Romane & Erzählungen
Nach langer Zeit

 

Nach langer Zeit

Dem kalten Wetter in Deutschland sind wir entflohen. Wir sitzen im Flieger mit Kurs auf die Kanaren. Das sind unsere Flitterwochen. Acht Monate später, aber wir fliegen. Du bist im fünften Monat schwanger, hast ein kleines, rundes Bäuchlein. So süß!!!

Den Rest des ersten Tages verbringen wir mit Erkundung:

Wie ist das Hotel?

Wie ist das Zimmer?

Wie ist die Aussicht?

Wie weit ist es zum Strand?

Bevor wir diese Fragen nicht beantworten können, gehen wir nicht ins Bett.

 

 

Wie habe ich es vermisst, mit Dir im Arm einzuschlafen und den nächsten Tag genauso in Deinen Gefilden zu beginnen.

Monatelang waren wir wieder getrennt von einander. Du zu hause in Laupheim, dann bei Deinen Eltern am Ural. Ich in Usbekistan, an der Amu Darja.

In Badesachen gekleidet gehen wir an den Strand, sonnen uns.

Dann verbinde ich Dir die Augen und führe Dich bis zum Rand der Klippen, stelle mich hinter Dich, nehme Dir die Binde ab und deute in die Weiten des Meeres.

Es ist Abend.

 

 

 

 

 

Die Sonne taucht in die See und schmückt sie mit den wahrhaft schönsten Farben.

Du hörst das Rauschen des Meeres.

Du siehst wie die Wellen unter uns aufschlagen, an den steilen Klippen.

Du fühlst den warmen Wind vom Meer.

 

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, weißt Du,

dass meine Liebe zu Dir so schön ist,

wie das Eintauchen der Sonne in die See,

so unendlich weit wie das Meer,

so stark wie die Wellen und

so tief wie das Blau der See ist.

Sie wärmt Dich wie der warme Wind am Abend.

 

 

 

 

 

Du drehst Dich zu mir. In Deinen Augen glänzen Tränen, Tränen der Freude.

„Ich liebe Dich auch“, flüsterst Du mir ins Gesicht, küsst mich und wir verbleiben so,

bis auch der letzte Sonnenstrahl in der See verschwindet.

© by A.D. Laupheim, 04.2006