbst bezahlen. Er stolperte auf einen kleinen gepflasterten Weg, drehte sich nach links, hob sein Kleid hoch und rannte wieder los. Zwar waren seine Schritte weit zu hören, doch er kam besser voran als im tiefen Waldboden. Außerdem machte er keine Spuren.

 

Greds größtes Problem war es, daß er das Körperwandeln einfach nicht lassen konnte. In den Körper eines anderen zu schlüpfen wurde für ihn zum Zwang was oft dazu führte, daß er seinem Original beinahe begegnete. Es war Gred egal, ob er seinen Vater, seine Lehrer, oder den Nachbarn imitierte, denn nach dem Zwischenfall mit dem jungen Mann, wußte er, daß er ihn suchte und er mußte der Versuchung widerstehen, öffentlich als Frau aufzutreten.

Doch dann sah er eines Tages ein Plakat an einer der festen Wände der großen Halle prangen. Kygnie Melrose sollte hier auf diesen Außenposten der Welt kommen. Die Sängerin, welche er so verehrte, von der er so gerne gewußt hätte, wie sie lebte, und wie sie überhaupt wirklich war. So im richtigen Leben, ohne den ganzen Rummel um ihre Person, wenn man sie in den holographischen Übertragungen sah. Er mußte sie einfach sehen, mußte sie treffen, und mit ihr sprechen. Doch wie sollte sich ein knapp achtzehnjähriger Bursche, der nicht einmal genug gespart hatte um sich ein antikes Fahrrad zu leisten eine Eintrittskarte um gepfefferte 200 Galax leisten können? Die Antwort war schnell und einfach gefunden. Er mußte als Kygnie Melrose selbst hineinkommen. Von ihr würde man sicherlich keinen Ausweis, ganz zu schweigen von einer Eintrittskarte für ihr eigenes Konzert verlangen. Nein, sie würde man hofieren und sich tausendmal entschuldigen, daß man bei den Sicherheitsmaßnahmen so versagt hatte.

Der Tag rückte rasch näher, und Gred sah sich mit einem weiteren Problem konfrontiert. Er konnte zwar schon perfekt Kygnie Melroses Körper nachahmen, doch bei der Kleidung sah es schon ein wenig anders aus. Tarko war nur ein vorgeschobener Außenposten, weitab von den großen Handelsrouten zwischen den Sternen. Hier konnte man nicht so einfach in eine Laden gehen sich ein Kleid kaufen, das noch dazu vom Stil Kygnie Melroses gewesen wäre, oder sich den Stoff dafür besorgen und sich das Kleid nach Vorlagen aus den Datenträgern selber schneidern.

Warum mußte Gred gerade auf diesem verflucht öden Planeten sein Dasein fristen unter dieser trüben hellvioletten Sonne. Hier gab es nichts, außer Ackerbau und Viehzucht, und die – selbst für hartgesottene Spacemarines gewöhnungsbedürftige – Stille. Hier rührte sich nichts, keine Luft, kein Wasser. Es gab keinen Wind und keine Gezeiten, so daß man in der freien Natur von der Stille fast erdrückt wurde. Einzig das rauschen und blubbern der Bäche konnte man hören und – wenn man nah genug war die Unruhe in den Siedlungen.

Gred hatte Kygnie Melroses Leben gut studiert, und so wußte er, daß sie jedesmal auf den Planeten inkognito Ausflüge machte. Fernab von den jubelnden Fans und den Hundertschaften von Sicherheitsleuten und ihrem ganzen Team. Sie sagte, daß sie dies bräuchte um sich selbst zu finden und den besten Kontakt zu ihrem Publikum herstellen zu können. Darauf vertraute Gred und er sollte von seinem Vorbild nicht enttäuscht werden.

Er sah das Raumschiff schon lange bevor es wirklich sichtbar wurde. Greds Teleskop war etwas, daß sich sein Vater noch aus dem alten Kolonieschiff geholt hatte, bevor es komplett ausgeschlachtet gewesen war. Während das Kolonieschiff ein plumper Kahn von zweckmäßiger Übergröße und häßlichem Äußerem gewesen war, glich dieses Schiff eher einer leichtflügeligen und grazilen Schönheit die durch die Kälte des Universums huschte.

Der Raumhafen lag außerhalb der Siedlung, welche sich großspurig Hauptstadt nannte. Das konnte diese Ansammlung von Häusern und Hütten aber auch nur deshalb, weil es zum einen den Raumhafen und zum anderen die meisten Häuser und Hütten auf einen Fleck vereinen konnte. Auf anderen Planeten hätte es noch nicht einmal zur Bezeichnung Dorf gereicht, aber hier war man auf Tarko und das machte es Gred leicht die hektische Betriebsamkeit zu beobachten, welche sich nach der Landung um das Schiff und die große Halle entfaltete. Es fiel ihm auch der kleine Gleiter auf, welcher sich – fast unbemerkt – von dem schlanken Schiff in entgegengesetzter Richtung davon machte. Das war seine Chance an Kygnie Melrose heranzukommen.

So schnell er konnte seilte er sich mit seinen vorbereiteten Sachen seiner Schwester ab, und machte sich auf den Weg zum Raumhafen. Als er unten an der Veranda angekommen war, schulterte er den Seesack, in dem er die Sachen untergebracht hatte und schlich sich davon. Er war einer der Einheimischen, und so würde ihn keiner etwas fragen, oder aufhalten. In der nähe des Raumhafens gab es ein kleines Wäldchen, welches Gred ideal fand um sich umzuziehen. Hier konnte er getrost seine Gestalt wandeln und die Kleider tauschen. Das normale Bühnenpersonal hatte sicherlich keine Ahnung in welcher Kleidung und wohin sich Kygnie Melrose verzogen hatte um sich selbst zu finden.

 

Jedoch sagt Murphys Gesetz voraus, daß etwas schief geht, wenn etwas schief gehen kann. Und jeder noch so gute Plan, so wasserdicht er auch sein mochte, hatte immer irgendwo eine Möglichkeit schiefzugehen, und sei es über zehn Ecken. So war es damals gelaufen und so lief es momentan auch gerade. Während er über den kleinen gepflasterten Weg lief und die Absätze seiner Schuhe ein gut hörbares „Tock, tock, tock!“ in den Wald riefen kamen seine Verfolger aus diesem und fragten sich wohin diese Frau wohl gelaufen sein könnte. Es war ein Glück für Gred, daß Murphys Gesetz diesmal bei seinen Verfolgern zuschlug, und sie in die falsche Richtung liefen. Doch damals, damals hatte alles wirklich angefangen für ihn in die falsche Richtung zu laufen. Obwohl sich Gred die ganzen Wochen zuvor gut vorbereitet hatte. Er hatte einen minutiösen Zeitplan aufgestellt, bei dem nichts schiefgehen konnte; eigentlich aber nur „nicht durfte“.

 

Doch es kam so, daß Leremo, der junge Mann welcher sich auf dem Abschlußball in Greds weibliches Ich verliebt hatte, noch immer auf seine Chance wartete der jungen Frau wieder zu begegnen. Und er war sich absolut sicher, daß man sie im Haus versteckte und sie sich nur aus dem Haus wagen konnte, wenn es dieser hochgeschossene Junge erlaubte. Wie das sein könnte, war ihm selbst nicht klar, doch aufgeben wollte Leremo nicht. Leremo war wieder einmal – ganz zufällig – in der Nähe des Hauses, als er einen Schatten bemerkte, der die Veranda herunterglitt. Er war sich sofort sicher, daß es sich nur um dieses unbekannte Mädchen handeln konnte, welches er auf dem Abschlußball gesehen hatte. Ohne daß Gred es ahnte, folgte Leremo ihm in sicherem Abstand. Im kleinen Wäldchen, welches nahe dem Raumhafen lag angekommen, verlor er jedoch wieder die Spur und mußte lange herumirren, bis er ein Knacken im Unterholz vernahm, welches ihn wieder auf die Spur brachte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch, war Gred bereits in die Rolle der Kygnie Melrose geschlüpft und sah ihr zum Verwechseln ähnlich – wenn sie solche Kleider gehabt hätte. Doch auch die Wache wußte nicht, welche Kleider Kygnie Melrose anhatte, da sie ja mit einem Gleiter verschwunden war, und so ließ er Gred – alleine bei seinem Anblick – passieren.

Gred wunderte sich nicht mehr, er war mittlerweile fast perfekt geworden im Körperwechseln. Doch als er in dem Raumschiff verschwand und in die Nähe der privaten Kabinen von Kygnie Melrose kam, baute sich hinter ihm ein Kraftfeld auf, welches ihn am Verlassen des Schiffes hindern sollte. Gleichzeitig ging ein codierter Strahl zum Shuttle von Kygnie Melrose, die sich gar nicht so weit entfernt aufhielt, als die Einwohner von Tarko dies glaubten. All dies geschah jedoch, ohne daß Gred irgendetwas davon wahrnahm. Erst als ihm bewaffnete Posten entgegenkamen, die ihn freundlich aufforderten das geplante Programm für den abendlichen Auftritt durchzugehen, wurde Gred hellhörig. Doch er konnte nichts tun. Die Posten begleiteten ihn zu Kygnie Melroses Quartieren, ließen ihn eintreten und verschlossen hinter ihm das Schott. Gred versuchte zwar das Schott wieder zu öffnen, doch er wußte von vorhinein, daß dies ein sinnlose Unterfangen sein würde.

Leremo jedoch sah nur mehr eine, ihm unbekannte, Gestalt durch den lichten Wald zum Raumhafen laufen und folgte ihr nicht mehr. Er wollte ja seine unbekannte Liebe finden, die sich hier auch noch im Wald verstecken mußte. Doch das einzige was Leremo finden konnte war ein fein säuberlich verstecktes Häufchen Kleidung, das in einem wasserdichten Sack unter Kleinholz und Laub versteckt war. Er wußte sofort, daß es sich um die Kleider von seiner Liebsten handelte und daß diese unbekannte Frau, welche er gesehen hatte damit zu tun haben mußte. Er nahm sie mit und eilte nach Hause.

 

            Kygnie Melrose bekam den Funkspruch über die abgesicherte Leitung, als sie gerade dabei war die frische Bergluft in den nahen Höhenzügen zu genießen.  Schon alleine bei den ersten Worten der Berichterstattung war ihr klar, daß sie sofort handeln mußte. Sie verschob das Genießen der Bergluft und startete sofort wieder zurück zum Raumhafen.

„Wo haben sie sie gefunden?“ fragte Kygnie Melrose den diensthabenden Offizier, als sie wieder in ihrem Transportschiff einlangte.

„Im Schiff direkt. Die Neurosensoren haben angesprochen, ganz wie sie es erwartet haben. Wir haben sie in ihrem Quartier untergebracht.“

„Gut, laßt mich alleine mit ihr sprechen, und behaltet zwei Posten vor der Tür, für den Fall daß sie handgreiflich wird. In dem Fall allerdings nur die Paralysatoren einsetzen.“

„Zu Befehl.“

Als das Schott leise zischend zurückglitt konnte Kygnie Melrose – die echte – kaum ihre Verwunderung verbergen. Ihr gegenüber saß – sie selbst. Eine bis auf das kleinste Detail perfekte Kopie von ihr.

„Schön“, sagte sie ruhig, „geben wir die Maskerade auf. Wir sind hier alleine, es gibt keine offiziellen oder versteckten Kameras, so daß niemand wissen wird, wer du wirklich bist. Damit du auch mir trauen kannst, werde auch ich meine wirkliche Form annehmen.“

Als kurze Zeit später eine Frau mittleren Alters mit graumelierten Haaren und traurigen Augen vor Gred saß, konnte dieser seine Verwunderung nicht zurückhalten.

„Aber…“, stammelte er.

„Ja, ich weiß“, antwortete die Frau mit ruhiger Altstimme, „Jetzt bist du dran, deinen Teil der Abmachung einzuhalten.“

„Ich habe keine Abmachung mit ihnen getroffen“, versuchte Gred trotzig zu reagieren.

„Doch, das hast du, in dem du mein Schiff betreten hast, hast du die Gesetze die auf diesem Schiff herrschen akzeptiert. Sei froh, daß ich milde Gesetze gegenüber Körperwandlern habe und ich dich persönlich kennenlernen wollte. Genausogut hätte ich das Recht gehabt, dich als Eindringling den örtlichen Behörden zu übergeben. Wenn du möchtest, kannst du wählen.“

Da er ja eigentlich keine Wahl hatte, fügte sich Gred seinem Schicksal und ein junger Mann saß bald einer reifen Frau gegenüber.

„Wie heißt du?“ fragte sie.

„Gred.“

„Gred. Und wie weiter?“

„Townsend.“

„Du scheinst nicht gerade mitteilsam zu sein, Gred Townsend. Wahrscheinlich kommt es daher, daß du geglaubt hast der einzige zu sein, der seinen Körper wandeln kann. Wie du siehst, bist du nicht alleine dabei. Und wie ich gesehen habe, bist du gut. Besser, als ich jemals einen Körperwandler gesehen habe.“

„Dann gibt es noch mehr, außer sie und mich?“

„Natürlich. Außer, du glaubst auch, daß wir alleine sind im Universum.“

Gred wurde rot.

„Du hast mich heute zwei Mal in Erstaunen versetzt, Gred. Zum einen, weil bisher noch niemand die Courage gehabt hatte, mich zu kopieren, zum zweiten, weil du der erste Mann bist, dem es gelingt eine Frau zu werden. Wie genau sind deine Veränderungen? Kannst du alle Details imitieren?“

„Ja, zumindest äußerlich.“ Er klang ein wenig peinlich berührt.

„Interessant. Diese Fähigkeit hatte bisher noch niemand. Es braucht dir nicht peinlich sein. Du bist noch jung, und hast noch einiges zu lernen. Ich würde dich gerne anwerben, falls du Interesse haben solltest, diesen Planeten zu verlassen.“

Mit so etwas hatte Gred wirklich nicht gerechnet. Aber es schien der Tag der Überraschungen zu sein.

 

            Leremo kam außer Atem nach Hause. Sein Vater war gerade im Keller, wo er seine Sammlung an gestohlenen Waffen hatte, nahm ein schweres Lasergewehr auseinander und baute es schnell wieder zusammen.

„Damit ich für den Ernstfall nicht aus der Übung komme“, sagte er immer zu Leremo, der diese Kunst auch von seinem Vater hatte lernen müssen. Leremo allerdings interessierte sich nicht für Waffen oder für das töten von Menschen. Er war an Kunst und dort vor allem an der Malerei interessiert.

„Vater“, rief Leremo als er die Treppe in den Keller hinunterging, „ich glaube es ist ein Verbrechen begangen worden.“

„Achtunddreißig, neununddreißig, vierzig!“ zählte Leremos Vater erst fertig und bei vierzig schob er die letzten Teile des Lasergewehres zusammen. „Das ist gar nicht schlecht. Wäre Zeit für dich, auch einmal unter eine Minute zu kommen!“ fügte er in strengem Tonfall hinzu. „Ein Verbrechen, sagst du“, murmelte er. „Hast du nur eine Vermutung, oder auch Beweise.“

„Erst einmal Fragen.“

„Stelle sie.“

„Gibt es eine Waffe, die einen Menschen vollständig auflösen kann? Ohne Überreste?“

„Überreste gibt es immer. Metall und Knöpfe von der Kleidung, Brücken, Zahnfüllungen. Alles was nicht organisch ist, würde bei so einer Waffe übrigbleiben.“

„Also gibt es so eine Waffe.“ Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.

„Ja. Der Vertexdestruktor Mark III. War kurze Zeit auch für die Space Marines bestimmt, und wurde auch ausgeliefert. Leider ist diese schöne Waffe beim zweiten Intergalaktischen Konzil auf die Liste der verbotenen Waffen gesetzt worden, und wir mußten sie wieder abgeben. Zumindest, die die noch da waren.“

„Du meinst, es sind welche verschwunden?“

„Offiziell waren sie nicht mehr brauchbar, mehr brauchst du nicht zu wissen.“

„Wenn man aber einen Menschen zwingt sich auszuziehen, was würde dann noch übrigbleiben?“

„Kommt drauf an. Wenn er Füllungen und Brücken hat, genagelte Knochen, oder eine Platte im Schädel, bleibt das übrig. Wenn es jemand ist, der gesund ist, und keine, sagen wir mal, wilde Zeit hatte, dann kann man ihn damit verschwinden lassen. Nur noch die Kleidung entsorgen, und das war’s.“

„Dann muß ich von einem Verbrechen ausgehen.“

Leremos Vater deutete auf einen Stuhl gegenüber und sagte: „Erzähl mir, was du weißt.“

 

            „Und wie soll ich das machen?“ fragte Gred baff. „Ich kann doch nicht zu meinem Vater gehen, ihm sagen, ‚Hey Paps, stell dir vor, ich habe Kygnie Melrose kennengelernt und sie will, daß ich für sie arbeite. ‘ Klingt wohl ein wenig an den Haaren herbeigezogen, oder?“

„Da hast du wohl recht. Ich werde mir etwas einfallen lassen, um dich loszukriegen, falls du einverstanden bist.“

„Na ich weiß nicht. Ich würde natürlich schon gerne mitkommen, aber …“

„Überlege es dir. Hier“, sie Kygnie Melrose drehte sich um, langte in ihre Tasche und als sie sich umdrehte war sie wieder die Kygnie Melrose die jeder kannte, „hast du Karten für die VIP Lounge. Ich erwarte dich zum Konzert. Danach sprechen wir. Du hast sie bei einer Tombola gewonnen, falls dein Vater fragen sollte.“

Gred war sprachlos.

„Ich werde dich nun hinbringen, wohin du willst. Unser Gespräch hat nie stattgefunden und ich habe dich noch nie gesehen. Hast du das verstanden?“

„Ja, jedes Wort.“

Der Gleiter landete außerhalb der Siedlung, wo kein Mensch zu sehen war, und setzte Gred ab. Man hatte ihm noch Kleidung geliehen, die seiner ähnlich sah, da es zu riskant war, ihn durch den gesicherten Eingang gehen zu lassen. Gred lief so schnell und so unauffällig er konnte, nach Hause. Sein Vater und seine Schwester waren nicht da, so daß er unauffällig seine Sachen wechseln konnte und die Sachen seiner Schwester wieder an ihren Platz gab.

 

            Gred kam zu einer Lichtung im Wald. Endlich kannte er sich wieder aus und wußte wohin er laufen mußte. Seine Verfolger hingegen kamen auch schön langsam dahinter, daß sie in die falsche Richtung gelaufen waren. Sie diskutierten darüber, ob sie die Verfolgung aufgeben, das ganze Stück, welches sie in die falsche Richtung gelaufen waren zurücklaufen, oder eine Abkürzung durch den Wald nehmen sollten. Die Möglichkeit durch den Wald zu laufen war auch für Greds Verfolger nicht so angenehm, da auch sie immer wieder die Orientierung verloren. Also gewann nach einigem Hin und Her die Version mit dem Weg auch wenn sich dadurch Greds Vorsprung verdoppeln würde. Gred hatte mittlerweile den getarnten Unterstand erreicht und konnte mit großem Aufatmen seine Schuhe wechseln. Die anderen Schuhe machten auch keinen Lärm mehr, da sie weiche Sohlen hatten und man damit fast lautlos laufen konnte.

 

            Als sein Vater endlich nach Hause kam, sah im Gred sofort an, daß er keine gute Laune hatte. „Was ist los?“ fragte ihn Gred.

„Angeblich hat es hier einen Mord gegeben“, murmelte Greds Vater.

„Was!“ Gred war entsetzt.

„Newman hat uns zusammengerufen, während du weg warst. Sein Sohn Leremo hat scheinbar einen Mord beobachtet.“

„Leremo?“ Gred ahnte, woher der Wind jetzt blies. „Aber, der spinnt doch, Paps. Kannst du dich noch erinnern, als er hier ankam und behauptete, daß ich eine zweite Schwester hätte?“

„Ja, nur allzugut. Und genau diese soll eine andere Frau umgebracht haben. Keine von unserer Siedlung. Eine zierliche Blondine soll es gewesen sein. Sieht angeblich unserem Besuch von außen ähnlich. Zumindest von hinten, so wie Leremo es erzählt hatte. Wenn du mich fragst, ist das alles Spinnerei. Vor allem weil dieser Wirrkopf erzählt, daß ich eine zweite Tochter hätte. Wenn er seinem eigenen Vater Flausen in den Kopf setzt, ist es schon schlimm genug, aber unsere Familie da mit hineinziehen ist unverschämt.“

„Was sollen wir dagegen tun?“

„Wir können nichts dagegen tun, Junge. Newman hat fast die ganze Stadt hinter sich. Sie wollen das Konzert heute zum Sturm auf das Schiff benutzen. Verrückt, wenn du mich fragst. Was sollen unsere paar Lähmstrahler gegen die Besatzung eines Schiffes ausrichten. Die haben doch sicher auch Waffen. Ich glaube kaum, daß so ein Superstar aus der Republik ohne Bodyguards herumfliegt.“

Gred war geschockt. Er mußte etwas unternehmen, doch was? Er konnte nicht noch einmal riskieren, daß Leremo ihn beobachtete und Kygnie Melrose konnte er auch nicht so einfach über Richtfunk kontaktieren, weil Newman die Anlage kontrollierte. Überhaupt war dieser Newman mehr ein Stadtyrann, als ein Sicherheitschef. Er hatte überall seine Finger drin. Versuchte alles und jeden zu überwachen und ließ keine Gelegenheit ungenutzt seine Mikrokameras anzubringen. Greds Vater und einige andere hatten sich zur Wehr gesetzt, indem sie mit eigens konstruierten Geräten diese Kameras aufspürten, zerstörten und diese Newman vor die Tür warfen. Das ging eine Weile hin und her, bis Newman keine Ersatzteile mehr hatte, und dann wurden die Kameras immer weniger in der Stadt, weil immer mehr Bürger sich in ihrer Persönlichkeit eingeschränkt gefühlt hatten. Newman war zwar stinksauer gewesen, konnte aber nichts tun. „Ihr werdet schon sehen, was ihr von eurer dämlichen Privatsphäre habt“, hatte er damals auf der Versammlung gerufen. „Ich kann euch versichern, daß ihr es noch bereuen werdet meine Überwachungseinheiten zerstört zu haben. Die Stadt ist jetzt jedem schutzlos ausgeliefert!“

Einige Bürger hatte er zwar noch immer auf seiner Seite, doch der Großteil der Bevölkerung war gegen eine flächendeckende Überwachung der Siedlung. So wurden nur der Raumhafen und die am Rande stehenden Gebäude von ihm überwacht. Es waren aber nicht mehr genügend Kameras vorhanden, um alles nahtlos zu überwachen, also entschied man sich für die beste Überwachung der Gebäude am Siedlungsrand und eine akzeptable Überwachung des Raumhafens. Dort gab es dann zwar ein paar Lücken, durch die man schlüpfen konnte, doch diese wurden nur dem Siedlungskomitee bekanntgegeben. Da Greds Vater diesem angehörte und Gred ein neugieriger Junge war, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Gred diese Lücken kannte und sie zur gegebenen Zeit – nämlich an diesem Nachmittag – nutzte. So war er ungesehen in den Raumhafen und zu Kygnie Melroses Schiff gekommen. Ob das am Abend auch noch funktionierte, war eher ungewiß.

„Meinst du, daß sie während des Konzertes angreifen werden?“

„Nein, dazu sind sie zum einen zu wenige, und zum anderen, sollen die jungen Leute doch nicht sehen, wie ihr Lieblingsstar gefangengenommen wird.“ „Du willst doch wohl nicht dorthin, oder?“ fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

„Eigentlich schon.  Ich habe heute eine VIP Karte gewonnen, so kann ich mir den Eintritt sparen und bin in einer sicheren Kabine mit tollem Ausblick auf die Bühne.“

„Du solltest aber sehen, daß du bei den ersten bist, die herauskommen, das mußt du mir versprechen. Und kein Wort über das, was ich dir gesagt habe, zu irgendwem.“

„Versprochen, Dad, und danke.“

Lange bevor der offizielle Einlaß zum Konzert stattfand, durften die VIPs schon das Gelände betreten. Gred versuchte sich genau einzuprägen, wo die Wachen plaziert waren. Diese Informationen durften bei Beginn der Razzia für die Sicherheitsleute von Kygnie Melrose nützlich sein. Kaum hatte Gred das Gelände betreten, versuchte er zum Schiff zu gelangen, wurde aber von einer Wache aufgehalten.

„Ich habe Informationen über eine geplante Razzia, heute abend“, sagte er. „Bitte lassen Sie mich mit Ihrem Sicherheitschef sprechen.“

„Du bist doch der Neue, von heute nachmittag, oder?“

„Ja, warum?“

„Dann warte einen Moment, ich muß erst die Zentrale fragen, ob du schon hinein darfst.“

„Sagen sie der Zentrale auch, daß unser Sicherheitschef nach dem Konzert einen Angriff gegen ihr Schiff starten und Kygnie Melrose gefangen nehmen möchte. Angebliche Anklage: Mord.“

 

Gred lief mit den kaputten Stöckelschuhen in der Hand in Richtung Grenzflüßchen. Wenn er dieses überquert hatte, dann konnte er schon fast sagen, daß er in Sicherheit war. Er konnte das Wasser schon hören. Nur mehr die lichte Au durchqueren, dann wäre er angekommen. Gred atmete auf,  und fiel in einen leichteren Schritt, als er die Au in sein Blickfeld kommen sah.

Seine Verfolger hatten inzwischen das Glück wiedergefunden, welches sich in einem Transporter mit offener Pritsche offenbarte. Mit diesem holten sie schnell auf.

 

Der Wachtposten gab die Information sofort per Schiffs – InterCom durch und Gred wurde von einem weiteren Posten in die Sicherheitszentrale des Schiffes gelotst.

„Woher hast du die Informationen?“

„Von meinem Vater, der war auf der Versammlung.“

„Wieviele Leute werden angreifen?“

„Keine Ahnung.“

„Welche Waffen haben sie?“

„Lähmstrahler, aber Newman war bei den Space Marines. Keine Ahnung, was er alles beiseite schaffen konnte.“

„Shipko“, wandte sich der befragende Posten an einen anderen der am Computer saß, „log dich mal in die Datenbank der Space Marines ein, und such nach einem Newman. Pensioniert, entlassen oder Dienstende, letzte Adresse hier auf Tarko.“

„Bin schon dran Skipper, aber das wird ein wenig dauern. Newman gibt’s wie feinen Sternenstaub im All.“

Die Minuten zogen sich dahin und Gred war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob die Konzerttournee wirklich der Grund für Kygnie Melroses herumreisen war. Endlich meldete sich Shipko wieder.

„Treffer Skipper. Newman Tamino Ray Quentin. Hat den regulären Dienst bei den Space Marines beendet, bekam wegen seinem harten Einsatz in den Separatistengebieten um Tamok III die silberne Tapferkeitsmedaille verliehen. Abgerüstet als Hauptmann der Reserve.“

„Tamok III? Das sagt mir was. Nachsehen, was es mit Tamok III auf sich hatte.“

„Tamok III war ein rohstoffreicher Planet, der sich durch ein dauerfrühlingshaftes Wetter einen Namen gemacht hatte. Die Bevölkerung war, vor dem Angriff der Space Marines, auf einem sehr guten Niveau, sehr gesund und Besuch von außen aufgeschlossen und hilfreich. Die Separatisten haben sich den Planeten allerdings als Unterschlupf ausgewählt und als die Space Marines das herausgefunden hatten, hat man den Planeten abgeriegelt, ein zweistündiges Dauerbombardement von den Zerstörern auf die Oberfläche prasseln lassen, danach kam der Einsatz der Fußtruppen, da man – angeblich – nicht den gesamten Planeten zerstören wollte. Bei diesem Einsatz kamen auch die, nachher verbotene Waffe, Vertexdestruktor Mark III von den Bodentruppen zum Einsatz. Das Brutale Vorgehen der Space Marines, führte für die Space Marines beinahe zu deren Auflösung. Die Space Marines haben, nach Zeugenaussage unseres damals dort stationierten Botschafters Quimlin, keinen Unterschied machten zwischen Einheimischen, Eingereisten, Frauen, Kindern und Alten sowie Botschaftsangehörigen, gemacht und alles niedergeschossen, was sich nicht absolut still auf den Boden gelegt hat. Die eingesetzte Waffe Vertexdestruktor Mark III, hinterließ keine Überreste der getöteten Personen, so daß eine DNS Bestimmung oder Obduktion nicht stattfinden konnte. Dadurch konnten sich die Space Marines auch herausreden, daß die meisten durch das Bombardement gestorben seien.

Botschafter Quimlin ist auf der Heimreise mit seinem Schiff in einen Meteoritenschwarm gekommen, der sein Schiff so stark beschädigt hat, daß es erst nach einem halben Jahr gefunden wurde. Der Botschafter, welcher auf Tamrok III seine Frau und seine Kinder verloren hatte, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben.

Der Planet Tamrok III hat seit diesem Angriff eine aktive Vulkanische Tätigkeit entwickelt, und die Luftverschmutzung ist an die Grenze des Lebensunerträglichen hinaufgegangen.“

„Sieh an, sieh an, dann haben wir also wieder einen aufgespürt, der an einem Massaker teilgenommen hat“, stellte der Skipper mit einem Lächeln auf seinem Gesicht fest. „Haben wir noch etwas in der Datenbank über den Vertexdestruktor Mark III? Irgendwelche Abwehrwaffen, Schilde die man verwenden sollte?“

„Abwehrschilde deren Polarität sich alle drei Mikrosekunden ändert sind die einzigen, die sich als Wirksam erwiesen haben. Durch die schnellen Änderungen in der Polarität kam es manchmal zu einer Überladung der Waffe.“

„Somit hat der Hund seinen Herrn gebissen. Sehr schön. Die Technik soll sich anstrengen die tragbaren Schirme, den Hauptschirm des Schiffes sowie den der Bühne zu modifizieren. Geben sie alles Notwendige den Technikern durch. Und dir, Junge“, wandte er sich an Gred, „darf ich schon mal im Namen aller Getöteten danken. Wenn ich mich nicht irre, ist dieser Newman einer von ganz oben auf unserer Liste.“

 

            Gred war schon beinahe bei dem lichten Auwald angekommen, da hörte er von Ferne das leichte Rumpeln des Transporters. In der absoluten Stille Tarkos war ihm sofort klar was es bedeutete und, daß er, mit seinem leuchtend roten Ballkleid auf der Lichtung, auffiel wie die Mitte einer Zielscheibe. Also hetzte er weiter, und versuchte im Auwald unterzutauchen. Währenddessen hatten ihn seine Verfolger natürlich schon ausgemacht, doch mußten sie erst die Lichtung überqueren, welche Gred bereits hinter sich hatte. Und Gred wußte daß diese Lichtung auch ihre Tücken hatte. Denn nicht alles Grün auf Tarko war auch so harmlos, wie es schien.

Als Gred noch ein Junge, und viel alleine unterwegs war, hatte er viel über die Fauna Tarkos gelernt. So hatte er zum Beispiel den Riesenschlangenmorgentau beobachten können wie er seine Beute fing. Dieses Gewächs war oft auf Grünflächen in der Nähe von Gewässern anzutreffen, und sah im gesättigten Zustand aus wie ein großer Farn. Im hungrigen Zustand war diese Pflanze über zehn Meter im Durchmesser, wobei ihre langen Tentakel aussahen wie kleine saftige Farnsprößlinge. Ein unbedarftes Tier, welches mit einem Fuß an so einem Fransprößling ankam, war sehr schnell gefesselt, und der, schnell austretende, Verdauungssaft der Pflanze hielt erbarmungslos das Opfer fest, bis es vollständig von der Pflanze aufgenommen war.

Und auf dieser Lichtung waren einige dieser heimtückischen Pflanzen heimisch.

 

            Gred genoß sichtlich das Konzert, und die Stimmung die sich während des Konzertes vor der Tribüne ausbreitete. Daß die Techniker von der Raumschiffsicherheit währen der ganzen Zeit auf Hochtouren arbeiteten merkte keiner, auch nicht die vor dem Schiff in Stellung gegangenen Stadtposten. Kygnie Melrose gab ihr bestes und das ganz. Das Publikum sprühte vor Begeisterung beinahe über, doch nach drei Zugaben war auch für Kygnie Melrose Schluß. Völlig erschöpft ging sie ins Innere des Schiffes um sich auszuruhen. Ihre Sicherheitsabteilung hatte sie auf einen möglichen bevorstehenden Kampf informiert. Dadurch konnte sie schon alle nötigen Befehle vor dem Konzert geben und sich ruhig zurückziehen. Gred wurde nach dem Konzert über einen versteckten Laufweg ins Schiffsinnere gebracht.

Der Platz vor der Bühne leerte sich langsam, da viele der Fans noch ein Ständchen für Kygnie Melrose brachten. Doch spät in der Nacht stand das Schiff einsam auf dem Raumhafen und reckte seine vermeintlich schlafende Silhouette in den dunklen Himmel Tarkos. Mitternacht war schon vorbei, als der Angriff auf das Schiff begann. Newman hatte seine Leute auf den Dächern des Raumhafens postiert, welcher das Schiff wie ein riesiger Ring umschloß. Darin untergebracht waren die einzelnen Start – und Landebuchten, die den Ring des Raumhafens in kleinere Einzelsektionen unterteilten. Newmans Helfer waren sowohl mit gewöhnlichen Lähmstrahlern, als auch mit Waffen der Marke Vertexdestruktor Mark III ausgestattet. Doch letzere waren nur sechs, denn mehr hatte Newman damals nicht auf die Seite schaffen können.

„Aber mit sechs von diesen Dingern können wir das Schiff von allem Unrat säubern, und morgen gehört das Ding uns, und keiner wird noch Fragen stellen“, sagte er bei der Waffenausgabe.

Als die Posten auf Position waren, ging auch schon der Schußwechsel los. Die anfängliche Freude über die ersten, von Lähmstrahlen erfaßten Wachen hielt sich jedoch nur so lange, bis die vermeintlich leichte Beute zurückzuschießen begann. Das schlanke Schiff hatte jedoch die eindeutig bessere Position, als die auf den Dächern plazierten Angreifer. Die Paralysatoren der Schiffswache setzten einen Angreifer nach dem anderen außer Gefecht. Bis auf den Dächern Ruhe herrschte, und der Angriff der sechs mit Vertexdestruktor Mark III und Körperschilden ausgestatteten Männern begann. Diesmal war das Feuergefecht heftiger, doch die Waffen der Angreifer richteten keinen Schaden an. Newman war ein wenig verwundert, denn nach seinem Wissen gab es keinen wirksamen Schutz gegen die Strahlen. Dennoch befahl er das weitere Vorrücken. Als der erste Angreifer den gezielten Schüssen des Schiffspersonals zum Opfer fiel, wandte sich jedoch die Zuversicht Newmans in blankes Entsetzen.

„Rückzug!“ brüllte er in den allgemeinen Tumult, als sich noch weitere Verteidiger die in den Tribünen der VIPs untergebracht waren dem Schußwechsel anschlossen und die Gruppe von hinten unter Feuer nahm. Die nächsten zwei fielen, als der Trupp versuchte durch die Tore der Landebucht zu entkommen. Newman blieb nichts anderes übrig, als sein Heil in der Flucht zu suchen. Nach Hause konnte er nicht, da würde man als erstes suchen, das wußte er. Notgedrungen schlug er sich in den Blackstone-Wald der der Siedlung am nächsten lag und es, durch seine Vegetation, den Verfolgern schwer machen würde ihre Spuren aufzufinden. Doch die Schiffsbesatzung dachte momentan gar nicht an eine Verfolgung. Sie sammelte die schlafenden und gefallenen Angreifer ein, umgab sie und die Landebucht mit einem Fesselfeld und begab sich zur Ruhe.

Am nächsten Tag war fast die gesamte Stadt auf den Beinen und wollte in die Landebucht des Schiffes eindringen. Das Fesselfeld konnte dies zwar verhindern, nicht allerdings den Zorn der Bewohner, die eigentlich nur ihre Leute wiederhaben wollten. Auch Greds Vater war dabei, doch nur, um zu wissen, wie es seinem Sohn ging.

Gred entdeckte ihn auf einem der Monitore in der Überwachungszentrale als er dabei war Leute, die Newman geholfen haben konnten zu identifizieren.

„Laßt ihn herein. Er ist mein Vater, ich verbürge mich für ihn. Er kann für die anderen Leute sprechen.“

„Wie du willst, Junge“, sagte der Skipper. „Es ist dein Kragen.“ Über die externen Lautsprecher ließ er verkünden, daß Greds Vater als Sprecher für die Bewohner eintreten dürfe. Zwar war Bürgermeister Franklin nicht sonderlich begeistert, da das Raumschiff allerdings in der Position der Angegriffenen und die Stadt in der des Angreifers und das Schiff in der Bewaffnung klar überlegen war, konnte er sich nur fügen.

„Gehen sie rein, und machen sie denen klar, daß wir nichts mit der Sache zu tun hatten“, sagte er zu Greds Vater.

„Ich werde mein bestes versuchen, Bürgermeister. Aber versprechen kann ich nichts.“

Greds Vater wurde von den Sicherheitsbeamten in Empfang genommen und auf die Bühne des Vortages gebracht, wo ihn alle sehen konnten. Kygnie Melrose kam kurze Zeit später auf die Bühne um mit ihm zu sprechen. Sie schaltete die Lautsprecher an, damit auch alle Anwesenden sie und Greds Vater verstehen konnten.

„Sie sind also der Vater von Gred“, fing Kygnie Melrose die Unterhaltung an. „Waren sie auch bei diesem dummen Unternehmen dabei?“

„Nein, Miss. Ich bin nicht für Krieg und Krieg führen. Wenn sie Gred kennen, dann wissen sie, daß ich meine Kinder zu absoluten Pazifisten erzogen habe. Ich hasse Gewalt, und meine Kinder auch.“

„Hmm“, Kygnie Melrose dachte laut nach. „Ich habe Gred kennengelernt. Nun, er ist zweifelsohne ein sehr interessanter junger Mann, und ich habe mich entschlossen, ihn in meiner Mannschaft haben zu wollen.“

„Was?“ schrie Greds Vater erschrocken hoch. „Aber, er ist doch erst siebzehn!“

„Ich weiß“, antwortete sie kühl. „Das ist ja auch der Grund, warum ich sie um ihre Erlaubnis frage. Glauben sie, daß ich sonst bis heute gewartet, und ihre Stadt diesen dummen und unsinnigen Angriff auf mein Schiff machen lassen hätte?“

„Mit dem Angriff haben die meisten hier nichts zu tun. Das war einzig die Handschrift von Newman. Der sieht ja hinter jedem Baum die Gefahr der Galaxis. Die, die sie gefangen genommen haben, sind für ihn nichts mehr als dumme Bauernopfer, die sie ja wohl auch wirklich sind. Glauben sie sonst hätten sich ein wenig mehr als ein Dutzend Männer daran gemacht ein Schiff dieser Größe anzugreifen?“

„Newman setzte Waffen der Marke Vertexdestruktor Mark III ein. Verbotene Waffen; auf allen zivilisierten Planeten der Konföderation geächtet. Warum, frage ich sie, gab es hier welche?“

„Ich sagte ihnen ja. Newman ist ein Spinner. Dem muß irgendwas auf den Kopf gefallen sein, als er bei den Space Marines war. Da draußen steht Leremo, sein Sohn. Er hat wahrscheinlich auch was von der Dummheit seines Vaters abbekommen, als er gezeugt wurde. Wegen dem Lausebengel hat ja das ganze hier angefangen. Der Dummkopf hat letztes Jahr behauptet, daß ich eine zweite Tochter hätte, die ich vor der Öffentlichkeit versteckt halten würde. Gerade ich! Ich bin seit vier Jahren Witwer. Meine Frau ist kurz nachdem wir hierher gezogen waren gestorben. Jeder, der mit uns auf dem Siedlungsschiff war, weiß, daß ich nur eine Tochter und einen Sohn habe. Steht auch alles in den Schiffsakten und den Geburtsakten im Rathaus. Gred wurde hier als drittes Kind geboren, woher soll ich noch ein Kind haben, von dem das Rathaus nichts wie? Aber dieser Kerl hatte steif und fest behauptet, daß ich noch irgendwo eine Tochter versteckt hielte.  Und gestern Vormittag hat er seinen Vater angestiftet den Angriff auf ihr Schiff zu machen, indem er ihm erzählte, sie hätten einen Mord begangen. Mit einer von diesen Waffen, von denen sie erzählt haben. Dabei ist er der einzige, der Waffen und so einen Mist in seinem Keller lagert.“

„Ich darf sie beruhigen“, sagte Kygnie Melrose mit ihrer sanftesten Stimme. „Sie haben wirklich nur eine Tochter und einen Sohn. Letzterer hat allerdings gewisse Fähigkeiten, die ich gerne in meinem Team wissen würde. Deshalb frage ich sie nochmals, ob er in meiner Obhut bleiben darf. Zu ihrer und der Information ihres Stadtrates und der Sicherheitskräfte, die ich jetzt bitten möchte hereinzukommen, möchte ich ihnen folgendes zeigen.“ Sie kramte in ihrer Tasche und fischte einen Datenkristall, sowie ein dazugehöriges Lesegerät heraus. Nachdem der Bürgermeister mit den Stadträten und allen Sicherheitskräften durch das Kraftfeld gekommen waren wurden sie von den Sicherheitsbeamten des Schiffes zur Bühne gebracht. Kurze Zeit später wurde die Gruppe von einer irisierenden Kuppel eingeschlossen, so daß die Außenstehenden nicht sehen konnten was drinnen vor sich ging. Dann aktivierte Kygnie Melrose das Gerät und steckte den Kristall in die dafür vorgesehene Öffnung, und ein imposantes Hologramm kam zum Vorschein.

 

            Gred war schon fast im lichten Auwald verschwunden, als er den ersten seiner Verfolger aufschreien hörte. Er war unvorsichtig genug gewesen und hatte sich den Farnbüscheln des Riesenschlangenmorgentaus zu sehr genähert, ihn wahrscheinlich sogar berührt. Vegetation überlegt nicht lange, sondern handelt. Das Opfer hatte den Sensor berührt, die Pflanze wickelte sich blitzschnell um ihn, preßte ihm die Luft aus den Lungen, was sein entsetztes Schreien, in ein pfeifendes Wimmern verwandelte zu welchem sich das Knacken von Knochen gesellte, und beförderte ihn rasch ins Mageninnere.

„Verdammt, Leute!“ rief Newman, „Paßt auf, wo ihr hintretet! Dieses hinterlistige Gemüse ist überall!“

Damit geriet die Verfolgung ein weiteres Mal ins Stocken und Greds Vorsprung nahm wieder zu. Das Rauschen des Grenzflüßchens war jetzt sehr deutlich zu hören, und nach ein paar Metern hatte Gred ihn auch erreicht. Nur die Brücke, über welche er gekommen war, hing nur mehr teilweise darüber. Er mußte wohl oder übel durch das Wasser waten.

 

            Erst erschien das Wappen der Konföderation, danach das Abbild des Generalsekretärs. „Dies ist ein offizieller Erlaß des Generalsekretärs der Konföderation der Planetaren Liga. Die hier anwesenden Personen, welche sie als  Kygnie Melrose und ihre dazugehörige Gruppe mit Arbeitern und Wachpersonal ist eine in geheimen Auftrag operierende Einheit, welche ehemalige Kriegsverbrecher aufspüren und gefangen nehmen soll. Sie alle werden im Namen der Konföderation aufgefordert diesen Einsatz zu unterstützen. Bei der erfolgreichen Ergreifung eines gesuchten Kriegsverbrechers wird die Konföderation dem Planeten Hilfe in Finanzieller oder sonstiger Natur zukommen lassen. Im Namen der Konföderation. Ihr Generalsekretär Arthur W’At Nashem.“

Die Stille, die sich nach dem Erlöschen des Hologramms in der irisierenden Kuppel ausbreitete war fast greifbar. Bürgermeister Franklin brach das Schweigen schließlich, als er stammelte: „Das, … ich meine, Newman, … also der wollte doch schon vor einigen Jahren, mit seinem Überwachungswahn, …“

„Können wir uns ihrer Mitarbeit sicher sein, Bürgermeister?“ Kygnie Melrose hatte wieder ihre samtige Stimme eingesetzt, die mit ihrem engelsgleichen Gesicht und der zarten Figur einen jeden Mann zu Zusagen bringen würde, selbst wenn er es nicht wollte. Bürgermeister Franklin, die Stadträte und die Sicherheitskräfte überschlugen sich förmlich vor Höflichkeit, nur Greds Vater blickte skeptisch in die Runde.

„Was ist mit den Gefangenen?“ fragte er schließlich, als sich die allgemeine Beweihräucherung gelegt hatte.

„Die können sie mitnehmen. Sie haben keinen Wert für uns. Newman und seine Leute werden sich wahrscheinlich irgendwo einen Unterschlupf suchen. Das einzige, was sie machen müssen ist: Halten sie ihre Augen und Ohren offen und wenn sie Informationen haben, dann kontaktieren sie uns über diesen Hypersender.“ Kygnie Melrose brachte ein kleines flaches Gerät zum Vorschein und übergab es dem Bürgermeister. „Wir werden wieder abfliegen, und die Sache ist damit offiziell abgeschlossen. Kygnie Melrose vergibt in ihrer großzügigen Art der Stadt und den verwirrten Angreifern, und spendet ihnen sogar noch Geld für den Bau eines Krankenhauses. Das sollte die Bewohner der Stadt genügend beruhigen, was meinen sie?“

„Oh, glauben sie mir, wir werden unsere Leute schon gut bearbeiten. Sie werden den unglückseligen Zwischenfall bald vergessen haben.“

„Dann sind wir uns einig. Ich werde jetzt die Sicherheitskuppel deaktivieren. Danach werden wir über die Rückgabe der Gefangenen verhandeln und sie bekommen die Spende für das Krankenhaus. Tut mir leid, für das Schauspiel, aber für ihre Bewohner muß es sein.“

Die Bewohner waren in der Zeit, in der die Sicherheitskuppel aktiviert war zwar unruhig geworden, doch traute sich niemand etwas zu unternehmen. Als dann das Schauspiel über die Rückgabe und die Spendenaktion im wahrsten Sinn des Wortes über die Bühne gegangen waren, brandete ohrenbetäubender Jubel aus. Kygnie Melrose war innerhalb weniger Minuten in die Annalen der Stadt eingegangen.

Greds Vater wurde ins Innere des Schiffes begleitet. „Willst du wirklich hier bei ihr bleiben?“ fragte er Gred sorgenvoll.

„Ja, Vater. Hier habe ich gefunden, was ich gesucht und gewollt habe. Ich habe dich, seit dem Tod von Mutter noch nie um etwas gebeten. Diesmal aber möchte ich dich wirklich darum bitten hierbleiben zu dürfen.“

„Du wirst mir fehlen, mein Sohn. Wenn du willst, bringe ich dir noch deine Sachen, dann könnt ihr abfliegen.“

„Nicht nötig, Vater. Ich habe hier alles, was ich brauche. Laß meine Sachen wo sie sind, dann habe ich eine Möglichkeit wiederzukommen. Und laß meine Schwester schön grüßen. Sag ihr, es tut mir leid, daß ich es ihr nicht selber sagen konnte, aber ich werde es nachholen, sobald ich eine Möglichkeit habe.“

„In Ordnung, mein Sohn.“  Er nahm Gred noch einmal in seine Arme und Tränen stiegen in ihm hoch. Doch bevor es zu viel für ihn wurde, ließ er Gred wieder los und verließ das Schiff. Kurz vor dem Außenschott traf er noch einmal auf Kygnie Melrose.

„Passen sie mir bloß auf meine Jungen auf“, sagte er zu ihr. „Ich bin zwar Pazifist, aber wenn es sein muß, kann ich auch anders.“

„Machen sie sich keine Sorgen. Wir werden bestens auf ihn aufpassen. Er bekommt eine hervorragende Ausbildung, und muß sich um seine Zukunft keine Sorgen machen.“

„Das hoffe ich. Aber wenn er zurück will, lassen sie ihn gehen. Er ist noch ein Kind.“

„Sir, das Wohl unserer Mitarbeiter ist das wichtigste Gut, das wir haben.“

„Dann ist ja alles gesagt.“

Es dauerte noch einen halben Tag, bis die Bühne und die Zuschauerplätze abgebaut und alles wieder im Schiff verstaut war. Ein halber Tag, den Gred nicht zum Nachdenken kam, da er, so wie alle vom Schiff, mit anpacken mußte. Dann war die Zeit zum Abschied nehmen gekommen. Endlich würde er der unnatürlichen Stille Tarkos und einem scheinbar aussichtslosen Leben entkommen.

Ein letzes Mal blickte er auf den Raumhafen, die angrenzende Stadt und atmete die Luft des Planeten auf dem er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Kurze Zeit später waren alle auf ihren Posten. Gred verließ für eine lange Zeit Tarko und dessen seltsame Stille und seine Ausbildung begann. Viele kleinere und größere Einsätze, kamen in den nächsten Monaten und Jahren auf ihn zu. Sie schliffen sein Profil zu, vervollkommneten seine Fähigkeiten als Körperwandler und bildeten ihn als Undercover agent aus. Tarko war schon beinahe aus seinem Gedächtnis verschwunden, als sich eines Tages der Hypersender von Tarko meldete.

Zwei Stunden später war die Mannschaft zur Besprechung für den Einsatz auf Tarko in der Messe versammelt.

„Wir mußten zwar einige Jahre warten, aber es scheint sich gelohnt zu haben. Unser nächster Einsatz wird auf Tarko sein. Gred wird diesmal allerdings die Aktion alleine

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daEarl

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daEarl Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 22.05.2012 - 21:36 Uhr) Wow. Wirklich gut. Lesezeichen gesetzt und werde weiterlesen. Dann gibts nochmal einen längeren Kommentar zum Buch^^

lg
E:W



Oh, danke. Ich habe diese Geschichte schon ein paar Mal wo anders gepostet, doch keiner hatte Interesse daran. Ich freu mich auf konstruktive Kritik.

lg
daEarl
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EagleWriter Wow. Wirklich gut. Lesezeichen gesetzt und werde weiterlesen. Dann gibts nochmal einen längeren Kommentar zum Buch^^

lg
E:W

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